Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 08, 1910, Zweiter Theil, Image 14

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(4. FortfetzungJ i
»Ich bin Ihnen sehr danvbar für
Rre guten Absichten, Herr Blackfield..
Uber- ich glaube nicht, wie ich denk
Herrn Baron kenne, daß er so odne
weiteres nnchgeben wiirdr. Uebers-us
hsat e: mich so schimpsiich dein-weiht
daß eine Rückkehr in meine stäheret
Stellung ganz ausgeschlossen ist, und!
daß ich seinen Hof nicht eher wieders
betreten könnte, bis er die mir jage-s
fügten schweren Befchuldigungen zu
rückgenommen hat« -
Dem Aineritaner schien diese Ant
wort wenig zu behagen. Er fah den.
Zyspettor mit ärgerlicher Miene an,
seine buschigen Augenbrauen grollend
Zusammenziehen-n
»Ærkwürdigeg People, Jör Deut
schen!« sagte er. »Na jedenfalls wer
den Sie von mir hören, Mr. Hertwig
..... Ihre Adresse-P
Er zog sein Taschenbucki hervor und
schrieb mit dem Tintenstift, den er
aus der Westentasche nahm, die ihm
von dem Jnspettor oittirtenWorte aus.
Daan reichte er dem jungen Mann
rasch wieder freundlich die Hand:
«Akso good bne! Wir sehen uns wie
der. Und noch eins müssen Sie mir
versprechen: nehmen Sie keine Stel
inng an, binden Sie sich nicht« bis Sie
von mir Nachricht haben!«
, .Gut, Derr Blackfiem das verspre
che ich Jbuenck
Jnspektor hertwig gab den kräfti
gen händedruet des Amerikaners herz
lich zurück. Dann trieb Mr. Blackfield
sein Pferd an, und sie trennten sich
- Ei ging etwas schweigsam zu wäh
rend des Frühstücks, das der Baron
allein mit seinem Gaste einnahni, denn
der Lieutenant nnd Misz Lizzie waren
von ihrem Aussiug noch nicht zurzick,
nnd Fräulein Gerda hatte sich wegen
Unwohkseins entschuldigen lassen.
Merhaupt die beiden Herren fühlten
sich nie recht behaglich, wenn sie allein
miteinander waren. Die stille Anti
pathie, die die beiden so grundverschipl
Den angelegten Naturen vom ernen
Iugenblick an gegeneinander empfan
den. hatte sich bei näherer Bekannt
schaft eher noch verschärft, als gemil
Ottt Its Erziehung, die Lebensbe
ngnngern unter denen sie aufgewach
fen waren, vie Anschauungs- und
Oeabweife, die sie sich angeeignet hat
ten. bildeten »die denkbar schärfsten
Gegensatz und so war es kein Wun
der, daß bei getegentlichen Dis
kussionen die Ansichten immer in
scharfem Widerspruch zueinander
«sianden. Freilich, die Höflichteit, die
er dem Gaste feines haufes fchuldete,
und die Rücksichtnahme auf die immer
offenkundiger zu Tage tretende Nei
gung feines Sohnes zu dem amerika
nischen Goldfifch veranlaßten den Ba
ron, das Unbehagen, das ihm die oft
derbe, ungefchminkte Art des deutsch
arnerikanifchen Selfmademan ein
flößte. unter einer glatten, verbind
lichen Außenfeite zu verbergen und da
für Sorge zu tragen, daß die Debatte
nie die Grenzen des varlarnentarifch
Zulässigen überschritt. Die Herren
erhoben sich vorn Frühftückstifch, zün
deten sich Zigarren an und gingen in
den Park hinaus. Der Amerikaner
sah den neben ihm Schreitenden, der
«de in bester Laune die
Haucht-tollen vor sich hinblies, mit
eisr verfchmitzten Miene von der
Seite an.
-s III-n ««.4 L
»Ich vM Da vvtylll Muth Heu«
wig begegnet,« fing er plötzlich, ganz
unvermittelt an, »Und habe mich ge
wundert, daß Sie den jungen Mann
tu der Erntezeit fortgeschickt halen.'«
Ein Schatten glitt über das wein
tvthe Gesicht des Barong.
