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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 6, 1910)
Beine heiligen Antonius Von Karl Eugen SchmtdtfParieL Zu meiner Schande muß ich be richten, dasz ich von dem heiligen An tonius, ehe ich nach seiner Stadt tam, beinahe nichts wußte außer einem kleinen Verse. den ich laum niitzutheii len wage. Jn meiner Heimath näm lich sagt man: Der heilige Anton von Padua Fktßt die Wotscht un aach de Schwa dema " Jch bitte dabei die Biegsarnteit und lsntigteit des mittelrheinischen Zungenschlages gebührend zu bewun dern. Welche andere Mundart bringt ro fertig, Padua und Schutt-Umwa gen zu reimen? Wir machen auo Padua Baden-a beinahe das italie nische Padova, und aus Schwarten magen Schwadema, und das Kunst stück ist vollbracht· Warum aber der heilige Antonius, der sich gerade durch große astetische Enthaltsamleit auszeichnete und darum sogar mit andern Führern des Franziskaner ordens, die weniger streng waren, ge waltige Fehden ausgetiimpst hat warmn gerade dieser Heilige als Ver tilger okn Wurst und andern guten Dingen geschildert wird, weiß ich nicht, es sei denn, daß es aus dem Umstande geschah, weil Antonius aus den populären Vorstellungen häufig von einem kleinen Schtoeinchen be gleitet wird. Er ist überhaupt der Schutzpatron der Thiere, denn wie sein Lehrer Franz von Aisisi zeichnete er sich durch große Thierliebe aus. Der heilige Franz unterhielt sich gerne und oft mit Vogeln, Thieren des Waldes und sogar mit Fischen, und Antonius hat dereinst den aus mertsam lauschenden Fischen gepre digt. Wahrscheinlich toird ihm aus diesem Grunde das Schtveinchen bei-· gegeben, darum wird ihm Zu Ehren alljährlich im Januar in Rom das Fest der Thier-weihe gefeiert, und darum ist er als Schminebesitzrr in den Verdacht gerathen, ein besonderer Liebhaber von Wurst, Schinten und Schroartenmagen zu sein. Nach dunkler nr rn«.r vie iman deö Rufes, den der heiliae Antonius als Aussinder verlorener Sachen er worben hat. Jn Paris gab es bis zur Aufhebung dieses Ordens durch den strengen kleinen Vater Combes eine Antoniustapelle, deren Hiiter sich anheischig machten, den frommen Leuten, die etwas verloren h-.itten, ge gen Versprechen eines angemessenen Finderlohnes oder noch besser gegen Vorausbezahlung das Verlorene wie der zu verschaffen. Die Leute mach ten glänzende Geschäfte, denn wer nach dem von den Priestern des bei ligen Antonius erlangten Gebete seine verlorenen Siebensachen wirt lich wiederfand, schrieb das dein Hei ligen zu und zeigte sich dankbar, um nicht durch ilndantbarieit den Zorn des Heiligen zu werten, was sich bei einer andern Gelegenheit hätte rächen können. Die Mönche, welche den Hei ligen aus diese Weise benutzten, gaben sogar ein eignes Blättchen herang, das vielleicht noch existirt, obschon ich es schon lange nicht mehr gesehen habe· Darin standen die Bitten der Gläu bigeu verzeichnet, welche den heili gen ersuchten, ihnen ihr Worte-non naie, ihren Schlüssel oder was sie sonst verloren hatten, wieder zu ver schaffen. sowie der Dank derjenigen, die das gesuchte wiedergefunden hat ten. Was den heiligen Antonius von Padua in diesen Ruf gebracht hat, weiß ich nicht. Die Legenden, die ich von ihm tenne. weil sie an seinen-. Grabe in Erz unv Stein dargestellt sind, zeigen ihn nicht in dieser Eigen schaft. Denn daß er einmal, als man einen Geizhals sezierte und tein Herz in dem Körper sand« den Geldschranl als den Ort anzeigte, wo man das sehletede herz sinden werde, genügt doch eigentlich nicht« um ihn zum