Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 02, 1910, Zweiter Theil, Image 11

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    —
1
l Mr Hilptejbebrikk non «
Itzztt sank-nagel.
No. 580. Wenn ich so reduhr den
ke an meine junge Jahre, was noch
gar nit so lang her is, un duhn es
mit die heutige Jugend lomspehrg
dann sin ich in die erjchte Lein sur
pteist un dann komme mich die Tiers
in die Auge. Jch sin auch e junges
Mebdche gewese un ich sin so r arig
gutguckig gewese. Jch hen sch’ ne roihe
Bäckelcher gehabt un mein Mund voll
Zäbn gehabt, die ware so weiß wie
mer se neu nit schöner in den Drei
gutts Siohr iause lann. Augekcher
hen ich gehabt, die den so lustig in die
Welt gegucki, daß jedes wo ich ange
gucki den« geschmeiit ben. Un dinze
den ich tönne, bei Galle, die Feuersch,
wo ich mit dant ben, die hen im
mer gesagt, e brauchte ieine Aengschi
Zu ben. daß se mich aus die Fieß skep
pe dehie, biiahs ich hätt ja ar ieine
Fieß, ich deht nur in die Lusit schwe
be. Seil sin oss Kodrs Flätteries ge
wese, awwer wenn mer so e junges
Mehdche is, dann gleicht mer so ebbes
zu höre. Awwer was hat mich das all
for gut gedadni Wenn die Turnersch
cdder die Singersch en Buhl gehabt
den« dann sin mer immer gange un
wenn ich sage «mir" dann meint das
die alte Leit un mich. Die Msa hat
mit ihre Freunde in die Hahl gesosse
un hat mich gewatscht un wenn der
Däd nit grad in den Bahrruhm dissie
geweie is, dann bat er auch dabei ge
sosse un ei tell jub, was die nit ge
sehn her-» das war nit werth Weil.
Wenn en Dani iwwer war, dann hen
ich immer zu die alte Leut reduer ge
mußt un dann is das D.iuniai)le los
gange. »Liziie, hat es geheiße, du
deriit dich nit so tlohs von die Fel
ierichhalte lasse; weißt du nit, daß da
bei dei Dteß geipeult werd un biieids
das dubt es auch nit dieseni gucke«
Odden »Li·jzie, es is nit recht, daß
du immer den Feller so in die Auge
gucke dulxstt guci liewer unner dich,
sor daß dich seiner dei Dreß abtretel
dukzi:« odder: «L«iizie. du mußt dich
nit so sesi an die Fellerich häner die
Vieheis mache Riemartg twwer dich-;
odder «Lizzie, bei den Danke duht mer
nit immer wifchpere un ichrneile. so
ebbes schickt sich nit-" Och, ich tin oft
so mähd gewese, daß ich driwwer ae
areint hen. Es is ja gut genug, als-·
e Ruhl duht mer um so en Feller wo
mit einem danze duht nit viel aewwe;
awwer dieselwe Zeit bat es doch ganz
verdollt neise un diesente Feuersch.
wo mer aleicht un wo mer gern mit
tahte un schmeiie duhtx awrver da war
nit dran zu denie. Wenn der Buhl
ixrwer war, dann hat mer schön mit
die alte Leut heim get-n müsse, mitauö
daß mer nur e Ischsehns gehabt hat«
seine Freinde autbei zu sage. Ckg hat
so viele Nuhls gehabt. Ewwer alles was
sich nit paßt un nit ichickt un nit neis
un nit diesent is, daß mer sich noch nit
cmal getraut hat sei Not-s zu weide.
aus tatster Anast, das; das auch nit
diesent is un dasj mer damit jemand
uii den Fuß trete könnt.