«Ja, die Nothwenvigleit zwaan
mich leider. Jch habe schon ein Tele
stsmm nach dem Stellenvermittlungs
Zettel-u Nr landwirthfchaftliche Gehäl
fen in Berlin aufgegeben·«'
»Don er denn was verbrochen?«
Der Rittergutsbesitzer lnipfte mit
zwei Fingern die Asche von seiner Zi
sarre7 seine Züge nahmen einen ern
.ften, strengen Ausdruck an.
«rE hat sich einer Achtungsverle
sung schuldig gemacht.«
Der Amen-lam- blieb erstaunt ste
«Einee Uchtungsverleiungt Seheni
Sie sal! Solch ein fvindlerl Jch
ihm ja gleich nicht ständen wol
Dsi wäre ja auch gar tein
M gewesen, einen täckzttgen Men
fss so Quell nnd Zoll vavonzuw
serv runzelte feine Augen
- M; fette Ziise petriethen eine
, etw- M»
er Jemm im mahnt
se W mit mit, daß
se hofe Wen hätten,
sein See-da zu tief in die
»ich-in has-.
m Las-M bete-»steigt
Itt ehe-I, energische- Rtsen feines
is set-s Ists-I stimmt der
»Ist Uf, des Ue Iris-erstes an das
Erlebniß am Morgen wieder in ihm
entsachtr.
Allerdings Da hat er ihnen die
volle Wahrheit gesagt. Der Mensch
hatte dke Vermessenheit, sich in allem
Ernst um meine Tochter zu bewer
ben."
Der Ameritaner starrte den Spre
chend-en mit einem Ausdruck starker
Verwunderung ins Gesicht, als hätte
er eben eine bis dahin noch nie ge
schaute Eigenchast an seinem Gaftgeher
entdeckt.
»Das nennen Sie eine Achtung-Z
oerletzung?« fragte er.
»Aber natürlich! Bedenken Sie
doch nur! Mein Angestellten ein
Menfch, der nichts ist, der nichts hat«
aus dein nie etwas werden kann als
ein Adminkstrator fremden Eigen
thums oder höchstens, wenn er beson
deres Glück hat« ein armseliger kleiner
Pächter, ein Mensch ohne Rang und
Stand, hat die Dreistigteit, feine Au
gen zu einer Baronesse von Laugen
horfk zu erheben!«
Die Mienen des Sprechenden spie
gelten deutlich die tiefe Jndignation
wieder, von der er ganz erfüllt war.
Der Amerikaner jedoch schüttelte, als
könne er bezüglich in irgend einer
ganz merkwürdigen Erfahrung nicht
ins klare kommen, ein paar Mal ener
gifch mit dem Kon und sagte: Eber
Sie haben ihn doch selbst gelobt, haben
mir seine Tüchtigkeit und Zuverläs
sigkeit, seinen Fleiß und seine guten
Kenntnisse gepriesen! Und nun —- ich
verstehe sie einfach nicht —- nun thun
sie, als oh der arme Mister hertwig
der alleroerworsenste Mensch von der
Welt wäret«
Der Baron that ein paar Züge aus
feiner Zigarre und wandte sich dann
einer Bank zu, dke sich unweit der
Stelle befand, wo er im Eifer des Ge
sprächö mit seinem Gaste stehen ge
blieben war.
«Wollen wir uns nicht sehen. Mi
ster Blackfield?« '
Und als sie nebeneinander Plan ge: "
nomtnen. fuhr er mit einer überlege
nen, delehrenden Miene fort: »Sie
haben rnich wohl nicht recht verstan
den, Mister Blackfield Jch habe
nichts gegen die allgemeinen mensch
lichen Eigenschaften des jungen Man
nes und gegen seine Qualitäti als
Wirthschaftsinspettdr sagen wollen.
Jtn Gegentheil, er besiht alle Vorzüge,
welche ihn in dieser legten Eigenschaft
zu einer sehr empfehlenswerthen.
brauchbaren Atquisition machen. Aber
wenn er mir als landwirthschastlkcher
Gehülfe sehr annehmbar erscheint, so
ist damit doch nicht gesagt, daß er rnir
auch als Schwiegersohn erwünscht
wäre. Das ist doch ein gewaltiger
Unterschied, Mister Blacksield.«
Er sah den neben ihrn Sitzenden
triumphirend ins Gesicht, ganz durch
drungen von der Richtigkeit seiner Ar
gumentation. Der Ameritaner aber
bewegte nach wie dor, anscheinend
ganz verständniszlos, sein haupt.
