Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 19, 1910, Zweiter Theil, Image 14

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    Hüben und Drüben
in Roman
Von Arthur zapp
(10. FortsetzunaJ
.O icb —- excuse me, Miß Treu-Ton
ich dachte an Deutschland und da —«
.Sie haben Heini-weh, Mister Herst.
O. das thut mir leid! Erzählen Sie
rnir doch von Ihrer Deimath!'« Der
Ton ihrer Stimme tlana sv ein
schmeichelnd, es lag in ihren-· ganzen
Æsen so viel herzliche Theilnahme,
daß er seine sonstige Zurückhaltung
vergaß und dem gepreßten Herzen
Luft machte. Er verickrtete von Dah
lvtv, von seinem Vater und seiner
Schwester und dem Unaliicl, das die
Familie betroffen. die durch die Un
aunst der Verhältnisse gezwungen
worden, das herrliche Besitzthum, data
fast zweihundert Jahre der Familie
gehört hatte. aufzugeben Sie hörte
ihm mit Aufmerksamkeit zu. Als er
mit seiner Erzählung zu Erde war,
tastete sie nach seiner Hand und drück
te sie in der ihren.
»Armer Mister Horst2 Ich be
dauere Sie aus tiefster Seele. Mein
herzlichster Wunsch ift. daß Sie ve
uns eine zweite Heimath finden mö
aen.« Ihre Herrlichkeit ergriff ihn,
und eine dankbare Aufwalluna trieb
ihn. ihre band an seine Lippen zu
ziehen. Sie machte eine Beweauna
des Unmuths. «Bin ich denn in Jlk
ren Yiaen schon so alt, Mister
Der junge Deutsche wußte nicht,
was er von ihren Worten zu halten
dahe. »Er-rufe me, ich verstehe nicht«
Mks Tantan saate er überrascht
Ein schelmisches schtnvllendes Lä
cheln lief iiber ihre hübschen Züge
.Bei uns in Amerika tiißt man nur
alten Damen die Hund«
Eine Wenig blitzte in ihm auf;
das Blut wallte stürmisch durch seine
Adern, und eine Regung von Ueber
rnuth veranlaßte ihn. zu fragen:
»Und den iunaen Damen. Miß Tren
ton. wie bezeigt man denen hierzu
iande feine Verein-angi«
Sie schlug ihre Augen vor seinen
lodernd auf sie gerichteten Blicken nie
der: ihre Stimme tlana wie ein
leiser Zephvrbauch: «Denen gab Gott
den Mund zum Küssen.«
»..M;ifi Bessie!« Er umarmte sie
fturtnisch und iiiszte die ils-n hinge
bungsvokl entgegenlotnmenden Lip
sen
12 Kflvltef
In der Stille seines Zimmerå
Wert-ne den- jungen Deutschen grau
Nseine Erniichteruag. Quälende Selbst
potpsitfe wurden in ihm lebendig.
Watte er nicht unbedacht. leichtfmnig
·-toie ein junger Brausetops gehan
delt? Lan nicht die übermütlzigr.
tolle Leutnantszeit längst hinter ihm?
War er in seiner Lage berechtigt, un
iiberlegte Jünglinqsstreiche zu bege
ben? Er hatte doch wahrhaftig Ver
anlassung genug zum Ernst und zur
BedächtigteiL Hatte er sich nun nicht
in die peinlichste Lage der Tochter
seines Wehlthäters gegenüber ge
bracht? Auch gegen das Andenken
an Lizzie Blocksield, die er noch im
mer mit der ganzen Leidenschastlich
teit seines Herzens und deren Liebe
ils-n gehörte, hatte er sich schwer ver
siindisgL Er preßte seine Fäuste in
sbitterem Unmuth gegen sich selbst an
seine Stirn und rannte wie ein Un
.nniger durch das Zimmer. Eine
cheußlich nieder-ziehende Empfindung
nahm von itzm Besitz eine schreckliche
solternde, elbstqquälerische Stim
mung, in der er sich selbst verachtete,
III-sie und aus tiefster Seele ver
wunschtr.
Wie ein R.i-.iich hatte es ihn ge
packt ohne Besinnung, im Taumel
halte er sie an seine Brust gezogen
und süße Küsse mit ihr getauscht.
Wie war es nur getomknenk Er
malte sicb noch einnul Die Szene
während der Heim-fahrt aus dem
Buggy in allen ihren Einzelheiten
mis. Ja, sie selbst hatte den Anlaß
dazu gegeben. Sicherlich sie hatte
es nicht anders gewollt, sie hatte ihn
geradezu herausgesordert und ihm
nur allzultereit die Lippen geboten.
