Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 06, 1910, Zweiter Theil, Image 12

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    « Die kleine Magd-.
I Itschichte aus junger Ehe von
Iranzsracht.
Its-unverloren schaute Frau Mar
Mhe sum Fenster hinaus, müde
M- dk hände in dein Scheins Sie
W stundenlang am Fenster gesessen
M gestickt. Wie lang. wie endlos
Itsg wurde ihr der Tag, besonders
In Nachmittag an dem die Arbeit in
Stein kleinen behaglichen Heim gethan
M sie nur noch zu warten hatte,
zu warten aus ihren Mann.
Draußen legten sich die Schleier des
setsintenden Tages um Häuser und
Umne, tiefer, schwärzlicher wurden
dies Schatten der Dämmerung, und ein
Mer, grauer Schleier umspannte
aseh ihre sonst so sonnenhasie Seele.
Sie schaute nicht mehr hinaus in’g
Dunkle der Strafge, nach innen rich
tete fie den Blick, wo die Schatten des
Zweifels und der besorgten Liebe ihr
trübe Bilder vorgautelten. Sie war
so lange allein. Leise rannen Tropfen
um Tropfen iiber die schmerzlich ver
zogenen Wangen.
Die lange ihr Mann heute wieder
blieb! Alle die anderen Ehemiinner,
deren Fortgang und Heimlommen sie
in den langen Stunden am Fenster
beobachten konnte, waren nach Hause
gekommen. Viele tamen schon am
friihen Nachmittage und gingen dann
mit Frau und Kind den Weg in’s
Freie. Nur ihr Mann, ihr lieber
Iris, larn so spät. Tagtäglich mußte
fie warten. Der Gongschlag im Zim
mer tönte. —- — Acht. —- —— Ein
schwerer Seufzer löste sich aus ihrem
setzen. Ob er denn wirtlich immer
M acht oder noch später zu thun
hatte? Jth auch im Sommers Sie
wollte nicht zweifeln an seiner Wahr
haftigkeit, und doch immer wieder
hatte sie ein beängstigendes Gefühl:
er liebt dich nicht mehr! Jhm war
die lange Arbeitszeit nie zu viel, er
klagte nicht und lachte, wenn sie ihm
ihre endlose Sehnsucht schmerzvoll ge
stand. Vielleicht war sie ihm heute,
nach kaum einem Jahre der Ehe, schon
Ist-r. —- —
Mit einem Seufzer erhob sich die
kleine, traurige Frau Margarethe oon
ihrem Fensterplaß und begab sich in’s
Zum. Sie entzündete die Lampe.
Da fiel ihr Blick aus den heute Nach
mittag angelornmenen Brief. Blauer
Umschlag, mit einem schlanlen Mono
srastnt h. K. Sie sann hin und her,
Der wohl der Absender sein tönnte,
und tam nicht darauf. Vielleicht war
es ein wichtiger Brief, und ihr Mann
blieb heute wieder einmal länger im
Ieschöft Es konnte nothwendig sein,
daß sie telephoniren mußte, wenn
M Dringendes im Briese stand.
Ærdings, sie hatte noch nie einen
Brief an die Adresse ihres Mannes
geöffnet, obwohl er gewiß nicht schel
ten wiirdr. Aber heute! Sie hatte
das bestimmte Gefühl» in dem Briefe
steht etwas Hochwichtiges. Sie wollte
ihn öffnen. Und die Handschrift,
solch feine, leichte Züge, wie von einer
Dame. Ein leiser Schrei entfuhr ih
rem Munde: »Wenn, wenn der Brief
Im einer Geliebten ihres Mannes
Mei« Sie öffnete mit zitternden
hindern Ein Blick auf die Unter
schrift beruhigte sie sichtlich: Hugo
Kugel. Sie kannte den Namen nicht.
Sie las ohne Erregung:
»Mein lieber Fritz!
Sage und schreibe elf Monate sind
vergangen, seitdem Du die edlen
Grundsätze des heiligen Junggesellen
standes schnöde verleugnetest, und noch
immer blutet unser herz. Eine lange
Zeit, aber nicht lange genug, um Dich
zu vergessen, um so weniger, als wir
aus guter Quelle wissen und gar nicht
anders annahmen, daß Du lein Phi
lihr geworden bist. Warum aber
hältst Du Dich unserem fröhlichen
Kreise sern.· Deine Entschuldigung
Ue Du mir gegenüber leythim als ich
Dich traf, varbrachtesi, hält nicht
Stich. Jch erzählte sie an any-ern
letzten Kegelabend, und die Antwort
war ein göttliche-L Gelächter, daz, mi
Du ja weißt, nur in unserer Unter
welt so hell fröhlich klingen kann.
Demzufolge wurde ein offizielles
Mahnschreiben an Dich zu richten be
schlossen, welches zu erledigen ich hier
rnit vornehme. Jin Auftrage der
Megler - Brüderfchaft der fröhlichen
Unterwelt« richte ich an Dich den ge
strengen Befehl, am nächsten Sonn
abend pünktlich 9 Uhr in der Unter
weit zu erscheinen. Fahrstuhl fleht
zur Verfügung Mit frohem Gruß
aus der Unterwelt.