«Den Unterschied begreife ich nicht,«
erwiderte er. »Wenn ich einen jungen
Mann als solide, smart, tüchtig und
zuverlässig erkannt habe, dann werde
ich mich auch teinen Augenblick besin
nen, ihm die Zukunft meiner Tochter
anzuvertrauen, orausgesegt, daß sie
selbst ihn mag. Was wollen Sie
denn noch mehr von einem schwieger "
sohn, als daß er in seinem Berufe und
auch sonst ein tüchtiger Kerl ist?«
Der Baron nahm seine Zigarre aus
dem Munde und that einen tiesen
Athemzug Er rückte unruhig aus sei
nen Sitz umher und auch sonst sah
man seinem Wesen und seinen Mie
nen an, daß ihm die Wendung deg
Gespräch-z nichts weniger als Behagen
einflößte.
»Ich glaube, Mister Blacksield,«
entgegnete er, »wir werden uns in die
ser lVinsicht kaum verständigen sin
nen. Bei Jhnen drüben gelten ganz
andere Anschauungen als bei une.,
Bei Ihnen ist wohl der Unterschied
der Stände mehr vermischt als bei
uns. Bei uns gibt es gesellschaftliche
Unterschiede, gesellschaftliche Grenzen
und Gesetze, die rnan respektieren muß,
will man sich nicht selbst dellassiren.
Und so mußte ich die Aspiration die
ses Menschen, der sich einfach über
die d«-.rch Tradition und gute Sitte
gezogenen Schranken hinwegsesen
wollte, als eine Anmaßung betrackk
sten, und so brauchbar er sich auch in
l meinem Dienste erwiesen, o lieb er
mir auch als Angestellter war, als
Bewerber um dke hand meiner Toch
ter konnte er überhaupt nicht in Be
tracht kommen. Bedenken Sie doch,
seine Familie gehört den unteren
Schichten der Bevölkerung an, sein
Vater ist Driesteiigen Landbriestrii
ger, der im benachbarten Kreise die
Msachen von Haus z- Haus bestellt.
Jchxmiirde mich und die Meinen ja
geradezu sum Gespiitt mache-X
»Ist-se met« unterbrach der Ame
rika-en nnd um seine bartlose Ober
lhpe guckte ein sarlastischei Lächeln.
.Da wundert es mich, daß Sie so lie
benswiirdig waren, mir und meiner
Tochter Ihre Gastsreundschast zu bie
ten. Jch fürchte, ich bin srorn niy
descent, ein mindestens ebensolcher
Plebejer wie Mister hertroig. Mein
Vater war, wie ich Jhnen schon mit
theilte, simpler Bgaulnechh and ich
glaube nicht, daß ein solcher in Ihrer
sozialen Schähung höher steht als ein
Brieströger, der doch immer den Vor
zug besitzt, ein Staatsbeamter zu sein.
Der Baron machte ein Gesicht, als
ob er etwas Saures verschluckt habe.
Mit einer instinktiven Bewegung steck
te er den Zeigesnger seiner Rechten
hinter seinen hemdlragen und lüstete
ihn,· als ob ihm plötzlich die Lust
stnapp geworden sei· Er schlnckte ein
paar Mal, entwickelte ein paar tüch
tige Rauchwolten aus seiner Zigarre
und entgegnete sodann: «Jhr here
Vater ist. ich glaube.jf Sie haben mir
das ebenfalls mitgetheilt, als Braue
reibesiger gestorben. Vor allem aber
ist der große Unterschied der, das Sie
Auslönder, Ameritaner sind. Jn
Jhrecn Lande gibt es teinen Geburts
adel und teine Beamten- oder sonstige
Aristolratir. Sie besigen einen Kom
plex von Ländereien, der unsern griiss
lichen und fürstlichen Standesinte
schasten entspricht, und aus allen die
sen Gründen srnd Jnspeltor Hertwigs
Verhältnisse mit den Ihrigen gar nicht
in Vergeich zu bringen« ;
«Ireiiich,« brummte der Anmita-’
ner unwirsch, »er ist ein poor fellow,»
und ich gelte als reich. Und wenn ich!
