Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 13, 1910, Zweiter Theil, Image 16

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    Bei Dietrich von Bern.
so- Eotl Sagen Schmidt, Paris.
sahescheinlich stillt es den aus
Mtschland nach Italien kommen
M Misendrn nicht so sehr aus wie
ffest-ir, der ich in Paris wohne und aus
Frankreich kam: ganz Notditzlien
Mrliegt einein deutschen Einflusse.
somit sich der englische und französi
Iåe nicht mehr messen kann. Jch
spreche natürlich nur von den-. Jtalien
des Touristen. Ob es in der Politik,
im Handel nnd in der Industrie
ebenso ist, weiß ich nicht, oder viel
mehr: ich bin überzeugt« daß es we
nigstens in der Politik keineswegs so
ist. Jn der Politii sind gerade die
Rotditaliener die wärmsten Freunde
der Franzosen, und sie sind es eigent
lich ganz allein. die immerfort gegen
den Dreibund und ganz besonders ge
gen den ganz verhaßten Austriaca
eisern. Während sie nicht das ge
tingste dagegen einzuwenden haben.
daß die Franzosen vor fünfzig Jah
ren erst Nizza besegt haben, während
auch die ursprünglich italienischen Bes
svchner dieses Theiles FrantreicheJs
ganz gute und patriotische Franzosen»
geworden sind und gar nicht an einel
Wiedervereinigung mit stauen den
ken. machen die Norditaliener unaus
hsrlich Radau gegen Oesterreich, das
Je hier schlechtweg »Tedeeco« nennen,
und verlangen die Herausgabe
Fsiriens, wo auch die italienischen
Eingeborenen ohne Unterlaß gegen
die österreichische Regierung agitiren
Politisch also sind die Norditaliener
durchaus nicht deutschem Einflusse
unterthan und freundlich gesinnt.
Vielmehr sindet man die bezeichnend
sien Beweise des Gegentbeils so ziem
lich überall in den oberitalienischen
Städten. Ueber-all sind Dentmiiter,
weiche die Waffenverbriiderung der
Franzosen und der Jtaliener gegen
die Oesierreicher feiern, und in Be
rona siel mir gleich neben dem Eim
pthitbeater ein haus mit einer Mar
mortasel aus, woraus zu lesen steht,
daß hier die österreichischen Tyrannen
eine siinsundzwanzigjährige schwan
ger-e Frau ermordet hätten. Wenn
man solche Dinge. deren Einzelheiten
vermuthlich dee Sacke ein weniger
entsetzliches Gesicht geben würden als
die lapidäre Kürze Inschrift, zum
ewigen Gedächtnisse in Marmor ein
gräbt, dann giebt man dadurch aus
das deutlichste zu verstehen, wie man
sich zu dem deutschen Nachbar stellt.
Die in Norditalien seßhasten Reichs
deutschen machen es denn auch genau»
ebenso wie die Oesterreicher in Franks
kein-. Sie gehen sich sie gkztziks
Mühe, um nicht mit jenen verwechseltj
In werden. Jn Paris sind die Leiter-!
reicher im Stande, ihre deutsche Mut
Oersprache zu verleugnen, und ich habe
schen manchen guten Franzosen aufge
klärt, der sich aus das Zeugnis-, öster
- reichischer Belannter berief und mein
te, in Wien spreche man »österreich
isch«..- Ebenso machen es die Reichs
deutschen in Norditalien; sie vermei
den es sogar, sich Deutsche oder Tede
pschi zu nennen, weil der Norditaliener
den Oesterreicher schlechthin so nennt,
und haben eine neues Wort «Germa
nici« erfunden, uin nicht mit jenen
set-wechselt zu werden.
