Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 26, 1910, Zweiter Theil, Image 13

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    ---— -s-——:k—--,
Künstler-blut.
Novellette von Paul Bließ.
Nun nIar wieder einmal alles gut!
Mit leichtherzigem Lachen kam
Karl Meinhold heim zu der alten
Mutter, umfaßte und herzte die alte.
toeißhaarige Frau, und rief lustig:
aMutterchem fett hat die Sorge vor
erst ein Ende! Da hat sich endlich eine
Schülerin gemeldet, die 5 Mart für
die Stunde anlegen willi«
Die alte Frau. mit dem gutherzi
gen aber vergriirnten Gesicht, nahm
ihrem Sohn das lleine Briefchen aus
der Hand und trat hin zur Lampe,
wo sie den Inhalt des Schreibens ge
nau durchlas.
»Ja, ja, Altchen!« jubelte er wei
ht, »nun fand wir vorläufig gebor
gen! wöchentlich vier Stunden a fiinf
Mart, has läßt sich doch wohl schon
hören!«
Aber die alte Frau ermahnte ihn
zur Vorsicht: »Jubele nicht vorher,
mein Sohn —- solche jungen, vorneh
men Damen sind lehr wettet-vendiich,
—- wer weiß, ob du ihr auch der ge
eignete Lehrer fein wirft.«
»Dafiir laß mich nur sorgen, Mut-»
terchen!« rief er heiter, »ich werd’ sieI
schon zu halten wissen! Uebrigens barf;
man auch nicht immer gleich das
Schlimmste befürchten.'· «
»Besser vorher als nachher,'« entgeg
nete sorgenvoll die Alte, ,,dein leichtes
nannte-unt ist com dein ungtackii
Mit deinem blinden Vertrauen wirst«
du noch unzählige Male getäuscht
werden« mein Junge.«
Er aber antwortete heiter und sor
genlos: »Nein, Mutterchen, so wie ich
bin, bin ich mit mir zufrieden, — lie
ber will ich in meinem Vertrauen ge
täuscht werden« als daß ich immer
und ewig mit einem Gesicht voll Miß
trauen herumlaufen solle. Uebrigens
habe ich ja auch dich, Mütterchen, -—
und du sorgst schon dasiir, daß ich
nicht zu viele dumme Streiche machet«
-— Lachend umsaßte er die alte Frau
und liißte sie herzhast und innig.
Am anderen Tage ging er zu Herrn
Nentier Wintelmann, dessen einzige
Tochter bei ihm die Geigenstunde neh
men sollte
Der alte Herr empfing ihn selber:
»Ah, Sie sind der Herr Kapellmeister,«
meinte er mit einem behaglichen
Schmunzelm »na, bitte, treten Sie
nur näher, meine Roia wird gleich er
scheinen.«
Karl trat in das Wohnzimmer. Es
war ein heller, großer Raum, überaus
reich und bunt ausgestattet, so daß
man zu keinem rechten Behagen kom
rnen konnte, —— es war die etwas
prosenhaste Ausstattung des reich ge
wordenen Bürgers, der es noch nicht
verstand, sein Geld richtig auszugeben.
Jm nächsten Augenblick trat die
Tochter ein.
Da ries lachend der Alte: »Hier,
mein Kind, ist der junge Musitante,
nun mach’ du man alles mit ihm ab,
Denn ich versteh’ von dem Rummel ja
doch nichts.« Damit ging er lächelnd
hinaus.
Das junge Mädchen ärgerte sich
iiber die Plumpheit des Vaters, aber
sie beherrschte sich und sagte mit küh
ler höflichkeit: »Sie sind mir sehr
sempsohlen, here Meinhold, deshalb
habe ich mich an Sie gewendet.«
Er verneigte sich leicht, sah sie aber
unausgesth an, er lonnte den Blick
nicht abwenden von diesem lieblichen,
schönen Gesicht, das im Augenblick so
stolz und hoheitsvoll aussah
Endlich erwiderte er mit leiser, er
regter Stimme
»Mein gnädiges Fräulein, es wirdi
mein redliches Bestreben sein, Ihr
Vertrauen stets zu rechtfertigen!«
Daraus nickte sie laum merklich,
und als sie ihn zum Sitzen einlud.
slaclerte ein verstecktes Lächeln über
ihr Gesicht, denn sie anriisirte sich iiber
seine schlecht verhehlte Erregung.
