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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 13, 1910)
Nebraska Staats— Anzeiger und J ceroldy Jahrgang W Gtand Island Nem» I:.I Mti 19.10 Zweiter (Tipcil.) Nummer 37. Der Lindenbaum Von A. Triniits. Halt der Lindenbaum noch immer Nat-e deinem Hause Macht, Wo im stillen Sternenschimmer Wir unr- iagten »Gute Nacht?« »Gutes Nachtt« nach frohem Wandern Daan der Heimath Berg nnd Thal, Ida von einem zu dem andern Wob von Glück ein Sonnenstrahl Ost noch hör’ ich, wie im Traume Fernerher ein Rauschen sacht Aus dem alten Lindenbautne Grüßet mich dein »Gute Nachtt« Uns dein Handgelenk. l l l Stizze von Kithe Heimat i ,,Sag mal. Ilse, was hast Du ei gentlich gegen Dr. hart einzuwenden? Fortmährend stichelst Du und willst mir seine Gesellschaft verleiden.« Frau Gralww stand in dein behag- ’ lich eingerichteten Fremdenzitnmer hin ter ihrer Schwester und steckte Jlsens Pelzhut aus. Das dunkle Gitter des großmaschigen Schleiers hob die leuch tende Farbe des rothblonden Haares nnd erhöhte den Reiz des tavriziösen Gesichts, aus dessen seinem Oval ein( pur kluge, graublaue Auqu blickten. ..Ertaube, dasz ich mit einer Geden fratze antworte, liebe Lorr. Warum Orkan-it Tsu plötzlich solche Sehnsucht· nach mir, daß ich schleunigst hierher kommen mußte-« Natürlich kam icli gern, unr- Du weißt ja, dasi ich hierl inBerlist auch viel arbeiten und lernen s will. Aber ich sinde kaum Zeit zul meiner Malerei. Heute ist nun vers erste Tag, an dem autes Licht ist, und. da redest Tu mir ein« das; ich aus je den Fall aus die Eisbalm müßte statt in’5 Museum. —- LIlusierdens will ichl Tsicki aber gleich noch was Tragen:s Warum veraeht tein Tag, an dem mirs Doktor Hart nicht irgendwie braten-; lirt wird, jedesmal in anderer Form: mal ais Tänzer, mal als Kunltlenner, dann wieder als unterhaltender Tisch , lserr und nicht am wenigsten als rei l ctser Junggeselle und vielbeichästiaterH ·3lrit, Heute natiitlich wird er dies Gestalt eines Schlittichuhlänferg unb; galanten Kavaliers annehmen. l »Das svill ich Dir aern beanticor s ten. Erstens war die Sehnsucht nachi Tir nicht plötzlich, sondern sie be stand. Jiur hab ich Dich gerade jeßti arinaend eingeladen, weil tnein Jllanni ijir Monate artommandirt iit und ich, mich Tit nun mehr widmen t:nn,’ Jlg wenn er hier ist. Das ist die eine Antwort, und die andere tonnteit Dul Tit selber geben. Denn Da weißt doch, dasi Doltor Hart der Vetter strei nes Mannes und sein bester Freund ist. Unser Hausarzt natürlich auch, dem teie Kinder regelmässig voraefiibrt werden Nun. genügt Dir das?« ,,Jawohl. Volllomtnenl Wirst DuUJ wohl glauben ich bab nämlich ge :-.rgn:"o"hnt, daß Du mich mit dem Dot tor verheirathen willst. Dumm. nicht wahr? Aber jetzt bin ich natürlich Vom Gegentheil überzeugt. Also adieu, Lore.