Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 10, 1910, Zweiter Theil, Image 14

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EHüben und Drüben
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Von Arthur zapp
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Mit-kris- mitj tnwtmnnts
ststtttdts
IFMIIN
MIIIIIIIIII --------------
l. Kapitel.
Si wer ein heißer Julitag. Baron
Its Langenhprß schritt in newöser
«Mld vor dem Herrenhausje auf
M sb. Jest blieb er stehen, wischte
Ich niit dem Tafchentuch den Schweiß
M der Stirn und beschattete dann
die Argen vor den flirrenden Sonnen
fstahien mit der hand. Angeftrengt
schaute er durch das Hofthor nach der
Landstraße, die nach der iiber eine
Meile entfernten Eisenbahn - Station
fiibrtr.
Er schüttelte rnit dem Kopf und
wandte sich nach der Bank um« die sich
vor dem Hause befand und im Ver
ein mit einigen Gartenftiihlem die ei
nen runden Tisch must-Indem einen
behaglichen Ruheplatz bildete, von dem
aus man einen Blick ils-her den ganzen
Hof sinit den den Hof flanlirenden
Bitthschafts - Gebäuden und Ställen
hatte.
»Noch nichts!« sagte er zu der auf
der Bank siyenden junae Dame.
Die Wehe Blondine mit den f.1nft
blickend-en blauen Augen und dem zar
ten. blossen Teint lääxettr.
»Aber, Papa«, erwiderte sie, »es
ist ja doch erst halb fünf. Um vier
Uhr kommt der Zua in Viertersdorf
an. und von da bis zu uns fährt
Inan doch gut eine Stunde.«
Mit einer kurzen, haftigen Bewe
gung griff der otte Herr in seine Lue
Istentasche. urn seine Uhr zu besragen.Z
»Du hast recht«, sagte er und ließ.
sich seufzend aus einem Stuhl neben!
der Bank nieder.
»Weißt Du, Gekda«, subr er fort,
Jst bin doch furchtbar neugierig aus
diesen Misier Blacksietd.«
Das junge Mädchen nickte.
Ich auch, Papa. Aber noch weit
neugieriger bin ich aus Miß Liz-zie.«
»Nun, nach Haus« Beschreibung
muß sie ja geradezu eine Schönheit
sein.«
Ueber die weichen Züge Gevdas flog
ein schelmisches Lächeln.
»Daue- ist nicht objettiv« Popa.«
Der alte Herr blickte verständnis
tds aus.
»Wie meinst Du?"
»Na, er scheint doch furchtbar ver
liebt in Miß Ligzie.«
Die gesurchten Gesichtszüge des al
ten Borons verbreiteten sich zu einem
vergniigten Schmunzetn.
»Man Du wirklich, Geme
Sie wirkte sehr überzeugt.
»Ganz bestimmt« Pupa. Hast Du
denn nicht bemerit, roie begeistert feine
Augen blistern wenn er von ihr
sprach? Und seine Schilderung ikrer
inneren und äußeren Vorzuges Wenn
man ihm glauben will, muß diese
Umeritnnerin ja ein wahres Muster
von Anmutb unr- zugleich von geisti
get Mung sein. Und ebenso warm
pries er ihre seelischen Eigenschaften,
ihren tbei allem Freirnutb und aller
Bestimmtheit doch echt weiblichen Takt
irr-d ihr echt srauenhustes Wesen.« s
Baron von Langeuborst rieb sichs
sit einein Auidruck tiesinnerer Be-s
sriedigung die Hände. I
»Den er sdas gesagt?« fragte er eis
rig. Und als die Tochter mit einer»
Kopfbeioegung bejaht hatte, subr er
iider das ganze Gesicht strahlend, sort:
Evas ist mir sehr lieb· Dann wird
er ja von selbst alles aufbieten, ihr zu
gesellen urro ils-re Neigung zu gewin
sen-«
l
-s - s. - « ·
Octvll voll L.1ngenyvku niy meet-.
Vater verwundert von der Seite an.
