Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 12, 1910, Zweiter Theil, Image 16

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    Junge-Inn
t
Mein Vater und ich haben nieman
den aus der Welt als einer den an:
derer. Er ist sünsundftebzig Jahre alt
und zieht mit mir von Garnison zu(
Garnison. Aus Josephstadt, dem tit- I
tischen Kur-ort, nach ksem skandalizis
scheu Jaroslark, von da nach Wien,
und, wenn's heut oder morgen im
Verordnungsblatte stünde, auch nach
Plevlie im Schandsact oder Karls-barg
in Siebenbirien, wo sich Füchse und
Hasen gute Nacht sagen. —— Er ist in
seiner Jugend Ossizier gewesen« wie
ich fest, und behauptet, ich wiikde spä
ter doch auch Landwirth n.rden wie;
er. .
Es ist richtig, zum Landbau zieht:
mich ein geheimes Sehnen. «
Morgens, wenn ich ins Arsenal ge
he, steht mein Vater aus und schaut
gen himmel. Grau wölbt sich’s über
der Votivtirche, grau. wie das Landes:
aericht und die Alsertaserne dort im
Hintergrunde »Wenn nur tein Re
gen tommt,« sagt Papa, »sonst ist es
nichts mit dem Maisbrechen zu
hause«
Zu hause? — Wo ist das? — Ach,
dort weit unten in Slavonien, aus der
Pußta Magdalinatz, wo er zuleyt ge
wesen ist. »
»Johann!«
Johann brinat ihm Kleider und
Schuhe. »Aber,« — rust mein Vater
dorwurssooll, »3ugstiesel bei dieicm
Wetter! Es wird ja draußen so weich
werden!«
,.Weich?« lächelt Johann: er kennt
meines Vaters Schrullen. «Weich? —
Die Währinaerstrasie ist gepflastert.«
«Na ja, schon gut,« sagt mein Va
ter resignirt.
Dann steht er nach dem Aneroid
Barometer und wiegt den Kaps: »Oh,
ob, nie kann man zum Stosoelstürzen
kommen! So regnerischi So garstig!
Gestern haben sie mit Müh und Noth
den Mais von der großen Tafel heim
qebracht heut kommt die kleine Ro
duna dran, und morgen will's ichon
wieder reanen! Was soll es lieuer mit
dem Winteranbau werden? Und wann
werden sie Dünaer fahren?« —- Papa
ist aanz unglücklich.
Wenn ich nach hause komme, mus;l
i
VonNodaRoda. s- 4
i
ich ihn trösten. »Sie sind schon fertia.«
sage ich ihm.
»Ab, sag das nicht. Jch weis-, be
stimmt, wie weit sie sind«
»Aber woher. Papa? Wir wohnen
bier an der Wöbrinaerstraße in Wien;
was weißt Du davon, was auf der
Pufrta Maadolinatz ovraebt?«« E
»Ich weiß es!«-Darauf beharrt er
eigensinnig.
Ja, er weiß es! Mit tausend Fä
den, unsichtbar, unnachweisbar banatJ
er an seiner alten Schalle Er fiiblts
· mit allen Fasern seines Herzens, mass
sie draußen schmerzt und was iie
freut.
Jin Sommer, wenn es über der»
Alserdorstadt einmal schwarz heraus I
siebt, ftebt er, zitternd vor tfrregunal
arn Fenster und siebt dem Wolkentanz
zu. Erst zucken ferne Blitze dann ballt
es sich iiber dem schlanten Thurme des
Domes. dann fällt der erste schwere
Tropfen: und er siebt, der Alte. bang
atbemlos, wie damals, da es für ibn
noch Hagelschläge aab, und wartet,
bis das erste Gigtorn ans Fenster
pickt.
