Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 26, 1910, Zweiter Theil, Image 14

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    . S OO OO « v A i
g Haben und Druben Z
F
(11. Fortsetzung-)
Joh- Dorft nahen in einein billigen
aRerttanischen Quardingbause Woh
nung, denn er hatte es fich zum Geseh
gemacht, vorderhand möglichst wenig
, mit Landsleuten zu verkehren und je
de Selegendeit wahrzunehmen feine
rtigteit int Gebrauch der englischen
prache nach M« Iickteit sich zu er
halten nnd zu bFeftkgen Usnd nun
begann wieder wie einst in New ort
die Jagd nach einer Anstellung rei
lich hatte er diesmal den Bortbeil
voraus, daß sich its-m nun vermöge
seiner Kenntniß der Verhiittnisse und
»der Landestprache ein viel größeres
Feld der Bethätigung bot.
Es waren noch nicht acht Tage ver
gangen, als es ihm gelungen war,
eine Anstellung als Kollettvr bei ei
nem Arzt zu erhalten, ein Beruf, der
ihm vollständig neu war, da man isbn
im alten Vaterlande überhaupt nicht
kannte. Seine Aufgabe war es, die
Geschäftsbücher des vielbeschäftigten
Arztes zu führen, die Rechnungen
auszufchreiben und die Beträge in
den Familien einzuziehen Zustats
ten Xam es ihm, daß er im Stande
war, eine Kaution zu stellen. Freilich
anstatt der hundert "Dvllar. die er zur
Sicherheit bei seinem neuen Brvtberrn
depvnirte, hätte er eigentlich fünf
hundert als Kautivn hinterlegen fol:
len, aber da er von allen Bewerbern
um den Posten die besten Manieren
Hatte und den vertrauenswürdigxten
Eindruck machte, so hatte der rzt
über diesen Mangel hinweggeieben
Der ehemalige deutsche Offiziee fühlte
fech sehr wobl in seiner neuen Stel
lung; denn der Arzt war ein seinige
bildeter, freundlicher herr, ver mit
ihm auf völlig gleichem gesellschaftli
chen Fuß verkehrte und ihm bald vol
tes Vertrauen schenkte. Auch ver
größte Theil der Klienten. die es zu
besuchen hatte, gehörten den gebilde
ten Stauden an, und nur selten zeig
te man ihm unsreunvliche Mienen oder
wies ihm gar barsch die Thür, wenn
er die Rechnungen präsentirte. Da
seine Thätigteit als Kollettor ni t
seine gan e Zeit in Anspruch nahm, a
ssah er fra- nach einer passenden Neben
heschästigung um. Ein Zufall ver
schasste ihm eine solche, die ihm nicht
mir eine angenehme war, sondern die
sich auch als recht lohnend erwies.
Eine ameritanische Dame, die ihm
wohl an seiner Aussprache den Deut
schen angrmertt und zugleich an sei
nem ganzen Auftreten den gebildeten
Mann erkannt hatte, fragte ihn. ob
lernicht geneigt sei, ihre Kinder in
·«dertdeutschen Sprache zu unterrichten.
Zwar wollte er in seiner Zaghastig
teit und Beschehenheit den Antrag zu
rückweisen, indem er offenherzig ge
stand, daß er noch nie in feinem Le
ben unterrichtet habe, aber die Dame
redete ihm selbst freundlich zu. ,·Sie
sind gewiß noch nicht lanqe im Lan
5de«, sagte sie freundlich, »so-ist wüß
ten Sie, daß ein Ameritaner niensalg
ein Anerbieten our ein Amt zurück
weist, in den-. Bedenken, er besäße
nicht die Fähigkeiten dazu. Heute
Advotat oder Farmer, morgen Prä
sident. Was man noch nicht kann,
das lernt man eben. Versuchen Sie
nur, und wir werden sehen!«
—
W wurde Um Der enenuuae pu
farenlieutenant Lehrer. Er letzte fein
bestes Können ein, und da ec- ihm aes
lang, sich das Vertrauen und die Lie
be seiner Schüler, zweier intelligen
ter, leicht auffnffender Knaben, zu
erwerben, so blieb der Erfolg nicht
aus. Die Dame empfahl ihn wei
ster, und da ihn auch fein Brotgeher
»in den Bemühungen neue Schüler zu
erlangen, liebenswürviq unterftiitzte,
lfo übertrafen seine Einnahmen aus
dem Unterricht, der ihm pro Stunde
einen Dollar eintrug, bald feine Ein
.; .kiinfte als Kolleltor. John Horft
" ; verlebte einen angenehmen Winter in
« " Chicago und vermehrte fein Erfpartes
in den sechs Monaten um dreihundert
Dpllan
Ei war zu Anfang April, als er
eines Abends ein englisches Schau
spiel besuchte. Natürlich hatte er.
