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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 20, 1910)
Sein Parodie-. Stizze vonEllaTriebnigg Das Filet war ziihe und die Kar tosseln waren lalt und hart, aber Iris Buttmann laute wacker drauf los mit der praltischen Genügsamleit eines Menschen, der sich von langer Fahrt einen gesunden Appetit mitgebracht und noch einen Rest seiner Reise vor sich hat und iiberdies durch langjäh rige Erfahrung im Reisen sich an die Mangelhastigleit der Vorräthe aus lleinen Bahnreitaurants gewöhnt hat. Dabei plauderte er ganz vergnügt. ..Ob es mir gut geht? Na. Jch laß es mir halt nicht schlecht geh’n. Man muß halt jede Situation ausniitzem zum Beispiel heut’ ist Dein Pech mein Glückl« « Er grinste sein Gegenüber behaglich an. »Na, Rudi. hand auss Herz: ent zückt warst Du nicht iiber Deine Er nennung gerade in diesem Nest! Jst doch ein gewaltiger Unterschied zwi schen Wien und Krügelsdorsl Hier zu leben, selbst als wohlbestellter herr Gerichtsauslultant . . . brr . . . Glitck nenn’ ich das nicht! Fiir mich aber ist dieser Umstand sehr angenehm, denn ich muß hier den nächsten Zug erwar ten und habe an Dir wenigstens einen angenehmen Gesellschaften Jch bin halt ein unheilbarer Egoist, während Du . . . bist Du noch immer der alte Träumer und Dptimist? Laß Dich - mal ordentlich ansehen! Mensch, mir scheint, Du bist auch unheilbar, Du liebst ja gar nicht so unglücklich aug, als Du solltest!« Nun lächelte der bisher stille und ernst zuhörende Rudi Salzbnrger ebensalls. »Du kennst Krügelgdors ja nicht,« sagte er still und wollte auch noch et was von seiner Wohnung hinzufügen, aber es ging ihm immer so. daß er seine Sätze lieber ausdachte, als zu Ende sprach, weil er schon als kleines Kind weit eher lebhast ism Denken und Ausspinnen seiner Einfälle war als im Reden. »Ich kenne Kriigelsdors nicht, nein, Gott sei Dank, aber ich hätte es bald früher und eingehender kennen gelernt. als Du bisher Gelegenheit haben losm test, in der kurzen Zeit Deines Hier seins und bei Deiner Fähigkeit und lebhaften Neigung Dich Niemanden anzuschließen. Ich hatte nämlich ei nen Onkel da, und der hatte eine Tochter, und meine Mutter und ihre Mutter hatten, wie alle ölterenFrauen, die tveiblichste der Weiberneigungen, das heirathsstisten als Hauptberus Na, aber die Tante starb dann sriiher« als das Unglück zustande tominens konnte, sonst säße ich entweder hier. alg der glückliche Gotte der schönen,! blonden, mir nur durch Photographien J — gegen die ich immer ein gewissegs Mißtrauen habe — bekannten CouU sine Resi, oder sie säße neben mir in! Wien. Aber vorher hätte ich doch her I kommen müssen, und dagegen habe ich « mich stets mit Erfolg gest-zuvi, bis ficht Mutter auch dareingefunden hat. Also Du siehst, dass ich Krügelsdors kenne, wenn ich auch nie da war, denn durch die Briefe, die damals gewechselt wur den, ersuhr ich alle-, wa da nur zu er sahren ist.« .War«, verbesserte Salzburger wie der lächelnd. »Wa, viel geanoerl hai sich oa Iooyi nicht seitdem,« brummte Fritz Butt. mann. »Der Onkel ist allerdings ge starben und die Rest hat geheirathet irgend einen reichen Holzhändler, wie ich hörte« aber sonst? . . . Na, jeden falls interessirt’"s mich nicht, und ich werde jetzt, da mein Zug bald einsah ren muß, zahlen und dann ebenso sicher und schleunigst trachten, von hier sortgudampsem als ich es« vor dem Ehejoch gethan habe.