Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 12, 1910, Zweiter Theil, Image 11

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    I
Merm- schreib-links von l
Iizzie Imiksttngkb
i
No. 527. Leyte Woch ben ich
Näspberries eingetocht, bilahs der
Philipp. was mein Hosband is aleicht
die am Beste von alle Betries un die
Buwe gleiche le auch arig aut. Der
hauvt - Riesen is ein-mer« weil se
mein sehweritt Fruht sin. Sehn
Se, mer tann se zu lo viele Dinger
juhse. In die erschte Lein dicht eo
sein teäste, wenn mer se auf e Stiirt
Brot Foredde dul)t: das wisse auch die»
Kiksgx die peile sich den Schellie fins- ’
gerichdiä an das Brot nn das is was
ich en Wehst rufe Dann denke Se
nur emal wie schsvell se mit en Pänn .
leitl gelin. Ich subse mein Räszberrie
Schellie auch immer wenn ich Faß
nachtstichele bade Bileivs das macht.
es anch en feine Print wenn mer sich
e wenig in e Glas Wasser dutm duht..
Also for el ange Storie torz tu m.iche,;
ich hen siwweiia Gläser- ooll aetrieat,
tvenn ich auch nach die Kwantitlzee, wo;
ich von die Beet-Les getauft ben, put
tinier hunnert Glases voll hätt kriege
soll-. Ach weils nit ob das in etannt
von schohrt Meicher is odder ob die
ane heimlich an die Betriesl aerathe
sin un sich qeholse ben, awwcr ich will
da weiter tein Faß drum-ver rel:ie:
ennihau oelkt e- mich auch tein ant»
dubn un es deht nur e böses Zieh-T
lina aewwe Ich lien die Glii es in
den Keller for en Dag stehn lasse di
sehr daß ich se Zuge-nacht ben. Wie
ich am nächste Daa in den Keller toin
nie un mit Dem qanze Stolz von e
gute Haustieper die Früchte meines
Fleißeo betrachte, di is es mich in
mein Kopp komme, die Glases noch
emal iwwer zu zähle nu was wern
Se denke, inftett von fnoweiig Glase-J
isin es nur noch neinunfusiia geweiel
Jch hen grad gefühlt als ob ich
»Volks, help un Mörder« hätt hal
lern solle. Off Kohro ben ich so
schnell wie ich aetonnt hen e Verbot
mit die Buwe angestellt, Jevwer da
hätt ich se auch and so aut fraae tön
ne, ob einer von ie den Nordpol ent
deckt hatt. Keiner dat evves von den
Schellie gewußt un se lsen all doch nie
dleier aeschivore, daß se noch nit esnal
in den Keller aewefe fin, gar nit zu
rede von Schellie schweige Ich der
aucd den Philipp gefragt, atvwer das
alte Kameel dat nit emal aetvifzt ge
habt, daß ich Schellie aemnckt den.
Wenn der Wedegsrveiler e neies Lebte
tappe dudt, das weiß er anni genau-·
Well, icd den mich vorgenomme, am
nächste Morgen die Gläser iuznmisdh
un in mein Schrank im Frndtseller
ein«-schließe Wie ich amtoer an
nächste Morgen mit den Zchaop starte
will, da den ich duttienier die Fit
trieai. Ich den mei Gläses imsverae
taunt un da sin es nur nocd fnizia ae
stvesei Selleg Dina is mich doch in
dumm rcrqetomme. Ich den zu mich
gesagt, dass es vom Standpeunt der
menschliche Zioinea Finduiifsiidee ebbes
unmöglich« war, in irvei Däa mit
zwanzia Glässes Echellie eiveazu dndn.
Well, ich den mei Gläseö aesieit un den
se eingelnctt un den den Kied in mei
Packet aedadm Wenn ich ietzt io mei
ne Ectipenzeg un mei Teim un meine
Artveit iwwer aeiickert den, dann den
ich :nisgesunne, das-, mich die suizi
Gläses Schcllic so viel qetoit den, da,
ich te sor den Preis im Droctiiodr
hätt tanie tönne, un dabei noch Geld
gesedit diitt. Es dat noch emal e
anestiziedschen un e Etsämncinedichen
getowe awtrer ich den nicksö dabei aus
aesunnr. ectszept die Fäctt dan ich
zwanzig Gläsei Schellie Ichei war un
sell den ich auch schon vorder gewiær
Das Dina dat mich teine Ruh gelc e.