Er steht mit gefaltenen Händen
Er betet für -—— oh, nicht iijr die
Bauern. die Wirthe, an sie, die den
Schaden haben, dentt er nicht. Scha
den und Nutzen ist Geld, und am Gel
, de ift er nie gehangen. Nein, für rie
« Rebe und das Korn betet er. Daß die
Halme und Reiser zerschmettert wer.
den sollen, das zerschneidet ihm die
Seele. Die Saat. die Aebre, die
Schalle, daran hat er sein Herz ver
kauft von jung auf.
Papa bat zwei Feiertage in der
Woche: Mittwoch und Sams-:g. Da
bringe ich ihm die landwirtbschaftliche
· Zeitung mit. Er studirt sie und liest
« « rnir vor.vlv »Schau, Branto, sagt er,
i« W er die Anzeige eines Stellesuchen
den findet, »das müßte ein brauchba
Xer Mensch sein statt des Eßlinger.«
» Sp, der Oberweier auf Pußta
Mlinah geheißen. »Er ist ein
Incubuer kann deutsch und unga
KXQ versieht sich auch auf die Schwei
« « Der Eßlinger, der ist immer
Mute-L Man sollte ihm schreiben,
Mia«
LIMI, Pape-?u frage ich verwun
Ic dem, der sich da ankündigt.«
« g- me denn — Pupae«
« Jst Isi- sich nach der Pußta Mag
W wendet-. Sie wollen doch dem
« , tiiudigen.«
s IDM M. fünfzehn Jahre, dent
" W Jahre sind wir von
»Ist-«
—- ith Musbe Mk seufzt
. » «: .Wiedie3eit ver
sahen- tam ein Zeugen
Ue , breit des Ur
M Evitseb hatte
» einmal ge und
" Ms M war's
Amt-steten Ca
,
spi
Isa
i
Am 15. November, Papas Namens
tage brachte ich ihm den Landmer
ich hatte ihm vorher Urlaub fiir den
Tag erbeten.
Ah. da hätte man den Akten sehen
sollen! Den ganzen Tag durfte ibni
Satoitsch nicht von der Seite. Er
wurde nicht müde, ihn zu fragen, nicht
müde« ihm zuzubören Von der neuen
Bahn mußte Samitfch erzählen, die
durch die Botschi führt und just bei
Magdolinatz Station macht.
»Was gerade bei Magdolinah?« ju
belte Pspa »gerade bei Magdolinatzk
Und dann? Wohin siihrt sie dann wei
ter?«
Satvitsch beschrieb es umständlich.
»Branto!« rief Papa, als hätte ihm
jemand die Jugend geschenkt. »Denl
nur, gerade bei Magdolinay macht sie
Station, die Babn!«
Sie kamen dann auf die Diener
fchaft zu sprechen. Wenn Sawitsch ei
nen von den Leuten, eines von den
Pferden nicht kannte, da hatte Papas
Bedauern keine Grenzen.
Drei Jahre blieb der junge Sa
tvtsch in Wien. Er batte ein heim bei
uns, mußte feine Briefe mitbringen
und vorlesen. Grüße bestellen und
wiederbringen und wurde gezärtelt
ivie ein Kind. Als er ging, feblte er
dein armen Alten wie ein Stückchen
Brot«
W
Die Inspiratio- des keifig-C
Das oft gitirte Wort: »Es bitdet
ein Talent sich in der Stille« scheint
tei den Musitern nicht so allgemein
iuzutrefsem wie bei anderen schaffen
den Geistern. Amerigo Scariatti weist
in einem interessanten Aufsatz in »A«
e: La bor« auf die merkwürdige Bor
liebe bi n. die eine Reihe grosser Musi
lrr fiir eine larinende Umgebung ba
ben. Im Gegensac zu anderen Gei
ftesarbeitern suchen sie gern eine leb
bafte Umgebung auf. Gespräche
Trubel und Gerausche sind ionen
willkommen, und eine große Reihe
noch beute bewunderter Meisterwerle
der Tonkunst sind unter Umständen
entstanden, die von jeder »Rube des
Schaffens« und von iveltabgeschiedener
einsamer Selbstverfenitung weit ent
fernt sind. Wenn Cimarofa tompos
nirte, so verlangte er Lärm um sich zu
haben, am liebsten ivar es ihm, wenn
er seine Inspiration inmitten eines
Kreises vlaudernder und icherzender
Freunde auf das Papier bringen konn
ter. Berlioz toniponirte seine bekr
Lche»Orgelsonate »Der Abschied-der
Hchafer« im Hause des Architeiien
Duc. inmitten einer Gesellschaft, die
voll Eifer und durchaus nicht ae
räuschlos am Wbistsdiel sich ergötzte.