Und nun ärgerte er sich, daß er sich
eine Blöße gegeben hatte; er wurde
einen Augenblick lang roth und verle
gen, und war im Begriss, eine neue
Dummheit zu sagen.
Da begann sie zur rechten Zeit, mit
einem liebenswürdigen Lächeln bit
tend: »Also, wenn es Ihnen recht ist,
beginnen wir sogleich«
Er athmete aus, denn seht hatte er
seine Kraft nnd seine Selbstbeherr
schung wieder.
Der Unterricht begann.
Und es zeigte sich, daß Fräuleiniilosn
nicht nur schnell begriff, sondern das;
sie auch lernbegierig nnd sehr begabt
war.
Jeit war er ganz in seinem Ele
ment, fett war jede Verlegenheit von
ihm gewichen, —- nun er im Dienste
seiner Kunst war, nun lodert alle
Kraft des lünstlerischen Jngeniums in
ihm aus, nun gab es nichts Musket
liehes mehr, das ihn abzulenten ver
mochte. f -------- A
Erst als die Stunde beendet war,
lam er ins wirkliche Leben zurück.
Das Fräulein war von dem Ergeb
nisz der ersten Stunde durchaus be
sriedigt; mit liebenswürdiger höflich
leit verabschiedete sie ihn und sagte
lächelnd: »Aus Wiedersehen!«
Als er heimging, lam eine ganz un
bändige Freude- über ihn, ——- mit gro
ßen, lachenden Augen lief er davon,
umarmen können, —- so überglücklich
war er.
qNun, wie war’s benut« fragte die
alte Mutter, als er zu hause ankam·
»Gut war’tt, Mutter-heut sehr gut!
das Fräulein ist entschieden begabt,
und es macht mir wirkliche Freude, sie
zu unterrichten!« antwortete er mit
hellen Blicken des Glückes·
Die alte Frau nickte nur dazu, aber
als sie ihre Handarbeit wieder aus
nahm, machte sie ein besorgtes Gesicht,
und als Karl in fein Zimmer gegan
gen war, seuszte sie leise, denn sie
, hatte nur zu gut bemerkt, daß mit ih
Irem Jungen eine Veränderung vorge
; gangen war.
’ Die nächsten Unterrichtsstunden
»verliesen gleich der ersten, —- er stets
doll echter künstlerischer Begeisterung,
sie immer mit ernstem Eifer.
Natürlich entging es ihr nicht, daß
sie einen entschiedenen Eindruck aus
ihn gemacht hatte, »s— und dazu lä
chelte sie heimlich, — es freute sie
wohl, aber sie dachte nicht einen Au
genblick daran, ihm irgend welche
hoffnungen zu machen.
Aber als vier Wochen vergangen
waren, konnte der heißbliitige Künst
ler sich nicht mehr beherrschen, und
nun machte er keinen hehl mehr dar
aus, daß er siir seine schöne Künstle
rin schwärmte.
Jeßt aber tam ihr die ganze Asfäre
äußerst komisch vor, und nun beschloß
sie, erst mal abzuwarten, wie weit der
verliebte Künstler leine Kühnheit ei
gentlich treiben würde, um ihm dann
eine ernste Lektion zu geben, —- so
ließ sie sich also vorerst weiter den
Hos machen, und wenn schon sie ihm
nie das geringste Zugeständniß zeigte,
so ließ sie sich doch immer seine deut
lichen Huldigungen gefallen.
Eines« Tages sragte Herr Winkel-—
mann: »Was meinst du· Rola, ob wir
mal den Herrn Meinhold zu Tisch la
den?«
er hätte den ersten besten Menschen
Aber da antwortete das Fräulein
entrüstet: »Wo dentst du nur hin,
Papa!«
»Na, er ist doch ’n janz netter
Menschl«
»Aber er ist mein Lehrer, der von
uns besoldet wird, « nein, das ist
ganz unmöglich, Papa!«
»Nun, wie du meinst, mein Kind,«
lentte der alte Herr dann ein, so was
mußt du ja besser wissen, als ich.«
So wurde Karl Meinhold nicht ein
geladen.
Und die Stunden nahmen ihren
Fortgang. Aber der junge Künstler
wurde immer deutlicher in seinen
Zärtlichkeitsbeweisen und Galanterien.