Aber hätte er nicht vernünftiger sein,
hätte er -die plönliche Auswallnng
nicht überwinden mii en, anstatt ihr
schwach. widersinan s nachzugehen?
Nun hatte er ftcks selbst durch seine
Unbedochtsnmleit in die peinliche Lage
gebracht. Sie tonnte ja nicht wissen,
daß sein Her längst gesprochen hatte,
nnd daß es ch iiir ihn nur utn einen
fribolen Zeitvertreib, titn die bloße
Laune eines Augenblicks handelte Sie
nah-: es cherlich ernst Und brachte
ihm die gebe ihres ganzen Her
iheet nzen Seele entgegen.
ehset til-er die einzelnen Pha
Qekanntschafh iiber alles,
yet-Fett New Port und zuletzt in
Mqftvisrhen ihnen zur-getragen
,«destv weniger konnte
TM siebetzengnnq verschließen
Tib- liebte nnd dass es wahr
m aus ihr Betteiben gewe
se. Trenton ilm mit nach
WIMM tmd ihm diese
Sees-Rein seiner tOshsliie
WORK u .
irr CZ- trirb Mt überlits Je ihn,
« Wer st- sa e, se erwartete ge
U III er nun Mermis-questi- von
. beste näh-;
denn Lizzie Btaetsield nicht mehr?
Konnte er sich in die Rolle des Lied
lyakers, des künftigen Gatten Miß
Trentons hineindenten? Rein! Alles
Gefühl lehnte sich in ihm dagegen
auf. Sie war ihn-. sympathisch er
war ihr dankbar —— das war alles.
Sein Herz aber blieb talt und ruhig
während ihm seine Phantasie ihre
Persönlichkeit vergegenmärtigte. Da
gegen, als er sich nun Lizzie Block
fields Bild vor seine Seele zauderte
-mallte es heiß nnd leidenschaftlich in
Einm, und ein leises, siifzeg Sehnen
weitete fein Herz. Aber war es nicht
eine Thorheit diesem Gefühl nachzu
hängen? War denn nicht jede Wahr
scheinlichkeit daß er Miß Lizzie noch
einmal im Leben begegnen würde,
ausgeschlossen? War es nickt ein
Wahnsinn, wenn er, der arme Teufel,
der teine gesicherte Existenz hatte. der
vielleicht morgen wieder sein Bündel
schniiren und einer nngewijfen Zu
tunst entgegenwandern mußte, feine
Wünsche aus die - ochrer des Mil
lionärs richtete? T t er nicht bes
ser, aussichtslofe Ho fnungen. die sich
nie verwirklichen konnten, fiir immer
zu begraben und sich bescheiden mit
dein zu begnügen, was ein giitiges;
Geschick ihm von selbst bot? «
Wieder sprang der junge Deutsche(
in nnaestiimer Erreguna aus und
durchmasz mit heftigen Schritten das
Zimmer. War es nicht das ver
nünftigste, den vergeblichen Kampf
um das Gliick aufzugeben-? Ja, war
es denn nicht vielleicht das Gliiet, das-I
sich ihm hier bot? Wenn er sich um
Miß Bessie Trenton bewarb, iie wür
de ihn nicht zurückweisen, und wenn
er der Schwiegersohn des wohlhaben
den Advotaten wurde, blühte ihm da
nicht eine gesicherte, von allen An
nehmlichkeiten des Lebens verschönte
Zutunftlt Dann konnte er dereinst
die Prain seines Schwiegervaters
übernehmen und seine Schwester und
seinen Vater herübertommen lassen
oder er lonnte nach M. Trentons
Tode nach Deutschland zurücklebren
und sich dort der Landwirtbfckafk
nsidsmen und mit dem Vermögen fei
ner Frau ein Landgut erwerben.
War Befsie Trenton nicht eine hieb
sche, liebreizende Erscheinung, an de
ren Seite er sich glücklich fiiblen und
die er lieben lernen würde?