Er bemertte es nicht, denn seine Au
gen blickten sinnend in vie Ferne: in
seinen Zügen vibrirte noch die frohe
Genugthuung, niit der ihn die Aru
ßerung feiner Tochter- erfüllt zu ha
ben schien. So verstrichen zwei oder
drei Minuten unter beiderseitiaem
Schweigen Plötzlich machte der Ba
ron eine Bewegung, strich sich mit der
shwd über die Augen und sagte: »Er
innetsi Du Dich noch, wie ärgerlich ich
war, als mir hans vor drei Monaten
erklärte, idaß er vorläufig noch beim
Regirtrent bleiben und erst als Ritt
nieister quittiren wollte? Es war recht
Verdrießlich Abgesehen davon. daß
ich ihn hier aus dem Gute gebrauchte,
er iß seit sechs Jahren Dssizier. Das
hat eine Menge Geld aetottet. Da
rnni hätte ich gern gehabt, er hätte die
Uniserin ausgezogen Die Brocken
beinier Hase-ten sind ein verteufelt
them-es Regt-sicut Das weiß ich in«
—- er scheut-gelte tn der Erinnerung
es vergaan schönen Zeiten-»aus
eiserne Trieben-in Nun aber ists
doch sit. daß er noch geblieben ist,
den-VIII hätte er ja den reichen Anre
ttlaset und seine Tochter nicht ten
III W. Nun scheint arn Ende die
Abs-, Ue ich ihm in den lesen drei
M M habe, nicht schxecht
W w sein« . «
Il- et den Vlies seiner Tochter
Mir-d sitt N ritt-M sah- beugte sich
Des alte par zu ihr bin-über und sagte
sit Me- Stitnme, gis fürchte
er, ein nnheenfener Lnnscher könne
ihn hören: Es wäre mit sehr sehr
lieb, wenn sich Hans den amerikani
schen Goldsifeh einfangen wiirdek
Die Mienen des Sprechenden zeig
ten einen sdiifteren Ernst, während et
noch ieifee ergänzte: »Wenn nicht bald
einer von euch Beiden eine reiche Dei
rath macht. weiß ich nicht. wie wir
uns auf Dshlow werden halten kön
nen.«
Das junge Mädchen zuckte schreck
haft zufammen.
»Papck'. stammelte sie erbleichen-d
Und ihre Augen flirrten ruhelos und
senkten sich rasch« als der Vater mit
einem betiimtneeten, vortvurjsoollen
Blick zu ihr hiniibersah. J
»Seit Du Herbert Plettwitz einen
Koth gegeben". nahm der Bjron wie-»
ver has Wort, «beruht meine gmze
Hoffnung auf Hans Hoffentlich läßt«
et mich nicht ebenfalls irn Stich. Es;
wäre schrecklich!' ·
? Pein-voll befangen blickte Gerdn vors
iLangenhorst in ihren Schaust. Auch»
der alte Herr sah sinnend vor sich nie- ·
ter, die Finger seiner Rechten spielten;
mechanisch mit der Uhrtette. Das
Ausschlagen von Pserdehusen aus das·
Pslaster des Hase-«- neranlnszte beide,s
gleichzeitig ihr Gesicht zu erheben. VeiL
dem Anblick des jungen Mannes-, der
aus den Hos sprengte und aus das«
Herrenhaus zuritt. slog ein rosiger
Schein iiber das Gesicht der jungen
Dame, und ihre lässig rudende schlau-;
te Gestalt reckte sich unwillkürlich inl
eine strassere haltung.
Jn der Mitte des hosei hielt der
Reiter, der eine graue Joppe. Stal
Penstiesel und einen kleinen, grünen
Jägerhut trug, sein Pferd an. sprang
elastisch herab und iiberließ die Ziigel
einem vorn Stallgebiiude herbeieilen
den Knecht.
»den Hertwig!« ries der alte Ba
ron rnit weitschallender Stimme, als
der junge Mann, der grüßend seinen
hat gezogen hatte, Miene machte, sich;
nach linls zu einein Seiteneingang zuj
wenden, durch den man in das her
renhauz gelangen konnte. wenn man
nicht »die hauptthiir an der Aussahrt
benuhen wollte.
Sogleich eilte der Angerusene aus
den Baron zu.