sparsam wie er geworden war, seit
er selbst feinen Lebensunterhalt ver
diente, einen der billigeren Pliihe im
iten Rang aufgesucht. Mit gro
kore Aufmerksamkeit folgte er der
" « Vorstellung, und mit großer innerer
T- Befriedigung tonstaiirte er, dafz ihm
sticht das geringste Wort und nicht
einmal eine der vielen wipi en Pein
, ten des Dialagö unverftans lich blie
- , ben. n der großen Pause des zwei
ten A tes sah er in den Zuschauer
Jana des Parletts und des erften
Lasset hinab. Der untere Raum
,» fixiert nachmaqu auch die elegant
Wflatteten Logen des ersten Ran
H W fast ausnahmslos befest.
W ei ihn jäh wie ein elek
- Mas, und er machte eine
BisIII-licht Bewegung, als rniiife
er und days-laufen
ihm unsefiiiin in
Ruf seid n unt-das
» ins-Zins Issti
« « «- «
itung auf ihn wie etwai Uebernatiirs
licheg, wie ein befeligendes Wunders
wirtte. Mit allen Sinnen verfenite
er sich in ihren Anblick. Eine tiefe
Ergriffenheit tam iiber ihn, alles in
ihm löste sich in Freude und Weh
muth, und feine Augen füllten sich mit
Thränen »Lizzie!" ftammelte er lei
fe. «Lizzie!« Nach einer Weile hat
te er sich so weit gefaßt, daß er ihre
Umgebung in Augenschein nahm. Sie
war offenbar mit jener älteren Dame
und jenem älteren herrn gekommen
mit denen sie sich lebhaft unterhielt.
Jhr Vater war nicht in der Loge.
Wie tant sie nach Chicago? Die Ant
wort auf diese in ihm auftauchen-de
Frage ergo-b sich von felbft. Wahr
tcheinlich hatte sie mit ihrem Vater
den Winter in Chicago verbracht. Mr.
Blactfiekd interefsirte sich wahrschein:
lich nicht für die dramatifche Kunst
und war zu Haufe geblieben, während
Miß Lizzie mit Verwandten oder Be
kannten das Theater besuchte. Eine
Wendung ihres Kopfes nach seiner
Richtung hin ließ ilyn zufammenfchre
elen, und mit inftinlttver Bewegung
beugte er sich weit zurück, während ihn
der Gedanke durchfuhr: »Sie darf
dich um Gottes willen nicht sehen!
Was soll sie denlen! Wie foll sie sich
deine Anwesenheit ertliiren!«
Aber gegen den Impuls, aufzuste
hen und das Theater u verlassen,
fträubte sich ein unwider ehiiches Ge
fiihl in ihm. Eine unüberwindliche
Macht bannte ihn nn feinen Platz;
vorsichtig legte er sich wieder vorn
iiber, feine Arme auf der Briisiung
ruhen lassend. Und auch als nun oer
Vorhang wieder in die Höhe rauschte
und das Spiel feinen Fort ang nahm,
ftarrte er immer noch ange pannt nach
der Loge hinab. Seine Phantasie
half ihm die lieblichen Züge ergänzen,
die er in der halben Dämmerung in
die der Zufchauerraum nun tauchte.
nicht deutlich ertennen lonnte. Da
bei wurde die Erinnerung an die un
vergeßlichen süßen Tage von Dahlow
in ihm lebendig, und sein Herz wei
Fetreb sich oor Liebe. Glück und Sehn
u t.