»Nein, nein. nein!« schrie es in
ihm auf. während er mit der Versu
chung kämpfte. Nein, nie würde er
ße lieben. sein setz würde nur im
mer fiir Lizie Bluckfield schlagen,
und wa- er für Bessie Trentan em
pfand, würde im günstigsten Falle
Dankbarkeit und Freundschaft blei
ben. Dis Bewußtsein, sich verkauft
zu haben um materieller Vortbeile
willen aus seiaer Anast um den
Kampf ums Dasein, würde ihn quä
len und peinigen und tein Gefühl der
Befriedigung in ihm aufkommen las
sen. Erröthen würde er vor ch und
sich verachten. Alles bessere mpfin
den in ihm, fein Selbst esühl, seine
Selbstachtuna empörten ch gegen den
Gedanken, frch durch eine heirath ebne
Liebe ein sorglasej Leben zu ertaufen.
Als er am nächsten Nachmittag
nach dem Dinner, während sich Mr.
Trenton zu seinem gewobnten Schläf
chen zurückgezogen hatte, in den Par
lcr kam, um die übliche deutsche Let
tion zu ertheilen, erwartete ihn Mikz
Bessie bereite-. Lächelnd, mit strah
len-dem Blick sah sie zu ihm aus, und
als er sich ihr näherte. streckte sie
ihm ihre Hand entgegen. Er druckte
sie und verbeugte sich stumm, das er
liihenke Gesicht in peinlichster Be
augenheit vor ihr senkend. Dann
fette er sich ihr gegenüber und chlug
saftig das Buch aus, itz- dem ·e zu
lclcll Pltcglclh llllu wollte Aglauro
Aber Miß Trenton machte eine ab
wehrende Bewegung znit der band
»Was haben Sie, Joha?« fragte sie.
ihn erstaunt betrachtend.
Er strich sich mit der hand über
die Stirn und attymete schwer. Es
war der beichäinendite, peinlichite Mo
ment ieines Leben-. Er biß sich auf
die Lippen nnd schluckte und wiirgte
und wußte nicht, wie er es ihr sa .
sollte, was doch gesagt werben muiILI
»Well, Mister horft2« ihren
Augen malte sich eine un stimmte
Unruhe.
Er gab sich innerlich einen Ruck:
eine verzweifelte Entschlossen-liest tam
til-er ihn. »Sie sehen mich in einer
scheußlichen, unerträglichen Stirn-«
mang, Miß Trenton«, begaan er in
Ibaitiem Tons-ich jetznell und schneller
fpre end, als treibe es ihn, sein herz
ron ider schweren Last, die es bedrück
te. is rasch als möglich zn befreien.
«.ch mache mir die bittersten Vor
ip rie. Jch schuld-e Ihnen Dank und
Hochachtung, und nun habe ich mich
riickiichtctos, brntal g n Sie benom
men. Ich habe mit er Sitte und
Liebendwiitdigteit Mi brauch getrie
ben. Jch leite Sie tausendmal nur
Ver eihunxn Miß Trento-if
r bemerkte. wie sie leite zufam
mn with »Ich verstehe Sie nicht,
Miser Horft , erwiderte sie stam
melnd, erbleichend.
Er nahm« alle feine Willenciraft
girrt-innen und während es ihn heiß
"chichazterte, fuhr er fort: » ,
be die Achtung gegen Sie verl t,
crentom und ich habe mich
fchder wiss-bist an meiner Lea-U
, cis-M is ihren Stuhl zurück;
ihr Gesicht verlor alle Farbe, und mit
fchreckenspoll kiufaerissenen Augen
starrte sie ils-n an. Es kostete sie eine
sichtliche Anstrengung, die Fraae itqu
vie Lippen zu zwingen: »Sie sind
ver-tobt, Mister Horn-P
»Ja, Miß Renten-" Er atlnnete
tief auf, wie von einer Last erlöst.
Das angenehme Bewußtsein, ieine
Pflicht als anständiger Mensch er—
fügt. sich selbst treu geblieben zu
set . durchströmte ihn erhebend. Nun
mochte kommen, was du wollte.
Die Ameritanerin hatte ihre Au
gen geschlossen. Reaungsloe, von der
unerwarteten bitteren Enttiiufchnng
wie vernichtet, ruhte sie in ihrem Ses
set.
Erschiittert. ohnmächtia. aus der
peinlichen Situation siir sich und seine
Mitleidende einen Ausweg zu finden,
sah der Deutsche vor sich hin. »Ver
zeihen Sie mir, Miß Trenton«. war
alle-, was er in seiner grenzenlosen
Verlegenheit zu iaqen vermochte.
Da ließ sie plötzlich ihre hände
sinken. Ihre Gesichtsziige zeigten ei
nen ruhigen Aus-drum als sei nichts
geschehen. PRO- m·:tter«. Miiter Horst«.
