Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 12, 1910)
Roman aus dem Volksleben Rosen und Myrthen ««««««-n-p«- Its-« -««««««««««t.’—. Von O. Elfter (7. FortsetzungJ .Ja, das is wahr-. Und dis wann berste die Reise qeplant?« »Wir müssen die Gelegenheit erst noch nusbnldoivern Ader der Junge is in Abends niemals zu Hause, er kommt immer des Nachts sebr spät zurück. Die Olle schläft wie ’n Mur ·melthier und det Dienstmädchen und die Köchin schiafen im Hinterhaus ——« »Mit die Frauenzimmer woll’n wir schon sertia werden. Und wenn der sengel mir in’n Weg tritt, denn kriegt er eins vor den Kopf, ick hat« ihm schon lange zugedacht —'« »Man immer ruhig Blut, Bartels.« »Wat schleichst Du denn dJ um un: seren Tisch benle suhr Bietels ei: nen Händler nn, der sich ihnen genä hert hatte· »Na nn,'· rief derselsbe empört. darf man denn nicht zum Busset geben —« ,,Det darfst Du schen«, lachte der. aneschnittene Riese. »Aber wie is mir denn, haben irr-it nicht schon ein Geschäft zusammen aemnckst?« . Ueber das Antlitz des Hausirers glitt ein dersckimiytes Lächeln. s »Als-« kennt mich der Herr doch noch?« fragte er mit listigem Augen dlinzelm »Na, denn sehen Sie sich mal en dischen zu uns«, meinte Hinrichö, init einer einladenden handderoegung aus einen leeren Stuhl zeigend. »Vielleicht mach-en wir in nächster Zeit wieder ein Geschäft-den zusammen. Sie handeln ja wohl mit Gold und Brillantent »Wie heißt handean sagte David —- das war der Name des Händlers —- sich mit einer gescheidigen Bewe gung an die Seite Hinrichs setend »Wenn man mir ein hübsches Stück anbietet tauf’ ichs M half einige Liebhaber sür solche Sachen.« .Das glaub’ ich. Hier handelt fass aber um ein großes Eeschöit.« »Ein großes Geschäft?« David rückte näher heran und blick te sufmertsarn inrichs in die Augen. Eine Weile iistertsi sie eifrig zu sammen. Des händlers Augen glänz ten und-leise tichernd rieb er sich die dutren Hande. »Wenn Sie mir die Sachen brin gen. welche Sie zum Verkauf haben«, sprach er leise, »werd’ ich dafiir sorgen, daß Sie gleich baares Geld bekommen Ich allein kann das Geschäft nicht ma åen — wo soll ich armer Mann taus send Thaler hernehmen? — aber ich weiß einen Freund, der hat gute Ge schäftsverbindungen —« ,,No, schon gut David. Eure Ge schäftsperbindunaen tennt man. Vor-» her handelt es sich aber darum, meins Geschäft zu vertausen«. sagte BartelTH »Ich hab’ es satt, mich hier abzuguä-’ len, ich will auswandern ——« »Ich ioerd’ Jhnen in einigen Tagen einen Mann brin en, der Jhnen das Geld-Ist abkauft. - ber für mich mußl auch ’ne kleine Prooision abfnllen.« »Herr thk haben- s Also ’s ist abgemncht?« s Ade-macht Hier im Sechsertopp treffen wir uns wieder.«' .,Bin ich doch jeden Abend hier und oerzehr’ mein einfach-es Abendefsen«, schmunzelte David. Auf der Treppe, welche von der Straße in den Keller führte. erschien die dunkle Gestalt eines Schutzmaw nes, der sich aufmerksam in dem Lo kal umfah. Der Wirth kam eilfertig hinter dem Schänktisch hervor. »Was steht zu» Diensten, here Wachtmeister?« »Nichts-T entgegnet der Polizist barsch. »Aber Feierabend ift’S ——" »Ich hab’"5 den Herren auch schon aesagt'·, entgegnete der Wirth eifri . »Nun Sie’s, meine Herren, ’s i Feierabend!