Als Gluck in feiner Heimatbstadt
Weidenivang weilte, ließ er sein Spi
nett ins Freie tragen; in unmittelba
rer Nachbarschaft des Vieliniarttesz
wurde das Instrument aufgestellt, und
bier tomponirte Gluck beim Gebrüll
der Ochsen nnd beim Geschrei der
Vrriäufer. Paer schuf seine besten
Kompositionen während er mitFreun
den scherzte oder digpzitirte, mit sei
nen Kindern spielte oder mit ber
Köchin nnd mit seiner Frau allerlei
häusliche Differenzen ordnete. Gou
iiod schrieb mit Vorliebe mätnend sei
net Reisen, in der Pofttutsche oder in
der Eisenbahn Das berühmte »Gebet
des Moses« von Rofsini entstand in
einer Viertelstunde im Kreise einer
lustig scherzenben lärmenden Gesell
schaft von Freunden, die im Hause
des Dichters Irottola Zusammen ae
»tommen waren. Irottola brachte Nos
fini die Verse, Rossini begann zu lesen,
der Dichter fürchtete eine allzu strenge
Kritik und iaate zu Rossini: »Meister,
ich habe darin mehr als eine Stunde
gearbeitet« »Und ich werde Dir die
Musit in einer Viertelstunde schrei
ben«, antwortete Rossini. lir bielt
lsein Wort: eine Viertelstunde späte-r
ifivar das »Geber deg Moses« tompos
nirt.
Ctn sevtsenhsfrer see-net
ist der Chef der Feuerwebr von Block
in Ri!fsiich-Polen. Dieser Tage ent
stand in einem kleinen Orte, der in
Iniichster Nachbarschaft der genannten
Stadt, aber aus dem anderen Ufer
der Weichsel belegen ist und zu einem
anderen Gouvernement gehört, ein
aroszes Schadenfeuer. Die Moder
Feuerwebr versammelt sich under-zittr
lich in vollem Bestande vor dein Rath
hause, doch ibr Chef befand sich in
furchtbarere Verlepenheit ob der Fra
einem fremden Gouvernement nicht
Machtbefugniffe bedeuten würde.
Schließlich tarn dein braven Manne
ein rettender Gedanke: eilends beaab
er sich nach hause und fette ein Ge
such an den Goaverneur mit der
Bitte um »Beurl.iubuna« der Feuer
krebr in den einen halben Kilometer
entfernten Ort auf. Juni Pech fehlte
aber dem Deren Feuerwehrbaapts
sann eine Stunden-satte die vor
schriftjaemäß auf das Schriftfilick
aufgetlebt werden inu te. Schließ
lich war jedoch auch d· Hindernis
überwunden, die Indiens beim Gou
derneur war nachgefucht nnd erhal
ten« und strahlend kehrte der Chef
der Feuerwelir auf den Rathhaus
plai zurück. »Sei-re Leute fand er
jedoch hier nicht«niel-,r bor: weniger
gewissenhaft alt ihr chei. waren diese
auf ei ene Verantwortung auf die
Mit ätltefchitrutqegiictöoubatth bät
ge o un et en i -
reits nach der gehabte-n Arbeit, wäh
rend ihr chef noch den Kanzleifornias
litäten nachgt
Nicht ver viel bot, ift reich, sondern
Des W bedarf
ge, ob das Löschen eines Feuers ins
l
eine schwere Ueberschreitung seiner«
Schätzungen
Humoreste von I. v. Altwalli
st s d t.
