Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 13, 1910, Zweiter Theil, Image 13
WH-— « . jä- ; . sp« Ver Pompadorrrränber Novellette von A. v. Gersdorsf. Juntelnde Sonnenlichter schossen durch die bunten Scheiben der reizen ben Villa in der Thiergartenstrahe. Ein älterer, sehr elegant getieideter herr, der seinen Ihre bereits genom men hat« sattet nun, eine Cigarrette anziindend, die Zeitung auseinander. Er hat ein ernste-, vornehmes Gesicht und steht englisch aus — oder arti-»li sirt, rnit den breiten silbersarbenen Bartloteletten, dem ausrasirten Kinn, der tadellasen Totlette. Es ist der Kornmerzienrath Philipp Mariens der Aeltere. Jhm gegenüber sitt ein schö nes, noch sehr junges Mädchen in dunkelblauem Schneidertleid, das goldbraune haar iiber der Stirn hochausgebauscht Goldbraune Attri telaugen mit langen Wimpern, die dazu bestimmt scheinen, den ab und zu rasch aussunlelnden Blick leidenschaft lichen Temperament-L ja nmvilligen Trohes zu verschleiern. Ihre vollen rosigen Lippen umspielt ein fast allzu energischer Zug, ein spöttetnbes Lä cheln, und aus ihren Augen sunteln tausend tleine Teufel des Wider spruchs, während sie die Briese und Karten, die ihr soeben die Post ge bracht. überfliegt und halbaelesen l-ei seite legt. Was ist Lisa Mariens denn auch wichtig außer ihrer eigenen Person, ihrem eigenen Willens So scheint der junge herr zu den ten, der iiber sein großes englisches Zeitungsblatt hinweg zuweilen einen ruhigen tithlen Blick aus das schöne Mädchen richtet und mit einem kriti schen Jucken der langgeschweiiten lolonden Brauen wieder von ihr ab wendet. Er ist aus England ber iibergetommen, aus Glasgow wo sei nes Vaters Weltsirrna einen riesen haften Exporthandel betreibt, in das defreundete Haus nach Berlin, um die heirath ihres tiinstiaen Chess mit der Tochter der Firma Mariens zu betrris then. Die Glasgower Firma Janies hiller ist übrigens ebensalls deutscher hertunst. Der gegenwärtige Besitzer ist ein Deutscher, und Jst-netz, der Erbe, ist in Schulpsorta erzoaen Seine Mutter war eine England-tin Vornelnn lehnt er in seinem Korb sessel. Sein schmäler Gesicht ist blaß, die Züge schön geschnitten, sein Haar von einenr glänzenden Hellbland, seine von schweren Lidern halbverdeetten Augen haben den sarlasrischen Blick des Mannes der Lebewelt, der alles tennt. Frauen, unverstandene Frauen besonders, würden Iames Hiller au ßerordentlich interessant finden, junge, frische Mädchen selten. Und Lisa Mariens nun s n gar nicht. Dies überlegene, lang ame Wesen, dieses musikalische, etwas schleppende Or gan, das unbewegliche Gesicht sind ihr beinahe antipathisch Ein wahres Gliich daß sie nicht weiß, wesnnsaen er eigentlich jeyt Gast ihres Vaters ist. Ahnte sie es, würde er sein Spiel rettungslos verloren haben. Der Kommerzienrath schlug leicht mit der stachen hand aus die Zeitung. »Unglaublich! Schon wieder drei Pompadours geraubt! Am hellen lich ten Tage im Thiergarten! Der Tbä ter jedesmal enttonimen!" »Natürlich!« bestätigte Janus-. »Und das schlimmste ist, daß unkere verehrten Damen durchaus nicht ttug werden wollen. Zu allen Tageszeiten, sogar Astends im Dämmerschein wan deln sie sorglos dahin, das schlen ternde, ost golden oder silbern schim mernde Täschchen in den Fingerchen und —« »Und ein rascher Griff oon starter Männersaust, der mitunter auch ein bißchen schmerzhaft sein kann, und so ein nettes Ding mit seinem n.ehr oder minder kostbaren Jnhalt ist im näch sten Gebüsch oerschwunden«, setzte Jameo hiller hinzu. »Na ——-- im klei nen wie im großen! Wie selten ver steht ein Weib im rechten Moment sestzuha«lten, was es in der Hand hat und sehr gern behalten möchte.