Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 19, 1910, Zweiter Theil, Image 13
Die Reise. Von Max Freis. Vom Hause führten zwei hohe Stu sen in den kleinen Garten; und der Friedl mußte sich gewaltsam plagen und die dicken Beinchen sehr mühselig strecken, um da hinunter-zukommen Aber es stand dafiirl An der Mauer lehnte eine Bank, die grüner war als alle Blätter des Gartens zusammen, und glänzte von frischem Lacl und Sonnenschein Die saule Katze Minka blinzelte lustig, wie der Friedl so wich tigthuetisch herabgelollert kam, und alle gelben und blauen und rothen Blumen lachten und nielten mit den Köpfen: Guten Morgen, klein FriedL guten Morgenl« Der Friedl steckte die händchen dort hin, wo die großen Leute Hosentaschen haben, und schaute in den himmel, bis ihm die Augen weh thaten; dann ging er bedächtig und langsam zu der klei nen Psiikr. in der die alte Schopsente das Bad ihrer Kinder beaussichtigte. Klein Iriedl seste sich in’s Gras zwi schen frische. grüne Kreise und län zende Butterblurnen, sah eine ile vergnügt in den kleinen Tümpel und begann dann mit einer alten Peitschen schnur zu angeln. Jn dem Tümple war es so blau. als wäre ein Stückchen Himmel hin eingefallen; manchmal kam eine ganz kleine weiße Wolle und schaulelte über das Wässerchen hin. Mama Schopsente schnatterte mit den Kin detn und am Zaun sasz eine Drossel und sang. Es war Alles rundum un endlich hell und lustig; nur der oicke Iriedl saß so ernst und würdevoll da, als wäre er der alte brumrnige Mei ster Schweichhart vom Nebenhause. Er sah starr ans seine Schnur und hatte dabei viele schwere und klug-e Gedanken. Er dachte nach, wie lange er eigent lich schon in diesem Hause bei Vater und Mutter war; es mußte schon sebr slan e sein. Minia, die Katze, war erst vie später gekommen — von der Schopsente gar nicht zu reden. Die griine Bank allerdings war immer da gewesen; aber die war ja eigentlich nicht lebendig und man tonnte sich nicht gut mit ibr vergleichen. Der lange Peter aber war nur ganz kurze Zeit beim Vater im Geschäft gewesen: und die dicke Kathi hatte die Mutter auch bald weggeschickt. Und die liebe kleine Gretelschwester war nach einem Jahre in einer kleinen Kiste in den himmel gefahren. Damals war Friedl drei Jahre alt aewesen und hatte ge weint vor Neid iiber die schöne Reise. Aber das war schon lange ber. Klein Friedl stand mit einem plötzlichen Ent schlusse aus. Nein, so ging das nicht weiter! Er konnte nicht sein ganzes Leben lang bei Vater und Mutter bleiben: er mußte auch fort. Er packte seine Peitschenschnur ein und staetelte ins Hauf-. »Mutter«. sagte er. »pact mir ein Pinterl, wie der lanae Peter eines ge habt hat« ich geb’ sort.« »Aber, FriebL was fällt Dir denn ein? Geh’ schön Ball spielen!« Aber Klein Friedl hatte einen dicken Kopf. f »Nein, ich will ein Vinterl und geh’ ort.« »Aber warum denn? Hat Dir wer Was thi1n?« »Nein, aber ich tann nicht immer da kleiden, ich will ein Pinlerl und geh’ ort.« »Hörst, Friederi, wir haben heute ei nen Topsenstrudelz da wirst doch nicht sort gehen.« Das war eine schwere Versuchung: Mein Friedl schluckte ein paar mal und dann entschied er sich: »Giebst mir halt an Strudel mit und ein Pinsteri und ich geh« sort!« Das machte der Frau Bauer Spaß, und so wette sie einen lleinen Pintel zurecht, gab dem Friedl Vaters großen Stock und sagte: »Gliielliche Reise, Friederl.