Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 01, 1910, Zweiter Theil, Image 12

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Thomas Arne und das »Bitte
- Britannia«.
Ist 12 Mars 1710, also vor zwei
hundert Jahren, wurde der Tonsetzer
dieses irn Text wie in der Musik gleich
kernigen Lied-es, Thomas Ame,
in Qing Steet im Covent Sarden
siertel geboren. Er war ber bedeu
We englii che Muß-let des 18.
Jahrhunderts. Sein Vater war ein
Dohlhabender Taspezierer bei dem diei
indischen Fürsten abzufteigen pflegten i
und eine ftadtbetannte Persönlichkeit;;
ei hieß von ihm, er beschäftige sich
sitt den Angelegenheiten aller Welt,
nur nicht mit seinen eigenen. Der
junge Arne war, wie auch vor ihm fo
mancher Jünger der tönenden Kunst,
für den juristischen Beruf bestimmt«
Er besuchte die vornehme Schule von;
Eton und tarn dann zu einein Anwaltj
in die Lehre vemachläfsigte aber feines
Studien. unt feiner natürlichen Nei- ·
sung zsuin Konrponiren nachzugehen,
tout-ei ihm ein attei, auf dem Boden
des Laufes ausgeräurntes Spinett
diente, auf dem bie Roten durch ein
Tuch verdeckt 1agen.Bei einer Lieb i
baberauffiibrung ertannte fein Vateri
feine Begabung und gewährte ian dies
Mittel, »Im sich als Musiker auszubiks
den. 1783 wurde iein erstes Wert,?
die Bertonung von Abdifon’s Nota
rnund« aufgeführt; die Partie der
heldin war für Arne s Schwester ge
schrieben die nachmatg ais Frau Sib
ber berühmt wurde. Es war ein auf
nrunternder Erfolg, unb bald darauf
bearbeitete er nach Fieldings »Unm
ling« eine Burleste, »Die Oper-r of
Operas«. Seine Eigenart kam jedoch
erst in der Musik zu Miltong
«Cotnus« zur Geltung, der 1738 im
Drury Ame-Theater aufgeführt wur
de und feinen Ruf begründete
Zur Feier der bronbefteigung
Geprgs l. und des Geburtstages der
Prinzessin Augufta wurde am 1. Au
srrft 1740 auf dem Schlosse des Prin
sen von Wam-, Clresoen Hause pe!
Maidenhead, das Fastnachtsspiel »Al
sred'« mit Musik von Arne ausgeführt:
das .Rule Britannia« war darin ein
gelegt. Das Fastnachtsspiel arbeitete
er zu einer Oper aus, pie 1745 in
Drury Lane zum Besten der Frau
Arne. der Sängerin Cecilia Young,
gegeben wurde. Jn den Antiindi
gungen der Oper wurde das Lied
schon als eine »heriih1nte Ode« er
wähnt. Mittlertveile hatte Arne rnit«
seiner Frau, die er 1740 heimgesii«hrt,:
Iwei Jahre in Jrland verbracht, dinn
war er 1744 Dirigent in Drury Lane
und Hauskornponisi des Vauxhall ge
worden. Das ,Rule Britannia«
scheint zunächst in Dudlin vollsthiirns
lich geworden zu sein« wo die Optk
selbst nur in Bruchstiicken ausgesährt
worden war. Textbiicher des Fast
naehthieles waren Thornpson und
Mallei, an ver Umarbeitung hatte er
sterer jedoch wohl den Hauptantheii.
Eine starke Zugtrast liegt in der Me
lodie, die allen Kennern britischen
Wesens vertraut ist. und in dem stol
sen Text. Daß der Melodie andere
Worte unterlegt wurden, hat das
Lied mit vielen anderen historisch
poliiischen Liedern gemein; so diente
ei u. a. für ein Lied der Juli-leiten
der Partei der vertriebenen Stuartö.
