Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 01, 1910, Zweiter Theil, Image 14

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(3. Fortsetzung)
»Ist-Ein stellen Sie denn leine
Use-schiert- in Betriebs« fragte er.
»Sie würden die Ernte doch viel
schneller und mit geringeren Unkosten
sineinbringenX
»Der Herr Baron ist leider nicht siir
solche Neuerungen«, gab der Jnspettor
"f-easzend zur Antwort »Ich habe es
ihm auch schon gerathen. Aber er
will nichts davon wissen."
Der Ameritaner zeigte eine halb
Ungläubige, halb geringschätzige Miene.
»Warum denn nichts Er muß sich
doch selbst sagen, daß ihm die Ein
fiitljrung der Maschinen den Betrieb
vereinsackzen nnd verdicligen würde.
Wenn er nun einmal nicht genug Ar
better findet oder es fällt den Leuten(
oder einem Theil derselben plötzlich
ein, die Arbeit niederzulegen wag
dann?«
ssUeber das Gesicht des Jnipettorä
httschte eine Wolle.
»Der Preis der Maschinen iit bei
uns noch immer ziemlich hoch, und
die Anschasfungsloiten wären nicht
Oriac-«
Der Ameritaner stieß einen leisen
Psiff aus.
Ali-il Der Herr Baron ickeut die
einmalige Ausgabe und berechnet
sicht, daß sich das in den Maschinen
angelegte Kapital gut verzinsen wür
de. Dazu scheint aber tein Geld vor
; , banden Die Tradition verlangt ja·
E daß der Sahn im bunten Rock spa
PT steten geht und den Säbel über das
Pflaster klirren läßt. Curious
Mist-·
-.- --l.
täglichen Unterhaltungen gegenseitig
Dem Jllfpelwt waren lot-Ue stets-s
ntIthige, lritifchen Aeußernnaen je
desmal äußerst peinlich, wenn er it
Ineu auch oft im stillen beipflickkten
mußte. Das Pflichtgefühl und die
Rücksicht auf feinen Brotherrn ran
gen im Kampf mit dem Unmuth, den
er feldft empfand iider die unratio
nelle Bewirthsfchaftung des Gutes und
feinen Drang, sich mitzutheilem Na.
tuxgemäß stellte fich allmählich eine
größere Vertraulichleii zwiichen den
beiden Männern ein, die sich bei ihren
immer mehr fehliyen lernten, und ei
nes Tages machte fich das, was er ieit
lange in fich zurückdrängte, in dem
Ausruf Luft: »Ja, wenn man fa eine
fünfzigtausend Mart zur Verfügung
hätte und in das Gut bineinitecken
konnte, wenn man das Korn nicht im
mer quasi auf dem Halm verlaufen,
wenn man aute Preise abwarten
könnte, wenn man die Aecker melio
eiren und ihnen eine Zeit Ruhe lassen
könnte, wenn man die nothwendigen
sAnichaffungen machen würde, dann
müßte es eine Luft fein. hier zu mitth
fchaften, dann wollte ich aus Dahlow
ein Mustergut machen«
Und dabei lenchteien seine Augen
und strahlte fein Gesicht, nnd es war
ithm anzusehen, wie die Thattraft des
jungen Mannes und feine frische Ar
Heitsluft sich fehnten, sich einmal ohne
die hemmenden Schranken, die ihm
hier die verlotterten Verhältnisse zo
gen, bethiitigen zu dürfen.