Desto erstaunlicher und ausfallen
der ist, daß sonst in jeder Hinsicht der
deutschsprechende Fremde bei weitem
an der Spitze steht. Früher mußte
Inan wenigstens sranzösisch verstehen,
Ipenn man durchtommen wollte, unb
selbst mit englisch tonnte man sich
seichter verständlich machen als mit
deutsch. Heute aber ist deutsch un
bedingt die wichtigste und am meisten
gesprochene Touriftensprache in Nord
Italien Wenn in einem Hotel oder
Uestaurant überhaupt eine fremde
Sprache gesprochen wird, dann ist es
die deutsche, und erst in zweiter Linie
. kommt französisch. Jn Mailand
wohnte ich in einem Hotel, das ich sur
Istiniitalienisctp hielt und das aud,l in
der That italienischen Besitzern ge
höri. Jch radebrechte mich also mit
italienisch durch; als der Kellner mitt
mit meiner Frau französisch sprechen
hörte, gab er sich große Mühe, franzö
sisch mit mir zu sprechen, als er aber
vernahm, wie ich mit meinem Sieben-J
jährigen deutsch redete. lan- hinfort
seit gegenüber kein anderes als
Wfche Worte aus seinem Munde.
Dabei war der Mann lein Deutscher-.
III-dem Italiener. Beinahe das ge
fmmie Personal des hotels sprach
Ida-tsch, vom Portier bis zum Stuben
ngsdchem und ähnliche Erfahrungen
»Ist ich in Betonen Padua und Ve
Ullg gemacht. Ei giebt sogar eine
..w Unzahl Hoteli nrit deutschen
M, Und das ist sehr merkwürdig
then in Frankreich lebenden Deut
. weil die aus dort zahlreichen
Mit ihre Nationalität
is UM und ihoe Flagg
M behalte-. An der fran
wimeli ei von
. » M sit englischen oder
« . M, englischen, ame
i « g - und itsssistlchm M
:«- III M. deutschen seßieetn
W und deutscher se
Fi;
gegnet man Gasthäuserm die man
ihrem Namen nach slir deutsch hält
Hotel Bavaria, Hotel Germania,
Berliner Hof und ähnliche, die sich die
sen Namen nur darum zugelegt ha
ben. um die deutsche Kundschast act-.
zulvcken. ;
Jn Verona aßen wir zu Mittag:
an der beriihmten Piazza Erbe, be
rühmt als einsiiaes Forum der Rö
metstadt und auch wohl wegen dens.
Bilde« das Menzel von dem Platze ge
malt hat. Das Lokal hatte einen
deutschen Namen, war aber ganz ita
lienisch. Da habe ich entdeckt, wie die
Bösewichier von der Wirthezunft den
Fremdling sangen und ausbeuten. Jn
diesem Restaurant’ giebt es zwei
Speisetarten, die eine ist nur italie:
nisch und wird jeden Tag neu ge
schrieben, die andere ist italienisch,
französisch und deutsch und bleibt
jahraus. jahrein die gleiche, sinterna
len sie gedruckt ist. Was auf der ita:
; lienischen Karte eine Lira kostet, kostet
auf der dreisprachiaen anderthalb.
Zum Glück machte der Kellner ein
Bersehen und brachte uns die italie
nische Karte. Nachher stibitzte er sie
auf einen Wint des Wirthes weg und
legte die dreisprachige hin. aber rnaL
Kunststiick war uns nicht entgangen
und wir begehrten eindringlich nur
italienisch zu essen· Wer nach Verona
lommt· mag sich das zum nützlichen
Exempel dienen lassen. und wahr
scheinlich geht es ebenso in andern ita
lienischen Städte-i zu.
