Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 13, 1910, Zweiter Theil, Image 12

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    Irr Radinmplatz JoachiinstdaL
VII Dr. Rudolf Ditmar in der
«Rundschau«.
s U kannte die vor Kurzem das
Städtchen im sböhniischen Erzgebirge,
des von Fichtenwaldern umgeben im
M Thal der Weserih liegt? —
Dm Münzkundigen hat der Name
astrsdings einen guten Klang. hat
doch Graf von Schlick zuerst im Jahre
1518 seine Guldengroschen aus dein
Silber von Joachimsthal geschlagen,
nnd der «Joachirnsthaler«, zum
»Mehr« abgekürzt, machte alsbald
seinen Siegeszug durch die deutschen
Lande« hier hat er als Haupt-— und
Mhrungsnriinze nahezu vier Jahr
hunderte in Ehren bestanden, und
auch wir haben ihn noch als Reichs
thaler und Bereinäthaler kennen und
scheiden gelernt. Erst in jüngster
Zeit hat er seine Rolle endgültig aus
gespielt. denn die moderne 3-Mart
Scheidaniinze kann den alten Thaler,
den Joachimsthaler, in keiner Weise
ersehen.
Der Zufall will es, daß heute, wo
der Ruhm der Geburtsstiitte des Tha
lets nrit dessen Berschwinden verblaßt,
der Name Joachimsthal wieder in der
Fanzen Welt genannt wird. —- Schon
int Jahre 1543 mußten die Grafen
m Schlick das Bergwerk an König
Ferdinand l. abtreten und seitdem ist
ei königlicher Besitz. Jrn Jahre 1546
wurde der Stadt ein Wappen ver
liehen, das sie heute noch besitzt
Während der Bergbau aus Sil
ber inr Laufe der Jahre seine Bedeu
tung verlor, haben die bei Joachims
thal in reicher Menge vorkommenden
Uranpecherze und andere Uranverbin
dringen einen ganz unerwarteten
Werth erlangt. Jn der KgL Uran
fardenfabrit JoachimsthaL dem größ
ten Uvamverl der Erde. werden diese
Erze zu Uranpriiparaten verarbeitet,
die zum Farben des Porzellans und
Glases und zum feuersicheren Jur
priigniren von Gen-eben Verwendung
finden. — Jni Jahre 1896 hatte nun
Betrauerel erkannt, daß alle Uranoer
dindungen unsichtbare Strahlen aus
senden. Die nachfolgenden berühm
ten Untersuchungen von Frau Curie
zeigten, daß dem Uran selbst nicht
diese Eigenschaften eigen sein kann,
da die Pechblenden von JoachirnsthalL
die dreifache Attivitat ves urans er«
gaben. Ja, noch mehr. Die bei der
Uran - Farbenerzeugung gewonnenen
Abfiille die sog. Uranerzlaunenrücks
Hände, hatten troh der Extraition des
Urans faft ihre gefammte Attivität
beibehalten Zum Zweck der Unter
suchung waren Frau Curie zehn Cent
ner diefer Rückstande zur Verfügung
gestellt worden. Durch fortgesetzte
Trennung der attiven Materie von
der nicht aktiven gelang es Frau Cu
rie, den Träger der aktiven Masse,
das Radium, zu gewinnen. aus 1
Tonne (1000 Kilogramm) Rückstan
ten ettva 1 Gram Radiurn. hierzu
Yaren 5000 Kilogrannn Chemitalien
und 50,000 Kiloaraknm Wasser erkor-i
Verlieh Die Attivitiit des gewonne
nen Körpers ift allerdings auch zwei
Millionen mal größer als die des
Urans.
Die t. k. Farbenfabril hat darauf
hin rnit der fyftematifchen Ausbeu
tung des radiurnshaltigen Bodens be
gonnen und heute bereits das zweite
Stamm Radium gewonnen. Von der
Diener ftaatlichen Vertaufsftelle für
Stadium wird das Gramm Radium
zur Zeit mit 380,000 Kronen bewer
thet. Wenn auch dieser Preis den ei
nes jeden anderen uns bekannten Kör
pers weit überschreitet, wird er durch
die Nachfrage gerechtfertigt, da mehr
Abnehmer vorhanden sind, als Ra
ditan geliefert werden kann. —- Auch
Radiumbäter find in der U:anfabrit
untergebracht.