Es war in der Mitte der zweiten
Woche, als plötzlich in die friedliche
delle des ruhigen Dahinlebenz auf
Schloß Dahlow dramatier Bewe
gung und Aufregung kam. Eines
Perseus war der Baron eine Sinn-;
de friiher aufgeftsanden als gewöhn
lich. Ein Einfchreibebrief war dies
Urfaehe gewesen« daß man ihn friiher
als fonft geweckt hatte, nd als er —
soch im Bett —- den Brief gelefen,
Oper an Schlaf nichts mehr zu denken
gewesen. Ei war die definitioe Mit
Milung eines Marsch-sitz daß
mir das erbetene größere Darlehn
Iiht bewilligen könne« da genügen-de
Mit nicht geboten würde. Eine
sent Hypothek könne das Gut, das
Wen mit drei großen hypothelen de
Jastet fei, nicht tragen, und fo mitffe
’Ir«s. troi der angebotenen hohen
Wiss-um verzichten Jn scheus
lichfter Stimmung hatte sich der Ba
nn erhoben, und als er nun plötzlich
Ob Thcr des Speifeziinmerö mit un
·« zuareifender Hand aufriß,
"«« Hemde this ei- nein-e zuwen, dek
Mc Meiner als geeignet war, feine
M Laute zu verbessern
Jn einer Fensternische lehnte Jn
fpektor Hertwig, und neben ihm, Hin
gebungsvoll an ihn qeichmiegt stand
Verda. Die beiden jungen Leute muß
ten in ihre Unterhaltung so vertieft
gewesen fein. daß sie die Schritte des
Voraus überhört hatten. Und- nun
flogen sie bei der jähen, ganz uner
warteten Störung mit Mienen aus
einander-, denen nur zu deutlich das
Mitbewußtfein ausgeprägt war.
Eine denpr bange Stille herrsch
te Uhu-d idet ersten Setunden. Die
Oktave-ten verhartten wie vernichtet,
Ue flammen-den Gesichter stumm zu
sahen gekehrt, zitternd, in print-ell
--fet Wut-up Der Baron stand
IOUUIIIIIIIIIOIIIIIIIIIIIII
ivie versteinert auf der Schwelle, beim
erßen Anblick starr vor grenzenlosern
Staunen. Dann aber stieg ihm die
Empörung heiß zu Kopfe. und seine
Augen schossen Blitze, seine hände
ballten sich, während er, ein paar
Schritte weiter in’s Zimmer tretend.
mit zorniger Stimme dem erbleichen
den jungen Mann zuries: »Unm
schämten frecher Patron, wie können
Sie tragen!« Und als niin.Gerd-a
ibre ineinandergeschlungenen Hände
stel)entlich zu ihm erhob, in stummer
-Bitte« unterbrach er sich und herrschte
sie an: »Du gehst auf mein Zimmer
nnd wirst mich dort erwarten. Wir
sprechen uns nachheri«
Erst ais sie sich widerspruchrlos
in tindlichein Gehorsam entfernt bat
te, wandte er sich wieder un den jun
gen Mann, der mit ringender Brqu
dastand, bleich ibis in die Lippen-. «
«Wie können Zie sich unterstehen«,
grollte er, den ihm Gegenüberstehen
den mii hoch-nöthigen Biicken mei
send, «Jbre Augen zu meiner Tochter
zu erbeben? Statten Sie so den
Dank ab, den Sie mir fchuldeni
Lohnen Sie so das Vertrauen, mit
dein ich Sie beebrtes Wie ein Dieb
schleichen Sie sich in den Frieden mei
nes Hauses-, betböten Sie ein uner
fahrenes junges Mädchen. Schmach:
und Schande bringen Sie über mich
und mein Hansf Der mußlos Zor
nige sah sich instinitiv im Zimmer
um, als suche er etwas; seine Zähne
tnirschten in immer ungestümer aus
lodernder Wutts. »Mit der Reitpeits
sche müßte ich Sie züchtigen.«
Da riß sich der junge Mann aus
seiner Erstarrung los. und während
ihm das Blut wieder heiß ins Gesicht
schoß, rief er mit vor Erregung zit
ternder Stimme, rnit der band eine
unwillkürlich abwehrende Geste ina
chend: — «
i
l
»Herr Baron, mäßigen Sie sich:
Wenn ich auch —"
»Sei-weinen Ziel« donnerte ihn der
Rittergutsbesiher an. .Wollen Sie
vielleicht ableugnen, was ich gesehen
habet-Y«
»Ich leugne nicht, Herr Baron.