Und Fräulein Rosa fand ein immer
größeres Vergnügen daran, den Fisch
im Netz zappeln zu lassen. Davon
aber mertte Karl nicht das Geringste;
blind wie ein Verliebter lief er umher,
immer nur dem einen Gedanken nach:
sie! nur sie!
Mit heimlichem Bangen und ver
gtiimten Augen sah die alte Mutter
diesem Treiben zu. Vergebens hoffte
sie von Woche zu Woche, daß der
Junge zu ihr sprechen Iviirde, und mit
tiefer Betiimmerniß sah sie, daß selbst
seine Kunst ihn nicht mehr fesselte,
denn die einst so heisk geliebte Geige,
das werthvolle alte Vermiichtnisz des
Vaters-, das theure Kunstwerk, dein
er so zauberhafte Töne entlocten
konnte, »s- sie lag seit Monaten unbe
rührt im Futteral, s— er übte nicht
mehr. er studirte nicht mehr, er hatte
sein hohes künstlerisches Ziel aus den
Augen verloren.
Das alles betruvte die turtorgliche
alte Mutter anfdas tiefste, dennoch
aber konnte sie es nicht über sich ge
winnen, ihm sein Geheimnifz zu ent
loclen, — nein! sie mußte warten, big
er von selber zu ihr tam.
Der Frühling lzog ins Land. Neues
Leben sluthete durch die Welt, neue
Hoffnungen keimten auf in den Her
zen der Menschen.
Und an einem solchen sonnigen
Frühlingstage konnte auch der junge
Künstler seine Liebessehnsucht nicht
länger zurückhalten, s an einem sol:
chen sonnigen Frühlingstage trat er
mit schnellem Entschluß vor das
schöne Mädchen hin und erklärte seine»
Liebe.
Ruhig hörte sie ihn an, dann lä
chelte sie mit heimlicheu Triumph, und
dann sagte sie mit lächelndem HohnH
»Herr Meinbold, Sie haben sich wohli
ein wenig verrechnet, junge Mäd-l
chen auj meinem Stande pflegen ge
wöhnlich nicht ihre Musiklehrer zu hei: s
rathen." Damit ließ sie ihn stehens
und ging hinaus. l
Wie erstarrt stand er da. s
Alles um ihn herum begann sich zus
drehen, so daß er sich an der Lehne
eines Fauteuils festhalten mußte. Alle
Gedanken wirbelten wild durcheinan
der, und das Blut pochte dämmernd
an den Schläfen. i
War es denn nur niöglich!? war es»
denn nur möglichti —— Wie ein wilder
Schmerz, so rang sich ein schwerer
Seufzer los von der Brust.
War er denn wirtlich so blind und
so vertrauensselig hineingeduselt ins
Leben?
Nichts, nichts war er ihr, als der
Spielball ihrer srevelnden Launenl2
—- Man heirathet nicht seinen Musik
lehrert —- hahahat wie wahnsinnig
d
lachte er aus, dann erhob er,iin wil
den Daß die Hand und drohend ries
er: «Bart’, ich will dir zeigen, wer ich
hinl« Dann rannte er hinaus, —- sort
fest, nur sortl und teine Menschen
sehen.
Drei Stunden später kam er heim,
ganz ruhig, ganz gefaßt, —- aber als
die alte Mutter ihn stumm bittend an
blickte, da sank er nieder vor der alten
Frau, und preßte sein heißes Gesicht
in ihren Schoß, nnd weinte, weinte
wie ein tleiner Knabe.
Nach zwei Jahren.
Es ist ein großes Fest bei einem
reichen Mann, der daraus hält, seinen
Gästen die neuesten Künstler vorzu
stellen.
Aus dem heutigen Fest hat man den
neuen Geigentonig Karl Meinhold
kennen und seine geniale Kunst be
wundern gelernt.
Alle Welt umjubelte den jungen,
blassen Mann mit den verträumten
Künstleraugen, als er die Runde durch
den Saal macht· Und plötzlich steht
eine üppig stolze, schöne Frau vor ihm
und reicht ihm die Hand hin und
sragte mit süß verschämtem und ver
heißendem Lächeln: »Sie zürnen mir
doch hoffentlich nicht mehr, theurer
Meister!?«
Sosort hat der junge Künstler seine
ehemalige Schülerin wiederertannt.