Ich sin »in die Wedeoroeilern nanqe un
den die mei Mißiortschen veriiidlt un
den sie auch aesaqt, daß keine-H von die
Kids eddes damit zu dndn dätt. Sie
hat mich ganz rudia mit zugedöri un
dat tein Wort aeiaqt. Wie ich mii
meine Storie sertia war. da hat sie ge
statt· »Lizeie, bat se aeiaqt, ich will
dich emssl ebbes sage: wenn du medbie
denie dudst, daß ich odoer der Werd-eit
trieiier dein Schellie aeschweipt den«
dann bist du auf den Holzwea Du
Versäditst mich das alles in so en Ton,
daß puttienier gar tein Deut mehr
iwtvrig bleitve kann, daß ich mit dein
Schellie nusgemickft sin. In die ersch
te Lein dudn ich nickt schweipe un
dann noch e annekes Ding, den ich
von dein Schellie gar nicts gen-ißt un
was der impodetenste Ddeil is, ich
gleiche ennidau dein Schellie gar uit.
Ich gleiche-nur den. tvo ich seidst ma
che: da weih ich wie er gen-acht is un
daß alles tlien is, un bei annere Leit
weise ich das nit. So, fest weiin du,
swai ich von die Such dente un fest
menschen das Sol-schalt Schellie mt
mer bei mich, sonst kannst du noch
ebbet annerschter bote.«
Mister Oditdor. den St ichvn to e
böses Mast gehökie Ich hcn kein
Wort dazu gesagt, awwer ich hen e
ganze L.itt gedenkt. Zwei Dag später .
tomm ich widder emal in ntei Keller
un hen e wenig auslliene wolle, da sin
ich hinnig die Diehr von den Fruhb
teller e Bierlehlche. Jch heii getreit es
zu liste, awiver da hen ich genohtißt.
daß es voll war. Bei Galle hen ich ge- s
dentt, soll der Philin mehbie ganz»
vergesse hen, daß e Kehk Bier ims
haus is? So ebbes wär nit gut mög
lich gewese. Der Spunde is nur gatJ ’
los drin gewese un wie ich ihn aufge: i
macht ben, da is mich das lieblbiche
Flehwer von Näßberries ent egetom-’
me. Ich hen e wenig in e las ge
siillt un da is mich das Disseppiere
von mein Schellie lein Sietret mehr
»gewese. Mitaus Daut hen die Buwe
gehört wie ich gesagt hen, daß mer
mit den Schellie en gute Drint mache
könnt; se hen sich zwanzig Glases
;Schellie aeschweint un hen damit e
ganzes sieht voll Drint gefictst, so
daß se en gute -S·.ipplei gehabt ben.
TWelL diesmal gibt es ntvirer ebbes
»schreelliches. Mit beste Rieaards
Yours
LiHie Hansstenget
Das lsinzigr.
Potient lder vor langer Zeit von
einem Automobil uberfahren iourde):
»Mein Kompliment Herr Sanitäcsi
rath: ich lann wieder laufen und ai
beiten; die Nase ist oorziiglich geheilt,
ebenso die Wunde aru Hinterlops;
auch habe ich teine Athembeschwerden
mehr und das herittopsen ist vergan
gen . .
Arzt (ianst): »Ja, nur die Rech
nung ist noch nicht be:.r:-,lt!««
Erkannt.
Stark verschuldeter Ledemannk »So
glauben Sie mir doch, gnädiges Fräu
lein, ich bete Sie an!«
Reiche Erbim »Ja, ja. N o th lehrt
beten!«
lfin guter Patient.
»Wie, trifft man Dich auch ’mal
wieder im Wirthshaus! Ich denke, der
Arzt hat Dir das Biertrinten unter
sagt?!«
»Ja natürlich — aber augenblicklich
ist er verreist·«
Der Diylomar
Baron Klingenheim will eine Dame
zum Tanze engagiren, tennt aber die
ihr iutammende Titulatur nicht. Er
macht eine tadellose Verbeugung:
»Schöne Dame, darf ich bitten? »Und
als sie annimmt, stilksrt er sort: »Bitte
um Entschuldigung daß ich eine Ti
Julatur wählte, die nicht ganz passend
ist . . . .«
Ein Zutunftp Automobil fitr starke im
milim.