« »Adieu, komm nicht zu spät. Du weißt, heute Abend ist Aerzterall«, riei ihr die junge Frau noch nach, während Jlie mit den tlirrenden Schlittichnhenl über’m Arm vie Treppen herunter« ging. Draußen lag der Schnee so seit, dass er bei jedem Schritt lnarrte. Die trüben grauen Tage waren endlich vorüber und der lang ersehnte Frost war da. Aus tlaretn blauen Himmel leuchtete die Wintersonne, daß die Bäume in ihrem silbernen Schmuck glitzerten Eine fröhliche Menschen inenge tummelte sich draußen auf der spiegelglatten Eisbahm i t Rauin hatte Jlte Die Hanuumuur anschnallen lassen, als auch Dr. Hart schon vor ihr stand. Aug seinen sctkns ( geschnittenen Zügen sprach Energie· nnd Selbstbewußtsein nber ietzt mich; ehrliche Freude, wie er dein iunaen Mädchen die band reichte und sie über die Bahn führte. Jlse machte ein paar Versuche, selbstständig zu laufen, fand es aber dann bequemer. sich schieben und ziehen zu lassen. »Ich bin furchtbar unsicher«, sagt sie. »Die Füße sind mir so schwer. Ich bab Die Schlittschuhe schon ein paar Jahre nicht mehr benutzt-« »Seht unrecht, Fräulein Jlse. Die Atelierluss wirkt auf vie Dauer er schlaffenr Bewegung draußen in der Natur erhält gesund « Ah, die Sprechstunde hat schon be gonnen, Herr Doktors Dante für gii E tige Konsnltation«, antwortete sie ein wenig spöttisch Paul Hart sah nach der Uhr-. »Noch eine haZbe Stunde Zeit«. sagte er gleichmiithig, ohne ihren Spott bemer ten zu wollen. »Und wag- sctnrlde ich Ihnen iiis Ihren thiigen Ratb?« »Mir das Versprechen, das, Zie mich heute beim tler·;tefest als Tisch herr acceptiren uno mir Rottillon und Quaorille a la conr bewilligen« »Lassen Sie nicht mit sich han deln?« »O bitte, der Wohlthätigtekt werden teine Schranken gesetzt. Fiigen Sie ruhig noch Francaise oder sonst was .3U·« »Es ist also gant selbstverständlich, daß ich heute Abend zu dem Aerzteseit gehe, um möglichst viel mit anen rumzutanzen? Gott erhalte Ihnen Jhr Selbstbecousztiein!« »Ganz dasselbe wiinsche ich tnir auch, Tränlein Jlsr. Ich freue ntich, daß wir wieder «1nal einig sind. Sehen Sie« ich bin ein ganz alt-kindisch« Mensch. Keine Spur von Zerrissenbeit oder Selbstironie oder SelbstverIch tung. er weiß, was ich :r-ill, und daraus arbeite ich hin.« Jlse zog die Stirn trank-. Sie iiihlte sich verletzt nnd mußte nicht, :oarit:n. Immer stärker tonrde in ihr der Wunsch, diesen scheinbar so siehe ren Menschen iroenowie zu ärgern, nnd sie sah ieindselia zu ihm hin. »Damit will ich mir ein BeispieI nehmen. Fels ital-e bei meinem Besuch in Berlin bisher noch gar nicht daran gedacht, in hetonen, weshalb h einent lich der Einladung meiner Schwester io schnell fol ate. Lore glaubt nämiieli immer noch das-, mich eigentlich das gesellige Le ten der Großst.idt lockte, die Theater und all das, wag ich in der Provinz nicht so genießen kann" »Aber Sie verfolgen naturiich ganz endete Pläne, wenn Sie ;. B. heilte Dein-. Ileritefeit erscheinen?" ,,J-o, isllerdinne; das lrssen Zie sich freilich nicht träumen. Auf Die ganze Tanzerei qelse ich nicht das geringste Mich reizt dass timlerische Bild von solchem Ball und vie Tnpen die ich km zu sehen lsetoiniur. Beinen Sie sich nur nielzt so spöttisch nus die Lippen. Herr Doltor". iuqte sie errezat. »Sie glauben natürlich in Ihrer-i Herrenlie ivußtsein: da lomint so ein Gänschen aus