Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 19, 1910, Zweiter Theil, Image 16

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Kutscher-Sehn
Siz- wn Paul Blisz.
II par eine schöne Sommer-nacht
Pti Ist mochte ei weh-l gewesen
etn Wan- ging ich durch den
Thiergth meiner Wohnung zu
F tarn aus einer kleinen Gesellschaft
·n Freund, ein bekannter Porträt
Mley feierte seinen Geburtstasa und
hatte sich einige Bekannte zur Don-le
seladem Wir waren alle Junggesel
len, alle lustige und trintsrohe«Män
net, und so wurde denn das kleine
Fest auch ausgelassen heiter.
Gegen zwei Uhr trennten wir uns.
Die schöne. milde Nachlust that mir
außerordentlich wohl, und mit Be
hagen sog ich den frischen Dust des
jungen Grüns ein. Meine Müdigkeit
Mr vorbei. der kleine Rausch war
such-verslogen, und jetzt fühlte ich
mich köstlich wohl. ;
Als ich meine Straße betrat, graute?
Ichon der Morgen. Die Milchrvagenj
amen aus den Vorurten in die Stadt (
fahren« Bäckerjungen und Mantuas
auen begegneten mir bereits, so das-,
tch mich heimlich schämte, als Müßig
gänger erst seht heimzutommen, da
andere bereits ihr Tagewert began
nen.
Jsch war froh, daheim und all den
kengierigen Blicken enttornmen zu
em.
An Schlasen war nicht mehr zu
denken. Jch zog mich also um« legte
mich aus die Ehaiselongue, die un
mittelbar unter dem Fenster stand,
dessen beide Flügel ich vorher weit Ess
nete, und wollte so träumend den Tag
erwarten.
-,. « ·«
Ungefahr eine halbe Stunde mochte
so vergangen sein« als ich plötzlich leise
Schritte vernehme im Kies meines
Vorgartens, der mit zu meiner Par
terrewohnung gehört. Zuerst glaubte
ich, geträumt zu haben, als ich aber
mit Aufbietung aller Kräfte hinhorche,
höre ich anz deutlich die leisen, schlei
chenden chritte.
Eben will ich auf. zu sehen, wer da
sei, als die Schritte nicht mehr gehört
werden. Dafür höre ich ebenso deut
lich, wie jemand das eiserne Gitter
erklettert und zwischen den spitzen
Stäben langsam weitersteigt.
greife zu meinem Revolver,
plötzlich aber sehe ich über mir zum
Fenster herein ein Paar Beine bau
melm Jm Nu greife ich danach, halte
fest mit der Kraft der Angst und
sie-he den Kerl so herunter, daß er
auf die Chaiselongue purzelt. Jeht
Operfe ich mich auf ihn und drücke ihm
die Kehle zu. Alles das Werk eines
Z nblickes.
Gauner aber, mit überlegenem
Lächeln. flüstert: .Guten Morgenl«
. Gab lam mir so überraschend und
der-mähen komisch vor, daß ich auch
it lchelte, ebenfalls «Guten Mor
pen!« sagte und ihn losließ.
Sosort erhob er sich und sagte
-Md: »Wa. Sie sind doch wen-g
, « Iol ein verniinftiger Mensch,
" leben und leben lassen — ein
anderer hätte mich vielleicht doch er
Megt.«
Sprachlos musterte ich ihn. Seine
mehr als defette Kleidung war wenig
vertrauenerweckend. und willkürlich
griff ich wieder zum Revolver.
Doch wieder lächelte er und sagte:
Meinetwegen brauchen Sie sich keine
Mühe zu geben, ich gehe jetzt wieder
so, wie ich etommen bin. Stecken
Sie nur die nallbiichse getrost ein.«
M immer weiß ich nicht, was ich
von dem Kerl eigentlich halten solls
— Dann aber frage ich: »Was wol
len« Sie denn hier?« «
»Was kann ich wohl gewollt haben?»