»Sie glauben also, daß nie in näch
ster Woche mit der Ernte beginnen
tönnen?« sragte der alte herr. als der
Jnspeltor dicht herangekommen war.
»Zum-bl, Herr Baron. Das Korn
ist vollkommen reis, und das Wetter
wird sich halten«
Der Rittergutjdessitzer nickte befrie
digt.
»Schön! Das ist mir lieb. Da
tann sich unser Besuch einmal anse
hen, wie wir in Deutschland unser
Getreide ernten. Mister Blaasield
soll ja selbst große Farnien in Texas
besisenk
»Da trier ej den herrn urn so mehr
interessiren. Freilich, unsere lang
san-e Art zu ernten, wird ihin tautn
inivoniren."
Der Baron hob bestemded den
Blick und runzelte leicht die Stirn.
»Sie meinen, daß die Leute drüben
schneller arbeiten?«
«Daö nicht. herr Baron. Ich glau
be. sie wenden da liberdaupt weniger
init Menschenhanden als rnit Melchi
nen arbeiten, denn das Menschenwi
»;erial würde ihnen wohl zu tnapp
ein.'·
i .-Auch bei uns ist’s sa schon heut
zutage lnapp genug«, wars der Rit
tergutsbesitzer ein. «
Und dann ist drüben auch der Ar
beitslohn zu tbeuer. Jch glaube, daß
daauch in der LaWrthschastsniök
lichst rnit Dampf gearbeitet wird.'
Er lächelte dislret. Der Ritter
gutibesiser machte eine geringschiinige
handbetveauna
»Ich ziehe unsere gute, atte, deut
sche Art vor«, sagte er. »Auf unsere
Schnitker können wir uns verlassen.
Jeder Kerl schneidet so und so vieli
pro Tag. Das ist sicher wie das
Amen in der Kirche. Dagegen io'ne
Mähtnaichine kriegt bald mai ’n
Knat, springt aus« wenn ein Stein
auf dem Acker liegt, oder es paisirt’
sonst was. Dann muß das Ding erst
in die Reparatur, und inzwischen
kommt ein Regen. und »die Aehren fau
len auf dein halten«
»Das sind doch nur Ausnahmfälle,
here Baron«, bemerkte der Jnspektor.
»Im ganzen, mein’ ich, sind die Ma
schinen doch ein Fortschritt, besonders
bei der heutigen Leutenoth und den
steigenden Arbeitslöhnen.«
Der Baron hörte nicht auf die Ein
wendunz denn eben erregte das Rol
len eines auf der Landstraße sich nä
hernden Wagens keine Aufmerksam
keit. hastig sprang er auf, wandte
sein Gesicht nach dem That und späh
te voll Interesse nach der Straße hin
über.
here seit-wiss benuste die Haufe
irn Gespräch. um einen raschen, ver
sstsklenen slick noch denr Fräntein zu
richten. Auch Gerda hob irn selben
Augenblick ihr Gesicht zu ihm empor
Die Blicke der beiden jungen Leute soe
gegneten sich und hofteten ein paar
Seit-ruhen fest aneinander, während
duntie Gluth in dem Antlis des jun
gen Mädchens aufflanuntr.
Der Baron feste sich enttäuscht. Es
war nur ein Bäuerlein aus dern Rach
bardorf, dessen Gespann an dent Thor
vorüberratterte.
»Wie meinen Sie?« fragte er, on
das Gespräch wieder antniipfend.
»Ach so! Nein. ich bin tein Freund
der Maschinen beim ländlichen Ve-«
triebe Wo werden sie denn rnit
dem Schnitt beginnen?«
Auf dem Neumiibler Schiner. herr»
Baron. Du steht das Korn am be-;
ften und reifsten. Kinn nehmen wir?
den Luiienfließer Schlag nnd zuleytl
den Roggen bei der Zieoelei.«
»Der steht dies Jahr recht Hirn:
nierlich.'·
»Schr. Herr Baron. Es ist ein
Jammer. Wir hätten den Schlag dies
Jahr nicht bestellen und dem Boden
erst was bieten sollen.«
Der Baron seufzte, zuckte mit den
Achseln. und ein Schatten fentte sich
auf sein Gesicht. Aber er erwiderte
nichts. sondern mochte nur eine ab
wehrende Dank-bewegung, als wenn er
sagen wollte: «Zprechen wir nicht do
sto- .