! »Im-ah. der neue Musiklkhrer von un
1 Wer Rosa is doin di Its-höflicher Mensch
» ie ich wikl gestern ums ä bisscl zuhören
igleich hat er gerufen: Forte, societ«
—
Dichtetim »Die Gedichte, die ich Ihnen
sandte, enthalten die innersten Geheim
ni «e meines der ens·"
erlegen eien Sie ganz beruhigt.
es wird iie niemand ausser mir erfah
tm.«
Mecktenburgtsdchtderinx —
Schwerin will nicht mehr nur die
schmucke, ruhige Residenz, es lvill auch
Vertehrsstadt sein. Das alte Hotel du
Nord, in dem sich oft Schwerins künft
lerische Gefelligteit abspielte, ist vom
Erdboden verschwunden, ein neues,
modernes Hotel soll erstehen. Vor den
Fenstern meines Hotels breitet sich ein
Gewiisser, der Pfaffensee, der von lan
gen Häuserreihen umrahmt ist; man
wird an Hamburgg Jungfernstieg,
dem die Alster den aparten Reiz ver
leiht, erinnert. Das Gebimmel der
elektrischen Bahnen dringt zu mir.
Auch so eine Neuerung! Bis zum
Dezember des Jahres 1908 kannte
man etwas Derartiges nicht inSchwe-—
rin, war Schwerin in deutschen Lan
den vielleicht die einzige Stadt von
45,()00 Einloohnern, deren Straßen
rnhe weder durch das Geläute einer
Pferde-: noch gar einer elektrischen
Bahn gestört wurde. Das ist nun
ebenfalls vorbei.
Wenn man aus Schtverin auch eine
größere Vertehrsstadt machen will,
fiir die in erster Reihe doch eine Ver
befserung dek bis jetzt sehr mangel
haften Bahnve bindungen nöthig ist
solange sein « chioßplatz bleibt, bleibt
es trotzdem eine der schönsten deutschen
Nestdenzem Dieser Schloßplatz bildet
ein Ufer des großen Schtveriner Sees,
an dessen Gestaden die Ruderhiius
ehen aufragen und die partartigen
Promenaden sich hinziehen. Hier lust
wandeln die Schtveriner« mehr noch
die Schwerinerinnen, hildhiibsche, ge
snnd angsehende Mädchen, die sich aus
ihre diinne Spazieritöctchen stützen.
Diese Residenz kennt auch den Luxus,
das merkt man den graziösen Spa
ziergängerinnen an. Schlverin liebt
eine Geselligieit, die ans dem Klein
Residenzlichen zum Großstiidtischen
neigt. Dieser Korso von Spaziergän:
gern nnd Spaziergängerinnen, von
Radlern und Radlerinnen, von Nei
tern und Reiterinnen, dieser Korso an
den Ufern eines weiten Sees im Lichte
der auf den Wassern glitzernden Son
nenstrahlen, im Schatten der hochra
genden Bäume ist ein Schauspiel, das
einem Aue-schnitt aus einein lebensvol
len Badetreiben gleicht.
Wie ein Pruntpalaft auf einer Jn
sel erhebt sich das großherzogliche
Schloß. Ein Bau —-- trotz seiner wei
ten Dimensionen von entzückender
Anmuth. Säulen u.Portale, Thürme,
Thiirmchenu. Erler, große und kleine
Standbilder zieren feine Fronten. Die
Mitte der Vorderfront dieses mit
Baroetpracht durchfeßten Renaissances
Baus ift von romantischer Schönheit.
Große und tleine Nischen unterbrechen
. sie; hoch oben in der größten Nische
sitzt ein Ritter aus feinem Rosse. »Ni- -
ciot l.« steht in goldenen Lettern unter «
dieser Statue.