« rief er dann laut ire das Lokal hinein. »Man wird doch noch sein Glas auctrinken dürfen«, murrte Bartels. «Jn zehn Minuten tomm’ ich wie der, dann muß geschlossen sein«. be-s kigfl der Schuhmann und entfernte» « s Ein spöttisches Lachen scholl hinter; ihm drein. Der Wirth drehte rasch? einige Gasslammen aus. ( »Einer wenn ihr noch bleibens sollt«. sagte er leise, »so kennt ihr ja» den Weg zum hinterzimmer.« Die meisten der Gäste erhoben sich nnd verstanden in dem dunklen hintergrund Die Hausirer entfern-; ten sich und auch Dattel-l und hinrichs ; An es por, sich zu entfernen. Als! - , vordere Lokal leer war, verschloß der Wirth die in die hinteren Kellers fiihrende, schwere, mit Eisen beschlo-? gene Thür, löschte die letzten Gasslank neen aus und schloß die nach der ; Straße führende Thür. Jni tiefen Dunkel lag der »Sechsertopp« da und sie-and konnte ahnen, daß tief irn — Innern dieses labyrinthisch-n Kellers noch Leben herrschte. . sattels und der til-geschnittene Rie Jefchlendeeten langsam die Stralauer stets-I Its-eurem- Der Regen prassel H is sks Zwischentöne-ten nieder »das .«der Wind pfiff und is engen Cassen der Alt dsntle Gestalten hus en an «-ss— « der Wer soeben ab aste- einspster Pferde , « die entlang, aus . und Use-tu fiel sieh der USE- Fen grose Msen gehe It läg , tin Uebrigen lasen die Stra » III- ssd dunkel da, M - m lich been-enden sae Laternen vermochten die Finsterniß der silirmischen Herbstnacht nicht zu ban nen. »Heute mät’ eine passende Nacht zu unserem Unterne;,:nen", meinte Var-» tels mit sinsterern Lachen. ; »Freilich wohl's entgegnete Hin-; richs. »Aber mir müssen uns zuerst? versicheru, ob der junge herr nich zu hause is.« . »Damit-les Zeug, mit Deinem jun-» gen herrnt Wenn er mir zwischen die Fäuste kommt, dann schlag’ ich ibrn den Schädel ein.'· » »Nu. nee, Bartels. Kein Blut — teinen Todtschlaa —- ich bab’ genug: an bern einen ——'« - »Du bist ’ne Memtns Hinrichs.« i Man war inzwischen in den besse ren und belebteren Stadttheil der Leipziaer - Straße gekommen. Hierj herrschte blendende Helle von der elet trischen Straßenbeleuchtuna und dems hellen Lichtschein der vielen Restauis rants und Case'S. Reges Leben flu-j ibete hier noch aus und ab. Dass nächtliche Leben und Treiben ber Mil- s lionenstadt tanzentrirte sich hier ans der Areuzung der Friedrichs- und; Leipzigerstrasze, äußerlich glänzend; und heiter, innerlich aber bohl und verdorben, ein Abgrund aller Laster und Verbrechen. Vor dem Case National, der Sam rnelstätte der nächtlichen Lebewelt Ber lins, blieben Bartels und Hinrichs stehen. .,Sollen wir noch ’nen Schwarzen trinken?« stagte Bartels. »Sieh dabin«, rannte Heinrichs ihm zu. »Da kommt unser Manni« Eine Dtoschte erster Klasse fuhr vor. Der reich aallpnirie Portier Eiss nete den Schlag und zwei herren stie gen aus. »Das ist unser junger Herr Man-» Nil-?- sieb da, wen bat er denn bei l « «Kennst Du ibn nicht mehr? Das ist i- der Herr Siaismund —« Unter Lachen unb Scherzen bega ben sich bie Beiden in das Case. Eine Weile blieben Bartels und Heinrichs noch stehen. dann schritten sie weiter, gie Friedrichsstraße entlang, den Lin en zu. 13. K a v i t e l. Arbeit, Arbeit! Harte. schwere un unterbrochene Arbeit! Arbeit ohne auszusehenl Arbeit Tag und Nacht! Kaum daß die wenigen Feiertage eine kurze Rast, eine kurze Unterbrechung gewähren· Und selbst an