Generalsucher aller oerrniszten Dinge zu machen. Außer diesem Wunder mit dein Herzen des Geizhalzes hat der heilige noch viele andere verrich tet, und nur die wenigsten sind an seinem iiberaus prächtiaen Grabe dar gestellt. Eins davon siel mir aus, weil das nämliche auch von dem ge waltigen Türkenseinde, dem heiligen Johannes von Capestrano berichtet wird. Beide Heilige ließen einen so eben gebotenen Säualing sprechen, nrn herauszubringen wer sein Vater sei, und so die Beschuldigung des Ehe mannes, daß seine Frau eine libe brecherin sei, zu enttriiften. Uebri gens war dieser Johannes ein wilder Gesell. der nicht nur auf die Türken losschlug, daß die thschweise an der ganzen untern Donau herumslogem auch mit den Juden ging er streng ins Gericht und ließ in Ungarn, Po len und Oesterreich deren viele hin richten, weil sie angeblich Heimat rnorde begangen hatten. Aus Schle sien ließ er alle Juden vertreiben, die nicht verbrannt wurden, und was das silr set-, von der Alleinseligenachung der katholischen Kirche aufs festeste betran Zeit beseichnendste, für unsere heutigen Anschauungen das unbegreiflichste und abscheulichste ist: er ließ alle Judenlinder unter sieben Jahren ihren Eltern abnehmen; die Eltern mußten das Land verlassen, die Kinder wurden zurückbehalten und als Christen aufgezogen Viel-— leicht lonimt daher. daß manche der schlesilchen Magnaten, der Fiirst von HennebDonnersinarck zum Beispiel. ein geschäftliches Genie zeigen, wies man es, obschon irrthiimlich,sam lieb sten nur den Söhnen Jakobs zuschrei ben möchte. Jsm Jahre 1231 starb Antonius in Padua, im nächsten Jahre wurde er heiliggesprochen, und alsbald niachtei man sich an den Bau der wunder ; lichen Kirche, die in Italien ein Uni i liiin ist, und die mehr an russitche Kirchen als an auf dem llassischen Bo- ! den Italiens errichtete Bauten erinj nert. Allerdings ist diese Erinnert-nat nur schwach, denn geaen die geradeziii tollen Ausgeburten der riissiicheul Phantasie ivie sie besonders in Mos i lau von der Basiliustathedrale auf dem rothen Platze vor dem AremH repräsentirt werden, ist die Anto l niuslirche in Padua der regelmäßigstei und einsachste aller Bauten Jn Rußland würde die Kirche vermuth- l lich allzu nüchtern erscheinen, hier in Jtalien lommt sie einein ganz uner hört phantastisch vor mit ihren nicht sehr regelmäßig über das Dach hin auswachsenden sieben oder acht Tbiir inen und Kiippeln von verschiedener Größe iind Form. Jn gewissein Sinne ist diese Kirche allerdinag eine Vorbereitung auf Venedig, ivo ähn liche orientalische Formen unser ioar ten, aber in Venedig ist alles so mör chenhast fremdartig und einzig, das; die Marluslirche hier viel weniger befremdet als die wenigstens in der Farbe weit eiiifochere Iliitoniucstirche in Padua. Das Innere ist mit zum Theil her vorragenden Kunstwerten angesiillt, und ganz besonders wichtig sind die Arbeiten des großen Florentiners Donatello, von dessen Thätigteit man sich ein sehr gutes Bild machen könnte, selbst wenn alle nicht in Padua befind lichen Werte von seiner Hand verlo ren. Donotello hat den hochaltar mit Statuen und Reliesg geschmückt, hoch oben der gekreuzigte Christus, darun ter die sitzende Jungfrau mit den-. Jesustnabem weiterhin die Statuen von sechs heiligen, ferner vier große Reliefo mit Darstellungen aus dem Leben des heiligen Antonius, zwölf tleine Reliefs musizirender Engel, drei aus dem Leben Christi und end lich die vier Wappenthiere der Evan geliften· Dazu tommt dann noch die vor der Kirche stehende Reiterstatue des Colleone