Jcb liebe Fräulein Gerda, und sie liebti
mich.« ?
»Das wagen Sie mir schamlos,
dreist ins Gesicht zu sagen?«
Der Jnspettor zuckte mit denSchul
tern, als wenn er sich außer Stande
sähe, gegen ein solches Uebermasz vor
Zorn, Voreingenocnmenheit nnd Här
te anzutärnpsen Seine Lippen he
weaten sich lonoulswisch die Mus
teln in seinem Gesicht zuckten in tief
ster, innerster Bewegung. »
Wieder rnaß ihn oer Edelmann mit
Blicken, in denen sich seine ganze sie
bernde Entrüsiung, seine ganze hoch
miiihige Geringschätzung ausdrückte
tvieder sprudelte sein Mund oor Em
pörung über: »Ich begreiie die Ver
irrung meiner Tochter nichts ich fasse
es nicht, wie Sie iden Muth fanden,
deuten zu tönnen, daß ich jemals inei
ne Zustimmung geben würde zu einer
so unmöglichen —«
Er stampste rnit dein Fuß aus nnd
erhob vie geballte Faust. Zu ties war
der Stolz in ihm verwundet, zu herl
oie Enttäuschung. Jrn stillen hatte
er immer noch, wie der Ertrintende
an einen Strohhalm sich klammert, an
dern Gedanken sestgehalten, dasz seine
Tochter anderen Sinnes, daß sie sich
doch noch dazu verstehen würde dem
reichen Gutsnachhan der seit einem
Jahr ukn sie wart-, ihr Jawort zu
geben« —
,.Bit"den Sie sich ein«, stieß er rnit
ver-achtungon zuckenden Lippen her
vor, «bilden Sie sich ein, daß ich mei
ne Tochter an einen Bettler, an einen
der Diener meines hausez wegwersen
werdet"
Der junge Mann stöhnte in namen
loser Qual. Sein Respekt vor dein
Brotherrn, seine Michsicht aus den Ba
ter der Geliebten tätnpsten einen
schweren Kampf gegen das auch in
ihm immer heftiger auswallende Ge
1siihl der Empörung itber den htutigen
Schimpf. der ihm zugefügt tibet die
Verachtung, die ihm so brutol ins Ge
sicht geschleudert wurde, und die er
nicht verdient zu haben glaubte.
»Ich bin arm«, rntgegnete er und
hob fein Gesicht und sah seinem Deren
furchtlos ins Auge, »ich bin arm· aber
lich bin kein Bettler. Sie haben mir
lnichts geschenkt, sondern nur die Lei
stungen bezahlt, die ich Ihnen voll
Eifer und in treuer Pflichterfüllunq
geboten habe. Jch weiß, ich bin nur
von einfachster hertunft, aber ich habe
mir nuter Mühen und Sorgen une
treuer Aufapferng meiner Eltern
und unter eigener Anstrengung unt
Euefsgnng eine sitdung angeeignet
die mich Ihrer Tochter ebenbiirtig
macht. Sie wissen, daß ich das Sym
mäutn absolvirt un ein paar Se
ine-per Landwirthschdt studirt habe
Sie wisse-, das ich mein Fach verstehe
--s------vv--------- - - - ---’-’
und daß ich Wissen und Energie nnd
Fleiß genug besitze, urn mich einmal
emporarleeiten zu können. Mein Va
ter hat mir mitgetheilt, daß ihm wohl
habende Freunde nnd Gönner fiir mich
ein deschseidenes Kapital zur Verfü-;
gnug stellen wollen, damit ich eines
Pilchtung —«· "
Ein grelles Hohngelächter unter
brach ihn. «
»Und mit dieser armseligen Hoff
nung kommen Sie mir. D-.imit hal
ten Sie sich fiir berechtigt, um eine
Baronesfe Lanqenhorst in werben?
