Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 06, 1910, Zweiter Theil, Image 16
f pi- prattifche Hausfrau. ff Us.ssdasioda. .ci-e freiem Herr Doktor wie ich IS S diesen Dingen gekommen bin?" VI ja, Gädige Frau — da ich , sie gegen die Anklage der Beamtenst Wung vertheidigen soll. Es schwebt glaube ich, auch ein Verfahren gegen Sie wegen Uebertretung des Wein nnd FleffchberzetzrnngsfteuergesesesX Da saß ich nun und sollte meinen Berti-ewiger insormiren und eri!ä!en. Wenn es dem Anwalt nicht gelang, mich steigt-kriegen sperrte man mich am Ende noch ein —- zu all den Un annehmlichleiten, die ich schon durch qnert hatte — und aus mir wiirde eine Frau msit bemaleltem Vorleben Aus mir! Aus meiner Mutter ein ziger Tochter! Da fanden meine Gedanken auch schon den Puntt. wo sie einhaten tonn ten. »Nun, gnädigfte Frau?« fragte der Uechtsgelehrte und fah mich brillem funtelnd an. Scharf, wie es dem Ad volaten «- giitig. wie es meinen neun zehn Jahren zukam. Ich athmete tief auf. »Komm Sie meine Tante Adolfine, Herr Doktors Nichts Seien Sie froh. Meine Mutter sagte mir, als ich mich mit meinem Mann verlobte, es wäre ihr unsaadar schwer, mich in die Hauptstadt zu ver heitakhen — nur eins tröstet sie: daß Tante Adolsine mir nahe sein wird. Die erfahrene Tante A«dolsine, die so geschickt im Haus-halten wäre und in allen Fragen des aesellschasttichen Le bens. Ich mußte vor dem Abschied meiner Mutter nach versprechen, mich ist-net mit Tante Adolsine zu be rathen. »Als wir von der Hochzeitser zu eiick waren, sagte mein Mann. et liebe die Einmischung von alten Damen nicht. Und wer ein Jäger werden W, der schösse eben ’inal eine Geiß — und Tante Adolfine ginge ihm auf die Nerven, weil sie so aussähe als bisde sie sich ein, den ersten Ziegellack gekocht zu haben. So wußte ich nicht, woran ich mich zu Halten hatte, Herr Dom-L Tant Adolsine war bei mit zum Tbee Eis trank drei Tassen und sagt-, das siille so gut den Magen daß man gar tein Abendessen mehr brauche lind das wiite seht gut —- in diesen tbeuetn Zeiten, wo das Ei zwölf Heller koste und man schon gar nicht wehe Jug Iuditen könne, was zu kochen sei. »Heute haben wir Stein«-i mit ges backenen Kalböfiißen gehabt nnd nach her Schmaeken aus althackenen Sem meln. Jch habe seit einer Woche mein FeiiIhstiicksbkot gesammelt«, sagteTans te Adolsinr. Dann war ein lanqu Schweigen zwischen uns, und meine Seele ittte umher zwischen den Rathschtiigen mei net Mutter und der Wohimeinung meines Gatten. »Tonte Adelsine ist Ist penttisch«, ettlang'å mir in den Ober-L Das lockte und eeizte mich, wie sei- rieselnsder Brunnen den Dutstigen reizt. Nämlich, Sie müssen wissen, Herr Doktor: als ich an meinem Hochzeits tag vom Haus ging, drückte mir Ma ma ein rothjuchtenes Geldtäschchen in die Hände. Darin waren ein paar Banlnoten, der Notbpfennia Die wa ren nun verbraucht. Nicht ein einziges WI, Herr Doktor, war ich mit dem Wirthschastsgeld auggetommen « in sechs Monaten. «Dns Leben in der Stadt ist theuer«, sagte ich. »Dann muß man sich erst gewöhnen. Zuerst —— glaubst Du mir’s, liebe Taute? —- da schämte ich mich, für süns Kreuzer Suppen griinzeug zu tausen. Es tam mir so Wisch vor. Zu Haus bringt meins Mbeweis.