Da in neuerer Zeit dem Radiums
geholt des Wassers vielfach dessen
heiltrafi zugescheieben wied, bat
Joachimsthal alle AugsichL sich zu ei-»
nem Weltbade zu entwickeln. Die At-!
tiviiäi seiner Grubenwässer übertrifft
die der Gafieinet Quellen und der
list-mischen Thetmen weit. So wei
sen nach Angabe von Mache ec- Meyer
die Karlsbäidet Wasser Zahlen von
885 bis herab zu 23 Voltaksall auf,
Mariens-ad von 156—152, Teplitz
Schönau 151—-—72, Franzenbad 222
—-—29, während hingegen in Joackp
imsishal das Wasser vom Einlaßstol
sen 751 Bott, vom Batbatossastollen
1140 und vom zweiten Werneelaufe
Mo Boliabfall pro 1 Liiek und 15
Minuten zeigt Siep fand im Was-—
see im Danielistollen gar 12,500
spliabfall
III eadioaisive Wasser wird in
sahst-mein Zustand als Trinktue
« m Blei-fischt angewendet und hat
ji- Ietaimtiiek alt Spezifitum gegen
» Ost-M M Wie-owns schnell ei
szszes M. Ja dieser hin
WHQ such Ue Joachim
Messer W, doch M die
" Wagen der weiteren
W sum großen Meere nicht
M msihal ein II
«E " Und aß die Bahnvetbim
M M dort vorläufig eine recht
—- -...-—-..-...-- »sp-« , k-«
mangelhafte ist, steht ein-ern raschen
Aufbkiihen entgegen. Auch. das der
Danielistollen und die Bitt-er staat
lichee Eigenthum sind, der fördernde
Einfluß privater Initiative also fast
ausgeschlossen ist, wirkt hemmend
Immerhin shat sich neuerdings eine
Gesellschaft gegründet, die den Bau
eines modernen Hotels beabsichtigt· sv
daß Deilsuchende in Zukunft wenig
stens Logis finden werden. fiir das
bisher noch nicht gesorgt war. —
Wenn die Heilwirtung der Joawims
thaler Wässer das hält, was ihr Ra
diurngehalt verspricht, wird der Ort
ter der entgegenstehenden Schwie
rigkeiten sicher bald die ihrn zukam
mende Stelle als Heilbad sich errin
gen. Daß die Radioattivitiit des
Wassers ein wichtiger Faktor ist, geht
aus der längft bekannten, vor Ent
deckung des Radiums aber unerklär
lichen Thatsache hervor, daß die heil
wirtung vieler, seht als radiurnhaltig
erkannter Quellen nur an Ort nnd
Stelle in Erscheinung tritt, bei Ver
sand des Wasser aber ausbleibt. das
Wasser also mit dem Verlust des Ra
diutn-Gehaltes, der schon nach kurzer
Aufbewahrung eintritt, auch feine bei
lende Kraft einbüßt.
site altes sitt see detdelverset
Schleif s.
Ein wichtiges Dotuknent für das
friihere Aussehen des Heidelberger
Schlosses bildet das jüngst vorn Her
zog von Sutherland den »Stiidtischen
Sammlungen« Heidelbergs geschmi
te GemEilde aus den: Anfang des
siebzehnten Jahrhunderts Nach dem
Ergebniß der Forschungen iider den
Ursprung des Bildes tann es direkt
als Vorlage des berühmten Mermi
schen Stiches gelten der wiederum
nach Jarques Foucquieres gleicharti
gem Gemälde gearbeitet ist. Fauc
quiere, der von 1616—1618 an der
Ausmalung des englischen Baues
Friedrichs V. gearbeitet hat« wird
auch dies Bild zuzuschreiben sein
Wie er hier das Schloß wiedergibt,
war es ursprünglich von Salomon de
Caus, dem Baumeister des Kurfiirft
lichen Lustgartens, geplant. Das Bild
hat seltfakne Schicksale gehabt. Wahr
scheinlich irn Auftrage des »Wintertö
nigs«' gemalt, tam es 1685 nach dern
Aussterben der Pfalz-Simmernschen
Linie nach St. Clvud in den Besih
der «Lieselotte«. Während der fran
zösischen Revolution durch Philipp
Egalite nach England gebracht, er
warb es dort Carl Glorver, von dern
es die Herzvge von Sutherlansd erbten.