« »Also Adieu, Mütter«, sagte der FriedL machte sich aus die Beine, tol lerte die zwei Stufen in den Garten hinunter und ging stolz an der Enten psiitze vorbei; wie er beim Gattenzauri war, sragte die Mutter: »Na. Friederi, wohin gehst denn ei gentlich?« »Ja, aii das hatte der Iriedl noch nicht gedacht; er blieb stehen und schau te rathlos die Mutter an· »Weißt sivaä«, schlug die dar, » eh' zum Nackx bat Schiveichhart, willt?« Da ging der Friedl aus die Straße hinaus; die Mutter aber versteckte sich hinter dem Fliederdusch und sah zu, was ihr Bub wohl anfangen würde. Meister Schweichhart, der Schmied, war ein verbitterter, unfreuiidlicher Mann, der würde dein Friedl die Lust zum Wandern bald vergessen lassen! Vor der Schmiede lag ein verboge ried Wagenrad iind daneben sasz die rothhaarige Mariedl. MeisterSchweich hat« Jüngste; sie rieb mit vieler Be isterung ihrem Bruder LengWagem Ihmiere ins Gesicht; l’5lari, r älteste der dreizehn Schweichhart Kinder, hin gegen vergnügte sich damit, deni strap pigen Hunde Türtl Sand in die Oh ren zu sitlleii. Der dicke Friedl sah dem eine Zeit lang nachdenklich zu und wu te nicht richt, sollte er den Flori rnit eid oder Verachtuna betrachten. Schließlich sagte er wichtig: «hörst. ich hab’ aber an Topsenstru el!'« Der Flori wars glei iltig eine lehte hand voll Sand nachk riedl’i5i »Pinterl« und ing pfei lend in die Schmiede Da ahte sich Klein Iriedl ein herz und ging ihsn sach. Meister Schivetchhart sah er staunt und durchaus nicht sreundlichi den Gast an. . »Was willstt« i ,,Dableiben«, meinte der Friedl j »Di’ tunnt ma’ brauchen! Schau daß Ahorn tummst!« i «Na'«, sagte der FriedL ,,dort war ich zu lang. das geht net wehr.« Der Meister Schweichhart schüttelte den Kovs und dachte nach, was das bedeuten könne. Dann sagte er: »J hab« selber dreizehne, kann ioans mehr brauchen, geh’ leicht zzin reichen Herrn Koppe hinter der Kirchen, der hat ja Geld gnua, der kann si’ so an G’spaß derlauben, ha?·« Der lleine Friedl stand betrübt und nachdenklich. »Oimmelberr·aott, setzen schau schon, daß D’ außitammst — hab’ toa Zeit net siir Dich«, polterte der Schmied plö lich los. I schluckte Friedl ganz plötzlich ein paarmal hinunter und marschirte da-; von. Eigentlich war es viel besser, zum Ren Kappe zu gehen, der hatte einen n und ein Pferd und eine großes Do e mit lustigen bunten Zuckeran Und er selbst war auch viel lustigeri und freundlicher als der Meisters Schweichhart. Ganz vergnügt trabtei tlein Friedl den haupiplad entlang» und in Herrn Koppe’s Geschäft. ( Dort ertliirte er die Sache, erzählte Einiges von der Minte nnd demi Topsenstrudel und Herrn Koppss GH ficht wurde immer lustiger und freundlichen aber schließlich sagte er: »Weißt, Friederi, bei mir tann ich Dich nicht behalten, weil ich jetzt ver reisen muß. Gel,st jetzt schön wieder nach Hause «- und-«l-is ich—« ioieders nimm-, rrtegn ein nioerneg uuxeu in ein’ goldenen Büchserl, willst?