nun mein property morgen verliere,
Idee wenn ich gar keins besäße, wie
würden Sie sich dann mir gegenüber
stellen?« (
Der Baron machte eine aoweyrenoe
handhewegung
«Laffen wir das Thema, Mifter
Blackfield!« fagte er. »Es dürfte zu
weit führen und sich als fruchtlos er
weifen. Möglichteiten zu distutieren.
die nicht vorhanden find . . . Ah« —
er fprang mit großer Lebhaftigteit
auf und ftieß erleichtert den Athern
aus —- .da ift ja Miß Lizziel Guten
Morgen, gnädiges Fräulein! Jch fehe,
die Spazierfahrt ift Jhnen ausgezeich
net bekommen. Die Landluft he
wiihrt sich wieder einmal vrziiglieh
Ihre Wangen blühen mit den Roer
um die Wette, und Jhre Augen wer
den von Tag zu Tag ftrahlender. Ein
wahres Glück, daß ich hors de con
couro hin. Sie könnten fogar einein
trauernden alten Wittwer gefährlich
werden« Er tiifzte der jungen Dame
galant die band und nickte dann
freundlich feinem Sohne zu. der der
Miß langfam. wie zögernd, folgte.
Miß Lizzie eilte nach der Begrü
ßund mit dem Baron ihrem Vater
entgegen und umarmte ihn außerge
wiihnlich ftiirmifch, ihre erhihte, rosige
Wange an die feine pressend. Dann
reckte sie ihr Gesicht zu feinem Ohr
empor und fliifterte ihm ein paar lei
fe, rafche Worte in ihrer Mutterspra
che zu
Der Ameritaner machte sich mit ei
ner lebhaften Bewegung aus den Ar
men feiner Tochter los und fah ihr
mit einem Gemifch von Beforgnifz
und väterlichem Wohlwollen in die
leuchtenden Augen« Darauf zur-te er
rnit den Achfeln und fagte halblaut:
»Ja, mein Kind, das ift recht fchiinl
Aber ich fürchte — na, wir werden
ja sehen-«
5. K a p i te l.
Friih um acht Uhr, während sich
Jnspettor Hertwig mit Baronesse
Gerda im Speilezimmer ein Rendez
oous gab, das ein so vor·zeitiges, un
erfreuliches Ende fand, war Linne
nant han- von Langenhorst mit Miß
Lizzie im Doqcart vom hofe gefah
ren. Der junge Mann bediente sich
für seine Spazierfahrten mit der fchiiU
nen Amerilanerin mit Vorliebe diese-»
engen, zweisitzigen Gefährts, das für«
einen Dritten keinen Raum hatte und
die beiden Jnsassen nöthigte, in trau
tem Rebeneinander zu sihen und sich
förmlich aneinander zu schmiegen. Es
war ein prächtiger Sommermorgen·
Die Sonne lachte am blauen, wollen
losen himmel, ohne noch mit ihren
Strahlen die sengende Gluth zu ver
breiten, die oft als eine recht lästige
Veigabe eines heiteren Sonnentoges
empfunden wird. Der frische Mor
gentvind liihlte die Temperatur ange
nehrn ab und machte zumal bei der
raschen Fortbewegung des leichten Ge
fährti den Ausflug ins Freie zu einem
löstlichen, erquickenden Vergnügen.
Dennoch lachte in den Mienen der bei
den jungen Leute nicht die frohe
Stimmung die heitere, sorglofe Le
bensfreude, die doch ihren Jahren und
den angenehmen öuseren Umständen,
unter denen fle die Morgenynden
genossen entsproche- bömz sich
gelehrt, wortlaeg lasen sie nebenein
ander, in ernstes Sinnen verloren.
die W W Mem stauen
der schönen is rsckten ganz dicht an
einander, und ihren leicht geössneten
Lippen entrang sich jeht sogar ein
deutlich oernehmbarer Seusser.