Herr, oenten Zie, ich werde mich un
ter allen meinen Standesgenossen und
Nachbarn zum Gespiitt machen-? Ha
ben Sie vielleicht im Ernst den wahn
sinnigen Gedanken gehabt, ich wiirde
zugeben, dzfz meine Tochter in ver
tr.indtschaftlictie Beziehungen zu einem
armseligen Landbrieftriiger trete, der
knit feiner Tasche von Haus zu
Haus —'«
»Herr Baron!« Der Infpettor
; machte ein pur Schritte auf denEdels
inann zu; glühender Unwille sprühte
aus seinen stammenden Blicken. die
sich jetzt fast drohend auf das Gesicht
des ihm Gegenübersiehenden hefteten
»Sie haben tein Recht. meinen Vater
zu beschimpfen Mein Vater ist ein
Ehrenmann, auf den ich als Sohn stolz
bin. weil er feine Pflicht als Beamter
und Vater unter den schrvierigften
Verhältnissen mit einer sittlichen
Kraft erfüllt hat, die die lischfte Be
wunderung verdient. Jch wünsche
Ihnen nur, daß Sie sich ebenso stets
der unbeschränkten Liebe nnd Vereh
rung Ihrer Kinder erfreuen wie —«
,Hinaue!« schrie Baron Lungen
horst und reckte feine Land gegen den
ibm furchtlos entgegentretenden jun
gen Mann aus« «hinaui! Scheeren
Sie sich aus dein haufe, von meinem
Mit Wenn Sie nicht in spätettent
einer Stunde Dahlotv verlassen ha
ben. bete ich Sie enit den-hund«
von meinem Hofe.«
Jnspettot Vernma zuaie zusam«
men, als habe ihn ein Peitschenhieh
getrossen. Sein glühendes Antlih
verlor im Nu wieder alle Farbe. Ei
nen Moment stand er unentschlossen,
seine trampihast zuckenden Finger zur
Faust haltend. die Zähne tnirschend
auseinander-pressend Es hatte den
Anschein, als wollte er sich aus seinen
Beleidiger stürzen, der ihn so schimpf
lich wie einen lästigen Bettler heb-ans
delte· Aber er gewann auch diesmal
den Sieg iiber die in ihm tobenden
Gesiihle gerechten Zorne-, über die
riiasichteloie Verletzung seines Man
nesstolzes.
»Ich gehe«, saate er mit vibriren
der Stimme, doch gelassen und ruhig
in seiner iiusieren Haltung. «Jhre
Beleidigung trisft mich nicht« denn ich
weiß, daß ich sie nicht verdient habe
und daß Sie nicht mich, sondern sich
nur selbst damit herabsetzen.«
Als der Jnspettor das Zimmer ver
lassen hatte, stand der Baron eine
Tganze Weile still, starr aus den Boden
ihlickend. Dann strich er sich mit einer
jhestigen Bewegung über die Stirn, als
wollte er die Gedanken, die hinter der
selben in wildem Chaos durcheinan
derwogten, verscheuchen. Er trat ans
Fenster und riß den einen Flügel aus
und lehnte sich weit hinaus, um die
srische Morgenlust in vollen Zügen
einzuathmem Der Hof lag still vor
ihm; der Ameritaner war wohl nach
seiner Gewohnheit sriih ins Feld ge
ritten. Von seinem Sohn und Mist
Lizzie wußte er, daß sie vor einer hal
ben Stunde in einem Dogcart, daf
Hani selbst lentte, den hos verlassen
hatten. Gemah- so war er wenig
stens vor jeder Begegnung sicher, bis
es ihm gelungen sein würde, die in
ihm gärende Bewegung zu überwin
den.
Das Wirthschastssriiulein tam ins
Zimmer und trug ihm den Kassee aus.
