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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 6, 1910)
l CHeimweh Roman von Yheinhold Orimcnn W (15. FortsesungJ 18. Kapite l. Während Herr-rann Artner noch mit dem Pförtner sprach, der seinen Bruder aus der Gesellschaft abrufen sollte, tarn eines der Hausmädchen die Treppe herab. »Sie müssen eine Drolchke besor gen, Meinte! Die Flernmingschen Damen wollen nach Haufe. Denn Frau Flernming fühlt sich nicht ganz wohl.« Der Doktor wintte dem Manne, zunächst den Auftrag seiner Herr fchaft auszuführen, und trat dann, als er aus dein oberen Stockwert der-. Rang mehrerer Stimmen hörte, in den halbdunteln Wintel hinter den beiden Säulen zurück die den Trep penaiifgang flantirten. Gleich darauf fegten rauschende Frauengewänder iibser die teppichbelegten Stufen hin ab. und die stattliche Gestalt Der Frau Fleinming, ganz oermunnnt in Tücher und pelzgefiitterte Urnlzüllung, schritt als die erste an dem ungefehenen Beo bachter vorüber. Ein kleines Stück hinter ihr katn Elfe neben einem hoch gewachsenen Manne. in dem Herniann feinen Bruder ertannt hatte, noch ehe er fein Gesicht gesehen. Sie hatte den snit weißem Pelzwert befesten Abend rnantel sso lose urn die Schultern cre tvorfen. daß ein Theil ihrer tief aus gefchnittenen Gesellschaftstoilette sicht bar blieb-, and ein leichtes, vuftiges Spitzentuch umrahnrte ihr schönes, leicht geröthetes Antlih, aus dein, wie -- ei herrnann scheinen wollte, die Augen niit einein ungewöhnlich lebhaften Feuer shervorleuchteten Ersichtlich ganzs in Anspruch ge nommen von dein leisem eifrkgen Ge spräch rnit ihrem Begleiter, gewahrte auch sie »den Doktor nicht« obwohl er nicht eigentlich daran bedacht war, ßch zu verstecken. Was sie sagte, konnte er nicht verstehen: aber er hör tr ihr halblautes, verführeriiches La chen und sah, daß Noli sich fiir einen Moment sehr nahe zu ihr neigte, wie nen ihr eine ganz vertrauliche Mit theilen-g oder ein zärtliches Gestand ais zazufliiftern. Usrn Frau Firm rrrinsg schienen sie sich tros ihres vor sdern hausrnädchen erwähnten Unwohl seins sehr wenig zu kümmern. Ein wrmrrfsvoller Zuruf ihrer Mutter erst veranlaßte Glie, ebenfalls aufdie Straße hinanszutreten. Stolz und prächtig wie eine Prinzetfin stand sie, von dem hellen Licht der beiden vor Dem Haufe angebrachten zundelaber umflossen, in ihrem lang herab-wallen den rothen Mantel da. Jn schim Ierndern Elfenteinrveiß tauchte ihr schön geformter Arm aus dem Beiz Iert auf, und Verm-Inn Artner fah das Aufbliyen der Juwelen an der entblößten Hand, die sie Rolf zum Abfchied gereicht hatte, und die er eh rerbietig an feine Lippen führte Dann fiel der Wagenichlag zu, ner die Räder drehten sich durch den trei sfchenden Schnee. Unberveglich schaute der Zurückgebliebene den Davonfatr renden nach, bis eine Hand sich auf seinen Arm legte und eine ernste Stimme ihm ins Ohr klang: »Guten Abend, Rotf! Ich sehe, des ich beinahe zu spät gekommen Wäre, unt Dich noch zu treffen." »Die erfte Empfindung des Ueber rafchten war sicherlich nicht die der Freude gewesen Sein Gesicht ver - rieth es dyntlch genug. Und ziem tich vernehmlich klang es auch aus dem Ton feiner Antwort. -.Du haft mich auffuchen wollen?. Arn diese Stunde? Und hier in dem Itzt-den Hause? Ja, was ift denn Ists-skept« « »Ich hatte den dringenden Wunsch, M noch heute zu sprechen Und ich hoff-, Du wirft fett eine halbe Stunde Er rntch übrig haben.