Ehr-well, in »O(d English Popular
M«, bezweifelt einige Angaben
wnach einzelne Stracks-en der ur
sprünglichen Fassung durch andere
von Lord Bolinghrole erietzt worden
seien. Die heute gesungene Melodie
ist ein wenig anders als die richtige,
die sich bei Chappell findet. 1759
verlieh die Universität Oxford dem
Tondichter die Würde eines Doktors
der Musik. Drei Jahre später wurde
in Covent Garden -Arne’H Oper
.Axtaexerxed« ausgeführt, nach dem
Text der Metastasio, den Arne set lbst
freilich recht inittetmäßig übertragen
hatte; das Wert wurde so voltsthiims
lich, das es während achtzig Jahren
die englischen Opernhiishnen beherrsch
te. Unter zahlreichen anderen Opern
ipmponirte Arne eine Anzahl Diam
rien, die wenig Eindruck machten und
so gut wie ganz vergessen sind. Er
wäre vielleicht aus diesem Felde be
rühmter geworden, wenn Händel ihn
nicht überschattet hätte. Er erreichte
nicht an Tiefe Purcell, allein als
Komponist leichter und gesälliger Mr
lpdien ist er in der alten englischen
Schule nicht erreicht worden. Seine
Bertpnungen von Shalespeare sind
noch heute so frisch wie zur Zeit ihres
Entstehens. Fast ebenso beriihmt wie
das Nationallied von der Meerejherrs
schast ist «Where the Bee suckt«, das
er fiir eine Ausführung des «Stur
aus« schrieb. Auch das »Glee", den
alten dreistirnmigen Gesang a capella,
hat er wieder ausstehen lassen. Er
starb am 5. März 1778. unweit sei
nes Geburtshauses und wurde in dem
Kirchhof der Pauldlirche in diesem
Viertel beigeseht, in der er getauft
worden war.
Unter stiegen
Von Nossini und Meherbeer wird
eine hübsche Anekdote erzählt. Eines
Tages ging Rossini. auf den Arm ei
nes Freundes gestützt, gemächlich aus
den Boulevards von Paris spazieren.
Die Beiden schlenderten in heiterm
Geplauder sröhlich dahin, als der
Freund Rossini’s plötzlich bemerkt, wie
der Komponist sich schwer an seinen
Arm hängt. Das Lächeln schwindet
aus seinem Gesicht, über Rossini’s
Miene breitet sich müde Melancholie,
er geht langsam und schwerfällig Der
Freund erschrickt und will Rossini be:
reits nach dem Grund dieser jähen
Veränderung sragenx in demselben
Augenblick stehen dieselben Menerbeer
gegenüber. Die beiden berühmten
Komponisten wechseln die üblichen
Höflichkeitsphrasen, man erkundigt
sich gegenseitig nach dem Besinden,
und Rossini antwortet seufzend, mit
matter Stimme: »Ach, sehr schlecht,
lieber Meister, sehr schlecht.« Selbst
verständlich wünscht Meyerbeer bal
dige Besserung; dann trennt sich die
Gruppe. Endlich kommt der Freund
dazu, Rossini zu fragen: »Aber theuker
Meister, es geht Euch doch vortreff
lich. Jhr schreitet doch so rüstig da
her, wie kaum ein anderer." »Ge
wiß,« antwortet Rossini mit einem
schlauen Lächeln, »es geht mir ausge
zeichnet, aber ich sah Meyerbeer schon
von Weitem kommen-« »Ja, aber . .?«
»Sie wissen doch, ich sehe gern alle
»Menschen fröhlich und zufrieden, und
deshalb gab ich mir plöylich das Aus
sehen einei mildem trauten Menschen«
««J-a, glauben Sie denn, daß Meyer
sbeer —« »Aber gewiß. mein Lieber,
lmeine Krankheit hat ihm sicherlich
große Freude gemacht.«
see tröste set-Ist der selt«
Man schreibt aus Chemnik: Die
Sächsische Maschinensabrik vorm.
Richard hartmann A. G» hierselbst,
hat soeben sür eine sächsische Firma
ldie Sächsilche Filztuchssbtik F— L·
Wolf ö- Söhne in Rodewitsch) einen
Webstuhl gebaut, der, soweit bekannt,
alle Webstiihle der Welt an Größe
übertrifft. Es ist ein Kurbelwebstuhl
zum Weben von Nundsilzen mit 35
bezw. 70 Meter Umfang ohne Naht,
wie man sie in großen Papiersabriken
aus Papiermaschinen verwendet. Seine
Länge beträgt 23 Meter, seine Tiese
4,5 Meter, seine höhe 3 Meter, sein
Gewicht etwa 35,000 Kilogramm
Dem Zorn geht die Neue auf den
Socken nach.