« Rudi Salzburger dachte nicht viel weiter iiber seines Freundes Mitthei. lungen nach« denn diese hatten auch sein Interesse nicht sonderlich geweckt, aber da tam einmal nach einigen Wo chen ein Bries von Fritz, worin er siir Ruditl freundliches Gesellschastleisten im Bahnhos noch einmal dantte. ». . . Apropoel Und noch etwas zum Schluß! Erinnerst Du Dich noch, daß ich von einer Cousine erzählte? Gerade gestern schrieb mir Mutter über sie s-— Frauen sind hartnäckig und lassen schwer lo-! - sie soll seit zwei Jahren Wittwe sein Spannst Du etwa-T? -— Aber mit mir nicht zu machen! Trotz dem sie schwer reich sein soll und trog. dem ihre damalige Photographie eine schlanke Blondine imeine frühere Schwärmerei. aber ietzt gesallen mir die Bronnen doch bessert) mit träu merischen Augen darstellte. Nicht zu machen! Es ist vielleicht schade um das arme Weib, sie hat ein harteö Schicksal: in Kriigelsdors geboren, an einen alten Holzbiindler oerheirathet wieder in Kriigelsdors und nun ein same Wittib . . . oder willst Du sie vielleicht trösten? Jetzt heißt sie Frau Therefia Gottermann gebotene Zinner oder in der Geschiistswelt als Firma Ilois Gottermanns Wittwe . . .«' Ilois Gotternianns Wittwe . . . . Das war sehr merkwürdig. Sehr merkwllrdig sand Nudi, als et weiter darüber nachdachte« dieser Name war . ist doch die eigene Wohnung, wenn die ihm schon lange geläufig. Tagtäglich ging er an einem mit hoben Mauern nmfriedeten Grund oorbei und las unwillkürlich die über dem großenj Eingangsthor besestigte Firmentafel; «Alois Gottermanns Wittwe, Holz bandlung". Wochen-— und monatelang liest man's immer wieder und denlt sich höchstens dabei: »Das muß eine alte und reiche Firma sein«, und denit über den Menschen, den das bedeutet, nicht weiter nach. denn eine Wittwe die ein so großes Geschäft weiterfithrt, ist ja wahrscheinlich eine ältere Frau. Und dann kommt der Zufall und reißt ein Loch durch eine hohe Mauer. nnd da hat man aus einmal anderen Aus blick. Und dann interessirt einem eine Sache plöhlich weil man ihr näher ge tommen war. Es war doch nicht gut möglich, daß Rudi Salzburger jetzt ge dantenlas an dem Firmenschild vor ·l:eitam, wenn er wußte, daß damit die Cousine seines besten Freunde-, eine junge Frau gemeint war...· Es ist merkwürdig. wie fo alles tommt. Der Gottermannsche Grund lag inmitten oon Krügelsdors wie ein Stück eigenes Land. Uebergll mußte man an ihm oorbeitommen, denn er hatte eine sehr beträchtliche Ausdeh: nung. Er bildete mit seiner Rück mauer das Gegenüber oon Rudis Wohnung und war deren schönster Schmuck Nämlich daraufhin hatte er die Wohnung gemiethel, die ian alles war, die ihm Krügelsdors, das sonst so wenig Anziehendeo fis-r sich hatte,« liebgewinnen ließ, denn die Hauptsache se angenehm ist, mag sie stehen, Ivo sie will, sie ist ein Hart. ein Schutzwall, sie lann das Paradies sein. Und sie war Nudi Salzburgers Paradies Allerdings nicht ohne das Geaen Lock Nudi hätte das Niemandem so teicht erzählen können, denn die Lrhite die anderen Gemiithes sind und mehrz fiir das Aeußerliche, die begreifen ei nen nie, und deshalb verschwieg er dergleichen lieber und hütete es siir sich. So auch mit der Wohnung. Sie bestand aus einein Gassenzimmer und einem Kabinet, das aus den engen, lchrnuyigen Hof ging. der duntel blauen durchsiirbten Grund hatte, wei! der Hausherr ein Blaufiirber war und den angrenzenden Grund, der viel leicht freundlicheren Ausblick gestattet hätte, auch rnit seinen frijchgefärbten Leinenweben« die hier zurn Trocknen ausgespannt waren, vollgehängt hatte. Das Gassenzirnrner war etwas dun tel, denn es war niedrig, und da die Wohnung im Erdgeschoß lag und das Hausdaclx etwas vorniibersprana, be tani sie wenig Licht. Auch die tfinrich tung war altergqeiaursiirzt und