Mister Edithor, plies duhn Se sich
doch mai-in Jhre Freundschaft be
frage, ich meine eipeschellie in Flimmil
ties wo Mekdercher sin, ob es hier auch
so strickte Nuhls hat un ob sich die
junge Mehdercher auch so in acht new
me miijsel Sie wer’n aussinne, dass
jedes driwroer lache werd. No, ich
jage, die junge Mehdercher in dieses
hier Kontrie, die hen die grösste Zeit
un ich duhn nur wiiche, ich wär schon
in mein verzehntes Jahr nach dieses
Lantrie tomme, dann hätt ich e an,
nere Zeit gehabt, wie in die alte Kon
triex awwer in ein Weg hätt ich ei
annerschter gemacht wie die junge
Mehderchee hierzuland: ch wär nit
so verdollt srech un säsig zu meine
alte Leut gen-ein Bei Gatte, den an
nere Dng den ich edbes gehört, das hat
mich zu denksaewswr. E Lehdie hat
ihre Dochten so e junge Person von
ebaut siwwezehn Jahr, daunzetahlt,
bitabs se ii sechs mal in die Woch zu
Parties aewese un is erscht nach zwölf
Uhr heim komme; dann hat se sich noch
sor ehaut e halwe Stand mit en inn
ge Feller an die Geht gestellt un wie
er endlich satt is, hat er sie auch noch
en Kiß gewwr. Die Lehdie hat ges
iaat, so ebbei wär nit diesent un mit
annere Worte, se sollt sich schäme. Da
hätte Se awwer emal ehhes hörekfob
le. Die junge Schnattnoi hat gesagt
das wär niemand sei Biß-te un se
deht Niemand ertauwe, da er sie
Vorschriste mache deht. Se wißt,
was te zu duhn hätt, un wenn en jun
ger Mann e Lehdiecgeim springe deht,
dann wiir ei nit m r wie recht, daß
mer das epprieschiehte deht. so viel»
Bildung hätt sie auch; den Weg debts
es alle junge Lehdies krieche un wennl
die Piebels in die alte Kontrie so we: s
nig Bildung hätte, daß se so ebbes als
unoiesent hinstelle dehte, dann sollte les
noch emal in die Schul gehn wo se
auch Männers beigebracht kriege reiste
Mee könnt doch so en junge Feller nit
en Niclel schenke sor sein Trubel.
Wenn die Ma awwer ihren Weg nit
gleiche dedi, dann sollt sie es nur sage,
sie könnt sich ja e anneres Bohrdings
haus suche un sie deht genug Geld
mache sor daß se sich alleins suppohrte
tönnt.« Da hat die alte Leddie ge
greint. Well. Mister Edithor, ich
hätt nit gegreint, awwer ich hätt mich
en Brudmstick geholt un hätt die junge
Leddie irr-wer niei Nie gelegt un hätt
sie meine Qpinien aus den gute, altes
historische Maß in so en lliere un»
leicht verständliche Weg beigebracht,
daß se sich sor vier Woche nit aus en
nadierliche Weg hätt setze könne. Mi-»
ster Edit-hor, denke Se emal driwwer
nach. was ich Jhne heut verzählt hab
un wenn ich aus den Weg sin, dann
sage Sie es mich. Mit beste Niegards
Yours
Lizzie hansstengel
Amt-.
Herr: »Sie tadeln die Geld-heira
then, gnädige Frau. Aber man braucht
doch zum Fleiich etwas Saure!«
Dame: »Ja, ja, aber die Herren
wollen die Sauce immer gleich mit
Lösseln essen!«
see-plappert
Dame: »O, ein Jäger ist mir et
was Entsehlichesl Wie tann man ein
Vergnügen darin finden, so unschul
dige Thiere zu quälen!«
Sonntagsjiiger: »Ja, ich !iinnt’s
auch nicht!'«
Ins Stammbuch.
Denk im Glück und denk im Leid:
Es hat alles seine Zeit.
Fortschritt
·A.: «Sog mal, « reund« hast Du
dein neues TösssTös schon vollstän
dig in der Gewalt?«
B.: »Ein lolossal sortgeschrittenl
Fahre jetzt die Leute schon um, ohne
selbst Schaden zu nehmen.«'
Fortschritt
»Na, Karlchem macht Deine Schwe
ster schon Fortschritte in ihren Musik
stunden?«
»Ja, Papa hat gestern zum ersten
mal die Watte aus den Ohren genom
men.«
Selbstbewußt.
»Wie ich höre, haben Sie eine wich
tige Entdeckung gemacht, herr Profes
sor?«
«Eine Entdeckung« die ich mache, ist
immer wichtig!«
Im Gebirge.
Wirth: »Das schöne Wetter wird
längere Zeit anhalten; wenn Sie gleich
mit dem Betgsteigen beginnen wollen,
werde ich einen Führer besorgen.«
Fremder: »Ein net so, die G’
schicht’, —- ioissen S’, ich will mich erst
noch und nach an die großen Berge ge
wöhnen; die ersten acht Tag' steiq’ ich
blos aus Jhren schönen Bierteller!«
Im Strud.
