Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 01, 1910, Zweiter Theil, Image 13
Vas gute Herz. Eine lustige Dienstbotengeschichte von Käte Luvoiosti. So oft Frau Amtsgerichtsriiihin Fieber das vierteljährliche Wirth schastigeld von 350 Mart durch 6— die Zahl der am Verbrauch Betheilig ten —- dividirte. sagte sie mit weblei digem Gesicht und tiefen Seufzern: qUnd damit müssen wir nun bei den heutigen Fleischpreisen standesgemiiß auslommen...« —- an Erklärung: Wir« waren Frau Faber und Mino. Lentere war denn auch mit aller Ent fchiebenbeit siir die schwebende Spät sommergesellschasi eingetreten: »J«emiise triegt man reine zu. Fleisch is auch billtier und — denn die Krebse.'« —- — Herr Faber war zwar Anfangs entschieden dagegen. »Liebe Kornelia«, sagte er zu seiner Frau, «tein Mensch giebt am Schluß der Gerichtzserien steife Gesellschaften Du bist eben nicht mehr in Putschuls kamen, sondern in Berlin. Hier send sie stob, daß die Sache endlich über standen ist." —- Fran Faber lächelte nachfichtig. »Es soll jn nuch gar teine Gesellscheft in diesem Sinne werden. Mar. Nur ein zwangsloses Beisammenseim ein vergnügtes Som mersest mit leichter Von-le nnd einem Braten; der Präsident bat neulich mit besonderem Nnchdrnck zu mir gesagt: »Ich bedauere es aufrichtig, daß die biibsche Sitte, auf geräumigen Bal tons unter griiner Winde zwangzlos miteinander vergnügt zu sein, immer mehr schivindet.« Er bat gesprochen und ich verstanden. Max·« Frau. Du bist eine elende Strebers naturi« LII«.. t·:- .-.--"--- N ..... - Jst-.- FI «III« Hut use-bit Junker-eh Haus« obs-, fiir mein Theil vertröche mich am liebsten in einem Winkel, wo sie unter dem biblischen Begriff »Landvlagen« noch die Autos verstehen, und der Langfchläser von Sommergast die an gebriiteten Eier noch in dirs warme Bett betommt, bis Ersatz siir die un getreue Glucte gesunden ist.« Der Gerichtsrath seufzte schwer. »Was wirld denn diese Jntirnität to ften. Kornelin?« Sie rechnete noch einmal nach, ob wohl die Höhe der Ausgaben längst mit Mino festgeleqt war. »All« in Allem 100 Mart. Herr Faber suchte nach einer lekten Rettung. »Du sagtest doch neulich, daß Dein Service siir Gäste nicht mehr ausreichte?« »Wir werden diesmal ausnahms weise das alte Porzellan Deiner Ur großmutter in Benuyung nehmen. Es steht bereits im Feemdenzimmer aus einem Tisch.« »Es ist gut, sagte er tonlrs. »Geh denn und t-esorae. Jch muß mich fiir den Beweistermin des moraioen Ta ges noeh vorbereiten. 32 Zeuaen.« ——— —- So war es also be schlossene Sache. daß Fabers sdieö Sommerseft gaben. Mina arbeitete für drei und ask für ein halbes Dud en-d. tDie Fleischraiionen für vie üb rigen Hausgenossen wurden dadurch täglich zierlichen Das Familienober dauvt leistete sich dann und wann in aller Verschtoiegenheit ein Brdtchen auswärto, und die Jungen wurden aus die Reste sder bevorstehenden Ge sellschaft vertröstet. —- st2 Personen waren gebeten. Davon hatten 17 mit bestem Danl fiir die reizende Jdee an genommen. Darunter auch Präsi dent-Z. Frau Faber strahlte, und Mina hatte bis heute das qleiche gethan. Sie war immer fröhlich und guter Dinge gewesen bis zu dem Augenblick, eoo Frau Faden von einem Besse gungsganqe zurückkehrend, sie in fassungslosesn Schluchzen in einem Winkel der Riiche sand. Frau Faber war sofort Theilnahme und Her-flich leit. - - - P-. .