von Beroechio in Vene dig wohl das schönste Neiterdentsnal in Italien, wenn nicht in der Welt. Der Hochaltar ist in unserer Zeit ganz neu aufgestellt und angeordnet worden« so daß er in seiner Anlage nichts mit Donater zu thun hat. Dieser würde sicherlich nicht unter das Kreuz mit Christus die heitere Mut ter mit kein Säugling gesetzt, würde auch nicht in den Reliefs die lustigen Musikanten neben den Leidensmanw gesetzt haben, wie es die Neuotdner gethan haben. Donater ist also nur für die Broncesrulvturen verantwort 1ich, nicht aber fiir den Aufbau und’ für die Zusammensetzung der Seulp-; turen. Da die ganze große Arbeit, daneben auch der Gattamelata, zu des sen Pferd sich ein Holzmodell im Pa lazzo della Ragione befindet, und viele andere siir Private in Padua, Mmdig und im ganzen venezianis schen Lande augaesührte Arbeiten in inem turzen Jahrzehnt geschaffen wurden« fo hat sich Donatello ohne Zweifel von seinen Gesellen und Schülern tüchtig helfen lassen, und besonders die nsusizirenden Knaben weisen aus solche Beihilfe hin, weih teud die Statuen und die großen Ne liefs zu den besten Arbeiten des Mei sters gehören. Bemertengwerth ist noch, daß Donatello diese Arbeiten, deren einige ihn aus seiner höchsten Höhe zeigen, im Alter von siebennnd fünfzig bis achtundsechzin Jahren cre schaffen hat; irae mich daran erin nert, daß genau in der aleichen Le Idensepoche tservantes seinen nnsterbi Elichen Roman geschrieben hat; hei der Veröffentlichung des ersten Theileg Zwar er 57, bei der Veröffentlichung des zweiten Theiles 68 Jahre alt. Wir Jüngeren brauchen also noch znicht zu verzweifelm vielleicht bringen wir doch noch etwas tüchtiges fertig, ehe uns Freund Hein abhol«. Seit einigen Jahren wird die ganze Kirche nach Plänen dreier Architetten aus Bologna restaurirt oder vielmehr durch Wandmalereien geschmückt Anscheinend sind diesen neuen Malereien eine Menge Ueber reste älterer und interessanterer Ma lereten zum Opfer geworden, denn die Kirche wurde schon gleich nach ihrer Erbauung von den berühmtesten Meistern des Trecento mit Wandrun lereien ausgestattet. Auch Giotto hat hier gearbeitet, neben und nach ihm seine gefeiertsten Zeitgenossen und Schiller. Ob der neue Vertretungs plan also unsere Billtgung verdient, W weiß ich nicht, im allge« :einen aber tann man wohl sagen, daß alte ehr würdige Gebäude viel besser in ihrem Zustande bleiben, mag «er auch noch so nackt und lahl und triimmerhaft sein, als daß man ihnen ein nettes Mäntel chen umhängt, das doch niemals mit dem alten Stil übereinstimmen kann, mag es auch von dem gelehrtesten Archäologen ausgedacht sein. Denn der alte Bau ist nun einmal fünf oder sechs-hundert Jahre alt, und nur ebenso alte Malereien werden ohne Mißtlang in ihn hineinpassen. Die nach alten Vorbildern angefertigten Malereieu werden aber niemals ver leugnen können, daß sie fiinfs oder sechshundert Jahre jünger find, und darin liegt eben der Zwiespalt, von anderen tiinstlerischen Gründen ganz abgesehen. llcn das Geld zu dieser Beinalung zu bekommen, wenden sich die Franziskaner, denen die Kirche seit ihrer Erbauung gehört, an die gesammte Welt und fordern sie zur Einrichtung besonderer Kapellen auf Nur drei Nationen scheinen bisher dieser Aufforderung nachgetommen zu sein, oder wenigstens sind nur drei solche Kapellen im Chorumgange fer tig ausgemalt: die deutsche, die öster reichische nnd die polnische· Auch hier steht also wieder der in Nord italien so derhaßte Tedegco an der Spitze der Auslönder. Uebrigens hat es mich gewurmt, daß unter den deut schen Heiligen gerade Heilige meiner Heimath vergessen worden sind. We nigsteng die heilige Hildegard hätte doch ein Plätzchen hier verdient, so gut wie Norbert, Hedwig. Wunebald nnd Willebald, von denen ich hier zum er sten Male erfuhr. Die Malerei ist auch nicht besonders: die deutsche Ka pelle ist von Martin Feuersteim die österreichische von Gebhard Fugel aus gemalt, beide zu München wohnhaft und vermuthlich nur den lirchlichen Kunsttreisen bekannt. t« z, .