Einbrechen wollte ich«, entgegnete er
mit der größten Seelenruhe.
»Nun wird man Sie einstecken.«
»Meine Sorge!" sagte er ruhig,
«tvenigstens bekomme ich dann wieder
etwas zu essen.··
»Und warum wollten Sie einbre
chen«t«
Itnster sah er mich an. »Weil ich
Hunger hatte«, sagte er schroff.
f »Aber man hätte Sie doch leicht er
tappen tsnnenx es ist ja bereits ganz
ll draußen, und jeden Augenblick
t jemand hier vorbei, es ist ja
M erstaunlich, dass man Jbr
in« m draußen nicht bemerkt
aDas wäre mir aanz tchnuppe ge
wesen. Wenn man seit drei Tagen so
gut wie nichts gegessen hat, ist man
zu allein fähigf
Der arme Kerl dauerte mich jth
wirklich. Jn seiner ganzen haltung
war so viel Ernst, so viel Verachtung
aller Gefahren daß er in meinen Au
gen einen Zug von Größe betain
«Wollen Sie etwos essen?« fragte
i.ch
Erstaunt fast ungläubig starrte et
nich einen Augenblick an, dann ant
wortete et lächelnd: »Dann wäre we
W weine Mit-he nicht ganz um
tssnt Wie-IX
Ich Zwang mich, ernst zu bleiben,
We the-, mir in das Nebenzinimek
folge-. und dort feste ich ihm
stet, suttee und etwas kaltes Fleisch
s MMWUuaßeedap
- II us los und Æmmtexch nicht ins
out-ists Im Iris-— it fett be
- ich, das et ein intelligentei
M hatte. Ich beobachtete ihn nun
seyn-ed
Last me vielleicht deeinndzwgnzi
te
« Mein txt »Es
tlich, da ee edeen
besessen Herbst en gelebt hatte
v IniklInzug me M des-It
das er ais steif send Ich der
vorletzten den-a
Dann goß ichchse einezlcfchestrr
Man ißt gut bei Nie-M m«
Auch ich Smußte lacheln Hsberu einen
trocenen Zis. Aber gleich nieder see
sich ernst und fragte: «·daben Sie denn
fteine Eltern oder Angehörige melerw
; Er verneintr. Meinen Vater dabei
’ich nie gekannt und meine Mutter ist.
bot iiini Jahren gestorben. Ber
wandte, die ich bebe, wollen mit mir
nichts zu thun haben."
« »Aber warum arbeiten Sie denn
;nicht? Sie find doch gesund und
jträftig Haben Sie denn kein Hand
;werl erlernt?«
z »Nein, ich wollte zur Bühne geben.
nAlber ich habe tein Talent. Seit meine
)Mutter tobt ist bin ich verbummeltK
»Aber was soll denn aus Ihnen
werden? Sie sind noch so jung
Schämen Sie sich denn gar nicht, so
zu verlotterni
Grinsend fah er mich an und sagte:
»Sie gebären wobl zu dem Vereine
für Rettung Gefallenerk Ich machte
ein böses Gesicht und wollte ibm eben
eine Zurechtweisung geben, als er so
fort abbittend einlentte: »Entschuldi
gen Sie daß ich Jbre Liebenswiirbig
teit so schlecht Sohne, aber ich kann
mich nicht anders machen als ich bin
Sie brauchten ja nur Lärm zu schla
gen,v-.1nn wäre ich eingesteckt worden.
Sie haben es nicht gethan. Gut io
sind Sie eben anders als die anderen.
Aber wenn Sie nun Ihr Liebeswut
trönen wollen dann geben Sie mir
noch ein Paar Groschen. und dann
lassen Sie mich laufen.
»Aber was soll Denn aus Harren
werden, Mensch, lo oersinlen Sie ja
ganz«, sagte ich entsetzt.
»Ich gehe schon nicht unter, darum
brauchen Sie teine Sorge zu hab-en.