«..,-I CI »’.Uilllll, wu- ssnurn clc nas. »H etwas bei Ihnen zu Hatt-I paisirt5« Mine- ictsiittelte den Kopi. Jhr Wiinxnern tirtete in Schreien ank. »Sprecben Sie sich doch aus, Miit-n Tas erleichtert. Oder tönnen Sie es mir nicht sagen?« Mino schrie wei ter. »Sie sind nun drei Jahre bei uns, M«ina. Wir sind stets gut miteinan der aueaesommern Denten Sie, ich sei Ihre Mutter.« Das war eigentlich eine starte Zu mnthung, denn Wind zählt nur ein Jahr weniger als ihre Gnädiae. Asber in diesem ersten Auqenbliet dachte seine von beiden an etwas so Neben sächliches. — Frau Fabel- betarn all mählich Schüttelsrost. Morgen war die Gesellschaft Wenn Mino aus ir gend einem Grunde plötzlich versagte. Was sollte dann werdens Sie stiirzte Zur Madeiraslnsche und goß von der zur Filettunte bestimmten eigabe ein volles Wasserglas siir Mnn ein. »Trinten Sie, vielleicht hilft Rast Jbrer ·Starrheit.« Aber es hals nichts. Zu Mittag mußte es Saht mit Eiern geben, treil Mina sich nicht an der Be reitung der Mahlzeit betheiligtr. Sie saß unbeweglich in ihrer Ecke und weinte. —- Nachtnittags ging Herr Inder in ihr· Seine Gattin hatte ihn schief gemacht. O hatte sein heile Haukjäekchen mit einem ernsthaften, vor Mitgefiihl glänzenden Rock ver tauscht. »Ich komme seht nicht als L hr Herr zu Ihnen, Mino, sondern als Jhr Freund. Lassen Sie mich an Ihrem Schmerz theilnehmen. Vergessen Sie nicht, daß wir auch die Ehre haben sollen, morgen den Herrn Präsidenten bei uns zu sehen.« Diese Worte hatte sich der Gerichts rath als wirtungsvollen Schluß sei ner Rede zurechtgelegt Er ging dann hinaus und sagte zu seiner Frau, die natürlich an der Thiir gelauscht hatte: »Sie äußert sich noch nicht. Es ist wohl etwas durch ihr Leben gegangen, daß sie tief getroffen hat. Man muß gut und weich mit ihr sein und Rücks sicht auf das vorläufig Unbekannte nehmen. Bestelle Dir nur zu ihrer Unterstützung die Aushilfe.« Und er ging noch einmal in die Käche und drlielte Minc- einen blan·len Thaler in die Hand. —- —— Mina stand also fortan im Mittelpunlt des Allgemeinknteresses. Sie mußte sich frühzeitig zur Ruhe -begeben, und Frau Faber machte ihr mehrere Stunden kalte Kompressen Am nächsten Tage mußte sie bald nach Mitternacht ausgestanden sei-. denn als Frau Faber zum Vorschein kam, waren Zimmer und Küche be reits in bester Ordnung. Jhre Thra nen flossen aher immer noch. Da griff die verzweifelte Hausfrau zu oem letzten Trost-nistet Sie schenkte Mino das himmelblaue Leinentleid, das schon längst deren heimliche Sehn iurbt war-. »So, nun geben Sie mir die Hand und erzählen Sie mir alles«, sagte Frau Faber mit einem letzten weh muthsivollen Blick aus das Hintertei lslaur. Und Mino, bezwunaen durch all die Herzensgiite, beschentte sie end lich mit ihrem Vertrauen. »Ich habe den Zappen nich —- in den diimlichen Disch gesteclt ----- — mein Jott -—- man is doch ooch man een Mensch W ide jnädige Frau veriiszt ovch nml mat. —- Wie ick uu dat Je scbitt tufsjestellt hab, is er zusammen ierutschL Alles in dausend Stücken llrjroßmutterg ooch —— blos-, der tieene Henlelpott ig- janz jeblieben —- dem -..ll die Tiille sehlte.