»Hei sich Ihre Tochter in Atlnntic
City verlobt?«
»Nein, alles ist wieder im Sand
verlaufen.«
Furt-ebner Verdacht
Eulalio Tals aus der Nachbar-woh
nung ein Nöcheln dringt): »So höre
doch nur, Vater!...Alg ob sich Je
mand das Leben genommen hätte!« »
»Miidel! hast Du etwa wieder die
Gnadenarie gesungen?!«
Junger Ehemann Maiqe Tage nach
ver Oochzei in feiste»3tas«nmkttespe kom
mend« « kam Ima- Ich denn mein
Stammqlas nicht« Resi?«
Kellnecim »Das hat Ihre Frau Ge
mahlin bereits abholen lasseat«
»Mensch- Menschl Hör seliger Großva
ter hatte pie ganz-»Den bereist und Sie
können mir m t einmal sagen, wie der
Nordpol ausiie it«
sp«omyiidst okgichfesipkkkxthk
auf dem Ozean.
Sechs Uhr Morgens auf einem der
Mächtigen Dampfer mitten im At
lantischen Ozean. Wir nähern uns
dem Aeauator und sind ungefähr
gleich weit von der Neger-Nepublit
Liberin wie von der sbrasilianischen
Ostspine entfernt. Da tlopft ein
Steward an mein Fenster und weckt
mich aus dem Schlaf. »Eine Depesche.
heut« Jm ersten Augenblick denke ich
an einen schlechten Scherz meiner
Schiffsgefährtem Doch die Depesche
zeigt den Ausdruck Gesellschaft fiir
drahtlose Telegraphie, System Tele
funten, Berlin. Aufgabeort: Nio Ja
.neiro, empfangen über den Dampfer
OrtegaL Der Jnhalt ist eine Einla
dung seitens eines brasilianischen
Freundes, während des Aufenthalts
unseres Dampsers im Hasen von Rio
Lei ihm abzusteigen.
Die Sache war also in Richtigkeit;
wenn man so plählich aus seinemMor
genschlaf gerissen wird, denkt man
nicht gleich an Pros.Slabh, Dr.Braun,
die A· E. G» Siemens-Schuckert, Sie
mensihalst Sie haben zusammen
den Jnternationalen Telesunten-Be
trieb, mit dem Sid in Berlin, gegrün
det und auch schon auf den südameri
ianischen Dampserlinien eingeführt
Auf den nordamerikanischen funktio
niert er schon seit einer Reihe von Jah
ren, und die drahtlose Telegraphie hat
sich so vorzüglich bewährt, daß heute
beinahe gar keine Dampfer mehr ge
baut werden, die nicht oben auf dem
Kommandeeck eine Telefunkensta
tion desäfien Von außen sieht man
davon nichts weiter als ein paar-Dräh
te, die in horizontalcr Richtung von
Mastspitze zu Mastsvitze laufen und
JsoliersVorrichtungen tragen
Von diesen Drähten läuft eine Lei
tung in die kleine Kabine, wo die Ap
parate ausgestellt sind, ähnlich wie in
einer gewöhnlichen Telegraphen-Sta
tion. Der Beamte sitzt an seinemTisch
und drückt auf seinem Ticker die Buch
staben des Morse-St)stems. Diese
wandern, vom elektrischen Strom wei
ter befördert, durch die Luft nach allen
Richtungen der Windrose, und passiert
gerade innerhalb eines Umkreises von
mehreren hundert Meilen ein anderer
Dampser, so wird der Telegrnphist
nus diesem die Depesche auffangen tön
n(n. Natürlich auch in den Tekesuns
ken-Stationen, die an den Küsten der
verschiedenen Länder eingerichtet wor
oen find und in immer großerer Zahl
neu eingerichtet werden. Das Meer
hat seine Schrecken verloren. Man ist
nicht mehr einsam auf den ungeheuren
Wasserwüsten des Erdballs. Man
seht in Verbindung mit den anderen
Schiffen, die, unsichtbar, auf weiten
Entfernungen die Meere durchtreuzen,
und passiert ein Unglück-fall, Schiff
bruch, Feuer, Explosion, so braucht der
Telearaphist auf seinem Apparat nur
die Buchstaben des Nothsignals S O ;
S zu tippen Mach dein Marconi I
System C. Q. D» Come quick, Di J
stieß.) Die anderen Dampfer hören es i
nnd können Hilfe bringen. Auch dies
Passagiere sind nicht mehr aus dein
Zusammenhang skiit der festen Erde,
mit ihren Familien, ihren Geschäften
gerissen, wenn sie große Seereisen un
ternrhmen. Auf jeder Reise, die die
Dampser, der Hanibiirg-Aineiika-Li
nie z. B» zwische Europa und Argen
tinien, unternehmen, werden zwischen
3 und 400 Depeschen aufgenommen,
ebenfoviele abaefandt, und dieser Tele
funtensVertehr ist in rascher Zunah
nie begriffen.