--—— t
Jahr fiir J-.ihr, wenn es FrühsvinO
mer geworden war, tam Professor
Clarn. der Landschaftsmaler, nacht
dem liefernwalvuniichlossenen Sowl
merfrischendorfx denn hier fand er
nach wie vor Die Motive, die ihm am
meisten zusaqten
In die kleine, nette Mietfisvilla rni
dem retten. rothen Thürmchen brachte
Clarn Diesen-at außer feiner Frau
und seinen beiden zwölsjäizriaen
Zwillingstöchtern noch ein anderes
weiblich-s Wesen mit, ein neunzehn
Iiihriges. früh verwaistes Nichttun.
das sich nun im ariinen Wald nach
Herzenslust erholen sollte· Diese
Nichte diese Ilse, hatte ein kleines.
feines Gemmen - Gesichtchen, schiinr.
dunlle Wellenscheitel und sah gewiß
nicht häßlich aus. Und da sie ausser
vem nicht aerade heiratttsunlusti
war, so nahm sie es dem Schickfa
auch gar nicht übel. daß neben der
Villa mit Den-. treten Thürmchen ein
treuhersiaes Landdäuschen mit dunk
lem Schieferdache stand. Denn unter
diesem Dache hauste als Zimmeer
einer alten Pfarrerstvittwe ein sun
ger, fröhlichen tieibriinetter Mann
mit noch völlia nnberinaten Firmen
Dieser. Divlvmsfenaenieur Dr Wür
ker — er war feit einiaen Monaten
in der Porzellanfabrit des Nachbar
vrtes angestellt — pflegte mit sehr
ausvrucksreichem und bedeutunasvvb
lem Blick in Felses araue Augen zu
schauen, fv oft er sie zu veariiszen oder
sich von ihr zu verabschiedete hatte.
Und das Vielfaaende und Bedeuture -
volle schwand auch dann nicht aus Pei
nem Blick, als sie tu verstehen aearben
hatte, daß sie ein Seminarvfliinjtlein
sei —- also tein Gold-. ja nicht einmal
ein Silberfifch
So ward er in türzester Zeit der
uneingeschrönlte Besitzer vvn Jlfes
Herzen. Und dessen war sie sich vollan
bewußt. wenn sie auch nicht io viel
von ihrer Neiauna sprach wie Fräu
lein Tbudichum von ver ihren.
Fräulein Tbudichum war die junge
Dorsschullehrerin und nur ein paar
Jahre älter als Ilse. Fräulein Thu
dichum war hübsch und blvnd und
stattlich und hatte ein tapferes herz,
das seine Enttäufchunaen mit Würde
überwand unv sich muthia einen neuen
Inhalt ansch-.iffte, so oft es daraus
antam. Darum laa in diesem gast
lichen betten immer iraendeine Ein
auartiruna. Diesmal war es ein jun
aer relonvaleszenter Kaufmann aus
Berlin.
»Herr Töpfer ift wirklich ein rei
zender Herr ——— und fo thierlieb'«,
fkiate Fräulein Tbudichrsrn aeriibrt,
als sie mit Jlie eine-:- Spiitnrichinit
raaS auf einer Bank am Waldesrande
faß. »Mir jedes kleinste Thierchen
das ibm iiber den Wea laui:, interef
firt er sich. Kennen Sie iJn schon-«
«Ob nein«, saate Flie, »ich kenne
hier nur ivenia Leute; eigentlich nur
Herrn Doktor Wiirker, mit dem
spricht mein Onkel öfters.«
»Herrn Doktor Würker kenne ich
auch » vom Musikverein bei. Sagen
Sie mal, ist Ihnen an dern nicht
etwas nufaefxtllen?"
»An Herrn Dr. Würkerk Jch
glaube nicht«
»Wirklich nichts« frnake Fräulein
Tbudichurn wieder· »Er ift doch
furchtbar brünett, nicht?«
»Ja, da5... sehr brünett ift er."
»Er sieht doch etwas erotiich ans-,
nichk?"