« —— ——- Tag intime Zuiainmeniein unter niaenden Winden wurde kriegen »plötzlicher Ertrantung der Haus srau« in letzter Stunde abgefagt Mina aber tiindigte zum Ersten. Bei der Verabschiedung sah sie in dem neuen Himmelblauen und in der Hälfte von des Gerichtsratbs Jeder gel-d, das sich in einen grünen Hut verwandelt hatte, wirklich sehr statt lich aus. Sie weinte auch wieder. »Wenn Sie nich jleich so ussjeregt waren, wiir’ iet noch jeblieben«, tagte sie zu iljrer gewesenen Herrin in vor ivurssvollem Ton. sehe-Meter ne Zerseunw pg erneute-um« Eine deutsch sranzösische Gerent: seier an den ZeppelimPatrouillenritt ist, wie aus Meß berichtet wird, von sranzösischer Seite angeregt worden· Für die Feier ist der 24. Juli, der 40. Gedenttag des berühmten Retognoszi rungsritts, der bekanntlich das erste Rentontre zwischen beiden Armeen bil dete, in Aussicht genommen. Die deutsche Kavalleriepatrouille, bestehend aus drei Ossizieren und drei Leuten des badischen Dragoner s Regiments unter Führung des Grasen Zeppelin, trang mit großer Kühnheit mitten durch die französischen Linien, wurde aber aus dem Riictioege von einem französischen Jägerdetachement bei Niederernn auseinandergesprengt Dabei iiel ein Ossizier, die iibrigen geriethen in Gefangenschaft, allein dem Grasen Zeppelin aebang es, zu ent kommen. Zur Vorbereitung der Feier werden jetzt alle Theilnehmer an dieser Asiaire «in einer Zusammen tunit aufgefordert, und man hosst, das-: auch Gras Zeppelin an der Feier stheilnehmen wird. D Imu tin äußerster Not- »J«11 Iunnimc Wunders-im du wärest toll« Monat »Ja, das mumtc dir wohl so vniicsu aber das sage im du-, so lange ich fein-, wirst du nicht Windel« Vsshnft Dichten Jn den legten Jahren bin ich so popuer geworden, daß mich fast jedes Kind auf der Straße kennt!« Dame: »Wir haben bei uns auch so ein . Original!« Er zieht schon wieder aus« — Aus dem Schwedischen von Marie Franzok Ter alte Oelonomierath Linge hatte bereits sieben Jahre bei dem Koniul Werner gewohnt, und sei es nun, weil die Frau seine Nichte war, oder iweil man erwartete, daß sein kleines Vermögen einmal der Familie zufal len würde --— genug. es geschah alle-« Mögliche siir sein Behagen. Obgleich die Summe, die er bezahl te, nicht groß war, hatte er dennoch ein gemiithliches, ja beinahe elegant möblirtes Zimmer. Dir weiblichen Dienstboten des Hauses waren doin Morgen bis zum Abend seiner Winke gewärtig. Es wurde besonders für ihn gekocht, und wenn man an seiner Thiir vorbeiging, sliisterte man, um ihn nicht zu stören. Aber iroß all dieser rücksiihtsvollen Aufmerksamkeit äußerte er regelmäßig zwei- bis dreimal im Jahre die Ab sicht, auszuziehem Er war dann stets derileberzeugung, daß man ihn nach irgend einer Rich tung bin oernachliissigte und mißhan delte. Und eine so merkwürdige Gabe, wie er sie besaß, die verborgenen Ur sachen gewisser Ereignisse und Ver hältnisse auszudeaem war eben nicht allen eigen. Hatte man vergessen, ihm initzuthei: len, daß man Gäste zu Tisch erwartete, so faßte er das so aus, daß er als ein Außenstehender betrachtet wurde, den man nicht für würdig hielt, in dag Vertrauen der Familie gezogen zu werden« Bat ihn seine Nichte, den Kindern —-- einem achtjäkirigen Jun gen mit eine-n sechsjährigen kleinen Mädchen --- nicht zu viel Bonbons zu geben, so gönnte man es ihm nicht, das; rie Kleinen sich an ihn hingen. Und sah man ihn an. wenn er as-» so sandinan wth daßer rinen Urgattn Vlrpetit entwickelte. Und dann wollte .er sofort ausziehen. Wenn Konsul Werner von diesen seplanten liebersiedelungen hörte, sag-— !e er nur: »Dumm.«,eiten, lieber On tel! So einke- lomtnta gar nicht in Frrge!