-----
«W«ieoiel Sensen werden Sie an
stellen lönnen?« fragte er weiter.
«Fiinfundzwanzia, Herr Baron.«
Der alte Herr blickte iiberrascht
»So viel doch?«
«Jawohl, es ist rnir gestern gelun
gen, in Mahnsdors noch sechs Mann
fiir nächste Woche anzuwerhen Die
Leute wollten partout nach Rosenberg
in die Brikettfahrit, aber ich stellte ih
nen vor, dafz unsere Arbeit doch viel
gesunder ist, und daß sie bei uns ihren
ganzen Lohn sparen können, währen-d
bei dein Leben unter den Fabrikat
heitern doch alles drauiqeht. Das sa-:
hen sie denn auch ein.«
Der Baron nickte sehr befriedigt.
,Daj haben Sie gut aenracht. Herts ·
wig'·, lohte er. »Ich danke Ihnen
tillso fiinsundzwanzig Sensen. Na«
da wird’s forsch vorwärts gehen, da
können wir ja dem Yankee impani
ren. Appropos, wenn sie dem Herrn
unsere Felder zeiqen, auf den Schlag
an der Ziegelei brauchen Sie ihn
nicht besonders aufmerkianr zu ma
chen und auf den Forst bei Neuenhai
ken, wo wir im Vorfahr abgeholzt
haben, eben«sowenia. Damit können
wir keinen Staat machen.«
Er lächelte tnit süßsaurer Miene.
»Na, und nun will ich Sie nicht lan
ger aufhalten, Sie werden hungrig
und durstig sein."
Der Jnspeltor zog seinen schmal
trempigen hat« warf einen rascher-.
leuchtenden Blick nach der Baumeer
und verschwand in dem Hause, urn sich
an seinem wohlverdienten Nachmit
taaskafsee zu laben
Der Baron fah dern Davongehens
den rnit wahtwollender Miene nach.
«Ein tüchtiger Mensch!' saate er.
»Da sieht man, was Fleiß und Jn
telligenz aus einem Menschen machen
können; wenn rnan bedenkt, daß fein
Vater nur ein einfacher Landhries
träger ist!«
Gerda erwiderte nichts, sondern
sah anscheinend theilnahrnlog vor sich
nieder. Freilich, die Röthe auf ihren
Wangen brannte noch intensiver.
Da sprang der alte herr plötzlich
rnit jugendlicher Elastizitlit von sei
nern Stuhl auf. Das Rollen eines
irn scharfen Trade fahrenden Wagen
wurde von der Chnuffee her hörbar.
.Sie totnrnenl Sie tornnren!« rief
er lebhaft.
ii
2. Kapitel
Der vor »dem herrenhanse vorsich
renden Kalesche entstieg zuerst ein
ziemlich korpulenter Herr mit leicht er
grautem Haar und Bart. Er war in
einen langen Staubmantel gehüllt
und hatte einen hohen, fremdländilch
getormten Filzhut auf dem Kopf. Ali
ihm der alte Baron entgegentrat,
machte er eine grüßende handbewe
gung und tagte in breitem Ton:
»Don- do you do, Mistrr Baron!«
Dann griff er ohne weiteres nach
der hand des Rittergutibesihers, der
seinen hat tief gezogen hatte und sich
formell verbeugte und schüttelte sie ihm (
kräftig.
Vor der Latone e liiftete der!
Fremde leinen hat nnd sagte sich
fragend an den Baron wendend
Ehre Tochter, Miß Oerda — »Jj
geh-P- «
Der Rittergutsbesiier versengte sich!
bejahend. und der Ameritaner Miit
»telte der Baronesse ebenfalls die
l
Mmbeß hats haa- m Lappens-W
sder jungen Dis-me, die mit ihrem Ba
k ter den Vorder-fis in der La agent-ersi
fchen StaatsiKnlefche getheilt hatte,
aus dem Wagen Es war eine echt
nmeritnnische Erscheinung. Die Gr
italt sehr ichlanl die Formen zart
» und die Glieder fein und zierlich Die
fZiige fein gezeichnet und von einem
Mel-haften geistigen Leben beseelt und
« verklärt. Ihre Bewegungen waren
anmuthig. voll ungeborener Grazie
nnd trugen das Gepräge einer klaren,
in sich getesselten, selbstbewußten Per
sönlickleit.