Der Lieutenant sah verwundert
aus seinem Brüten aus. Was haben
Sie. Miß Blacksield?«
»Ich? Wieso here von Laugen
horst?«
»Es-r war doch, als wennSe eben
geseu zt hätten.«
Sie lächelte. «habe ich? Mag sein.
Mir suhren eben allerlei nicht gerade
angenehme Gedanken durch den Kops.«
.Wenn es nicht indiskret ist« zu sta
gen —?«
»Mein Gott, ich dachte eben daran,
daß wir nun bald —- Papa und ich
wieder aus unserer einsamen Ranch
in Teva uns zu Tode langtoeilen
werden. Wissen Sie. in Europa ver
steht man doch besser zu leben,,sein
Dasein zu genießen. Jetzt wird mir
das monotone Leben in unserer Ein
iide doppelt schwer fallen. Ware ich
doch lieber gar nicht nach Europa ge
kommen!"
Ueber das Gesicht des Lieutenants
glitt ein warmer Schein, und er sah
Jseiner Nachbarin mit ausleuchtendem
’Blick in die Augen ,,,Nein Miß Liz
tzie, das diirsen Sie nicht sagen! Jch
’ möchte um alles in der Welt nicht die
schönen Stunden missen, die wir zu
sammen in Frankfurt oerlebt haben.
Und nun gar unsere reisenden Tage
hier in Dahlow, unsere prächtigen
Spazierritte und Spaziersahrteni Jch
weiß gar nicht, wie ich es ertragen
werde, wenn Sie nun wieder fortge
hen.«
Miß Lizzie lächelte und drohte
schelmisch mit dern Finger. »Sie
wissen, Herr von Langenhorst, wir
haben schon längst miteinander aus
gemacht, daß Sie mir keine Kompli
mente und leine Schmeicheleien sagen
sollen. Aber es scheint, als ob die
deutschen Herren und besondere die
herren Ossiziere sich ein Gnspriich rnit
einer jungen Dame gar nicht denken
lönnen, ohne ihr allerlei Artiglekten zu
sagen.«
Der junge Mann iteace mir einer
raschen Bewegung die Peitsche in den
Behälter am Schuhblech und legte fei
ne Rechte betheuernd auf die linke
Brustieitr.
«Abet, Miß Lizzir. Sie werden
doch nicht glauben· daß ith Jhnen ein
ichales Kompliment sagen wollte.
Nein, ich habe nur einfach eine That
sache tanstatirt. Ihre bevorstehende
Abreise wird eine sehr, sehr iiihlbare
Lücke in mein Leben reißen« Er
beugte sich ein wenig nach vorn und
drehte sein Gesicht nach rechts-, to baß
er ihr geradewegs in die Augen sah.
«Werden Sie es denn nicht auch ein
ganz klein wenig bedauern, Miß Lk -
zie, wenn wir nun auseinanderge
O.
Ucllk
Sie aab feinen Blick ganz unbefsns
gen zurück. »Gewiß, Herr von Lan
genhorit. nanz gewiß bedanke ich das.
Jch habe ja schon gesagt, daß es nur
fchwer wird, aus dem schönen, lebens
froben Deutschland zu scheiden Aber
wissen Sie was, herr von Lungen
horft?« Jhre Augen blihten, und ihre
Wangen färbte noch ein intensiveres
Roth, als es schon die frische Lust her
vorgerufen hatte. »Sie nehmen einen
längeren Urlaub und tonnnen einmal
herüber und besuchen uns aus ein
paar Wochen. Jch verspreche Ihnen,
Sie werden sich nicht langweilen. Für
Sie würde das Leben in der Prärie
sicherlich den Reiz der Neuheit und
des Ungewohnten haben.«
Er nielte lebhaft. »Ja, das wäre
prächtig, gnädiges Fräulein! So
iiber bie freie, weite, wilde Priirie zu
sprengen, weit und breit lein Haus,
tein Baum, lein Strauch, tein Hkns
derniß, den Büffel zu jagen, der Roth
haut zu begegnen und die aufregen:
den« gefährlichen Abenteuer zu erle
ben. von denen man als Knabe mit
hochllovfendeni herzen und «fiebeehei
ßen Wangen gelesen —- wundervoll
müßte das sein« höchst wundervoll!«
Die Ameritanerin lachte. uJa, das
wäre prächtig!« sagte tie. »An Ge
legenheit zu reiten, würde es Jhnen
« nicht fehlen. Da konnten Sie mit un
feren Eowbohs uen die Wette jagen
und fchießen. Sie sollten einmal un
sere wilden, tapfern Buefchen lehen,
wie sie neeftehen, auch den stäetften
Stier zu überwiiltiqen und den wil
beften Mustang zu bönbigen. Mit
ihren Pferden sind sie wie verwachsen,
und an Schnelligkeit und Kühnheit
und Geschicklichkeit ftehen fie keinem
Jndianer nach. Da könnten Sie Reit
riinste leitet-, die Sie noch in Ihrem
Leben nicht Zu sehen betommen haben.