« lind dann gina er in fein siimmer Ochlug die Thüre zu, um dem ganzen Lärm zu entgehen nnd lief-, feine Frau alles ausfechten Sie war es, die zum Oetonomierath hineinge hen und ihm zwanzig Mal den richti gen Zusammenhang der Dinae er klären mußte. Sie mußte weinend versicheru, daß er sie alle so unseiglich betrüben würde, wenn er fortzöge, und sie mußte schließlich, auf seinen Knien sitzend, seine Verzeihung ent gegennehmen. Aber es war ermüdend, in alle Ewigkeit dieselbe Komödie zu spielen, und je öfter sie sich wieder holte desto weniger war die junge Frau dazu geneigt Sie versprach sich immer wieder, dieses Spiel nicht liin ger mitzumachen Und einmal, als lie ungewöhnlich nervös und mit der ganzen Welt zerfallen war, hielt iie Wort Sie hatten eines Tages isten Schwager und ihre Schwögerin und überdies eine Freundin zu Tisch· Nachdem das Mittagessen vorüber mar, und man in aller Gemüthsruhe beim Kassee saß und plauderte, fiel es Frau Werner ein, ein paar Möbel stoffmuster heraus-zunehmen und die Anwesenden um ihren Rath zu trauen. Was iriirde fiir den Ueberzug Der Enlongarnitur besser passen, das grüne oder das aelbe Muster? Tie Proben gingen von Hanf ;:: Hand. Erst fnate die Jet:.m·cigeriii ittre Unsicht, dinu die Freundin, dann Der Schwach kann Der Herr res .s«).iu sei, dann Kztrt und Gretchen, und dann wurden die Muster der Hut-: srau zurückgegeben, die bald in lilrii keleien itber ibre Vorzüge und Nach theile versank. Der Gegenstand war se interessant, daß sie es gar nickt mertte, wie ein pnnr kleine, Innre Augen unter ihren buschiaem rreißen Brauen beroorblinzelten und starr »in ihr hängen blieben. Der Oetouoznie rntb hatte die Stoffstiictchen nickt iust den teluaen gelassen. Er saf-, ziemt-dir da und ;o.irtete, begieriq, wann die Reihe an ihn tonnnen würde. »Wer eo tmn ibrn nicht in den Sinn, zu in cen, daß er sie sehen wollte. tsc- war nicht seine Gewohnheit, sich den Leu ten nuszudränaen Aber es wnr kein iiblet Spaß, zu sehen, welche llrilkeile man zuerst und welche man Zuletzt zu hören verlangte. Als die Muster nn Frau Werner zurückgegeben wurdenbläbten sich ieine Nüstern erwartungsvoll. Aber als diese die Proben in einen Briefuiw schlag legte und das Ganze in eine Nähtischlade schob, da trank er erbit tert die letzten Tropfen feines Fens fees aus« setzte die Schale klirrend auf die Untertasse und ioerließ das Zim mer« Beim Abendessen war er unsichtbar und ließ sagen, daß er sich nicht aanz wohl fühle. Und als am nächsten Morgen seine Nichte zu ian hereiniah, um sich nach seinem Befinsden zu er funden, war et eben damit beschäftigt, Strümpfe und Kragen in einen Man telfack zu stecken, der geöffnet auf zwei Sesseln lag Dieser Anblick war nun zu alt und wohlbekannt, um bei der jungen Frau irgend einen Schrecken hervor-zurufen und sie fragte darum ganz gelassen, was es gäbe. Erft gab es natürlich gar nichts, aber einen Augenblick später brach der Sturm los, und da erfuhr fie, das-, er pemertt hatte, wie man ihn als eine Null betrachtete und daß er hier ein fünftes Rad am Wagen wäre. das alle los sein wollten. Darum scllte ihnen auch geholfen werden« und zwar sogleich. Seine Nichte saß da, ohne sich zu rühren, und ließ ihn spre chen. Jhr Kopf wirbelte vor Müdig leit und Ueberdruß, diese alte Leier taftenmelabie wieder ahhaspeln zu hö ren. Obgleich der Gesause an die Erbschaft und an das Wahl der Kin der ihr Hirn durchlreuzte. konnte sie fich heute doch nicht entschließen, ein einziges Wort zu fagen, um ihn mil der zu stimmen. Sie konnte einfach nicht mehr, und als er einen Augen blick verstummte, ftand sie auf. »Ja, Onkel, Du kannst natürlich thun, was Du willst«, sagte sie. »Wenn Du so schlecht von uns denkst, Onkel, tann es ja nicht angenehm fein, zusammenzuleben.