Jch befinde mich je t nur vorüberge
hend in so trostlo en Verhältnissen
Jch habt anehsbt Jch spiele is
mos Billard, u bei den Rennen wet
te ich auch. Wie gesagt, ich gehe schon
nicht unter."
Nun. ich gab ihm also ein Paar
Marc, schenkte ihm auch noch einen
neuen Rock, und dann ließ ich ibn
durch den Eingang zum hinterhaus
fortgehen.
Nachen-to besten Tinan ries er,
»und lassen Sie’s sich gut gehen. Viel
leicht sehen toir uns mal bei einer bess
seten Gelegenheit wieder«, — dann
ging er, stolz und aufrecht, als gehöre
ihm halb Indien.
Als- ich aus meiner Chaiselongue lag
und das ganze« doch gewiß höchst ei
genartige Erlebniß durch-dachte, tam
mir immer wieder der Gedante, daß
es im Grunde schade sei um den Bur
schen. in dem doch gewiß irgend ein
Talent stecke. Vielleicht sand ich ihn
einmal wieder. Dann wollte ich ihn
mal ernsthaft stellen, daß er wieder
aus gute Wege käme.
Nun, ich traf ihn schon bahd wieder.
Aber wie!
Er lag im Thiergarten an einen
Baum gelehnt, den rechten Fuß unter
geschoben, so daß ei aussah, als sei
der Fuß invalid, denn eine Kriicle lag
auch dabei; iiber den Augen trag er
eine große Brille mit duntleblauen
Gläsern, und neben ihm stand eine
große Blechbiichse siir die Almosen;
orttoährend bat er kläglich: «Bitte,
ein armer Mann.«
Da er noch meinen Rock trug, er
kannte ich ihn sofort. Erstaunt trat ich
heran und fragte, was ihm denn pas
sirts ei.
Wieder verzog er grinsenb den
Mund wie ehedem, dann sah er sich
spähend um, ob auch niemand ihn hö
jren könne« und sagte halblaut zu mir:
»Das ist ja alles nur Manne-M ich
bin ja ganz gesund, aber ei ist wirt
lich ein eintriiglichei Geschäft, die
Leute fallen alle daraus hinein. Man
muß eben sehen, wie man durch die
Welt tommt.«
Jch schwieg und ging weiter. Run
tvar ich lurirt.
Ein Ritters-m
,. . .Da thut mir die FrauSchwieH
germutter schon unrecht, wenn sie
meint, ich tiinrmere mich nicht um das
Wohlergehen meiner Frau. Jn der
Frühs wenn ich d Augen autniachC H
wünsch’ ich ihr ,,’an guten Morgench I
Mittags ,.’an guten Mittag« , und
wenns fehlt auch noch ,,’an guten
Appetit'. Wenn sie niest: lag ich
»hei! Gott« trink ich, so Stichiehtö
nur auf ihr Wohl, und wenn sie in’I
Bett geht, wünsch ich ihr vom Versen
,,’a recht gute Nacht'. .Mrhr tann
man doch net thun!«
Instituts
Ein älterer Sanitiitsrath läßt zeitwei
ie Studenten feines Korpj an seinen
Sprechitunden theilnehmen, selbststän
vlsi Diagnose stellen und ordiniren.
S udiotuj (der geknetet hat, daß sein
alter mrpibruder rnit Vorliebe das
Viertrinten verbietet, Meinem bitte
iachenlten Zufalls-N allem, knein
Fräulein, einpfehle ich t
1 mViertr rn
ten. thePa tin silxrt entriijtet
aut.) Nun, lo schlimm it ei nicht
eint —- vier bis fünf Mal pro
g dürfen Sie schon trinken!«
Or Its M
ZU MADE Milch-U die Kunstaus
II »M« isst der eine, »die
da driiben miß rasch Ie
erP ,ich habe die eine kk ge
w
Qech feste der andere, »du trat
DI Ruck bin! i« a
neckskaehre-g
Erzäblnng von Waltee Tren.
Die arnren unggesellen!