Jlfe fchtvieg. Das Wort gefiel ihr
nicht.
»Wissen Sie, woher er Das bat?
Seine Mutter mir Japanerim Er
bat mirs neulich aeiaat. Er selber hat
ia nicht allzuviel moon abbekomirsen«
»und Fräulein Tbudichuns dämpfte
nun diskrek ihre klare Stimme: »Aber
Herr Kankor Müller meint, seine
Kinder würden dann jedenfalls wie
der aant iapaniich aussehen und so
gar Schlitzauaen haben. So etwas
käme immer wieder bei den Enteln
zum Durchbruebx bei der Bererbung
wäre das fo. Wie finden Sie das-si«
Wie Jlfe das f.1r:d? Niederfchmets
ternd! Ein halber Japaner! Warum
hatte sie das nicht früher erfahren.
ebe sie sich noch in ihn- verliebt hatte?
»Schliyaugen!" dachte sie fchaudernd,
»nein, das darf man feinen Kindern
doch nicht zumukhen.«
In der Nacht las sie fchllrflos. Ein
halber Japaner! So eine ganz. aanz
andere Rasse! Das Gefiibk der Enk
frenrduna in ihrem Herzen wuchs sind
Joachi, und Web-muti- und Trauer
thaten daj gleiche. Gegen Morgen
’fchlief Ilfe ein. Aber der Traum, der»
sie beimfuchke, war fürchterlich. Jml
leeren Raum kamen Kinderköpfe auf
sie zuntfchwebt, und lauter junge,
dunkle Schliiauaen fkarrken sie an,
drohend und vorwurfivoll zugleich
Und durch den Nebel des Traumes
hörte Jlfe nlöslich eine klare Stimme
spreche-:
Jst thut mir in . heem Interesse
ia fürchkerlich leid, a die Kinder
find kaum in einer öffentlichen Schule
zu unter-richten Diefe Schlitauaen
lenken die Aufmerkfamkeik der ande
ren Schiller derart vom Ledefkpff ab,
so daß ich mernerfeiti...«
Das war Fräulein Thudichunr.
I O O «
Als am andern Mor en Ille mit
iljren beiden Epusinchzn n den Wald
ana, fah sie überwchtia und ver-.
ftrnnnk aus. Mnrukiia fchlenderte
Ifie die Ws dchausiee entlana, während
die Zwilli se den Graben nach Erd
heeeen abfuchkern Es war fkill unt sie
herum nue die Kiefernkeenen rausch
ken leffe und ein paar Welchen fan
ines Da plöilich zerriß ehrfurcht
"barer, dumpser Knall diese Waldes
siillr.
Erschrocken fuhren die Zwillinge
aus dein Graben empor nnd starr-ten
die Coussine fragend an. Sie hatten
leine Abnuna. was da vassirt iein
lönnte.
Aber Jlse —- Jlsr. die einen Jn
aenieur im Herzen nun —- wußte so
fort. was geschehen war und ward
weiß wie eine Kaltwand
»Der Damvflessel ·...'« rief sie,
,.aevlayt! Fabrik in die Luft!«
Und dann schlua sie die Bande vor
ibr Gesicht und ichluchzte voll Jam
mers: Würler. .Dottor Würters«
Dann siiblte sie daß die Knie idr
den Dienst versagten und sie ließ sich
taumelnd nieder in des Grabens
grüne Farne. ein Bild der völligen
Gebrochenbeit.
llnd die edlen Iiroillinae hatten es
erfaßt: Die Vorzellanfabrit binter
rein Walde war in die Luit aevfloaent
Es roar etsoas Wpassirst Wenn te
jetzt hinrannten. dann würden e
etwas »aeseben'·. etwas .erlebt" ba
ben! Also stürmten sie davon, so
schnell sie ibre Füße trugen
Und als Jlse die erste Erichiit
teruna überwunden hatte, raffte sie
sich schnell aus dem Farnlrant emvor
und strebte gleichfalls im Eilschritt
den Zwillinaen nach.