»entgeg,nete sie. sich plöhlich erhebend.
«.Ei war mir interessant zu hören.
Hdasz Se verlobt sind, und ich wünsche
Jltnen und Ihrer Braut alles Gläsc«
Mit hastigen Schritten aing sie an
ilim vorüber. »Den llnteticht lassen
wir wohl heute aussatten Jeb sichte
mich nicht ganz woth Damit me
sie zur Tdiir nimmt Verduht blickte
ihr der junge Deutsche nach, voll
Staunen über die Selbstbeherrscknrng.
die die Amerikanerin in diesem Mo
ment an den Tag legte·
Am nächsten Tage erschien nur Mi
ster Trento-i «u den-. Familien - Din
ner. «Misz renton ist doch nicht
leidend-P sragte John horst theil
nehzrienih
— s ID.
k Avllollll llllllc· 'AS-Ill- III
ist nicht wohl. Sie klagte schon seit
einiger Zeit « sie siihlte sich ange
griffen. und deshalb ist es auch ihr
Wunsch. die deutschen Unterrichts
stunden auszugeben«
Der Amerilnner riiuirerte sich,
und während seine Züge ven ihm ge
wchnten tilten, gleichgültigen Aus
druck annahmen, fuhr er fort: »Unte!
diesen Umständen ifi es wohl das be
ste, Misler Vorst, Sie siebeln in ein
Boardingöhaus der inneren Sind-.
über, da sind Sie ungenierter und
haben nicht so weit nach der Osfiee·«
Jobn Horst biß sich aus die Lip
pen. Die Belehämuna und das ver
wundete Selbstgefiihl trieben ihrn
das Blut heiß ins Gesicht Man:
setzte ihm den Stuhl vor die Thür
und nur aus Mitleid. um ihn nicht
verhungern zu lassen, liesi man ihm
gnädig die Stellung als LlerL »Sie
tommen meinem Wunsch zuvor, Mi
sler Trenton«, erwiderte er ohne spei
tere Ueberlegung, von dem ihm au
genblicklich beherrschenden Impuls
getrieben. »Es war so wie so meine
Absicht, Sie um meine Entlassung zu
bitten. Jch bin Jshnen sehr danlbar
siir das mir bewiesene Wohlwollen
aber ich finde, ich eigne mich doch
nicht recht zu der Stellung die ich
Jhrer Güte oerdontr. Mein Nilu
rell verträgt die Bureaustirbeit und
die sitzende Lebensweise nicht. Ich«
möchte deshalb lieber versuchen, in
meinem früheren Berufe, in der Land
wirthsehoit, Verwendung zu finden«
Ell rights« versetzte der Ameritm
ner kühl. aWie Sie wollen, Sir. Jch
halte Sie nicht. Sie sind in Jhrer
ofreiheit unbeschränkt.« Noch an dem
selben Abend verließ ohn horst das
Trenton’sche haus. ne da es ihm
möglich gewesen wäre, von iß Bel
siie, die nicht wieder zum Vorschein
lam, Abschied zu nehmen. Die Nacht
verbrachte er in einein billiken DoteL
underng strn Morgengnsermit
sich in Obst . Mr einmal stand
er vor der Frage: ·n? Was nuni
Wieder einmal sah er dem harten,
unerbittliehu Kampfe ums Dasein im
srernden Lande ges-silber- s
1!t.Kapitel.
Mr· Blackfield hatte fiel; mit sei
ner Tochter und herrn Hernoig nach
chirago begeben. Ein paar tausend
; Dollars war alles-, was der ebernalige
lViehRönig aus dem Erlös der Re
fte seiner Viebbeerden gerettet hatte.
Das genügte nicht, um damit den Be
trieb feiner durch Sturm tued Ueber
fchwennnung gänzlich oerwilfteten und
ihres ganzen lebenden und todten
Inventars beraubten Form wieder
aufzunehmen Deshalb war es feine
Absicht, zunächst durch ein foetulati
bei Unternehmen in ins lishft turzer
Zeit feine Mittel zu ver peln und
u verdreifachen Was er anfangen
sollte. wußte er noch nicht. Zu dem
großen westlichen Vertebrs - entrunt
tritt-de sich fchon irgend etwas finden.