der Provinz; die siihlt sich io gottbeqnadet, wenn ein irbeliebiqer «Llestulap1iinzier sie zur Bolonaiie iiilirt. Ju:nol«,l, dac- Denten Zie. Aber Zie täuschen sich qemaliigk« »Da muß ich Ihnen doch niderspre dien, sfräulein Ilse. Die Schwester von Frau Lore hätte ich nie siir ein Gänschen gehalten. Jch tinnte in nuch Ihre Zeichnuimen und habe Sie im mer uls eine talentirte Malerin ge Ichätzt Und ioliald Zie jetzt ein tlein wenig freundlicher zu niir werden, verrathe ich Jlfkneu nuch was.« »Mit-is um«- Nechtes sein« »Ich tnnn’5 uuch siir mich bebal ten.« »Aber bitte!" Sie war nun mirtlich riiinz in Zorn gerathen, ließ seine Händ loc, machte ein paar unsreimillige Verbeugungen nach vorn und rückwärts und legte sich dann dem Doktor direlt zu Füssen Als er ihr beim Aufstehen hals, spiirte sie einen stechennen Minerz im Hand gelenl. Sie lief eine Weile neben ihm her, ohne ein Wort zu reden. Aber der Schmerz wurde iinmer stärker. Sie stöhnte leise und suchte eine Bunt »Haben iSe fut- weh getb.1n?« sraq te Paul Hart besorgt. »Ein wenig«. sagte sie kurz nnd preßte mit der gesunden Hand das schmerzende Gelenk. «Erlausben Sie, daß ich sie vis zum Ausgang schiebe. Sie sind ja qnnz blaß geworden. Eo, und jetzt setzen Sie sich. Können Sie den Hund schuh aitsziehen?« Sie nicktr. »Sie müssen mir in eine Dkoschte helfen. Mir ist ganz schsvnch vor Schmerzen Da, sehen Sie nur.« Er hatte ihr die Schlittschuhe abne schnallt und sak) nun die Hand präsend Jn, die auf dem Muff lag. Das M lent war roth und start angeschwollen »Vern)iinscht!« mutmelte er ärger ;!ich. »Ich bringe Sie natürlich zu threr Schwester. Es muß schleunigst ! ein Verband gemacht werden. Stiitzen iSie sich auf mich. Ach was, machen Sie jetzt teine Faren!« saate er tun, als sie den Iton schüttelte »Wollen Eie etwa noch mal hinfallen?« lir nahrn ihren Arm und half ihr in einen Wagen. Jlse lehnte sich ganz zurück nnd versuchte mit der Linken vie trastlose andere Hand zu stiitzen Llursalsl sie sich sehr zusamniennahm tonnte sie eo doch nicht hindern daß ihr die Thriinen in die Augen traten. »Und aersde die Rechte!« stöhnte sie. »Wer ich doch so viel vor hatte hier in Berlin. Wird-J lange dauern, Herr Dotter, bis die dumme Geschichte ae ; heilt ist?« ! .,Wollen sehen. Nach ver Unter-J suchung sag ichs J«hnen.« « »Ehrlick,?« i »Ganz ehrlich«, versprach er. ---— s Lore erschrak furchtbar, als ihkeT Schwester. von dem Dottor gestützt» ankam. Aber sie faßte sich schnell und! ging dem Arzt zur Hand. Der enges Aermel von Jlse’s Bluse wurde auf-; getrennt, und Lore stützte die Schrot-i ster, während der Arzt die schmerzsf hatte Stelle untersuchte Er liest Verband-Fug holen, ein Stiick feste» Pappe, das als Stütze des Unterorme diente, nnd wickelte einen steifen Vers ; band· Aug einer Serviette schlang er vie Binde, die er Jlfe um den Hals hing, um den tranken Arm hineinzu-. legen. Dr. Hart sprach wenig, wandte sich aar nicht zu der Patientin und gab nur Lore ein paar kurze Anord nungen ; Die Schmerzen haben schon nachge lassen. Jch danke Ihnen sehr. Jst venn der Arm gebrochen?