Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 10, 1910, Zweiter Theil, Image 10

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(9. IortsehungJ
Ueberraicht hatte sie die ihre hin
. eilig-legt —- sie meinte noch den festen,
Wen Druck seiner Finger zu spü
ren, fast wie ein Gelöbnis war etz ges
Iesem
Und am anderen Tage. ganz traum
Iafi kam es ihr nach var, hatte er
pwtlich im Kinderzimmer gestanden,
gerade als sie ein rothes, mit um ihre
Irme geschlungen, und als Glöckchen
behangenes Pferdegeleit des kleinen
Mka Pferd durch das Zimmer ga
lpppirtr.
Erschreckt hatte sie das Spielzeugk
abgestreift, und dem Kinde war die
Peitsche aus dem Händchen gefallen.
Veider Augen hatten sich mit ängst
licher Spannung auf sein Gesicht ge
richtet.
Aber da, wahr-hastig da zuckte es
Die verhaltenei Lachen um den Mund
des Mannes, und mit fast übermüthi
ser Stimme rief er:
»Habt ihr Lust, ihr beiden, mit hin
auszufahren zum Bau? Herrlich ift’s
draußen. Sollssi mit wirklichen Pfer
den fahren, tleiner Bursche, die arme
Martia jagft »du mir hier zu müde.·
Und als das Kind nur immer
sprachlos in das so ungemahnt
freundliche Gesicht geftarrt, ftrich er
ihm sanft iider das Lockeniöpfchen
und fragte nochmals:
»Willst du nicht mitkommen nnd
das schöne Schloß ansehen, das Papa
bautk
Nun hab ein tiefer. befreiender
Seufzer die kleine Brust. Das Kind
hatte die Aermchen um des Vaters
Knie geschlungen und das Mündchen
zu ihm emporgehoben Und da —- Eu
senien schaffen noch die Thriinen in
die Augen vor Rührung — neigte sich
der Mann. und zum ersten Male
Mckie er die Lippen auf feines Kin
06 Rund. —- «
Dann waren sie hinaus-gefahren
Er zeigte ihr sein Werk, dieses herr
liche, wundervolle Werk
Ernft und sachlich, wie einem be
währten Kenner nnd Knrnenden sehie
er ihr seine Pläne, feine Jdeen aus
einander, nnd zugleich jedes Wort
durchrränkt von der Begeifierung des
Schaffens, des Könnens ernr ersten
Male! Und ihr feines Gefühl für
Kunst und Schönheit wnr ihm ver
Ksndnißvoll entgegengekornmen Mehr
»und mehr fragte-sie, und er antwor
tete fesselnd, hinreißend — als ein
ganz, ganz anderer hatte er vor ihr
gestanden.
Und der Wicht, der Wolfgang,
stöhte von dem höchsten Gerüst, aus
der höchsten Thurmspitze herab, den
Eltern feine stürmische Wonne Liber
dieses ungewohnte Vergnügen zu.
lLin Bauaufseher hielt ihn auf seinen
seinen, Und was das aufgeweckte
Kind mit heirnbrnchte von dieser
Ausfahrt, war eine unbegrenzte Be
geistrrung für den sonst so gefürch
teten Vater.
sit-»t »Ox—!-4 -«-k «-:A4 sh-..——
UUI EWUU uuu Leu-, fu«-tus,
aber mit nicht zu erschütternder Aus
dauer folgte er ihm von nun an für
die lurze Zeit, die er im Haufe per
brachte.
Und als der Vater, der diese Ma
nIver des erfinderischen kleinen Kerls
scheinbar nicht beachtete, ihn eines
Mittags beim Diner an seine Seite
nahm, da saß er sprachlos auf seinem
Stühlchen. Die schönsten Bissen blie
den unangeriihrt auf seinem Teller.
nur wsb und zu kam ein tiefer Seufzer
der höchsten Befriedigung aus feiner
kleinen Brust.