Wenn sie cht schon sriiber die
Wisse Sinscnrteit ihres inbnltlosen
eins fühlen. dann geschieht es ganz
»unzweiselbs.rft urn die Zeit heranr. von
der emsindsame Seele sagen: et ist
die Zeit. da der Frühling Hinein
Kurt Neumann war nun dreißig
Jahre, er batte —- toie man das so
schön nennt «- sein Leben genossen.
Er war in der Wahl seiner Eltern
recht vorsichtig gewesen, und so brauch
te er sich keine Sorgen zu machen und
tonnte leben, wie es ihm gefiel. Aber
nie das so gebt —- selbst ein sorglo
ses Dasein wird auf die Dauer Fett
Mage, wenn man die Strapazen s
Vergnügens nicht durch die Wohltbat
irgend einer ernsten Arbeit ansgleicht.
Aurt Neumann aber war nie ein
Freund der Arbeit gewesen, er hatte
stets nur Lust und Zeit. der Göttin
Lustbarteit zu opsern, —- na, und io
karn. was denn tommen mußte: eines
Tages sob er voll Entsesen in den
Spiegel und machte die grauenvolle
Entdeckung, daß sein hauptbanr sich
zu lichten begann, daß sein schöner
brauner Bollbart schon einige weisse
Fäden anszuweisen hatte, und daß die
perriitbetiscben Kräbensiiße sich ganz
bedenklich bemerkbar machten; als er
alles dies tonstatiren mußte, ließ er
den Siegel smten, machte ein melan
cholisches Gesicht und dachte: Die er
strn Anzeichen. daß der Frühling
spricht. · «
Ukkd von jenem Jage an erkannte er -
dann die ere seines inbaltlosen Di
seins, —- er fand die Vergnügungen
seiner Clubgenofsen fade und abge
schmackt; er fand das Essen in den
Resiaurants indifferent und aus die
Dauer ungenießbar; er fand sein sonst
so traulich wirkendes Garten-Logiö
öde und l-1ngweilig; er merkte, daß
Wirthe und Diener ihn bestablen, —
lurz und gut, er batte jenen großen
moralischen Kanenjammen von
eine geistvolle Frau einst behauptete
Paß er der einzig höhere Weg zur Ehe
ei.
« a, was soll denn aus mir wer
den « fragte er sich eines Tages und
zog dann den Gedanken an eine hei
rath ganz ernsthaft in Erwägung
Und so ließ er die Damen seiner
Bekanntschaft im Geiste Repue pas
siren.
Aber trosdem er eine ganz statt
liche Reihe schöner, geistvoller und
reicher Damen zu seinen Betannten
zählen durfte, war dokt- nicht eine ein
zige darunter, mit der er einen Bund
fiir das Leben biitte schließen mögen.
Der gute Kurt war nämlich eine
etwas romantisch angelegle Natur,
und obgleich er ein Drittel seines
Lebens im tollen Jubel und Trubel
verpraßt hatte, war er im Grunde sei
ner Seele der ideal angelegte Ringe
geblieben. der nun, nachdem die il -
heit aus-getobt batte, wieder sich zu
riicksebnte nach der Stille eines bar
monisch schönen Lebens.
So saß er eines Tages zur Däm
merstunde im Schaulelstubl, sah träu
mend den blauen Bauchringen seiner
Cigarrette nach und dachte an die
glückselige Zeit seiner Jugend, als er
im ersten Erwachen seines Frühlings
die ersten Liebesabenteuer erlebt batte
bei! Das war ein Glück gewe
sen! Da batte er des Daseinj Wonne
als ein reines ungetrübtes Glück em
piunbens Da war es ibm noch m« -
lich gewesen« sich in das erste bee
Mädchen aus dem Volk zu verlieben.
wenn sie nur ein reines herz cknd ein
treues Au e gehabt hattet Ach, ei
war eine .o herrliche, unvergleichliche
Zeit ewesenl Das ganze wilde Kraft
gäsüb der Jugend war noch da, se
ß man meint, ei äbe in der ganzen
Welt kein Vinderni das nicht liber
wunden werden lisnntei Allei, alles
hatte ihm gehört, denn die Kraft und
Phantasie war so stark, daß er sich al
tes-z.giws.sssess.ispti·! . - ..