Auch von den in Uttieu der Wett
fhore - Eifenbahn angelegten 100,
000 Doktors war vorläufig tein Cen!
berauszubolem Diese Eisenbahn
kämpfte »die lesien Stadien ihres Ver
zweiflungstampfei gegen die über
mächtigen Konturren - Linien durch«
und ei war nur n eine Frage der
Zeit. wann fie die Waffen strecken und
rbren Betrieb einstellen mußte. Dann
ging fie entweder für ein Spotteelr
jin den Zell einer der Siegerinnen
über, oder re lag ganz brach und
mußte sich begnügen, ihre nunmehr
unbenuhten Schienen verrofien zu
lassen und ihren Bestand an Lokomo
tiven und Wagenmaterial fiir einen
Schleuderpreis an den Meiitbietens
den zu vertaitfen. In Cslxicngo nahm
er in einein bescheidenen Boot-ding
haufe Wohnung Herr hertwicr.
dem es widerstrebte. aus der Tasche
ieineg Gönners zu leben. ohne sich
ihm im geringsten nützlich machen zu
können, suchte und fand ouf einer
Form im Staate Illinois Unterknnft.
Freilich, feine Stellung war nichts
weniger als glänzend Fiir einen
Jogelohn von einein Dollar mußte er
als gewöhnlicher Arbeiter vom frü
hen Morgen bis znm späten Abend
auf dem Acker thiitig fein
Mr. Vtackfield hatte trotz emsigen
Suchens nnd Uinherspiihens noch
nichts ihm Zufagendei und Ver
eraueneinfliißendes gefunden, worauf
er irgend eine liihne. mich zu seinem
Ziele führende Spekulation hätte
gründen können, und er hatte sich vor
läufig damit be niingt. vorsichtig und
in befcheidenem aßstabe an der Bör
se zu spekulieen. ums-doch wenigstens
die Kosten feines Unterbalts nicht
vom Baxiren nehm-en zu msissen
Da tamen eines Tages wieder ein
mal Wundernachrichten aus den Fel
senbergen Coloriidos.« Auf dem des-«
völterten Höhenzug der »Mocquitcz
Range', nn einer Stelle, die überi
10,000 Fuß iiber dem Meere erha
ben und die hie in den Sommer hin
ein mit Schneehund Eis bzdeckt tyar
i:no wo seoe Optik oon Maria-sog
seblte hatten tübne Goldgräber eine
Stadt gegründet« die sich mit jener
rapiden Schnelligteit, die nur in
Amerika an von der Natur besonders
lseaiinstigten Orten möglich ist, ver
größert hatte und die sozusagen aus
dem Erdboden berausgeschcssen war.
Zwei Brüder Namens Lona hatten
kier seit Monaten vergeblich die gan
se Gegend nach Gold nnd Silber
durchsorscht. aber tron aller Schlau
heit und Erfahruna der beiden alten
»Prospeetors' und trok allen uner
müdlichen Fleißes wollte es ibnen
nicht gelingen. aus die eriebnte Sil
bermine zu stoßen. Schon waren sie
am Ende ibrer Mittel, schon hatten
sie den Kredit. den ihnen itir gutmü
thiaer Boardingbanswirtb « gegeben
auss äußerste erschöpft, als ein taum
noch gehoffter Glückssall eintrat. Der
eine der Brüder schoß an einer entle
genen Stelle in der Umgegend der
Stadt ein Reb. Das Thier scharrte
itn Todeskamps mit den Füßen die
Erde auf und legte ein glitzerndes
Metall bloß, oon dem der Goldng
ber sosort eine Probe mitnabm Es
erwies sich als ein Silbererz, das er
giebiger iocr als irgendein anderes
bisher in der Nähe Leadoilles gefun
denes Eri. de Tonne des geforder
ten Erzes en bielt Tausende von Dol
lars an Silber, und die angeleate
Mine ioar Millionen wertb. Die
Nachrichten drangen mit Blitzesschnel
le durch die Vereinigten Staaten und
verursachten sogar ois in den Osten
binein große Aufregung. Das Mi
nensielser brach wieder einmal in vol
ler Stätte aus, und Leaionen von
Abenteurern aller Art machten sich
aus den Weg nach der Silbergegend.
Leadoille wuchs sozusagen über Nacht
in einer selbst in Amerika unerbörten
Weise. Quer durch die haupttette
des Felsengebiraes wurde im Berlaus
weniger Monate eine Eisenbahn bis
nach Leadoille gebaut.