»Geitatte Papa«, nahm der junge
Baron das Wort, »daß ich Dich mit
Miß Lizzie Blattsield belanntmache.«
Der alte Kavalier versengte sich ga
iant und führte die hand der jungen
Dame an seine Lippen.
,·Seien Sie willkommen, Miß
Blackiield«, iagte er höflich, mit einem
Anklang von Feierlichteit. »Es ist
mein innigster Wunich« daß es lenen
qui thrblow gesellen. und daß Sie sich
Zier behaglich wie im eigenen heim
fühlen mögen.«
»Seht liebenswuroeg, Verr va
ron", entgegnete die Miß rnit klang
vollern Organ nnd in seist reiner deut
scher Aussprache Wir haben zu dan
ten siir die freundliche Einladung.
Est- wird mich und meinen Vater sehr
interessiren, das deutsche Lanvleben
kennen zu lernen. Auch ich bin ja aus
dem Lande groß geworden ---- aller
dings drüben, weit von hier.«
Sie lächelte anmuthig und trat
dann lebhaft an die Baronesse heran,
un: mit ihr einen herzlichen hande
hruck zu tauschen. Die blidendem
lebhaften. braunen Augen richteten
sich voll Interesse und voll gewinnen
der herzlichteit aus svas Gesicht der
lslonden, dlauäugigen Deutschen.
»Ich tenne Sie schon seit langem.
Fräulein von Langenhorst«. sagte sie.
»Ihr Bruoer hat rnir so viel Gutes
von Ihnen erzählt. Jch habe Sie
schon fest lieb. Wollen Sie mir Jhre
Freunds-hist scheuten, Fräulein Ger
dtll r« «
Es lag ein so warmherziger Ton
in dem Klang ihrer Stimme, daß sich
dem warmblütigen jungen Mädchen
das Herz weieete, und daß sich auch
ihre andere Hand der Ametitanerin
unwillkürlich entgegenstreckte. So
standen He sich ein paar Sekunden ge
genüber, Hand in harrt-, Auge in
Auge« und zwischen den enthusiustis
schen Mädchenherzen spannen sich
rasch bindende Fäden nn.
»Sie hoben auch Landbesitz drü
lsem Mister Blocksield?« fragte der
Baron seinen Gast.
»Yes«, lautete die in deutsch-ame
rikanischem Dialett gegebene Ant-.
worl. »Ich iende eine große Farnt in
Texas. Wir bauen »Jndian Corn«
und Weizen. auch Cotton. Auch gro
ße Cattles eigne ich: «cowi« und
.iheep«-«
Der alte Baron machte im ersten
Augenblick ein ziemlich oerbliisstes
Gesicht, denn er verstand nur die
hälste von diesem Kauderroetsch Aber
mit weltmannischer Gewandtlieit zeig
te er schnell eine verbindliche, bewun
dernde Miene. Dann eilte er zur
Thür, riß sie aus und lud höflich zum
Eintreten ein. Aber der Anerilaner
zögerte: ein vasr Schritte zurücktre
tend, sah er das alte. verwitterte her
renhaus mit präsenden Blicken an.
»Das Gastle ist wohl schon lange
»propertn'« Ihrer Familie?« fragte er.
Der Baron errietts den Sinn der
Frage, obwohl er wegen seines gänz
lichen llntenntnisz der englischen
Sprache die einzelnen Wörter nicht
verstand.
»Das Gut mit dem Schloß besin
oet sich schon seit hundertachtzig Jah
ren in Langenhorstschen Wes-VI ant
wortete er mit fichtbarer Genugthu
ung.