Di. Its-, de- LtMITI sei »Ist- print-ist
Mildernde Umstände.
Stizze von Minna v. d. Heide.
Der Gesangenwiirter meldete, daß
Nr. 41 sich ekvkosselt habe. Der
Mann hatte sein grobes Hemd in
Streisen gerissen, sich eine Art Leine
getnotet, diese mehrmals um den Hals
geschlungen und dann an beiden En
den sesi zugezogen.
Uebrigens war der taum zwanzig
jiihrige Mensch noch nicht ganz vier
Wochen im Zuchthaue. Seine Ge
sammtstrase bestand, unter Ziel-illi
gung mildernder Umstände, in siinss
zehn Jahren Zuchthaug; denn er hatte
einen Menschen erschlagen. Mit der
Axt.
Die Sache hatte sich so zugetragem
Peter Witt war Knecht nus einem
Gut. An dem Tage. der fein Ver
hängnis wurde. war er zum Holzfäl
len in den nahen Tannenwald seines
herrn geschickt.
waegs Mittag brachte seine
Mutter, eine sckIvächlich verwachsene
Frau — deren Ernäherer und Ahgott
er war —- ihm eine Flasche Kassee
und einen meiß. — Es war wann.
Dem jungen Menschen lief in dicken
Tropfen der Schweiß iiber's Gesicht
und den Nacken herunter. lind wäh
rend er mit heißem Hunger in die
dicken Brotscheiben biß. strich seine
Mutter ihm wie beiläufig den von
seiner strammen Arbeit erhißten Kaps.
Der langausgeichossene Liebling durs
te ihre große Zärtlichkeit nicht allzu
rsseniundia gewahr werden. Er war
ein Stück Gold von einem Jungen,
aber nach außen rauh wie fein ver
storbener Vater. Nach taum zehn Mi
nuten drängte er die Frau zum Aus
bruch. Er hatte eigentlich überhaupt
ieine Zeit zum Aas-ruhen Sein Herr
gehörte zu den niemals zufriedenen
iMenschen und Verlanate von seinen
Leuten mehr. als sie leisten konnten·
Wenn er schaffen sollte, was ihm
deute anbeiohlen war, würde er seine
Noth noch haben mit der Zeit und der
Sonne.
, ,,Loot datt lexver ligaem Mut-der"
tlaß das lieber liegen, Mutter), sagte
etc-Das Frauchen hatte die Schürze
igerafst und sammelte einige werth
lose Reiser hinein. «De Oll — -—— —«
s Weiter tam Peter Wirt nicht· Das
. andere blieb ihm im Halse stecken· Es
tam ein Pferd iiber den Fahrweg
herangestürmt und ein Reiter saß
» daraus.
Jn ihrem Schrecken raffte die Alte
die Schürze noch enger zusammen und
preßte sie gegen sich, als habe sie, Gott
weiß was, darin zu verbergen
Der Gutsherr, der sich vermuthlich
aus irgendeinem Grunde seinen Aet
ger ausreiten wollte, sand eine will
tornmene Gelegenheit, seinem unbän
digen Unmuth Luft zu machen.
Braunroth im Gesicht schrie er die
Frau an: »Armseliges Gesindel.
steches Svihhubenpach ich werde euch
lehren, Holz stehlen!" Jm nächsten
Augenblick war er vorn Pferd, schwang
seine kurze, windige Reitpeitsche und
ließ sie der Frau über ihren gekrümm
ten Rücken sausen.
Die lleine Person schrie aber nicht
aus vor Schmerz. Sie wurde nur
leichetwlah und ließ die paar dürren
Reiser aus die Erde fallen. Und dann
rannen ihr til-er die behenden Lippen
langsam einige Blutstropsen
Ein Kettchen ihrer schwachen Brust
hatte sie mit aller Gewalt unterdrückt
Sie wußte gar nichts von dem beißen
den Schmerz. Sie dachte auch nicht
mehr an die Reisen Ja, nicht ein-norl
an den wuthverzerrten Menschen vor
ihr. Sie dachte nur an ihren Sohn.