Er trank eine halbe Tasse und begab’
sich dann in den Parl. Aeuszerlich;
wieder ganz ruhig, lehrte er nach einer
halten Stunde ins haue zurück. Als
er sein Arbeitsziinmer betrat, sah
er seine Tochter ans einein Stuhl
sihem die Bande her das Gesicht ge
schlagen. Sie erhol- Hch, als sie seine
Schritte hörte, und stand ihm mit ge
senktem Konse, die Augen voll Thra
neih gegenüber.
Ihre demüthige Haltung schien den
lehten Nest seines Zornes zu Min
d'
k=
r «Die Anwesenheit von Gästen in
unserem hause-, sagte et ernst, doch
nicht zornig, »in-Wert mich, mich mit
Dir auseinandetzusetzem wie Dein
ihötichtes nnd wiiedelosei Betragen,
es verdiente. hast Du denn ganz und
got vergessen, was Du bist, und was
Du Deinem Vater und Deiner seligen
Mutter fchuldesti . . . . Sprich nicht!«
unterbrach et sich rasch, als sie Miene
machte, etwas zu entgegnen. »Du
wiitdest nur meinen sotn von neue-n
;reizen. Eine Entschuldigung gibt et
E nicht. Alles, was Du jest thun tanntt,
Iisn zu bereuen und zu vergessen. Herr
lHertwig wird noch in dieser Stunde
unser Haus und das Gut verlassen.«
»Papa!" Es zitterte ein so tieser
Schmerz in dem Ton der Stimme des
jungen Mädchens, daß es das Visier
herz des alten Edelmannes unwill
kürlich ergriss. Aber er empörte sich
gegen diese Anwcindlung nnd sagte,
absichtlich so viel Strenge und Schär
se in seine Stimme legend, als-ihm
zu Gebote stinkt: »Wide:sprech nicht!
Die ganze Geschichte ist siir mich
iibertzciupt nicht diskutabel Je schnel
ter Du zur Besinnung zitriicklehrst.
desto besser. Ich tann wohl von Dir
erwarten, daß Du noch so viel Rück
sicht aus mich und Deinen Bruder und
so viel Familiensinn besitest· um ein
zusehen, daß Du mir nicht zumutben
darfst, zu meinem Angestellten und
zu einem Landbrieströger in so naht
verw.tndtschnstlicke Beziehungen zu;
treten. Jch werde Dich nicht zwingen
Herrn von Plettwitz oder irgend eiss
nen, der Dir nicht sympathisch ist, zu
heirathen. Das aber ertliire ich Dir
ebenso bestimmt: mit meiner Eint-pil
ligung wirst Du nie die Frau mei
nes ehemaligen Wirtbschastsinspels
tats· So, nun geh aus Dein Zim
mer und suche Dein seelisches Gleich
gewicht wieder zu erlangen, bevor Du
Dich unsern Gästen zeigst-«
Er machte eine entlassende hand
bekvegung. Aber das junge Mädchen
zögerte; mit wogender Brust stand sie
ihrem Vater gegenüber: iiber ibre
sonsten Gesichtiziige guckte der verklä
rende Schimmer eines tiesen, innigem
starten Gefühl-. Und ihre Augen«
die noch in seuchtern Glanze schim
merten, zu ihrem Vater erhebend, sag
te sie ohne untinådlichen Troß in ihrer
demüthigen. bescheidenen haltungz
schlicht-und einsach: »Wenn Du mich
auch ver-damme Papa« ich tonn nicht
ander-, ich liebe ihn und werde ihn
immer lieben« Bei diefer sicherlich
oon ihr nicht erwarteten Ertliirung
machte der Baron eine heftige Bewe
gung. aber er hatte noch nichts erwi
dert. als Gerda das Zimmer verließ.