« »Wenn es wirklich o u erans tun-, ist. Aber ich wäre, off. n gestanden, Lieber geradeweges nach Haufe geJm I gen Denn ich fürchte, das 7 Tusker-J fich nicht schlafen legt, ehe ich da bin« »Deine Gattin um«-riet Dich erst nach Mitternacht; sie wird sich also« »wegen Deine-H Ausbleibens nicht be unwhigen." Mißtrauifch suchte Rolf in seinem Gesicht zu lesen. »So? Weißt Dn das so, genau? Du kommst also von ihr?« »Ja. Ich sagte Dir ja schon, daß ich Dich zu sprechen wünschte.11nd soc hätte ich Dich zuerst suchen sollen, "- W nicht in iner Wohnung? - BMcht gehen wir est wieder in vie W stinktqu evp wir am Abend v Um Wiese sd ungestört wa Ughi-. Meimtwesen an jeden be E.-z. » W Ort, der Dir gefällt, nur nicht « YOU-. Ich-— ich habe eine Abnei M M M Lokal « Verwaan verstand sehr gut, aus welcher Ursache diese Abneigung ent sprang. Umd er bestund nicht aus sei nem Vorschlag. sondern führte ihn in fein anderes nabegelegenes und ebenso iwenig befuchtes Reftaurant »Nun also —- beraus mit der Sprache!« sagte Rotf. nachdem et sich seinem Bruder gegenüber an einem isolirt stehenden Tisch niedergelassen »Was hast Du mir Wichtiges zu fa gen?« Statt aller Antwort reichte ihm Hermann den Brief, den Hart-vig Langbammer an Eifriede Lornien gerichtet. Verständnißlos blickte Rolf auf die unbekannte handfchrift und auf vie Anrede ,,Geel)rtes Fräulein« »Was soll ·vas?« fragte er. »Mein Brief ist doch weder an Dich noch an mich. Unt- wie lomme ich dazu, Kennt niß von den Korrespondenzen einer fremden Dame zu nehmen?« »Es ist leine Jndislretiom die ich Dir zumutlzr. Sei deshalb ganz un besorgt und liest« Rolf gehorchte. Aber als er mit seiner Lettiire zu Ende gekommen war, waren zwei tiefe Falten auf sei ner Stirn. »Jrgend ein Schwindel«. stieß er hervor, »nichts weiter! Jch brauche natürlich nicht erst zu fragen. wie Du zu dem Schreiben lommft. Fräulein Elfriede bat es Dir gegeben. Du bist ja, wie es scheint. « nicht nur ilfr ärztlicher Berather. sondern auch ihr Beichtoater und Vertrauter in allen sonstigen Dingen.« »Das ist ein Jrrthum. Rolfl Aber es handelt sich ja auch seht nicht so sehr darum, welcher Art meine Bezie hungen zu Fräulein Lornsenspsind als darum, was auf diesen Brief bin geschehen soll. Und ich habe ihr, da ich mich Deiner Zustimmung von vornherein sicher wußte, versprochen, daß Du morgen als ihr Bevollmäch Etigter diesen Langhamsmer auffuchen iwiirdeft Der Brief wird ihm, wie sich denke, als Legitimation genügen.« » Unmutbig wars der andere der-. sion zurück. «Nirn-m mir's nicht übel, mein lie lser —- aber es war denn doch ein et was voreiliaes Versprechen, das Du Deinem Schützling da in meinem Na Imen gegeben hast. Warum, wenn Du IDich so warm fiir sie interesktrst igehit Du denn nicht felbst?« ! »Weil es aus« triftigen Gründen .nnmöglich ist, und weil Du iibrrdies ein besseres Recht darauf hast als ich. Tenn Du haft es ja zu Deiner Le bensaufgabe gemacht. den verwaisten kFiindern Deines Freunde-J zu ihrem zNecht zu oerhelfen.« ; »Man muß, wie ich sehe, Dir aes igcniiber ziemlich vorsichtig sein in sei jnen Aeußerungen. Aber glaubst Du ,dcnn wirklich daran, daß dieser fMenich die verschwundenen Dotumen sie in den Händen haben solltes« s »Es wird Deine Ausgabe sein, kDir Gewißheit darüber zns verschaf lfen.