Daß Norditalien trosz alles poli
tischen Mißmuthes auf die deutsche
Touristenlundschast angewiesen ist,
versteht sich eigentlich oan selbst, denn
hier sind wir ja schon in der nächsten
Nähe Deutschlands. Der Lago di
Garda, dessen Rotdzipsel in Tirol
liegt« reicht bis nach Verona herunter.
und von Verona ist man in kaum
einer halben Stunde an der öfter
reichischen Grenze. Die alte deutsche
Heerstraße nach dem Welschland geht
iiber Verona oder landet in Betonen
nachdem sie die Alpen durch den Bren
nerpaß überschritten hat. Von jeher
also war dieser Landestheil germani
schem Einfluß unterworfen, und
darum habe ich auch in meiner Ueber
schrift den helden der deutschen Sage
genannt, dessen Residenz Verona war.
Zu jener Zeit hatten unsere Lands
leute noch selbstständigen Sinn genug,
um. was Englander und Franzosen
noch heute thun, fremde Namen der
heimischen Zunge mundgerecht zu ma
chen. Keinem Deutschen fiel es ein.
Nancy anders als Ranzig Numbe
liard anders als Mömpelgard zu nen
nen, Veran war Bern, Ravenna
Raben, Bornio. die erste über das
Stilser Joch gehenden Alpenstraße er
reichte italienische Station hieß
Woran Dürer nennt in seinen Brie
sen aus Venedig den Maler Giovanni
Bellini. der in Jtalien selbst Gian
beilin hieß. nicht ander-:- als Scham
bellin. Selbst Goethe. dem doch
wahrhaftig tein Mensch Paugerma
nie-uns vorwerfen kann, —- das Ge
gentsheil ist ihm oft genug kargen-ar
fen worden —- iibersetzt in der Lebens
befchreibung des Benoenuta Cellini
die italienischen Bornamen ins Trut
sche, und Giulio Rom-and ist bei ihm
Julius der Römer.
Ja dem italienischen Bein nun,
das der gute Deutsche heute nur noch
Verona zu nennen wagt, sind die deut
schen oder germanischen Eindrücke be
sonders start, trog der schon erwähn
ten Marmor-Jnschriften, welche die
Schandthaten des Tededco und den
has des Norditalieners gegen seinen
nächsten Nachbar bekunden. Die ganze
jStadt bat etwas nordischec und ger
manischeg, und obgleich sowohl die mit
Zinnen gelrönte, zur Burg führende
Etschbriicke als auch die Scaligeraräs
der aus einer viel späteren Zeit stam
men und mit Dietrich und feinen Hel
den nicht das geringste zu thun haben,
passen sie doch ganz außerordentlich
gut in die alten deutschen heldenli eder l
von Alpharts Tod, vom Rosengarten
und vom Ende der Nibelungen ManT
tann sich sehr wohl vorstellen, daß der
junge Alt-hart als er zur Watte zog,
gerade über diese nämliche Brücke ge
ritten fei, und daß ihm von den Zin
nen dieser nämlichen Burg die Jlchönen
Frauen und die herngin Ute nach
winllen. Und wenn man sich den Can
Grunde anfchaui, wie er auf dem
Gipfel seines Grabmales geharnischi
auf dem geharnischten Gaule stat, die
Beine flramm und straff im BiEgeL
das erhobene Schwert in der Rechten,
den helm auf dem Rücken, hinaus
lchanend in das Land, kühn und start
der echte Weiaand des Heldenliedej,
dann möchte man ihn wohl für einen
Wiss des alten Meisters silbe
brand. für einen Genossen Diet sich-,
Weilst-art- und Siegftabs halten, der
auf der grünen beide die Ruhe des
Wes bewacht nnd nach dem Feinde
usspäht
Endliss wird unt das alte italie
nische ser- noch durch Bürgers Lied
M braven Mann näher gerückt nnd
Mh gemacht, denn hier war ei,
is- det Landes durften- wuchs und
ist-II, m die Etsch gespaltne Fels
sen Eis gegen die Pfeiler der Beil-e
rollte, roo Pseiler am Pfeilen
lrachend brach, wo der Bauer im Kit
tel den Zöllner mit Weib und Kind
rettete nnd die Pistolen des Grafen
ausschlag, weil ihm fein Leben fttr
Gold nicht feil war. Wo diese Brilele
aber gestanden hat, welche von den
heutigen sechs Brücken jent an ihrer
JStelle steht lann ich dem Leser nicht.