x «
"UUV Wie ck IV sss III-U lclllcll Lklllls 7
men nachhing, tmn ihm urplöilich ein
Mädchen in Erinnerun Lurie
hieß sie« hatte blande «"pse. blaue
Augen — ach, so liebe, treue Augen —
nnd war ein so schianles, zartes We
sen, daß er zuerst gar nicht wagen
wollte, sie seft in seine Arme n schlie
ßen, — nnd ein Schall war dabei,
immer ein Lächeln aus den Lippen
und immer ein heiteres Ort in Ze
reitschdft. —- ein liebes, herziges M
del, mit deni er Wochen des ungetrüb«
zten Glücks genossen hatte, des Glückes
reiner, tenscher Liebe, die so hock- und
heilig über allem erischen dasteht,
das lein rohes Wort des Alltags sie
entheiligen tann.
Ach, ein rechter Narr ist er gewesen,
daß er sich dies Glück nicht ewabtt
hatt Denn erst seht. nun er s Le
beni Oede kennen gelernt, weiß er ja,
gis-to das einzig wahre Glück zu finden
Plö lich aber springt er aus. Ein
Ents nß durchriittelt seine mitten
Nerven. — nein! es ist nach nicht u
spätl er weis ·a, nn- ste ist« er wird e
aussuchen, un wenn sie nach srei ist.
nnd wenn sie ilsn nicht verschmäht
dann wird er sie fest noch nehmen,
dann wird er nun nach das Miit sich
holen, das er damals in blinder Thor
lseit veksdetst hatt
Und nnn ist er mit einem Male tote
um wandelt. Uerssssnnden die M
zischte-tin Pflege-I lttiiee siåstxthelit Er
r vor rn ege an ,
Ehe denschnurrbart ,liitd1e
en . bne sehen un t,
us tut-I se- ist-m WI
L
i
bilde u: nur Muth, nur Vertrauen.
noch i ei nicht zu spät!
Und dann, in siebernder Eile, wet
den die Vorbereitungen zur Reise ge
macht. Es kann ihm fest aiIeI nicht
schnell genug geben« er hat immer das
Gesiilzb als könne ein anderer ihm n
vortoininen, als könne diese leyte et
tun ihm vielleicht doch nach geraubt
wen n, — schnell, nur schnell, bis et
ihr erft wieder gegeniiber steht.
Endlich, endlich sitt er im ag, der
ihn nach den Gefilden der unatd
dringen soll. Aber ach, obgleich es ein
Schnellzug ist, es geht ihm doch viel.
viel zu langsam vorwärts. Das setz
pocht ihm in sugendlicher Ungeduld.
und die Gedanken eilen voraus, vor
aus zu ihr. s
Es ist ihm, als habe er sie erst vor
wenigen Tagen verlassen, so sonnen
hell steht ihre ganze Erscheinung nun
vor ihm. es ist ihm. als sei Zeit und
Raum vermischt, als sei die ga ze it
seines wilden Lebens nicht gen-e en,
so statt. so machtvoll wirkt die Erinne
rung« die ihm das lichtumslossene Bild
der Geliebten vorsiihrt.
Er preszt die hände zusammen und
ersleht vom himmel dies Glück, dies
letzte, große Glück, von dem er alles,
alles erbost
Und endlich dann, nach einer qual
vollen Stunde, hat er das Ziel seiner
Reise erreicht.
Er fährt in das Hotel, macht Tot
lette, sehr« sehr sorgfältig dann kauft
er einen Strauß, Veilchen natürlich,
denn Veilchen waren ia ihre Lieb
lingsblurnen, und dann macht er sich
aus den Weg zu ihr.