« i »Und wenn auch für nich triftige HGriinde vorlägen, eine solche Mission jnicht zu übernehmen?« »Dann müßte es eben ein anderer statt Deiner thun. Jch werde in die sem Fall einen rnir befreundeten Rechtsanwalt darum ersticken-" Er sagte es lo gleichmäßig ruhig, wie er bist-er das ganze Gespräch ge führt hatte. Aber als er nun seine hand wieder nach dem Brief aus streette, schien Rolf plöslich anderen Sinnes geworden. »Ich habe ja noch sichs gesagt daß ich mich sweigere. Daß es eine über aus peinliche Aufgabe fiir mich sein wird, kann ich allerdings nicht leug nen. Aber am Ende ist es wirklich so etwas wie eine moralische Pflicht. Und wenn es sich in Wahrheit inn die so lange vergeblich gesuchten Be weisstiide Handeln sollte, wird die Sache in meinen Händen immer noch besser aufgehoben sein als in denens eines veozeßgierigen Advotaten. s Denn es- ist selbstverständlich, daß die: Angelegenheit in diesem Fall gütlichI arrangirt und jeder öffentliche Stan dal vermieden werden wüßte« « »Uel«-er bas, was geschehen oder unterbleiben müßte, würde allein Fräulein Lvrnsen zu bestimmen ha ben. Du wirst also hingehen?'« Jal« erklärte Rols jetzt mit aller Elzschiedenheih indem er den Brief des Buteanvorsteheez zu sich steckte. »Das also war es, weshalb Du mich aufsuchtest?« »Das — und noch etwas anderes. Weshalb hast Du mir nicht mitge theilt, daß Tanne kräuselt? Denn daß ei Deiner Aufmerksamkeit ent gangen sein sollt-, kann ich mir nicht gut nistelte-IX .-JUMM—XHIIIbesel-ött, daß sie hustet Und auch ihr Ausse hen gestillt mir selt einigen Tagen nicht mehr. Meinst Du, daß ihr das Klima schadet-P »Ja —- aber vielleicht nicht das Klinea allein. Jch fürchte Deine; Gattin fiihlt sich hier wenig glücklich,i Role« i »Ah — sie hat sich also bei Dir beklagt?« »Du solltest sie hinlänglich kennen, um zu wissen daß sie nichts derarti gesgethan hat. Aber sie hat mir den Wunsch ausgesprochen. nach Samoa zurückzukehren das thr fiir mich hundertmal beredter als die beweglich ften Klagen« Rolf schien von dieser Antwort nichts weiter gehört zu haben als Tuimas Wunsch. Etwas wie eine freudige Hoffnung leuchtete in sei nein Antlitz auf. «Es ist das Heimweh, das ihre Ge sundheit erschüttert, das habe auch ich mir bereits gesagt. Aber weshalb in aller Welt vertraut sie sich eher Dir an alt-. mir? Jch könnte mich wahr haftig versucht fühlen, eisersiichtig auf Dich zu werden. Oder meint sie, ich würde sie gleich umbrinaen. wenn sie mir mit einer solchen Bitte täme?« »Du scheinst also gar nicht abge neigt, sie zu ersiillen?:« »Es würde mir sehr schwer fallen — natürlich! Aber ehe ich sie hier vor meinen Augen hinroelten sehe« »Hast Du denn lsidx zu dieser Stunde überhaupt schon einen ernst lichen Versuch gemacht, sie von ihrem Heimweh-, wie sie es nennt, zu hei Len?' «Sonderdare Frage! Seit dein sersten Tage unseres hier-seine hin ich nicht miide geworden ihr vorzustel !en. daß sie sich mit ihrer neuen Um gebung vertraut machen und sich in die unbekannten Verhältnisse einle ben müsse. Und Frau Lizzie Reden herg hat mich auf eine wahrhaft auf Icpfernde Weise in diesem Bemühen unterstüht Ader es war alles um sonst. Tuima trill sich einfach nicht Hin das fiir sie Fremde und Neuartige hineinfinden Sie bringt meinen Jn terefsen nicht das rechte Verständniß entgegen, und mit einem Eigensinm den ich ihr niemals zugetraut hätte, hätt sie sich von meinen Freunden zu rück. Unter solchen Umständen lann ich doch wahrlich nicht dafiir verant wortlich gemacht werden« wenn sie sich einsam fühlte und vor Heimweh trank wird.