diesen Feier tagen schwebt die Sorge um die Ar beit über den Tausenden und Aber tausenden von Familien, welche da draußen im spärlichen Grün des Gruneivaldes, in den lauschiaen Spa niergiingen des Thiergartens, des Friedrichshains oder in den weiten, kahlen Gärten der Nefiaurants die we nigen Stunden der Ruhe in sliegender hast genießen. Arbeit scheint das Losungswort für die Millionenstadt geworden zu sein. Und nicht jene Ar beit, welche den Geist erfrischt, welche den Körper stärkt und kräftig erhält, nicht jene Arbeit, welche uns gleich sam zur zweiten Natur. und lieb nnd iverth geworden ist, sondern eine aus reibende, Körper und Gei erschlaf fende, Nerven anspannen Arbeit, hinter der das hohliiugige Gespenst der Noth, der Sorge, der Armuth« des hungers steht. Jene Arbeit um das kärgliche. tägliche Brot der Frau und Kinder! Jene Arbeit, die gleich ei nem Alp aus uns lastet, weil der Dä mon der gezwungenen Arbeitslosigkeit mit all’ seinen Schrecken hinter ihr steht. Die Arbeit ist gleichsam ein gesuch ter Artikel in der Millionenstadt, in der sich aus Ost und West, aus Nord und Süd Tausende und Abertausende zusammensindem alle aus der Jagd nach Arbeit, alle in der Hossnung aus hoben Lohn. aus gutes Leben, aus Reichthum, aus sorgenfreies Leben. Und wie wenige Tausende und Aber tausende erreichen ihr Ziel! Daheirn aus dem Lande. in ihrem kleinen Hei mathstödtchen, in ihrem Dorfe haben sie vielleicht ein einfaches, aber immer hin gesichertes Leben ausgegeben, ha ben ihr baufälliges höuschen verlas sen, das ihnen doch Schuh und Schirm gegen Wind und Wetter gab, das ih nen mit seinen kleinen Gärtchen doch eine wirkliche heimath bot, um dem glänzenden Phantom der rei elohn ten Arbeit nachzujagen. Un was tauschen sie dafür ein? In dunklen Kellern wohnen fre, oder in Miethss lasernen zusanimengepsercht mit hun derten von Menschen« in dürftigen Zimmern, die sie meistens noch mit ei nem oder mehreren Schlafburschen theilen, oius sinsteren, feuchten bösen ans die kaum heim höchsten Stand der Sonne ein freundlicher Strahl ifüllt und aus denen gleich einem mäch ’tigen Schatten die Sorge, die Noth ider hunger emporsteigt. , »Sie sehen die glänzendsien Schau sfensterz sie sehen alle herrlichteiten I des Retchthums, sie sehen die strahlen lde Auänseite eines reichen, schönen, sgliieklr n Lebens, und in ihrer Seele Fertvachen die Dämonen dek- Neides, ; der habsucht, des Basses und mit fin steren Mienen schleichen sie an den »herrlichkerten vorüber, zurück in i e lduntlen Keller, hen, dump en iMkasernep und insteren, feuchten Und glücklich noch der, welcher Ar bett sur sich und die Seinen gefunden hat. Er kann wenigstens die not Wen Lebensbeditrfnisfe best - e ren, er braucht seine Kinder nicht trun gern zu lassen. Aber der furchtbare Gedantet wie soll es werden« wenn Du durch irgend einen Zufall die Ar beit verlierst, quält selbst diesen Glück lichen Tag und Nacht und läßt ihm teine Ruhe und peitscht ibn weiter and weiter in atbemlofer, nervenerschiit ternder, geisterschlaffender Haft. Friedrich Gerliard mußte alle Bit terkeiten dieser Jagd nach der Arbeit durchtosten. Er wanderte von einer Arbeitsstätte zur anderen; er ftudirte den Annoncentbeil der Zeitungen und wenn er eine offene Stelle als Por tier, als Hausdiener oder dergleichen