Mr. Blassield bedachte sich nicht
lange. , « »
Er tautte tofort eine grosere Bau
ftelle. theilte dieselbe in zwei Theile,
einen größeren und einen tleineren,
und ließ in aller Eile aus Brettern ei
nen Verlauf-laden und daneben eine
lange, fast hundert Fuß tiefe Bade er
richten. an deren Front er, als fie fer
tig war, einen Zettel aushing tnit den
einladenden Worten: «3u oermietben
für einen Cirtus oder Theater«. Dacht
wcchenlanzeftand das auf Spekulation?
errichtete böude leer, olyne daß sich:
ein Unternehmer gefunden hätte der;
so kühn gewefen wäre, hier zwilchen
den rohen, aus dein Ubfchaukn aller
Nationen zufammenftrörnendenctlüak
iäaern der sanft eine Stätte zu er
richten. Mr. Blackfield selbst richtete
rnit herttvias Untersiithung einen gro
en «Outfittingi-Store« ein, dein er,
der Zuzug bald lawinenartig an
fchtdoll und der Bedarf an Lebensmit
teln ins Ungedeure wachs, noch einen
Vittualieni und GroeernsStore hinzu
xtiigtr. Der Adfah überdies die täten
en Erwartungen. Eine wahre Völ
lertvanderung ergoß sich nach dem
neuen Mitten-Darau- und die Unter
nehmer konnten gar nicht so viel Waa
ren herbeischaffen als von den einan
der drängendenskäufern verlangt wur
den. Vorn frühen Mor en leis ln die
finsende Nacht hatten e beiden Ver
tänfer zu thun, und-sie waren oft des
Abends fo müde, als hätten fie den
ganzen To droben auf den Bergen
rnit Schaufel und hatte hsntirt
14. Kapitel.
Die Erfparni e, die John rii
während feiner lfötigteit als t
feher unr- nli Elerl in der foice
Mr. Trentons gemacht hatte, beliefen
sich auf etwas aber hundert Donau
Dur war fchon tn feiner Lage ein
itleines Vermögen. Ganz anders als
·vor Monaten, da er nach dein an ihm
tegangenen Diebstahl oerziveislungs
voll die Hände gerungen hatte, sah er
fest der Zutunst entgegen. Frist-her
Muth und Vertrauen in die eigene
Kraft durchströrnten ihn. Hatte er
nicht bereits Proben abgelegt, das- er
im Kampf ums Dasein seinen Mann
zu stehen wußte?
Mit der Ueberlegung, was er be
ginnen, wohin er sich wenden sollte,
hielt er sich nicht lange ani. Hier in
der Countrtn in den tleineren Land
stödten hatte er ebensowenig Aussicht
wie auf dern platten Lande-, aus den
Formen Beichiistigung zu erlanath
denn die talte Jahreszeit stand vor
ider Thür. Jn der Stadt Hannibal
konnte er ja so wie so nicht bleiben«
denn sein Empsinden als Gentlemans
das ihm auch während der abstum-!
psenden Jagd nach dem Dollar nicht
abhanden gekommen war, gebot ihm.
Miß Bessie Trenton die Peinlichieit
feines Anblicks zu ersparen. So blieb
ihm eigentlich nichts übrig, als sich
wieder nach einer der großen Ver-:
tehrs - Centren zu begeben,san denen
ldie nordaineritanische Rerublit ja
t:inen Manael hatte. Seine ersten
Gedanken richteten sich naturgemäß
aus New York, aber et tain «rasch
wieder von der Jdee seiner Rücktehr
nach dein großen Ozeanhasen ab, wo
sich die Antöininlinge aus aller Der
ren Ländern zusammenstautem Wo
zu überdies die Kosten-für eine io
große Reise ovsern2 Ehicagrx die
Metropole des Rachbarstaatez Illi
nois. lag so viel näher, und die »Mi
nigin des Westens«, der Hauptmittels
puntt des ganzen Eisenbahnspstrrng
der Vereiniaten Staaten, der gewal
tige Stapelplas der iandwirtbschasti
lichen Produtte des ganzen Westens
die mit Riefenschritten in seiner Ent
wicklung vorwärtssebreitende junae
Weltstadt, würde ihm newiß minde
stens ebenso günstige Gelegenheiten.
einen Erwerb zu finden, bieten wie
New York.
szottiehung solgt.)