Seine Aufregung ist so groß, ati
wäre er ein Pricnaner und ginge zu
seinem allerersten Rendezvous. Als
er vor dem Hause ihrer Eltern steht
wagt er nicht, gleich hineinzugehen, son
dern geht erst einige Male davor auf
und ab, so Nß er den Vorübergehen
den schon aussällig wird, —- endlich.
dann sath er sich ein Herz, drückt aus
die Thürtlinke und betritt den Flur
des bewies
Tiese Stille umfängt ihn. Alles
ist noch so, wie es damals war, —
der alte Schrank, die große Uhr, die
schwere Truhe, sogar die alte Lampe
hängt noch da, —- als ob er es gestern
erst verlassen hätte.
l Plötzlich kommt jemand.
! Fast wagt er kaum zu atlimem Zag
t bas: bleibt er stehen und wartet.
- Eine dicke Frauen-Person kommt;
sie ist nachlassig gekleidet. ein settä er
iMorgenrotk umschließt die üppige de
’stalt; aus dem unordentlichen haar
thront eine ehedem weiß gewesene
Haude. Erstaunt sieht die Frau den
Fremden an. Endlich sa t sie mit hei
serer Stimme: aSie wo en wol-l zum
Herrn. — bitte, die erste Thiir rechts.«
Nun rasst Kuri sich aus und tagt
» mit leisem Erzitlerm »Verzeiht-nah ich
möchte gern Fräulein Lucie sprechen-«
; «Iräulein Lucie?« Erstaunt sieht
Idie Frau den Fremden an.
» Und Kurt nickt: «Jawohl, Fräulein
: Lurie Wiesen«
J Plötzlich lacht die Frau laut schal
lend aus und tust mit darter Stimme:
j«2lch. Sie sind sa der herr Neumann,
Ina, Die bött’ ich. weiß Gott, nicht wie
der erkannt!«
Und dem armen Kurt ist ei, als ob
justus-s suec um um hek vertrat-,
»als ob er allein. mutterseelenallein da
stände.
»Na, dann treten Sie nur näher,
herrr Neumanm aus dein Fräulein
ist ’ne rau geworden, und auch an
mir ist te Zeit nicht spurlos vorüber
gegangem wie Sie wohl sehen.«
Langsam, sast mechanisch, tritt
Kurt in das Zimmer· Er kommt sich
Fett-lich seit nach der Spreu-jung der leiten Schicht.
« Dis sue T- uel um in Elbe bei st. Juli is Ost-ists
sein DIW UT Mit-Iris l
Unser Bild veransåaulichi die de
deutianrste Idaie in der Erbauung
des gewaltigen unterirdischen Ver
kehr-wegei, der künftig die Stadt
Murg mit dem iiidlichen Eli-user
verbinden wird: nämlich den Durch
fiich der leiten, die beiden tunnels
höllien noch trennenden Schicht, der
von allen beim Bau Betheiligten
»He-h ein Fröhlichet Fest gefeiert
göttlich-von als sei er eine Figur-,
· itn Rahmen dieses nnners enett
unglaublich komischen ·ndruck ina
ehen muß.
Und nun stsen sie sich gegenüber.
diese beiden Menschen« aus denen das
Leben so verschiedene Geschöpfe ge
macht hat, und nun sprechen sie von
den gleichgiiltigsten Sachen, und teiner
wagt ei. an die Vergangenheit zu
rühren. ·
Endlich, nach gnalvollen eehn Mi
nuten erhebt er sich; er gibt vor, in
der Stadt noch ein paar Geschäfte zu
haben, und deshalb empfiehlt er sich
seht.
Langsam, wie träumend, geht er,
geht zurück ins Hotel, packt seine Sa
chen, fährt zur Bahn, steigt in den
Zug und söhrt ah, und dann erst.
dann, als er den Fluren der kleinen
Stadt sern und entrückt ist. dann erst
weicht diese Lethargie von ihm.