verrathen Bei allen diesen Be
Jziehungen zu Verona hätte ich dei
nahe noch ein Haupts-and vergessen:
Romeo und Julia waren aus Be
tona, hier tviithete der tolle Tydaid,
hier gurrte der verliebte Romeo, hier
war es die Nachtigall und nicht die
Lerche. hier wird heute noch das baut
der verliebten Dame und sgar ihr
Sarg gezeigt, -- es tostet fünfzig
Centesemi und dafür dars man ihn
sogar ais-fühlen denn er ist aus Stein
und hat nicht viel zu fürchten von
den nach Andenken lüsternen Bein
chern.
Nun sehe ich, daß ich beinahe zum
Schlusse dieser Plauderei geiomknen
bin ohne Sie ordentlich in Verone
herumgeführt zu haben. Indessen
war das auch garnicht meine Absicht
denn Bädeter macht das viel viel
besser. als ich es iiinnte. An dasJ
I
Ampbitlseater muß ich Sie allerding
siibrem und wäre es auch nur. weil
auch dieser alte Römerbau von der
deutschen Sage in Verbindsmg mit
dem großen Dietrich gebracht wird.
Denn dieser Sage nach ist das rö
mische Rundtbeater weiter nichts all
der Palast Dietrichs von Bern. Wie
er sich biet einrichten tvnnte, ist mir
allerdings ein Ratt-seh im übrigen
aber wäre es durchaus nicht unmög
lich, daß er biet gewohnt hätte. Jm
Theater von Oranien in Südsrank
reich hatten im Mittelalter die her
zöge von Oranien ihre Residenz, in
den Ampbitheatern von Niemes und
Arles hatten sich ganze Kolonien von
Einwohnern niedergelassen, außer
Privatwobnungen gab es da Kirchen
und Kapellen Jn Verona wird es
wohl nicht anders gegangen fein. und
eigentlich wäre es wunderlicher. wenn
die Landesberren sich nicht des mit ge
waltig starten Mauern ausgeführten
Baues als Burg sedient hätten, als
das Gegentbeil. Es ist also wahr
fcheinlich genug, st Dietrich thatsächs
lich in diesem Amphitheater gewohnt
bat.
Der römischen Altertbiimer sinden
sich hier nicht wenige, und wer in
Verona zum ersten Male italienischen
Boden betritt, wer auch die römischen
Bauwerte Westdentschlands und he
sonderi Südsrantreichs nicht tennt,
der erhält hier einen guten Anschau
unasunterricht An der Piozza Erbe
erfährt er, welche Form und Gestalt
ein römisches Forum hatte, das Am
pbittxeater ist außerordentlich gut er
halten oder restaurirt und giebt ein
treffliches Bild von der guten alten
Zeit, wo man noch Thier und Gla
rsitorentämpfe ausiiihrte, anstatt sich
ron Gabrielle d« Annunzio umnebeln
zu lassen, auch ein römisches Theater,
ebenfalls ziemlich gut erhalten« ist
vorhanden. und mehrere römische
Tbore, Säulen, Sartopbage und ähn
liches machen Verona zur ersten alt
römischen Stadt, die der von Deutsch
land kommende Neisende betritt. Und
da ein ordentlicher Deutscher selbst
verständlich niemals daran denkt, die
in ihrer Art weit interessanteren und
merkwürdigen römischen Altertbämer
des deutschen linten Rheinuserey die
Schöne im Mainzer Museum. den
Mosaitboden zu Kreuznach das Grab
mal von Jgel und die großartigen
Bauwerte von Trier zu besuchen, so
muß er freilich in Verona die Augen
ausreißen und iiber all diesen römi
schen Altertbtimern vergessen. daß er
sich aus dern von unserm alten deut
schen heldenliedern besungenen Bo
den, in der Stadt Dietrichi von Bern
sbesindet Darum habe ich es hier
s unterstrichen.