« j i . Kun, ich deute, es wäre ihr gutes Recht, sich abweisend zu verhalten ge gen Personen die vielleicht Deine Freunde cder Freundinnen, keines-— falls aber die Ihrigen sind.« »Was soll das l-,eißen?" suhr Rols aus. »Aus welche von meinen Ve lunnten soll sich das beziehen? Aus Frau Lizzie Rohenberg etwa?' »Zum guten Theil sicherlich aus sie — vor allem aber aus Fräulein Eise Flemming, die Dich mehr zu in teressiren scheint, als es gut ist.« z Bis in Die Stirn hinaus hatte sich »das Gesicht des andern mi: dunkler » Gluth bedeckt. »Ah das ist stark! Woher nimmst j Du das Recht, aus einem sotchen Ton lmit mir zu reden? Jeh gestatte nie Umand sich in dieser Weise nen meine iPrivah Augeleaenheiten zu kümmern L- niemand, such nicht meinem Bru den« »Ist-m magst Du es verbieten. Aber Du wirst es wohl oder übel dem Ver lebten des Mädchens gestatten miis sen das Du durch Dein Verhalten tompromittiest. « Sprachlos starrte ihm Rols ins Gesicht. Und sein Athem ging ,ör bar, während hermann in unerschiits terlicher Ruhe sortsuhr: «Denn, daß wir uns recht verste ken: ei handelt sich siie mich nicht nur um den Frieden und das Glück Deiner Ehe, sondern auch um meine eigene Ehre. Wie unversiuulich auch immer die auffälligen Huldigungen sein mögen, die Du Elie Flemmingl darbringit, ich muß sie Dir auf da entichiedenfte verbieten; denn sie ge fährden den Ruf meiner Braut. « «Teiner Statuts« stieß Rolf ber ror. »Das ist nicht wahrs« D:nn«.aber, nachdem sie sich ein paar Seinnden lang stumm in die Augen gesehen, fuhr er mit der Hand über die Stirn und durch sein lvckigeg Haar. »Vergieb! Da Du es sagst, muß es natürlich wahr «.iein. Aber es — es ist so überraschenv iiir mich, und ich wünschte, Du hättest mir friiher davon gesprochen.« »Das war aus verschiedenen Grün den unmöglich. Und ich muß doch wohl nicht fürchten, Rolf daß ei heute zu spät ist?« Mit einem rauhen Auflachen schüt telte Rolf den Kopf. ! »Jawiefern sollte ei denn zu spät sein? Wofür hältst Du mich eigent llich, mein Lieber? Aber Fräulein Elle versteht ihve Geheimnisse gut zu wahren — diese Anerkennung tann ich ihr nicht versagen. Deine Braut! Und vielleicht schon seit langer-it« »Seit Woche-. Acker noch fehiss »unter-In Preuss-cis die Einwilligung ihrer Mutter. Und deshalb muß ich auch Dich vorläufig zum Schweigen verpflichten« »O, sei unbesorgt! Jch werde ei nicht an die große Glocke hängen — Iich nicht! Zumal Du doch ohne die Einwilligung der Mutter eigentlich noch gar lein Recht haft, Fräulein Eise Flemming Deine Braut zu nen nen.« Hermann neigte sich Zier sden Tisch, und indem er seine Hand mit sestem Druck auf die des Bruders legte, sagte er mit gediimpfter Stimme: i »Du slsist ein Ehrenmann geblieben, Rolf ——— nicht wahr? Du haft nicht sür einen einzigen Augenblick ver-pes sen, was Du Dir selbst und was Du Deinem edeln. vertrauensrollen Weibe schuldig biiti"' Mit einem Ruck machte Noli seine Finger frei und stand auf. »Es wird Zeit, daß wir dieser Un terhaltung ein Ente machen. Ent schuldige, wenn ich den gegenwärti gen Augenblick für nicht geeignet hal te, Dir meine Glückiviinsche auszu sprechen. Jch kanns ja später nachs holen. — Stellner, wir wollen zahlen.