« fragte Ilse. » »Nein, eg- ist nur eine Einwirkung des .c).-.ndaelente5. Aber natürlich ebenso schmerzhaft wie ein Bruch. Trinken Sie jetzt vor allem mal eini Glas Wein. Sie waren sehr tapfer und haben eine Stärkung ehrlich ver-J dient. Ich muß gleich fort. Wenn Ziel erlauben sehr ich Abends noch mal nach Ihnen. Adieu.« Aber der tlerzteball!« »Ich hatte Sie doch zu Tisch engr girt, Fräulein Jlfr. Oh hier oder dort, ist ja ganz eqal. Frau Lore wird noch ein paar Butterbrote siir miih hats-en, nicht inakirk Illio aus Wieder sehen.« Es verging eine ganze Zeit, ehe Ver steife Verband entfernt nnd ein teich ter aus« weichen Mullbinden geivickelt wurde. Doktor Hart kam täglich seine Patientin besuchen; wenn er sich ein mal oeripätetr, schalt Jlfe ihn sitt-J nnd wollte genau wissen, was er ionst nach iiir Besuche oorgehabt hatte. Zie lanasoeilte fich, wenn er nicht da mir una machte Lore Vorkoiirse, daf; sie Paul Hart nun nicht mehr so ost ein lud »Die früher. ,,Vort)er war dac; wag anderes«, er tliirte Jtse ihrer Schwester: Jetzt tsiit Du ilnn toirklich Dank schuldig, soeil er sich meiner gleich so angenommen lieu-« »Tafiir wird er bezahlt«, entgegnete Frau Graboio troaen, »das ist nur feine Pslicht.« Obgleich schon länger als viertetiu Tage vergangen waren, stellte sich der ftechende Schmerz immer von neuens ein« sobald Jlse den Versuch machte, auch nur den rechten Daumen zu de wegen. »Es ist doch vielleicht schlimmer, als Sie denken«, sagte sie zu Doktor Hart. »Ich halte es siir eine Einkniduug. Aber wenn Sie noch einen Arzt su ziehen wollen, habe ich natürlich nichts dagegen. Jch würde ge sogar empfeh len, wenn es Sie beruhigt, Fräulein Jlse.« »Nein, nein, ich vertrane Jlmen al-: Arzt vollkommen«, wehrte Jlse abs. »Sonst nicht?« Sie wurde roth. »Aber wie lange wird es noch dauern?« ging sie iiber seine Frage hinweg. »Sechs Wochen wollte ich bloß hier bleiben. Jch wollte in den Museen topiren. wollte was lernen und jetzt . . .« »Ja, vier Wochen werden wohl noch vergehen, bis Sie die Hand fo wie friiher bewegen können. Hoffentlich nicht länger. Jch werde Ihrer Frau Schwester zeigen, wie das Handaelenl masfirt werden muß. Das foll jetzt täglich zweimal aeinacht werden« »So lange nochl Es ift schrecklich!« tlagte fie. »Jhre Frau Mutter wird Jsmenl gern Nnchurlaub geben. Und schließ lich, wenn Sie iolchen Werth daran legen, hier die Museen gründlich len nen zu lernen, könnten Sie ja auch fiik immer hier bleiben.« Er sagte das bloß so obenhin und schien gar nicht darauf zu achten, daß Jlse ihn fixuiend anblicite. »Uel)rigen·5 habe ich Ihnen noch imntcr nicht erzählt, kons ich damals- uns Der Eisbnhn verrathen wollte Sie sind wohl nur nicht neu krierig3« ,,Jls.tr ganz wenig. « »Aber snaen dirf ich L- ihnen wohl doch?« »O ja.« »Als-»F ich hnb Frau Lore die Etizze entwenden die Sie von den Kindern qemacht haben, und sie deiu Professor Huher gezeigt. Sie kennen ihn wohl dem Namen nach? Ich bin niinilich bei ihm Hausarzt Der Professor hiilt Eie fiir ganz außergewöltnlich begabt» nnd iviirde Sie als Zchiilerin anneh:» men. Sie wissen, daß das eine belonsi dere Auszeichnung ist.