« Und damit verließ sie das Zimmer. Er stand wie gelähmt da und fah die aeschlossene Thiir an. Das hieß ja rein aus die Straße geworfen werden! Sie warf ihren ei arnen Onkel auf die Strafeel Man j:a!e ihn aus dem einzigen Winlel der Welt fort, den er sein Heim nennen trnntel Wer zuerst vom Aug-ziehen gesprochen hatte, war ihm aanzlich cntfallcrk Er wußte nur, daß kraft gesagt hatte. er solle seiner Weste iste icn. Und die alten, runzeliaen Händ reaannen zu zittern, während er ziel 1r5 an den Riemen des JJianteliacles ifnaerte. Wohin sollte er gehen mit ieineni Siebensachen? Taran hatte er nie aid.ick.t, nnd er tonnte es auch jetzt» nicht herausbringen Nachdem er ims Zimmer aus und abgeschritten ivar,; setzte er sich ans einen Stuf-l und starrte trostlog vor sich hin. Dann zog er seinen Ueberrock an nnd aina fort. ltlber obgleich er mit dem Vorsatz dig Haus verlassen hatte, sich Zimmer an zusehen, kehrte er doch nach ein paar Stunden zurück, ohne den Fuß in eine fremde Wohnung sgeietzt zu haben. Später am Vormittag tamen Kurt und Grete herein. un-. ihn. wie ge wöhnlich, wenn sie von der Schule heimtamem zu begriißen, und als sie die Neuigkeit erfuhren, entstand gro ßer Lärm. »Aus-ziehen« war sü: sie ein unheimliches Wort, das unerbitt liche Trennung bedeutete, denn Onkel Heinrichs Uebersiedelungen waren bis dahin nie so weit gediehen. daß sie ihnen betannt gegeben wurden. Aber sie liebte-i ihren Ontel Hein rich, Denn er verzog sie nach besten Kräften, nnd so hattest sie sich jeder an einen seiner Arme fest und erklär ten, daß sie es nie zulassen wollten, daß er von ihnen sortginge. Und als er sagte. daß dies aus jeden Fall ges schehen müßte, fragten sie, warum. Und als sie mit ihrem »Warum« bei ihm nicht iveiter kamen, aingen sie durch die ganze Wohnung zu ihrer Maina und singen dort dasselbe Spiel an. So liefen sie eine ganze Stunde lang hin nnd her, big ihr Vater her einlam und sraqte, ob dkig Mittag essen bereit sei. Und io entstand eine Pause, iväb tells Ihm ap« Delle sole nuiuel our-tu bei Tisch nicht sprechen. Jm Uebrigen sagten auch dietfrioachsenen nicht vie le Worte. Ter Konsul versuchte wohl zu scherzen, obwohl er Von der Ueber siedelunggsatsicht unterrichtet war, aber das Gespräch wollte nicht recht in Gang loinrnen, und sobald man sich erhoben hitte, zog er sich in fein Zim« mer zuriiet Tag irir seine Art, Familien-irr wiirfnisse zu behandeln· Frau Werner hingegen setzte sich ivie gewöhnlich mit ihrer Etirlerei ans Fenster und der Oetono:niers.ith nahm im Schwiel stiihl li!.:t3, mit Gute auf einein Knie und Iiurt auf dem anderen. Das war die hübsche Märchenstunde, nach Der sie sich immer io sehnten, denn Onkel konnte so wunderbare Geschichten er zählen. Aber heute saß er stumm da und leinee der Kinder verlangte eins Märchen Die kleine Grete schlangs nur den Arm urn seinen Hals und heil gnnn wieder: »Du sollst nicht wng gehen, Lnlel.« » »Liebe Kinderchen«, sagte OnleD heinrich in trösten-dem Ton, »es wird nach mancher Richtung sehr gnt siirl euch sein. Da werdet ihr nicht mehr ausgeznntt, weil ihr Vonhong von mir bekommt und euch sdamit den JJixgen Verderbt.