fand, eilte er dorthin, aber vor ibrn waren schon hundert andere dagewesj sen, und bundert Arbeits-lebende wur den mit ibm zugleich abgewiesen, und nur ein Glücklicher erhielt die Stelle-. Der Winter stand vor der Tbiir, die; Bautdiitigteit stockte, viele Arbeiter: wurden entlassen, viele Arbeiter ta men vom Lande« wo sie während des Sommers gearbeitet hatten« in die Stadt und füllten die Arbeitsbureaus und die Arbeitsstätten Tausende un Abertausende durchwanderten m Gerbard die Straßen der Riefenstadt und bettelten um Arbeit und konnten doch teine Arbeit finden und lehrten Abends mit miiden Füßen und hung rigem Magen in ibre dumpfen Afnle zurück. Die Arbeiter. welche iraend ein Ge werbe erlernt hatten, fanden noch biet und da ein Unterkommen Aber Ger bard verstand nichts als das Berg mannsgewerbe, das hier in der Rie fenstadt nußlos war. Er bot sich in den Fabriten als Heizer, als Kob lenzieber an, auf den Bauten als Steinträger. auf den Lagerböufern als Träger und Packerx aber bier wa ren die Stellen alle besetzt. dort war er zu alt für die Stelle: an einer drit ten Stelle ward ibrn ein allzu karger van geboten, so daß er selbft taurn das Leben für sich allein hatte. Er fand teine Arbeit — wohl ein mal auf einige Tage eine zufällige Be schäftigung : dass-I als-! M .·t sich oer urbengtongien wieder preisgege ben, irrte ziellois in den Straßen der Riefenftadt umher, um Abends trost los, erfiillt von«Bitterteit in die Wob nung heimzukehren, aus der nach und nach jede Bequemlichkeit jeder noch is tleine Komfort verschwunden war-, um dem Elend, der Armuth. dem hun ger Platz zu machen. Der hübsche Spiegel. ein Erbstück von den Groß eltern her, wanderte zuerst ins Leib baue; ihm folgte die alterthümliche Kuckucksuhn dann das Sode dann die Komme-de, das eine große Bett, welches Frau Gerhard mit in die Ehr gebracht hatte, die Schmuasachen der beiden Frauen waren schon längst derseht — leer und kahl waren die zwei Stäbchen und die duntle Küche, die Noth, die Sorge, der hunger grinsten dem Eintretenden aus den Winkeln entgegen· Frau Gerhard und Anna lämdf: ten mit heldenmuth gegen die Ar muth, gegen den Hunger. Sie nähten Tag und Nacht, aber sie fchofften es allein nicht und die Kinder mußten ebenfalls mitderdienen. Iris und Lenchen trugen am friihen Morgen. weder-Tag graute, Weißbeotsfiir den Mieter aus und am Abend liefen sie Trepd auf, Trepp ab. um die Zeitun: gen fiir einen Zeitungsspediteur zu besorgen. Miid und matt schlichen sie Morgens acht Uhr schon zur Schule. schliefen bei den Worten des Lehrers ein, erhielten Schelte und barte Worte. fanden Mittags laum · ein warmes Mittagsbrot» sei-lehnten sich weiter den Tag iiber und sanken Abends zu eTode erschöpft auf das tiirgliche La ger. Anna blutete das herz, wenn sie die bl.1fsen, hohläugigen Gesichter der Kleinen erblickte, wenn sie die rohen, gewöhnlichen Worte und Manieren bemerkte. welche die Kinder auf der Straße lernten. Sie ertrug geduldig die rniirrische Laune des Vaters. die Zantfucht und die spitzen Redensar ten der Stiefmutter die ihr fast jeden Tag vorawrf, daß sie an all’ dem Elend schuld sei. Weshalb iei sie so unfreundlich gegen Herrn Mandel ge wesen? Weshalb habe sie den langen Bartelj abgewiesen, der sich ieht über haupt nicht mehr blicken ließ? Wenn sie nicht so