Aber er lächelt ihr verbindlich zu. be
riihrt mit leiser Höflichkeit ihre Hand
nnd erwidert: »Durchaus nicht« gnä
digste Frau! ich oin Ihnen sogar
dankbar; denn Sie wiesen mich ja
wieder aus meinen rechten Weg. den
ich fast verloren wähnte, — ich zürne
.Jhnen gewiß nicht!« — Und ganz
leise berührt er mit den Lippen die
dargereichte beringte Hand, -—— lie
benswürdig, formell, höflich, und dann
geht er grüßend weiter und sieht die
gnädigste Frau nicht mehr. — — —
- —--.O.--—-—
Ein bösartiger Witzbold.
Wie dein heutigen England Trun
tenheit als ein in gesellschaftlichem
Sinne todttviirdiges Verbrechen er
scheint, während ror hundert Jahren
scharses Zecheu als- durchaus gentle
männischer Zeitvertreib betrachtet wur
de, so haben sich auch in anderer W
ziehung die Ansichten iirer gute Ma
niereu sehr gelindert Der Begriff
Bose-ne und das-T korrekte England
passen zusammen ivie Feuer undWas-.
ser; trotzdem hat früher die Voheme
tin öffentlichen Leben eine große Rolle
gespielt Ein interessantes Beispiel
dafür bietet der Lustspieldichter und
Schauspieler Samuel Foote, der unter
Georg ll. und lll. in London fast
eine gesellschaftliche Großmacht dar
stellte, heute aber toohl bald von ei
nein allgemeinen Sturm der Entriis
stung tveggesegt werden toiirde, denn
seine Ausführung stand im schärfsten
Gegensatz zu dem, wag die Gegenwart
als wohlanständit schätzt. Foote
statnmte aus guter Familie, sein Va
ter war Beamter in Cornwall seine
Mutter Tochter eines Baronetg. Er
studirte in Oxford. kam dann nach
London, versuchte sich in der Rechts
tvissenschast und ging, nachdem er in
zwischen sein Vermögen oerschleudert,
zur Bühne ijbek. Zuerst waren seinej
Aussichten trüb; er spielte mit gerin
gem Erfolg den Othello, und Lustspiel
rollen gliietten ihm nicht besser.
wurde er dazu gedrängt, ein Talent
auszudeuten, das ihm eine misanthro
pische Fee in die Wiege gelegt hatte,
nämlich die Gabe, Personen nachzuah
men und lächerlich zu machen. Schle
als Kind hatte er die Spielgenossent
::irch Karritaturen seiner Eltern ent
zückt. und im «Bedsord« Kasseehause
lzu London, wo er mit Schriftstellerm
» « und Schauspielern manche
sStunde zu verbringen pflegte, hatte
homerisches Gelächter seine Parodien
bekannter Persönlichkeiten begrüßt
l
Ds
Dt
s
Jm »Deinen Theater« auf Hamnartei
ivandte er sich ietzt an ein aröfiereg
Publitum. Vielleicht hat nie ein
lSchauspieler die anriichige Kunst der
Nachahmung zu höherer Vollendung
gebracht als Footr. Obgleich er e-:s
nicht verschmähte, sich durch bestoebene
Dienstboten Kleider seiner Ovser zu
beschaffen unsd dadurch eine rein an
fkerliche Llehnlichteit herzustellen, so lag
doch seine Kraft hauptsächlich darin,
mit wahrhaft teuflischen-. Geschick feine
Stimme, seinen Gang, alle Bewegun
aen so zu wandeln, daß die Zuschauer
oft iin Zweifel waren, ob sie das Or
riginal oder eine Kopie auf der Viin
ne sähen. lfr schivelate darin, roag
man heute nicht nur als geschinact105.