« Ein sliichtiges Augensunteln ziem lich seindieliger Natur wechselte zwi tchen ihm und dem schönen Mädchen seiner Wahl. »Nun, was mich betrifft«, sagte Lisa ruhig, »so würde ich unbedingt festhalten, trag ich in der Hand halte, und mich eher mit dem Räuber in ei nen Kampf einlassen. Ich gehe auch nie in süßen Träumen einsame Thier gartenwege wie andere junge Damen vielleicht. Jch sehe und höre alles um mich her, und mir tommt leiner so nahe, den ich mir nicht nahe kommen lassen will —- und mir entreißt auch teiner so ieicht etwa-, was ich fest halten will.« »Wer wäre denn sonst damit ge meint, der sich so leicht etwas entrei ßen ließe, was er gern behalten möch te?« spöitelie der Besucher. »Noch der allen Spielregel immer, der, der staatl« sagte sie lachend, ate stark erröthend. Außerdem halte ich diese ewigen Pompadourriiuhereien nur sür einen Lückrnbiißer der Zei tungen nnd Einhildungen ihrer Re porter, und außerdem möchte ich wohl wissen. wo wir Taschentnch, BörseJ Rotizbucln Visitenlarten und sa weiter lassen sollten ohne unier Täschschem An einer modernen Teilette ist eben lein Kartoffelsack möglich.« ! »Nimm mir's nicht übel«, meinte der Kommerzienrath miszbilligendj »aber toie kann man als vernünftiges Wean sich derart von der Mode ab höngig erklären, daß man sich chihr zu Gefallen jeden Tag einer Beraubnng ansseßtU i «Mriner Ansicht nach«, stimmte James bei, ,,smv diese beraiikten Da men ganz einfach gesetzlich strasbar — wegen Begünstigung, Gelegenheitsge ben, Beihilfe zum Verbrechen « i Lifa lächelte verächtlich zu ihm hin über. »Ich bleibe dabei: Reparterer sindungl —- Papa, hast dn jemals eine Dame gelannt Unter den vielen Damen unserer Bekanntschaft, ver ihr Täfchchen entrissen worden wäre?« »Nein. Das nicht -—« »Oder Sie« Herr Hicler?« »Auch mir ist nach lein derartiger Fall geklagt worden. Aber ich bin auch keine Zeitungsredaltion, teine Polizeistation." Jaines Hiller fah nach blasirter nnd gleichgültiger aus wie sonst, nnd die temperamentvolle Liia konnte nun einmal dies schlafse Wesen nicht lei den. Gerade bei ihm reiste es sie oft bis zur Unart gegen ihn. »Also ich behaupte nochmals-, das-, meinen Händen niemand so leicht et was entreißen wird. Aber ich glaube, Jhnen lönnte man alles nehmen« was man auch wollte, Sie wiirden nicht einmal festhalten, wenn Ihnen solch ein berühmter Pompadourriiubet die Brieftasche aus der Hand risse, son dern ihm nur mit Jhrem ewigen bla sirten Lächeln gelangweilt nachsehen.« »Mögtich«, sagte er achselzuderrds, »denn wenn ich meine Bantnotentafche offen in der Hand im abendlichen Thiergarten triige wie Sie Ihre Geldtasche, wäre sicher nichts- darin, und ich wiirde in der That lächeln iiber den getäuschten Spitzbubem Ich bin nicht so unvorsichtig mie Sie, Fräulein Lifa. Außerdem finde ich es unjchicklich und überhaupt gefähr lich siir junge Damen, gegen Abend allein auf einsamen Wegen durch den Ihiergarten zu gehen.« »Ganz meine Ansicht!« rief der« Kommerzienrath »Aber auf deinen Vater hörst du ja nicht. Nun - die! Vollendung deiner Erziehung muß ich eben deinem einstigen Manne über lassen.«' Lisa lachte. »Dav0n hats-. ich im mer geschwiirmL mich von meinem einstigen Manne erziehen zu lassen. Eine hübsche Aufgabe fiir Ebn, mir meine muthige Selbitstiindiateit abzu gewöhnen!