Ja, ich glaube, here von Sanges-hoch
es würde Ihnen wirklich bei uns ge
,Vas glaube ich auch von ganzem
setzen, besonders wenn Sie inir die
neues der peärie machen würden.«
»Im III-de ich. me mit-. Ich
würde ncii Ihnen unt die Weite rei
ten und jagen. Denn auch ich per
stehe die Büchse zu siihren und den
Lasso zu werfen.«
»Wie gnädiges Fräulein Sie ver
stehen mit dem Lasso umzugehen
wirtlich? Das müssen Sie mich leh
ren. Wollen Sie, gnädiges Fräu
leins-«
Die Ameritanerin lächelte iiber den
Eifer des Ossiziers, dessen Phantasie
von ihren Mittheilungen sichtlich an
geregt war, und dessen Augen buh
ten in der Voksreude der Genüsse, die
ihm, dem schneidigen husarem beson
ders reizdoll und erstrebenswerth
däntten. «Gewisz!« erwiderte ste.
sWann dürfen wir Sie also in unse
rer Rauch in Texas erwarten?"
«Wannf« Der Lieutenant zeigte
ein verbliisstei Gesicht. Eine nieder
ziehende Entniichterung machte sich in
seinen sich versinsternden Mienen be
merkbar. »Ja, an die Entfernung
habe ich gar nicht gedacht,« sagte er
langen, gnädiges Fräulein?"
»Lassen Sie uns einmal rechnea!«
hin und zurück also ziemlich drei Wo
chen. Wenn Sie sechs Wochen Ur
laub nehmen, blieben Jhnen also noch
drei Wochen siir den Aufenthalt bei
uns.
Hans von Langenhorst nahm die
Peitsche zur hand und trieb das Pferd
zu einem lebhasteren Tempo an.
«Wissen Sie. gnädigej Fräulein." gab
er lleinlaut zurück, »du werde ich doch
wohl verzichten müssen. Sechs Wo
chen Urlaub, daran ist gar nicht zu
denten, abgesehen von den anderen
Schwierigkeiten! Er dachte im stillen
an die Kosten, mit denen svlch eine
Reise iiber den Ozean und ties in das
Innere der großen. nordamerilani
schen Union hinein wohl verbunden
ein würde. »Seht-de! Na, da bleibt
nur eins übrig, gnädiges Fräulein.«
.Nun?«
.Sie vroduziren sich einmal hier
.und zeigen mir, wie man den -Lasso
wirft.n ,
(Iortsehung solgt.)
l
lleinlaut. »Wie lange braucht man
Kohl, um bis in Jhre heimath zu ge-.
meinte fee munter. Zucht Tage per«
Damvser iiber den Ozean, vier Tage;
Eisenbahnsahrt von New Yorl, macht’
Q-—-—
Eugenie’5 Millionen
Offenbar mit Einverständniß nnd
Unterstützung von Eugenie ocn Mon
:ijo, der Wittwe des letzten Kaisers
der Franzosen, unternimmt jetzt ein
englischer Schriftsteller, Edward
Legge, in einem umfangreichen Buche
den Versuch, zu schildern. ivie
sich in Wahrheit ihr Dasein ieit
dem Schreckensjahre 1870 vollzog.