Sie stand dabei in stammer, dank
barer Freude. Zu sprechen wagte sie
nicht« ihr war, als müsse dieser Friede,
diese endlich erwachte Liebe ztviicheni
Vater und Kind wie Nebel zerfließen
s Irr jedem lauten Wort.
»Und gestern, als sie mit dem Wolf
snng ans dem Garten lam, die hände
I III sluinem um in ihren Räumen die
sifen frisch zu füllen, hatte er nicht
, geruht, bis sie auch in des Vaters
Zimmer ein paar Blüthen getragen
M fand fie auf dem Schreibtisch
» eine große, minder-now Photographie
sei Jungen, offenbar angefertigt nach
. eis- kleineren die fie in ihrem Zim
"s Im Iehcht
- sei dem Anblick hatte sie gefühlt,
ZU der Friihling auch ihr etwas ge
IIIOQ M Frei-C Schönes, und
ZU et einen großen wohl den größ
III-I Sehr-ers ausgelsscht in ihrem
· sehe-.
III Ideal-. sli Roddin heimge
Eswes nar, hörte sie ihn nach turier
W feinem Zimmer heriibertoirk
—
M
nieste dir bunten Engenie
i D- bie stukenc sprac- er in das
TWM Cemeh hinein
.fie Irr nufsestanben nnd zu ihs
« - eten. und nein hatte er the
sequt m M Ins heraufge
l
Da hob sie den Arm und legte ihn
arn feinen Nacken und sagte:
»Ich danle dir auch, Otto.« —
«I-ber Mutti. du haust ja alles ver
kehrt. Unten gehören doch die großen
lSteina So mach alles gleich par
-dauz.'
Die tränmende Frau fuhr auf.
Verdreht fah fie auf das Monstrum
von Bau, den sie in ihrer Verse-nim
heit aufgeführt.
»Du haft gar nicht aufgepaßt, Ma
ma. Ganz fchlecht ifi es geworden,
gar nicht wie Papa fein schönes
Schlos«, schalt der Kleine, empört
über die ungewohnte Gleichgültigteit
der Mutter.
Ja, wirklich, Wölfchen, es ift
fchlecht geworden. Komm, mach par
dauz. Wir fangen wieder oon vorn
an, und Mama paßt nun ganz gewiß
auch besser auf.·
Unter Jubel warf das Kind das
Machwerl über den haufen, und-mit
Ernft und Verftiindniß begannr der
neue Aufbau.
Beide waren fo oertieft in ihr
Werk, daß fie das Vorfahren eines
Wagens überhörtem erst das Oeffnen
der Thür ließ sie anfblieieIL
.Was ift Karls« fragte Engenie.
Der Diener stand auf der Schwel
le, fchreclenibleich. nicht imstande, ein
Wort über die Lippen zu bringen.
Eugenie hatte sich eilst-Obern Starr
die Augen auf fein verfiiirtes Gesicht
gerichtet, tarn fie auf ihn zu.
Elias ifi, Karl? Was ift gelehr
henli Der Derr —«
»Ja, ja, gnä’ Frau· Sie bringen
ihr-", ftotterte der treue Mensch, «eben4
die Treppe hinauf.« ·
«Todt? Jdre Lippen formten tanm
das fchrectliche Wort.
»Ich weiß es nicht« gnö’ Frau. Sie
tragen ihn. Sie sind auf der Treppe.«
Sie schob ihn zurück Und trat auf
den Korridor hinaus. Bei jedem
Schritt tnickten ihr die Knie ein. Am
Treppengeliinder hielt sie sich fest.
Da tarnen sie herauf mit ihrer Lan
-- langsam, fchweraufstampfend.
Schritt rot Schritt. hinter den Män
nern, die den regnngslofen Körper
trugen, ging der Sanitstsraih
Krampfhuft griff sie nach feinem
Stern nnd wies stumm fragend auf
ihren Mann.