« s »Doltor!« rief Jlie mit aroßen ver s Minder-ten Augen, »das haben Sie ge-; than?« I »Ja- Jsst das so erfttunlich?« i »Er hält mich für begabt-« »Nicht in die Hände llatschen, wenn ih bitten darf!« »Doltcr .. .das war sehr freund: lich von Ihnen, so Moos hätte ich Ih nen gnr nicht zugetraut.« « ,.Weiß ich! Sie hätten mir allen falls zugetrnut, daß ich Ihren Dau men schief anwachsen und den Knick in Jhrem Handgelenl recht schlecht heilen lasse, damit die Hand zum Ma len untauglich wird, und Sie schließ lich aus Verzweiflung irgend einen erbeliebigen Aesiulapjiinger heirathen. Nicht wahr, so dachten Sie iiber mich-« »Ehe ich den Knick betmn, hätte ich Vielleicht so geurtheilt; nber jetzt habe ich Sie besser kennen gelernt. »Wirtlish, Fräulein Jlse? Und bin Ich nicht mehr jeder irheliebiae Diesin liidjiinger?« »Ja, lieber Gott« verlangen Zie denn, daß ich Ihnen eine Liebegertläs rnng mache, verehrter Herr Dottor? Das ist doch eigentlich Jhre Suche!« Sie lachte halb verlegen, halb zärtlich zu ihm auf. Da hob er vorsichtig die tranttZJnd an seine Lippen und rief Frau Gro. how, die verwundert un der Tikjir stund, Ju: »Das ist einr- Verlohunn ans dein Handaelent, Trin Lore. lttratuliren Eie ins-J. « ’ · T f I .» i Wickinaersclptsfc ; i i Die «.ttn—:«,1r.1bnna einei- Lttiiti1!,:er l fchiffeö an der Ziiatiifte der Bretagne auf einer tleinen Halbinsel hei part Maria hat nor Kurzem wieder dir-i «.)lnfn«.ertfainteit auf jene normanni I schen tfrotserer nelentt, die bis zur EIJiitte des elften Jahrhundert-Z un nmfchrantte Beherricher der Eee im nördlichen Europa tslietsen nnd jahrhundertelang durch ihre verwege nen Raub-füge der Schrecken der ento päischen Küsten und Flufnniindimgen waren. Man fand die Reste des Wi tingerschiffeg beim Oeffnrn eines alten Grabhügel-Z und die zahlreichen vom Feuer start mitgenommenen Bronzeva: sen ,aoldenen Schnmrtstiiete, Waffen, Schildbuctel nnd Beile beweisen, daß es sich um die Grabftiitte eines nordi schen Seetönias handelt, der hier im Schmuck feiner Kleidunq und Waffen in einem Schiffe verbrannt wurde. Die französischen Gelehrten geben als Zeit fiir die Entstehung des Schiffes das Ende des UJahrhundertg an und man geht wohl nicht fehl, wenn man den Fund mit den im ersten Viertel des zehnten Jahrhunderts aegen die Bre tagne gerichteten normannischen Er oberungcsziigen in Verbindung brinat. Bis zum Jahre 1863 war man fiir die Kunde der mittelaltcrlichen Sees fchiffe, alnefehen von den geschichtli chn Nachrichten, auf Darstellungen der Witingerschiffe auf Runensteinen und Teppichen angewiesen Der sehr pri mitive Bildstein von Häagebn in Schweden, jetzt im Stockholmer histo rifchcn Musenm, zeigt ein Boot mit ei nein Steuermann und zlvotk ueuoereru, aber leine Spuk von einem Muste; ebenso der Bildstein von Bro auf der Jnsel Gotland. Dagegen zeian die wahrscheinlich ans dem 10. Jahrhun dert stammenden Bilditeine von Högbro und Stenlhela auflitotland itnposante Seaelschifse und die thpis schen Rundschilde über den Rudern