Das ist meine StrafeT dachte
sie dabei fortwährend. »Das ist
tie Strafe dafür. daß er rnir nicht
gut aenua war daß mir seine Ab
stammunaMnicht vaßte!«
Fiebn inuten lana lief sie so
dahin, atbemlos mit fliegenden
Italien die Seele von Angst zerris
sen. Sie war aeraderu schon einem
Herzschlaa nahe. da kamen glück
licherweise die Zwillinae aus einer
Waldschneise bervoraetrottet, die
Dängemattentaschen mißmutbia und
aet naweilt bin und berschtenternd.
Man hatte natürlich wieder nichts
erlebt. womit man renornrnieren
tonnte! Die Fabrik stand noch auf
demselben Platz.
Am Abend erfuhr Ilse. sdasz der
Knall von einer Eflllossion im Puls
vermaaazi n eines benachbarten Ortes
beraeriibrt hatte. Opfer an Men
schenleben hatte die Explosion nicht
gefordert.
Am anderen Tage richtete Jlfe es
so ein. dass lsie um die Mittaqftnnde
mit den Zwillingen »zufällig« noch
auf jenem Waldroeqe weilte. den der
Herr Tipleni-Jnaenieur Dr. Mütter
zu nennten pfleate, wenn er dem
Gastliof mit der mittiiglichen Lade
r:istrebte. Die Gefühle zu schildern,
die Fräulein Jlse heute für ihren
Halbiapaner im Herzen trun. ist
sicher überflüsfiax iede fühlet-de Brust
errätb so etwas von selbst...
Durch diese hole Gasse muß er
tommen!
Und er lam!
Jhr Herz klopfte heftiger als je
bei seinem Anblick. Die jstwillinge
liefen ihm intrnulich entaeaem
»Mit-en Sie auch den Knall ge
hört —- gestern?" fragte risse eine
wichtig.
»Ach ia«, fiel die andere ein. »Und
Jlse war so fürchterlich erschrocken
Tie bat vor Herztlovsen liiurn wei
ter nett-nur«
»Ja, die dachte. Sie wären mit
erplodirt«, ergänete die andere wie
ver in lobensipertder Deutlichteit.
Und der Herr Divipangenieur
Dr. Mütter besaß Herz aenng, sich
von diesem Gespräch derartia rühren
und bestimmen zu lassen. dass er noch
in derselben Stunde einen bereits
gefaßten Entschluß erfreulicherweise
zur Ausführung brachte.
Und darum konnte Jlse schon
om Abend desselben Tages mit ih
rem halbiapaner in der traulichen
Laube sisen, die hinter der Ban mit
dem treten rothen Thürmchen stand.
Als-er anaehende Vatisische sind durch-(
ans nicht so tattvoll wie ein scheiinisl
fcher Onkel und eine verständniß-t
volle Tante, die so distret verschwin-:
den können. «
Kaum hatte das aliiciliche Braut
paar die ersten unaestörten, unbe
tauschten Küsse tauschen können, da
sliirmte plötzlich die eine von JlsesI
Cousinen herein, wars die illustrirtel
Freitaasbeilaae der Dorsieieutia. die
eben ine- Ogns gebracht worden war.
aus den Tisch und raste mit demi
Rufe: »Auch ein «Braistpaar!" wie-»
der hinaus. ’
Jlse und ihr Bräutigam beugten(
sich über das Matt. Es war noch.
hell genug, um das »Bild auss
Südroest' zu erkennen, das da die»
erste Seite schmückte: Ein deutscher
Soldat, am Arme einer Neaerin in.