dürftii linan konnte es aber auch siir den ge rinaen Miethzing nicht anders verlan gen), aber nun tasm die Aussicht bin zu! Das hätten wieder viele nicht recht begriffen. Die Aussicht aing nämlich aus die hohe Mauer des Gottermannschen Grundes, und die Mauer war gewiß schadhast und unschön, aber darüber wucherte ein vielleicht hundertsiihriger Epheu, der satt bis an die Straße herabhing, und neben dem Epheu lugte die breite Krone eines alten Birnbau mes heraus, und weiter sah man die schlanke Spitze einer Risenpappel, die terzengerade in den himmel deutete, und wäre die Mauer nicht so hoch ge: wesen, so hätte man wohl den ganzen prächtigen Garten übersehen können, so aber tarnen nur noch ein wenig Laub und Geäste von einein Holunderi strauch und dazwischen Ausliiuser ei ner Fliederhecke iiber der Mauer zum Vorschein. Halm most jtcy krtvasOmouercb Herr len? fragte sich Rudi oft, wenn er das alles genoß· Und eine Antwort wollte er ja gar nicht, denn die hätte ihm viel leicht die Freude verdorben, denn die anderen verstehen so etwas nicht, weil sie sich teine Mühe geben zu verstehen. Als er die Wohnung miethete, da blühte der Birnbauin Und das gab den Ausschlag, er miethete sotort und hatte, solange seine Herbseliateiten nicht nntergebracht waren, Anast, daß ein Anderer ibm doch noch ziioortom inen könnte, wenn er diese tausendbliis thige herrlichteit erblickt. Aber die Leute gingen daran achtlos vorbei rote an allein Schönen, das sich ihnen nicht aufdrängt. Der Garten gehörte Nur-i Saht-ur ger. Ganz allein ihm. Wenn er vorn Amt tnm oder ins Amt ging, da nahm er stets den Weg an dem Stückchen Mauer vorbei. wo der Birnbuum über-hing und der preu her-ablief. Da ging er unter seinem Baum nnd streif te liebtosend über die harten, glänzend ariinen Blätter des Schlinggewächseö wie ein sorgtarner Vater über die häupter seiner Lieblinge —- und nie dachte er daran, daß etn anderer in seinem Garten, den er nur in seinen Träumen durchschritt, gehen durfte, daß er darin schalten und walten durs te. wie ej sich Rudt selbst in Gedanken nie erlaubte. und daß das alles dem anderen gehörte, rechtmäßig und nicht ihm ..... Jetzt nun war das meritviirdig. Als er Fritz Buttmanns Brief gele sen hatte, da schüttelte er den Kopr sonderbart --— Er fühlte sich aber nicht iieraubt oder herausgedriinat aus sei nem Besin, sondern er dachte nur: also da drüben lebt eine und die heißt Frau Therese, und ich habe sie noch nie ge sehen, vin ihr noch nie begegnet. Und dabei hatte er ein sympathisch bereit williges Gesiihl wie bei der Nachricht oder Antundigung eines lieben Gastes, mit dem man gern sein Hab theilt und den man mitgenießen lassen will. Alva er würde jetzt nicht mehr allein in dem schönen Garten herumstreisen, sondern kann das alles Jan-indem zeigen, ei ’ner jungen blonden Frau, die ver träumte Augen hatte und Ihrrese hieß . . . . Und er begann mit der neuen Nach barin langsam vertraut zu werden. Sie störte ihn gar nicht. Wenn er sich ans Fenster setzte und hinüber-. nictte, da ließ sie ihn zuerst allein.i Dann war sie plötzlich da. Er wußtei das gleich an dein Nicken der Flieder-« hecken und an dem Rauschen der Pap pel. daß sie da vorbei tam und oaß die Bäume und Busche sie grüßten, kann saß sie neben ihm aui seinem Lieblingspläßchen unter einer Linde die er entdeckt hatte, als sie ihre Blü thensehnsucht in einer Julinacht iiber die Mauer dustete. und die herzförmi aen Blättchen zitterten alle wie tleine Glöctchen . . . . Anfangs sprachen sie nichts mitsam- « men, dann aber erzählte sie ihm alles-E nach und nach und hatte teiu Hehl