———
sendet-te Tetesraphte tu seen-th. —
Die Sicherung von Menschenleben
nnd Schiffen durch die drahtlose Tele
grapbie iit die jüngste Erungenschaft
aus dem in den letzten Jahrzehnten
immer reicher und vollkommener aus
gebauten Gebiet des modernen See
rettungstveiens. Ihre fegen-ret
tlfen Wirkungen diirsen aber nicht auf
den Ozennverlebr. nicht auf diePeeiak
nen- und Frachtdampier der Groß
schisfahrt beschränkt bleiben, sie müs
sen namentlich auch denjenigen Fahr
zenaen nnd Schitsabrtstreibenden zu
gewendet werden, die weniger gegen
Seenoth gefchiidt sind.
Wenn es nach eines Beweises be
durtt hätte siir den Werth der drahtlo
sen Telegrapbie in der hochseefischerei.
ia hätte ikm das Unglück erbracht, das
die deutsche Segekslatte im Dezember
r. J. betroisen bat. Die damals zu
Grunde gegangenen neun Fabrzeuge
hätten sich wahrscheinlich in Sicherheit
bringen lönnen, wenn eine Sturm
warnikng seitens der hamburaer See
mnrte, die out sunlentelegradhischein
Wege möglich gewesen wäre. sie recht
zeitig erreicht hätte. Es ist deshalb
mit Genugtbuung zu begrüßen, daß die
deutsche Reichspastverwaltung den
Wünschen nach Erweiterung des An
wendungeaebrauchs der drabtloien
Telegrapbie in der See·ischerei Berück
sichtigun, zugesagt hat« Seit zwei
Jahren indxin der deutschen Seeftsches
reI zwei Fischvampser aus umgaben
mit drahtloser Telegrapbie ausgerü
stet: eine dritte Anlage befindet sich
un Entstehen. Daß die Einrichtun
gen in wirthschastlicher Beziehung,
durch friihzeitige Meldungen über die
Fangeraebnisse, gute Dienste geleistet
haben, ist aus dem zweiten deutschen
Seeschiffahrtstag bekundet worden.
Ferner ist die drahtlose Telegraphie
bereits seit längerer Zeit auch in den
Dienst des Seerettungiwesens gestellt.
Jn der Anweisung für Funkenwü
grabhie« ist bestimmt. daß die Feuer
schtsse in Fällen der Seenoth mit
Schiffen funtentelegraphisch dertehren
dürfen, und zwar soll dieser Verkehr
auch dann gestattet sein, wenn es ailt,
Seenoth zu verhüten. Um in beiden
Beziehungen den Bedürfnissen der
Seefischerei in verstürltein Maße
Rechnung zu tra en, ist in Aussicht ge
nommen, den griff der Seenoth da
hin-zu erweitern, dass, wie iin Beneh
men der betheiligten Ressorti verein
bart ist, die Feuerschiffe befugt sein
sollen, in Fällen der Noth sowie in
dringenden Angelegenheiten des
Schiffahrtibetriebec mit Schiffen fun
tentelegraphisch zu vertehren. Aller
dings wird aerade in diesem Falle an
der grundsätzlichen Forderung festge
halten werden müssen, die-zur Unter
scheidung zwischen Stationen intt un
beschränltern und solchen intt be
tchriintteen Verkehr geführt hat, an
der sowohl bei der tnternationalen Re
gelung als auch bei den Berhandlunss
en der inliindischen Behörden aufge
llten Forderung nämlich, daß nichti
mehr telegraphiert wird« als unbedingt s
nöthig ist« und das bei dein Gebrauchl
der Apparate sachgemäß verfahren
wird. Aus diesem Grunde sollen zu
den Stationen mit beschränltem Vers
lehr auch die Feuerschisse gehören.
Diese Beschränkung bezweckt in erster
Linie, dnsz die Feuerschisse nicht als
Vermittlungsstatton für solche Tele
aramme benutzt werden sollen. die von
iden sahrenden Schissen unmittelbar
jmit den sesten Küstenstationen ausge
Itnuscht werden lönnen Eine solchef
Vermittelung durch die Feuerschisse
wäre außerordentlich unpraltisch, weil
rann jede Nachricht zweimal sunlens
telearaphisch gegeben werden müßte;
je böuiiaer das geschieht, desto größer
wird die Betriebsbeeintriichtignng nn
derer Stationens außerdem wäre da
mit eine unnöthige Belastung des Pers
sonalg der Feuerschisse verbunden.