bis es nun wieder feinen Weg nach
heidelberg fand.
Glis termsuissei pate- nui den
Jahren 300 bis 200 v. chr.
Prof. Schuchordt vom Berliner
Museum fiir Völlertunde hat bei sei
nen Ausgrabungen an der Römer
schanze bei Nedlitz ein germanischeg
hauö bloßgelegt. Der »Lotal-Anz.«
berichtet darüber: Das Haus mißt in
der Länge neun und in der Breite
sechs Meter. Die Längsfeiie war durif
stehen« die Breitseiie durch vier Pfähle
markirt. Ein etwa 11,-E- bis 2 Meter
im Durchmesser großer Steinhaufen,
dessen einzelne Steingefüge durch
Lehmbelvurf oerschmiert waren, bil
dete die Kochsiellr. Jm offenen Koch
loch fanden sich Holzlohlenrefie und
Ueberbleibsel von Knochen, die sofort
einen Schluß auf die Zusammenstel
lung der germanischen Speisetarie ge
statteten. Es wurden Minder-, Schaf- !
und Wildschweinstnochen in großerl
Anzahl gefunden, Fischgriiten nur
ganz vereinzelt Jn der Nähe des
herdes fanden sich die sogenannten
Mahl- und Klopffleine, ferner eiserne
Messer. Unweit dieses Germnnenhaw
ses wurden die Reste einer slooischen
Siedlung gefunden, und on der ein
zigen Feuerftelle entdeckte man unter
dem Brandschutt und Knochenresien
den Kiernentnochen eines Wels. in
dem noch die eiserne Angel steckte. Die
Existenz des jetzt entdeckten germani
schen Hauses, das überhaupt das erste
ist, das man bisher gefunden hat«
sällt in die Jahre 800 bis 200 v. Chr.
Die Nachsckschungen aus der Römer
schanze haben auch den Beweis er
z bracht, daß die von Natur aus bevor
«zugten Anlagen, die man gewöhnlich
als heilige haine anzusprechen pflegte,
nicht dem Kultus der Germanen, son
dern reinen Riederlassungszwecken
dienten. Man hat noch eine Sichel
gefunden aus Eisen, holzverantermk
gen rnit Rietliichern und der dazu ne
hörigen holzniete, sowie Spinnwittel
und eine hirschhornslötr. Die auf
der Römeeschanze fett durchsorschte
germanische Gauburg ist die größte,
die überhaupt nachzuweisen ist. Sie
mißt 200 zu 250 Meter im Geviert
und diente nur Vertheidtgungtzwecken
und Wohnztvecken des Ganherrn
Ist-is
Polizeiinspettoex «Warmn haben
Sie nicht, wie ich aandneth um els
Uhr Bericht erstattet? Jeyt ist es doch
schon nach zwölft«
Keiminalschusmanm »Ich wußte
leider die Zeit nicht. Einer von den
Taschendiebem die ich zu beobachten
hatte, hat mir meine Uhr gestohlen.«
W
cdriset des ist-Ie- Mieter
Use-.