«» Er wars ein Goldstück aus den« Tisch; aber er tiimmerte tich nicht um( den Betrag, den ihm der Kellner da rauf heraus-gab. Raichen Schrittes verließ er die Weinstube und erwar tete draußen das Herauotreten seines Bruders, um sofort bei feinem Er scheinen hastig und mit mertwiirdig heiserer Stimme zu sagen: »Unsere Wege führen nach ver schiedenen Richtungen; ich sage Dir also gleich hier gute Nacht. Und Du wirst mir’5 hoffentlich nicht ver iibeln, wenn ich wegen meiner Frau noch irgend einen-andern. älteren Arzt zu Rathe ziehe. Du « begreifst. daß es nicht ganz schicklich wäre, Dir ihre Behandlung zu übertragen« «Dariiber zu bestimmen ist natür lich ganz und gar Deine Sache.« nFür den Wint, den Du mir hin sichtlich ihresGeiundheitszustandei ge geben hast« bleibe ich Dir nichts-desto weniger zu Dank verpflichtet. -Jch werde mich danach zu verhalten wis sen. Und nun. gute Nachtt« «Gute Nacht, Rolfs" Ohne sich die hände zu reichen, gin gen sie nach entgegengesetzten Richtun gen davon. Und niemals, auch nicht« als Erdtheile und Weltmeere zwischen ihnen gelegen, waren sie einander so fern gewesen wie in dieser Stunde. -. -. st Es war zwei Uhr vorüber. alsl Nolfheirntam — ernst blickend, bei-» nahe siniter, doch scheinbar vollkom-. men ruhig. Tuima war ihm nichti entkgengeeily als er ziemlich ge rauichvoll die Hausthür geöffnet; aber er wußte trotzdem, daß er sie noch wach und in den Kleidern sinden würde. Wie er über die Schwelle dei Wohnzisnmers trat, tam sie ihm lä chelnd, doch mit einer gewissen Lang iamteit um einige Schritte entgegen Es war, als ob eö ihr an Muth schle, ihm wie sonst den Begrüßungstuk zu bieten. Und er enthob sie dieser Nothrrendigleit, indem er sagte: »Entfchuldige, wenn ich Dir nicht nahe tomme —- aber mein Bart ist ganz tereiit. Da Du es übrigen troh meiner Bitten nicht lassen kannst, mich zu erwarten, wird es also heutes das letzte Mal gewesen sein, daß ichs eine Abendgesellschast besuchte-« s »Nein, nein, einen solchen Vorsas sollst Du nicht iassen«. erwiderte sie fast erschrocken. »Ich werde Dir nicht wieder Veranlassung geben« Dich über mich zu beltagein Daß es Dir so sehr unangenehm sei, hatte ich ja nicht ge wußt.« «Unangenehm ist es mir natürlich nur um Deinetivillen. Denn Du rich test auf solche Art Deine Gesundheit gewissermaßen absichtlich zu Grunde. Gerade wenn Du Dich nicht wohl sühlsi, hättest Du doch wahrhaftig alle LUrsache, Dich zu schonen.« »Aber ich —-" »Bitte, teine Vertielxungt Was Du meinem Bruder anvertraust, brauchst Du auch vor mir nicht zu verbergen. Oder sollte ich«vielleicht gar nichts da von erfahren, daß er hier gewesen ist« und daß Du ihm den Wunsch ge äußerst hast, Deiner Gesundheit we gen nach Samoa ziiriiazutehren?