« Da lief der Friedl nach use so schnell er konnte und erzählte IMM tet. daß er ein silbernes Nixerl in ein’j goldnen Bächserl kriegen sollte. » Er erzählte davon der Kaye Minta,! der grünen Bant und der SchopfenteH er träumte bei Nacht davon und malte sich tagiüber die unsagbaren Schön beiten des Nirerls aus. Er wartete ein paar Wochen darauf und war stolz wie ein König. Schließlich hielt er’s nicht mehr aus. Er ging zu dem rei chen herrn Kappe und oerlan te sein silbernes Nirerl im goldenen üchserl. Da lachte der schrecklich und sa te: »Aber dummer Friederi, das gie t’si doch gar nicht. Ein Nixerl, das ists eben nichts. Nein, dummer Friele dummer Friele l Da schlich der dumme Friedl ganzi still nach hause und setzte sich zurs Entenpsiiye. Und alle rothen undx gelben und blauen Blumen lachten’ und die Katze Minta und die Bank, die Schopfente und ihre Kinder, sie alle lachten über den dummen Friedl. Der aber hielt die Händchen tm's sicht und weinte. Dies war die Geschichte, die der Friedl als alter Mann noch oft er zählt; und immer setzte er hin ur »Warten gar Viele auf ein groezesj Glück und sind stolz wie ein König! und lriegen nur — ein silberne-H Rixetl in ein’ goldenen Bücherl —« Die ern-im Immun- m ouwpa.s Aus die Frage nach dem kleinsten ; europaischen Staatswesen mit redu dlitanischer Verfassung würden die meisten Menschen, der Geographiestuni de aus der Schule gedenkend, gewiß antworten: San Marino und Andori ra. Tatsächlich aber sind Marin mit seinen 32 Quadratmeilen und 1(),Z16 Einwohnern und Andorra mit seinen 175 Quadratmeilen, aber nur 52531 Einwohnern geradezu Großmächte im Vergleich zu der Revublik Tavolara. Man tritt dem Wissen des geehrten Lesers wohl taum zu nahe, wenn man annimmt, dasz der Name dieses nach den Grundsiiyen der Freiheit, Gleich heit und Brüderlichkeit verwalteten Ländchens noch niemals zu seinen Oh ren drang. Denn kein Schulbuch gibt von ihm Kunde, und aus keiner der bet uns gebräuchlichen Karten sindet man es. Dazu ist es zu tlein. Die Republik Tavolara ist eine Jn sel. Sie liegt etwa acht bis neun Seemeilen vor der Osttuste von Sar dinien und ist nicht mehr als 9 Qua dratmeilen groß, aus denen 50 bis 60 Menschen leben. Jm Jahre 1830 übertrug König Karl Albert von Sar dinien das unbeschränkte, souveräne Eigentum der Jnsel der Familie Bar toloni. Diese erklärte die Jnsel allso-— gleich Zum Königreiche, und eins ihrer Mikgl eder bestieg als König Paul l. den Thron von Tavolara. Paul l. regierte nicht weniger als 50 Jahre lang zu voller Zusriedenheit seiner Uns tertanen. Er starb 1882 und sprach aus dem Todtenbette den Wunsch aus, man möchte ihm keinen Nachsolger ge ben. Ja, dieser König war eigentlich ein Anarchist, denn er erklärte es siir das beste, daß Tavolara sich ohne jeg liche Regierung behiilse. llnd so ge schah es. Ein Thronprätendent trat nicht aus, und vier Jahre lang, bis 1886, lebten die Tavolaraner ohne alle Obrigkeit. Aus die Dauer scheinen sie indessen doch die Schattenseiten dieses Zustandes empsunden zu ha« ben. Es gab Streitigkeiten, die zur. Proklamierung der Republik siihrten.i Jtalien erkannte 1891 die Republit Tavolara als selbständiges Staatswe sen an. An der Spitze der Verwal tung von Tavolara steht ein Präsident ver Republik, der sich aber von seinen Kollegen, den beeren Fallieres und Tast, dadurch unterscheidet, daß er keinen Cent Gehalt bezieht. Vergessen. Erzählung von Theodor Hoff manm Paul Sernow, in Firma Sernow Fa Cv., war in arger Geldverkegenheit. Eine Spekulsation, auf die er alle Hoffnungen gesetzt hatte, war wider sErwarten fehlgeschlagen; jetzt war Ul stimv vor ver Thür, die Rückstande ssollten gezahlt werden, und es waren Iskeine tausend Mart in der Kasse. Was nun beginnen? Nathlos ging er in seinem Bureau umher. Wohl zum sechstenrnal durch s sah er die mit Bleistist gemachten No jtizem aber alles war umsonst, das « Defi it war da, und eine