Das Buch ist mit urkundlichem Mate
rial reich versehen. Es führt uns
vom st. September 1870, dem Tage,
an dem dieKaiferin vor der Wirth des
Pariser Pöbels aus dem Tuilerienpas
laste flüchtete. bis in die allerjiingste
Gegenwart Es geleitet uns nach Ehrg
lrhurst, wo Napoleon der Dritte starb,
und nach Farnborough, wohin seine
Witwe, auch des einzigen Sohnes be
raubt, 1881 übersiedelte, —- nach ihrer
Villa Chrnos an der Küste des Mit
telmeeres und an Bord ihrer Yacht
The Tistle, mit der sie weite Reisen in
ferneWelttheile unternahm. Wir lernen
eine Fürstin kennen, die sich bis in ein
ungewöhnlich hohes Alter ein warmes,
leidenschaftlicheo her-i bewahrt hat,
von den Tagen ihres Glanzes mit
Lebhaftigteit und Anschaulichkeit
plaudert, aber keineswegs nur der Er
innerunq zugekehrt ist, sondern allem
Menschlichen Theilnahme entgegen
bringt. Sie spricht von der Tragödin
Nach-el, als hätte sie sie gestern als
Phiidra gesehen, und man findet sie in
der ersten Reihe der Zuschauer bei den
Flugversuchen der Cody und Santos
Durnont. «
Edtvard Legge läßt es sich besonders
angelegen fein, die phantastischen Ge
riichte, die immer wieder iiber die Ver
mögensverhältnisse der ExRaiserin
aufgetaucht sind, zu zerstören, und die
ser Abschnitt seines Buches ist viel
leicht der interessanteste. Ali die Prin
zessin Viktoria Eugenie von Patien
berg den jungen Könia Alfono den
Dreizehnten von Spanien heirathete,
wollten englische und französische
Blätter wissen, die Kaiserin hätte ih
rem Pathenlinde zurhochzeit alle ihre
spanischen Löndereiencqeschenih — die
aber nur in der inbtldun sener
Blätter existirten Jhr gesatnrn »Ver
mögen soll die angebliche hshe von 24 l
Millionen Dollars betragen. Gewiss
ist die Kaiserin reich, so schreibt Edis
wag cease-, sie kennt den Werth des
Ge s recht enau nnd wirst es nicht
rnit vollen den zum nster hin
aus. Und sie ist sich recht wußt, das
ihrsesisthyni von Rechtsweges- bei der
Familie sont-parte bleiben mus. de
ren älteste nnd vornehmste Repräsen
tantin sie ist. Wie hoch ihr Vermögen
Hist-Mit- uäiiitu ngi , die zu
n ver n. ei ·
staunt-te aus sä: versch erringt-geei
len. Do sind z. s. dir sii anzösls
schen Radeltoslden die Rapo eon der
.
Dritte während seiner Regierung fiir
seine Gemahlin um einen verhältnis
mäßig niedrigen Preis laufte und sur
deren Verkauf sie 1905 einige Millio
nen Dollars erhielt. Da ist die Din
terlassenschaft Napoleons des Dritten,
und da ist auch die Erbschaft ihres
Sohnes. des taiserlichen Prinzen
Louis Rapoleom
Durch diefeErhschaft rührt eiIZTheil
der Millionen der Kaiserin Eugenie,
allerdings auf ziemlich weitem Um
wege — von deutschen Spieltifchen
her! Dem Prinzen Louis hatte die
Gräfin Baciocchi ihr Vermögen der
macht. Sie war die Gemahlin eines
weitliiufigen Verwandten der Bona
parte, der am Hofe des zweiten Kai
serreiches ein hohes Amt bekleidete.