« »Wenn er es Dir gesagt hat« Rols ——-« »Ja, er bat es mir gesagt. Aber ich denke selbstverständlich nicht das tan, einem so thörichten Verlangen zu willfahren. Wir werden morgen einen andern vertrauenswürdigen Akzti tonsultiten.» Und wenn auch er der Meinung sein sollte, daß Du diesen ersten Winter in einem milderen Mist nia verleben mußt, so wird sich ja Rath schaffen lassen, ohne daß oon einer Reise nach Samoa die Rede zu sein braucht. « Da nahm sie all ihren Muth zu sammen, und mit stehend gesatteten Anden, einen Ausdruck tithrend kindlicher Bitte im Gesicht, trat sie aus ihn zu. « «Laß mich doch sei-nichten Rolst Js- weist sa, daß ich Dir hier nur sehr wenig sein kann —- daß Du viet seegr und glücklicher iein wirft olsie rnr .« »Deine-W also — und nicht wegen des Alten-T das nur ein Vor-wand abgeben mußte! Ich wußte ei natür lich von vornherein Und gerade des halb sage ich ein fiir allem;al: Nein! Jch din nicht gesonnen, mir ein-us ab ztoingen zu lassen, durch meines Bru ders moralisirende Ueberhebung eben sowenig als durch Deine sanfte Dul dung. Sage mir doch, worüber Du Dich zu beklaaen hast. Jch bin bereit, mich zu rechtfertigen.« , »Ich betlage mich nicht«, gab sie lei se zurück, »und Hiermann lann Dir unmöglich mitgetheilt haben, sdasz ich es gethsn hätte.« - »O nein! Jltr beide seid ja im schönsten Einverständniß mit einan der. Aber es giebt Dinge, die man ohne großen Scharfsinn erräth. auch wenn sie nicht mit Worten ausgespro chen werden. Und ich durchfchaue Deine eigentliche Absicht sehr gut." Ohne Heftigleit. nur mit einem schmerzlichen Zacken der Lippen. schüt telte sie den Kopf. »Wenn du das könntest, Rolf — Du würdest schwerlich so hart gegen mich fein. Und Du würdest mir die Erfüllung meiner Bitte nicht ver iagen." »Es ist also eine Härte, daß ich’s thue? Ich mache mich einer unerhör lten Grausamkeit schuldig. weil ich fmeiner Frau nicht gestatten will, mich fohne jeden vernünftigen Grund zu Perlasseni — Nun meinetwegen! Jch ,glaude diese Brutalität vor meinem ZGewifsen verantworten zu können. Hund ich erkläre Dir noch einmal, daii von der Verwirklichung eines so »walzmvisigen Gedanlens mit meiner tEinioilligung niemals die Rede sein « lann —- niemals —- niemals!« Er drehte sich kurz um und verließ das Zimmer. Tuima aber lehnte ihre heiße Stirn an die harre Kante eines Schranteö, und mit auf die Brust gepreßten händen sliisterte sie: »Ich wußte teinen andern Weg Nun helfe mir Gott!« Gortsesung folgt.) W , Sprengstosie Die Frage, wann zuerst ein Sonna ftoff, insbesondere das Schießputoer, hergestellt nnd als Kraftmittrl ange wendet worden ist, tann nicht mit gro ßer Genauigkeit beantwortet werden. Wir finden fchon friib bei verschiede nen Völkern den Gebrauch von bren nenden Wurfgeschossen. Die als solche benuvten Holzscheite wurden alsbald verbessert durch die Verwendung von Pech, Schwefel, harzem von Stoffen, die leicht u entzünden und, einmal brennend, schwer zu verlöschen find. Diese Stoffe werden in der Hitze flüs lig und haften start an den Kindern, auf denen sie sich geschmolzen verbrei ten. Immerhin waren sie verhältniss inäskig leicht durch Abtiihlung und Luftabschlufz unlchädlich zu machen. Das Geschoß tell-er durfte teine sehr große Geschwindigteit haben, um nicht schon während seines Fluges durch die abtitblende Wirtung der Luft zu erlo schen. Diese Uebelstiinde der Braut-geschos se wurden beseitigt durch da- berühmte ariechiscbr Feuer tum 672). Das Ge teimnisz seiner Fabritation und seiner Verwendung war zunächst auf das by zantinische Laiserreich beschräntt· Die