«hundertachtzig Jahrel« ries der
Ameritaner mit einer Gebärde des
Staunen-. Dann zog ein Lächeln
seine rasirte Oberlippe noch mehr ins
Breite. »Mod heang, wenn ich
wüßte, wo meine Vorfahren zu da
maliger Zeit ihre »residenee« hatten
und was siir'n «biesinesi« sie trieben!
Vielleicht waren sie Taglöhner aus
dem Gute Ihrer Borsalsren herr von
Langenhorst. »Vert- sunno!« Und ich
Halte nun als Tattle Ring-wie sagt
man im Deutschen —- ali herdentöi
nig meinen Einzug im Schloß Dah
lotv. So nennen sie uns drüben, die
wir große Viel-derben in Texas eig
nen.«
Der alte Baron machte ein Gesicht,
als habe er sich aus einen hohlen Sahn
gebissen. Der hinweii seines Oastei
aus seine niedrige Geburt erschien ihm
als Tattlosigteit. Zugleich machte sich
eine ehrliche Ueberraschung in seinen
Mienen geltend.
«Jhre Familie stammt also auch
aus Deutschlandk sragte er.
Der Ameritaner niste.
»Hm Ihnen das Ihr Sohn nichts
erzählt? Wie Sie mich hier sehen-i
bin ich gebotener Deutscher, aus
Frankfurt am Main. Mein Vater
war Brautnecht und hieß Schwarz
seld. Bat vierundlbreiszig Jahren
wanderte er aus und settelte in Rer
Port- Mir war? da bald zu eng. nnd
ich mubte wesiern.·
Baron von Langenhorsi wars einen
änqstlichen Blick um sich. Gottlob, es
hatte niemand gehört. Der Sohn eines
Braulnechts Gast im Schloß zu Dah
loiv! Es durchschauerte ihn ganz heiß
bei dem Geben-ten. Zum Gtiick hatte
Gerba mit Miß Lizzie schon die Vor
halle betreten. Er solate nun mit
dein Ameritaner langsam in einer
nicht gerade behaglichen Stimmung.
Der junge Baron und seine Schwester
führten vie Gäste nach dem oberen
Stockwerk und zeigten ihnen ihre Zim
mer
Während die beiden sich vom Staub
der Reise reinigten und ihre Kleider
wechselten. hielt der alte Baron mit
seinem Sohn ein turzes, ernstes Zwie
gespräch ab.
»Ein surxhtbarer Plebejer!" äußer
te der Rittergutsbesicen mit hastigen
Schritten in seinem Zimmer aus und
abschreitend.
Der Sohn zuckte mit den Achseln.
»Sie haben drüben leine Aristotrai
tie, Pape-K
Der alte her-r blieb stehen und sah
mit ärgerlichem Gesicht zu seinem
Sohn hinüber.
«Wenn er noch wenigstens ein Ame
rilanet wär’, aber er ist ja ein Deut
scher!«
»Ein Deutscher?«
»Nun ja, er erzählte mir selbst, daß
er in Franlsurt geboren sei.«
»leer er ist ganz jung hiniibergef
lotnmen und jeßt schließlich doch wohl
mebr Ameritaner als·Deutscher.«
Der alte Baron hatte seine Wan
derung durch das Zimmer wieder auf
genommen. Seine Stirn laaj in Fal
ten. und seine Augenbrauen waren
finster gerunzelt.
»Ich weißt nicht« ob es woblgetban
war, ihn einzuladen«. sagte er in ei
dem gereizten Ton und sah nichts we
niger als freundlich zu seinem Sohn
hinüber.
»Aber Papa!« erwiderte dieser er
schrecken.
»Nun ja. Seine Abstammung läßt
sich nicht verleugnen. Jch habe erst
seit siins Minuten die Ehre, Mister
Blacksielb zu kennen, aber ich bin
schon ietzt vollkommen degoutirt. Er
hätte gar nicht nöthig gehabt. mir zu
verrathen. daß er der Sohn eines
ganz gewöhnlichen Arbeiters ist« ich
hätte es ihm auch ohnedies ange
:ierlt.'«
»Gutes Arbeiters? Erlaube mal,
Papa, wenn ich nicht irre, erzählte mir
herr Blacksield, daß fein Vater eine
große Brauerei in bleibend einem
Vororte New York-, besessen habe
Jm übrigen ist er schon lange todt.«
(Fortseyung iolgt.)