« »Ich glaube in der That nicht« daß» irgend ein Mann das fertig bringen würde. Wöhlerisch in seinen Mitteln durfte er jedenfalls nicht sein«, besT mertte der junge Hiller mit einem matten Lächeln. — »Aber jetzt bitte ich um die Erlaubniß, mich zurückzieten zu dürfen. Die starlduftende Treib haustqu hier macht mir Kopfweh« »Wie schade!« rief sie spöttisch »Ich hoffte schon, Sie würden mich zu Ger fon begleiten und mir mit Ihrem bei nahe weiblichen Talent in Ioiletten fragen die Stoffe fiir mein Kostiiin zu unserem arosjen Ball auszjuchen helfen.« »Ich -—- nnd in Magazinen her umstehen? Nein, das ist nichts fiir meine Nerven«, wehrte er ichaudernd ab. il If Il· Lifa drückte das weisze Pelzbarett in die blonde Haarpracht, schliipfte in ihr kostbaren Pelzjijclchen und machte sich auf den Gang zu Gerscn Der Abend war wundervoll. Rothalüifend schimmerte die untergehende Sonne durch die herbstlich gefärbten Bäume des Thiergarteng, die Luft war herb und prirtelnd. Langsan schlenderte sie durch den Parl in träumendem Sinnen· Wie schön war es hier schon, wenn man ganz allein ging, um wie viel schöner mußte eg tein mit jemand, den man lieb hatte --— hier im roth schimmernden«21benblicht so ganz allein --«- Arm in Arm, in den man sich schmiegen konnte, wenn es dnnller wurde, in den itarlen. schützenden Llrmi Und wenn ein niitigeg Gesicht sich ernst zu ihr niederbeugte, ein blas ses Gesicht, eine ichlante, traitvolle Gestalt ·-— ach, Unsinn! Immer und immer mußte der nnangenehme MensckHie ärgern und reizen nnd auch noch zwingen. an ihn zu denken, wenn er gar nicht da war! Und Kopfweh betam er, Kopfweh von Blumenduitt Welch ein Manns Sie schreit plötzlich zusammen nnd blieb einen Moment stehen« Ging da nicht jemand vorsichtig hinter ihr? Sie wandte sich um. Alles war still, der Seitenpsad. auf dem sie ging, la.1 nienichenleer in dem schnell heraufge stiegenen Schatten des Abends-. Wirt« lich —— beinahe unheimlich wurde ihr zumuthr. Diese ängstlichen Männer, ihr Vater und der junge Viller, hatten sie angesteckt mit ihrer Furchtsamteit. Aber ietzt hörte sie wirklich Schritte iin Gebüsch, das den Pfad begrenzte. ,Da drinnen mußte doch Jemand sein, der ihr folgte! Jhr war es, als kämen die Schritte dicht hinter ihr-her, so lange sie ging, nnd hielten an, sobald sie stand. Es war bestimmt so. Und keine Menschenseele war zu sehen, nie mand, der ihr entgegenkam! So ein ganz klein wenig wurde ihr doch bange. Es ist ihm richtig ges lungen, mich seige zu machen«, dachte sie geärgert und wollte eben ihr schim merndes Silbertiischchen, das an einer feinen Kette ihr am Handgelent hing, unter das Jackett ziehen, als sie mit entsetztem Aufschrei zurückprallte. Dicht vor ihr sprang eine dunkle Gestalt aus den Büschen auf den Weg. Sie sah einen Moment lang zwei funkelnde Augen dicht vor sich —- und im nächsten Moment war ihr mit ge iibtem Griff das silberne Täschchen aus der Hand gewunden. Eshe sie noch einen Hilferuf ausstoßen konnte, war der Kerl wieder mit langen Sätzen in den Büschen verschwunden( An allen Gliedern zitternd eilte sie so schnell sie tonnte auf die Fahr straße hinaus, wo sie einen Schutz mann stehen sah. Jn dem Täschchen waren hundert Mark gewesen, und der Silberwerth des tleinen Gegen standes war auch ein recht bedeuten der. Aber je näher sie dem Schuh xnann tam, desto langsamer ging sie. Was sollte das nützen? Der Räuber war mit ihrem Pompadour sicher längst über alle Berge Jm duntlen Thieraarten umherlaufen und ihn su chen, war doch auch nicht möglich siir den Mann, der