ösfnunaen. Die im 11. Jahrhundert gefertigte Tapet von Bayern-, die den Zug Wilhelm des Eroberers acaen England darstellt, gab dann weitere ; Kunde von dent Aussehen der Witin einschiffe Am M. Anaust 1263 wurde im NO damer Moor in Schleswia, nahe dem Alsener Sunde das erste Wikingerbcot ifreigelegt Es war ein zwischen den ) beiden Sieben 70 Fuß langes Ruder boot, ein sogenanntes- Langseljiifs Das » in der Mitte 11 Fuß breite Boot trug I an der rechten Seite ein l« Fuß langes Steuer. Die stielplanle war flach, dsa s mit das Schiff leicht auf den Strand gezogen werden konnte. Abgesehen von den germanischen Einbiiumen und den englischen Coracles lSchifse aus Leder und Flechtwern ist diese-H aus dein st. Jahrhundert n. Chr. stammende Ny damer Boot der älteste Zeuge nordi scher Schiffsbaukunst im frühen Mit telalter, es bildet jetzt eine Zierde des Schlegwig:HolsieinischenMufeums va terländischer Alterthijmer in KieL Diesem ersten Funde an der südli chen Ostseeliiste folgte 1867 ein zweiter in dem norweqischen Kirchspiel Tune bei Frederitstadt, doch dieses Boot war so winzig, daß es wenig neue Auf fchlüsse geben konnte. Immerhin zeigte es eine Mastspur aus Eichenholz. Erst das Jahr 1880 brachte einen Fund zu Tage, der volle Aufklärung iiber den Bau der Wilingerschiffe gab· Bei dem norwegischen Gut Golftabt am Sandefjord fand man in einer An höhe ein über 65 Fuß langes Mitin gerschifs, die gewaltige Grablammer eines nordischen Seelönigs, der dort im vollen Schmuck seiner Waffen mit seinen Lieblingsthieren bestattet knar. Das Fahrzeug hatte sich in dem blauen Thon des Hügels vorzüglich erhalten und war nur durch den Druck der Erd massen etwas flach gedrückt worden. Leider war der Vordersteven, der wohl den üblichenDrachenlopf trug nnd des halb aus treichetem Holz gearbeitet war, verwittert. Die Länge des Got stadter Schifer von Steocn Zu Sieben beträgt 80 Fuß, die größte Breite 17 Fuß, der Tieigana ist 4 Fuß. Es war fiir s2 Ruderer eingerichtet, an jeder Seite 16, und konnte wohl ungefähr 50 Personen tragen. Das Boot trug einen Mast, dessen obereg Ende abge hauen im Beotgraum lag, und konnte auch durch Segel bewegt werden. An der rechten hinteren Schiffsseite befin det sich ein iiber drei Meter langes Zieuerruder. Das Schiff besteht ausJ aneinander genanelten Planken, die sich iiber ixvaniia Rippen malt-en Die Reling verläuft parallel zur Wasserlis nie, erhebt sich aber vorn und hinten etwa 7 Fuß hoch, wodurch die Seetiichtiateit Fee-Schiffes erhöht wur de. So lanne man segelte oder anker te, bedeckte-n 22 runde schwarz und gelb liemalte Holzschilbe die Nuderiisfnun gen. Bei einem Kampfe wurden ne entfernt, da man nur rudernd kämpfen tonnte nnd die Nixderldcher dabei frei sein mußten. Ein feste-J Deck befaß das Schiff nicht. Wenn man vor An ker la-1, wurde nacht-«- der Mast nieder gelegt nnd ein Zelt iiber die ganze Liinae des Schiffes gespannt. Getocht wurde nnr am Strande. das Boot ent halt desshalb auch, wie faft alle standi naoifchen Schiffe deLJ Mittelalters, keine Fenerftelle Das um die gleiche Zeit toie das