Eine halbe Stunde fpöter rollte ein
einfacher Wagen vom hofe, auf dem
Jnfdettor hertwig mit feinen in einen
Koffer gepackten Habfeligteiten Dah
low zu verlassen im Begriff war. Er
war reine hundert Schritte vorn Hof
thor entfernt, als ihm der von feineni
Morgenipnzierritt zurückkehrende Ame
ritaner begegnete. Erstaunt hielt Mr
Blackfield fein Pferd an·
»Nun, Mifter herrwig, gehen Sie
in Baumean
Der Jnfpettor verneinte niit einer
Kopfdewegung und entgegnete rnit
deutlicher Bitterteit: »Dazu wäre jeht’
während der Ernte wohl nicht« der.
richtige Zeitpunkt, Herr Btackfield.«
»Das will ich auch meinen. Ader
in Teufels Namen, wo wollen Sie
denn hin mit Jhrern Koffer?«
Der Jnfpettor dämpfte feine Stim
ine. »Ich gehe vorläufig zu meinen
Eltern. Der herr Baron hat mich
entlassen.«
Der Ameritaner riß feine Augen
weit auf. «Ent———laffen? Sie? Ader
er hat sich doch erft vor acht Ihren
mir gegenüber mit der größten Aner
tennung iiber Sie ausgesprochen«
Jn den Augen des Jnfpettors
leuchtete ei auf. »Den er?« Jn fei
ner Stimme drückte fich wieder die
tiefe Bitterteit aus, von der fein herz
erfüllt war. »Nun, das hat ihn nicht
abgehalten, rnich non feinem Gute zu
weifen wie —- wie einen räudigen
hundk
«Wai fagen Sie da. Miiter Vert
wing th das Jhr Ernft oder a
jotei«
««D:s wäre ein schlechter Scherz.
herr Blackfield.«
»Freilich· Aber wie ist denn dac
zugegangen So on a fanden! Knall
und Fall! Wollen Sie mir nicht er
klären ——?«
Den zudenden Mienen des jungen
Mannes war anzusehen, daß er mit
einer peinlichen Empfindung kämpfte.
Aber der Gedanke, von Dein freundli
chen Mann, der ihm vorn ersten Tage
an ein so liebenswürdiges Interesse
bewiesen, ohne jede Aufklärung schei
den zu sollen und vielleicht ihm gegen
liher in ein falfchei Licht zu gerathen
war fiir ihn noch quälenoer als das
innere Widerstreben, die delitate An
gelegenheit, deren Opfer er geworden,
get-berühren
»Ich war fo tühn«, sagte er leise,
mit deutlichem Vihriren feiner Stirn
rne, Jnich in vie Tochter meines Brot
herrn zu verliehen. Der here Baron
kam heute plötzlich dahinter und —«
»Ich-li- iogt er einen Mann wie
Sie svon feiner Wes Deshalb
beraubt er steh lele eines so tüchti
gen, zuverlässige-e Wlfenf Der
samt tfi mad, erosh, s ermit. som
v-----------------s-7 ------
men Sie! Jch spreche mit ihm Er
darf Sie nicht sortschieten. Wie will
er denn fertig werden ohne Sirt Er
wird sich doch nicht ganz und gar zu
Grunde richten wollen«
Er wallte dem Knecht, der die Zit
gel führte, den Beseht geben. umzu
tedren, aber der Jnspettor hielt ihn
mit einer schnellen, entschiedenen Ge
bärde zurück.
«Lassen Sie, herr B acksieldl Ich
will mich nicht in die esahr bringen.
daß der Baron seine Drohung ans-·
iiihrt und mich mit den Hunden von
seinem Hof hetzt.«
Der Ameritaner machte in seinem
Sattel eine so heitige Bewegung. daß
iein Pferd unruhig wurde, und das-,
»er es erit beruhigen mußte, um das
HGrsprLich wieder ausnehmen zu tön
nen.