Natürlich können sich die vielen
Frachtdampser, dir Getreide, Kohlen,
tcrze von einem Kontinent zum ande
ren befördern, nicht den Luxus eines
eiaenen TelegraphenBeamten erlauben.
So weiden denn auf ihnen nur die
Stationen eingerichtet und dieSchiffz
offiziere durch eigene Reiseinstrutto
ren während der Fahrt iin Telefunten
diensi unterrichtet.
Der Telesunten - Apparat saat
den Schiffen, auch wenn sie nicht
sichtbar sind, welche Gefahren ihnen
drohen. Nebel und Entfernung spie
len dabei gar teine Rolle. Ob Nebel,
Regen oder trockenes Wetter-, der Tele
fnnle funktioniert immer. Gewitter
stören wohl, aber unterbrechen den
Dienst nicht. Und wenn auch die ae
wöhnliche Entfernung für den Tele
fixntcndienst auf dein Ozean ein paar
hundert Meilen nicht übersteigt, so hat
man doch schon aus 2500 M ilen Ent
ferisung gesprochen. Die rahtlosen
Depeschen des Nordd. Mond-Damp
fers Meist der Ostasienfahrt wurden
sogar auf 3400 Meilen Entfernung
abgenommen.
Gebirge haben auf die Ueber-tritt
lnng von drahtlosen Depeschen keinen
hindernden Einfluß. Das beste Bei
fpiel lieferte vor kurzem ein Dampfer
der Deutschen Telefunlengefellschaft in
Valpnraiso. Die Chilenen hatten bis
her nur das SystemMarconi. das auch
iu Italien und England eingeführt ist.
Der deutsche Telefunlendampfer wurde
nach Valparniso gesandt, um der chile
nischen Regierung die Vortheile des
deutschen Systems vor Augen zu füh
ten, und es gelang ihm, Deveschen vom
Stillen Ozean nach der Küste des At
lautischen Ozeans, nach Buenos Aires
iLber die mehrere tausend Fuß hohe
cindentette zu senden! —- Jn Argenti
nien, Brasilien und Uruguah ist das
deutsche System zur Einführung ge
lou:1nen, und eben wurden in Prass
iien eine Reihe deutscher Stationen ge
baut, fiir die natürlich die A. E. G.
in Berlin, Siemens - Schuckert unds
Sieniens u. Halste das erforderlichet
Material liefern. Selbst in Marollal
haben die Franzosen schon in Mogador
und Casablanca Stationen gebaut,
freilich nach dem von ihnen verwende
ten Marconisystem, aber sie haben sich
wenigstens mit den Deutschen zum ge
arnseitigen Dedeschenaustausch durch
ein internationales Abiomrnen geei
nigt. Spanien und Portugal, fiir den
Dampferdienft mit Südamerita vons
so großer Wichtigkeit, haben leider bis- s
her noch keine Stationen gebaut.
Die englischen und italienischen
Dampfer, die ausschließlich Marconi-’
stationen an Bord haben, sind dem in
ternationalen Abtommen zum Depe
fckenaustausch bedauernswerthertveise
nicht beigetreten. Wohl haben sie sich
dazu bequemt, in ureigenem Interesse,
Tepeschen für ihre Passagiere aufzu
nehmen und an fremde Schiffe weiter
zugeben, aber sie verweigern es noch
immer. Depeschen von fremden Schif
fen nach dem Festland oonEuropa und
Amerita zu vermitteln·
Für diese Zwecke haben sich nun die
deutschen, französischen und holländi
schen Schiffe qeeinigt. Sie überneh
men Depeschen auf hober See, geben
fie an’Tetefunienstatianen weiter, oder
lassen sie bei der Ankunft in Hafen, die
keine solchen Stationen besitzen, durch
He qetnöbnlicheu Teleqraphenämter
nach ihrem Bestimmungsort tveitertele
qraphiereiu Die Gebiihren werden
dann gegenseitig verrechnet. Von
Schiff zu Schiff tostek beispielsweise
jedes Wort 1222 Cents, dann vom
nächsten Hafen, also Lissabon, über
land noch fix Gent-J, zusammen 19
Tkents das Wort.