Ieise Issesfhe Zwitter-e
Jn der Kindertlinit der Matt-nis
fenanftalt zu heilsingfors befinden tief
fiamesifche Zwillinge, die das Interes
se der Amte in besonderem Maße
erregen. Es sind dies zwei 8 Monate
alte Mädchen aus Jtalis, die feit der
Geburt an der einen hiifte zufammen
gewachfen sind. Die beiden Mädchen
haben nur den Enddarm und die Blase
gemeinsam, wäbrend die übrigen stör
pertbeile frei sind. Das eine Mädchen
hat herz und Leber auf der rechten
Seite, das andere auf der tinten.
Puls, Refbieativn und Temperatur
wechfein bei den beiden Kindern. Da
Gefiibl ift bei ihnen getrennt, außer
an der Stelle, wo sie zufammengemchs
fen sind. Die beiden Mädchen, die
Marthe und Maria getauft worden
find, haben ungleiche Körpergröße;
das kleinere leidet an einem herzfebs
ter
W
J- dee stei.
Meth: »Was, Sie Lumb —- zah
len tönn' S’ nit, nachdem S' den
fcböuen Rinde-braten versehrt damit
Nun tosen S« wenigstens wissen; es
tvar Pferdefleifch!«
Das fwcisser rauscht.
Humoreste von J. E i ch e n b e r g.
)
Jn einer Laube des hotels .Gieß
Neh« am lieblichen Brienzeriee sahen
beim duftenden Morgeninifee der
Olserlehrer Dr. phil. Steinebsach rnit
feiner jungen Frau delenr. Sie be
fanden sich auf ihrer etwas späten
Hochzeitsreiir. Du lieber Gott! Das
Gehalt eines jungen Gnmnasialleh
rers ist eben nicht auf eine Seh-weiger
reiie oder ionitige iyboritisste Schwel
gereien zugeschnitten. Durch dreijäh
riges tapferes Sparen hatte man es
aber doch endlich io weit gebracht,
einmle vier Wochen die Wunder der
Natur und die Freuden des Nichts
ihung richtig augloften zu Minnen
Nach beendeteni Iriitiitiiel wandel
ten die beiden, selig wie nur wirliiche
Hochzeitsreiiendse, an den Kaskaden
des stürzenden und itäubenden herr
lichen Wildwassers binaui. Sie ließen
sich schließlich, um noch einmal den
Gesammteindrnck auf sich wirken zu
lassen, aui einer Rahel-unt nieder. die
eine vorzügliche Aussicht auf den Fall
qeitattetr.
Sie icknniegte sich eng an ihn. »O,
Artlnm wie herrlich! Das Wasser,
das mächtige « ach nein —- dae nd:
icheuliche Wasserl«
»Was-s! Abscheulich?«
»Ja, Wisllnczcm im halte einen -
schrecklichen Traum heute Nacht.
Jch war zu Hause. Es war in tieser
Nacht, als ich-durch ein Brausen nnd
Plätschern aus dem Schlaf geweckt
wurde."
»Der nahe Giebbach wohl", bestä
txate der Gemahl überlegen
»Nein. nein — unsere Wohnung
schwamm in Wasser. Es siieg höher,
immer höher. Die Mauern wantten,
neigten sich —— ein Krach —«
»Und du warst wach, nicht wahr?«
lächelte er.
Doch sie hatte schaudernv ihre Au
nen verhüllt. »Arthur". sagte sie rnit
hohler Stimme, »ei- ist ganz gewiß
eiroas zu hause vorgesallen!«
»Meine atergliiubische Trude!«
drohte er.