sondern rundwea als aeinein verur
theilen würde, unverschuldete törper
liche Gebreeten zu betone-U einen lah
men, einöugiaen oder stotterndeu
Mann mitleidelosz zu verhöhnen Auch
in der Auswahl seiner Opfer kannte
er teine Schonung; feine nächsten
Freunde, z. B. der große Schauspieler
Garrick, der Foote trotz seines zänti
schen Temperamentes unermüdlich
durch Rath und That gefördert hatte,
waren nie davor sicher, im Kleinen
Theater einen komischen Doppelgänger
zu erblicken. Die meisten nahmen den
beißenden Spott mit siifzfaurer Miene
hin, schon aus Furcht, daß ein Wider
spruch das Uebel noch vergrößern wer
de— - oote nannte sich nicht umsonst
»den Schrecken feiner Zeit«, Nur an
dem wackern De·Samuel Johnson fand
er seinen Mann. Als der ,,Leviathau
der englischen Literatur« Wind davon
erhielt, daß Fvvte einen Anschlaq ge
aen ihn plane, wälzte er sich zornig
rollenden Hauptes zu einem Buch-häuti
ler, dessen Laden fiir die Boheme ei
nen Trefspuntt bildete, und erkundigte
sich beiläufig, was ein derber Spazier
stock aus Eichenhoslz koste. »Einen
-S-ixpence", war die Antwort. »Dann
schicken Sie bitte Ihren Gehülsen«,
sagte ver Gelehrte, ein rluled auf
schwachen Beinen, »und assen mir ei
nen Kniippel zu einem Schilling bo
len; ich möchte gerne einen von dop
pelter Stärke l,a«ben." Das omniöse
Begehren Jvhnsons wurde Foote hin
terbracht, der es richtig deutete unv
auf eine jedenfalls höchst dankbare
Karrilatur verzichtete. Auch abgesehen
von seiner Spezialität bvshaster Mi
micry war Foote ob seines Witzes be
rühmt. Jm »Bedford«-Kaffebause,
tvii er auf seinem Stammsitz als Kö
nig thronte, betrachteten vie Gäste es
als eine Auszeichnung mit ihm zu
Abend zu essen, viele tamen früher-,
um wenigstens in ver Nähe seines Ti
sche-? einen Platz zu finden und Bruch
stücke seiner unerschöpflichen Suada zu
erhaschen, die sich über die verschieden
sten Dinge mit beträchtlichem Wissen
und gepfesferiem Witz ausließ. Wenn
die Stube von Gelächter dröhnte, safz
.Fovte in mephistvpbclischem Triumph.
Mit Worten lvnnle er ebenso mitleid
lILs eine Persbnlichteit an den Pranger
nageln, wie durch seine M'imit.
Ein -Schauspieler, ver sich in Schott
land Lorbeeren erworben hatte, trat in
ILvndon zum ersten Male in dirRollel
s
l
von Avdisvno ,,Cato« aus« und zwar
nach ftren em Stil in schwarzer, miti
goldenen Lrnamenten besticlter Toga,
in schwor en Strümpfen und Hand-l
Mulden Oele der den Schauspieler be-l
griißende Beifall verstummt war, flü
; sierte Foote seinem Nachbar sehr hör
l bar zu: »Ein komischer Kantinseqer
Ixni Maisest!« Das Tkeater wälzte«
des armen Schauspielers waren in der
Blüthe geknickt. Der Schauspieler
Holland, der Sohn eines Böcken-, war
»einer der wenigen Menschen« denen
i Foote so etwas wie Herzlicbteit bewieg.i
LHolland starb: als ein Bekannter den
soom Begräbniß zurückkehrenden Footei
«fr,igte, ob er dem«lieben Freunde die
letzte Ehre erwiesen habe, antwortete
HFoote mit verstellter Wehmutl): »Ja,
sin, wir haben den kleinen Blicker in
xseineu letzten Ofen geschoben!« Jn
Jseiner ganzen Niedertracht zeigte sich
Foote nach dem Tode seiner Gattin;
er hatte mit seinen Mitschauipielern
die arme Frau stets zur Zielscheibe
toller Witze gemacht, am Tage ihres
Todes ergötzte er eine Tischgesellschast
Jsurch die Bemerkung, er sei den gan
zen Vormittag herumgelaufen, um ei
nen schon gebrauchten Sarg-zu kaufen.
Foote hat über 20 Lustspiele verfaßt
oon denen ihn indessen keines überlebt
! hat, da sie auf bestimmten Vorgängen
; und Persönlichkeiten ausgebaut sind.
—---.-..--—
« « Der Lumpen- der Königin von
dumm«
Die Königin Eno von Spanien
denkt wohl nur selten daran, daß ihr
Ahnherr ein simpler siichsischcr Guts
sekretär, ein Mittelding zwischen Ver
walter und Bedienter war. Jn den
siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts
lebte aus dem Gute Seisertsdors ein
gewisser Haugk als Verwalter, dem,
weil er als »br.1uchbare5 Subjekt« be
sunden wurde, die Ehre zutbeil wurde,
als ,,Gouoerneur« des kleinen Sohne-.
des adligen Gutsbesitzer zu sungiren.