Niciot l» König der Obotriten, gilt
als der Stammvater des mecklenburgis
schen Fürstengeschlechts, dag sich riilnnt
das älteste unter Europas Herrscher
häufern zu sein, und der Name Schwe
rin soll dein Slawifchen Zuarin, das
so viel wie Luftvart bedeutet, entstam
men. Dieses Schloß, dessen innerer
Prunt dem äußeren entspricht, das ei
nen reichen, nicht allzugroßen Thron
faal, einen ganz in Gold gehaltenen
Saal, der großen Festlichteiten dient,
und eine Waffenhalle aufn«eift, in der
die alten Ritterriiftunqen von triegeri
scher und die leuchtenden Farben der
Glasfenster von künstlerischer Vergan
genbeit zeugen, daß eine Schloßkirche
befißt, deren Hauptportal aus dein in'.
Jahrhundert stammt, hat einen eigenen
Sagenfaal, den sie aus Furcht vor
»Petermännchen« nicht ausgebaut ha
ben. Jrn Schloßhof sieht man in einer
Nische ,,Petermännchen«, den kleinen
Haupthelden der Schloßlegende. Hat
das Königliche Schlon in Berlin, ha
ben andere deutscheFiirftenfchlöffer ihre
weißen Damen. die um die mutet
nächtige Stunde in den Gängen ber
umfpazieren, so hat der Schweriner
Palast einen Zwerg, dem der Volls
mund den gemiithlichen Namen ,,«lieter
männchen" gegeben hat. Petermännchen
gestattet nicht, daß in diesem Schlosse,
auch wenn eg noch so vielen baulichen
Aenderungen untertvorfen werden
müßte, von Grund aus nmgebaut
wird, sonst müßte er seine Wohnung,
die er nun fchon seit mehrerenJahrhun
derten inne hat, verlassen. Wenn das
einst der Fall sein sollte, dann wiirde
das älteste Fiirstengefchlecht in Europa
aus-sterben Also bleibt »Peterinänn
chen«.
Die herrlichen Prunträume sehen
nur selten große Pruntfefte. Das
Großherzogliche Paar iibt in diesem
Riefenfchloß in fürstlicher Weise seine
Repräsentationspflichlen aug, aber gar
oft dient als behaglichere Residenz
Schloß Ludwigslust. das besonders
von der Großherzogin bevorzugt wird,
und in dem das schöne Liebegidyll zwi
schen der Schwester des Großherzogs,
der Kronprinzefsin Cerilie, und dem
deutschen Kronprinzen sich abspielte.
Die Großherzogin,eine gebotene Prin
zessin von Cumberland, ist in ihrem
Wesen ganz eine deutsche Fürstin ge
worden, die alle, die ihr näher treten,
durch ihre versänlicheAnmuth und lie
benswürdige Einfachheit für sich ge
winni.
Schwerin ist eine der musitalischften
Städte. Man liebt und pflegt hier die
Musik, gute Musik, und diese Liebe zur
Musik ist auch im Großherzoglichen
Schlosse u finden. Das beweisen nicht
nur die softonzerth zu denen zahlrei
che Einla use- ergehen, sondern mehr
noch die Veranstaltungen im intimen
zftreifr.
i Eine Hochburg der Musik ist das
Großherzoglich-e Hostheater. Ein
prachtvollesSeitenstiick zu dem Schlos
se, ein monnmentaler Renaissancebau.
Das gibt diesem stolzen Schloßplasze
noch seine besondere architektonischeEi:
genart, das seine vier Hanptbanten
zwei verschiedene Stilarten aufweisen.
Das Palais nnd das Theater fesseln
das Auge durch ihren Renaifsance
Charakter, das Regierungsgebäude
und das Museum, das unter anderen
Schätzen mehrereMeisterrverte von Lu
cas Cranach dem Aelteren aufweist,
wirken durch ihre edlen, griechischen
Formen.
Der Schöpfer der meisten Bauten,
die dem Schwerin von heute tiinftleri
schen Glanz verleihen. Dieser geniale
Künstler hat sich allzusehr Von der Po
litti hinreißen lassen: er war ein begei
sterter Demokrat des Jahres 1848 und
Ende der siebziger Jahre ein enragiri
ler Anhänger der Sozialdemokratie.