vor" ihm, denn sie waren so gute Freunde geworden, wie man sich's- nur träumen kann! Sie hatte sich sriiher in dies Welt aesehnt, oder doch ihr Gliick vons draußen erwartet. Da tam es anders. ! Ein alternder nüchterner Mann wurd, ihr Gntte und sie mußte sich siiaen.s Davon sprachen die träumerischen Au- ’ gen. Sie iiiate sich, denn der Mann war gut uno umgab sie init Sorgfalt.l mit Wohlleben Davon sprachen dies zarten weißen Hände, die dustiges srrone oon dionohaar uno das weich rieselnde. geheininißooll lnisternde Ge wand, das ihre zarten Glieder um loste. Aber sie entbehrte doch. Sie sehnte sich, sie dürstete und hungerte innerlich. Davon sprachen ihre durch sichtigen Wangen nnd senchtzitternden halbossenen Lippen. So wußte Rndi alles. Er wußte von ihrer Einsamkeit und von ihrer Armuth trotz-all ihres Gutes-. Und es ivar ihm ein großes seliges Glück, daß er ihr oen Garten bieten konnte, seinen schonen, kostbaren Garten, den sie nie gekannt hatte vordem und det« sie ein I zig froh machen konnte. Gerade nurk dieser Garten hatte ihr gefehlt, Nudisgsj Garten, nnd Dem Garten hatte wieders« gerade nur sie gefehlt ..... Da tam der nächste Brief von Fritzi Buttniann und drinnen stanb:« Was ists- denn aber mit Dir, alte-II Hat-es Dein letzter Brief, der tl.rng; stellenweise, Gott verzeih mir die Siin i de, wie ein RomankapiieU Jst’5 saj heiß bei Ench? Oder bist Du ver ; rieth Wenn nicht, dann ist’L« die höcb s ste Zeit, daß Du Dich umschaust. denn z sonst schnappst um! Hast meine Cou s sine noch nicht besucht? Das tönntestk doch einmal thun, schaden kann dass Dir doch nicht! Das riß Rudi empor. Es wir ein ganz heller von einen nächtlichen Regen erfrischter Tag, und ter brachte ihm so klare, reine Gedan ten, dasz er plötzlich halblaut mit sich zu reden begann, ioie ein Fremder zu einem anbeten: »Du wärst ein Narr, wenn Du, der sich sogar sein Glück er träumen kann, an dem wirklichen reel ten Glück vorbeiliefest. Jeht ist der Garten wirklich ganz zu haben, eile, bevor Dir ein anderer zuvortomint Gewiß mußt Du Deinen Besuch ma chen. Eine günstigere Gelegenheit sin det sich nie mehr, es ist ein Schick« salswink.« Und er machte sich bereit, ihm zu folgen. ! c i Trotz aller Vernunft und iiderlegteus Denkens hing ·er währender Toitette siir den bevorstehenden Besuch machte» seinen Träumen nach, nnd atsz er dnnn oor dem großen That die Klin get zog, da klopfte sein Herz mächtig, wie es ihm als tleinem Rinde qetlopit hatte, wenn er hinter der verschlossenen Thiir der Weihnachtsbescheerung out gegen-harrte « Ueber dem großen Hotzplntz mußte man gehen, dann erst tnm man zu dem langen, niederen Wohngebände, das sehr ties drinnen lag. Das Wohnzims mer hatte Pliischmöbel und vergoldete Spiegel und an den Wänden Photo graphien, das mochte der Geschmack des Seligen gewesen s:in. dachte sich Rubi, und dann tam eine dicke Frau herein in einem großtarrirten Alcid und hielt Rudis Karte unschliississ in der Hand: »Was steht zu Diensten?« »Ich wollte der gnädigen Frau, der Frau Gottermann, meine Aufwartung machen und ihr Grüße überbringen von ihrem Vetter, meinem Freunde Iris Buttmann....'« »Seht sreundlich«. sagte die dicke s - l -.-— Frau gleichgültig. »Frau Gottermann bin ich.