« , »Für fünf Kreuzer?« ries Adolfine. »Das ist ja Verschwendung. Für zwei ist's iiberreichlich.« Da sprang mir ein Band-, das mir mein Mann um mein Herz geschlaan hatte, und mein Vertrauen flog Tsnte Molfine zu. Ihm wagte ich nichts zu sagen. Ihm hatte ich eine Andeutung macht — aber er sagte, eine kluge Inn könnte jede Summe richtig ein theileu. Und ich wollte doch in seinen sagen eine kluge Frau fein. —- Tante Ælsine aber stürzte sich auf mein Mftes Vertrauen wie ein ver Seier, riß es in ihre Fänge nd hielt es fest. «Wie viel gibt er Dir dem-.J« fragte· sie mit jenem scharfe-in Tone, den Frauen haben wenn vom Mann in feiner Eigenschaft als Geld1ehek die Rede ist i «Dtekhundett Kronen« »Na, das ist doch prachivoll!« — Idolfine rieb sich freudig die Hände ,Vs kannst Du mächtig davon sparen. Oe laufsi Du denn Koffer nnd Zu Oef« sei Festekii Deisingetf ME, sagte die Taute. »Bei; MW billiger Zu Reujahrs M Du da ein Pfund Rosinen und ein W Pfund Schotolade umsoan s- UII du FAM« ; der Dritt-se « T W. feste die Tantr. »sein — sreien Verein der Meinst-Weide tosspki M nur die Mk- Hr jede new ww. Ue T- M na pM its-s di eign selbska gratit. Und Seife, Dei-, Kohle. Nas« »Mein Mann Tagi, was bsifiig ist ist thesi-er«« wandte ich ein. »O. Du Kind Du! Das sei-gen die Männer immer —-— bis es zum Zahlen kommt. Man muß nur praktisch sein und die Gelegenheit ausniiierr. Zum Beispiel jetzt die Herbfivccasiom wenn Du was für den Sommer brauchst — ei ist alles spottbillig zu haben. Um den halben Preiz.« »Mein Mann sagt . . . .« »Ach, Unsinn! Jch hole Dich mor gen ab, und wir gondeln los. Jch zeige Dir französischen Baitift, bil lig wie PerlaL und seingestreiften Le vantin, der verfchenii, jawobl ver fchenlt wird. Die Waschseive, wo man Barchent fast noch drauftriegi.« Die Erinneruna über-nannte mich. »Na, und...?« ermunterie der RechtsansvalL »Habsen Sie wag ge kauft?" »Ja«, sagte ich. »Ich suchte was Hellblaues. Wir liefen in süns Laden, Tantchen ließ sich alles zeigen. Es hätte Thaler ranvvoll gefüllt Sie be sckmiifselie alles. sie rieb Den Stoff zwischen den Fingern, sie zog und zerrte daran —- iminer unter dem me chanischen Zureden ver Kommis. «Prachivoll. gnädiae Frau. Neuesie Mode. Wir können das nur dank unserer Weliverszindunaen hergeben, Wie, Gnäviaftef Theuer7 Alter, ich bitt-. rer haben überhaupt keinen Nutzen daran. Nur um unsern geehr :en Kundinnen eine Ueberraschung zu bereite. haben wir die Occasion arran girt. Darf ich dienen, gnädiae Franc-« Er schnitt zwölf Meter ab. »Ausgezeichnet«, sagte Tante Adol I finr. »Du wirst da ein berrlicheshaus I tleid haben. Und spottbillig. Das Restchen von drei Metern können Sie mit einpacken. Das lilatarirte. Schrei ben Sie’s aus einen Bis-CI Und wandte sich zu mir: »Wir rechnen der Einfachteit halber später ab." »Eigentlich habe ich was hellblaneå haben wollen-", sagte ich der Tante, als wir draußen waren. «Griin steht mir nicht. und Ernst kanns auch nicht lei den.« - i »Das macht nir. Du hat« doch billig qetriegt.