zimperlich gewesen« fiißen sie noch in der bequemen Portierstelle und Herr Mandel würde dem Vater wohl au eine kleine Zulage gegeben haben. der sie wäre die Frau von Bartelz und hätte ein gutes Geschäft und könnte ihre Familie unterstühen Anna ertrug alles geduldig und ar beitete nd arbeitete, bis sie selbst nicht mehr konnte und sich eingefkehen mu — te, daß es auf diese Weise nicht me r weiter ging. Sie hätte ialeicht eine Stelle als hausmiidchen oder in einem Geschäft finden tdnnen, aber dann hätte sie ihre Familie noch weniger unterstützen können, denn der targe Lohn, den sie empfing, wiirde launi hingereicht haben, fee zu erhalten« Sie griibelte und sann Tag und Nacht, wie sie mehr verdienen konnte. Wenn sie nur Abends eine Beschäf tigung, eine Stelle erhalten könne, dann vermochte sie am Tage zu nähen und zu arbeiten und würde sie ihren Verdienst »für die Stelle am Abend auch noch sur den haufhalt haben her wenden können. Aber sie fand nichte so lange sie auch sann und riibelte, und in den sliittern die nnoncen studirtr. » »O ist ern elendes, erbärmliches Le ;den«, flüsterte Friedrich Gerhartx als Der an einem ftiirmischen November abend wiederum von der vergeblichen zJagd nach Arbeit heimtehrtr. »Wenn das noch lrnae so dauert dann häng« ,ich mich auf —« »Und läßt mich und die fünf Gö ren im Elend zurück disk-nie Frau Gerhard. »Das sieht Dir ähnlich — Du Nichtsthuer — Du Faullenzer.'« »Lene, ich sag Dir, mach’ wich nicht wild! Du hat« gewollt, da wir nach Berlin zöaen —- jetzt hast - u’s, fest sorae Du weiter.« Er streckte ier drohend die Faust entgegen. Anna fiel ihm in den Arm. »Laß aut fein. Vater«, sagte sie bit tend. »Die Zeiten werden auch wie der befser werden.« »Ja, wenn wir alle verhungert sind'«. lachte Frau Gerlxird höhnisch und aina in die Küche. Anna fette sick wieder are-ihre Mit-arbeit. Jer Vater zoa ein zerlnittertes Blatt Pa fsier aus der Tasche; es war ein An noncendlatt. in das er fich vertiefte. »Vater«, saate Anna nach einer Weile zögernd. »ich wüßte fchon. wie wir aus dem Elend beraustämen.« »Na da bin ich neugieriaX »Sieh Vater, so aeift es nicht wei ter. Schau Dir doch mal die Kinder an, sie verlommen nach und nach und wie blühend und aefund waren sie im Dort ——" · »Ja, das weiß der liebe Gott«, seufzte Gerhard auf. Wie wär es nun Vater, wenn ihr wieder nach dem Harz zurückzöaet. Die Großmutter nimmt Euch gewiß wieder auf und in den Bergwerten oder im Forft findest Du jederzeit Arbeit —« Der Mann stützte den Kopf in die Hand und stierte finster vor sich nieder. Anna legte den Arm um seine Schulter und fuhr fort: »Ihr tönntet wieder zufrieden und aliicklich in dem tleinen häuschen in Friedrichshiitte leben Du hättest Deine regelmäßige und gewohnte Arbeit, die Mutter tönnte wieder siir die Fremden wa schen und die Kinder brauchten nicht mehr iii Wind und Wetter. Trepp auf. Trepd ab, Zeitungen und Weiß brot auszutragem Vater, dent’ ein mal an den schönen, herrlichen Wald — an unser friedlicher, stillee Dort, an die stampfende ,oochende Eisen hiitte, an das Glöckchen des Berg wirts, das anzeigt, daß die Fahrtunst in Ordnung ist; dent’ an die tleine, epheiiiiberzogene Kirche, dent’ an das kleine. schwgrze Kreuz, unter dem meine Mutter lieat ——— wie schön, wie schön ist es in der heimath —« Ueberwiiltigt