« Rndi verneigte sich und war nicht im Stande, ein Wort hervorzubringen Steif wie ein Stock stand er da und starrte in das von der Sonne rotyge zogene dicte Gesicht mit dem leeren Ausdruck in den verwaschenen Augen. Spärliche dunkelblonde Haare straff ten sich über eine niedere Stirn empor und waren zu einem spitzen Knoten gesteckt. »Vielleichi nehmen Sie ein wenig Platz«. schlug Frau Gottermann vor, die offen-bar nicht wußte, wag sie mit ihrem Gast anfangen sollte, und dann sprach iie langsam und leidenschafts los von Der Hitze und den Arbeiten im Geschäft und wie der Regen nicht viel genutzt hat« sondern nur aufhält, iveil die Wege schlechter geworden sind. Rudi mußte anstiindsh.1lbeo doch et was sagen, und er preßte ees mühsam hervor: »Die Natur hat es doch er frifcht, auch Jshrem Garten wird dar sehr zugute gekommen sein . . »Ach, außer dem nothwendigsten Grünzeug für’s Haus bauen wir ja nichts, es zahlt sich nicht auo . . . »Ich meine ja den großen Garten den dort....« Er stand aus und die dicke Frau Gottermann öffnete die leiin die hin ter das Haus in die angedeutete Rich tung führte. Da war zuerst ein klei ner sonnoerbrannter Rasenplatz« auf dem einige Hühner scharrten. dann ei niae erhöhte lange Beete mit Grün zeug, daneben drei mannshohe Son nrnblumenftörte und an die Mauer gedrängt ein Holunderstrauch, Flieder und der alte Birnbauin Rudi bekam schwere Füße, einen trockenen Gaumen uud trüb wurde es vor feinen Blicken. Wortlok wendete er sich zum Haus zu iiici, ging dinn, von der Hausfrau be gleitet, über den Holzplatz, und da bemertte er erst die hohe Pappel. Die stand hier und stieg über das Haus empor »Die schonen Baume«, murmelte Rudi. ,.Einige solche und andere Baume dazu . . ..'« »Ja, es ist pesundes Holz. aber weich, toir lönnen’g nicht brauchen«, sagte die Frau wie entschuldigend. »Unser Geschäft ist auf hartle ein gerichtet, das geht am besten...« Dann fiel das That hinter ihnk » und er fah sich nicht um. Er ging in sein Zimmer und ließ die Segeltuchs Siiouleaus herab, ziindete die Lampe an und starrte in die kleine rothe Flamme: die lnisterte ab und zu und flatterte dann auf, wie wenn etwas darin verbrannt ivjirde, viele Stücke, eines nach dem anderen. Dann nahm er einen Briefboaen und schrieb an Fritz Buttmann. llnd sum Schluß setzte er hinzu: Du hast recht mit Deinen Befürchtunan um mich hier« Man denkt erst an all die Ein samteit, wenn die Bäume ihr Laub zu verlieren beginnen. Bis jetzt ginng aut, aber der Winter macht selbst mir ein wenig bang. Es ist erst Septem ber, aber mich fröstelt·5 heute wahr haftig. Es mag ja auch an der Woh nung lieaen, sie ist nieder und feucht. Jedenfalls ziehe ich wieder aus oder ich lasse mich von hier überhaupt ver setzen. Vielleicht hilfst Du mir dabei. Und Deine Couiine habe ich besucht, sie läßt ariißen, und das Geschäft geht sehr aut . · . Dann starrte er wieder in die Lam pe, bis ihn der Schlaf übermannte Und er begann zu träumen wie vor dem alle Abende plötzlich aber sanl fein Ron auf die Tifchplatte und er schreckte empor. Was- ivar dag? Das war das Thor, das hinter ihm ins Schloß fiel — — das Thor von dem Garten, in dem er sein Paradies ge funden -— nun stand er draußen — .«.lles, alles hatte er verloren. Da schlich sich eine Thräne aus fei nem Auge. W III hoff-Voll Jssskc Iclck Dass-Use — Das Londoner Museum des lgl. Instituts fiir Wundärzte besitzt einen berühmten prähistorischen Schädel. Vor mehreren Jahren wurde er in Gibraltar gefunden und als der eines menschlichen Wesen-J aus vorgeschicht: sicher Zeit festgestellt. Viele Gelehrte haben sich den Schädel angesehen, al lerlei Theorien iiber dag Wesen, zu dem er einstmals gehörte, sind aufge stellt tvorden und aus allen Theilen der Welt kamen Besucher. um Licht in das Dunkel in bringen. Endlich ist es Professor Keith dem Kurator des Musen-ne, mit Hilfe eines neuen Maßshstems und unter Benutzung aller Hilfsmittel der modernen Wis senschaft gelungen, den Schädel