« »Und der Stoff wird zu schwer sein« »Na. bös mal — bist Du aber wäh lerisch. MS die hausniibern zuschneiden wollte, entdeckten wir ein paar Löcher iin Gewebe. Tante kam eben dazu. »Dein weicht man aus«, sagte sie, und empfahl sich rasch. Der Morgenrock wurde vorn Aue-weichen zu eng. zu kurz, und es ; reichte auch nur sür halt-lange AerxneL . Er wäre wohl-seit gewesen, wennTant ichen nicht den gewissen lilatarirten Nest zu zahlen vergessen hätte.« »Mdigste«« sagte der Recht-ign mlt, «tonrrnen Sie zur Sache!« »Ja, sofort, here Dotter. Jch werde Ihnen nicht alle Unternehmungen gleich anssiihrlich beschreiben.’« »Wie —- gab es da noch Aehn liches?« »Natürlich. Sie kennen eben die Tanie nicht. Wir haben Fische ge kauft, draußen auf dem Fifchmarit. Wir fuhren in einer Droschie. Tant chen machte bei der Gelegenheit einen .Besucb, den sie ein Jahr lang schuldia war —- die Gegend ist ihr entlegen. z »Aus der Hund« nennt man das. iJch las unterdessen im Waden, der Wasserkübel mii den Flaschen stand zu meinen Fiißen.» Wir wollten sie le bend heimbringen Tantcbens Besuch follie nur ein paar Minutchen dauern und dauerte eine Stunde. Die Fische zappelten im Wasser. Die Wasserflecken sind nie aus meinem Kleid ausgegangen; der Wagen kostete drei Gulden, und die .FUck-e rochen nach Moor. »Ja«, sagte die Tante »Es sind doch Weißfische. Und so billig.« Entschuldigen Sie, gnädige Frau, warum befolgen Sie denn noch weiter die Rathschliiqe Ihrer Taute?« »Ianie Adolfine ist doch so prak tisch...Jch wollte sparen lernen. — Vu war noch ein Fall mit einer Fla nelldecke . . .« »Nein, nein, Gniidigfte —- zut Sa che!« »Bei Globiich, wo ich Zucker und Kassee kaufte, hätte ich ein Pfund Sie-i sinen und ein halbes Pfund Scheide-« de als Prämie gekriegt. Aber det Laufiunge irrte sich und teugkt zu Tante Adolfine — vie vergaß, mit ei zu geben. Und wir hatten doch darum das ganze Jahr iibet Dhoe getrunken, der nach grünet Seife roch, und Laf fee. det nach springen fchmeckte.« »Alle-, gnädige Frau, zur Sache! Sie wollten zu Ansicht ein Spanier tel laufen-» « »Mit-, ich wollte gar nicht. Das »Ist so: wit, W III-n und ich, lu VI II Miss- Itttieh III-— U iiii M ein Mk Zins-de Mk site M dem-· dass- se — gleich dachte mit der Frage: Mc wirst Du tochenk »Ich weis noch nicht« Jächtk rief Adolftne—ftoli. Ett schtiire nicht erst bekämpfen vortei nicht umstosen zu müssen. »Du W also ein Schweinchen braten. Das bringt Mit-, wirkt fein und schlendid. ist meine Lieblingsspeise. und wenn man’s nur richtig anfängt, ift’s nicht theuer.« —- Tante Adolsine erklärte mir alles und sagt-e, ich sollte nur mit der Droschte Nummer 893 fahren. IDer Kutscher habe sie schon ost hin ausgebracht, er mache die Fahrt siir einen Golde-U »Und Jhr here Gemahl. gnädig-e Frau? »Der wußte von nichts. Jch stand Morgens um halb fünf auf, kleidete mich leise an und schlich aus dem Zimmer. Es war bitter. bitter kalt. Aus der Straße war’s noch ganz sin fter. Den Wagen hatte ich rnir be stellt, und er stand richtig an der Ecke. Der Kutscher wollte mir vie Pferde decke über die Knie legen. ich wollte aber nicht. sie tvtr seer schmuhia Wir rJtterten los und fuhren end los lang. Die Stadt war ohne Le ben, die Haustdore geschlossen Auf der Brücke tamen wir in ein Rude! ungeheuer großer Thiere« Ich schrie vor Schrecken aus. Es waren Ochsen. die still, mit