« »Dein-is machen wir uns gar nicht5«, sagte Kurt kühn, mit einem heftigen Blick nach dem Fenster. Diese Antwort war eine Heraus sorderung an seine harte Mutter, die sich jedoch beherrschte, die Nadel flie gen ließ und sich in der Stille ärgerte »Und übrigens kommt ihr vielleicht auch hin und wieder und besticht euren( i armen, alten, einsamen Onkel, wenn Mama und Papa es erlaudi." Bei diesem Vorschlag war es mit Kurt und Gretchens Selbstbeherrschs und zu Ende. Kurt schluchzte, Gretc dergoß strömende Thränem nnd beide hingen sich wie Kletten an ihn fest, während sie auf das Bestimmteste er klärten, daß er nie, nie gehen diirfe. Frau Werner biß sich auf die Lippen und sdrehte hastig ihre Stickerei um. Sie fand, daß es eine Schande war, ihre gemiithvollen Kinder so zu quä len. »Ihr dürft euch nicht ärgern!« sag te Ontel Heinrich und’ftreichelte die lichten Köpfchen »Seid nur vergnügt und -brav, dann bekommt ihr jeder ein Andenken an euren alten Onkel, damit ihr euch manchmal an ihn erin nert. Du, Kurt, sollst meine Silber uhr haben, und Grete bekommt das tleine Goldmedaillon.« Es war ge rade, als läge er auf dem Todtenbett und machte sein Testament Und ob gleich die Silberuhr und das Gold medaillon kostbare Schätze waren, flossen start und Gretchens Thränen heißer als zuvor, und Grete preßte ihre Arme um Onkel Heinrichs Hals nnd legte ihre kleine, rathe Wange an seine runzeligr. »Ich will tein Medaillon ha«ben«, fchluchzte sie« »ich will nur, nur, nur, »daß Onkel Heinrich dsableibt.'« Ihre Mama sah mit einem zornigen Blick auf, ein fcharfes Wort auf den Lippen, Aber dieses Wort wurde nie ge sprochen, es- verstummte, als sie den Ausdruck in dem Gesicht des alten Mannes sah. Jeder Gedanke an die Bitterkeit der Trennung nnd ein be rorstehendes einsames Leben war von ihm verschwunden Er genoß nur die fiebernsde Wonne dieser Kinderthrä nen, die weiche Umschlingung dieses Aermchch den entschlossenen, zurück lxaltenden Griff der festen Knaben faust um seine Schultern. ,,Armer, alter Ontel! Er sbrauchte diese ,,Uebcrsiedelungen«. Sie waren sune LJann in dent grauen Lvunen fand der Alltäglichteit. Sie waren seine Kriegälistem um sich den Beweis zu verschaffen, daß auch er nicht ohne alle Bedeutung in der Welt war! Sie waren seine Art, sich ein bischen Zärt lichkeit und Liebe zu erbetteln, womit sonst hier im Hause nicht gerasde ver schwendet wurde . . .. Auch ihre Augen wurden feucht; sie itand aus und ging aus die Gruppe «in dem Schautelstuhl zu. ,,Ontel chen«, sagte sie, »wenn Du nun siehst, :wie lieh wir Dich alle 'haben, so wirst Du doch nicht mehr davon sprechen, augzuziehen.« Sein Gesicht wurde durch die Freu de der Ueberraschung beinahe noch hel ler, und obgleich er versuchte, einige Proteste zu erheben, um sich nicht nach gkbig zu zrigen, ivaren sie docki so schwach, da sie sofort von den Kindern iiberstimrnt wurden, die siegesgewiß durch oen mütterlichen Beistand mit den kleinen Zeigesingern gerade Vor seiner Nase heruntfuchteltm »Nein, nie mehr darfst Du so etwas sagen. Hörst Du, nie mehr!« Erlachu· »Im sihtimxich wriß doch nicht, ob ich dac- versprechen tann,sag« er. ’ Und seine Nichte lachte auch, indem sie seine Wange streichelte. Nein, das konnte er allerdings nicht versprechen. Sie ioar überzeugt. dasi sie heute nicht zum letzten Mal um seinetwillen Ue bersiedelungäioraen gehabt hatte, aber sietvußk auch gemiß,daß siesk oon nun an mit größerer Ruhe ertragen würde. —-—.