«Rnhig, ruhig, meine Beltr. Es
wird hoffentlich nichts weiter sein«
als eine Ohnmacht, wie das vorige
Mal. Jst ein Bett bereits«
Eugenie flog den Korridor ent
lang in das Schlafzimnier. Sie riß
die Vorhänge des Baldachins zurück
die seidene Decke von den Betten und«
firich mit ihren zitternden Händen
die Kissen glatt.
Leise und vorsichtig, unter der
schweren Last teuchend. legten die
Träger ihn darauf nieder. Dann
wies der Arzt alle, auch die inf
fungslofe Frau hinaus. Nur den
Diener behielt er zu feiner Hilfe zu
edit-.
Euaenie erkannte unter Den Man
nern einen der Diener von ihre-.- Man
nes Bureau. Er stand noch aus dem
Vorplatz und trocknete sich denSchweiß
von der triesenden Stirn.
Sie wintte ihm schweigend in ihr
Zimmer.
,,Wann geschah es, Röder?« fragte
sie heiser. »Und wo?'·
Der Mensch tniillte verlexien sein
riesiges. buntes Taschentuch zwischen
den Händen. Das Mitleid stand ihm
aus seinem groben, ehrlichen Gesicht
geschrieben. Augenscheinlich traute er
sich dieser zitternden Frau gegenüber
nicht rnit der Wahrheit heraus-.
«Wie iarn es? Sprechen Sie, Rö
ber, sagen Sie mir alles!«
»Na, gnädige Frau, aus dem Bau,
wissen Sie, das Unglück da, das hatte
schuld«, stotterte er endlich.
»Aus dem Bau? Ein Unglück? Jch
weiß von nichts. Um Gottes willen
sprechen Sie doch endlich!«
»Na, auf dem Bau, da ist doch der
eine Thurm vor ein paar Stunden
eingestürzt. Von den Arbeitern —«
I «Sind sie todt —— verwundet? Sind
sie oerschiittetK fragte sie athemlos.
»Die meisten sind noch Unterge
sptungen aus das Seitengeriist. Viele
waren auch nicht oben weil gerade
Vesperer war Vier sind neit zu Fall
gekommen Die sind aber auch nicht
todt, verwundet natürlich. Dem einen
geht es sicher an Atrn und Bein.«
std der heut Wie erfuhr er
est Mr er drauß-M s
»Nein der here war irn Eurem-.
Da kam ein Bote porn Bau und brach
tedie Racheichtf
Und daf«
:Qs beste er noch ganz ruhig
stt trägt die Schuld an dein Un
Und der Mann sagte, der
wire nicht richtig gemischt
, schon seit mehreren Tasen
M«
W, eva- den-M
Jst sachte der heft ein entfes-(
ZEE
lich böses Gesicht. Erst war er ganz
roth und mit einem Male ganz blas
und trach, wie ein Baum. schlug er
um.«
Eugenie stöhnte auf. Dieser Bau!
Sein Stolz, sein schönstes Wert. Sie
begriff, »wir in tiefster Seele ihn das
getroffen haben mußte. Und nicht das
allein. Vielleicht wiirde das Unglück
sogar Menschenleben kosten. Der Neid.
die Bosheit wiirden ihr haupt erhe
ben, ihm vielleicht Schuld beimessen,
Fahrliisfigleit verwerten tönnen, ihn-,
der selbst so jammervoll darniederlag,
der kaum genesen war.
Schonung, außer-sie Schonung hat
te ihr der Arzt damals bei rer ersten
Erkrankung zur Pflicht gemacht« hier
vor hatte sie ihn nicht behüten lönnen
Die Thränen stürzten ihr aus den
Augen. Und seht. jetzt gerade mußte
das Unglück tommen, wo ej anfing.
besser zu werden zwischen ihnen. wo
tiefe nie geahnte Wandlung mit ihm
vorgegangen. wo manchmal die leite,
zaghafte hoffnung aus ein spätes,
friedvolles Glück in ihr aufdiimrnertr.
Sollte es nicht sein?