genau zu bestimmen. Er verglich ihn sorg siiltig mit Schädeln aller heute leben den Völter und Stämme und hat ihn als unzweifelhaft prähistorich festge stellt. Kürzlich gab er vor den Mitgliedern des Anthropologischen Instituts eine rusfiihrlicheBeschreibung seiner Unter: suchungen an dem Schädel, den er zu gleich vorwieg. Nach ihm ist der Schädel der einer Frau, die vor ettva 500,000 Jahren lebte und ziemlich in telligent gewesen sein muß. Jhre Kaumusleln waren ersichtlich start ausgebildet, man tann mit einiger Sicherheit da aus schließen, welche Nahrung dieser- priihistorische Weib zu sich nahm: Nüsse und Wurzeln bil deten wahrscheinlich Hauptbestand theile ihrer Nahrung, sie war imstande, Dinge zu essen, die eine große An strengung der Kaumugieln erforderten. Die Menschen vor 60(),000 Jahren waren ohne Zweifel langarimg, dage gen waren sie klein von Statut und hatten abnorm starke, dicke Nacken. Jhr Gehirn scheint größer gewesen zu sein, als man bisher von Menschen aus jener Zeit angenommen hat. Mit einiger Sicherheit lann behauptet wer den, daß jene Menschen schon die Fä higkeit besaßen, mit einander zu spre chen. Dagegen lebte diese Frau in einer Zeit, in der die Menschen noch leine Häuser bauten, der Himmel ihr Dach war. Familienbildung war wohl auch noch nicht vorhanden, die prähistorischen Menschen lebten in Ratten, dir keinem Gesetz unterworfen waren. Wahrscheinlich waren sie Jä ger und Fischer. Der Schädel läßt erkennen, daß das Weib eine große Nase besessen haben muß. Jhr Gau men war um ein Drittel größer als derjenige der Frauen von heute. .- ———--i.---— F Ot- Dtek nispdufemn tu London. Aus London wird geschrieben: Aehnlich wie die Deutschen ihr Goethe-. Museum in Frankfurt und die Fran zosen ihr Viktor Hugo-Museum in Paris haben, haben auch die Englän der Andenken an ihre großen Litera ten in Räumen angesammelt, in des nen diese einst wohnten, oder zu des nen sie doch in näherer Beziehung stan den; so z. B. das Shatespeare-Mu seum in Stratford-on-Avon. die Mu seen Carlyle’5 in Ecclefechan und Chelsea, das Scottsslltuseum in Ab botsford. Hier in Amerika, Ivo es eine große Anzahl von Wams-Vereh rern giebt, ist nun die Jdee entstan den, auch dem Meister des englischen Humors ein derartiges Museum zu errichten, und zwar wurde dafür der allen Fremden wohlbekannte ,,Old Curiosith Shop« in London in Aus-— ficht genommen. Die Londoner Dickenssreunde sind diesem Plane aber nicht günstig gesonnen, denn obgleich der Kuriositätenladen ein gewisses Jn teresse als Alt-Londoner Gebäude hat, dessen Bild sich in jedem Fremdeufiih rer befindet, so ist doch mehr als frag lich, ob das Haus das Geringste mit Dieleng zu thun hat. Dagegen hat der Plan von C. V. Lucag, dem bekann ten Schriftsteller, als Dickeiig-Miiseitni eines der Londoner Häuser, die der Dichter bewohnte, einzurichten, mehr Aussicht auf Verloirtlichung ltjt12 ist Dickeu’5 Mut-jähriger Geburtstag, und seine Verehrer hoffen, bis zu die ser Zeit eine derartige wohlangebrachte Würdigung iu’:«- Werk setzen zu kön nen. ———-. - — Iotgen einer anmutigen Wette. Jn der kleinen Stadt Reszthely am Plattensee metteten It Burschen, daß sie um Mitternacht im Plattensee ein Eigbad nehmen würden. Sie gingen »in Begleitung zahlreicher Männer und Frauen zum See, durchbrachen am Ufer die Eisdecke und nahmen das Bad. Unter dem Judel der Zuschauer stiegen alle drei glücklich wieder anåiv Land, und nun sollte nach dem Wett schwimmen ein Wettsaufeu folgen. Aber der eine stürzte todt nieder, ehe er noch einen Tropfen getrunken hatte. Der zweite verlor nach dem ersten Li ter