Der Hostiinstler und der Polititer
mußten schließlich inKsonflitt gerathen,
aber Demmler blieb seiner Gesinnung
treu und bestimmte, daß die Eintiinfte
aus dem großen Hause. das er sich
mit dern Material des alten Schlosses
ganz in der Nahe des ebenfalls von
ihm geschaffenen Arsenalg erbaut hat
te, zu einem Theil feinen Erben und
zum anderen Theile verschiedenen so
zialdeniotratischen Vereinen zuflieizen
sollen
Eigentlich ist Schmerin eine moder
ne Stadt, die nur wenig alte, interes
sante Vaulichteiten ihr eigen nennt,
aber es besitzt ein Gotteshaus, das seit
nahezu sieben Jahrhunderten in seiner
aothifchenFeierlichleit ausraat und ei
nen gothischen Kreuzgang von seltener
Stilschiinheit aufweist. Es ist dass
herrlichste Wahrzeichen ans alter Zeit, ’
es gibt mit feiner wuchtigen Rückfrvnt
dem nüchternenMartt ein romantisches
Gepräge, es iiberraat mit feinen stolzen
Thürmen alle die Herrlichkeiten der
neuenZeit. Allein dag, wag erst von den
letzten Generationen geschaffen wurde. .
macht Schwerin zu einer inodernenRr- »
sidenzstadt, die durch ihre architekto- -
nischmonmnentalen Schönheiten ihre .
Weihe erhält, und in der das Schloß «
wie ein Palast ans Siidland in einer
nordischenLandschaft sich erhebt.
Aber sie wollen aus dieser Residenz,
die außer ein paar Ziegeleien und.
Kunstmiibelfabrilen nur wenig Jndu
strie besitzt, anscheinend durchaus auch
eine Vertehrsstadt machen. Was je
doch an neuen Bauten erstanden ist
und erstehen foll, bringt gefährliche
Risse in Schwerins refidcnzlichen
Charakter-. Die stilwidrigen Häuser,
die durchaus groß und großartig fein
sollen, aber in diesem Milieu plump
nnd fremdartig erscheinen, verderben
die feine und reizvolle Eigenart der
Hauptstadt von MealenburgiSchtve
rin. Alfred Holzhack.
Wirkungen des Blitzes
Die schwere Blitztatastrophe, so
schreibt die Berliner Boss. Zt ., die
kürzlich in Berlin eine so groge Ans
zahl Opfer gefordert hat, und die
überaus zahlreichen Todesfälle, die
überhaupt schon in diesem Sommer in i
Deutschland durch Gewitter verursacht
irorden sind, riiclen uns die Blitzgefahr
und die Wirkung des aus der Wolle
zuckenden Strahls in erschreckende
Nähe. Todesfällle und Verletzungen
durch Blitz erreichen durchschnittlich in
Deutschland alljährlich die Zahl von
tausend. Besonders werden Menschen,
die sich im Freien aufhalten, davon
betroffen. Die tsrfchiitterungenf die
der Blitz im menschlichen Organismus
hervorruft, sind von furchtbarer Ge
walt, und wenn nicht der sofortige
fod eintritt, so bleiben zumeist schwe
e Lähinungen zuriict. Wie plötzlich
der Schlag durch den Körper fährt,
läßt sich daraus erkennen, daß die vom
Blitz Getroffenen meist unverändert in
der Lage, die sie vor dein Tode hatten,
und ohne irgend welche Verletzungen
ausgefunden werden. Doch sind die
Wirkungen des Blitzes nicht selten
auch leichterer Art. Bisweilen verlet
zen Blitze nur die Haut und rufen
blutunterlaufene Flecke hervor; in an
deren Fällen werden die Knochen
selbst durch den Schlag gebrochen. Oft
fangen die Kleider der Getroffenen
Feuer, dann wieder bleiben sie völlig
unversehrt, während der Körper selbst
ganz vertohlt ist. Caniille Flamma
rion, der ein umfangreichesTbatsachen
material iiber die »Launen des Blit
zes« zusammengebracht hat, berichtet
von zwei ganz verschiedenen Wirkun
gen, die beide iin Jahre 1904 eintra
ten. Am 15. Sept. wurde der Abbe
Ritter bei einem Ausflug aus den
RigiRulm vom Gewitter überrascht.