Prinz Louis freilich wird taum etwas
von diefern Vermiichtnifse zu fehen he
tomrnen haben. Man darf Edward
Legge glauben, daß das Kind von
Frankreich beinahe arm starb, und daß
die Kaiserin Eugenie die hohen Lega
te, die ihr Sohn in dem var seiner
Todesfahrt ins Zululand gefchriehenen
Testamente Freunden und Dienern
ausgesetzt hatte. aus ihrer eigenen Ta
sche bezahlen mußte. Die Kaiserin
Eugenie hielt ihren Sohn kurz, —
Edward Legge leugnet vergeblich, daß
dies eine der Ursachen war, die den
Prinzen Louis aus dem Mutterhause
trieb und ferne triegerische Abenteuer
fuchen ließ. Das Baciocchische Ver
mächtnis bedurfte damals zu seiner
Nußbarmachung größere Aufwendun
gen, als die Eintiinfte daraus betru
gen. Später jedoch erholte es sich und
gegenwärtig mag es einen recht an
sehnlichen Werth darstellen. Was he- -
trog nun die Griifin Baciocchi. gerade
den Sohn Napoleons des Dritten um
Erben zu wähleni Unfer englischer
Gewährsmann hat dariiher seine eige
neVerinuthung, und ioir dürfen anneh
men, daß alle seine Vermuthungen der
Wahrheit sehr nahe tommen. Als
Fürst Karl der Dritte von Monaro
sich Francois Mann den Spielpiichter
von homhurg und anderen deutschen
Badeorten, tommen ließ. um mit des
sen hilse sein von der Natur so reich
gefegnetes Ländchen in ein großes
Vergnugunguorax umzawanoetn, war
die Einwiltjgnng Napoleoni des Drtts
ten nothwendig. bevor knan daran den
ten durfte. in dem von Frankreich
zwar nicht rechtlich, aber tbattöchlich
abhängigen Fürstenthurne die grü
nen Tische ausstellen zu schen. Es
scheint« so sagt Edward Legqe, daß
Graf Bactocchi dem alten Blanc diese
Einwilligung feines tatstrlichen Verrn
verschafftr. Und es scheint, so fügt er
hinzu« daß der alte Plane sich dein
Grafen Bariorchi dafür erkenntlich er
wies. Also wollte die Grösin Bari-oc
chi wohl dem Sohne des Kaisers wie
dergeben. was von Nechtskwegen dem
Kaiser gehört hatte.
Rapoleon der Dritte hatte feinen
letzten Willen am 24. Aper 1865 nie
tsergeschrieben, als er in der Fülle sei
ner Macht stand. Er feste seine Gr
mahltn zur Erbin seines ganzen Pri
vatbefttzes ein und vermochte seinem
Sohne — seinen Thron und die Zi
villiite von acht Millionen Dollars.
Der Thron und die Zidilliste waren
am 9. Januar 187:k, dem Sterbetage
Naooleono des Dritten« nicht mehr
vorhanden, lein Blatt Papier mehr
werth. Aber aucb die Kaiierin Eugenie
gelangte nicht ohne Weiter-es zu ihrem
Erbtheilr. Sie mußte die Regierung
der dritten Republil aus herausgabe
aller beim Sturze des Kaiserreiches
beschlagnahmten Gegenstände, die
ihrem Gemahl gehörten, und zum
Theile einen außerordentlichen Kunst
werth hatten, erst regelrecht oerllagen.
Der Prozeß dauerte von 1875 bis
1907 und endete, nach vielen Schwie
rigleiten, mit dem Siege der Klägerin.
Bald nach dem Tode Napoleonö des
Dritten sehlte es im laiserlickzen
haust-alte in Chislehurst — demsel
ben, der einst der prächtigste und ver
lchwenderischste Europas gewesen war
—- an baaretn Gelde. Und im März
1872 kamen bei Christie in London
123 Schmuckstiiclr. halsbiinder, Dia
deme, Broschen. Ohrringe, Uhren, als
derenEigenthiimerin eine sehr vorneh
me Dante angegeben war, zur Versteii
grung. Sie brachten 200,000 Dol
larit. Einzelne dieser Stiche sind seit
dem wieder aus der Wanderschast e
wesen. Noth im oori en herbstg
1909, sah man im sensier eines
Londoner Juwelieri eine Diamantens
Tiara ausgestellt. neben der ein Zettel
die lalonischen Worte trug: .Friiher
Eigenthum der Kaiserin Materie-. ..«
W
Einen Menschen ob seiner Vorzüge
lieben, ist seine Kunst. Man muß ihn
tros seiner Mängel lieben.
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Der wahre Stolz ist nicht blind -
igsetn eigene Fehler, aber der Wetter
e .
Den Ver. Staaten ist eine Insel an
der asrilanis sit -
geboten unsrige-atI Physik-If M
W
grausem die asrilanische Montie