seinen Posten nicht verlassen durfte. Anzeigen tonnte man ja der Kri nrinalpolizei den Vorfall noch heute Das würde schon ihr Vater oder James Hiller. Ja, James stillen der würde schön predigen und sie reizen und ärgern und bespötteln. Nein, lieber die hundert Mart und die Ta sche verlieren! Schade ·tvar’s ja dar-s um, aber das Gesicht von dem! Brr -—— lieber schweigen. Freilich, dafz sie! ihre so aussallende Silbertasche nichts mehr am Handgelent hängen hatte, wenn sie ausging, das würden er nnd-» ihr Vater wohl bemerken und dann .»wenigstieng zu ihrer Gcnugthuung glauben, daß sie zur Vernunft ge tommen sei. Nun » das mochte dann immer sein. Eigentlich wars ja bei ·nahe so. Oder würde sie sich künftig nicht hüten, eine so verlockende Tasche so sorglos zu tragen, würde sie nicht doch lieber die einsamen Ahendgänge durch den Thiergarten vermeiden? Wie prächtig sich Lisa Mariens herstellen tonnte! Mit welch harm los freundlichem Gesicht sie zum Abendesfen erschien! Liebenswiirdig plaudernd, iiber ihren Gersonbesuchl freilich nur flüchtig hintoeggehend, sie wollte ja nichts verrathen, man sollte doch am Rostiinifest iiberrascht wer den. Viel netter als sonst war sie gegen J.1mes, so dafz dieser seine mit den Augen weiter als gewöhnlich äff nete, wenn er fein reizendes Gegen über betrachtete. Sie aber, in dem dunklen Gefühl. daß sie ihm irgend etwas abzubitten habe, lächelte nnd nickte wiederholt. wenn er eine seiner gelassenen Behauptungen ausstellte, und ihr· slotter Widerspruchsaeist ihm gegenüber schien sehr viel von seiner Schärfe verloren zu haben. st- If If Der Abend des Ballfesteg war ae s kommen. Die fchiinen Räume der; Villa Marteng waren strahlend ekss leuchtet, und fast alles, wag die vor ! nehme Welt an Glanz nnd Pracht, anT schönen Frauengestalten nnd elegan ten Männern zu bieten hatte, tam in Equipagen nnd Autos durch das Vor tat in den Vorgarten der Villa, iiber den ein fchiitzender Valdachin ac spannt war. Immer neue Gäste strämten in die offene Halle, und erst gegen zehn Uhr ebbte der Strom der Antommenden ab, und nur noch einzelne verspätete Nachzsiigler eilten in beschleunigter Gangart herbei, Um das Essen nicht zu versäumen.f Der Kommerzienrath tvar in bester Laune. Seine und seines Jugend freundeg Pläne siir eine Verbindung ihrer Häuser schienen sich trosz der anfänglich setsr ungünstigen Aussich ten doch verwirklichen zu sollen, denn Lisa, die Spröde, Eigensinniae, fctsien allmählich doch Vernunft anzunehmen und ein gewisses Gefallen an dein Freier zu finden, der von ihrem Va ter sür einen höchst achtungswerttien Charalter und passenden Eheherrn silr seine wilde Lisa gehalten wurde. Freilich gab er sich heute nomin Mühe, ihr den Hof zu machen. Jn! seiner ganzen Blasirtheit, immer an lehnungsbediirstig silr seine nachlas sig schlendernde Gestalt, stand er un bewegten Antlißes am Kamim Lisa aber war entzückender als je in ihrenq zartrosa Krepplleide, mit dem vollen Rosenlranz im blonden Haar, eine( Rosengirlande um die blendendeni Schultern. i Der Ball war in vollem Gange, undl Lisa, natürlich seht umschwärmt, slogi von eine-n Arm in den andern, nur! nicht in den von James hiller, der-J selbstredend nicht mehr Nundtijnze tanzt-e und sich in I Rauchzimmer ver zogen hatte, um ab und zu eine Fran eaise zu tanzen, zu der er sich sogar einmal entschlossen hatte, die Tochter des Hauses zu engagiren. Das schöne, sonst so heitere Mäd chen sah heute zuweilen ernster aus, als es sonst ihre Gewohnheit war. Es