Eine einzig in Berlin daßelsende
Gedenttssel hat der Neudan Kloster
sttaße 87 erhalten, wo sich bit zurn
vorigen Jahre noch das älteste Deut
Berlins erhob. Neben zwei Bronzes
reiiesbildrrm die Straßenansicht und
hosansicht dieses alten Hauses mit
großer Schärfe wieder-geben« besin
;det sich an der Fassade in mäßiger
Thöhe eine Bronzetasel mit folgender
Inschrift: »Chronologie, Kloster
straße 87, ehemals Burglehn und
Freiheit-T »die drei Linden«, auch
»die alte Kanztei« genannt, von circa
14V—1556 im Besitz der Vischöfe
von Lebus. Fernere Besitzer: 1556
Joachim ts. Rock-el, lurfiirstlicher
Feldmarfchall szu dieser Zeit kur
siirftliche Kanz!ei), 1669 von Pla
ien, GeneraltriegE:Ko-nmissiir, 1700
von Brandt, Wirklicher Geheimer
Staatsrat-L 1724 Neichkgras osn
Spark, 1748 Handtle, Mundloch
Friedrich des Großen, 1784 Fristen-,
Brote, Preuß«. Den Neubau hat die
noch heute bestehende jetzt 125 Jahre
alte Bontisrknc H. z. Fetsckotv und
Sohn errichten lassen. Aus einer an
deren Bronzetafel sieht man drei
Lindenbäuine. Eine sünste Tafel.
die sich einst am Treppenbauie im
Hose des alten Gebäudes bef.1nd,
ziert die Mitte des Reubaiies. Sie
meldet, daß der Kurfiirst Johann
Georg dem hause Vorrechte und Frei
heiten verliehen hat«
1
Its sentaler Osaneeseei0.
Kürzlich hat sich bei einer der be
deutendsten Londoner Banten folgen
der Fall zugetragen Ein Kunde. der
bei der Bant ein ziemlich bedeutendes
Depot hatte, wünschte eines Morgens
in großer Eile den Direttor tu spre
chen Nach Erledigung der gewöhnli
chen Höflichteitssormel ertlärte der
Besuchen daß er arn nächsten Tage
eine gute Spetulaiion in Aussicht habe
und 20,000 M. als Anzadlung hin
terlegen müsse. »Ich möchte gern",
sagte der Kunde. »daß nrein Freund
wenn er sich morgen die 20,000 M
holt sieht, daß mein Kassendestand
dadurch nach nicht erschöpft ist. Wol
len Sie mir daher den Gefallen thun
und alle Zahlstellen instruiren, meinen
Ehech wenn er vorgelegt wird, zu ho
nariren, ohne erst meinen Kassenbes
stand in den Biichnn festzustellen.
Das wird aus meinen Freund einen
guten Eindruck machen und es tann
ja auch weiter nichts schaden da Sie
meinen Kassenbestand tder ein wenig
mehr als 20,000 M· betrug) tennen.«
Der Direttor, dem der Name des
Kunden lange Zeit aus den Büchern
belannt war, hegte nicht den gering
sten Verdacht und versprach, seinem
Wunsch nachzuloninren Als der
Eheet am nächsten Tage an einer Fi
liale der Bank präsentirt wurde, wur
de das Geld ohne alle Umstände be
zahlt· Gleichzeitig wickelte sich aber
dieser Vorgang in vier anderen Zahl
stellen der Bant ab, wo jeder Beamte
seinen Jnstruttionen gemäß den
Eheck iiber 20,000 Mart donorirte
so daß die Bant im ganzen nicht we
niger als 100000 Mart ausgezahlt
hat. Als der »den Kunde« die bös
liche Einladung erhielt, in der Bank
var-zusprechen kannte er naturlich nir
gends entdeckt werden.