Kranz und Schleier! I
Dr. Würier schob das Blatt är-;
aeriich beiseite. »Leute, die leinl
Rasseaeiiihl baden, beareise ich nicht«.i
sprach er kurz. i
»Du?'«' entsuhr es Jlse. »Gott
sagst du?« l
Als er sie sraaend ansalz ward
’sIe roth. «Verzeib’«, sagte sie änasts
»sich und streichelte seine Hand. »Ver
Neids das war dumm von mir! So
Lettvas ist doch aar nicht zu verglei
Ichen· Die Japaner sind doch’ein
bereliches Volk —- diese aroßartiaen
Siegel Und wie ich die japanische
Kunst bewundere!«
. Dann brach sie ab — denn ihr.
tiinstiaer Gatte schaute sie so heilt-IT
dumm an, dass ihr angst und bange
ward. »
’ »Ich meine«, stammelte sie dann
wieder. »ich meine, du hast allen
sGrund. stolz daraus zu sein, daß
»Deine Mutter eine Japanerin war . . .«»
T »Was-?u sagte er aedehnt, »meine
»Mutter...? Jtalienerin war meine
;Mutter!«
»Ach Gott ..... « hanchte J!se,
«Fräuiein Thudichum . . . ."
»Natürlich, Fräulein Thudichum!«
iries da der Divlom - Jnaenieur laut
iauslachenix Und vor Veraniiaen
Ischan iizm die Stimme Tiber, als er
Tsortsuhu
»Das Hahn, das huhnk Auch das
bat sie oealaubt2 Was baden wir der
alles weisaemacht an dem Abend da
mals. der Kantor Müller und
i .« —- —— —
Seitdem träumt Jiie nickt mehr
von Kindern mit Schlinanaen
i
(
site steter Fuss der Pariser
Isliseh
Seit, mehreren Monaten hatten sich
die Reisenden der französischenSchlaf
lwagen und Speiiewagen über zahl
reiche dreiste Diebstahle zu beklagen,
die in den Luxuoziigen vorgekommen
waren, und kürzlich sprach man in d:n
verschiedenen Pariser Bahnhöfen nur
von der Verhaftung einer Anzahl
Diebe. Die Sache hatte ihre Richtig
teit. Obwohl die SicherheitssBehJide
noch ein großes Mhsterinm aus der
Geschichte macht, tann doch ichon ietzt
gesagt werden, daß etwa zwanzig je
ner Langfinget verhaftet worden lind,
die die Wagen der Compognie des
Wagons Lito unsicher machten, und
weitere Verhaftungen stehen unmittel
bar bevor. Die Diebe sind fast durch
weg- Angehörige des Personals der
Schlaf-vagen - Geldwqu nnd mit
ihnen standen allerhand Gast- und
Kneipwirthe. Reftanrateure, ja selbst
Kaufleute. Kontrolleure und Lieferan
ten in Verbindung, die als hehler
dienten. Das ganze Welpenneft soll
nunmehr ausgehoben werden, und die
in mehreren Wohnungen verdächtiger
k
Personen vorgenommenen Daussuchs
ringen baden bereits eine große Anzahl
gestohlener Objelie, namentlich Juwe
len und andere Wertbsachen, zutage
gefordert. Bei den zahllosen Kirchen
diebstiihlen der Jahre 1907 und 1908,
als ganze Einbrecherbanden in die
Hände der Polizei fielen, entgina ein
besonders gefährlicher Mensch, der sich
Mallet nannte, den Nachforschungen
der Behörden der Departements Mor
biban und Finisterte in Nordwest
sranlreich, wo die meisten Kirchen
diebstäble vorgekommen waren. Nun
mebr wurde die Aufmerksamkeit der
Polzei von Toulouse aus das Treibt-r
einer Gesellschaft von wandernden
Korbslechtern gelenlt, die sich in der
Umgebung der Stadt berumtrieb.
Man erkannte den lange gesuchten
Mallek. dessen Signalement und Bild
verbreitet worden war, und ebenso
seine Geliebte Christine Weiqei. Beide
wurden unweit von Carmaur in Süd
Frankreich verbastet. und dabei stellte
es sich beraus. daß Mallet eigentlich
ein Elliisser Namens Ludwig Sauer
tvald ist.
Ieise-seine tu ver Stifter.