Als die Vorstellung zu Ende wor,7
entspann sich in seiner Brust ein hei
ßer Kamps Eine ungestiirne Regung
trieb ihn an, hinab zu eilen, sie zu be
grüßen, ihre kleine, weiche band in die
seine zu nehmen, aus nächster Nähe
in ihre liebiichen Zåigh in ihre strah
lenden, braunen ugen zu schauen
und mit ihr u plaudern von schönen.
vergangenen agen. Aber das Gesiihg
der Seh-un behielt doch die Oberhand
in ihm. Würde sie nicht hei seinem
plöhlichen Anblick erschrecken? Un-«
wie sollte er ihr seine Anwesenheit
erklären? Sollte er ihr vom Zwangs
vertaus des väterlichen Gutes-, von
dem Ruin der Familie berichten? Sie
hatte ihn nur. in den Tagen des Glan
zes gekannt, als slotten, eleganten,
ewig heiteren, sorglosen huiarenossii
zier. Und nun sollte er ihr sozusa
gen als armer, im Kampf ums Da
sein hart ringender Proletarier gegen
übertretea? Er grub seine Zähne ties
in die Unterlippe und trallte seine
hänbe zusammen und hielt sich mit
gewaltsam-er Willensanstrengung aus
seinem Plah zurück. während ein
schneidender Schmerz seine Brust wie
mit Messern durchschnitt Erst als
das Theater sich fast geleert h.1tte.
brief- » assi« vorsichtia die Treppen
hinabsteigend und scheu durch u
wette denwiil hasche-id.
Während der nächsten Tage war er
hum irn Stande. seiner Pflicht in
der aekvohnten Weise nachzukommen,
—- eine so ungeheure Unruhe gärte
in ihm· Vierzehn Tage tiimpite er
mit sich wie ein Verzweifelter. Dann
hatte er feinen Entschluß gefaßt: sein
Ehrgefiihl trieb ihn, die Stadt zu
verlassen. Dazu kam die Erwägung,
daß ihm feine Doppelstellung. so an
genehm sie ihm auch in übriger Hin
sicht war, doch keine Zukunft bot
Mit den fiiniundzrvanzig Dollar wö
chentlich, die er verdiente und die in
den Sommerrnanaten phnedies noch
eine Schmälerung erfahren würden,
tonnte er nicht daran denken free und
seine Familie wieder in eine öhere
soziale Stellung zu bringen. Gerade
seine Begegnun mit Liz ie Blackfield
hatte feinen Egr ·z un sein Stre
ben nach einer eren materillen Lage
mächtig aufgestachelt Er erinnerte
sich seines eigentlichen Zweckes-« der
ihn nach Amerika geführt hatte: einel
Faun zu erwerben und sich »so eine
freie, unabhängige und esirherte Exi-«
stenz zu ariinden, war eine Idee ge
wesen. An ihr wollte er festhalten.
l 15. re a p im.
hu horst war mit der Eisen
baäk non Chicago nach Meta, der
ldauptftadt des Staates Kansas, ge
fahren. Er hatte sich dieien Staat
erwählt, weil Kansas ein vorzüglich
Geteeide bauender Staat war und
weil ei hier bereits eine Unzahl blit
hender deuts Uaßedelungen got-.
Von Tapeta pte er einen Ue zu
Faß fort. Unterwegs each er ber
alt as den Formen vor, an denen ihn
tei- a writwa. Mit der
wer ft, die in Unterita bei
If S t- ichen Meiste- tiberi
at M- ts, gewährte state dem
W M d .
« as- P ist-UT III-?
fand fich nicht. So gelangte er nach
Rewton, einem tleinen Städtchen von
wenigen tausend Einwohnern, das im
Mittelpunkt der deutschen Ansiedlmv
In des Staates Kansas lag. Hier
fand sich auch ein unter deutscher
«Leitung stehen-des Einwanderung-hu
reau. Als John Horft aus dem Bu
reau oorsprach und seinem Wunsch.
auf einer deutschen Form Arbeit zu
finden, Ausdruck gab, sagte der he
amie. nachdem er ein paar Fragen
über frühere Thätigteit an ihn ge
richtet hatte: »Das trifft sich ausge
zeichnet. Sie sind ein gebildeter
Mann. Da werden Sie sich sehr gut
für die Stellung eignen, die in
Moan Hill seit einiger Zeit vatant
ist. Beman hill ist eine größere
deutsche Farin. vier Meilen von hier.i
Der Befiier Mr. Brown ist der Vor-;
steher der deutschen Gemeinde. zu vers
sich die umliegenden Farmen zusam-;
men geschlossen haben. Dort wird ein
Lehrer gesucht, der deutsch und eng
lisch unterrichten kann. Sie scheinen
mir ganz der geeignete Mann dazu.