Ein verlegenes Röuspern erinnerte
die Weinende an den wartenden Ar
beiter. Sie griff in die Tasche und
legte ihm ein paar Goldstücke in die
hand.
»Hier Röher. Jch dante Jhnen fiir
Ihre Hilfe. Nehmen Sie das fiir sich
und siir die anderen, die Jslznen hal
sen.
»Dann vielmals, gnädige Frau.
Jst gern geschehen. Jch wünsche auch
recht gute Besserung Der Herr Dot
tor war ja gleich bei der hand. Es
trird wohl so schlimm nicht werden,
gnädige Frau!« suchte er sie ungeschickt
zu triisstem
Sie nickte mechanisch.
»Da war denn der Arzt? Wie larn
er so schnellt
.Die herrerr vom Bureau liefen
gleich hin. und einer brachte ihn von
der Straße mit.'
»Schön, Räder. Nun gehen SieL
aus«
Er st.ipsie hinaus, und sie schiich
an die Tdiir zum Schlasziinmer. Aber
wie sie auch lauschte, sie lonnte nichts
deutlich vernehmen. Manchmal tlang
es wie ein iieseotslihmem es lonnten
aber auch die Männer sein« die sich
um den Kranken müdten. —
Es war doch mehr als eine Ohn
macht.
Es war viel. viel schlimmer als das
vorige Mal. Mit ernster Miene stand
der alte, bewahrte Arzt vor ihr nnd
bereitete sie mit schauenden Worten
darauf por.
Roddin war zum zweiten Male
vom Schlage getroffen, schwerer, weit
schwerer, die eine Seite war gelähmt,
ob unheilbar, konnte man noch nicht
bestimmt sagen. Ein großes Glück
war es zu nennen. dasz er so schnell
das Bewußtsein wieder-erlangt hatte.
Jedenfalls aber würde es ein lanaes
Kranienlager werden, das die öuszersie
Geduld und Vorsicht ersorderte.
«Wenn er durch Pflege und Geduld
genesen kann, so wird er genesen.«
Mit ruhigem« entschlossenrw Ge
sicht hatte sie ihm das geantwortet,
und er hatte ihr die hand gedriiett
Er wußte. welche Energie und Beson
nenheit in der zarten Frau steckte.
»Ihr nicht zu übereisrig, meine lie
be, gnädige Frau. Nicht sich gleich in
den ersien Tagen überanstrenaen. Sie
haben eine lange, lange Pflege vor
sich; sorgen Sie, dass Sie nicht vorzei
tig ausüben-«
»Ich werde nicht ermüden, verlas
sen Sie sich daraus.'·
Dann war er gegangen, und nach
einiger Zeit tasm eine Diatonisse, die
sich in Eugeniens Zimmer aus ein
Ruhebett sue-te Die Ruck-mache
itbernahm sie selbst. —
Sechzehntes Kapitel
»Komm nur! Jch schlase nicht«
Roddin streckte von der Choiseloni
gue seiner Frau den gesunden Arm
entgegen. Borsichtkg hatte sie durch die
Thür gelugt, ungehört, wie sie glaub
te, aber den geschärften Ohren des
Aranten war das leise Geräusch nicht
entgangen. Nun tam sie näher
.Seh dich«, bat er und wies out
ein Hoderchem das neben seinem La
stand.
Sie that eö und behielt feine band
in der ihren.
»Wie siihtst du dich? hat dich das
Aufstehen nicht zu iehr ungewisse-IN
»Der nicht. Sehr kräftig fühle teh
mich segne. Sieh nur« dieser alte
Faulpelz von Arm, er meidet sieh zu
neuern Leben, zur Arbeit«
Er shtelt ihr den trauten Arm hin,
den er wirklich, wenn such noch
fis-seh nnd mühsam, so doch zu he
ben vermochte. Sie gtiss mit beiden
hindert in und Aste ihn.
wSiehst du, das hat die prachtvolle
Notlage fertig gehteeht«, tagte sie mit
strahlenden Augen. «Warte nur« in«
ein paar Wochen gehen tote spazierenk
.Und torm hätte ich das zu danken?«
Er strich ihr bei diesen Worten iiber
die noch blasser und schsnalet geworde
nen Wangen.