-«.«-4.-— XII-It Ukc Allle Ilkljl qu »Hast-urku, worin Donatello wohnte, und dessen bescheidene Kleinheit darthut, daß der große Künstler auch nicht gerade mit Schätzen überhäuft wurde, so hoch ihn seine Zeitgenossen auch hielten. Uebri gens könnte man über die berühmten Bewohner der Stadt Padua mehrere dirte Bände schreiben, denn Padua war Jahrhunderte lang eine der be rühmtesten Hochschulen und unzählige große Männer haben hier studirt. Jm Mittelalter war das Universitätowesen durchaus international. Man bedurfte .teiner tünstlich gemachten Weltfprache, »denn man hatte ja die lateinische ISbrachtz die in Paris wie in Prog, in Salamanra wie in Padua gespro-4 »chen und verstanden wurde, und so Isindet man deutsche, englische, italie nische, französische, spanische Lehrer und Schüler allenthalben. An dem Prato della Walle stehen so an die hundert Büften berühmter Leute, die an der Universität von Padua gelehrt oder gelernt haben, und darunter sind so ziemlich alle Nationen vertreten. Jn der Stadt selbst ist noch allerlei schönes zu sehen: der getvaltige Saal im Palazzo della Ragione, die, zier liche Loggia del Consiglio und viele stattliche Bauten aus der Renaissance zeit. Selbstverständlich fehlen die Denlmäler für Viktor Emmanuel und Garibaldi nicht, die wie ein böser Traum den Neisenden durch ganz Jta lien verfolgen. Die Italiener, deren Städte zur Zeit der höchsten Kunst blüthe fast gas-. teine derartigen Denk mäler erhalten haben, sollten eigent lich mehr Verstand haben. Wenn die ganze Renaissancezeit laum ein halbes Dutzend solcher Dentmäler geschaffen hat, so hätte man sich in unseren Ta gen enthaltsamer zeigen können. Aber da hilft nun tein Seufzen mehr: heute ist es anerkannt, daß öffentliche Plätze nur dazu da sind, um mehr oder we niger langweilige Bronce- oder Mar morinänner auszustellen, und Jtalien darf natürlich nicht hinter Deutsch land und Frankreich zurückbleiben Also steht in jeder italienischen Stadt ein Garibaldi und ein Viktor Emma nuel und sehr häufig auch noch ein Cavour, und wär es nur um dieser Denkmäler willen: dem Fremdling kommt oft der Wunsch an, es wäre in Italien heute noch alles io wie vor zweihundert Jahren. und von der italienischen Einheit wäre nur in Märchenbüchern zu lesen. Zymytonrqtifch. Panlchem »Ist Deine große Echsoe ster verlobt?« Karlchem »Noch nicht; aber bald.« »Woh« weißt Du das?« »Sie gibt mir jeyt jeden Abend Geld, damit ich nicht im Zimmer bleibe.'« Auf-weht »Seit der Bankjer Gott-beim Nin Vermögen verloren hat, ist er ein ganz anderer Mensch geworden.« «Jawohl, ganz wie angqewechselM set-schnappt Baron (beim Fortgehen): ». . .. und Johann, daß Sie mir den theuren Schnaps stehen lassen!