Wenn Sie annehmen wollen, gehe ich
Jhnen ein paar Zeilen mit an Mister
Broton.«
»Meine Absicht war eigentlich, die
Farmwirthschaft lennen zu lernen««
wandte-der junge Deutsche ein, so zu
fagend auch die angebotene Stellung
fiir ihn sein mußte
,.Tazu bietet sich in Brown’s Hill
genug Gelegenheit fiir Zie, jun er
Mann«, erwiderte der Beamte. « i
fter Brotvns Farm ist eine Muster
wirthschaft, die beste und ertragsiihigi
fte im ganzen Staat. Die Fauna
Boys sind nicht erpicht, Gelehrte zu
werden. Drei oder vier Stunden Un
terricht am Tage ist mehr als hinrei
chend. Da bleibt Ihnen alio noch ge
nug Zeit, in der ·«andwirthschaft mit
Hand anzulegen.« John both be
dachte sich unter diesen Umftiintden
natiirlich nicht lange und machte fich
mit dem Empfehlungsfchrejben bei
Beamten des Einwanderungsbnreaus
auf den We nach Browrks bill.
Schon der äuzere Zustand der Vetter
bewies ihm, daß auf der Farrn eine
umsichtige, rationelle Leitung herrschte.
Mr. Bromm ein einfacher Mann.
in den Fünfzigerm dem man den
Deutschen fofort bei jedem Wert und
an feinem ganzen Geboten anmertte,
wenn er auch nach der Gewohnheit
feiner Landöteute feinen deutschen
Namen anglisirt hatte, machte nicht
viele Worte· Jn deutsch- amerikani
fcher Reden-esse die den Antörnmting
lebhaft an Mr. stackfietv erinnerte,
fernre er: «Well. Stranger, wollen«
miteinander versagt-en- Sie tenden
die Scheel und machen ficks daneben
auf der Iarm als Hetp nühtich. Da
für tfchardichen Sie fünfzehn Dot
lkar per Weet und haben freie Boot-d
ei nns.«
»Im rigbtk« erwiderte der Deutsches
und ickäua träftig in die ihn-. bieder
getotene Hand ein. Außer einer An
zahl von Knechten und Mädchen ge
hörten die Friu des Farmers und ein
erwachsener Sohn zu den Hausge
nossen John Horst5. Ein arbeitsa
mes Leben begann nun für den jungen
Offizier, wie er I- noch nie in seinem
Leben geführt hatte. Bei Tages
grauen ging’5 hinaus ini Feld, der
Fariner und sein 20jäbriger Zahn
allen voran Von 8 bis 12 Uhr er
theilte John Hsrst vierzig Kanten
und Mädchen, die aus den Farinen
der Nachbarschaft in Brbrpn's Hils
zusammenströknten Unterricht. Dann
takn eine turze Ruhepause, und nach
dieser begann wieder die Arbeit ir
der Landwirtbschait. So schwer nnd
ungewobnt ihm auch bie Feldarbeit
fiel, so strengte sie ibn doch bei weitem
nicht so an wie seine Lehrtbiitigteit.
Gegen Ende Sommer unterbrach
ein echt ameritanischee Ereigniß das
eintönige Leben aus der Farin: harry
Brote-n. der einzige Suspe- des Far
mets, feierte seinen einundzioanzig
sten Geburtstag Dazu hatte er eine
größere Gesellschast junger Leute aus
der Umgegend, Jünglinge und junge
Mädchen, getaden Der Former hatte
siir die Gaste seines Sohnes ein Faß
Bier auflegen lassen, ebne selbst durch
seine Gegenwart «der Lust der jungen
Leute unerwitnschten Zwang auszun
tegen. Mit grosser Verwunderung
und in stiller Belustigung sah chn
horst den Ver nüguxn des jungen
Iarrneri und feiner "ste . Der
gleichen batte er in Deuts and niei
gesehen. Zulest tarn das heirathe-?