Doch säh richtete sie sich plöhlich
empor, ihre Augen sahen wie in un
endliche Fernen, ein Schrei —- und
sie sani ohnrnächtig zurück.
Der Oberlehrer beschäftigte sich
eifrig um sie, aber erst einiae Spriser
des omniösen Wasser gaben see dem
Leben und damit erneuteni Entsetzen
Juki-ich
«Arthur! Arthur —— das Wasser!«
schluchzte fee lrarnpshast. »Es ist mir
eingefallen — unser Wasserhahn steht
auss«
»Unser Wasserhahn?« wiedtrholte
er versiändnißlos.
»Ja, unser Wasserhahn zu hause!«
«Ungliietlicke — du hättest ——-"
»Ja, ich ja -—s ich habe!« Und von
neuern brach sie in lautes Weinen
aus-. .Jch wollte noch ein Glas Was
ser trinten —— es war so warm —- ich
ließ erst ablaufen und vergaß es nach
her ganz. Du drängtest so zur Bahn
O, o —--«
,,Na«, begütigte er, »einen Wasser
niesser hat-en wir ja Gott sei Dant
auch, es geht also wenigstens nichts
verloren « siir hie Stadttassr. Acht
Tage sind wir unterwegs, nehmen
wir nun einen täglichen Ablan
von etwa fünfhundert Kubitmetern an
—- -das Rubitineter zu zwanzig Pfen
nig —'«
Der Herr Meriehrer zog plöhlich
Notizbuch und Vieiseder aus der
Tasche und beaann sieh in mathema
tische Kaltulationen zu vermitteln.
«Wenn ich nur wüßte, Helene, wie
start du den sahn ausgedreht hast«
»Ich sürchte sehr —- du hattest sol
che Eite—o——ach!« ächzte sie herz
brechend. »Bist has ist ja noch nicht
da) Schlimmstet«
»Noch nicht’5"
Jud-IS Sieb am Wasserstein ist
immer so verstopst, das Wasser tritt
über, die Decken verweichen i-— und
wir haben alles zu zahlen. —-— Ach·
-mein Gott, das Unglücks«
» Der G.1tie, obgleich selbst nieder
)(sedriiett ob solcher Aussichten, mußte
l wieder trösten· »Sieh mal, die haus
leute werden's schließlich doch mer
len, Ivenn das Wasser ——«
»Aus den Fenstern heraustrittcz
ergänzte sie schauend s
»So schlimm wird-s wohl krick-W
gleich werden«, lächelte der ges-rüste
Gemahl mit einer Art Galgen-bus
mor. »Die unter uns werdet-T
schon spüren.« J
»Wenn ihnen die Decke aus den
Kopf-tonirnt!«
»Dann merlen sie’s nanz sicher.«
«Alrstl;eulicher, du scherzest noch!«
»Was ist denn zu machen-?
«Deirnreisen müssen wir unper
züglich.«
»Seht da wir lauen richtig eng
sangen habe-it Und unser schönes
Rundreisebests Rein, Schuh, bis
wir heimkommen, is« doch zu spöt,
and das heut längst eingefallen
ten wir also ruhigin unserer
Ieise sort und lassen wir uns durcy
nichts das Vergnügen stören« l
Eis-Hi. f
Junge FraIIr »Ach, Franz. wenn du mich IIIIt auch einmal so verklärt ansehen
wolltest — - IoIe ehe-I pas gebmtenc Hälmle
»Nein, das bringe ich nicht fertig.
Mit dem Vergnügen ist’s ohnehin
vorbei. Du mußt wenigstens sofort
jemand beauftragem in der Woh
nung nachzuiehen."
»Den denn? Wie sind doch erit
einige Monate in Berlin und kennen
keine Seele. —- Doch halt! vielleicht
der DassteL Das ließe sich waschen.
Jch schicke dein Vansmeister den
Schlüssel.«
»Ja, aber sofort und durch Eil
boten«, Sriinate sie. .