Der höhnt-e Reserve-ist
Vor anderthalb Jahrhunderten war
es« da ein eigenartiger Beiehl der
Kaiserin Maria Theresia an die un
garifchen Komitate eraina. Aus jedem
Komitat sollten junge, dabei schönel
und reiche Männer adlixer Hertunfts
nach Wien geschickt werden, um dort;
eine pruntvolle Leibgarde der Monats-s
chin zu bilden. stilles- ichöhne Kerrelss
sollen’s sennd«. hatte Maria Theresia
geschrieben· Der Kaiserin Befehl
hatte einen ungeabnten Erfolg; unge:
zählte Jünglinge des Ungarlandeg
rüsteten sich, um nach Wien zu gehen
und sich in die taiserliche Nobelgarde
einreihen zu lassen, in der Jeder Ge
menne Osiesirrang« haben sollte
Durch die übergroße Zahl der sich
Meldenden lam Maria Theresia nicht
wenig in Verlegenheit, und so war sie
denn ani Schlusse einer sehr langen
Audienz ärgerlich darüber, als nach
der vorläufigen Entlassung der jun
gen schönen Edelleute noch ein kleiner,
häßlicher, dabei verwachsener Jüng
jling zurück blieb. Erstaunt sragte ihn
die Kaiserin nach seinem Begehr,
woraus die sreimütliige Antwort er
folgte, Vase auch er in die Nobels-Jede
eingereiht zu werden wünsche. Wesen
dieser unerwarteten Antwort vergaß
die sonst so taltvolle Fürstin irn Au
genblick jede Rücksicht und fragte, ob
er denn nicht wisse, wie häßlich er seit
«Majestöt«, e te er, »ich sollte
meinen, es l’ te durchaus nichts
schaden, wenn sich unter den lauter
schönen Männern der Robelgatde
auch ein kluger Mann besändh und
das, glaube ich, thnte ich sein, da ich
etwas tin Leben gelernt habe.« Maria
redete nun Georq Bessern-ei
—- so hieß der Jüngling —- in latei
nischer Sprache, vie sie meisterlich be
Fberrschtn an; sessenoei antwortete
Ilorrett ciceronianisch. Da er auch in
seinen Antworten auf andere Fee-Un
bewies, dass er ein Mann von nicht
gewöhnlicher Bildung war, so wurde
er in die Robelgarde ausgenommen
Er brachte es hier so weit, daß er vier
Jahre lang ihr Konrrnandeur mit
dem Range eines Generals war. Noch
größere Verdienste aber bat sich der
»häßliche Nobe!gardsist« durch seine
dichterischen Arbeiten erworben, und
seine patriotischen Dramen und Er
zählungen haben einen ebenso tiefen
Einfluß ausgeübt tvie seine hervor
ragendsten ästhetischen, bistorischen
und allgemein literarischen Schriften
Nicht unerwähnt bleibe, daß von Bes
sennei. den man mit Recht den Be
gründer der neueren ungarischen Li
teratur nennt« auch der erste umfas
sende Plan zur Gründung einer un
garifchen Atademie der Wissenschaften
stammt.
stne diesen-lernt alter Taschen
Ihre-.
Zur Geschichte der Taschenuhren
liefert die fest vom sächsischen Staate
siik den Königl. Mathematisch-Pi;ir)si
lalischen Salon im Dresdener Zwin
ger erworbene Pleiszneriche Samm
lung alter Uhren ein sebr mrtbvolles
Material. Jn 20 erlesenen Stücken
zeigt diese Sammlung den Werdegmg
der Taschenuhr in der Technik und im
Schmuck. Als Zeitmesser waren die
nach einer Erfindung des Rürnberger
Schlosses um 1511 angefertigten er
sten Taschenuhren begreiflicherrreise
sehr ungenau, jedoch im Schmuck fast
schon Meisterwerte. Man trug eine
Uhr zuerst als Brustschrnuet an einer
goldenen Halslette, später, bis egen
1Mj)(1v, zurneist offen auf der ste
und, was die Damen betrifft, ge
wöhnlich an der Taille befestigt. Erst
in der Folgezeit wurde sie in der We
stentasche getragen. Als Schmuckftiirl
war fee und ist sie noch dem Wechsel
des Geschmacks unterworfen. Vorwie
gend trat von der Mitte des 17.
Jahrhunderts an das edle Email in
die Erscheinung. Darüber hinaus
schmückte man auch das verdeckte Wert
mit feinem gravirten und ornamental
durchbrochenen Zierrath. Die techni
sche Vervolltommnung des winzigen
Motors selbst ist, wenn auch eine all
mähliche, so doch eine nicht minder
erstaunliche Schritt fiir Schritt ringt
der Ubrmacher danach, durch ingeniöse
Neuerungen bessere Gangergebnisse zu
erzielen. llrn das Jahr 1850 begann
die Maschinenarbeit in der Uhr-nache
rei häufiger zu werden
Die Interesses-se III-.