gesenktem Kopfe zur Zchlachtbant gingen. Jm Zwielicht sahen sie unheimlich aus, wie Unwid thiere Endlich waren wir außerhalb der Stadt. Der Weg war hart ge storen. Ein Fenster des Wagens glitt immer wieder herab, so oft ich es auch auszog Die Morgenlntt schnitt wie Eiesplitter. Nun standen wir still. Der erni scher stieg ab. deckte sein Pferd zu nnd sckilug dke Arme ineinander, nm sie zu erwärmen. Darauf nahm er feine - Pfeife unter dem Bock keroor nnd zün dete sie an. Als sie brannte. trat er ans Wagenfenster. «Jesi wer’n wir da warten. gnä« Frau. Das lummenn?« «M«üssen wir lange rvarten?« »Aber now-bereits a lhane Vier-« lelfinnde.« Gleich darauf rief er Hreudiw »Da limmt icho asrner'« — nnd wie-I auf etwas- Schtvarzes, das klingean näher kroch. Der erste Marltbauer. Wir hatten Glück, er hatte Sch·roeinchen· Er wollte auch mir eins verlaufen nnd zog ein quieiendez Thierchen am Hinterfuß; ans dem Berichte-g Werk es zurück; nnd fing ein anderes herang. Es war : verblüffend billig. Statt der sechzehn» Kronen Merlthallenpreis, gab er -1nir’H für siebeneinhalb Kronen. Ja, die Plajgebiihy die Zwiscksenhändler, die Mautb, die vertheuern allesk »Gnädige Fran....« »Ja, fa, here Doktor! Den Rest habe ich ver-wirkend schnell erlebt — er erzählte ihn auch in demselben Tempos Der Bauer wollte das Schweinchen abstechen —- denlen Sie sich —- auf der Stelle. vor meinen An gen. Das arme, kleine Thier, das eine so rosige haut hatte nnd so kleine schwarze Augen. Vor mir, Die kein Blut sehen kann, ohne ohnmächtig zu . werden. L »Es wird quieten', sagte der mu scher warnend. »Mir-, Eben Sis- nur Ia herein, da wird’s ihm warm.« l »Jetzt warten wir noch auf die Ge-. müsewagen«. sagte der Kutscher i »Nein, fahren Sie zurück. Jch er-? sriere sonst.« i .So werd sich dös net auszahlen," gnä’ Irrt-", sagte der Kutscher »Macht nichts. Fuhren Sie nur. mir ist Arbeitslast-« - Bei der Month riß der Zolltvächter die Wagenthsir ans. Jch hatte über mein Schweinchen die Röcke ausgebreitet »Nichts zu verzollen?« fragte der Mann «Nein«, sagte ich »Qui, qui«, jagte mein Schwein cken Und dann --- das andere wissen Sie schon, Herr Doktor: wie man mich aus dem Wagen zog fammi meinem Schweinchen——wie der Mann höhnisch,l ja.wohl, höhnisch wurde und faqieq »Ah je! Da haben wir ja einen FanaJ gemacht! Nein, fo eine eleaanfe DameIH Das ifi wahrscheinlich Jht Echo-Iß hundetl, wie?" · »Nun ja, gnädige Frau, aber Zie hätten ihm nicht sagen dürfen, daß sSie sich Frechheiien verbitiem daf, er ein Lümmel fei.' »Ich war aufgeregt Das Schwein chen riß fein hinieefiiißchen los und wollte davonlaufen Ich lief Sinn nach, der Iinanzek mir. Ich euifchie aus und fiel hin und schlug mich weh. Wann —- Goii, Herr Dotier! — dann führte man mich ein. Jch hinlie, denn ich halte ja mein Knie zerschlagen — mein Kleid war zerrissen, ich muse weinen, meine Hände waren vol! fchinnfiger Gede. Dem Schwein-den hatte man einen Bindfaden ums hin ieebeinehen gesunden, und ich sollte dss Musche- Wen. fes ich dann drei Stunden auf ist , thiqu bis W mein Mas pkir. Den scfies sei-W wie, einse trete-er Hindernisse wegen. est-agen. O, und was wird fest ans der Oe schickst-W »Bei-when Sie sieht Mit Rücksicht »aus Ihre Jugend wird der Richter I sehr milde sein« ; Jsm Ganzen kostete die Geschichte dann zweihundert Kronen Anwaltss spesen und fünfzig Kronen Strafe; kostete mir vier schlgflose Nächte und den Glauben an Tante Adelsinens praktische Ratbschlägr. Das Geständnis Novellette von Gerttud FöppL «,,Jeht tommt der letzte Aufftieg dann sind wir am Ziel. Darf ich Ihnen meine Hülfe anbieten. Fräulein Marianne? Die Felsen sind hier etwa vereift!