Mit Miihe erreichten er und seine zwei
Begleiter einen Unterschluvf, als plötz
lich ein Blitzstrahl herniederzuctte, von
dem der Abbe getroffen wurde, wäh
rend seine beiden Genossen unversehrt
blieben. Der Geistliche lag in seiner
Soutane am Boden, scheinbar nur be
täubt; als man aber Wiederbelebungs
versuche anstellte, fand man, das; der
Tod eingetreten war; während die
Soutane leine Spuren des Blitzes
zeigte, war das-Hund völlig verbrannt.
Arn 6. August dagegen wurde der
Pächter Hean Bandenbolt in Beverst
in Belgien morgens früh um 6 Uhr im
Bett vom Blitz getödtet und die Leiche
auf den Fußboden geschleudert. Der
Un lilckliche war vom Kopf bis zum
Fu vertohlt, aber sein Hemd zeigte
nicht die geringsten Braut-sparen Eine
wichtige Eigenschaft des Blitzes ist
auch seine magnetische Wirkung, durch
die oft Messer, Nadeln oder eiserne
Gerathe, die die vom Blitz Getroffeneu
bei sich tragen, magnetisch gemacht
werden. Gewöhnlich rufen Blitzschltige
die nicht den Tod herbeiführen,
schwere nervöse Störungen, Lähmun
lgen einzelner Körpertheile und ganzer
Körperhälsten, Krämpfe, Neuralgie,
Schwerhörigleit oder Blindheit her
vor. Doch führt der französische
Gelehrte Arago einige Fälle an, in de
nen vom Blitz getroffene Personen,
nach Heilung von einigen leichten
Krankheitserscheinungen, die sie da
durch erhalten hatten, eine Verbesse
rung ihres Gesundheitszustandes emp
fangen, z. B. vom Rheumatismus ge
heilt wurden. Bisweilen treten auf
der Haut eines vom Blitz getroffenen
iKörpers die sogenannten Blitzfiguren
auf strichförmiae Röthunaen deren
Konturen iicli zu einem Gesammtbild
zusammenfiiaen lassen, in dem man al
jlerlei Verzweigungen und Berästelun
sgeu, wie etwa das komplizierte Fluß
Jshstem einer Landlarte, erkennen lausc.
sDurch einen Blitzschlag wird manch
lmal die ganze Behaarung des Kör
s vers zerstört.
; Ein markantes Beispiel ist das des
zIreaattentapitiins Riheuet, der am
;22. Februar 1812 auf seinem Schiff
Heinen Blitzschlag erhielt und dadurch
für immer seine Haare, Wimpern,
Augenbrauen Verlor. während sich
seine Nägel im folgenden Jahre in
Schuppen ablösten. Noch eine ganze
Reihe anderer Fälle sind betanni, in
denen durch den Blitz eine völlige Ent
haarung eintrat. Der Blitz hat auch
die Wirtuna, Metall zu schmelzen;
bisweilen schmilzt er sogar ganz be
trächtliche Massen, z. B. lange Eisen
ketten. Meistens aber sind es uur lleine
Gegenstände und dabei zeigen sich al
lerlei neckische Lauuen dieses gefähr
lichen Koboldes. So schmolz z. B.
toer Blitz am 1. Juni 1809 in einem
LUiiidcfenvenfionat in Bordeaux eine
.1oldeue Kette ein, die eine der Damen
des Pensionats am Halse trug. Er
hinterließ eine schwarze gezahnte Li
nie die sich aber bald vermischte Die
vom Blitz getroffene Dame erwachte
nach sechs Stunden, ohne irgendwelche
Schmerzen zu verspiiretn Jn einem
. :.deru Fall strietten zwei Damen
kahiaz der Blitz nimmt ihnen einfach
die Striitnadeln fort. Bei einerAbend
Jesellfchaft streckt eine Dame während
Les Gewitters den nackten Arm zum
Fenster hinaus-; rin leuchtender Blitz
raubt ihr das Arn-land. Andere
ielttame Kunststiicte des Blitzes sino
ej-, wenn er einem Trinter im Wirths
»Daue- oen Becher aus- oen Hanoen
reiht und ans den Hof schleudert, ei
nen-. Reiter die Reitveitsche aus der
Hand schmettert oder einem jungen
Mädchen, das vor der Nähmaschine
sitzt, die Scheere entführt, sie selbst
shernmtrirlselt und aus die Maschine
Isetzi. Am 25. Juli 1968 wurde ein
Reisender in Nantes ans dem Quai
vom Blitz eingehtilli. Der Strahl
fährt durch die«Lederschicht in sein
Porteinounai und hinter-läßt dort
folgende Wirlungr er schmilzt eine
seine Silberschicht von einem Franc-»
stiick und bedeckt mit diesem Silber dies
beiden Seiten eines ZehnsrancstiietsJ
Sonst tut er keinen Schaden. Wäh-l
rend das Metall als guter Leiter ges;
schmolz-In wird, zertruxumert der Blitz!