schien wie ein leichter Schleier iiber Lisas sonniger Heiterkeit zu liegen, und ihre Augen hatten einen ihr sonst fremden, fast sehnsüchtigen Ausdruck, der ganz unverständlich schien, denn sie hatte doch alles — alles, wonach ihr Herz sich sehnen konnte. Ja— ge wiß alles, außer dem einen kleinen Gegenstand, nach dem sie erst unbe wußt und jetzt bewußt strebte — das eine Herz, das sie von all jenen, die ihr bedingungslos zu Füßen lagen, sich zu erwerben wünschte, nnd von dem sie allmählich doch immer mehr zu glauben begann, daß sie es zu ge-— Jrinnen nicht die Macht habe, nicht den Zauber, der genügte, das kühle Herz James Hillers zu erwärmen. Ganz bang und schließlich wirklich cisersiichtig sah sie, wie er mit dieser und jener ihrer Freundinnen sprach wenn er ab und zu eine lurze Gast rolle im Ballsaal gab, in einer fast liebenswürdigen lebhaften Weise be sonders mit der einen, der zarten stil len Eugenie Dorn, die freilich ein sehr tlugeg, seht bedeutendes Mädchen zu nennen war. Jn ihrer schwankenden Stimmung sehnte sie sich schließlich aus dem rau schenden Trubel hinaus, nach einer Minute stillen ’2llleinseing«, ruhiger Selbstbesinnung Als sie eg- nahe-s merkt zu tönnen glaubte, trat sie ms den ftillen Wintergarten, der in der grünen Dämmerung seiner Pflanzen und Sträucher, schwach von wenigen elettrischen Lampen erleuchtet, einsam dalag. Ein leichter Zugwind tam ihr entgegen. Die lleine Thür, durch die sie, wenn sie von ihren Lklusaängen heimtam, zuweilen ins Haus trat weil der Wintergarten direlt hinein siihrte, schien geöffnet zu sein, der tühle Lustng tam von jener Seite her. Aber. wie war das möglich? Sie hatte doch allein diesen Schlüssel! — Nein, nicht mehr. Sie besann sich plötzlich mit aufsteigendem Grauen— der war ja in dem ihr entrissenen Pompodour gewesen sammt ihren Vi sitentarten —- alles Material sozusa gen beisammen, um eg Einbrechern leicht zu machen. Da stoette ihr Fuß. Durch die hohen Blattpflanzen neben der in der» Tan offen stehenden leiir sah sie zwei funlelnde sprühende Augen auf sich gerichtet —- und im nächsten Au genblick fühlte sie sich wild umklam mert von zwei riefenftarten Armen. Halb ohnmiichtig unfähig sich in der stählernen llmschlinauna auch nur zu rühren, mußte sie es willenlos dul den, daß der Strolch --er war eg na türlich, derselbe aus dem Thier-gar ten ihr mit einem lanan Kusfe den Mund schloß. Da stieß ne in ihrer Rotz) ven Yea men heraus zu ihrer Hilfe, der ihr jetzt Tag und Nacht ins Herzen schwirrte: «Jame5--Jan:e-:«« rief sie mit erstidter Stimme· Da ließ der Fierl von ilir ab und hielt ihr einen dlitzenden Gegenstand vor die Augen. »Ihr Täschchen ist’5, auch Ihr Geld ist darin und Schlüs sel und Karten s alles liring’ iet wieder!« knurrte er in aebrochenenz Deutsch. »Sie sollen sich nicht änasti gen ich wollte esJ nicht s- — ich konnte Sie aber nicht vergessen. Jeti bin ji nur ein elender, hernntergetommener Kerl, aber ein anständiger Mensch war ich einmal, und Sie sind ant -— Sie haben ein gutes Herz - »Gehen Sie —- gehen Sie schnellt« brach eo iiber ihre Lippen. »Behalten Sie das Gelt — ich will es meinem Vater sagen, das-, er Ihnen hilft, wie der ein anständiger Mensch zu werden. Machen Sie nur, das-, Sie jetzt fort lommenl Sagen Sie inir Ihre Adresse, denn ich will Ihnen k;,elfen!« »Jame—5 Jan-es heiß« ich — so, lvie Sie mich eben riefen!