jeht in der Bretagne ne fundene Witinaerfchiff erbaute Boot ist eine Meisterleiftung nordischerSchiffLss bantunft, nnd eine aenane Kot-je des Schiffes hat 18951 die Reife über den Ozean zur Weltansstellnng in ifhica go angetreten. Man ermöglichte da mais durch Nationalsnbfkription in Norwegen eine bis ins tleinfte Detail neinlichc Nachbilduna des Gotftadter Schiffes-. Es hat unter dein Kam-. mando deg normegifchen Knpitäns» MagnuZ nlndersen feine gefabrvolle Ozeandnrchauerunq gliictlich vollendetj und durch den Hndfon, den ErietanalI n-ie den Grie, Huron und Michiganfee I feinen Bestimmungsort erreicht. Dass Original ist itn Garten der Universität ! Christiania in einem Schuppen ausge stellt und bildet eine Sehenswiirdig keit der noripeaifchen Residenzstadt. Die zeitlich nächsten Funde von Witingerbooten erfolgten wieder an der deutschen Ostseeküfte. Jni Jahre 1889 wurde bei dem Dorfe Bauingart in Weftpreußen ein 40 Fuß langes Schiff ftiicttveise ausgegraben, das Professor Contoentz im Danziger Pro vii:«iialinnfeutn sehr glücklich konser viert hat. Auch bei Frauenbnrg in Oftpreußen fand man ein kleineres Boot. Ein sehr glücklicher Fund wurde im Jahre 1900 mitten im Lebamoor bei dem Ritternut Charbtow in Hinter poinniern gemacht. Dieses Boot, von dem ein gutes Drittel geborgen ist, wnr unter einer starken Torffchicht auf al« tem Seeboden im Dünenfand eingebet tet. Der Boden mit 6 bezw. 5 Plan len und dem Riel sowie den verbin denden 11 Rippen ist erhalten. Der 45 Fuß lange nnd 10 Fuß breite Ueber refi ist jetzt fiir das Stettiner Alter tumsmufeuni nach dem feststehenden Typus ergänzt worden. An dein Boot fand sich keine Spur von Eisen. Die Planken find untereinander, so: nsie mit den Rippen und Steven durch i Wachholderholznägel verbunden, dic Fugen sind rnit einem von Holztbeer durchsetzten nordischen Moos gedichtet. Jn der Mitte des Bootes fand sich eine Mastspur, ferner fanden sich Reste ei nes aus gespaltenen, im Feuer ge sclxwärzten Feldsteinen gebildeten Her des:—., sowie Scherben von vorgeschichtli chen Tongefäszen Der letzte und man tann wohl sagen, vom kulturgeschicht liclfen Standpunkt, interessantesteFund eine-z Witingerschiffeg erfolgte im Spätsommer 1904 in einer Grabtam mer bei der Stadt Tönsberg in Nor weg-en Dieses Witingerschifs von Lscberg war 2z Meilen vom Meere entfernt und 50 Fuß über dem Mee resspiegel in blauerThonerde niederge legt, über der der aus Torf gebaute Grabhügel eine schützende Schicht bil dete. Jnfolge des weichen Untergrun des- und durch Berschiebungen des Erdreiches hatte das Boot völlig seine Form verloren und war aus allen Fugen gegangen. Aber der Sorgfalt des Professors G. Gustaffson von der Universität in Christiania ist es gelun gen, das Schiff im Jahre 1907 so wie derherzustellen, wie es bei seinem Sta pcllauf aussah. Die einzelnen Stücke wurden sorgfältig nummeriert und in Christiania durch Behandlung mit hei ßem Dampf in ihre ursprüngliche Form zurückgebogen. Das Fahrzeug von Oseberg unterscheidet sich von den friiheren Fanden besonders durch seine reiche und