Um den Telefunlenbeamten an
Bord der reguliiren Ozeandampfer den
Dienst zu erleichtern und ihn sicherer
Zu gestalten, wird an dein Hauptsitz
der Gesellschaft in Berlin siir je ein
Vierteljahr ein eigener Schifsstalender
ausgearbeitet. Er bezeichnet bei
spielsweise siir den Südameritadienst
aus einer Art Seekarte jedes Schiff,
das von einem europäischen nach einem
siidameritnnischen Hafen läuft, mit
seinen Zwischenbiisen und seinem
Kurs. durch schwarze Linien angedeu
tet, nebst den Jahrestagen, an welchen
sie sich an bestimmten Punkten ihrer
Fahrt befinden werden. Auf dersel
ben Karte sind ebenso alle auf der
Niicksabrt von südameriianischen Hä
fcn befindlichen Schiffe verzeichnet,
nber durch Linien, welche die ersten
treuzen. So weiß jeder Darnpfer,
ter beispielsweise von Europa nach
Ziidarnerila läuft, welcher entgegen
tommende Dampfer sich an jedem ein
zelnen Tage in feiner Nähe befinden
wird, nnd soll eine Depesche aufgege
ben werden. so ruft er den betreffenden
Dampfer mittels TeleMnapparntes
nn. Dazu dient ein eigenes Telesun
lenbucb, in welchem jeder in Frage
kommende Dumpser mit bestimmten
Buchstaben als-«- Anrusgzeichen ange
siihrt ist.
Als mein Mastsrennd in Rio Janei
ro erfuhr, daß ich mit dem Darnpfer
König Friedrich August von Europa
abreisen wiirde, gab er seine Depesche
dem gerade von Rio Janeiro abfuhren
den Dampfer Cap Ortegal mit. Der
Telesuntenbeamte dieses Dampsers
sah auf seirter«3-chifsslnrte, dass er dem
König Friedrich August am 31. Mai
begegnen oder wenigstens in seiner
Nähe vorbeifahren würde. Am Bl.
Mai morgens tippte er daher aus sei
nem Apparat die Buchstaben des Rus
zeichens meine-J Dampser5. Damit
die Beamten nickt den ganzen lieben
langen Tag in ihren kleinen Telegra-«
pbentiimnterchen zu sitzen brauchen,
haben sie eg so eingerichtet, das; sie bei
jedemStundenwechsel nach Gjreenmich·
seit sich gegenseitig besragcn, ob es
Depeschen gäbe. So fas; auch unser
Telegrapbist in seinem Kämmerchen,
hiirte das Klislen seines leparats, sein
Ruszeichen, und nahm die sur mich be
stimmte Depesche auf.
Eine halbe Stunde später war ich
In seinem Kiiuuuerchem um meine
Antroorttzdepesche aufzugeben. Er
legte mir die Telepbomnuscheln an die
Ohren, damit ich mich selbst überzeu
gen konnte, wie deutlich die Zeichen
durch dirs unsichtbare Fluidurn, das
durch die Liiste auf unendliche Ent
fernungen läuft, übertragen werden,
tippte ein paar mal auf seinenAppa
rat, und richtig iarn die Antwort zu
rück, lange und kurze Zeichen, zusam
mengestellt - —. Wort Guten Morgen!
bedeutend. Meine Depesche bleibt nun
im Telegraphenbureau unseres Damp
fers liegen, bis wir nach drei Tagen
in die Nähe von Babia gelangen.