« Johann: »Wer-, der scll theuer seinf Der neue Komet. Humoeeste von K ii t e L u b o w s t y. Dottor Karl Hilgeks war von Be ruf Mathematiker und erfreute sich privatim eines scharfen, tlaren Gei stes. an seinen Freistunden stellte er die tiihnsten Berechnungen auf — stritt mit seinem Freunde, dem Astro nomen Kinders, iiber den neuen Ro meten und war nicht wenig stolz da rauf, daß er -—-— gleich den Fachgelehr ten den Tag seines Erscheinens tlipp nnd tlak ausgerechnet hatte. Freilich mußte er just an diesem wichtigen Montag seinen Primanern eine Nachmittagsstunde geben . . . aber wenn er sich danach, bewaffnet mit seinem ausgezeichneten Fernglas. sofort auf das Tempelhofek Feld be gab, würde er der hohen Begriißung durch das geschivänzte Licht sicherlich theilhaftig werden. Soweit barg denn auch seine Rechnung leine Fehler . . lind dennoch stellte sich ein ganz winziges Nullchen als dabei vergessen heraus . . . Nämlich sein eigenes Be finden . . . Das lief-, an diefem dentwiirdigen Tage sehr zu wünschen übrig. Jn sei nem Rücken etablirte sich ein unange nehmes Stechen und Ziehen und sein sonst so liihler Kopf brannte. Kurz als er mit der Nachmittagsftunde fertig war, mußte er anstatt aufs Tempelhofer Feld, schleunigst in’ss Bett marschiren. Seine langjährigel Wirthin war fiir einige Tage oerreist und die kleine Llushilfe, die indessen feinen bescheidenen Bedürfnissen Rech nung zu tragen hatte, mit einer »Frenndin« beim Kometen zu Besuch. Das Alles wußte er und darum schalt nnd todte er in seiner gemiithlichen Bude voller Verzweiflung herum. »Man lann sterben, ohne das-, sich Je mand darum kümmert . . Seine Zähne schlugen dabei im Fie ber zusammen und seine Hände zit leiten Er stöhnte laut . . · Da pochte plötzlich ein Finger an seine Thiir . Er hatte Mühe, das »Herun« zu smnmenhiingend hervorzubringen Auf der Schwelle erschien eine junge Dame in grauem Reisekoftiim. »Kann ich Ihnen mit etwas behilf lich fein?« fragte sie besorgt· »Ich wollte meine Mutter nämlich zur Feier ihres siebzigjährigen Geburts» tages überraschen, nahm und erhielt, weil ich auf den Sommerurlaub Ver zicht geleistet, jetzt meine Ferien und -- --—— » finde sie nun gar nicht da heim. Zum Glück lonnte mich wenig ftens der Hausmann in die Wohnung lassen.« Dem Doktor war Alles, was sie sagte, in diesem Augenblick unendlich gleichgiltig. »Bringen Sie mir heiße Sitrone . . Wein oder Grog Nein, nein, besser Eiguinfchläge«, stöhnte er hilflos-. Sie überlegte einen Augenblick. »Nicht wahr, Sie sind doch Doktor .Hilgerg, der bisher stets, wenn ich mich hier einfand, gerade auf Ferien gegangen war. Nun, ich bin die Madge Brose oder, wie meine gute Mutter mich Jhnen gegenüber wohl genannt hat - die tleine Lehrerin. Da find wir also durch Beschreibun gen miindlicher und schriftlicher Art ganz uralte Bekannte. « Machen Sie sich’g jetzt im Lehnstuhl bequem. Jch werde indessen zuverlässsig fest stellen, ob Sie wirklich Fieber haben.« — ----- Ja, das hatte er!! Mit ruhiger Bestimmtheit tvechfelte sie die nassen Tücher auf feiner Stirn und fand inzwichen noch Zeit, ihrer Mutter zu telegraphiren, daß sie tin-» verziiglich nach Hause kommen möchte Die Zicriiclgerusene traf noch in derselben Nacht ein, übernahm; aber nicht die Pflege bei dem Kranken, sondern überließ sie weiter der Toch ter, deren weiche, leichte Hand der Doktor nicht mehr entbehren mochte. — Ein heftiger Fieberanfall, hervor: aerufen durch stundeslanaes Beobach ten des Himmels vom Balton ans, hatte ihn gepackt. Während er hilflos und unruhia dataa, suchten seine Au aen unablässig umher und seine Hände «2,eichneten Siuroen, Fireise nnd Schwei fe auf das Linnen der Fiissmt Seine Lippen aber, die heis-, und rissiq er schienen, murmelten dabei prophetiscl1: ,,(7ine Feuertuael gleitet zur lsrde · . . Sie lzieht einen mattaoldenen, fächerartia ausfallenden Schweif nach sieh. Der Iitomet ist von seltener Schönheit.