Kinzig und allein deiner lräftigen
Ratur«, erwiderte Enge-tin
Sie wandte sich dein Fenster zu
und stieß die hohenleiigel zuriick;
ein Strom von Sonnenlicht flutlzete
herein. Das Gespräch der Stadt drang
nur gediirndft deriiber -— das Kran
kenzimmer lag nach dein Garten hin
aus, und überall zwitscherten und san
gen die Vögel.
Eunenie sah mit stillen Augen hin
aus in diese Pracht, hall- gedanlenlos,
wie ver-träumt, und halb wie im
Traum ging die letzte Zeit an ihr vor
über.
Jdre Mühe, ihre rastlose Pflege nnd
Geduld war belohnt. Er würde leben,
und nicht das allein, er wiirde auch
dorausstchtlich geltend werden. so weit,
daß er den Gebrauch seiner Glieder
wiedererlangtr. Wieder«gesund!
Es durchrann sie eine deisze Dani
barsteit. Nicht umsonst die langen,
trostlosen Nächte. die vielen endlosen
Tage. Nicht umsonst die schier liber
nienschliche Geduld. die der Kranle er
forderte, wenn die Verzweiflung über
seinen hilflosen Zustand ihn packte,
wenn er tobte und schrie, man solle
ihn sterben lassen. er wolle und tönne
nicht leben als ein elender, jämmer
lichrr Krüppel Fast zusammengebrosf
chen war sie und hatte wirklich nach
solchen Kämpfen manchmal denten
müssen, der Tod sei barmherziger fiir
diesen leidenschaftlichen. mit allen sei
nen Kräften nach Leben. nach vollem
arbeits-: und genußreichen Leben ver
langenden Menschen, als ein langes,
trauriges Siechbett. Er wiirde die
stille Kraft des Entsagens, des Sich
descheidens nie finden, er wåirde elend
sein nnd bleiben. Da trat plötzlich
eine Wandlung ein. Er wurde ruhi
ger
Snnft und freundlich fügte er sich
ihrer Sorgfalt. JlIr zuliebe aß er.
was sie sich Kröftigendes iiir ihn auc
gedacht hatte. Er schlief auch oft ftun
denlnng mit ihrer Hand in der feinen.
Und sie fan ftill und regungslos wie
eine Mutter an der Wiege ihres Kin
des.
Und wie ihr Kind. wie ibr Gefchöpf
lam er ihr auch manchmal vor, als auf
ihren Rath ein tüchtiger Masseur zu
gezogen wurde, deffen vorzügliche Be
handlung in turzer Zeit iitserrafchende
Wirkung hatte.
Die ganze geliilymte Seite zeigte
bald eine unvertennbare Bewegungs
fiihigteit, Tag fiir Tag ging ei vor-«
wärtj, und feit kurzem hatte der Arzt
sogar Aussicht auf völlige Genesung
gemacht
«Bolllommen gesund können Sie
werden. lieber Baute-tin wenn Sie
nur wollen und Ihre Pfiegerin durch
Iolgfamleit und Ruhe unterstützen
Gedacht hab ichs anfangs nicht« offenf
gesagt. Es fund verzweifelt fchlechtl
mit Ihnen vor einigen Wochen, weiß;
der himmel, gter nun find wir;
durch.« «
Da hatte er bei der- Dattors Wor
ten rnit wunderbarem tiefern Blick zu
ihr auf-gesehen, rnit der gefunden Hand
die ihre erfaßt und seine Wange da
ran geschmieat.
»Dir dante ich's-, das neue Leben.«
»Still, itilll Mir nicht, mir gar
nicht. Was tonnte ich denn viel da
bei thun?'« hatte sie sit-gewehrt aber
ihr herz schlug doch vor Stolz und
Währung-.