Denn der stand da und rührte sich
nicht.
Und dann war es eben geschehen.
Peter hatte die Axt noch in der
hand gehabt.
Daß er seinen Herrn erschlagen list
te, daran war giir nicht zu zweifelt-«
Er bestritt es auch nicht« und beschä
niate es nicht einmal. Kurz und hart
und kalt machte er seine Aussagen
Keinem Richter der Welt wäre es
möglich gewesen, mehr ais die aller
nadtesten Thntsachen aus ihm heraus
zupressen Mit Strenge nicht und rni:
Güte nicht. Ober seinen Herrn ge
iaßt habe. ob da noch eine alte Rech
nung glatt zu machen gewesen sei's
Nichts als ein Ja oder Nein oder ein
Stillschweigen folgte aus solche Fra
gen. Daß rnan ihm dann doch mil
bernde Umstände zugesprochen, weil er
sich in einer gerechten Erbitterung be
funden habe, hörte er kaum. Wenn
seine Lippen nur noch gewußt hätten«
wie man das macht, hätte er darüber
lächeln lönnen. Seiner Mutter, die
sich troy ihrer Todestraurigteit die
größte Mühe gab, ihn zu trösten, und
von der er viel besser wußte, wie es
nrn sie stand, sagte er beini Abschied
; nur die wenigen und etwas niertkviiv
»digen Worte: Sett di de Brill knan
.opp.« Geh dir die Brille nur aus.)
Diesibel war immer ihr Trost gewe
sen gegen alle Unbill Aber mit blo
.sesr sage tonnte sie sie nicht lesens
sw- ste die stille benahm und·
lange und umständlich daran putzte,
wußte Peter Bescheid.
Der junge Mörder ist todt. Viel
leicht hat er mehr an seine Mutter als
an sich gedacht. Fünfzehn Jahre sind
eine lange Zeit. Aber ein herz ist so
schnell gebrochen als ein Mensch todt
geschlagen wird.
—-—
Die Its-erei- eür sints III-ed
used satt-e stehet-.
Der verstorbene König Edward von
England soll ein sogenanntes «Rau
cherherz« gehabt haben, das ebenso wie
die »Naucherlunge'· ein charakteristi
sches Krankheitssymptom starter Rau
chek ist. In der That war König Ed
warv ein letdenschastlicher Raucher,
und zwar ein sehr konservativer. Er
war taum zu bewegen, einmal eine
neue Sorte zu versuchen oder gar eine
ihm von beseeundeter Seite angebotene
Zigarre anzunehmen. Selbst im Klub
legte er sich in dieser Beziehung
aus-erste Zurüahaltung aus. Nur eine
Ausnahme pslegte er zu machen, wenn
er zu Gaste war und es nicht umgehen
tonnte, aus der vom Gastgeber ge
reichten Kiste zu nehmen. Jn diesem
Falle aber pflegten sich die Wirthe vor
her genau iiber die vom König belieb
ten Sorten zu orientiren, so daß die
ser auch bei solchen Gelegenheiten im
mer nur »seine« Sorte zu tauchen be
lam. Die Zigarren des Königs wur
den eigene siir ihn in Kuba angeset
tigt. Er tauchte davon durchschnitt
lich vier Stück am Tage. Auch Kaiser
Wilhelm laßt seine Zigarren besonders
in Havana anfertigen, aber er raucht
bei weitem mildere und billigere Sor
iten als sein Oheim. Während legte
rer eine 9 Zoll lange und llg Zoll
ldicte Zigarre bevorzugte, begnügt sich
HWilhelm ll. mit dem tleineren For
Jmat 634 und 1 1,-5. Jni Handel
;sind diese Zigarren nicht zu haben.
:Sie werden aus den besten Blättern
’ hergestellt und die Männer, die sie be
;arbeiten, erhalten für das Stück 25
Jcsentg Arbeitslohn Die Sorte, die
’ König Edward tauchte, würde in ha
vana aus etwa 81 und in England
Iunter Einrechnung des Zolles aus
HSLJO zu stehen gelommen sein. Die
für den deutschen Kaiser gefertigten
repräsentiren in Havana einen Werth
»von 555 Cents.