Dafür stand dieser bei dem ersten
Jungen Haung Geoatter. Der Ver
walterosohu trai in die politische Ar
inee ein, zeichnete sich aug, und die
Zaren besorderten ihn rasch. 1809
heirathete er die Tochtereineg wohl
habenden Petergburger thckerbäder5,
ein Fräulein Lasontaiue 1825 wurde
et als Generalleutnaut und königlich
polnischer Krieggminister in den pol
nischen Adel ausgenommen, 1829 zum
Grasen erhoben. 1830 siel er durch
meuternde Truppen in Warschau.
Seine Tochter Julie, 1225 geboren,
wurde im taiserlichen Katharinenstist
erzogen und Hofdame der Kaiserin
Maria. Als solche heirathete sie 1851
in morganatische Ehe den Bruder der
Kaiserin, Prinzen Alexander von Hes
sen und bei Rhein und erhielt den bes
fischen Fürsteutitel oon Battenbrrg
Jhre Nachkommen lsind die Prinzen
und Prinzesssinneu Battenberg mit dem
Titel Durchlaucht. und eine dieser
Prinzessinnen, eine Enkelin von ihr,
eine Urentelin des Verwalterssobne5,
ist die jetzige Königin Viktoria oon
Spanier-.
—,.--·-.-.-—
jsich vor Lacher-, und die Hoffnungen
l
Der »Unsere-U
Jn der Brijsseler Oper wurde lsiri
lich Oie .,Gi.ittcrdijrinneruna« ausar
fiihrt. Während der Waltrauteisiene
im 1. tht creianetc sich ein Drolliaer
Zwischenfall Das Nahen der Wal
tiire tiindiat sich durch Blitz und Don-.
ner an. Das »Gewitter« war vorzüa
lich ,,grmacht«, aber das Donnern
schien dem Direktor allzulangr. Er
begab sich biister die Kulissen und rief
dem Maschinisteik der das Gewitter
zu besorgen hatte, wüthend zu: »Mot
len Sie wohl aufhören, es ist genugt«
»Aber Herr« erwiderte der Msaschinist,
»ich thue ja nichts!« »Wie? Sie thun
nichts?« sagte der Direktor, »und die
see Donner? Man hört ja nichts an
deres als Sie?« Staminelnd sagte der
Msaschinist: »Das bin ich nicht, Herr
das ist der andere; hören Sie
nur!« — Es war in der That der
»Andere«, Ein mächtiaeg Gewitter
war nämlich über Briissel niederges
gangen.
Es rächt sich früher oder spät-r,
was man mit halber Wahrheit oder
mit Widerspruch in der Seele unter
nimmt.
Hure siehet-re III- In eure-:
Institutes- ers-Ism
Eine neue Waffe fiir den Nahtcmpf
ift die Granate, die der Engländer J.
Marien-Hab erfunden hat. Dieses
verderbliche Geschoß kann mit jedem
Gewehr bis zu einer Entfernung von
200 Meteru geschleudert werden. Es
besteht aus einem Stabe. dessen Dicke
genau der Seelenweite des Geweer
gleich sein muß; hieran sitzt die eigent
liche Granate. Als Explosivstoff dient
Tonit, ein Stoff, der durch Erschwe
rungen oder Schläge nicht zur Explo
sion gebracht wird, sondern hierzu ei
ner besonderen Zündpille bedarf, die
aus Sicherheit«-grüan erst unmittel
bar vor dem Abschießen ausgesetzt
wird. Am oberen Ende trägt die
Granate das eigentliche Geschoß, einen
Stahlring, der durch Kerben in ein
zelne Theile zerlegt ist« Nach den«
Mittheilungen der »Nature« hat man
mit der neuen Granate Versuche ange
stellt, die deutlich zeigen, welche Ver
beerungen sie im Kriege anrichten
tann. Jn einem Kreise von 40 Meter
Durchmesser wurden 90 Figuren auf
gestellt; dann wurde eine Granate in
die Mitte dieser Modell-Soldaten ge
schleudert, und bei der Explosion wirt
teu die Splitter so, daß 9 Mann ge
tödtet uno 47 verwundet worden wä
ren, hätte es sich um lebende Menschen
gehandelt. Die neue Granate ist umso
furchtbarer, als sie sehr billig und
überdies ziemlich leicht, alio bequem
von einem einzelnen in größeren Mens
aen zu tragen ist, das Abschieszen ist
durchaus leicht und erfolgt aus jedem
Gewehr mit einer gewöhnlichen Pa
trone,« die natürlich keine Kugel ent
halten darf: der Nüclstoß ist äußerst
schwach und man tann ihm ganz ent
gehen, wenn man das Gewehr mit dem
Avlben in den Boden stemmt. Die
größte Schußiveite von etwa 300 Me
tern wird erreicht, wenn der Elem
iivnsiointel der Schußlinie IRS-Exil
Grad beträgt. Das 680 Gramm
schwere Geschoß fliegt so langsam,
daß man mit dem Auge die Fluabahn
verfolgen kann. Es lässt sich überdies
ohne weiteres mit einer Schleudervor
richtung versek,en, die es auch siir den
Handaebrauch tauglich macht.