Sie war oft fo beschäftigt und
schließlich auch io erschöpft gewesen«
daß sie nicht immer gleich bemerkte,
wenn er sie beobachtete. Sah sie je
doch zufällig auf, so hatten seine Au
gen an ihr aehangen, mit tiefern, hin
gerissenecn Ausdruck der Dankbarkeit
und Liebe. War es Liebes Die alte,
peinigende nicht mehr, das wußte, das
siihlte sie — war es die bessere?
»Was träumst du, Eugenie?«
Sie trandte sich erschreckt. Wahr
haftig· sie hatte seine Gegenwart für
ein paar sliichtige Minuten vergessen
gehabt.
Schnell trat sie an fein Lager, und
eine leichte« verlegene Röthe huschte
über ihre Wangen.
,,Dat ist eine schöne Pflegerin. Du
must deine Postillon haben, unb ich
saulense da am Fenster.«
Sie wallte zur Klingel greifen,- aber
ee hielt ihre hand fest und wieder
holte
«Du träumtesti Wovon7«
Sie eerbthete aufs neue. Was sollte
sie sageni Daß sie eben die Möglichkeit
erwogen. ob wirklich seine uneble Lei
denschast sich zu einer tiefen, achtungs
bollen Liebe abgeklärt habet Daß sie
wirklich davon träumte, scheu und
zaghast nur« sie könnten sich noch ein
mal finden in einem reineren cesiihh
epie er ja auch sein Kind lieben gelernt
hattei Nein, sie tpnnte das nicht fa
gen, noch war ei viel zu früh.
»Ich dachte daran. wie daatbar wir
fein müssen. daß wir gar-nicht auf
hören dürfet-. zu danlen fiir deine Oe
nefung. Gesund! Klingt es dir nicht
wie ein Zauber entgegen aus dem
Marti«
»So bift du Gott dankbar fiir mei
ne Rettung?«
Mit forfchendem, zwingendem Blick
fah er sie an.
»Otto!« Es tlana wie ein Schrei
»was denkst du festli«
»So wäreft du nicht gern frei ge
worden? Du pflegtest mich nicht nur
aus Pflichtgefühl so aufopfernd?"
Sie wand in ftummer Pein die
hände ineinander.
»Der nicht gar langer Zeit bateft,
flehtesi du um deine Freiheit, wenn
ich sie dir nun anböte?« «
»Otta, martere mich nicht fo«, rief.
sie mit balderftirtter Stimme. !
»Wenn ich sie dir nun anböte?"
wiederholte er hartnäckig, immer die
Augen weit geöffnet auf feine Frau
gerichtet.
»Ich würde sie nicht nehmen— nie!
iDu haft mich nöthig, ich bleibe bei
» dir«, brachte sie endiich stockend beraus
,Weil ich dich nöthig habe —- ais
Pflegerin?« Und wenn ich das Opfer
nicht willi«
»Es ift tein Opfer. Es ift meine
Pflicht, und ich thue sie gern. Ach,
warum rufft du diefe Erinnerung?«
fragte sie schmerzlich.
»Verftebe mich recht. Eugenie —- ich
böte dir die Freiheit mit dem Kinde.«
Lanafam und nachdrücklich sprach er
jedes Wart.
· C
Vle thuryzke aus« qur usw«-um
angegriffenen Nerven gaben nach —
sie brach in heißes Weinen aut.
»Ich will sie nicht« auch dann nicht.
Ich nehme dir auch nicht das Kind,
jett, too dieses so febr an air hängt,
faft mehr als an mir."
»Es würde mich bald vergessen. Es
ift ja erst turze Zeit« seit es mich nicht
mehr fürchtet Du hättest damit al
les. um was du mich so inbrünftig
batest, Eugenie.'