Wenn so die deutschen Feuerschisse
iiir einen erweiterten Verkehr sreigeges
den werden sollen, wäre es drinnend
wünschenswertb, dasz auch die fremden
Fenerschisse —- siir die deutsche See
sischerei wären Stationen im Singes
rkil und bei den Sbetlnnd-Jnseln von
besonderem Wende-über den Begriss
derSeenoth hinaus dem sunlentelegra
bbischen Vertebr aeössnet werden. Es
diirste versucht werden, aus der näch
sten. Jnternationnlen Funkentelegrak
phensKrnserenz, die isn Jahre 1911
in London zusammentritt, auch in die
iem Printte die Interessen der deut
schen Schiffahrt wahrzunehmen.
Ctne lehr-saure sauer-adel.
Betanntlich läßt sich eine gewöhn
liche Nähnadel, die ein wenig angeset
tet oder zwischen den Fingern einige
mal hin- und hergerieben wird. aus
die Oberfläche des in einem Gefäß be
sindlichen Wassers legen, ohne daß sie
untersinlt. Die Wasserftäche verhält
sich wie eine diinne Kautschulmems
bran; so lange leine Adhäsion zwischen
Nadel und Wasser eintritt, ist die
Qberslächenspannung des Wassers
größer als das Nadelgewicht. Man
niusz natiirlich die Nadel vorsichtig
aus das Wasser legen; am besten ge
schieht dies, wenn man die Nadel zu
erst auf doppelten Kupfer-— oder Mes
singdraht legt, der unten umgebogen
ist, dann beide in das Gefäß so weit
einführt, bis die Nabel auf dem Was
ser horizontal zu liegen kommt, und
hernach den Draht unterhalb der Na
del durch das Wasser herauszieht
hat man nun die Nadel vorher durch
mehrmaliges Streifen an einem Ma -
neten magnetisiert, so ist sie, wenn se
auf dem Wasser liegt. eine überaus
empfindliche Magnetnadel, die sich zur
Demonftration der magnetischen Ge
sehe weit besser eignet, ais die Nadeln
in der iiblichen Kompaßaufhängung
Zunächst lassen sich mit ihr die Gesetze
der magnetischen Anziehung und Ab
ssoßung einfach und klar, ohne jedes
störend-e Beiwert nachweisen. Sie
stellt sich ferner obne pendelnde Bewe
gungen und mit der größten Genauig
leit in den magnetischen Meridian ein.
Jnfolge ihrer freien, horizontalen Be
weglichteit führt sie unter dem Ein
flusse des Erdmagnetismus nur dre
hende Bewegungen aus und zeigt da
mit die Wirtungsweise des Erdnrags
netismus an. Sie ist ausserdem ein
vorzüglicher Nachweiser der Ath
sionserscheinungen. Jn einem engen,
nicht bis zum Rande mit Wasser ge
fiillten Gefäße strebt sie stets der
Mitte zu; so oft man sie durch einen
seitlich gehaltenen Magneten an den
Rand zieht, geht sie nach der Entfer
nung des Magneten von selbst und
sehr schnell wieder in die Mitte u
rilel· Füllt man dagegen das Gefäß
bis iiber den Rand rnit Wasser, so
strebt die Nadel stets dern Rande zu,
so oft man sie auch durch einen Mag
neten in die Mitte gebracht haben
mag. Wenn auch diese Adhäsionsvors
gänge bei einer nicht magnetisierten
Nabel ebensogut eintreten, werden sie
durch den Magnetismus viel schöner
demonstriert, weil die Ortsoerändes
rungen leichter herbeigeführt werden
tiinnen. «
In Dresden hat eine Lustschisigei
sellschast ihren Banlerott erlliiren
müssen, weil sie anscheinend lediglich
van der Retlarne lebte. Die betreffende
Gesellschast hat also den Irrtum be
gangen Lustschlösser anstatt Lustschiske
zu bauen.
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Wer sich immer var dir bückt, den
bedbachte aenaux wahrscheinlich sucht
er Sand site deine Augen.
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Wer fest noch darüber klagt, er
tönne seinen Plah an der Sonne nicht
finden, den muß in der Tat ein un
verbesserlicher Kicker sein.
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Vom Schahamt wird behauptet, ge
waschenetl Papiergeld halte zweimal
sd lange als ungewaschenes Das ist
ia alles gut, aber ej löst die Frage
nicht, was der arme Mann ansag
Wicht nisoll siwiihrend sein Geld in der
i il O
Leute« die lange Reden halten« den
len nicht viel; denn wenn sie gen d
denlen würden, hätten sie nicht ti,
so lange Reden zu halten. .