« « Das junge Mädchen, dem diese Worte galten, warf den schönen Kon zurück und sah tnit offenem, ge radem Blick zu dem Fragenden auf.— »Ich dante fiir Jhre Unterstützung Herr Doltor«, sagte sie einfach — »noch hoffe ich mit eigener Kraft das Ziel erreichen zu tönnen!« —— Damit fehlen Beide schweigfam ihren Weg fort, eifrig bemüht, geeignete Hand griffe und Fußtritte in dem beschmi ten Felsenmeer zu finden. Der junge Mann betrat als Erster den Gipfel des Berges-, ein kleine-, fast treisrun2 des Plateau. Sein Blick schweifte in die Runde, iiber die in der Sonne strahlende und glihernde Winterwelt und blieb dann wohlgesöllig auf der schlanten, kräftigen Mödchengestalt haften, die mit Anmuth und Grazie den legten steilen Frlsblock erllommJ Noch ein Schritt, und Marianne von Steinertz stand an feiner Seite. Ganz überwältigt von der hehren Pracht ringsumher, gab sie sich mit stuinmer Begeisterung dem gewaltigen Zauber hin. Jhre strahlenden Augensterne leuchteten in einem märchenhaften Blau, und ihre hohe, schlanle Gestalt schien größer und stolzer zu werden-i Doktor Vollmers wandte keinen Blick von dieser hoheitovollem herrlichen; Erscheinung und weidete sich an dieferj aufrichtigen Freude und Begeifterung. Wie eine Herrscherin erschien sie ihm,; die von der Zinne des Berges den stol . ten Blick iiber ihre Reiche ichtveifenj läßt. Er hätte ihr eine goldene Flrone ; ino blonde, trause Haar driiclen mö-! gen und vor ihr niederfallen, um deni Saum ihres Gewande-d zu küssen. Sos schön. so begehrenswerth wie in diesem z Augenblicke war ihm das viel umwors ’ bene Mädchen, das manches spröde« Männerherz schon entflammt hatte, noch nie erschienen. Ach, aber auch soi unerreichbar wie heute war sie ihmx noch nie gewesen --« ein weit entrückte-i Ideal, da- er nur von ferne bewun dern durfte, ohne zu wagen. die hand« danach auszustrecken Schon seit Wo- : chen hatte er sich schonungsloe vorge-» halten« daß er einem unerreichbaren Phantom nachjage, daß er, der ein fache Bürgerasohn, nie bestimmt sein werde, dies holde Wesen in seine Arme zu schließen. Und heute war ihm diese Ertenntniß zur bitteren Gewiß heit geworden. Fris von Steinerh, Mariannens Bruder, hatte ihm durch eine Anspielung sehr deutlich zu ver stehen gegeben, dasz er die hoffnung auf den Besitz der Geliebten aufgeben müsse. da Baron von Flieding die größte Aussicht habe, in Milde sein Schwager zu werden. Fritz hatte ihm nie wohl gewollt, das fühlte er längst, und fest triumphirte er mit strahlen dem Gesicht über seine Niederlage — »Wie schön ist doch tie Welt!« —- Die rothen Mädchenlippen jauchz ten es in die stille Wintetluft, -- »so schön, so sonnig und glänzend weiß, daß man den Schmuy und Staub ver Städte ganz vergißt!