Der Idee-Verbrauch der Welt.
Die Produktion nnd der Verbrauch
von Thec nehmen von Jihr zu zahr
in ungefähr gleichem Maße zu Die
beiden Haupt — Produttionsländer,
China und Indien, führten im abae
laufenen Jahre .',0 Millionen Kilo
aramm aus die einen Werth von etwa
80 Millionen Dollars repräsentiren
Davon verbraucht England allein
mehr als die Hälfte. Nach England
tvmmt Australien. Aus jeden Cana
dier kommen 4 Pfund im Jahr, auf
jeden Holländet lli Pfund. Der
Rasse und der leeritaner begnügen
sich durchschnittlich mit je 1 Pfund
jährlich, während aus den Deutschen
nur 75, auf Den Franzosen sogar nur
30 Gramm tommen.
W-——
Der jüngste Soldat der Mel-.
König Illphons XllL von Spa
nien hat seinen zweiten Sohn. den
Jnsanten Jaime, alg gemeinen Sol
baten in die Listen des 4. spanischen
Feldartillerie - Reaiments eintragen
lassen. Der Kommandeur dieses Re
giment5, Oberst La Sota, hat dem
König in feierlicher Audienz die Uni
form siir seinen Zweitaeborenen iibers
reicht. Der tleine Jnsant wurde am
23 zuni 1908 im Schlosse von San
» deefonso aeboren, er ist also jetzt Zwei
Jahre alt und ohne Frage der jiinasts
Soldat der aanzen Welt. Diesen Re
lord hielt bis jetzt fein um ein Jahr
älterer Bruder, der dreijähriae Throns
solaer Illsonko der alci Soldat im 1.
spanischen JnfanteriesRegiiuent »Im
meinorial del Nen« gesiihrt wird.
—
Jn der Zommertrisrhr.
Dame ldie mit ihren Töchtern eng
reiten will): »«.lber, Frau Wirthin,
im vorigen Jahr hatten Sie Doch fünf
Esel und jetzt nur vier?«
Wirthin: »Seit mein Mann todi
ist, habe ich nur noch vier.«
Zauber-hanc Tingnasr.
Arzt: »Nun iro fehlt’5?«
Schriftsteller: »Ich fiihle immer ei
nen so merkwürdigen sterbenden
Schmerz im Gehirn.«
Arzt: »So werden Sie sich einen
Gedankensplitter hineinnejagt hnbe11.«
Nicht merkwürdig.
Lehmann: »Mein Sohn tommt im
mer ganz echnnsfirt von seinens Berufe
nach Hanse.«
Schmidt:» Ach, wag ist er denn ei
Qentlich?«
Lehmann: »Chausieur.«
Not-let Auftrag.
»Na, Pepi, was willst dn denn?«
,,’ne scheene Empfehlung von mei
nem Herrn Vater, und er läßt den
Herrn Nachbar fragen, oh’g ihm ge
fällig wäre, heute Abend mit Hühner
stehlen zu stehen« «
Gehalte-main
Gemeindepvlizist lder hinter einer
Hecke versteckt schon längere Zeit beob
achtet hat, wie ein Landstreicher sich
vergeblich bemüht, die versperrte Woh
nungsthür eines Bauernhoses mit ei
nem Sperrhaten zu öffnen, hervortre:
tend, Ungeduldig): »Jetzt brich endli
amvl ein oder mach, daß d’ fort
lomrnst —- länger wart’ i nimma!«
Man-state Ascesi-sank
-- — . . . -
an Müller-: »So allein? Wo haben
Sie Ihren Gatten?«
an Meinst-: »Der sitzt zu Haus, er
lmt schon seit ringen Wochen einen so
trockenen Hniicn!«
Herr Matten-: »Ja, ja, das kommt Ya
von, wenn der Mann den Hansfchlnssel
nimt k!·imt!«
Tritte Situation.