spiel daran. das sehr beliebt sein musi
te, denn schon der Vorschlag, den ei-«
net der jungen Männer machte, sour
dev mit allgemeinem Jubel begrüst
Selbstverständlich wurde dem Ge
iburttt tind die upteolle bei dem
yauigela enen Spie zugetbeiln Dann
steten war also der Bräutiaany und
lals seine Braut wählte er das bübisc
ste Mädchen der Gesellschaft- Mney
Underspry die Tochter einer armen,
aseertantschen Wittwe, deren Mann
einst mit Mr. Omvn in Asttichen
und freunds stiichen ziebungen
gestanden und e nun in dein Städt
chen Ren-ten etuen kleinen candys
Stere besaß und sich und ihr Kind
recht und schied-i ernährte. Zuerst
wurde etn langer soeuietx das
staut-an an ber« Jean sitt
as- Iäite Its-wette mä der Kirche«
die m eine-I beten Optisw re
(
präsentitt wurde. Hier fiellte einer
ver jungen Leute, der über etwas
jchaufpirlerifchei Talent oerfiigte,
den Priester dar. Er ielt eine An
sprache, in die sich Ern und Scherz
in drolligser Weise michten. Dann
wurden vie Ringe gewechfelt; der
junge Mann liißte feine junge Frau
vor der ganzen Frsigefellfchaft, und
beide nahmen vie Gliichviinfrhe der fie
unrdrängenden Göfte mit strahlenden
;Mienen an. Nun ging es wieder in
erierlichem Zuge zu dem hause zurück.
Hier war auf einem freien Pia fiir
das Ahendhrot eine Tafel aufge chlas
aen worden, und das Hochzeittmahl
nahm feinen Anfang. Viele Ioafie
wurden gehalten, und auf das junge
Paar wurden wohl ein Dukend ochs
ausgebucht, Harrn Broton und arh
Anderfon spielten ihre Rolle als
glückliches junaes Ehepaar vortreff
lich. Jhre Hände fanden sich von Zeit
zu fest mit zärtlichern Druck, und
ehen o oft fahen sie einander verliebt
in die Augen. Der Schluß krönte
das Ganze. Als die Tafel aufgeho
ben worden war, hieß es: »Nun muß
das junge Ehepaar die hachzeitöreife
antreten!« Flugs wurde ans der Re
mije die Kalefche hervorfezogem die
Mr. Brown hei gelegent ichen Fahr
ten nach der Stadt mit feiner Frau zu
benutzen pflegte. Das junge Paar
nahm Platz im nd des Wagens
und ein halbes suhend der jungen
Leute spannte sieh vor und zo unter?
dem Juhel der anderen vie salefchej
im Trahe davon. Dicht aneinander?
arichmiegt ruhte das ’unae Paar ins
zärtlicher Umarmung. süße Küsse tau«
schenkt, mit großer Raturtreue die
Rollen der lieheöfeligem jungen Ehe
leute spielend . .. .
Die lustige Heiraihsiornödie hatte
ein ernsies, ungenhntes NachspieL
Drei TR- später erhielt der jung-e
Broion e folgende Eristelx
»Mein lieber, süßr Poren! F
titte Dich, mir mitzuihei en, wie u
es in Zukunft zwischen uns gehalten
haben willst, ob ich zu Dir nach
Brown’s Hill stammen oder Du in
Newton bei uns Wohnung nehmen
wills-. Es schickt sich doch nickt daß
zwei junge Eheleute, wie iorr, sern
ron einander leden... herzliche Grüße
sendet Tit Deine Dich liebende, sehn
süchtig nach Dir verlonqende kleine
Ists-ri- Vrorom geb. Anderson.«
Der junge Former las, schüttelte
rnit dein Kopf. lachte und nohrn weiter
keine Noiiz von deni merkwürdigen
Pries, den er in ein Dukend kleiner
Stätte zerriß und im Winde davon
ilattern ließ. Acht Tage später ging
deni Vater des jungen Mannes ein
Schreiben Kote ·Undersons, der Mut
ter Markts, zu. Jn sehr tategorischer
Form wurde in dem Brief verlangt,
Mr. Brown solle sosort Anstalten
tressen, diiinit das junge Ehepaar zu
sarnnienleben könne; denn ei sei ein
Stande-L dnsi die ’unge Frau nach
wie vor bei ihrer tter als jun e
Mädchen zu leben gezwungen ei,
während ihr doch das Recht zustehe,
bei dein ihr anaetrauten Manne zu
leben. Wenn rry Oroivn nicht in
nerhalb einer oche seiner Verpflich
tung- nachgetoxninen sei, siir den Le
bensunterhalt seiner ’ungen Frau zu
sorgen. so rniisse diese zu ihrem Be
cTeuern bei dem Richter ihr Recht su
n.