»Ja, und ein ewiges Schulbgefiihl
dazu. Höre mich, Otto. Du ielbft haft
es so gewollt — to mag denn diese
tr·«urige Sache noch einmal, hoffentlich
zum letzten Male. zwischen uns be
sprochen werden. Höre mich! Ich habe
nach Freiheit und vor allem nach
Ruhe verlangt, wie es nur ein nn
gliicklicher und müder Mensch vermag.
Hättest du mich damals fortgelassen
ich wäre gegangen und hätte es dir
taufendfsach gedankt. Jetzt ift es an
ders. Du bift noch lranl, du brauchst
mich noch, und ich bleib-e bei dir —
gern.«
»Gem, Eugenie? Du thuit es nicht
nur aus Edelmuth, aus Mitleid mit
dem Krüppel? Du willst —?«
»Was find denn das hier für Leu
te? Da finde ich dns Bübchen in
Thtiinen aufgelöst vor der Thür!
,Mama hat mich vergessen’, sagt es
auf meine Frage«. tlang plötzlich eine
wohlbekannte Stimme von der Thüt
«nabrn sie aus einem Täschchen ein
Eugenie fuhr herum. War es mög
lich? Dort stand eine hobe. schlante
Frauengestalt und schob den Wolsgang
vor sich her. Der hielt die Aermchen
tramvsbast um einen mächtigen, zer
drückten Blumenstrauß geschlungen
Sein Gesichtchen war vermeint, die
Thränen rannen noch iiber die heißen
Gärtchen Und nun siel Eugenie ein:
Das Kind hatte mit zum Vater ge
wollt, und sie hieß es draußen warten.
bis sie nachgesehen. ob der Kranke
auch nicht im Schlaf gestört werde.
Später war der arme, kleine«Mensch
von ier vergessen. Da hatte er denn
gestanden und gewartet und gewartet.
Sie nahm ihn die Arme und
trocknete sonst seine Wangen.
»Die böse Mamak Dich zu verges
sen. Wölschen, mein armer Liebling!
Komm, nun bringe dem Papa deine
Blut-um«
Sie riiate einen Sessel neben das
Ruhebett und hob das Kind hinaus.
»Erna, mein Gott, wo kommst du
beri« fragte sie halblaut .
Ueber das kluge Gesicht der jun
gen Künstlerin flog ein kchelmischei
Lächeln. Langsam und umständlich
Lillett und hielt ej der Freundin
bin·
»Wer meine Legitimation«, sagte
sie und es klang wie Ergrtssenheit
durch ibre Stimme. Engenie nabrn
und las. Es waren nur wenige Worte,
unsicher und mit Blei geschrieben
,Mein gnädigei Fräulein! Ein;
Mesender« —- das Wort woran-«
terstrichen — «bittet unterthiinisstj
heute Nachmittag um Ihren Besuch«
Sie wandte das Mirtchen »- ber»
Name ihres Mannes stand aus ber
Rückseite. —
Das hatte er gethan? heimlich,
N
hinter ihrem Rücken, um sie zu über
raschen und zu erfreuen! Die Thra
nen speisen ihr in die Augen.
Wieviel in der Bitte ury dieien Be
such lag. sie wußte es. »Ein Genesew
der« hatte er geschrieben, an Eena
Waltrapp geschrieben — war es denn
tnöglichi Auch davon war er geneseni
Und wie zart und stolz zugleich er das
detannte.
Sie sah zu ihm hinüberv Da lag
er noch blaß und hilflos, aber ein
neuer Ausdruck von Freudigleit und
Ruhe war in seinem Gesicht. Jhr schien
sogar, als spiele eine leise Schalk-has
stigleit urn feinen Mund.
! Erna stand neben ihn: und schüt
telte ihm in ihrer frischen und doch
so wohlthuend ruhigen Art die gesunde
. Hand.
»Gut-en Sie Dank. daß Sie get-nn
men sind, Fräulein Walteoptxs Jch
durste es lauen hoffen. Sie sind sehr
großmüthig «
»Aber selbstverständlich lorntne ich,
wenn ich gerufen werde, herr Bau
rath. Es war aber auch hohe Zeit.