« jauchite plötzlich der Strolch, zu ihren Füßen knieend. Zu Boden flog die schwarze Perrücle und der struppiqe Bart und der zerlnmnte Mantel, und JanieS Hiller lniete zu Lisas Füßen. »O Lissa -—— Einzige, vom ersten Monsent an Geliebte —— verzeih mir mein Ver gehen, das ja nur der lühnste, ent schlossenste Mensch wagen konnte, den es gibt —-- James Hiller: eine Lisa zum Gehorsam zu zwingen, eine Lisa zu erobern, die nun einmal aus ge wöhnliche Weise nicht zu überzeugen, nicht zu gewinnen war· Siehst du nun ein, wie leicht es ist, dir zu entringen, was man haben will —- deinen Pom padonr, deinen HausschlüsseL deinen Namen, dein Herz?! Alles hast du mir ausgeliefert, sobald ich mit ge waltigem Griss danach faßte. —- Und eine Lisa Mariens verlangt wohl auch, daß der Mann sie heirathet, -der sie geküßt hat?« »Ja, das verlange ich auch, du — Pompadourräuber!« hauchte sie und sank auss neue in die ihr sehnsüchtig entgegengestrectten Arme. Die lieben Ist-rundhan K «,·,Fi-1dcn Sie nicht and-, daß die Bat cinin entzückend aussieht in ihrem Auw ..’ommt«·- « »Freilich, man sieht ja kaum etwas von ihri« Das verhängnisvolle Lied. Von M. Lorenz. Jch hatte im Jahre 1899 Marcella Senibrich gehört, und bald darauf in einein Concekt das damalige Mit glied der Berliner Königlichen Oper, Fräulein Leisinger. Zufällig hatten beide Kiinstlerinnen ein Lied gesun gen, das mir sehr gefiel, und das ich init kaufte. Jch begann das Lied einzuiiben und da es mir gut lag, konnte ich es noch am gleichen Abend vorsingen Kaum hatte ich es beendet, als eine alte Dienerin, die ich schon aus dem Haushalt meiner Großeltern über nommen hatte, mich herauskies. »Nun, was willst Du?« fragte ich erstaunt. . »Aber bitte, gnädige Frau, singen Sie das Lied doch nicht, niir ist so Angst dabei geworden.« »Unfinn!« sagte ja, und konnte mich selbst eines tiihleii Schauers nicht erwehren, als plötzlich eine junge Freundin unseres Hauses hereinstiirz te und sagte: »Ach, bei dem Gesang ist das Bild» Jhres Herrn Vaters herabgestürzt.« Jch erschrak, »denn ich wußte, das-, mein Vater sehr leidend war, ich war erst wenige Tage zuvor von feiner Pflege iii mein Heim zurückgekehrt Noch in der Nacht erhielt ich die Nachricht, daß er gerade zu der Stun de, als ich das Lied gesungen, vom Schlage getroffen und gelähmt war. « Acht Tage später starb er. Jn all der traurigen Zeit, die nun folgte, vergaß ich das Lied und was ich dabei erlebt habe. Elf Monate verstrichen und ich ging endlich einmal wieder aii das Klavier — dabei tam mir das Zein brichgLied in die Hände Jch spielte und fang es —— und ivurde durch eine Depesche abgeriiz fen, die den Tod meines Schwieger vaters meldete. Die alte Dienerin, die schon beiiiis Beginn des Liedes die Hände gerun gen war außer sich vor Sorge und Leid s »Ach, was tann das arnie Lied das sittl« sagte ich — aber es rvar mir. doch verleidet. Jiii Frühjahr darauf, das letzte Mal hatte ichs ani 2!)· Oktober ac sungeii, nehme ich es wieder vor und ganz unermartet traf mich Tags dar auf die Nachricht ooiii Tode einer sehr geliebteii Verwandten, die quasi Mut-s terstelle aii mir vertreten hatte. s Jiiiiiier lain eiii Traiiersall wie init Gefolge des harmlosen Schlummer-T liedes. Jch schüttelte die Idee, daß im iner die Vorahnung solchen Schlaaes mich zum Singen dieses Liedes triebe, entschieden von inir ab — lachte sogar. über des alten Mädchens abergliiubiJ sche Angst. l Sie versteckte niir das Lied —- unds ich sang es lange Jahre nicht niehr. s Die alte Person gründete sich ein eigenes Heim, wir wechselten den Wohnort —-- und eines schönen Tages fiel mir mein Schliininierlied wieder in die Hände. Jch lonnte der Versuchung nichtl widerstehen, eS wieder einmal zu singen. »Jetzt ist auch Niemand in der ganzen Familie so nlt oder so krank, daß er gerade heute sterben miiszse!