Deckung da fiir Zehltr. « Grauenvoll stand die Zukunft vor ihm. Er war ruinirt. Zwei Wiege nur blieben: der Bankerott oder der Re "volver. Kalter Schweiß trak ihm auf-die Stirn, und ein Schauer durchrieselte ihn. So jung, noch teine dreißig Jah re, und solch ein Ende! Pn stummer Verzweiflung warf er ich auf das Sofa, preßte die hönde an die Stirn und stierke tathlos vor sich. Plötzlich trat jemand ein. Louis Jensen, sein alter Jugendfreund war es; fast erschrocken trat er näher. Paul stand sofort auf und begriißte voll Verlegenheit den Freund, den er seit einigen Jahren nicht gesehen hak te. Früher waren sie eng befreundet gewesen, dann aber hatte Paul andern Verkehr, da der Freund ihm zu ein fach und altmodisch erschien. »Dich wundert mein Kommen?« fragte der Freund Verlegen entgegnete Parl: »Ich muß mich entschuldigen, daß ich so lange nicht bei dir war!'« - »D, dazu hast du keine Ursache, un sere Wege gehen ja nicht nebeneinan der, jeder geht ja heut seinen eigenen fnteressen nach, Der Kampf ums Da ein läßt uns ja teine Zeit übrig.« Zustimmend nickte Paul. wurde aber nur noch mehr verlegen. »Ich bin auch nicht gekommen, dir deshalb Vorwürfe zu machen, lieber Paul, nein, ich komme, dir zu helfen." Der junge Bankier fuhr zusammen nnd starrte den Freund an. Dieser niate lächelnd: »Ja, ja, mein Junge, ich weiß alles, ich tenne deine Lage, du bist vor decn Ruin. Und eben deshalb bin ich hier. Also wie viel brauchst du?« Noch immer fand Paul reine Worte So sprach der Freund weiter: »Da inik du also Klarheit hast, ich weiß es von meiner Schwester Frido; die ist, wie du nicht zu wissen scheinst, in der-i Bankgeschäft von Wolter als Buchhal terin angestellt; dort hat man deine Vornahrnen und deine Lage bespro chen, und da hat sie mir alles wieder erzählt-« Jetzt war Paul niedergeschlagen. Ein neuer Vorwurf traf ihn. Denn dies junge Mädchen war dereinst seine heimliche Verlobte gewesen, er hatte sich aber auch von ihr zuriickaezogen, weil er eben höher hinaus wollte. Und -nun kamen diese beiden so Vernachläs sigten und boten ihm Hilfe an, die ihn vorn Untergang retten konnte· Das beschämte ihn tief. »Also sprich frei von der Leber ’runter«, sagte Louis, ,,wieviel brauchst du?« Ohne ein Wort zu erwidern, reichte ihm Paul den Zettel hin, vor dem er bis jeßt gebriitet hatte »Alle Wetter! 26,000 Mark! Da: rauf war ich nicht gefaßt«, sagte der Freund. Angstvoll und zitternd sah Paul ihn an. Schon drohte auch die letzte Hofs nung wieder zu versinken. Doch der Freund besann sich und sagte kurz entschlossen: »Ich gebe dir das Geld; morgen Mittag kannst du daraus rechnen. —- Aber ich muß dich Als der bekannte chinesische Pä dagoge Dr. Ding noch ein Kind wor versprach er seiner Mutter-, drei sei ner Fingeknägel nie schneiden zu lassen, sondern den einen der »Macht Ldes Himmels«, den zweiten der warnen, Paul, laß dich nicht wieder aus so leichtsinni e Unternehmungen ein. Ich gebe dir Fast die Hälfte mei ner Ersparnisse. Jch vertraue dir, wirthschaste gut mit dem Gelde, be dente, daß ich es meiner Familie ent zog, um dir zu helfen!« Und Paul umarmte den Freund, und mit thränendurchzitterter Stimme entgegnete er: »Nic, niemals werde ich dir dies vergessen, lieber Louis! Ewig idankbar will ich dir dasür sein, du hast mir ja die Lust zum Leben wie sdergegebent Du guter, lieber Mensch!