Und jetzt, je mehr er der Hauptstadt
näher kommt, ieht über-stillt ihn eine
neue eigenartige Stimmung, ein mä
des Lächeln der Resignatian umspiett
seinen Mund, und ganz still und u
srieden dentt er ietzt: es ist vielleicht
ganz gut, daß sie nicht dein Weib ge
worden ist.
Dann fuhr er in den Bahnhos der
hauptstadt ein, und hier umbrauste
ihn viettgusendsaches Leben und Trei
ben, das seine sentimentalen Aar-kind
tungen vergessen machte.
W
other stets tür- etee st.
Jn den Aultionöräumen von J. C.
Steoens, Coventgarden, London,
wurde vor einigen Tagen ein Ei des
sausgestorbenen großen Alls verstei
Ygert, das die hübsche Summe von
262 Pfund Sterling brachte. Der
glückliche Besitzer war sich lange Zeit
nicht darüber llar gewesen, welchen
Scheh er in deni Ei besaß, denn er
hatte es als ein Pinguin-Ei angeseiH
ihen und werthlos beiseite gelegt. Erst
sals er aus einer Londoner Aultion
sein veritatsles Alls Ei sah. lam ihm
Izu-n Bewußtsein daß auch er ein sol
sites besaß, und so machte er es zu
Geld. Als es zur Versteigerung ge-"
:langte, wurden ansangz 160 Guineas
igehotem welche Stirn-ne bald bis aus»
i230 Pfund Sterling hinausstiegs
’Endlieh. niit 250 Guineas wurde es»
seinem herrn Armhrecht zugeschlagem
zder ei seiner Privatsanimlung einver
’leihen wird. Der große All oder Pa
pageientaucher verdankt seine Aus
rottung seiner eigenen unbegrenzten
Dummheit, denn nicht allein blieb er
ruhig sitzen, wenn die Seeleute ta
rnen, uIn ihm den Schädel einzuschlas
gen, sondern er ließ sieh sogar zu
underten von den Matrosen ans
- «ss treiben und watschelte dumrn
ither Bretter, die gurn Schisstverdeet
nach dem Lande gelegt worden waren.
Diese stupiden Thiere haben uns nicht
mehr als 70 Eier, etwa 80 "ute und
ein paar Knochen hinter-la en. Der
lehte lebende All wurde vor etwa drei-·
ßig Jahren an der Küste Jslandc ges
tiidtet. Von den Eiern gelangten in
den lehten Jahren etwa zwanzi zum
Verlauf und erzielten einen ech
ichnittspreis von 200 Grünen-. Der
höchste Preis siir ein Allei wurde
1894 bezahlt und betrug 300 GuineafL
—
i
Die see-use steten-um en
« steuer-seh
In Finnland hat man seit einigen
»Ja ren begonnen, die Frauen mehr
fund mehr iin Dienste der öffentlichen
iSittenpoligei zu verwenden. Die bei
iden ersten Frauen in diesem Bereiche
iwurden in helsingsors inr Jahre 1907
’angestellt. 1909 wurden vier weitere
wurde. Das große Werk dieses Tun
nelbaus, das im nächsten Jahre
vollendet sein wird, hat einen Kostens
aufwand von elf Millionen erfordert
nnd wird nach feiner Fertigstellung
eine der Sehencwiikdigteiten des
Hamburqu afens bilden. Zwei
Von einem pelbqu über-wöer
cinqangsschächte in deren jedem ie
sechs große Aufzüge Personen und
sagen hinauf und hinab befördern
werden, führen bei den Landunges
Frauen in Aal-e und zwei in Wiborg
angestellt, und dieses Jahr sind bereits
wieder zwei Frauen in Tatninerferrs
als Mitglieder der Sittenpoli ei ver
pflichtet worden. Diese weibli Po
iizeibeainten werden ebenso hoch be
zahlt, toie ihre männlichen Kollegen.