Und so geschah es. Es gab einen
Prozeß. Schon vierzehn Tage spä
ter sand der erste Termin statt. Der
Advotat klagte im Namen seiner
Mientin aus Erfüllung des Eheoers
sprechen-: oder aus die Zahlung einer
Summe von 30,000 Dollars als
Sühne. Jm ersten Termin wurden
die Parteien ausgerusen, diev Klägerin
wurde von dem Richter besragt, wo-!
raus sie ihre Ansprüche stütze, und nunz
berichtete das junge Mädchen unter;
fortwährendem Erröthen, Stammelns
und Schluchzem was sich an jenem
ominösen Nachmittag und Abend zu
getragen hatte. Ale.an den jungen
Ehemann die Frage gestellt wurde, ot
er gewillt sei, seine Verpflichtungen
gegen die Alagerin zu ersiillen, ver
neinte er stritt. Uno nunmehr wur
den u dem zweiten· turze Zeit daraus
angesepten Termin die Zeugen vorge
laden. Die anze Geburtstagögesells
schalt stellte ich vor dem Forum des
Gerichts ein. Sie alle —- Freunde
»und Freundinnen des ·unger: Far
meri —- ertlärten, dae alles nur
;Spiel und Spaß gewesen. Aus die
Frage des Richters, ob irgend jemand
get-set habe, daß Treu Brown die
Klägerin Mary An rson als seine
Braut bezw. als seine Frau bezeichnet
und ob er sie getiißt habe, gaben alle
an, daß sie Derartiges weder eher
noch gesehen hätten. John her , der
als unhetheiligter Zuschauer die Vor
gänge in Ruhe beobachtet hatte, nm
der einsige, der der Wahrheit die
Ehre gab und oor Gericht aussagtn
das· rry Brote-u die Mägerin wie
derhot sowohl als seine Braut un
ali seine rau an eredet, als auck
mehr alt enmal d sit n· Vorrechte
eines chemnnei an arh Ander
soni Lippen genossen habe.
Schon aus dem innoe e macht
dee Zarmer dem ehr ichen u en die
hestigsten Bari-it , nnd als e n paar
TI- spkiier der chter sein Urtheil
si te, das dahin lautete, IRS-ern
M entweder das W los
igestellte junge Mädchen in aller k vrm
zu ehelichen oder ihr als Ean »"di
gung die Summe von 10,000 Dvliar
zu zahlen habe, kam es zu einem un
beilbaren Bruch zwischen dem Far
rner und dem jung-n Deutschen.
Gvrtsesung folgt)
Ver nToderne Walfischfang.
Von Jenas-Hinten
Der Walfischfang oder die »Wa
lerei«' ist, tvenn auch durch Aben
teuerluft und Freude an Bethäti:
gung lörperlicher Kraft gefördert.
stets in erster Linie aus materiellen
Gründen ausgeübt morden. Systema
tisch sollen den Walfischsang zuerst
die Westen betrieben haben, und
zwar im vierzebnten oder fünfzehn
I ten ahrhundert. Die für den Wal
fisch ang bestimmten Schiffe waren
Kreuzer, die, allein oder zu lleineren
Geschwadern vereinigt, längere See
reisen zu machen hatten und je nach
den «Jagdgriinden«, die sie aufsuch
ten, fünf bis acht Monate oder auch
ein und selbst mehrere Jahre unter
wegs blieben, letzteres. nsenn es sich
um Fahrten durch die Weltmeere
handelte. in welchem Falle natürlich
nur größere Iabrzeuge zur Verwen
dung kommen konnten. Ein Kreuzer
führte stets eine Anzahl von Boote-u
mit sich, die leicht, aber besonders
widerstandsfähig gebaut, liellvs und
an beiden Enden scharf zugeschnitten
waren, damit sie möglichst unbehin
dert und rnö lichst schnell jede Bewe
ung auszu "dren imstande waren.
Fedes dieser Boote, von denen bei
einem größeren Kreuzer beim Be
ginne einer Jagdreise gewöhnlich
vier bereitgehalten wurden, war mir
sechs Mann, dem hardunierer, dem
Steuermann und vier Rudererm be
fest und führte als Jagdgeräth wo
mogltch vier Hart-unen, mehrere Lan
zen, ein sehr fchweres Gewehr, das
bolgensiirmige Granaten schoß, einen
turzen Spraspaten, ein Beil und ein
starkes Messer rnit· Der wichtigste
Theil desFauggerätbil war eine iider
dausnendicte, ungefähr 350 Faden
lange und aus beftern Hanf verfer
tigte Leine, an deren vorderem Ende
die harpune befestigt war oder viel
mehr die Harpunem denn gewöhn
lich waren es zwei an besonderen
Leinenenden. die der Harpunierer
dem Wale deirn ersten Antomnien
schnell nacheinander »gak«. hatte
das Eisen »geseffen«, so wurde das
Boot möglichst schnell nach rückwärts
gewandt, und nunmehr begann der
Kampf, das Entweichen und Unter
tauchen sdes getroffenen Thieres und
seine unermüdliche Verfolgung durch
die Mannfchaft. Der Kampf dauerte
zehn, zwanzig und« dreißig Minuten
und manchmal auch doppelt so lange
uno endete gewöhnlich damit, daß
das abgebetzte und in der Regel niedr
fach verwandt-te Thier mit dein
Sprenggefchosfe oder der Lanze zu
Tode gebracht wurde.