« -— und er umarmte und küßte den Freund. —- -—- — . Ein Vierteljahr später Das Haus Sernow F- Co stehti wieder sest und sicher da. Die sSchlappe von ehedem ist ausgeglichen, und seit-s dem ist Paul vorsichtig geworden. Aberj er arbeitet jetzt mit Glück, denn seine Verbindungen sind geradezu glänzendes geworden. Es geht auch schnell aus wärts. Natürlich glüht in seiner Brust noch immer die Flamme der Dantbarleit siir den uneigennützigen Freund, abers davon spricht er zu niemand, und wenn es irgend angeht, meidet er auchi die Nähe des Freundes, denn er hats das leise Gefühl, als schäme er sichs vor diesem schlichten Menschen Auch bei Fräulein Frida hat er herzlichst sich bedankt. Er hat sie einigemal ins Theater geführt, ist auch zuweilen mit ihr sva zieren gefahren, als er aber merkte, daß sie den vertraulichen Ton von ehedem wieder anschlag, hat er sich nach und nach oon neuem zurückgezogen, — denn sie zu heirathen, daran dachte er auch seht noch nicht. Das hieße doch die Dankbarkeit ein wenig weit trei ben, zumal iekh wo er doch bal e nug eine günzende Partie mackse konnte. Einmal indessen kam er allmonatlicli mit den beiden Geschwistern zusam men, das war schon nicht zu umgeben, nur war er stets froh, wenn seine Ge schäftssreunde von diesen nichts er subren, — eine Empfehlung für ihn wäre das gewiß nicht, meinte er stets mit spöttischem Lächeln. —- — — Ein Jahr später. Louis Jensen ging mit seiner Frau über den Opernplatz. Es war eine Minute vor Beginn der Oper. »Gebt da nicht dein Freund Setnow mit der Familie Wolf zusammen ins Opernhaus-ist« fra te die Frau. Gleichmüthig nidte Jensen nur »Aber er grüßte dich doch gar nicht?« »Er wird uns nicht gesehen haben.« Pause. —- Beide denten nach. Dann die Frartt »Sag mal, ich dachte der Sernow würde einmal die Frida hei rathen?« »Ja, das bildete ich mir auch ein, aber wir scheinen uns geirrt zu ba ben. « »Findest du nicht, Mann, daß Ser now uns jetzt aussallend vernachläs » sigt?« H ,,LiebeL Kind, er hat so viele Ver I bindungen dent doch nur, wie groß sein Geschast geworden ist!« « i. ja, rsas schon, aber er ist dir doch Dant schuldig, lieber Louis. « Jensen zuckte die Schultern »Er hat sa vor acht Tagen alles zurücke-e zahlt. « »Aber damals hast du ihn doch vom Untergang gerettet!« Jenseit nickte mit wehmüthigem Lächeln. »So etwas vergißt man gar bald!" »Aber er ist doch dein Freundi« »Ich fürchte, er ist es nicht mehr«, sagte er und machte sich start, denn Thränen wollten hochtommen — Zwei Jahre später. — Ein glänzender Hochzeitsng schrei tet durch die reichgeschmüctte Kirche Die Damen in prächtigen Seiden und Brotat -,Roben suntelnd von Dia manten und andern echten Steinen, Eine eblneiisehe Rat-ietzt. »Macht der Erde« und den dritten dem Konifwtfe zu weihen. Sie sehen jetzt so aus, wie unser Bild zeigt. Ein amerikanischer Sommer hat dem Dr. Ding vergebens s1000 für seine Nägel geboten. die Herren im Frack und Unisorm, ge schmückt im Glanz all ihrer Ordens sterne. Paul Sei-now siihrt die einzige Tochter des steinreichen Wolf an den Altar« Jm Mittelschiss der Kirche sitzen die Zuschauer, eng gedrängt, Kopf an Kopf, und halblaut wird die Unter haltung geführt. »Ja, der ist jetzt schöne ’raus«, sagte eine dicke Dame. »Der hat jenug für dies Leben, zwei Millionen triegt er ja mit.« . Allgemeines Erstaunen und Kopf schiitteln der Bewunderung »Aber der has-Z auch verstanden. Der ist een janz Schlauerl Fräher, ach du meine Jüte, da hätten Sie’n mal sehen sollen, das reine Elend, sage ich Jhnent Jch kannte ja seine ganze Familie taum satt zu essen hatte te.