Richard Strauß veröffentlicht in
der Wiener »N. Fr. Presse« Erinne
rungen an Hans v. Bülom Da er
zählt er u. a.: Eines Taqu war Bü
low Was Gefchichtchen spielt in Mei
ningen) rnitten im Studium von Ber
lioz' »heirolb«-Sinfonie, als der Her
zog Georg, gefolgt von seinem Adia
tnnten herrn v. K» das Theater be
trat. Bülow klopfte sofort ab und
fragte nach des Herzogs Beseht Der
leutfelige Fürst wollte nur zuhören
und fragte, was gespielt wurde. »Eine
Sknfonir von Berlin-M erwiderte Bü
low, bedanerte aber zugleich, daß er
das Wert dein herzog nicht vorsiihren
könne, da er erst im Beginn des Stu
diums stände. Der Herzog: »Das
macht nichts-, ich höre zu·« Bitte-tm
«Jch bedauere lebhaft, Hoheit, die
Ausführung ist zu unreif, ich tann sie
Eurer hoheit nicht präsentiren·« Der
zog: »Aber Bitten-, seien Sie nicht to
mifch, es ist knir egal, wie es geht, ich
höre gern zus« Bitten-, mit einer drit
ten steifen Verbeugung: »der-eit, ich
bedauere zum drittenmal. So weit,
wie wir jetzt in der Sinfonie sind,
nicht«- böchstenz site herrn v· K...«
Oben das grinsende Orchester, dazwi
schen Bitt-no in musterhaster hoff-al
itunz unten der herze-g mit dern ar
nnen Opfer. Ei war eine hubfche
IGruppe..»
i
Its-konnten ie- slten this-m
Unserer Zeit blieb es vorbehalten.
in jenen zum Theil uralten Berichten
übe-r merkwürdige Erfindungen, vie
frühere Jahrhunderte als phantaftifche
Uebertreibungen beiächelten, wieder
das Thatfiichliche zu erkennen. Die
römischen Schriftsteller, die überlie
fern, daß zu ihrer Zeit felbftlaufende
Wagen und hydraulifche Aufzüge
tonftruirt wurden, begegnen heutzu
tage seinem Unglauben mehr, und
was die antiten heißluft- und Warm
wafferheizungen betrifft, fo liegt da
durch die Aujgrahungen vom Rhein
bit in vie afritanifche Wüste manches
großartige gelöfte Problem tlar zu
case. Längft weiß man aush, daß
itn allen China bedeutende Erfindun
gen gemacht wurden, wie herftellung
von Pulver und Glas, weniger be
tannt aber dürfte die Thatfache fein,
daß um 1000 vor Christus in China
unter dem König Nah von Tschoo
Erfinder aufgetreten sind, vie steh mit
»der Verstellung von Autornaten be
ifaßten. Einer von ihnen, »Akk
Teh«, foll einen tünftlichen Vogel fon
ftruirt haben, der nicht nur fliegen,
Zu Instituts-.
Se pp : »Es ist hats recht mitzuteilin · ,
Nu ob mai einen om Tisch sitzend m Herrn zeiget-tm .Da lang dem eme
muck, daß mer auch a Unterhaltung kkie Tal
sondern auch pseisen nnd sich langsam
zur Erde niederlassen konnte. Den
Gipfel aber erreichte ein gewisser Pin
Si. der vor dem König einen Auto
maten in Menschengestcrlt anmarschi
ren ließ, der im Schritte ging, laufen
lonnte, sich bückte, sang und den Kö
nig militäriich grüßte. Diese Künste
machten jedoch aus den König, er
wahrscheinlich tein allzu iorifchrittlich
gesinnter Mann war, einen anderen
Eindruck als den erwarteten. Er ret
urtheilte nämlich den Mechenilus —
ossenbor wegen umstiirzerischer Be-l
strebungen —- obne Weiter-es zsirn
Tode und ließ sich erst dann dazu er
weichen, das Urtheil zurückzunehtnem
als der Künstler das staatsgesiihrliche
Spielzeug auseinandernabm, wobei
der König sehen konnte, daß nichts
weiter darin war, als ein Geiiige aus-s
Leder, Holz, Leim und Metall. Dies
scheint ibn beruhigt zu haben, denn er!