Dort liegt dann, wie tie Schissstarte
uns zeigte, der Dampfer Habsburg im
Hasen. Meine Depesche wird durch
den Telefunlen dem Habsburg gege
ben. nnd dieser befördert sie durch den
Landtelegraphen weiter nach Rio Ja
ueiro.
i
So ist die Welt durch die Erfin
dung des Professor Hertz in gegensei
tigen Vetteln- aebeacht morden, wo
immer man sich befinden möqe. Schon
richten die Franzosen einen drahtlosen
Telegraphenveklebt von Paris durch
die Sahata nach dem fagenhaften
Timbuttu ein: die Südseeinfeln, die
fernen Kakolinen und Marianen be
dürfen des Kabels nicht mehr, um mit
der Außenwelt in unmittelbaren Bek
teht zu treten, Telegeaphendrähte und
Kabel haben in unserer erfindungsteii
chen Zeit ihre Rolle ausgespielt
« Ernst von HessesWattegg.
l
Salz und Zucker-.
Salz und Zucker spielen im Orga
nismus des Menschen eine gewichtige
Rolle. Sie sind zu seiner Existenz un
bedingt nothwendig. Salz- und zacker
haltige Elemente haben daher von An
beginn in der Ernährung des Men
schen eine große Rolle gespielt. Frei
lich die Formen, in denen wir heute
Salz und Zucker in reiner Gestalt zu
uns nehmen, haben sich erst ganz all
mählich herausgebildet.
Zunächst mag es wohl der Geschmack
gewesen sein, der das Salz dem Men
schen werthooll machte und es schon in
der ältesten Zeit als Tanschobjett er
scheinen läßt. Dazu lam noch seine
Eigenschaft als KonseroierungsmitteL
besonders siir Fleisch und Fische, und
bald seine Verwendung zu allerlei ge
werblichen Zwecken. So spricht sich
die immer größere Verwendung und
die völlige Unentbehrlichkeit des Sal
zes in zahlreichen Symbolen und Ge
brauchen aus, die bis in das graue Al
tertum zurückreichen. Homer spricht
svon dem »heiligen Salz«, und dem
Römer galt ein silbernes Salzsaß als
das heili e Familienbermiichtnis der
Ahnen. Salz wurde den Opfergaben
zugesetztx mit Salz wurde bei den Js
raeliten der Neugeborene eingerieben,
sum ihm eine höhere Reinheit zu geben.
"Schon bei den Griechen erscheint das
Salz als das Bild der Freundschaft,
und noch heute wird bei den Slawen
dem Gaste Salz und Brot, häufig in
tostbarer Schale, als Zeichen der Gast
sreundschast überreicht.
---.
Aber auch die Liebe wirv mit dem
Salz in Verbindung gebracht; einen
verliebten Menschen nannte man Sa
jlak, und wenn die verliebte Köchin die
iSuvpe versalzte, so geht auch dies aus
den Glauben zurück, daß der Verliebte
»dem Salze eine besondere Sympathie
entgegen bringt. Das zum Leben so
TnothwendigeSalz galt auch als beson
dere Kostbarkeit, als belebendes und
beseelendes Element. Die Jünger hei
ßen in der Bibel: das Salz der Erde;
im Märchen sagt die Königstochter:
Jch hab dich ’so rieb wie vss Salz; die
andalusische Sprache bezeichnet sogar
ein recht liebens«wiirdiges, anmuthiges
Mädchen als Salzsaß der Liebe. Zum
Symbol der Zerstörung oder der Un
sruchtbarkeit wurde das Salz dagegen
dadurch, daß aus den Salzsteppen jede
Fruchtbarkeit der Natur aufhört.
Schon im Buch der Richter läßt Abi
melech die von ihm eingenommene
Stadt Sichem mit Salz bestreuen,
und ebenso ließ Friedrich Barbarossa
im Jahre 1162 auf die Straßen des
von ihm zerstörten Mailands Salz
schütten.
Während die Verwendung des Sal
zes in der Küche uralt ist, ist die des
Zuckers weit jüngeren Datums. Die
Alten kannten überhaupt keinen Zucker
in der heutigen Gestalt, sondern nur
einen Süßstoss, der aus Honig ge
wonnen wurde. Daher kommt in sriis
hester Zeit die Verehrung der Bienen.
Jni Altertum scheint es iich jedoch
stets um wilden Honig gehandelt zu
haben, denn die Zucht der Bienen in
Bienenstöcken wird erst um die Zeit
von Christi Geburt erwähnt. Der
Süßstofs des Honigs ist ein Gemisch
aus zwei Zuckerarten, dem Trauben
zucker und dem sogenannten Frucht
zucker. Der von ihnen verschiedene so
genannte Rohr: und Rübenzucker, der
heute die größte Verbreitung besitzt,
liat eine viel stärkere siißende Eigen
schast.