tunstvolle Ornamentit. Die beiden Sieben sind mit prächtigenHolz schnitzereiem wahren Meisterwerken der Tierornanientil geziert. Es war of fenbar kein Kriegsboot, sondern ein Pruntschisf, das nur zu kürzeren Lust fahrten benutzt wurde. Jn der Mitte des Schiffes befand sich eine Grabtarn mer, die leider schon in alten Zeiten auggeplündert wurde. Ein Teil des Inhalts fand sich noch bei dem Schiffe oerstreut in der Nähe der Einbruch stelle, die die Leichenräuber in den Hü gel gewählt hatten. Hier fand man ciuch Theile zweier weiblicher Stelettr. Offenbar wurde dieser Grabhügel iiber der Leiche einer vornehmen Frau auf getdiirmt, der nach alter heidnischer llelserlieferung ihre Dienerin in den Tod folgen mußte. Zahlreiche weib lichettteratbsctaften Spinngeriithe und tssarntnäule stillten die Kammer. Fer ne-: fand man einen Wagen, vier Schlitten Bettstellen, stijchengeräthe, Strsfrcsie und Federn aus zerstörten slrrspolstem Der erste eiserne Anker aus der Witingerzeit, den man hier krefi rsden hat, und zahlreiche Gerivve undstnockeureste von Opferthi eren füll ten den HiiaeL Die meisten Gegen stände sind überaus kunstvoll verziert und werden nach ihrer Publikation eine wnhre Fundgrube nordischer Orm mentil ergeben. Tag Schiff ist etwa : hundert Jahre älter wie das von Got stadt und stammt ungefähr aus dem Jahre 800. Wie viele Witinaerschifse mögen noch ichhooße der tkrde ruhen, bis sie derSpiirsiUn einesAlterthumgfvrsrliers oder der Zufall in Gestalt eines pflü qenden Bauern freileat! Der jüngste »und in Frankreichr ist besonders in teressunt, weil er die erste Witinger arabstätte fern vom Ostseegebiet, dag alte anderen bisher aufaedectten um faßt, der N laclnvelt überliefert hat. G. von Sioldemanz König Ludwiq xlll. als Journalist Heutzutage sind töniqliche Journa listen äußerst selten. König Ludmig XllL von Frankreich aber fand ein großes Veraniiaen an journalistis cher Thätigteit und gehörte zu den reael mäßigen TUiitarbeitern der Gazetta de Franc-, die im Jahre 16I31 von Remu dot gegründet wurde. Seine Artitel, so berichtet der Pele Mele, waren Be richte über politische Zeitereianisse, in späterer Zeit ausschließlich sorche mili tärischen Inhalte-. Lukas, der Selte tär des Königs, mußte alle seine Ma nrtstripte durchsehen undan ihre stili - stische Reinheit prüfen. Ludwia XllL chiteint sehr stolz aus seine Thätigteit l«,eirtesen zu fein und hat seine Manu slripte sorgsam aufbewahrt Lukas vertaufte sie später an den Grasen Bethrre2, unv dessen Erben haben sie der Pariser National-Bibliothet zum llijefchent gemacht, Die geaenwatttg ;-3z solcher Manititripte besitzt. Ludtvigs Stolz darauf soll übrigens ziemlich nnbereclniqt gewesen sein« denn nach Ansicht des Pele Mele sind sie stili frisch so mittelmäßig, daß geaenwärtig ein Sttepotter mit dem Stile Ludwng X lit. nicht darauf rechnen tönnte, bei irgend einer Zeitung angestellt zu wer den. Zum Berliner Buttetdnntoti. Die Mutter: »Hier haste een Stiict Brot, Junge - Butter ig nick-!« —— »Na, denn kann mir die Stalle wenigstens nich uff die verkehrte Seite fallen·«