«Nonsense!« sagte er zornig. »Be
handelt man so in Deutschland Leute,
die einem Nasen gebracht, und denen
man Dank schuldet siir ihre treuen
Dienstes-« Kann der Baron nicht srob
sein, wenn feine Tochter von einem
tüchtiqen, soliden Mann, aus den man
sich verlassen kann, und der ei mal zu
etwas bringen wird. zur Frau begehrt
wird? Oder war es Ihnen nicht
Ernst mit Miß Gerda?«
»Aber Herr Blaasield!« protestirte
der junge Mann
Well, Sie machen auch nicht den!
Eindruck eines giddy head. Für einen
ileichtsinniaen Flirt wäre Miß Gut-as
denn doch zu schade. Also totnmenl
Sie! Jch spreche rnit dem Baron. ich
settle das Ding, ei wird wieder alles
all right.« I
Doch der junge Mann schiittelte un
bewegt. mit ernster Entschiedenheit
den Kopf.
tFortsetung folgt.)
dar-Ostern III Ost-Ohres
Bei der kolossalen Ueberprodultion
von neuen Heilmitteln nnd der stän
dig zunehmenden Anzahl neuer heil
verfahren ist es iirztlicherseits gewiß
berechtigt, daran zu erinnern. daß oft
rnit den einfachsten hauinritteln und
Hauötsren Erfolge erzielt werden« die
es mit den Resultaten der neuen korn
pliziertenheilmethoden getrost aufneh
men tönnen. Dr. Lewin in Charlot
tenburg betont in der .Allgern. Mediz
Ftrntr2ilzeitung«, daß die Vorstellung
irre fei, dafz schwierige Krantbeitsfiille
nur durch aufzergewöhnlirhe Arzneii
mittel oder durch umfangreiche chitin
gisrhe Eingriffe oder durch komplizier
te und umständliche Kuren in Kran
tenanftalten etc. Hilfe finden können.
Es gibt Patienten, die rnit diesen rnos
derniten Heilmitteln und Behand
lungsnsethoden nicht die geringste Hilfe
finden, dann aber ganz zufällig durch
ein sogenanntes hausmittel oder durch
irgendeine ülserraschend einfache Be
handlungsweife bald eine bedeutende
Besserung ihres Zustandes oder gar
gänzliche Heilung erzielten. Dr. Les
win erzählt einige hierher gehörigel
IFiille aus seiner Praxis. Ein Herr.
der an einer hattniiaigen Bartflechte
litt, fand weder bei Allodathsen noch
bei homöopathen, noch bei Naturiirst
lten Heilung. Energier Behandlung
lmit heiß-a umschreiqu brachte vie um
Yfangreickke Bartflerhte dagegen inner
halb einiger Wokhen zur heilung
Eine Dame, die fchon über ein
Jahr an Schmerzen an den
Fiifzen litt. wurde non mehreren
Aerzten erfolglos behandelt, auch die
Naturheilanftalt nützte ihr nichts. Ein
Paar Plattfufzeinlagen brachten da
gegen in einigen Tagen die Fuß
fchnrerzen zurn Berschwinderu Diese
einfachen häuslirhen Behandlungörnes
thoden haben denVortheil, daß re nicht
der Mode unterworfen find, als einen
dauernden Werth bosrtew Sie sind
daher die geeignetften Mittel, um dein
ständigen Wechlel der Anschauungen
den wirtfarnsten eine Grenze zu fehern
ssllltlhzll ercrrh harre er sus- pur-.
unterwegs am Churchill Niver stecken
zu bleiben und wurde gezwungen·»ein
zutehren; auf dem Wege traf er den
freundlich gesinnten Oiiuptling Moto
nahbeex ihm klagte Hearne feine Noth
und erhielt als Antwort folgende Be
lehrung: Wenn Ihr Männer alle
schwer bepackt seid. dann könnt Jhr
nicht iagen und nicht rasch vorwärts
kommen. und selbst wenn Euch das
Zagdglüek wohl will. wer soll die
ute schleppen? Dazu sind die
Frauen da, sie sind zur Arbeit gebo
ren, eine von ihnen trägt mehr als
zwei Männer; außerdem haben die
Frauen die Zelte aufzuschlagen, sie
bessern unsere Kleidung aus und sor
gen nachts dafür, dasz die Feuer nicht
au ehen, mit einem Worte. weite
Reien in diesem Lande sind ohne
weibliche hitfe nicht durchzuführen.