« - Mit Ge walt riß sich der junge Mann von ih rem Anblick los. — »Sehen Sie Fräulein Marionne, dort driiben am fernen Horizont ist oie Wut-spitze rechts davon grüßt der wilde Kaiser, und dort hinten in Ioeiter Ferne, man ohnt sie mehr.alg das-, man ksie sieht, zeichnet sich die Zugspitze am Horizont ab!« Aufmerksam lauschte Ma rianne feinen Erklärungen und bot um die Namen her anderen Schnee rielen. »Sehen Sie, dort unten liegt der Steinberg« —- plauoerte Doktor Vollmerg dann lustig weiter-— , »wie llein und unanfehnlich er von hier oben aussieht, wie ein mächtiger Löwe, der sich am Fuße des Berges gelagert hat und ihn bewacht!« « »Uno dort hinten an dem gewaltigen Felfenoorsprung l,onn man hie Unter tunftjhiitte erkennen« ——— fiel ihm Ma rianne ins Wort. -— «Da siit nun unsere hochalpine Gesellschaft am kni sternden Feuer und wärmt sich die er frorenen hande, ohne eine Ahnung zu» haben, welche Schönheiten den Aue-: dauernden hier oben erwarten!« —» Ein frischer Bergwind zaufte an ihren blonden Lotsen und küßte ihre rosige Wange. —- «Boron von Flieding hätte uns fiir fein Leben gern begleitet. ftoenn er nicht seinen verstauchte- Fuß wieder gespürt Attel« — nahen her Doktor das Wort auf, und das zu friedene Lächeln, das seine Lippen Its-spielte. Atti-M Ist-froh er mer« ye- läsisen Wesens-hier wenigstens einmal fiir ein paar Stunden los zu sein. —- »Run wollen wir uns aber ein geschiistes Bläschen zum Ausru hen suchen!« sudr er dann fort. — «Die Sonne scheint so war-n, daß wir nicht zu fiirchten brauchen. uns zu er lälten. Jch werde einen geeigneten Platz auslundschastem wenn Sie mich einige Minuten entichuldigen wollen!" Damit wandte er sich der Seite des Abhanges zu« die weniger steil absiel. Marianne ließ ihren träumerischen Blick der schlankem hohen Männer-ge stalt folgen und hing bewundernd an dem Ebenmaß dieser lrästigen Glieder. Von Morgens bis Abends schwebte dieses Bild vollendeter Jugendschiin heit und Kraft vor ihrem Auge und scheuchte die Ruhe ihrer Nächte. Und was ihr längst schon zur Gewißheit geworden war, gestand sie sich heute lwieder von Neuem« Sie liebte den einfachen, ernsten Mann mit dem of fenen, klaren Blick und dem bescheide nen, geraden Wesen. Sie liebte ihn mehr als alle die Salonhelden und Courmacher, die vor ihr auf den Knieen lagen und nach einem Blick »aus ihren blauen Augen schmachteten. z Daß sie aus Gegenliebe rechnen durfte, davon war sie fest überzeugt« das ver rieth er ihr mit jedem Blick, mit jedem händedruch deren Sprache sie wohl zu deuten wußte. Gestanden hatte er ihr aber seine Liebe noch mit teinem Wort. Warum? Das war ihr ein MithseL Er hatte eine ganz gut bezahlte Stel lung an einem Ghmnasium, und daß sein heller, tlarer Verstand noch ein mal seinen Weg finden wiirde — das tonnte nur eine Frage der Zeit sein. An Gelegenheiten zu einer mündlichen Aussprache hatte es ihm während des Winters auch nicht gefehlt, die wurden ; jeyt mit Schluß des Rarnevals immer seltener· Mit Schrecken dachte sie and die Zeit, wo die sonntäglichen Aue-« flüge, die sie in größerer GesellschaftI regelmäßig unternahmen, unterbleiben; mußten und damit ihr gegenseitigerj Vertehr sehr beschräntt wurde. Warum « sprach er nicht nas erlösende Wort! und machte diesem Hangen und Bari gen ein Endet Verstand er denn nicht l die Sprache ihrer Augen zu deuten,i oder wagte er am Ende nicht, um die« hand der vornehmen Dame, der rei-l chen Erbin, zu werben Ein sröhlicher Jodler weckte sie.aus«» ihrer Träumerei. —- »Kommen Sie,! Fräulein Marianne," rief ihr der herbeieilende schon von Weitem entge gen ——— »und bewundern Sie, welch gemiithliches Ruheplätzchen ich entdeckt habe. Dort werden Sie sich behaglich’ fiihlen in der warmen Sonne. Siez sind doch gewiß auch etwas ruhebei dürftig?« — »Nicht im geringsten!" erwiderte die Angeredete. »Ich könnte in dieser frischen, klaren Winterluft noch einige Stunden weiter marschi ren!" « «Trotzdem werden Sie mir das Plauderftiindchen, auf das ich mich schon seit unserem Abmarsch freue, nicht abschlagen!« bat der junge Mann. »Es ist vielleicht die leßte Tour, die wir miteinander ma chen. Wer weiß, in welche Gegend mich das Schicksal im nächsten Jahre verschlägt Da heißt’s dann zehren an schönen Erinnerungen!« — Ein tiefer Seufzer begleitete seine Worte." Unterdeß waren sie an einen Fel senoorsprung getommen, wo mittels ;Lodenmiintel und Kragen ein bequeil i met Lager geschaffen war. Während-« « Marianne Plan nahm« holte der Dol- ] tor seinen Rucksaet herbei und packte: allerlei verborgene Schiike aus, dies mit großer Freude begriißt wurden und in der reinen Winterluft herrlich mundeten. Die brennende Frage. die» allein des Mädchens Herz bewegte, blieb wieder unberührt, und während der Doltor von seiner Heimath, dem Schwarzwald, erzählte und dessen Winterschönbeiten rühmte, irrten Ma rianneg Gedanten in die Weite. Nur um Aufmerksamkeit zu heucheln, fragte sie nach dem Namen feines Heimftiidt: cherig. -- »hochzimmern" s- war die Antwort. »Hochzimmern, ein kleines Restchen mit 800 Einwohnern Dort itand meine Wiege in der Schuster ivertitatt meines Vaterst« -— Er machte eine Pause und sing den er staunten Blick seiner Begleiter-in auf. s-— »Ich bin der Sohn eines einfachen Flickschusters in hochzimmern Dort führt mein Vater heute noch die Ahle und sitzt von Morgens bis Abends über dem groben, plumpen Schuhwert der Bauern gebeugt. Er ist ein ern fter,- fleißiger Mann, der es im Leben wahrscheinlich weiter gebracht hätte, wenn die Mrhiilinisse es ihm gestattet hätten. Nun hat er alle-, was er sich versagen mußte, feinem einzigen Sohne zugewandt, dem er durch rast lofen Fleiß und eiserne Sparsamkeit Hdie Mittel verschaffte. dem hang sei inei herzenö nachzugehen und zu fin diren. Der treuen Liebe und Aus opfetung meinet- Vaters verdanke ich meine jehige Stellung. Daß ich eine tiefe, unerschiitterliche Verehrung file den einfachen Fliaschuster im dessen trage, werden Sie begreifen können. Ich bin stolz, sein Sahn zu seini« — Dai junge Miiwn hatte mit wach sendem Erstaunen der Erzählung zu gehöri. Eine unaussprechliche se tvnnderung und pochachtnng stir diese einfachen. strebsamen Menschen be mächtigte sich ihrer. Und nett einein Male wurde ihr alles klass. ers Mith feli Lofung schien vor ihrem Auge offen zu liegen: Der Doktor wagte nicht, um ihre hand zu werden« feine einfache Abstammung und fein be fcheidenes