—
Die tröste Intr- ber Vett.
Jm mexitanischen Staate Chihua
bua liegt die größte Farm der Welt
- Sie bat eine Größe von acht Millio
I nen Adern Landes und hat von Nor
! den nach Süden eine Ausdehnung von
. 200 englischen Meilen und eine Breite
von 150 Meilen. Jhr Besihey Don
J Luis Terrazas, ist Herr von mehr als
’ einer Million Rindern, 700,000 Scha
sen und 100,000 Pferden, zu deren
hütung ein ganzes Regiment von
Menschen nöthig ist« das sich aus 2000
Reiter, Sitten und Jäger belaust.
Alljährlich werden in diesem Riesen
betriebe 150,000 Rinder und 100,000
Schase geschlachtet; ihr Fleisch wird
in einer Fabrik verarbeitet, die zu dem
Betriebe der Riesensarm selbst gehört.
Einige weitere Zahlen werden ein an
schaulicheo Bild von dem großen
Maßstabe geben, in dein dort alles ge
trieben wird: Die Form versügt über
süns große Wasser-Reservoire, die
M,000 Dollari gekostet haben, und
hat 300 Brunnenanlagen, die siir die
gleiche Summe hergestellt worden sind.
Das Farmhaue des Don Luis Terra
zaj ist ein Schloß, das zwei Millionen
Dollars Bautosten verschlungen hat.
Fünfhundert Gäste gleichzeitig zu be
wirthen, ist sür Don Luis Terrazao
eine Kleinigkeit Jn dem Schlosse
selbst sind über hundert männliche Be
diente angestellt. Die Stellanlagen
und Gärten. die das Schloß umgeben,
sollen herrlicher und größer sein« als
die irgend eines Kaisers oter Königs· n
Der schöne stuneusiraute stie- des
dere- Quinte«-ten
Ein wahres Geschichtchen vom heili«
gen Bureaukratius erzählen die »Luze
ner Nachrichten« wie folgt: Jn einer,
sagen wir österreichischen Stadt war
es unlängst einem mit Waisensachen
beschäftigten Bezirksrichter gelungen,
siir ihm unterstehende Mündel ein sehr
vartheilhafteg Geschäft zum Abschluß
zu bringen, wodurch ihre Einkünfte
bedeutend vermehrt wurden. Was
war unter diesen Umständen natür
licher, als daß die Mutter der-Mün
del einige Tage daraus im Amtszim
mer des Bezirksrichters erschien und
ihm ihren innigsten Dank sür seine
rastlosen Bemühungen, das betref
fende Geschäft durchzuführen, zum
Ausdruck brachte. Auf diesem Gange
war sie von ihrer ältesten Tochter, ei
nem aufblühenden Mädchen von sech
zehn bis siebzehn Jahren, mit blonden
haaren und treuherzigen blauen Au
gen, begleitet, das einen herrlich bus
tenden Blumenstrauß in den händen
trug, irn eigenen und im Namen ihrer
Geschwister ebenfalls Worte wärmsten
Dankes stammelte und schließlich den
Blumenstrauß dem gestrengen Vater
der Waisen, dein derrn Bezirk-richten
iiberbrachte Der aber legte sein Ge
sicht in finstere Falten und wehrte das
Geschenk kräftigst ab mit dein se
nierlen, das er nach den strengen se
stimmungen des Gesetze. kein Geschenk
in Amtssachen annehmen diirse.
Schließlich aber geitattete er wenig
stens, daß das Mädchen den Blumen
strauß aus seinem Schreibtisch nieder
legte.
Kaum hatten sich dann beide Da
men entfernt, so ries der Bezirtorichs
ter den ihm zugetheilten Auotultanten
zu sich herein und dittirte ihm ein
Protokoll über den ganzen hergang
der Dinge, das er sein säubeklich in
der Mitte zusammenlegte und mit ei
nem «Jndossatbericht« dem hohen
Oberlandeegrichtspräsidium mit der
Ansrage dorlegte. ob er wohl den ihm
im Bureau zurückgelassenen Blumen
strauß annehmen und behalten dürfe.