Wein Stimme und Bewußtsein, und der dritte wurde von einer hoff nungslosen Lunaenentzitndung ge packt. Hy Gedantcnspmter. Schwerthiebe find leichter zu pari ren als Nabelstiche. sit If II Nicht jeder Reformtarif bedeutet eine Tarifreform. si- Ilt si Verhaltene Leidenschaft ist das Wetterleuchten der Seele. li- Ifs II Ueberschöumen gibt's am leichtesten, wo nichts als Schaum ist. s- Ilt II Mancher thut der Leute wegen al les, um des Menschen willen nichts. Tit sit si Manche wären sich nie so nah ge tommen, hätte man nicht ver s,ucht sie einander abs spenftia zu machen —-. Auskunft Klein-Elte: »Mama» wenn ich groß bin und heirathe, —- werde ich dann auch einen Mann haben, wie Papa ist«-« Mutter: »Wahrfcheinlich, Kinn« Klein-Rathe: »Und wenn ich nicht heirathe, werde ich dann grad lo ’ne alte Jungfer wie Tante Moral-« Mutter: ,,·’5reilich wohl'· Klein-Elle: »Ach du lieber Gott! Wir Frauen haben’s aber schwat« Galanten-in »Sehen Sie, Herr Dottor, die Sonne neigt sich.« »Mir vor Ihnen, gnädigeg Fräu lein!« s——ss- k « --—.. Im Jahre »Mo. l A 1 »!’·Jun, was macht Ihr Söhncth Wie alt in cis- riqrntlicshk Fliegt tcs fri)os»t’.-·' »Nein, in drei Monaten ist es fluggc!« Gutcr Trost. - A rzix ,,Eeien Zie icnbesqrgt, Herr Statuts«-, ich werde ein Mittel gegen schn- Ueiden finden nnd sollte ich zelni s« Janus luan darüber nachdenken. Doch ums-. Erster Lehrling: »Du, Fritze, wes halb biste denn jrade zum Optiker in de Lehre jejangeii?" Zweiter: »Ach, weeßte, da kann ick die Stullen wenigstens immer durch’n Verjrößeriinggglag antieken.« -.—.—-———— Unterschied-. Madame-: »Um Gotteswillenk Diese arriinschvollc Nachbarschaft! Hören Sie nur das Rindergeschrei!« Dienstmädchen: »Das sind Jhte ei genen Kinder, Madame.« Madame: ,,Wirklich? Wie die Klei nen sich ainiisiren!« Vergesilich. Richter: »Und was- thaten Sie dann?« Angeklagierr »Dann wars ich ihm einige Rosen an den Kopf« Richter: »Wen: wollen Sie das weiß machen; Rosen schlagen doch kein Loch in einen Nopf.« Angeklagterz »Ja, ich vergaß zu sa gen, die Rosen waren in einein Blu nieinopfe!« Er kennt das. »Mensch, wie kannst Du den Hut Deiner Frau so riesig loben; der ist doch wahrhaftig nicht schön.« »Das weiß ich selber; aber — ein Wort deg Tadels, nnd ich muß einen nenen tanfen.« Heimat-leuchtet Ged: »Ja, jn, meine Gniidigste, der Zahn der Zeit verschont keinen; auch in Jhrem schönen Antlitz gewahre ich schon mehrere Falten« »Na, Sie werden sicher eine Aus nahme machen; Sie werden immer nur einfältig bleiben.« Beim Sturm. Freundin: »Du, ist inir da nicht et was auf den Kon gefallen?" »Ja, ein kleiner Blumentopf aus der ersten Einge; aber laß ihn nur ruhig liegen, so kleidet Dich der hui bedeutend besser!" Verwechsrlnngen. Junge Gnädige lSalai bereitend): ,,Jette, verwechseln Sie um Himmels willen nicht immerfort die Artikel! Es heißt der Salat, nicht die Salai!« »Und gnä’ Frau haben eben den Benzin genomm statt dem Essig!« Mitleid· i Eines Morgens früh, vor vielen »Jahren, rannte ein Ginvrecher. so sschnell er konnte, durch die Straßen ’ Londong, verfolgt von einer Frau, die schrie: ,,.L)aliet den Diebs« Ein Milch-» mann stellte sich dem Flüchtling in den Weg, wurde aber slehentlich gebeten: »Lassen Sie mich um Himmels lau fen. Das ist meine Frau, sie wird mich umbringen, wenn sie mich faßi!« Der Milchmann war selbst verhei rathet und ließ den Uebelthäter ent wischen. Abgewintr. Gigerl: »Mein Fräulein, nehmen Sie diesen Ring als Symbol meiner Liebe zu Ihnen, denn er hat tein » Ende-« Bactfisch: »Ich nehme den Ring als Symbol meiner Liebe zu Ihnen, denn er hat keinen —- Anfang.«