sa. die eine dieser Damen in Mag
foti bezieht sogar aus besonderen
Gründen noch e n etwas höheres Ge
halt. Die weiblichen Wizisien va
trouilliren nicht auf der Straße, und
es gehört nicht zu ihren Aufgaben
Frauen, die ein Verbrechen begangen
haben, anzuhalten· Jhre Pflichten lie
gen auf anderer Seite. Sie bestehen
arin, unglücklichen Frauen zu helfen,
ssirh iiber ihre Verhältnisse zu unter
sri ten und den Versuch zu machen, sie
san den rechten Weg zu leiten. Br
Jsondere Aufmerksamkeit wenden si
sden jungen Mädchen zu, die sie auf
alle Weise von ausschroeisendem Le
ben zurückzuhalten oder furiirtzubrim
gen und wieder an Arbet und heim
zu fesseln sich bemühen. Ferner neh
nien sie sich verlornmener alter Frauen
an, die sie in hosvitalen oder ähnlichen
Anstalten unterzubringen suchen. und
überweisen oernachliissigte Kinder, die
sie aus ihrem Heim entfernten, an
Pflegeeltern, Kinderhorte usw. Eine
besonders wichtige Aufgabe der weib
lichen- Polizisten ist die Achtsamkeit
aus die jungen Mädchen, die ohne
seiten Erwerb und ohne sichere Aus
sichten vom Lande in die Stadt tonis
inen und hier drin end vor Abwegen
gehütet werden mii en. Der Polizei
mrister in Helsingfors ist von der
Wirtsmnieit der weiblichen Sittenpw
lizisten sehr befriedigt, und es ist
wahrscheinlich· dafz in nicht gar langer
Frist d·:e Polizei aller größeren sinni
schen Städte über weibliche Beamte
verfügen wird. Es scheint uns, daß
diese Maßregel auch siir unsere Ver
hältnisse wohl in Erwägung zu ziehen
ware.
sie-sehe- söutgitshn sei sitts
shttler.
Der siebenjöhrige Prinz Herren
dritter Sohn König Georgs Y. von
Engslontz hat seine Lernzeit in einer
reguliiren Tagesschule begonnen.
Seit Anfang Februar weilt der Prinz
in dem en ischen Küstenort Brimb
stair5, wo ich seine etwas schwächliche
Gesundheit sestigen sollte. Dort be
sucht er nun die St. Peter-z Curi
Schule, unter deren Schülern er be
reits viele Freunde gewonnen hat.
Jeden Morgen wandert Prinz henrh
den ziemlich weiten Weg zu Fuß, ver
ehrt wie die andern Knaben sein
Frühstück im Schulhos und tehrt erst
am Nachmitta in sein gegenwärtiges
heim, York nte Douse zurück. Auch
un den sportlichen und gnmnastischrn
Uebungen nimmt der tleine Königs
sphn fleißig theil
Die Gusse-tret
Die Enteltochter hat sich verliebt
und Großmutter stillt die Ausgabe zu,
einen weniger glücklichen Verderber
und houssreunv mit dieser Thatsache
vertraut zu machen.
.Jch schiefe mich todt, wahrhnstig
ich schieße m ch todt!« ertlärt er ihr in
düstern Entschlossenheit. -
«Gustnv«, sagt sie außer sich, »wenn
Du hat thust, darfst Du uns nicht
wieder ins hau- tommen.«
Ein sittlicher Eies-tre.
Manchem heute sind wir genau
vier Wochen verheirathet!«
«.So. Liebchen? Na, das müssen
wir seiern!...Weiszt Du —- ich geze
in den Club heute Abend und la
mich um Dich beneiden!« .
hallen von Sankt Pauli in die Tiefe
sit den Tunneiröhren selbst, die —
aus Beten gebaut und mit eisernen
Trägern aneinander qenietet —- den
an dieser Stelle 410 Meter breiten
Strom durchqueren Ein gewaltiges
Wert, das einen Triumph der Tech
nik bedeutet und den bis fest auf fünf
Millionen Fahrgiiste jährlich geschäh
ten. bisher nur durch Zähren bewert
itelligten Verkehr noch erheblich stei
gern wird.