oon ihrem Sehn iuchtsgesiihl lehnte sie die Stirn an das haupt des Vaters und weinte leise vor sich hin. Tief in sich zusammengesunten saß Gerhard da. In hastigen AthemziL gen hob und senkte sich seine Brust, die schwieligen lViinde waren transpi hast gesaltet. Ein hestiges, tratnpss bastes Schluchzen brach aus der Tiese seiner Brust hervor und erschütterte seinen Körper. «-dast recht, mein Kind, hast tau sendmal recht«, stöhnte er, »e; ist schön in unserer Heimath und der Wald, der Bei-C. sie ernshren uns. und wenn wir nicht reich werden, so brauchen ioir auch nicht zu hungern. Aber was soll aus Dir werden«-) —- Willst Du hier bleiben?« »Ja, Vater· Ich würde hier blei ben. Du weißt selbst, dass die Stief mutter mich nicht gern hat, ich will allem Streit und Zant aus dem « ? gehen: ich oerrniethe mich hier as hausmädchem dann hab’ ich ein red liches Brot und ehrliche Stellung iind Ihr habt von mir teine Last. Ich tann Dir auch noch jeden Monat von meinem Lohn etwas schicken, ich hab’ ja in dem hause alles, was ich brau che, das Geld schicke ich Dir und den Kindern —" Hi wiir zu überlegen«, sagte Ger hard zögernd. Doch plötzlich stieß er seine Tochter von sich und sprang ein por. uNein, nein, es geht nicht!« ries er und siihr sich mit den Händen durch die struppigen Haare, .es geht nicht, ich kann nicht mehr zurück ——« «Bater —« »Du weißt es ia. Anna! Ich hab’ es wohl gemertt dasz Du es weißt — ich tann nicht mehr zurück — ich bin ja tein ehrlicher Mann mehr -—« Er sant an dem Tische nieder und drehte die Fäuste oor die Augen« Traurig setzte fich Anna wieder an ihre Arbeit. Sie wagte das sinstere Sehn-eigen des Vaters nicht zu unter brechen, wußte sie doch, was in ihm wiihlte und ihn unfähig machte. sich aufzuraffen. Frau Gerhard trat ein und sehte sich mit vor den Tisch, aus den eine tleine Petroleiiinlamoe ihr diisteres Licht wars. Mit mißtrauischeni Bliet he obachtete sie ihren Mann und Anna. Dann ergriss sie das Annoneenblatt und sagte mürrisch: »Habt ihr noch nichts sundenk Ger rd antwortete nicht« sondern stand aus, trat an das Fenster nnd starrte in den schwarzen Hof herab. Seine Frau las die Annonren sus rnertsain durch. Möhlich ries- sie: »Da — das wiire was siir Dich, Binak Anna erhob den Kons. »Für mich, Muttert« » Ia, fiir Dich, denn mich alte Frau wer n e bei’s Theater wohl nicht mehr aucheii können-« Dei-i The-tritt« »Ja, bei’s Theater! — Höre nur mal: Ein aro es Theater sucht hun dert junge, an fandng hübsche Müd chen, um des Abends als Statistinnen mitzuwirtem Meldungen tin Bureau des Germaniatheaters. —- Na, was sagst Du? Jrßt kannst sa zeigen. oh Dirs ernst ist. Da haste 'n Ahendhe ichäftigung!« Am Theater Mutter? — Ich ker stehe doch nichts davon ——« »Dumsmes Zeug! Brauchst au nichts davon zu verstehen. das lern sich leicht. in schönen Kostiimen ein herzustolziren —— « »Mutter, ich tann’s nicht —« »Natürlich, Du kannst nicht! Aber ich sage Dit. am Theater tann man’s zu was drinnen, wenn man nur Ta tent hat — dent’ an Grete Hause er —« Anna ließ das Haupt smten. Eine innere Stimme raunte ihr zu, den Rath der Stismutter nicht zu besol gen· ein Gefühl der Angst besiel sie, wenn sie an Grete Hänseler dachte —— und doch —-— die blassen Gesichter, die traurigen Augen ihrer Geschwister — die Verzweislun ihres Vaters — sie athmete ties au — ,,Mutter«, sagte sie dann. »ich werde morgen früh nach dem Theater aehen —« 14. Kapitel. Grete bänseler stand in eleganter Morgentoilette vor ihrem Sdi ege.