Bei der langen Dauer der gahrt
tonnte natürlich die erlegte eute
nicht bis zu irgendeineni Hafenplahe
geschleppt werden, sondern es mußte
mit dem Bergen dessen, was von ibr
zu verwertben war, sofort begonnen
werden. Waren die werthvollen
Theile geborgen, (waj etwa binnen
vier bis acht Stunden der Fall warf,
fo löste tnan die Kette und überließ
die unfsrntliche Masse des Rumper
den Flutben.
Seit den legten Jahrzehnten hat
die Art des Walfiscbsangii vielfach
eine ganz neue Gestalt angenommen,
die, soweit der Fang überhaupt noch
als lohnend angesehen wird, wohl
überall die Oberhand gewinnen
wird. Man sendet teine großen
Kreuzer mehr zu längeren Fahrten
iaus, sondern legt da, wo der Wal,
der ja ein Verdenthier ist und perio
Hdisch bestimmte Futterpliitze auszu
Isuchen liebt, regelmäßig zu erscheinen
pflegt, an geeigneten Userstellen Wal
sangstationen oder Faktoreien an,
wie es durch die Paeikic Wbaling
Companh os Britisch Columbia an
der Westtiiste von Colusnbien und
durch die The Comvany an der von (
Ulasta geschehen ist. Jede dieser
Anlagen besteht, wie es auch bei denen (
an der Miste Finnmartens von Trom- ;
sö an der Fall ist, aus einem Fabritge- l
bäude mit Nebenhäusetn und hat einen E
oder ein paar tleine Dampser zur-Bek- ;
sügung« die, je nach Gelegenheit,»
Fahrten zum Fang unternehmen,
selten länger als einen Tag ausblei
ben und manchmal sogar zwei oder
mehrere Streisziige an einem nnd
demselben Tage unternehmen. Diese
Dampser haben an Stelle des Bag
spriets eine kleine Platsorm, aus der
eine harpuntanone steht. Das Ge
schoß ist eine schwere schmiedeiserne
Hart-any die ein iiber 2 Zoll
starkes Tau mit sich reißt, wodurch
bei gilt-lichem Fresser der Wal an
das Schiff gesellelt wird. Die har
pune enthält jedoch ausserdem in ei
nein besonderen Behälter im Schatte
noch eine Sprengladungz wird das
Tau durch die sewegung des ver
wundet-n Wulst Mast anqzogery so
erbricht ein Glas. de en «nhalt die
habt-g entzündet Manchmal bei-no
der Darpunirer seine Beute aus
den ersten Schuß zur Strecke.
manchmal muß er auch mehrmals
senern, in, nicht selten lornnit ei
zwischen dem verwundeten Thiere und
seinen Jägern zu dersean erbitter
ten und hartnäckigen Versosgung wie
bei der harpunierung nach der iiltes
rrn Art des Wnlsangg. und es muß
dann, wie bei den spanischen Stier
lömpsen der Torero mit deni Degen,
so der Harpunierer mit der hand
lanze seinem Ovser den lesten, töd
lichen Stoß versetzen.
Die Arten des Mal-· die bei deni
Fang an der Miste von Britiseh - Eo
lunihien und Alaska hauptsächlich in
Betracht kommen, sind der Buckelwal
(der humpbact der Engländer oder
Norqhval (der Finnsish oder Zinn
back der Engländer oder Sildrör der
Norweger.) Beide gehören zu den
Zureden- oder Röhrennxolem die
ihren Namen von tiefen, neben- und
hintereinander liegenden, gleichwi
senden, sich über die gane Kehl-.
guts-. Brust- und einen åheil der
auchsliiche erstreckenden Längsfur
chen erhalten haben. Der Buckeln-at
erreicht etwa 50 Fuß Länge, seine
Brustsinne ist ungefähr ? Fuß lang,
nnd seine Schwanzslcsse mißt
in der Spanne eqen 15 Fuß.