begnadigte den Künstler; der Automats
aber blieb lonsiszirt. Der Bericht;
über diese Antoniatengeschichte sindeta
sich im 5. Buch der Werte des wenig
bekannten Philosophen Liebtsr. l
»Mutt- sales-.
Jn Anlehnung an eine Geschichte,
die in der Tabatsgesellschast König
Friedrich Wilhelms l. von Preußen
vorgesallen war, larn es dem Hosia
vellmeister Pepufch is den Sinn, ein
Schweinetonzert sür sechs Fagotte zu
tomponiren. welche denn auch, »Porco
vrimo, secundu« usw. überschrieben,
das Grunzen der Schweine drastischs
wiedergaben· Der König war ange:
nehm überrascht von dieser Musit und
sie mußte ihm wiederholt werden.
Jedesmal hielt er vor Lachen den
Bauch. Nun ließ aber, in der Absicht,
dieser Musik sammt ihrem Urheber
eine tleine Züchtigung zutheil werden
zu lassen« der Kronvrinz, nachdem
Friedrich der Große, an den Kapell
meister Pepusch eine Einladung erge
hen, der jener vergebens auszuweichen
versuchte. Als er rnit sieben Iagotti
sten erschien, sand er eine große Ge
sellschast versammelt und mitten im
Saal sechs Musilvulte. Pepusch legte;
seine Stimmen ganz ernsthast aus
und sah sich dann suchend um. Der
Kronvrinz bemerlte es, lam aus ihn:
zu und sagte laut: »Herr Kapellmei
ster, sucht Er etwas?'· »Es wird noch
ein Pult sehten«, antwortete Pepusch
»Ich dachte«, versetzte Friedrich, »es«
wären nur sechs Schweine in Seiner
Musikl« »Ganz recht, Königliche
hoheit, aber es ist jeyt noch ein Fertel
dazu gelommen: Flauta solo«. Frie
drich erzählte selbst diesen Vorgang
seinem Lehrer Quanz mit dem Be
merlen: »Der alte Kerl hat mich also
doch angeführt. und ich mußte ihm
noch gute Worte geben, daß er das
Fertel nicht auch vor meinem Vater
produzirte.«
’ouch Geldprämien in Gestalt von
Der praktier pat. l
Jn der briiischen Flotte isi ein Sizsj
siem bei Belohnungen fiir belondere
Leistungen, Rettung aus Gefahr usw·
Brauch, wonach Unierossiziere und
Mannschosien außer einer Denkmiinzei
iSpariassenbiichern erhalten. Der;
Komme-want eines Kriegsschisses kies
kürzlich, wie ein Londonee Miliiät
bloti berichiek, bei einer solchen Gele
genbeik die Veso-Jung zusammen undj
hielt folgende kleine Rede: ;
»Ich freue mich, Jbr Leute, daß ich;
diese silberne Medaille Eurem Name-E
reiben Paktick Flynn an die BruiiI
besten und zugleich eine 5-Piundnoie
aus der Bank iiir ihn deponiren konn,
als eine königliche Anerkennung seines
besonderen Muthes.«
Pot, ein vergnügt oreinschauenbek
Jrländer, wird lebe roib und scheint
«mii einem Donkeiwori on den Vorge
sehien herauskommen zu wollen« Der
Kapiiän ermunterk ihn, zu sprechen.