Die Kap-Kairo-Bahn.
Das letzte Glied der großen Afrika
dahn ist geschlossen und nicht lange
wird es mehr dauern, so wird, wie
der weitschauende Cecil Rhodes es ge
plant hat. von Kapitadt bis nach
Kairo der isilzug Asita von Süd nach
Nord durchaueren und vom Mittel
rneer zur Südipiye des schwarzen
Erdtheiio
Wenn wir der Atlanten unserer Ju
gend qedenlen, welch ein Niesensort
schritt« Damals ganz Mittelasrila ein
großer weißer Fleck, alles unbetanntes
Land· Dann folgten sich schnell die
erstaunlichen Entdeckungen der Reisen
den Karl Mauch, Livingstone, Canie
son, Paul Reichardt, Ernin Schmäher-·
Busch-, Schweinsurth, Geist, Dr. ho
lud, Staaten, die Ersorschung des,
Range-staates, des Siidens durch
Franzosen und Belgief, hervorragende
Leistungen in wenigen Jahrzehnten.
Bald wird die Bahn jene durch die
Forscher ausgeschlossenen Gebiete allen
zugänglich machen, sie durch Länder
führen, in denen ein Teil der Urge
schichte der Menschheit sich til-gespielt
hat, mitten durch Wälder, in denen
noch Zwergmenschen wohnen, bis an
die heiligen Wässer des Nil zur wun
dersamen Kultur dej alten Athama
nenlandei.
Von Kapstadt aus steigt die Bahn
durch rei esegnete Strecken, liber
streut rnit ruchtgärten und Weinber
aen, auswärti. Bald ist die höhe des
Taselber es überschritten, der unter
dein sIei enden bleibt. Langia-n er
tlettert die Bahn mit vielen Sen-enti
nen das asrilanische Randgedirge und
erreicht das Gebiet der Aarruh, der
weiten Sirt-den« der Waldinseln mit
Geldeichem Wolsimilchbiiumen baum
hohen Biiithen von Erila und Belars
goniuen, die heimath der lehten Busch
männer. Jn den niedrigen Dtigelreii
heu, die das Land quer duriitiiehen,v
sind im weichen Stein der Höhlen die
geschickten chnungen dieses Volke-.
des merkte rdigen Restes aus einer
Werdezeit der Menschenaeten. Die
Zeichn ngen gleichen manchmal jenen
der Pfgklbauern aus Nennthiertnochen
oder enen in französischen öhlen
entdeck en Wandbildern von -tein
zeit - Menschen.
Die Bahn ersteigt dann die zweite
hohe Randtette, die in ihrer Fortset
zung Draienberge heißt. Dann wird
der Vimlsluß überschritten und bald
ist Kimberleh erreicht, das der leinem
Zuspruche zugängliche Bitten-General
Cronje im lehten Kriege nicht beschie
ßen wollte, —- weil er hoffte, die ver
ruchte RhodessStadt werde ihm ohne
Schwertstreich überlassen werden. Ei
kam anders, und Lord Roberts tonnte
in Rhodes schönem Landhaua bald
mit ihm Champagner teinten, den
haupttrunl des "Diamantentiinigs,
und Erd-ist« der Sieger von Majuba
bill, konnte sich mit NapoleonöGeschicl
trösten.
Die Bahn geht entlang der Grenze
der Burenstanten, vorbei an dem im
Kriege durch den jetzigen General Ba
den-Womit so lange gehaltenen Mase
ting. Rings um die ansehnliche Sta
tion Schoschong wohnen noch Stäm- .