Er zählt zu den p urnpsten Gliedern
seiner Familie. Der Finnwal dagegen
ist einer der schlantsten nnd lann eine
Länge von 80 Jus-, erreichen. Die
Liinge seiner Brust beträgt den zehn-—
ten, ihre Breite den sünszigsten nnd die
Breite derRiiclilosie den fünften Theii
der Gesammtliinge. An der ganzen
pazisischen Küste ist einer der interes
santesten aller Male, der Schwefel
bnuch, oder Sulphurbottom der Nord
anieritaner, verbreitet, er gilt bei den
Walsängern des Stillen Oceanö, was
er auch wohl ist, als der graste alter
Wale überhaupt. Man hat ein Exem
plar kennen gelernt, das 85 Fuß lang
war und ein Gewicht von 147 Tonnen
erreichte. Selbst die Iinnwale iiberi
trifft der Schwefelbauch an Schlanks
heit. Die Haut ist aus der Qberseite
glatt, unter eits tief gefnrcht, ihre Fär
bung oben diister schwarz bis licht
braun, unterseits lebhaft schwefelgelb.
Die Wale, die don den Dame-fern
der Stationen an der Küste von Bri
tishsCokumbia und Alaska erlegt wer
den« werden, wenn es sich bei einer und
derselben Fahrt nicht um eine zu große
Anzahl handelt. mit einer Eisenkette.
die um ihre Schwanzslosse geschlun
gen ist, an dem Bug des Dann-setz be
festigt und so zu der Station ver
bracht. Um dies zu ermöglichen, mits
sie schwimmend erhalten und darum
künstlich ausgeblasen werden« was mit
tels einer an Bord befindlichen Lust
pumpe und eines langenGummifchlaui
ches, der oorn in eine längere, sin zu
laufende und durchlöckerte Metallröbs
re endet, bewertfteliigt wird. Das
spitze Metallrohr wird dem verendeten
Wale bis zu genügender Tiefe in den
Leib getrieben; ist der tindaver bis zur
Schwimmslihigkeit ausgeblasen, so ent
fernt man das Rohr und schließt die
entstandene Oeffnung mit Kalfater
werg. Sind bei einer Auesahrt mehr
Thiere zurStreeke gebracht, als auf ein
mal nach der Station bugsiert werden
können. so befestigt man an jede-, so
bald sie ausgeblasen sind, eine
Schwimmboie mit einem Zähnchen
daran und holt sie fe nach Gelegenheit
und Bequemlichkeit ein.
Aus den Walfischstationen wird
möglichst alles auf mechanischem Wege
erledigt, so vor allem das herauf
schleppen des Fifchtadaoere auf einer
geneigteu Ebene vermittelst einer
Dampswinde. Auch das Entspeeken
wird durch eine mechanische Bottich
tung besor t, welche die Speckfchichten
so rasch un glatt wie die Schale einer
Orange.a·blssi; nichts von dein Thiere
geht verloren; wie der S , so d ent
auch das Fleisch und die nochenmasse
zur Trangewinnung Aus der entset
teten und künstlich getrockneten Fleisch
saser sowie dem Blut und dem aus
den gemahlenen Knochen ewonnenen
Mehl wird ein oortrefflfcher Kunst
dilnger hergestellt. Selbst das Wasser«
in dem das Fett ausgekocht worden ist,
muss zur Zubereitnng des bekannten
«Fischleiini« dienen.
— Man spricht oft von Hühnerm
die 200 Eier im Jahre letzen· Zu
sehen betommt man sie aber sehr sel
ten.
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Erst wenn er einen Fehler an ibm
entdeckt hat« beginnt der Kleine sich siir
« den Großen zu interessieren.
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Wie verlautet, soll soeben eine ge
walise Kombination der Baumwoll
Spinnereien zustande getommen sei.
Es ist nber taum anzunehmen, bas; die
Konsumenten dabei mehr Seide als
bisher spinnen werden«
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Nichts tann wiederkommen, sagt
man. Silbametitanische Revolutionen
machen eine Ausnahme.
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Sehr ver-stimmt sind setäetoisse Leute,
wenn man ihnen senese htunq erteilt
—- bie sie nachher benM
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