Die Heimath des aus dem Zuckerrohr
gewonnenen Rohrzuckers ist Indien,
wo noch heute eine Stadt in Bengalen
Gur, d· h. Zuckerstadt, heißt. Nach
dem man bald gelernt hatte, aus dem
sicfzen Saft des Rohres den festen
Zucker herzustellen, verbreitete sich der
Anbau des Zuckerrohrs und die Ge
winnung des Zuckerg über ganz Zen
tralasien. Die Namen Zuckerbrot und
Zuckerhut erinnern noch heute daran,
daß die Orientalen den einaedickten
Saft in flache, brotartige Gefäße aus
gossen, während diese Gefäße bei den
Bersern wie ihre eigenthümlichen spitzen
Hüte augsahen Jin 9. Jahrhundert
n. Chr. ist der Zucker bei den Persern
bekannt und wird, hauptsächlich zu
medizinischen Zwecken, in sogenannten
Apotheten hergestelt. Zunächst bedeu
tet das griechische Wort Apotheke nur
einen Speicher; eine Apotheke im heu
tigen Sinne und zwar in Verbindung
mit einem Krankenhaus wird zum
erstenmal im Jahre 754 in Gandisa
pur erwähnt. Das Zuckerrohr wurde
dann von den Arabern nach Sizilien
und Spanien, später durch die Portu
giesen nach den Kanaeischen Inseln,
durch Kolumbus nach den Antillen
und von dort 1582 nach Brasilien ge
bracht. Der Zucker aber wurde durch
das ganze Mittelalter hin, von dem
Levantehandel, vornehmlich über Ve
nedig, in den niitteleuropäischen Län
dern verbreitet. Als eine köstliche
Speise galt dieser Zucker: er wurde
in Deutschland im 16. Jahrhundert
ftark gebraucht. »Ohne Zucker wird
fast nichts mehr verzehrt,« berichtet
Percirollus in einem 1602 erschiene
nen Werte. »Zucker kommt an die
Kuchen, Zucker in den Wein: statt
Wasser trinkt man Zuckerwasser;
Fleisch, Fische und Bier bereitet man
mit Zucker. Kurz, man gebraucht
Salz nicht mehr häufiger als Zucker."
Neben dem Rohrzucker vermochte
sich lein anderer aus süßen Pflanzen
siiften gewonnener Zucker, weder der
Palm-, Ahorn-, noch Maiszucker, den
Weltmartt zu erobern. Dies gelang
erst dem aus dem Satt der Runkelrsbe
bereiteten Zucker-. Schon 1747 hatte
sder Berliner Chemiter Marggras die
sen Rübenzucket dargestellt, aber erst
»1802 legte ein anderer Berliner Che
miier, Achard, die erste Runkelriibeni
zuckersabrit zu Kunern in Schlesien
an. Dieser Rübenzucker war zunächst
sehr verachtet; man fand ihn schlecht
schmeckend und gesundheitsschädlich,
erst als die von Napoleon durchge
sührte Kontinentalsperre den Jmport
von Rohrzucker fast völlig verhinderte,
sing man an, sich mit dem Rübenzucker
zu besteunden.
Die Massage.
Die Massage ist uralt. Die Chine
sen dürften die Massage schon 3000
Jahre vor Christus gekannt haben.