« Madge Brose sentte traurig den Kopf bei dem Aussbruch dieser Phan. tasten. Und doch wäre es ihm auch ohne das gar nicht eingefallen, ihr Gesicht zu betrachten Er hatte sich niemals Zeit gegönnt, etwas greifbar Nütz liches, dessen Vorhandensein, Alter und Beschaffenheit von Niemand be stritten war, aufmerksam zu beobach ten . . · Nur der Empfindung, als be hüte ihn unablässig etwas sehr Wei chei, Gutes und Liebevolles, konnte er sich nicht entziehen . . . Er wurde un ruhig, wenn seine Pflegerin ihn ein wenig allein ließ, machte allerhand Einwendungen, wenn etwa die Mut In der World ’I-7 » Wirt: »Was, Zic Lumv -— zahlen Wink Z· trit, paclidcm S« dcu schönen Mindest-braten verzehrt nun-? Nun sollen -’ wenigstens- wissctu es war Pfc1«dcflcisch!« ter im Nothsalle ihm an ihrer Statt die Medizin reichen wollte und war erst wieder geduldig und in feinSchicl sal ergeben, wenn Magd-CL- sichere Hand am Fenster fiir ihn die vitteren Tropfen abzähltr. Endlich war das Fieber geschwun: den nnd der Arzt erlaubte den ersten Versuch aufzustehen. War der Gene sende im weichen Bett auch von der größten Junersicht erfüllt gewesen, jetzt wurde er zum tastenden Kindlein das mühsam die ersten Schritte wagt Magde Brose war weiter geduldig und freundlich mit ihm. Sie las ihm aus der Zeitung vor, daß der neue Komet nun schon volle zwei Wochen fein Gastsviel ausgedehnt habe und sicherlich demnächst dem freien Auge verschwinden werde . . Einige Tage später durfte Doktor ..f,)ilgerg seinen ersten Spaziergang in freier Luft unternehmen. Magde stand zuvor neben ihm und schalt ein wenig »Sie müssen auf jeden Fall ein Hals tuch nehmen. So ist g recht. Der Wind geht scharf.1lnd - nur nicht geni ren -- dort noch die Pelzmiitze, bitte, mit den warmen Ohrentlavven.« Auch das that er . . . »Und recht tüchtig in die Sonne ge hen«, forderte sie weiter. »Am besten wandern Sie vor diesem Hause auf und nieder.« Er nickte. Sie wollte aber noch etwas. »Und dann will ich Ihnen noch schnell ,,Lebetoohl« sagen, Herr Dok tor. Mein Urlaub ist zu Ende. Mor gen früh reise ich ab.« Er sah sie fas sungslos an. »Ich bekomme aber sicherlich wieder Fieber«, sagte er eigensinnig. Sie wollte lachen, eg kam aber nur ein gequälter Ton iiber ihre Lippen. »Trotzdem muß ich — — « Einen Augenblick suchten und san den sich ihre Hände. Jhm wurde son derbar heiß und eng. »Wer-ten Sie denn nicht, ich siebere ja schon,« sagte er hilflos und erregt. — ----- Den Dank an sie siir die treue Pflege hatte s- er richtig verges-« sen. Mit leisem Aechzcn schloß sich hin ter ihm die Thür. Sie war allein. Ein wenig blieb sie rathlos und verwirrt in der Mitte des Zimmer-H stehen. Dann suchte sie die Mutter aus: »Ich habe noch einen kleinen Weg vor, Mutter. Jch möchte aus’5 Tem pelhoser Feld! Vielleicht sehe ich den Kometen, bevor er ganz entschwindet. Denke Dir den Jubel meiner Zög linge, wenn ich ihnen davon berichten könnte . . . .« Die Tempelhofer Chausfee und dass weite Feld zur Rechten wimmelten von rastlosen Wanderern. Ein Jeder schaute verstohlen zur Höhe. Auch Magde hielt ihr zierliches Opernglag vor die Augen und suchte scheinbar eifrig nach dem Winken des matten Goldes. Jn Wahrheit konnte sie gar nicht suchen und spähen . . . denn ihre Augen standen voller Thriinm Die Minuten schlichen träge dahin, aber die Geduld der Schaulustigen erschöpften sie nicht. ——« Magde’5 Arme begannen allmählich zu erlahmen. Langsam ließ sie dac- Glag Unten, dachte an den Heimweg . . . wandte sich mit einer hastigen Bewegung zur Seite, stieß unsanst