»Na, ich habe ihn doch immer in
der Rocktasche ——« saftig tLopfte er
alle Taschen noch eimnckl ab —- ver
gebens. »Er ist sicher im Hotel bei
den Sachen. Da will ich doch so
fort —-"
Und fort eilte er.
Nach einiger Zeit tarn er aber tapf
schüttelnd wie-er. »Verloren —- oder
verlegt! Er ist nirgends zu finden.«
.Auch »das noch! Dann mußt du te
legraphiren Man soll sofort aufdre
chen lassen. O, ich fterbe noch vor
Angst in dieser Unaetrpileseitsu
Der Oderlehrer telegraphirte alfo
an den hausmeister, dringend seit
bezahlter Antwort
Die tleine Frau athmete jetzt et
was auf.
Doch das Fieber lam wieder.
Frau Helene aß und trank und schlief
nicht mehr. Bei der hatmloseften
Unterhaltung sal- man sie plötzlich
zusammenfahren, die Farbe wechseln
und davonlaufen. Die Aufregung
schien sie zu verzehren Den seit der
gestrigen Nacht wundervoll anges
scksvollenen Gießbach lonnte sie nun
schon gar nicht mehr fehen Die un
geheuren Wassermassen. die uner:
schöpflich tosend von Fels zu Fels;
wieder in den See stürzten, erregten;
ihr Grauen. Sie erinnerten zu viell
an ein anderes. fchrecklicheres Wai
ser, das unaufhörlich ——————
Doch genug!
Der arme Gatte war auch nicht
auf Rosen gebettet. Er mußte im
merfort trösten. Wenn er nur
manchmal gewußt hätte, wie
«Daffie würde doch längst ge
schrieben haben —"
»Wenn du ihm nur richtig tele
graphirt hättest!« unterbrach sie
vorwurfsvolL
uFiir Herrn Doktor Stetnebach
—- fiinfzig Centimei Strafparto!«
rief gerade der Postbotr.
Der Ober-lehret zahlte und weg
prüfend den Brief in der hind·
»Schrver«, murrnelte er.
«Poftsiernpel Berlin«. rief helene
erschüttert.
Dei Dottpri hände zitterten et-·
was beim Oeffnetn Etwas Schwe
res fiel aus dem Umfchlag: ein
Schlüssel.
· Aus den schwerfälliqen Zügen
»wurde hernuebuchstabirt:
«Hochvereyrtette Verriamrrnk
Beehre Ihnen nnbel mit esner
brieflichen Antwort auf ihr Tele
-gramm, indem ich mit den Telengf
Isieren nicht mehr so recht fort kann«
Fist es mir sozusagen geläufigee mit
Feder und Tinte als lone langsttei
lige Quasselei. Indem wie ben Wat
sektran nicht zndrehen brauchten«" als
indem derselbe überhaupt nicht often
war. Also beunruhigenle Ihnen man
ja nicht, es is allens in tcheenste Ord
nung —«
Der Doktor lieh das Blatt sinken
und plahte herausf »Habt-hu —- das
hast du wieder einmal famos ge
macht! Zum Todtlchießent hob-ho
« Aber nmi tolko doch mit dem
Schlüssel?«
»So ltei doch erst fertig«, sagte
sie in tchmollendewTotr.
Er las weiter: »Was den Schlitt
fel betrifft, to habe ich denselben. in
dem oerlelbe tn die Korttthortlpllee
gestochen hat zum Auf-nassen benust
wo denn tein Schlossek nöthig wor,
welchen ich hiermit betlegr.
hochachtungtvomt,
Gottlteb Dssste.«
Nun triumphirte die junge Frau.
»Arthur, das mit dem Schiiissel —
das warst du! Aber dente doch nur,
wie leicht hätten da Diebe einbrechen -
tönnen!«
»Nun ja doch — jeht fällt mir's
wieder ein. Jch wollte noch mal noLL
den Fenstern sehen. Da muß ich ihn
haben stecken lassen'·. gab er tleinlaut
bei. Seine ehemönnliche Autorität
und Unfehlbarteit war etwas ins
Wonten gerathen.