·l und träuselte sich die Haare. Ihr Zimmer zeigte die üppige Einrichtung des Boudotrs einer Theaterprinzes sin, seidene Vorhänge und Sdi en gardinen verhüllten die Renten schwere Plüschportieren wallten in» dichten Falten vor den Thüren nieder· In dem hellen, mitleidslosen Ta act-licht tonnte man aus Gretens trüb schem Gesicht doch schon die Spuren des großstädtischen Lebens bemerken. Wenn Schminke und Pulver fehlten» zeigten die schmalen Wangen eine blasse. gelbliche Farbe und die iml Ahendlichte tect dlißenden Augen he sasien seht am Morgen einen müden,( matten Bli ck. ««s"k LU zu ka IW Ukclcs ( sragte Frau Hänieler, den unsrisirten Kops in die Thiir siedend. -hat( eben getlinaelt —- « Man soll rnich heute Morgen in Ruhe lassen«, entgegnete Grete mür-. risch. »Ich muß mich antleiden, unt rechtzeitig aus dem Bureau des Ger maniatheaters tu sein. Der Direktor erwartet mich« Frau hänseler zog sich zurück und Grete gab ihren Augen durch einige schwarze »triche den erforderlichen Glanz ergerlich wandte sie sich um als ihre Mutter wieder in der Thür erschien. — »Was willst Du denn noch?«. »Die Anna Gerhard steht draußen und möchte Dich nern sprech-Mc erwi derte Frau hänseler entschuldigend »Mir der brauchst Du Dich ja nicht zu gentren.« «Anna Gerhard?! —- Jch will sie sehen, siihre sie nur herein-« Zögernd trat Anna ein. sich erstaunt in dem ele anten Raume umblickend. »Als-) en lich hältst Du es dersMiihe werth, mich auszusuchen«, begrüßte Grete die Schulsreundin mit eigenem Lächeln. Aber das Lächeln erstarb dem gutmüthigenMiidchen faus den Lippen, als sie Anna-B blasses« ver härmtes Gesicht und die örtntiche Klei dung erblickte, die in solch’ grellem Gegensatz zu ihrer eigenen ele anten Erscheinung stand. Wie eine eitle rin erschien Anna ihr gegeniiber. «Ver3eih’ mir, Grete, wenn ich Dich störte —" sagte Anna lelise und scheu; »Was ist da zu verzeihe-M riet Grete. »Ich hohe Dich schon lange erwartet. Komm, seh« Dich zu mir und erzähle. wie es Euch in der neuen Wohnuna geht. "« Sie zog Anna aus den mit seidenen Kissen bedeaten Divan, lehnte sich bequem zuriiel und betrachtete die Freundin mit mitleidigern Blick .Du siehst schlecht aus, Anna. Es geht Euch nicht gut?" »Der Vater hat bislang noch teine seste Arbeit gesunden und was Mut ter und ich verdienen, reicht nicht aus, um alle unsere Bedürfnisse zu befrie Bisen, wenn sie noch so bescheiden ind« »Weil Ihr es salsch aussasit Anna. Jch sage Dir das Geld liegt hier aus der Straße. Freilich, man muß Ta lent haben. Aber ich seh’a Dir an, Du hast etwa- aus dem bergen — also heraus damit.« »Ja, ich habe eine Bitte an Dich-« . ,-.« ----- »--.-.-.---.- -..--.... entgegnete Anna in gepreßtem Tone. »Ich weiß aber nicht, ob ich Dir lästig fallen dars.«' »Sei nicht so dumm« Brauchst Du Geld? —- Jch bin zwar gerade nicht bei Kasse, aber auf zwanzig Mark tommt es mir nicht tin-« »Du bift sehr freundlich, Grete Eine solche Bitte wollte ich aber nicht aussprechen — ich habe beute Morgen ein Duyend Hemden abgeliefert und das Geld dasiir erhalten. So ist fiir einige Tage wieder esorgt.'« »Na, was willst - u denn?