Zur besseren Jnsormirung des hohen
Obergerichtes legte der Bezirke-richtet
einige Blumen aus dem Strauß dem
Bericht bei, mit dem Bemerken, daß
diese Blumen nach Ansicht des Proto
tollsiihreri Nelten seien. Beim hohen
Oberlandes-Getichtspriisidium scheint
man sich den Fall ziemlich lange über
legt zu haben, denn erst acht Tage nach
Ueberkeichung des Blumenstraußes
langte die bezügliche Entscheidung an,
welche im günstigen Sinne lautete und
den Bezirtsrichter ermöchtigte, die
Blumen anzunehmen, die unterdessen
natürlich längst vertrocknet waren. Die
als Beleg dem seiner-zeitigen Bericht
beigeschlossenen Nelten folgten mit der
Entscheidung der hohen Oberbehörde
zurück, aber srage nur nicht, lieber
Leser, in welchem Zustande. So ge
schehen in einer Stadt, die wir lieber
nicht nennen. anno domini 1910, An
sang April. Es gibt also noch Rich
ter in Oesterreich.
-.--—
ti- iasm no f- »san«-usw«
Ein Erlebnifz auf dem Bahnhos ei
ner sächsifchen Nebenbahn schildert in
niedlicher Weise ein Leser der »Frantf.
Ztg.«. Es heifzt da: Der sällige Mit
tagfzug kommt gerade herangeschnaust
und :gellingelt, da erschein ein Dienst
mädchen beim Bahnhofsvorsteher und
hittet, er möge doch so gut sein und
einen Augenblick warten. der Herr
Pfarrer habe sich leider nach dem Ef
sen ein wenig verspätet"—-—- vielleicht bei
einem Schälchen Eeeßew — aber er
werde gleich kommen. Nun, man war-:
iet. Und richtig, da naht schon der
Herr Pastor mit eiligem Schritt und
fliegenden Rockfchößen Jetzt ist er da.
Freundlich den Hut ziehend dantt er
Zugfiihrer und Bahnhofsvorftand mit
liebenswürdigem Lächeln fiir ihre Ge
fälligleit. Er nimmt Platz, klappt die
Thür des Abtheils hinter sich zu und
lehnt sich befriedigt zurück. Jetzt kann
es losgehen, denkt er. Aber es geht
immer noch nicht los. Da guckt der
geistliche herr zum Fenster hinaus
und sagt zum Schasfner: »Ich bin
fertig. wir können nun fahren-« Ant
wort:: »Ne, heeren Se, wir missen Se
noch aass Milchmiidchen vom Domi
nium warten-« Und so wird auch ge
wartet, bis der Milch-vagen in ge
mächlichem Trott vorgefahren ist und
die großen Blechkannen mit der herr
schaftlichen Milch glücklich verladen
find, dann erst fchnauft und klingelt
das Bähnle davon.
petsilehr tu- streuen-O
Nicht immer wird, wie es die Bibel
schildert, dem verlorenen Sohn bei
seiner heimlehr ein Kalb geschlachtet.
Die heimlehr vollzieht sich zuweilen
in viel ruhigeren Formen. So erzäh
len die »Landon Dailh Nervo« ein Ge
schichtchen aus Yorlshire. da- bezeicty
nend ist siir den Charakter der dorti
gen Bevölkerung Ein junger Mann,
der sich süns oder sechs Jahre lang in
Australien herumgetrieben hatte, lehrt
in seine heimath nach Yorlshire zu
rück und lommi ganz unerwartet und
unangemeldet in seinen Geburtsort an,
sucht vie elterliche Wohnung aus und
tritt ein. Der Vater, gerade mit dem
Feuer beschäftigt, blickt aus und be
merlt: »Hallo, Junge, bist Du’5?« und
ruft dann: »Mutter, unser Wilhelm
ist wieder da!« Nun erscheint die Mut
ter, geradentvegs von der Waschlüche
lommend, und sagt zu dem lange ver
lorenen Sprößling: »Na, schlecht stehst
Du ja gerade nicht aug; aber tvarum
mußt Du denn grade am Dienstag zu
rüctlommen« wo Du doch weißt, daß
wir da immer große Wäsche haben!«
Milde.