Obgleich die Frauen nun alles zu ar
beiten haben, kosten sie uns nur sehr
wenig, denn da sie stets auch unsere
Köchinnen sind, so ist es fiir
sie zu Zeiten, wo Schmalhanz Kit
chenmeister ist, genügend, wenn
sie sich zur Befriedigung ihres hun
gers ihre Finger ablecten kön
nen-« So spricht die alte Rothhaut,
und sie muß ei wohl ganz genau wis
ien, denn wir lesen in dem erwähnten
Buche. daß der häuptliug Man-nah
hee acht Frauen sein Eigen nennen
durfte, die, der damaligen Sitte ges
mäß, alle mit einem Marder - Beina
men versehen waren. wie Marderss
Herz. Marien-Fug weisser Marder
etc. Was dentt unsere heutige mo
derne Frau über ein solches indiani
lches Ungeheuer?
.......·
Aussallend schwach scheint man in
der Umgebung von New York in der
Naturtunde zu sein. Man hat näm
lich den 160 Jahre alten Alligator
auf Coneh Island Carrie Nation ge
tauft. Als ob Alligatoren zur Fami
lie der Gänse gehörten.
s i i
Cinhundert und einunddreißigJuni
ger Aeikulapi fielen im Staat Mii
sissippi durch das Examen, weil sie
teine Jder hatten, oh Ralph Walde
Emerson ein Aoiator oder ein west
licher hob-König war. Der Wissen
mangel»ist allerdings entsehlich; wie
kann ein Arzt einen Typhus- oder ei
jnen SchartachfiehersIall ohne solche
setementaren Kenntnifse ertennen?
- i o
Eine Frau im Westen fand bei der
Gartenarheit ein Piickchen Geld, da
8500 enthielt; seitdem sind alle Nach
darinnen so fleißig mit Graden und
hacken beschäftigt, daß sie Rücken
schmersen kriegen, aber der Erfolg
hteiht aus
B-« « A--- - 4--- A
ff s s v
sie-i sie starrem
In dem vor Lurzem veröffentlichten
Buche iiber die noch heute blühende
gudsonj Bau Tarni-any das auf
'rund alter Gesellschaftsberichte und
Dolumente zusammengestellt ist« lesen
wir auch manches Jnteressante über sie
Jndianer von dazumal, namentlich
über das Verhältnis der Frau
(Sauaiv) zum Manne. Daß der Jn
dianer die Frauen so ziemlich alles ar
beiten läßt« ist ja im allgemeinen Ml
bekannt. Sie mußten Fallen für die
lleineren Pelzihiere wie Hetmelin,
Marder, Jltis etc. stellen und hatten
auch die erlegte Beute der Jäger an
Elch, Bär, Hirsch und Bilssel von der
Schuhitelle nach den oft weil entfern
ten Wigwams zu schleppen, sie auszu
Irveiden, abzuhäuten, während die
IMiinner rauchend zusammenlaßen
»und nichts thaten; dabei verlangten
tiefe Herren noch, daß ihnen die deli
latesien Bissen fiir ihren Gaumen re
serviert wurden. Was der Jndianer
genau vom Werthe der Frau dachte.
das erzählt uns ein alter Höuptling
Matonabbee wie folgt: Als im Jahre
1770 der Beamte der hudsans Bari
Compann, Samuel Hearne ausgelandt
wurde, um den mysieriiilen Great Ri
per, dessen Ufer reines Kupfer lein
Unkewfsizien »Deine wollen wir mal 'n bißchen Astronomie vornehme-« Jun
gen-, sonst geht nächstens die Bett unter. und Ihr wißt nachher nicht Knab wie
tai Ding eiseutciq zustan W«