Auch bei den indischen Brahmanen und
bei den äghptischen Priestern war ein
großer Teil dessen, was bei uns neu
ist, vor Jahrtausenden in Gebrauch,
vor allem viele Manipulationen der
Massage. Von Jndien mag die Kunde
nach Griechenland gekommen sein, wo
Ocrodikus zuerst versuchte, Römerhe
wegungen als Heilmittel in ein Sh
stem zu bringen. Es ging ihm, wie es
oft den Vätern guter Jdeen ging; er
überschäßte deren Tragweite und ver
fiel, ganz so wie später Ling, in sinn
lose Uebertreibungem Sein Schüler
Hippokrates aber sichtete mit kriti
schem Sinn die neue Lehre und schied,
was Werth hatte, von dem, was roher
Empirisrnus und Illusion war. Eben
srgut wie Hippokrates und anderen
griechischen Aerzten war die Ghmna
stil, einsch ießlich der Massage, als
Heilmittel auch den römischen Aerzten
bekannt. Asklepiades, ein berühmter
Praktiker in Rom zu Zeiten Ciceros,
übrigens der erste, der die Eröffnung
der Lustwege vorgenommen hat, stand
schon auf dem Standpunkte, den dte
spätere Medizin einnahm. Jnteressant
sind auch die Schilderungen der Mas
sage bei der Kultur gänzlich entrückten
Völkern, wie wir sie aus Reiseberich
ten erfahren. All’ diese üben instinkt
mäßig die Massage in gewissem Sinne
aus. Auf der Jnsel Tonga ist es —
nach Berichten der Gazette des Hori
taur 1839 —- Brauch gewesen, Leute,
die vom Gehen oder sonst durch Arbeit
ermüdet waren, zu massieren; man
ließ auch wohl drei bis vier kleine
stinder auf tem Körper des am Boden
atts·.iestreckten müdeu Mannes herum
strampeln. gewiß die primitivste Art
Les Zinetens Auch als schmerzstillen
des Mittel, zum Beispiel bei Kopf
schmerzen, kannte man dort die Mas
sage. Forster erzählt in der Reise des
stapitäns Cook, daß man ihn uns
seine Reisegenossen auf Tahiti mast
siirte, um sie zu ersrischen, nnd daß
thatsächlich die Müdigkeit verschwand.
Oreibaiios l360 n. Chr.) schrieb übri
gens schon, daß man vermittelst der
Massage einen Muskel, der durch Ar
beit ermüdet ist, wieder leistungsfähig
machen, das heißt erfrischen kann, —
einsach durch Wegschaffung der Er
müdungsprodutte — infolge der be
trirkten Durchspülung die neuen
Rährstoff zuführt und die unbrauch
baren Säfte rascher entfernt. Es be
weist dies, wie sehr Dr· Zander be
rechtigt war, die Massage als einen
Reinigungsprozeß zu bezeichnen; da
gegen beweist es durchaus nicht, was
die Masseure mit Vorliebe behaup
ten: »Die Massaae störte den Mus
lel.« Arbeit stärkt bekanntlich die
««JJiuslelu; und an müde gearbeiteten
Muskeln hat Pros. Zablirdowskh er
perimentiert, um zu zeigen, daß sie,
neun massiert, sich schneller als durch
Ruhe erholen, sogar mehr Arbeit lei
sten als zuvor. Um zu beweisen, daß
Usassage den Muskel stärkt, müßte
man nicht den durch 840 Hebungen
müde geirlseiteten Arm massieren, um
sich zu überzeugen. daß er nachher
neuerdings sogar 1100 Hebungen aus
siibren kann, sondern man müßte das
Experiment machen, ob ein Arm, des
sen marimale Leistungsfähigkeit man
durch wiederholte, zu verschiedenen
Zeiten angestellte Versuche im Mittel
notiert hat« bei einer ebensolchen Reihe
von Versuchen, denen Massierung der
lMuskel vorausgegangen ist, größere
Muslelkraft zeigt.
—
Tasch.
Der Assessor von Stillwitz ist in den
sConcertfälen mit einem andern .....
Kavalier zufammengerathen, und es
tommt im Laufe des Streites zu THEA
lichieiten. Als die beiden Kampfhähm
getrennt werden, richtet sich der Herr
Assessor zu seiner ganzen imponiren
den Höhe auf Und fchnarrt: ,,Uebrigen«;t
lfinch Oie in meinen Augen ein tum
pletter Lump, und wenn Sie ein Eh
renmann find, werden Sie wissen, was
Sie zu thun haben.«
Ein Menschenkenner.
Dem Professor Spundus war ein
werthvoller Luxushunv abhanden ge
kommen. Er erließ in lder Zeitung
eine Anzeige, in der es zum Schluß
hieß: »Das Thier hat eigentlich tei
nen Werth; auch nicht für den recht
mäßigen Besitzer, es ist aber zu wis
senschaftlichen Zwecken mit verschiede
nen starken Giften geimpft worden.
Da der Hund sehr zutraulich ist, wird
dringend davor gewarnt, sich von ihm
lecken zu lassen. «
Am nächsten Tage war der »Flocki«
wieder da.
Jede Tracht hat ihre Berechtigung,
die N i e d e r tracht allein hat sie
nicht.