»Wie hat sich oenn Deine Frau ver
halten, als Du Dich aus ihren neuen
Hut settesthu
»Tölpel, hat sie gesagt, sonst nicht-S«
»Ja, ja, Ihr seid eben noch in den
Fliltertoochen!«
Ieise Aussicht
«Also Dienstags und Freitagö
tvillsl Du legeln geheniw sagt« die
junge Frau, eine ehemalige Vollischub
lehrerin am Tage nach der hachzeil zu
ihrem Gatten.«
«Alierdings!«
.Um wieviel Uhr songt Ihr denn
an, und wann lommst Du nach
hausek
»Oui, hin, warum möchtest Du das
sc genau wissens«
»Sei nicht bös, ich fertige eben ei
nen Stundenplan anl
«--.-- -----0--«
Die erstere Inst-entsu
Sie: «Jch iiibte ich sehr abge
fpannt.«
Er: »Was toll ich den sagen, der
den ganzen Vormittag Vortrag geboi
ten?«
Sie: »Ich bin aber Zubörer ge
wesen.«
Itoieriee stellt-e
Bei einer Bergs-arise stürzte gestern
der Professor Gipfler 300 Meter tief
ob und blieb ganz zerschmettert in der
Schlucht liegen. Als man ihn auffand,
ging seine Tafchenuhr troy der furcht
baren Erichtitterung noch, ein Beweis
der Güte dieier Uhr, die von der Fir
ma Schrein C- Co., Lörmgasse 2, be
zogen war. Gieichgute Ubren sind
dortselbst jederzeit von 20 Mart auf
wärts zu haben.
Esttöuist
Vater: »Jetzt will ich das Hahn mai
theilen. tfffreudiges Aufborchen der
Kinder, die im Kreise umbersisen).
Die eine Vslite esse ich diesen Mittag
und die andere zum Abenbbrot!«
J- Ier schreie·
Lehrer: »Warum warst Du denn
gestern nicht in der Schule? hat Dir
was gefehlt, Karl?«
Karl: »Ja, herr Lebeer.«
Lehrer-: »Was denn?'«
Karl: »Die Stiefet!«
Der Herr Protest-r mitei.
»Wir Alle wollen in’ø ewige Leben
Kommen Sie auch mit. Meter?«
Hererhteo Genie.
Bei dem Opernsiinger Briiller wird
Kindtaufe gefeiert. Als die Gäste hei
Tisch sitzen, stimmt Ver Täufling, wel
cher im Rebenzimmer gerade Wes-an
delt« wird, ein furchtbares Geheul an.
Da flötiiet eine junge Dame entziirm
»Ganz der Var-alt'
Luft not leist.
Junge Frau Thetm Mittagessen
zärtlich): »Bist Du glücklich, Männ
chen?«
Mann: »Welche Fuge, alles dieses
habe ich ja früher nicht qehabt: den
iöftlichen Lachs« das zarte Filet, die
herrlichen Champagnono und
Tichl«
Iris time unt Keller-.
Hausfrau: »Wie, Ella. Sie sehen
beirn Rachen der Eier gar nicht nach
der Uhr? Haben Sie oie richtige Zeit
denn so im Gefühltsp
Ellen «Na, das nicht, gnädiae Frau.
aber ich sage mir immer. sobald sie
ins Rock-en tornnien, den «handichuh"
von Schiller oder den »Sönger« von
Goethe auf, und rann sind sie gerade
pflaurnenweieh !«
Illicher Jenseit
Gatte: »Du, Klam. rnir scheint. der
Maoierlehrer spielt mit unserer Elle
Karten!«
Gattin: »Was Dir einfällt!«
Gatte: »Bitte —- ich habe vorhin
ganz deutlich durch die Thiire gehört,
wie er zu ihr sagte: As müssen Sie
spielen, Fräulein!'
——-1,,—.I-s
-·-"--s III-Its s - -
« Pbtenoloqe: »Hier finde ich eine be
deutende CAN-usw die mit Eschekbeit
darauf schließen läßt, daß sie ein sehr
idkiedlsebeudkt Mann find. Stimmi
as?«
Bauer: sküs stimmt seht-l Die
Beut-I hob i von dct lchien stikchweih
het. wo i bot- ijedn stiften wollen«
-
»Was- Sie wollen ein Komiker stink
Ta muß ich lacht
«Nun, was wollen Sie mehrf«