nu- sz
!’l.: »Ter- Herr Lberförster sieht ja seit
einigen Tagen so iniirrifeli aus-l Was
mag er denn nnr haben·!«
B.: »Ach- den haben sie als Zeugen
vor-:- Amtesgericht geladen nnd da griilnslt
er dar-sinn- naetk wie er es anfangen soll
die reine Wahrheit zu sagenl«
Sie tun-set auch.
Frau Tipfelhuber, Fleischfelchers
wittwe aus Wunsiedel, macht mit ih
rem Stolz, ihrer neunzehnjährigen
Tochter Lina, die —— wie Frau Tipfel
linker immer zu sagen pflegt — eine
moderne »Biildung« genossen hat, eine
Reife nach Paris. Eines Tages ge
hen die beiden Damen in ein Cafe
und setzen sich an ein Tischchen, wo
neben ihnen eine andere Dame Plan
nimmt. Der Kellner, in der Mei
nung, die drei Damen gehören zusam-v
men, fragt auf die Bestellung Fräu
lein LinasJ »Pour trois?« » ,,Non,«
anlwortet Frau Tipfelhnber, um auch
ihre Kenntnisse iin Französisch-n zu
zeigen -- »pour zwoa!«
Der kleine Neunst.
Franz wünscht sich zu seinem sechsten
Geburtstag
Als Hauptgeschenl ein AutomobiL
Mama eilt schleunigst zum Spiel
zeughändler
Und lauft fiir Franz das gewünschte
Spiel.
Der Kleine prüft es mit kritischer
Miene,
Dann wirft er’S zu Boden, daß es
llingt:
»Das mag ich nicht, dac- ist ja kein
richt’ge:«,
Ich will doch ein AutomobiL was
ftinkt.«
Jnfoufeqnent
Mutter: »Wir iniissen fiir unsere
Tochter sparen, so viel wir können — ,
denn ohne Geld bekommt heutzutag
keine einen Manni«
Vater: »Meinetwe·aen! Warum er
laubst Du aber unserer Einma nicht,
ihren Klavierlehrer zu heirathen —
dann hätt’ doch einmal die liebe Seele
tiiiili’!?«
Mutter-: »Behiite der Himmel! Ei
nen Mann, der sie deg- Gcldes wegen
s«
heirathet! Ninnnermeljpr.
Der TlptänenkiieL
Souimeririschler szum Gasw
Ioirtk)): »Aber Herr Gastelnieier, jetzt
ist Jhr Schweizerkäg ja hart und
trocken und sriilser hat er so schöne
Thränen gehabt.«
Gamsioirth: »Hao’ns nur a wen
aerl Geduld, morgen triea·an wieder
an liessern.«
ltkin wenig später in der Kiiche):
,,Weserl, thu beut Nacht wieder nn
sern ifnnnenthaler in Viehbrnnnen dö
Stadtleut’ möchten mehr Tliräne ins
Ka5.«
Schlan.
A.: ,,Ob die alten Römer auch Koch
biicher hatten?«
B.: »Natürlich, wozu wäre denn
sonst das Kiichenlatein dagewesen!«
Die qnte Hausfrau.
Er (erregt): »Von Tag zu Tag
wird das Essen schlechter-; wag soll
das nur heißen?!«
Sie (begiitigend): »Ich will Dir
nur vor Deiner Sonnnerreise den Ab
schied nicht schwer inachen.«
In einer kleinen Stadt
»Herr Direktor, ein Prinzipal läßt
höflich fragen, welches Stück am Mitt
woch Abend aeaebcn wird?« sagte ein
Lehrling zu dem Direktor einee wan
dernden Theaters.« «
»Das Labyrinth, oder: Der Kfnps
mit den Elenienten«, gar dieser zur
Antwort. .
Als der Lehrling nach fauie karn,
bestellte er: »Das lalnne « ind« oderk.««
Der Kampf mit dem Elefantenk« « ·"«