« — Dann meinte eine andere: »Er stand doch mal sehr an der Kinde, nicht wahr?« Die dicke Dame nickte, als wisse sie alles. »So was vergißt man schnell«, lächelte sie boshast. Jn diesem Augenblick kam das Brautpaar vorüber. Alles schwieg und staunte das Paar an. Und ganz drüben in der Ecke, unge sehen von allen andern, saß ein al terndes Mädchen und drückte das Tuch ans Gesicht. »Aber stidm nimm dich doch zu sammen«, agte ihr Bruder, der hinter ihr stand-. »Ach, Louis«, sliisterte sie, »ich habe ihn ja so heiß geliebt.« Da ertönte laut des Prediqerss Stimme und ebenso laut sprach der junge Bräutigam sein »«-a«. Ganz hinten aber saßen die Ge schwister Und blickten durch thränen umslorte Augen aus all’ den Glanz, der sie nun auf immer von dem Freun de trennte. Ein Mäskchen tu Chr-en »Ein Küßchen in Ehren — kann Niemand verwehren·', sagt das-Sprich wort ermunterntd, aber daß ein Kuß sogar eine beträchtliche Summe Geldes ein-bringt, gehört gewiß nicht zu den alltäglichen Dingen. Jn England hin terließ türzlich eine alte Dame, sdie Univerheirathet geblieben swar, ein Testament, in dem sie unter anderen Legaten auch die Bestimmung hinter ließ« daß ssie 500 Psd. Sterling für Denjenigen bestimmt habe, »dessenKuß unter dem Mistelzweig sie niemals vergessen habe.« Die Vorgeschichte die ser merkwürdigen testamentarischen Bestimmung besteht darin, daß die alte Dame sich einst vor vielen Jahren in einer Weihnachtsgesellschuft befun den hatte, und daß in weiteren Ver laus des angeregten Abends ein lusti ger Schulbub hinter den Stuhl « der schon etwas ältlichen Dame trat, den tleinen Mistelzweig in der Hand iiber ihren Kopf hielt und ihr einen tüchti gen Kuß ausdrückte. Sie lachte und drohte zwar, ihm sdie Ohren abreißen zu wollen« aber das Kompliment des jugendlichen Antbeters hatte ihr doch gefallen. Die Jahre gingen hin, aus dem Schulbuben war ein Mann ge worden, dem eg im Kampfe um das Dasein nicht gut erging und der höchst erstaunt und zugleich erfreut war, als er eines Tages von einer großen Rechtsnnwaltgfirma die Nachricht be lam, daß eine von ihren Klintinnen ihm 500 Pfd Sterling hinterlassen habe -—-—-.—-— dösttchtett het Kinder-m Eltern, die ihre Kinder zur Höflich keit erziehen, erziehen sie zur Menschen liebe, flößen ihnen Rücksicht und Ach tung gegen ihre Nebenmenschen ein und wirken dadurch am kräftigsten der na türlichen Selbstsucht entgegen, welche so leicht geneigt ist, das eigene Jch als Mittelunkt zu betrachten. Jindem die Eltern ihre Kinder zur Höflichkeit er ziehen, sorgen sie dadurch aber auch am besten siir ihren eigenen Frieden. siir ein glückliches Familienleben, — während hingegen diejenigen, welche ihren Kindern ungerügt l!nhöslichtei ten hingehen lassen, sei es gegen sie selbst oder gegen Fremde, es sich allein zuzuschreiben haben. wenn der Mund der erwachsenen Söhne oder Töchter nicht immer Worte der Ehrerbietung spricht. Dass Kind, welches von der ersten Jugend an gewöhnt wird, um jede Gabe zu bitten und sich auch sür die lleinste zu bedanken, wird auch in späteren Jahren sich scheuen, von den Eltern anders als bittweise die Er füllung eines Wunsches zu erlangen, während im«entgegengesetzten Falle der erwachsene Sohn. die erwachsene Toch ter nur zu ost ein Recht zu haben glauben zu fordern, und selbst bei wirt«lichen, ihnen von den Eltern ge brachten Opfern den Dank vergessen. Wh Serciii.ssimiis. Nach dem Hofconrert wird Seiner Erlaucht der bedeutende Künstler vor gestellt, der dem Abend erst die rechte Weihe gegessen h.