schlechte Leiter oder schleudert sie weit- »
hin fort. Bislvelen mit unaeheurers
straft So hat ein Blinschlag am S. ;
August 1809 in der Nähe von Man-l
ehester eine Ziegelmauer, die 26 Tons s
neu wog, eine Entfernung von 7 Fuß»
trdeit kortgesiihrt Welch eine Verwirs
rnng der Blitz anrichten kann, ohne;
ernsthaft tu schaden, besvies derStrahl, ’
der am 25. November 1904 in Malo- J
isentre bei Dünkircheu in die kleines
Villa des Hauptmaan Elarel ein-«
schlug. Der Blitz zertriimerte zwei
Schornsteine und einen Balken und;
drang dann, ohne irgendwelche Flams’
men in erzeugen. in den Salon ein, in
dem sich der Hauptmann mit seiner
Frau und feinen Kindern befand.
Mit unglaublicher Schnelligkeit ent
siihrte er aus der Frisnr der Mine.
tFlarel zwei Kamme, sengte aber dag
Haar kaum an, dann zertriinimerte er
alleSGeriith im Hause, stiirzte die Mo
bel um, wars die Gegenstände nach
allen Seiten, zerbrach die Fenster,
schleuderte die Fensterliiden aus ihren
Angeln, entwickelte eine solche Hitze.
daß alles Metall schmolz, durchlöcher
te die Fußboden und stürzte sich
schließlich in den Brunnen, too er eine
Steinplatte iin Gewicht von 160
Pfund vollständig zerschmetterte.
—
Friilplingolioisnusrg.
Mietherin: »Ach, Herr Baumeister,
in meiner Küche sinds so viele kleine
Fliegen!«
Hauseigenthümer »Das-«- thut mir
sehr leid, anädige Frau, aber um
diese Jahreszeit sind sie noch nicht
größer!«
Aus falscher Fährtr.
Cousine feine reiche Erbin): »Es
wer wohl gerade von mir die Rede
als ich tam?«
Cousrm ,,Woraus schließt Du dag,
liebe Cousm?«
Cou«sine: »Nun, ich hörte eben noch,
wie Dein Freund fragte: Mart oder
Thaler?«
Cousin: »Das stimmt —- nur spra
chen wir nicht von Deinem Vermögen,
sondern von — meinen Schulden!"
Ote Ghin-O irae-er Ostsee lebt
Van allen Seiten findet man immer
lwieder bestätigt, dasz die Wahl der
salten Kaiserin-Witwe Tsehsi aus einen
sehr aufgeweckten und körperlich sehr
gesunden Prinzen gefallen ist. Auch
an Selbstbewußtsein läßt es, wie man
sagt, der kleine Kaiser nicht fehlen.
, Bei Tag ist er unter steter Aufsicht
sties Obereunuchen Chang, den die
;1et3ige Kaiserin-Witwe Lungjii bald
’nach dem Tode der alten Kaiserin zu
idiesem Posten erhoben hat. Er steht
sim Alter von einundvierzig Jahren
Hund wird als äußerst gutmüthig und
linderlieb geschildert. Er läßt es
aber auch nicht an Entschiedenheit bei
der Aussicht des jungen Kaisers feh
len. Besonders bei den Hauptmahl
zeiten des Vormittags um zehn Uhr
itnd des Nachmittags um siins Uhr, die
die tleine Majestät stets allein, vom
Obereunuchen Chang bedient, ein
nimmt, muß er sehr auspassen, damit
»der Kaiser-, der gern etwas mehr von
»den schweren Speisen genießen will
»und den Neisbrei oft verschmäht, sich
nicht den Magen verdirbt. Auch die
regelmäßigen Studien haben jetzt be
aonnen, wenn man das Malen der
einsachiten chinesischen Zeichen, das der
kleine Kaiser ebenfalls unter Anleitung
des Olsereunuchen Chang mit großem
Vergnügen täglich von acht bis zehn
tiiir iibt, schon so nennen darf.