Jch hatte schon derartiges Verlangen
nach meiner lleinen Samariterin hier.
ich glaube. ich hätte sie demnächst ohne
Erlaubniß überfallen.'
Sie suchte das immerhin etwas
Peinliche der Situation hinwegzuplaui
dern.
Da trat Eugenie zu ihr heran.
»Was habt Ihr siir ein Komplott
geschiniedet gegen mich? Wartet, ihr
Heimtiiaer!« lächelte sie mit seuchten
Augen. Zärtlich drückte sie die Freun
din in ihre Arme und sliisterte ihr
ein.indriinstige5 »Gott sei Drian zu.
»Ja, siehst du. Kind, ich hin nun
heute ausschließlich Gast deines Gat
ten. Jch werde mich also zu ihm
legen und ihn nach Kräften zu un
terhalten suchen. Fiir dich wörees
gescheit, du liesest derweil ein paar
mal durch den Garten.«
»Nein. nein, laß mich bei euch!"
wehrte Eugenir. »Komm, leg Hut
und Handschuhe ab und erzähle uns,
wie es draußen aussieht. Wir luden
wie in einem Kloster gesteckt, haben
von allem nichts gehört.u
Sie nahm Erna geschäftig den Ost
oon den blonden Flechten und drückte
sie aus einen Sessel nieder.
Dann beugte sie sich über ihren
Mann und küßte ihn aus den Mund.
helle Rötht schlug ihr ins Gesicht,
als er zu sammenzuckte und momentan
die Augen lchlvsz.
»Hal- ich·s recht gemacht?« fragte
er mit bedeutungsvollem Blick.
»Schr, sehn-' sliisterte sie weich
zuriick.
lIortsekung solat.)
-—-d
Manchem geht erst das rechte Licht
aus« nachdem man ihn gründlich hin
ters Licht gesiihrt hat.
i O i ,
Es ist lächerlich, zu fragen, wie alt
diese oder jene Dame sein mag — sie
mag gar nicht alt sein!
I I O
J. Pierpont Morgan ist Direktor
bei 58 Korporationen. Muß der
Mensch einen Kops haben!
t « i , o
Wenn einer sagt: »Na hört aber
alles ausl« dann geht der Spettalel
gewöhnlich erst recht lot-.
I O st
Jm Roman der Nr. Ho des Chem
nihee Tageblattes heißt est »Ein See
von Tränen stand ihr aus der Brust.'
Sie war also brustseetranl.
i I I
Die Lebensmittelnussuhr ist mäh
rend der jüngsten zehn Monate zurück
gegangen. Kein Wunder bei den
Preisen hierzulande!
- e e
Der Fürst von Monaco bemüht sich
eisrig um die Herbeiführung des ewi
gen Frieden-; et hat recht, wozu Geld
sür Krieg nnd Kriegsriistnngen aus
geben, wenn man es so schnell und
leicht in Monaco am Spieltische los
werden tann.
I I c
" Eine Frau hat das unstreitbare
Recht, ihre Ansicht zu ändern, so ost
sie will, —- erlliirt das ohe Oberkie
richt des Staates Georgia; sie täte
es sicher auch, wenn das Gericht das
Gegenteil entschieden hätte.
s- - e
Jn Norwegen dürsen alle Frauen
stimmen, die 25 Jahre oder älter sind.
Daß sich auch solche als stimmberechs
tiat melden, die dieses Alter noch nicht
erreicht halten« steht aus naheliegender
Griinden nicht zu befürchten.
I I - I
Der große ussiinger Wesion nahm
zum rlihstii jedes Mal drei geb-a
tene ier ans Ioast, ein Quart Ded
beeren« eine Poetion Ories oder -
sermehl und drei Lassen Kassee In ch.
Ein ichen, das Spa ierengehen ehe
:glinst g ans den Appett wirkt. Ader
sver Mittelstand tann es nicht —- set
»den hohen Lebensmittelpreisetn