·—.t. »Spielen Sie nur, äh, Klavier, mein Lieber?« lautet die huldvolle Ansprache. »Nein, Erlaucht. ich spiele auch Geige.« »Seht nett. äh, wirllich sehr nett, da tönnen Sie sich ja selbst begleiten.« Böses Gewissen. Pserdehändler: »Dieses Schimmel gespann kann ich Jhnen besonders em psehlen.« Parvenu (leise zu seiner Gattin)): »,,W-c-her nur dieser Mensch weiß, daß lich seither Bäckermeister wart« »Grstattcu gnädigcs Fräulein: ich bin der bewußte Zerr mit dem Foxterrier.« 8 »Sie? —- ch — also Sie sind es wirklich?'« »Sie scheinen cnttäuscht, meine Ernä digste?« »O nein — bewahre — im Gegen iteil: ich finde den For» wirklich ganz « allerliebst. . ..« cmns taus drin Bahnhof): »Jetzt wird der Zug wohl bald kommen, Mauren ’iiel) nur« dort die gaan Familie spitzt schon den Mundl « ! Bett-Meist » ..... Zeiserl heißen Sie? Erlau ben Sie mir, wenn man einen so lä cherlichen Namen hat, sucht man doch um Namensänderung nacht« »Ist bereits geschehen! ..... Frühe-: hab» ich Girncl geweißen!« In der Treitnlmlnn Schaffner: »Die Herrschaften mits ien zusamnientückem auf dieser Bank sitzen nur vier, und drüben sechs Per sonen!« Fahrgaft: »Ja das sind drei Braut spaarex mir sind aber zwei Ehepaare1« — Erklärt . Sie geben an, dein Kläger eine Ohrfeige gegeben zu haben,- weil er Sie Vor fünf Jahren ein Rhinoze ros genannt hat. Das klingt doch recht unmahrscheinlich .bi(berbiiuer!« »Ja, wissen S’, ich bin beuer in a’ ’TNenagerie ·tommen, und da hab’ ich »zum erstenmal so a’ Vieky’ g’seh’n·« Ein Gemütlismcnich A.: »H-.ins Marteng will mich um hundert Mart anpurnpen. Soll ich sie ihm neben?« B.: »Ach bitte, tbu’ es! Du thust mir einen persöntichen Gefallen da mit.« A.:, Dir? Wieso denn das?« B: »Ja! Wenn Du sie ihn nicht qiebst dann kommt er sicher zu mir!« Schlechte Anorcdr. Frau fznm Gatten. der erst Mor aens heimlomrnt): Wenn Du schon den Kometen beobachten wolltest — der ist doch um drei zu seh’n! Wie so lomrnst Du da erst jth nach Hau ezit Gatte: »Ja, dann sind wir noch in s ! Stadtdarlrestnurant gegangen, da twollten wir eine Nachtigall singen hö , ren!« Lustschtsser-Schnabnlitipslm Ein Bett that auf Reis’n »Ein jeder sonst lob’n: jJetzt schla en s’S am liebst’n Plan H e u b o de n drob’n. In’s Kellerloch leqt’ man »Sonst ’n Schlüssel vorn Haut-: Lcdeus nimmt man ’n bei der Heimtehx Aus d’r Dachrinnen ’rs7n"s. Ein Reis’oniel neulich sDie Lüfte durchzoat ’s war ’"5 erstemal im Leb’n, sDaß ohn’ Ha u O t n echt er flog. Nicht imn.er braucht man Römqu Strahlen-, um iemandem durch die Finger zu sehen!« Kleiner Wint. ISchneiderr ,,L·ieber Herrz wie wäre es, wenn Sienicht nur die von mir bezogenen Kleider, sondern auch Ihre Schulden abtruaen!« Post-ask »Der Bühne bleibt Jbre Braut doch treu, wenn Sie beirathen2« »Welche Fraue; obne die Kunst kann sie nicht leben!« »Ja, ja, und erst zu zweit ——-« i Eis-mer« i Ernst ist das zehen. Fritz kommt mit zertratztem Gesicht, blutender Rase, zersetztem Rock und zerrissenen Hosen nnch Hause. »Wie of: habe ich Dir nnn schon verboten«, schilt die entsetzte Mutter, »mit Nach bars Karl, dem ungezogenen Jungen. zu spielen!« « »Sehe ich aus-", heult Fritz, »als wenn ich gespielt hättet« Mk.- « Das-«