—. Ein neuer Riesenvahnhof. Das tleine Dover, das neuerdings als Anlegehasen der großen Amerika dampser erhöhte Bedeutung gewonnen hat, macht gewaltige Anstrengung-Im sich vollends zu einer Hafenstadt ersten Ranges zu entwicteln. Augenblicklich ist dort ein neuer Bahnhos der South Castern und Chatham Railwah ini Entstehen, der die meisten ähnlichen Anlagen dieser Art in den Schatten stellen wird. Gegenüber dem Lord Warden Hotel wird gegenwärtig eine steinerne Mole nach der See hinaus errichtet, die mit deni großen Admira litiits-Pier parallel verläuft. Der Raum zwischen diesem und der Male wird mit Kreide aus den benachbarten Clisfs zugeschiitiet und auf dem so der See abgewonnenen Boden der neue Bahnhos errichtet. Zur Aufschiittung sind nicht weniger als 1,:;()«.()00 Ton nen Kreide erforderlich. Das Bahn hossgebiiude wird 235 Meter lang und 102 Meter breit und in seiner ganzen Ausdehnung iiberdacht. Die Kosten der Erdarbeiten sind aus 8 Millionen Mari, die des Bahnhossbaues ans 2,8 Millionen veranschlagt Die ge sammie Anlage hosst man in siins Jahren dem Verkehr übergeben zu kön nen. L weh! DichterinI »Wie ich mit Freuden sehe, haben Sie in der heutigen Mor genzeiiung mein Gedicht abgedruckt.« Redalteur: ,,Allerdings, aber ich habe bereits eine ganze Anzahl von Drohbriefen getriegt.« Kindern-unt Jn ihrem Klassenaussasz schreibt Die liebe, kleine Grete: »Frantfurt a Main ist sehr berühmt Durch Wurste und durch Goethe. " Zukechtweisung. Frau (die ihren Mann wiederholt in der Küche antrifst): »Ja, Mann, sag’ mir, bist Du Familien- oder Küchenchef!?'· Im WaarenhaaC Verkauer »Bei mir gehen alle Ar iiiel.« Ein Kaufen ,,Nur die Uhren nichi.« Höchste Leidenschaft Marie (zu ihrer Freundin): »Ich sage dir, Emma, der neue Zahnarzt ist ein so reizender Mensch, daß ich mich jetzt schon auf ein Zahnsweh freue!« Titus-erforsch Bei Meyers ist großes Diner. Eine Konversationsschülerim die ewig von Musii spricht, läßt keinen Anderen zu Worte kommen. Da unterbricht sie endlich ihr Nach bar: »Gnädigeg Fräulein, halten Sie den Schnabel oder — —« Entsetzteg Zurückprallen der jungen Dame und allgemeine Entriisiung in den Mienen der Anderen. ,,—— — halten Sie den Schnabel oder den Busoni siir den bedentenderen Pianisten?« Die muiitaliiche Hausfrau. Köchin: ,,«,Aiso die Familie, wo Du jetzt bist, ist sehr must alifch?!« »O, sehr, wenn die Gnädige ’n1al leiht hat sie immer die Stimmgabel in der Hand!« Rinden-malt Die lleine Mizziex »Du, Anna, ha ben die K.imele auch Frauen?« Die kleine Anna: »Freilich! Das sind doch die Cameliendmnen.« Die höhere Tochter ,,Was macht denn Ihre jüngere Schwester Klarn?« »Sie hat Elementnrnnterricht.« »Nun1: -—— Die ist doch schon sech zehn Jahre« »Ju, sie lernt eben Knödel kochen -— und das ist Vaters Element!« , Vorwurf ,,Da sieh het, wie schön ldie Blumen nieder geworer sind, weil ich sie in den Regen ’nauggestellt hab’ « »JessnL-, Weil-, warum hast du dich denn nicht gleich dazu gestellt?« Nu also! Gast: »Kellner, das Bier schmeckt mir nicht, das gestrige war viel bes set!« Rellner tvettraulich): »Aber das ist jn Von gestern.« Lehrer-sehnlich Lehrer: »Mayer, lesen Sie die näch ste Aufgabe vork« sMnyerJ »Ei in Obetlehrergehalt be ttäat jäbtl ich — —- — — Lehrer: »Lohnt sich nicht: nehmen Sie gleich die folgende Ansgabe.« t. -·. « —"-t ( Tichtcrr »Ja den letzten Jahren bin ich so populär Ucworduh dass mich fast jedes Fund auf dcr Enan kenntl« Tamci »Wir haben M tut-:- ancli sc ein Lrigsnnl!·' - -. « I«X:» ,-)X-I chrlebm Hanf dem Gipfel cincö Ber gco):«».c)iek iitdz herrlich, hier möchte nmn netbcn.« Führe-F »Bitte mir an Talck geb’u, schmeiß I Eabna «nuntcr."