ses Feuer, das anscheinend durch tein Mittel zum Erlöschen gebracht werden konnte, machte einen gewaltigen Ein druck auf die damaligen Zeitgenossen. So wurde bebauptet,das; auch die durch das griechische Feuer in Brand gesehten Gegenstände nicht wieder gelöscht wer . den könnten. Worin bestand die so er s fotgreiche Neuerung in der her llung » des griechischen Feuers? Es ist die nt ? deelung des Salpeters und seiner Ei s genfchaften, die den Erfolg herbeige ;fiibrt bat. . Man benutzte anfänglich den Salve ; ter in der Heiltunde als His- und » Kühlmittel be. Geschwüren und Wun « don. Vielleicht ist diese torrosive Ei ; aenschast des Salpeters die Veranlas j sung zu seiner Verwendung in brenn i baten Gemischen, oder man bat zufäl i lig entdeckt, daß er aus glühende Koh i len geworfen, die lebhafteste Verbren j nung bewirkt. i Um 673 tritt das griechische Feuer zum ersten Male bei einem aeschichtli: chen Ereigniß auf als eine Ersindunq des Aallinitas aus Heliopolis. Die · Flotte der Araber, welche Konstanti nopel belagerie, wurde mit dessen hilfe zerstört, und das griechische Feuer war mehrere Jahrhunderte hindurch eine furchtbare Waffe in den Händen der Vuzantiner, besonders in den Ser schlachten. Kaiser Lea der Philosoph in seinen militiiritchen Schriften ange geben, daß man es aus Möhren schleu dern solle. aus denen es mir Donner geriiusch hervorbreche, und da seine nicht verlöichende Flamme die eindli chen Schiffe vernichte. Ob und in wel cher Weise hierbei die Treibiraft der Verbrennugsgase mitwirtte, ist nicht festzustellen Daß Snlpeter als Be standteil in die Miichungen aufgenom men wurde, ist zweifellos. Gewöhnlich wurde das griechische Feuer in ausge höhlte Steine oder eiserne mit Löchern versehene Gefässe eingeschlossen, die aus «Wursmaschinen geschleudert wurden. Die Byzantiner gebrauchten auch solche Gefäße und Rohen die mit der-Band aus den Feind geworsen wurden Die Ersindithl des Schießpuloers Keim von den rabern gemacht wor n zu sein. n einem in der Peters burger Bibliot k ausbewahrten arabi schen Manuskript aus dem Ansang des 14. Jahrhunderts wird eine Mischung beschrieben, die aus 10 Drachmen Sal peter-, 2 Drachmen Kohle und ls Drachmen Schwesel hergestellt wird» Mit diesem zu einem seinenPulver zer riebenen Gemisch siillt man den »Wed saa« zu einem Drittel an, drückt die Masse mit einem zweiten passenden Medsaa zusammen, legt eine Kugel oder einen Bolzen daraus und bringt dann Feuer an das Zündtoch usw. Mediaa war ein ausgehöhlter Lanzen ichosis Hier haben wir die erste ballistiiche Wirkung des Pulvers. Um von der Schieszröhre Medsaa zur Kanvne zu gelangen, war nur ein Schritt nötig, vielleicht die Ueberkragung der Erfin dung aus die Feuertiipse. Diese siir die Krieggsiihrung wichtigste Neuerung triftt zuerst im Abend-lande, in Europa au . Nach Libri hätte man 1826 schon in FlorenzMetallkanvnen angesektigt. Je doch sind die Angaben dieses Autors als zuverlässig nachgewiesen w den« Bei der Verteidigung vcn Ca brai (1339) sind 10 Kanonen im Gebrauch. und in der Schlacht bei Crecn l1346i haben die Engländer 3 Kanonen, aus denen sie lleine eiserne Kugeln schießen. Jn Deutschland ist die Erfindung des Schie vulverö mit dem Namen Berthold warz verknüpst. Dieser CBertholdus Niger), ein Franziskaner in