Elternhaus waren der Grund seiner Zurückhaltung Ein unfagbarei Weh ergriff ihr siürrnifch llopfendei herz. Ueber die fonnige Winterlandfchaft fchien sich ein grauer Schleier zu breiten, und alles, was sie noch vorher begeistert hatte, iam ihr öde und traurig vor, ges tade fo fchal und öde wie das Leben, das nor ihr lag. und das jeden Reiz verloren hatte. Das Glück, das sie nah und erreichbar geglaubt, verfanl mit einem Mal in eine nebelhafte Retnr. sp— »Fräulein Marianne, wo » rüber sinnen Sie fo ernst?« —-— Seine iWorte unterbrochen ihre Träume. — ! »Woriiber ich nachfann?« s— Halb ab wefend wiederholte sie feine Frage. Und dann ging auf einmal ein Leuch » ten über ihr Gesicht. Noch einen Mo « ment überließ sie sich ihrer Träumerei, dann richtete sie sich entfchloffen auf lund fah dein Doktor froh und offen zins Auge »Woriiber ich nach ; fann?'· — begann sie dann von neuem. ’ und eine hohe Freude llang durch ihre »Worte. »Ein Traum. den ich lehtr «Nacht geträumt hatte hielt mich ge fangen» und will mir nicht aus dem Sinn. Mir träumte, es war Frühs ling. Rings auf den Bergen grünten und blühten die Matten. Aug den grauen Steinen leuchteten rothe Ster ne, die Alpenrofen und die Tannen und Fichten hatten sich mit zierlichen hellgriinen Zweiglein geschmückt. Von den Felsen rauschten die Quellen, und ihr Plättchern und Gurgeln mifchte sich in das harnionifche Glockengeliiute der Kuhherde und das fröhliche Jauch zen der Dirtenbuben —-- Es war Frühling --- Unten im Thale dritte ten die Veilchen im Moose, und der Buchenwald hatte ein zartes. leichtes Frühlingslleid übergeworfen. Ueber den Waldboden hufchten die Sonnen strahlen und matten goldene Kreife auf das faftig griine Moos -— Durch« den Wald schritt ein Paar zwei Menfchentinder im Lebenslenzr. Bald blieben sie am Wege fteifen nnd lausch ten auf das fehnsiichtige Locken und Nuer der Vögel, bald verfolgten sie ein schmuckes Eichhörnchen, das sich graziös von Zweig zu Zweig schwang. Sie fprachen beide lein Wort. um den Frühlingszauber des Waldes nicht zu ftören. Ab und zu suchten sich aber ihre hande» und sie sahen sich tief in die Augen-« --- Die Worte fprudelten über ihre Lippen. Dann wurde sie ernster. ——· »Das junge Mädchen« — berichiete fee zögernd weiter —- «das junge Mädchen das war ich!' « »Und wer der Glückliche an ihrer Seite-Z« —-- Der Doktor fragte sie leife, und seine Stimme zitterte vor Aufregung. — - »Nein sprühender Stern unserer Gefellfchaft, auch tein Sproß einer altadeligen Familie, son dern ein ftiller, einfacher Mann mit offenem Blick und bescheidenem, gera den Wesen und — und« s— »Und der Sohn eines armen Schuhmachers!« — fiel er ihr mit behenden Lippen ins Wort. Da fchlug sie verschämt den Blick zu Boden nnd fliifterte: »Ich kglaube wohll« «Marianne!« Ein Jauchzen und Jubeln lag in fei . ner Stimme, und er preßte seine glü »henden Lippen auf den rothen Mäd chenmund Eine tihne Veso-stunk »Ur-anf- Vu unter deinem Date über hm kein-as scheut-« » ch gebe ja nicht in dac- Theaten um zu Tehem sondern um gesehen zu wer den« DIO »Mein-N F ka u : -Sog’ mal aufrichtig, ist der Häfuicht tadellos-« -s - Was fehlte ihm n « Matte: »Wen« noch eine — Dachkinne1«