Um sechs Uhr morgens pflegt Osti
antung sich aus seinem großen Ring
pobett, neben dein die Kindersrau auf
einem einfachen Holzgestell zu schlafen
pflegt, zu erheben. Sobald er sich mit
der Unterstutznng von Herrn Chang,
der bis auf die Nachtstunden stets uni
ihn ist, angezogen und seinen Reisbrei
gefriihiliiclt hat, begibt sich Histori
tnngs Majestiit zur Abstattung des
Morgengruszes zur Kaiserin-Wittwe,
die fiel-, auch im Laufe des Tages, io ,
oft es ihre Zeit erlaubt, nach ihrem
kleinen Neffen und Adoptivsohn um
sieht. Das Verhältnis zwischen den
beiden Verwandten soll ein sehr herz
licheg sein« und Lungjii, der der Kin
dersegen ja versagt war, soll froh sein,
ietzt siir das ihr anvertraute Kind
sorgen zn diirsen. Puji, wie der Kna
lienname des Kaisers heißt, wiederum
ist glintlich, wenn er die Kaiserin
Witwe, seine Tante, zu sehen bekommt,
die einzige nähere Anverwandte in dem
weiten lPalast. Seine Eltern sieht der
junge Kaiser bekanntlich nie, bis auf
Die seltenen ossiziellen Gelegenheiten,
bei denen er aber nicht ,.Sohn«, nur
,«..Kaiser« ist. Von seiner Umgebung
wird er mit »Wansuije«, das ist »Va
ter der zehntausend Jahre«, angeredet,
was im Hinblick auf seine sechs Jahre
einer gewissen Komii nicht entbehren
wiirde, wollte man den Ausdruck, der
unserem ,,Majestät« etwa entspricht,
wörtlich nehmen.
w
Das Goethe-Rationalmusemn tu
Weimar
hat wieder eine werthvolle Bsreiche
rung erfahren, und zwar durch ein
Alhurn von 330 Silhouetten aus dem
letzten Drittel des 1.8. Jahrhunderts,
iu dem etwa 200 Bildnisse der be
kanntesten und literarisch bedeutenden
Persönlichkeiten jener Zeit enthalten
sind. Das Album ist von Karl
Matthäi, dem Erzieher der Kinder
der Marquise Brantoni, der alle Rei
sen dieser ruhelosen Dame mitmachte,
zusammengebracht worden und illu
strirt in meist höchst gelungenen Aus
nahmen alle interessanten Kreise von
Deutschlands der Schweiz (Lavater
lrei43) und gar von Frankreich und
Jtalken Goethe selber ist viermal
vertreten; ferner finden sich sein
Schwager Schlosser, Lotte Kestner mit
ihrem Gatten, Corona Schritten auch
Bilder von Mitgliedern des Leipziger
und des Dessauer Kreises, von den
Göttinger Dichtern mit Bürger, den
Halberstädtern mit Gleint, von Klop
ftvck und Mathias Claudius sind vor
handen. Ausfallen muß, daß Schiller
und sein Kreis nicht vertreten sind.
Schließlich sei noch eines- Geschenke-s
ertvähnt. welches ein Weimar-er
Goethe Freund mit dem von Jage
mann in Oel gemalten Porträt feiner
Schwester, der berühmten Schauspie
lerin Carol-ne Jagetnann--L)ek)gendors,
dem Goethehause gemacht hat.
Erlcseiieo.
Jm sjidlichen Schwarzwalde las-«
iuan auf einem Grabstein folgende
Inschrift:
»Hier ruht Jakob Mener. Er lebt-.
29 Jahre als Mensch und Lt Jahre ali
Gatte.«
» Nedaktcurz »Sie sind ia ietzt außer-ori
1 deutlich p1«odultiv.«
Maler-: »Ja. feli muß doch lebens«
Redakteur; »Ist denn dass durchaus
nonoendigP k.