« »Ich möchte ans Theater gehen'«, platzte Anna heraus, indem eine dunk le Bluttvelle ihr blasses Gesicht liber fluthete. Grete lachte laut aus. »Du willst ans Theater? —- Das ist ja köstlich!« Anna holte aus ihrem Poeten-on naie die Annonce heraus, durch welche junge Mädchen fiir das Germanias tlieater gesucht wurden, und reichte das Papier Grete hin. »Ich wollte mich auf die Annonce hin nielden«, sagte sie zögernd. »Aber ich bin ja so unerfahren und da glaub te ich, Du könntest mir einen Rath er theilen —« Grete warf einen Blick aus die An itoncr. »Ja, ich habe sie schon gelesen«, entgegnete sie, ernster werdend » wäre allerdings etwas fiir Dich —« »Wirklich?« rief Anna erfreut. »Und das beste ist«, fuhr Grete fort, dasi ich Dir zu einer Anstellung ver helfen kann —« »Ach, wie danke ich Ditt« »Ich bin nämlich an dem Theater als Solotänzerin angestellt«, sagte Grete in gännerhasten Ton. »Mit noch fiinf anderen Damen führen wir einen tiirtischen Tanz auf. Der Di rektor und der Verfasser des Stückes, das demnächst in Szene gehen soll. er warten mich heute Nachmittag —« »Da störe ich Dich -—-« »Nicht im geringsten. Die Herren können schon aus mich warten«, ent gegnet: Grete bochiniithig. »Das Stück ist eine große Augstattungsfee rie. die Reise durch Indien, es treten mindestens tausend Personen darin auf. Pferde und Kameele kommen auf die Bühne, ja, sogar ein Elefant —" Mit offenem Munde starrte Anna die Tänzerin an, toelche von den Herr lichkeiten des Stückes nicht genug zu erzählen wußte. »Der Direktor sagte mir schon, daß er noch hundert iunae Damen näthig hätte. um die Aufziige und die Grup pendilder recht glanzvoll zu gestalten. Jch hatte ihm versprochen. unter mei nen Freundinnen llnischau zu halten — Du siehst. Du kamst zur glücklichen Stunde.« «.ch würde Dir von Herzen dank bar ein.--« «Bitte sehr — was ich thun kann, thue ich seht gern.— Aber stelle Dich einmal dorthin — fo. nun heb’ einmal die Arme empor —- ivie ich —- bitte, noch etioas höher. und nun drehe Dich einmal rasch herum und mach' einen Knix —- genau ioie ich — mach mir nur alles nach i-— so bitte und so — ganz famoek Ich glaube, Du hast Talent. Jedenfalls besinest Du eine brillante Figur. die sich im Ballettos stüm reizend ausnehmen wird." «Jm Balletkostiini?« fragte Anna erschreckt und erräthete bis unter die Haarwurzelm »Ich fürchte, das ist doch nichts siir mich«, sprach sie klein laut. Mortsetzung folgt.) — Eine junge Bostonekin will Geld than wenden. um den Sitaßenveei iiiufekn Ausbildung der Stimme zu ermöglichen. Das fehlt gerade noch. I O O Will Waliek Wellman wirklich der Zeppelinschen Notvpoletpeviiivn den Votanikiii bei der Fahrt überlassen, auf die ek sich seit Jahren vorberei leie? . O Den Forschungen eines Bostonek Aegyptologen haben wir die Nach richt zu demen, daß die Aegypter aus Mexilo itannnien und ihr Himmel in der Gegend von Boiion lag. Wie kommt ei aber, daß in der ä yptischen Götter-lehre nirgends von okt and Beanö die Rede ist? J d I Einig scheinen die Iinanzweli und die JndusitieRapiiäne nur darin zu sein, daß die gegenwäkii e Geschäfts lage fiit eine glänzende Besserung viel Raum bietet· s-« »Das bringen Zje Fu Mk ein qro ßxö All-um wit?« habe-«- Ta sind meine immlichen Her-schauen drin, die ich selber photographieti