« sagte ich noch lachend zu nreinen Kin dern. Und wenige Stunden daraus hatte meine sblühendg junge Schwägerin, eine herrliche Walliirenaestnlt, Mut ter von sechs prächtian Kindern, in Folge einer Operation, von der wir. da sie als ganz leicht angesehen wurde, nichts vorher gehört hatten, die Augen auf immer geschlossen. Wieder hatte das unselige Lied eine Trauerbotschaft im Gefolge! Seitdem sind Jahre vergangen nnd ich habe es nicht wieder gesungen Recht nett »Ist Deine Frau wirklich so aber gläubisch?« »Na, und oh; neulich wollte sie sich ein neues Kleid machen lassen, das-. dreizehnte seit unserer Hochzeit; schnell ,bestellte sie noch eins dazu.« Frei Sie (zu ihrem heiintehtenden Gat ten, der als junger Rechtsanwalt sei nen ersten Klienten zu vertheisdigen hatte): »Nun, Männchen, ist derMann freigetommen?« Er: ,,Jawohl aus dem Wege zum Gerichtsgebäude ist et demTrans porteur entsprungen!« Auch eine Erstarren-n Söhnchem »Was ist Phantasie, Va ter?« Vater (Hotelier): »Hm, Phantasie . das ist sozusagen dag, womit man eine Rechnung schreibt!« Beim Bermittler. ,,Ettundigen wollen Se sich erst über die Familie von der Braut, Herr Meyer? Jch sag’ Ihnen, lassen Se das, sonst erkundigen sie sich inzwischen auch nach Jhnenl« Ahnung-woll. »Hast Du Deinem Bräutigam schon gestanden, dasz Du ein falsches Gebiß hast?« »Ach das ist wohl kaum mehr nö thig, — er küßt immer so vorsichtig«!« Vortheillmste Verändernns. ,,"5indest du die era, deine friii here gefährliche Konkurrentn, verän dert?« »Oh. die hat sich sehr zu meinem Vortheil veröndert.« Beruhigung »Sie haben unsere frühere Köchin engagirt?« »Ja, aber beruhigen Sie sich; wir glauben ihr nicht den zehnten Theil!'« Furchttoo Ach wag, i hab ta Anast: i bin so a autmiithiaer Mensch. i glaub, wenn mich der Koniet sieht, der wedeli niit’m Schwanz! « Sehr richtig. A.: »Ich möchte eigentlich wissen, warum so wenig Leute ein Tagebuch sühren.« B.: »Das ist sehr erklärlich. Die jenigen, die die Zeit dazu haben, ha ben eben nicht«-« hinein-zuschreiben und —— die anderen haben keine Zeitl« Der tüchtige Arzt ,,Jenein Arzte dort verdanken Viele Menschen ihr Leben,« sagte Riclling ton. »Ist er solch ein tiichtiaer ’)lrzt?« »Das ist eg eigentlich nicht, was ich meinte. Er ist nie zu Hause, wenn man ihn braucht.« Boot-oft Wirth: »Nun, was sagen Sie zu dein jungen Huhri?« Gast: »So jung noch, und schon so verdorben!« Die gute Mutter. »Na, Kinder, Eure Maan war ja drei Monate in Ostende ----— wag hat sie Euch denn iuiigebrachtP« »Ok) jedem non uns einen wun dervollen Fiicselstein.« Doppelte Ueberraschung. Schauspielerin (zu einem Ossiziers burschen, der ihr ein«-n prächiiaen Blumenstrauß iiherbracht hai): »Sa gen Sie dem Herrn Leutnani, ich wäre sehr angenehm überrascht gewe sen ---— gerade heut!« »Geh ja, ; mitein, wo wir schon den 29. haben!« Immer Prof-. »Hat Jhre Frau auch schon mal »mit dem Stiefeltnecht nach Ihnen ge :worfen?« i »Nein, mit so gewöhnlichen Gegen-. Iständen werfen wir uns nicht.« Ein Modernes-. » Kritikm »Sie lassen ja in Jhrem Roman alle Personen sterben!« Dichter: »Mein Gott, wag soll ich denn sonst mit ihnen anfangen!?« Exemplar-inne Strafe. Dichtender Vetter: »Dieser boshaste Kritiker verdiente eine exemplarische Züchtigung!« Base: ,,Schicke ihm doch ein Duhend Exemplare Deiner Gedichte!«