nie, die den Grieoa und hottentoten
zuz nen sind, dann beginnt das
«et der Baum-Leute. Hier ist das
Reich der Matabele. Der Name fiihrt
uns zuriiet nach einer sehr frühen ma
laischen Einwanderung Er findet sich
noch heute in ganz der gleichen Form
nuf de Sunda-Jnseln. Malaisch ist
auch g r vieles in Sitte und Brauch
in Afrika, handwertzgeugr. Hause-lith»
Zierrath, Gögenbilsden Malaisch-pos
lhnesisch sind die Feder-nähen der Fe
tische. deren verzerrte Gesichter init
Tätowierung Quer durch Afrita geht
dieser Einfluß von Stärntnen des gro
ßen Ozeans; die Fetische in Westasri
la, ant Kongo u. s. w. gleichen viel
sach zum Verwechseln jenen der au
straiischen Jnselwelt und die Zauber
masien und Zaubertänze der Medi
zinniänner sind die gleichen·
Die Bahn geht nun stundenweit
durch eine einförmige Landschast die
schliesslich, wenige Stunden oomSarn
best, wieder start gebirgig wird Nun
kommt der herrliche VirtoriaFall des
großen Stromes, den eine schwindeli
hohe Brücke überauert. «Mosi oa Tun
ja«. —- »Nauch donnert hier« nennen
die Neger den ihnen unheimlichen Ort.
Aus der schier unergriindlichen
Schlucht, in die der Samhesi sich hin
abstiirzt, steigt der Gischt, wie Rauch
wolten, zurn Fimmet Schon ist die
gewaltige Wa ermasse dem Menschen
dienstbar gemacht: ein riesiges Was
serweri wird einem ungeheuren Land
strich Kraft und Licht spenden.
Durch das Niassa - Land wird das
Südende des Tanganita - Sees er
reicht. Von hier aus wird der Verlehr
zunächst noch aus Dampsschissen wei
tergeleitet werden. Dann wieder Bahn
sahrt längs des Russisi- Flusses zwi
schen Tanganila- und Kiwu· See irri
mer nordwärts zum Albert Eduard
See und dann zutn Albert-See. Rechts
bleiben die in’s ewige Eis ragenden
Buliangruppen des Msumhiri und-Ru
trensorj.
sam Umriss-er serutni na) oiernon
bei Mahaai mit der Ost-Konaobahn
die von da, entlang am Jtnri, nach
Stanlenville am Kongo führt. jtwt
schen Jturi nnd«Uelle-Arunsimi dehnt s
der große llrwald sich uns, in den-.
Stanleh mit seinen Leuten so schwere
Entbehrungen aushalten mußte hier
sand er den Zwergstamm der Attns
Atta -—- den aber vor ihm schon Paul
du Chaillu und Adolf Schtveinsurth
beschrieben hatten-—ein Völtlein, dag,
wie die Titti - Tiiii. den Busctmsön
nern verwandt ist. Vorn Nordenve des-I
Albertiees solat die Bahn dem Laufe
des Nil und erreicht die beiden Stätten
von Ernin Paschas lanniiihriger Wirt
sacnieit. Wadelai nnd Lade
Von da ab geht die Strecke geraden
wegs nach Norden, treint den Sovnt
und erreicht am 10. Vreitenarade Fa
schoda am Nil, das, nach Major Mnr
chands glänzendem Sudanzuae, so viel
genannt worden iit. Diese Strecke bot
besondere Schwierigkeiten wegen der
großen Siimvse zwischen Nil und Sa
bat. Das eigentliche Nil - Land ist er
reicht. Ueber Ahartum geht es ntlab
wärti nach Kairo und Alerandria mit-—
ten hindurch durch die Schönheit-usw
Alt - Aeadptenö, vorbei an Phlonen,
Tempeln und Pyramiden, hinein in
das moderne Leben eines Mittelmeers
txt-sent Dr. K.
Unele Sant- Paviergeld soll titnss
tig nach einem kleineren Maßstabe an
gefertigt werden· Wir haben an dens.
bisherigen Format nichts weiter- ane
usehem als daß ei sich durchaus nicht
in grösseren hausen bei uns ansam
meln will.
i ·- e
Iiiehter tzurn Spisbubenebevaan
Bei denk« Eindruch in das Moden-?
rengesehast haben Sie sich merkwürdi
gerweise nichts angeeignet, da sind
Sie wohl estiirt worden? —- Ange.
klagten Nr n, meine Frau gebranchte
einen neuen hat, aber sie hat nichts
Passendes gesunden.
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