Freiburg i. B» soll bei alcbimistis schen Versuchen zusiillig das Schiesz pulver und seine Wirkung entdeckt ha n. Jahrhunderte hindurch war Schwarzvulver das siir Schiesp und Sprengzwecke allein verwendete Trieb mittel. Erst das 19. Jahrhundert brachte neue Sprengstosse, zunächst die sogenannten Nitrotörper, die Salpeteri särerester von Zellulose und ähnlichen Kohlenhndraten · eine Iotgenrerche Cnroeaung wurde im Jahre 1846 durch Sobrero in Tu rin gema t, nämlich die des Nitroglh zerjns, w e der Körper anfänglich ge nannt wurde. Zunächst fand das Ni troglhzerin eine unbedeutende them peutische Verwendung, indem es in sehr verdünnter altohalischer Lösung als Mittel gegen Kopfschmerzen und Mi griine (unter der Bezeichnung Glonoin und Angioneurosin) diente. Es gehört auch jetzt noch dem Arzneischahe an.» Erst im Jahre 1853 wurden durch Alfred Nobel die ersten Versuche ge macht, den von ihm Nitrogldzerin ge nannten Körper fiir Sprengzwecle zu benutzen. Er brachte zunächst die Flüssigkeit durch kleine Pulverladun— gen zur lsrplosian Lllein die Handha bung erwies sich als zu aesiihrlich für die Beraarbeiter. Er empfahl dann. das Nitrogldzerin in Methhlallohol zu lösen und diesen kurz vor dem Ge brauch durch Zusatz von Wasser-, in welchem das Nitronlhzerin unlöslich ist, wieder von letzterem iu trennen. Durch dies Verfahren wurde zwar die lsinpsindlichkeit des Nitrogknzerins so herabgesetzt, daf; es transportfähig wurde, allein die Trennung von dem Methylallchol war umständlich und Gefahren waren doch nicht ausarschlos sen, sei es iuiclae der leichten Verdun siung des Holzgeiftes, sei es aus ande ren Ursachen. Mowbran in Massachusetts zeigte, dafz das Nitrrsalhzerin in festem Ru stande gegen manche äußere lsinwir tunaen weniger empfindtrch ist als in sliissiaem, und er vertvtndete aesrorenes Nitroglnzerin zum Trank-part in Blechaefäfzen Aber auch hierdurch wurden unbeabsichtigte Explosionen bei unvorsichtigem Anstauen nicht vermie den, und gegen Stoß und Schlag ist Empfindlichteit immer noch sehr groß. Nobel hatte inzwischen Versuche an gestellt, um das Nitroglhzerin durch Mischen mit festen Körpern in einen nichtfliissigen, halbfesten Zustand iiberi zuführen. Er fand im Jahre 1866 ein hierzu sehr geeignetes Material in der Jnsusorienerde oderKieselgur. Da mit erhielt er ein sehr pkastisches, gegen Stoß fast unempfindliches Prodult, das leicht inBohrlöcher eingeführt wer den kann. Er nannte es Dynamit. Nobel hatte den glücklichen Gedanken (1878), beideSprengstosfe miteinander zu kombinieren. So entstand die Sprenggelatine, die bald das im Berg bau am meisten verwendete Spang rnittel wurde und auch siir Kriegs zwecke alsFiillmittel siir Granaten und dergleichen sich als brauchbar erwies. Beim Geldadel hört der Adel häu fig da auf, wo das Geld anfängt « i s- i Es gibt Mensche-, von denen wir »aus uen so mehr entfernen, je niiher tvir sie lennen lernen. . i II Manche Menschen ind uns nur des halb sympathisch. wel sie die gleichen Fehler haben wie wir, manche dagegen un hmpathisch, weil wir ihre Vorzüge nicht besihm I O ! Unter den New Yorker Zensusbeams ten befindet sich au ein Chinese, der die Zahlung n der inesischen Kolonie vornimmt. he entlich wird er es nicht vergessen. die Ums-c M gefundenen Zöpfe. besonders zu verwerten ·