Da säbri im besten irischen Dioleki
der eben Dekoeieie hetauh «Wenn es
sich dienstlich gleich bleibt, here Ka
piiiim dann möchte ich lieber-, daß Sie
die Fünf-Piund-Noie on meine Brust
besien und die Mevoille aus ver Bank
beponiren!«
—
Die mitteillamfien Menschen sle en
die zu sein« die am wenigsten mipizufed
len beben.
Trost.
Schneider izu einem Lebemonn):
»Ich bitte um mein Geld sonst nehme
ich den Anzug wieder zurück
«Lassen Sie mich in dem elegantes
Dinge wenigstens einen Pumpversuch
machen; womöglich fällt eine tleine
Abschlagözahlung siir Sie ab."
Echtes-.
Dame: »Hier trinken Sie eins auf
meine Gesundheit.«
Dtoschteniutschen »Gniidige Frau
sehen aber sehr schlecht aus« ich werde
lieber zwei trinken!«
sei der Seiten
»Ist denn das Reisen unter den
ganz Wilden wirklich so gefährlich,
Mister Fowlet?«
«Oh sehr, mit einem Fuß man steht
immer im Kessel.«
Disziplin.
.Warnm so eilig, herr Leutnont?«
»Ich muß zum Begräbniß meines
Obersten, und der haßt nichts io sehr
wie Unpünitlichkeit.«
Pseiie nnd Preis
Sie (dichtend): »Es geht ein Nisz
iieitlasfend durch das All, und Nie
mand naht, ihn liebend zu verbinden.«
Et: «Nanu? Du besingst wohl gar
mein Oberbede«
Der Get
»Jch versicheke Sie« der Hund ist to
klug wie ichs«
Dame: »Es steut mich, solcher
Wahrheitsliebe zu begegnen —- —-— vie
meisten Besitzer von Dockeln übertrei
ben so schrecklich«
Uns-sann
Gattin ldie Zeitung leiend): »Ja
London wurden bei einer Gewölbe
auttion iiir das Portrait einer alten
Dame 50,000 Mart erzielt . . .'·
Gatte: »Siehst Du« Eulalia, hab’
ich Dir nicht schon ost gerathen, Dich
photographiren zu lassen!«
Sei-Irre Ists-lee.
Der Frau von Pollact werden in
einer Gesellschast Komplimente über
ihren schönen Fuß gemacht.
»Ja, ja, Sie erzählen mir nichts
Neues. Als ich in Jtalien war, wollte
mir ein berühmter Bildhauer schon
eine Büste davon machen.«
. Variet.
Ein englischer Novelliit, dessen an
sehnliche Leibeofiille ost die Spottlust
tattloset Menschen herauf-sondern weiß
stets gut zu pariren. Jn Venedig
sagte ihm ein baumlanger arroganter
Ameritanen «Wissen Sie, Sir, wenn
ich so dia wäre wie Sie, ginge ich hin
und hängte mich aus.«
Lächelnd erwiderte der Brite:
»Sollte ich jemals Jhren Rath befol
gen, würde ich Sie als Strick be
nahm«
Vorsichtis.
»Herr Grines,« sprach der Pastor
zum Küster, »beute Morgen wollen
wir die Kollette lieber vor der Predigt
einsammeln-'
»Wirilich?«
»Ja; ich will nämlich über die
Sparsanrieit predigen."
Der Schein.
»Ihr junger Mann scheint ein stei
ßiger Arbeiter zu sein.«
»Ja, das ist seine Spezialität.«
»Was, zu arbeiten?«
»Nein —- es zu scheinen.«
- stritten-.
»Sie sammeln wohl gar Postw
weiiungsssbschniite?«
! Dichterling: »Ja von meinen ho
nararsendungea.«
»Alle quasi eine honoraritäiens
sammlung.«
Eine praktische Gesinde-up
’.,Was bedeutet denn eigentlich diese
sonderbare Taste an Ihrer Schreib
rnaschinei Die habe ich sonst an tei
ner anderen bemerkt. «
Si! Das ist meine eigene Erfin
dung. Wenn ich mal nicht weiß, wie
ein Wort richtig geschrieben wird;
dann drücke ich aus diese Taste, und
dann wird das Wort ganz permis-du«
i