Eine der merkmärdigiten Stellen
der sesten Erdobersliiche ist die kleine
Osterinsel im Stillen Ozean. Sie
zeichnet sich schon durch ihre Abgeschie
denheit aus denn sie liegt in erheb
lichem Abstand östlich von ven lehten
Ausliiuiern der Jnselgruvven. die den
westlichen Theil des Großen Otean
durchschwärmen. Ihr nächster Nach
bar. aber auch Hunderte von Kilome
tern entfernt, ist das von Chamisse
verherrlichte Eiland Sala n Gomet.
Bietet ein derart versprengtes Theil
chen sester Erde schon an sich ein gro
ßes Interesse, so hat die Osterinsel im
besonderen noch einen Besin, der seit
ihrer Entdeckung das größte Staunen
bervorgerusen und bisher noch teine
Aufklärung gefunden hat.
Es sind große Stehn-iler deren
Ursprung und Bedeutung heute noch
so unbetannt ist wie zur Zeit ihrer
Entdeckung Es hat nun nack. einer
Meldung der »«1titure« den Anschein.
als ob diese entlegenen Weltwunder
Gesellschaft bekommen sollen. Cis sol
len nämlich an der sogenannten Insel
bai lBan es Jotandg), einer Meeres
tsucht im nördlichen Theil der Nord
insel von Neuseeland, Steine mi«
Stulvtnren entdeckt worden sein. de
nen man ein außerordentlich hohes
Alter zuschreibt Leider besteht rvcnir
Aussicht daraus hast dieser Fund sich
keitätiat. In derselben Geaend sind
nämlich schon von früher her solche
Felsen betannt gewesen. von denen die
Eingebcrenen sagten sie stammten aus
den Zeiten des ersten Weltumieglers
(soot. Die Regierung von Neuseeland
hielt die Nachricht sur wichtig genun,
um einen ihrer Geologen dortfin zu
senden, und dieser stellte dann seit, das
die angeblichen Wundersteive nicht-«
andereg waren als ein zerseteter Ba
ialt Dies uultanische Gestein ninmt
bei der Etrrf etzung häusir Zeichnungen
und Formen :n, die den Ein: ruck
künstlicher Herstellung erwecken
W
ckdnnns must sein.
Eint-reckten »Warte noch einen Läu
gcnblict, ich roill bloß die gestohlene
Summe im »Auoaang'« eintragen da
mits nachher stimmt.«
Schlitten-e Nachwirkung.
Du siehst ja riesig vertatert ans-K
Ach ja, ich habe nämlich vor drei
Wochen Seit getrunken.'«
; »Aber das tann doch heute teine
Ko«psschmerzen mehr machen?"
I »Gewiß, heute soll ich ihn bezahlen·«
Der »Wind-is - But-um« in Stuttgart
Der »Weißt-thing · Zum-Mc
Zur Erinnerung on den 60 Ge
dunstag des Königs ist von einein
Stuttgarter Bürger-. dem Geh. Hof
roth Dr Sieglin, ein Brunnen ge
stiftet worden, der nach dem Wunsch.
des Spenders »Meine-Flimman
« sen-« heißt und eine neue Zierde des
schönen Stuttgart bilden wird. Ge
miß ist er eins der bedeutendsten Wer
ke, die aus Daniel Stockes-S Atelier
hervo manqu sind. Die keusche
Schön it feiner weiblichen Akte
die psychologiiche Vertiefung des
Ausdruck-, beides Doupivokziige sei
ner Kunst, bilden auch den Haupt
reiz der Brunnenfiguk, die niit leicht
über dem Knie verschränkte-i Händen
den Akchiteituraufbau des Brunnenöl
krönt. Von besonders vornehmer
Wirkung ist das Zusansmenstintmen
der Farben bei diesem Werk: des
graugelben Granits der Architektur
und des leuchtenden Reinweiß des
Marmors, in dem die Gestalt gear
beitete ist. Das neue Denkmal hat
an der Ecke der Alexander-« und
Zimmermann-Straße Aufstellung se
funden.