mit Jemand zu sammen und erkannte schließlich, daß» Dr. Hilgers vor ihr stand . . Ein Weilchen sahen sie sich in die Augen. Ein Laut der Bewunderung wurde! in derselben Minute um sie herum get boren, schwoll an, ward lzur stürmii schen Begeisternng und endete schließt lich in tosende Jubelrufe. ! Sie horte nichts von Alledeni. —I Seine Hand streckte sich plötzlich nach: ihr aus - seine Lippen fliisterten ein. paar Worte. Und Magde Brose fand sich schlieszsi lich an Doktor Ziarl .Oilaer’s Brusti wieder . . Erst viel später wurden sie inne, daß sie den großen Moment der Av metenerscheinug darüber versäumt hatten. Aber Madge Brose behaup tete nachher mit voller Bestimmtheit, daß der sich an Schönheit, Größe, Licht und Beständigteit nicht mit dem zu messen vermöchte, der ihnen zu der gleichen Zeit ausgegangen wäre. Und noch dazu —- wie sie beide zu versichtlich wußten —- silr länger als , s »zwei oder drei armselige kurze Wochen . . . —-. Eine bäte Sorte-. A.: »Daß Sie, ein Meister des Schadsspielis, die Parthie an diesen Stümper verloren, ist kaum zu glau ben!« B.: »Ja, mit rechten Dingen ging Das anch nicht zu. Der Fitou hatte mir nämlich eine von seinen Cigarren negeben und da war ich nach drei zZiizien matt!« Vorn-appeti. Danie: »Ich danke Ihnen noch viel mals für die mir heute wieder gesand sten Rosen. Sie sind herrlich und ge ;wiß wieder ganz ohne Draht!« Herr: »Nei, wenn Sie«’"5 schon ’Inal wissen, gewiß, ich tsabe sie nnfschreiben lassen!« Stoßseufzer einer Tclcptponistin. So viel and’re hnb’ ich sclfsson verbun den, Und icb selbst habv Anschluß nie ge » snndem kRosten inan des Herzens Apparat, Weil does Wichtigste mir sel;lt: der Draht. Bei-schnappt. Junqer Arzt: »Es ist schrecklich, wag ich für einen Zulauf habe; jede Nacht werde ich drei bie- vier Ma! aus dein Bett geholt!« »Mein Gott« wann schlafen Sie denn da?« »Na, in den Sprechstunden!« Trist. »Ja, siehst Du, mein Schatz, nach» Ostern da mußt Du zur Schule gehen, und ich bin dann ganz allein zu Haus« »Da sei man ruhig, Muttd solange wie Du lebst, aeh’ ich nich nach Schule« Der kleine Realist. Franz wünscht sich zu seinem sechsten Geburtstag Als Hauptaeschent ein Automobii. Mann eilt schleunigst zum Spielzeug biindler Und tauft fiir Franz das gewünschte Spiel. Der Sileine priift eLs iuit kritischer Liliiene, Dann wirst er’is zu Boden, daß es llinatt »Das mag ich nicht« Das-. ist ja kein richt’gei«, Ich will doch ein «.)lutonio«:il, was stinkt. . Praktisch Exaniinator: »Was- werden Sie machen, wenn eine Osperation durchaus nothwendia ist, Sie aber stark daran zweifeln, ob der Patient die Opera tion wird aushalten lönnen?« »Ich werde ihn voraugbezalslen las sen.« « Geistesgegenwnkt »Die Preise sind aber wirtlich hiev recht mäßig.« »Entschiuldiaen Herr Baron, do werde ich mich wohl geirrt haben« Einwand. Mutter izu ihrem Tischtuch-ein das hinter ihren-. Riiclen eine Lielielei mit einem Schanfpieier benennen-: »Bes denle, mag der Ledenisphilosoph unk Menichenlennek Jean Paul sagt: Die erste Liede fällt qeivöhnlidi auf einen Unwiirdigen.« Backfisch: »Aber lllianmchm das ist ja gar nicht meine erste!« Thesen-. Bauer ider rinigc' Zeit in der Großstadt iviur): »Du glaubst net. wie theuer alle-z in der Großftadt ist-, da hab’ ich einem eineWatichen ’geben, die is qleich auf dreißiq Mqu inm ma!« Die gefränfic Frau. Er (vetzweiflunggvoll): »Du bist die einzige Fran, die ich jemals ge liebt habe.« « Sie »Das nmg sein; aber wenn es io ist, so bin ich geweiß nicht die ein zige Frau, die Du jemals angelogen hast«