Da tam ihm ein retten-der Ge
danke.
schltlg sich plptzltch vor vie
Stirn. »Sapperlot! Da hab’ ich wohl
auch im Vorbeigehen den Wasserhahn
geschlossen, den du anfgedreht hattest.«
.Schtvindler, du! Damit kommst
du mir nicht durch. Dein Leichtsinn
hiitte die schlimmsten Folgen baden
tönnen.«
»Und deine dumme Wassergeschichte
hat uns einen tostbaren Reisetag ge
raubt.«
»Was willst du denn nur? Ich
habe ja eigentlich gar nichts ge
macht!«
Jetzt mußten sie beide doch herz
lich lachen.
»Der einzige Schuldige ist schließ
lich der infame Bach da drüben mit
seinem ewigen Geplötscher!« rief sie
spitzbübisch
»Und deine furchtbare Eindildungss
kraft, Helene!' ergänzte er. »Nun,
fegen wir getrösiet unsere Reise fort."
Sie sahen noch manchen Wasserfall
auf ihrer weiteren Fahrt dzurch die
schöne Schweiz. Mertrviirdiaerrveise
sahen sie sich dann jedesmal an und
-—- lachten. -
HON
Dte Entdeckung einer steten-tötete
m den Poren-Keim
Die Auffindung eines eigenartigen
Naturphiinomens, einer gewaltigen
«unterirdischen höth ist Lucien Rus
daux in den Pyrenäen gelungen, wie
er in der «Nature« mittheilt. Jn dem
Departement Ariege, dessen gewaltig
Erdhöhlen bereits seit langem berühmt
»sind, befindet sich auch dieser grandio
seite unterirdische Raum, und zwar ist
es der «Caugno de los Goffios« in der
HRiihe von Belesta auf dem Boden der
Gemeinde Rieur-Fourcaud. Der Zu
gang, der sehr schwierig und ganz
versteckt war, konnte nur nach mannig
fachen Anstrengungen und Gefahren
erreicht werden. Nachdem Gebüsche
und Steinblöae fortgeschafft waren.
bot sich aber plöhlich der Anblick eines
gewaltigen Saales, mit einem wahren
Chaos verschiedener Gesieinsformem
in dem man auf zahlreiche Gerippe
von Thieren stieß. Dann gelangte
man in einen Raum von geringerer
Ausdehnung. der aber dafiir viel hö
her war
i
Wunderschön war der Anblick dieser
grandiosen Steinmassen, als der erste
Strahl des Lichts ihre gigantifchen
Formen enthüllte. Riesige Spitzen
ragten auf und schroffe Felsen; da
zwischen lagen säulenartige Stalags
miten, wie die Trümmer eines unge
heuren, von der Natur erbauten Tem
pel-. Wenn die höble erft dem Be
such des Publikums zugänglich ge
macht fein wird, wird sie sicherlich zu
den merkwürdigften Naturpbönomenen
gezählt werden, die Frankreich auf
weift. Die mäßige Tiefe von 35—4l)
Metern, die man binabsieigen muß,
läßt sich durch eine Treppenonlage un
fchwer überwinden. Dein Reifenden,
der die anderthalbstiindige Wande
rung von Belefta unternimmt, wird
sich dann ein Anblick darbieten, de en
Größe, Eigenart und Phanta tit
schwerlich von einer anderen Tropf
sieinbiible übertroffen werden wird
Laus-stili.
Reifenden »Sie haben mich einen
Gauner, einen Schurken geheißen, ha
ben mich get-Weist- ntich die Treppe
binantergeworfen, heert Jch warne
Fie! treiben Sie s nicht zum Aeuheei
ten '