Hugo Kugel.'«
Bis hierhin hatte Frau Margarethe
mit lächelnden Sinnen gelesen. Sie
kannte die Kegler - Brüderschaft aus
den Erzählungen ihres Mannes und
wußte, wie gern er früher hingegangen
var. und freut-voll gestimmt, beschloß
He, ihn zur Annahme der Einladung
II irwegen. Da fiel ihr Blick auf
G s. s. als Stichwort für die zweite
M Sie drehte um Und las:
L. s. «Uehrigeni. die kleine
41
sehntan —- dergiß nicht mitzubringen.«
Ein Donnerschlag durchbebte die
Seele Frau Margarethe’s. Also doch!
Ihre Zweifel hatten recht behalten.
O, wie schlecht, wie grundschlecht von
Fris, seine Geliebte dem Freunde be
kannt zu machen. und dieser ladet sie
auch ein zu den tollen derbummelten
Junggesellen Und Fritz paßt zu ih
nen, er übertrumpft sie alle. Kaum
ein Jahr verheirathet, führt er ihnen
seine Geliebte zu. Frau Margarethe
brach jammernd zusammen. Ein hef
tiges, trockene-) Schluchzen erschüttern
ihren Körper, bis endlich ein end
loser Thränensirom den körperlichen
Schmerz erleichterte. Die Uhr schlug
mit dumpfem Gong neun. Und Fritz
noch immer nicht zu Haufe. Sie
fühlte es wie eine Erleichterung Sie
mochte ihn jetzt nicht sehen —- -— über
"haupt besser. nie mehr· Aber, was
thun? Neun; ein Viertel aus zehn ging
ein Vorortzug nach Berlin »s- wenn sie
den erreichte, kam sie noch vor zehn zu
ihren Eltern. Und sie wollte gehen,
und sie ging. Draußen regnete es, und
Frau Margarethe fröstelte am wars
men Sommertag. Mit langsamen
Schritten ging sie durch die duntlen
Straßen. Jhr war so schwer zu
Muthe, so todestraurig Ihr kleines,
liebes, behagliches Heim hatte sie ver
lassen. in dem sie so viele glückliches
Stunden verlebt hatte, mit ihm, ils-I
rern geliebten Mann. Wenn es nicht;
wahr sein sollte? Aber nein. jederj
Zweifel war thöricht. Es war so.i
Frih hatte eine Geliebte, die »kleine.
Magda«. Wieder rannen Thriinenl
aus den schmerzenden Augen. End- s
lich war sie an der Bahn. Wenn Iris s
nur seht nicht gerade mit dem Zuges
tam, der eben einfuhr. Schon wolltez
sie sich einen Versteck suchen, sich un-;
sichtbar machen s-— da stand Fritzj
vor ihr. z
»Aber, Margarethe, in dem Regen
wetter holst Du mich ab? Wie lieb
von Dir.« Und ehe sie e- wehren
lonnte, hatte Fritz seiner Frau einen
herzigen Kuß aus den Mund gedrückt
Sie ließ es geschehen, sie wunderte sich .
nur« daß sie so ganz widerstandslosx
war. Nuhig ging sie mit ihm zurück. E
Er hatte ihren Arm genommen und
schritt schnell dem Zuhause zu. Lä
chelnd fragte er:
»Und geweint hat meine arme Frau,
so lange gewartet hat sie. Ja, es war
heute wieder lein Fertigwerden.«
Frau Margarethe tonnte nicht ant
worten. Ein unterdrücktes Schluch
zen schnürte ihr die Kehle zu. Bald
waren sie zu hause. Iris glaubte,
sie schmollte im kindlichen Unverstand.
Zu hause angekommen, fah er end
lich, daß seine Frau ein tieferee Kum
mer drückte. Er fragte besorgt, er
hielt aber noch leine Antwort. Mit
siummer Geberde wies sie auf den
Brief« Iris nahm den Brief und lag. »
Er tonnte ein Lächeln nicht unter-I
drücken. Die lieben Freunde warens
doch fröhliche Gesellen. Zu seineri
Frau gewendet, sagte er: Und deshale
hast Du geweint? Hast Du schons
wieder Angst gehabt, daß ich Dich den I
Abend über allein lassen könnte? Da
riiber hast Du Dich doch gewiß nicht!
zu beklagen. Arbeit ist tein Vergniii s
gen, und die Pflicht beim Brodverdie- 4
nen kennt tein Erbarmen. Wenn Dul;
also den Tag über allein fein mußt,s
darin mußt Du Dich eben finden, im
Uebrigen aber bin ich gewiß nicht zu
dhäufig des Abends fort.«
»Nein nein, das ift es ja nicht 's
-— aber die Nachschrift!« s
iny hatte die Nachschrift noch nicht ;
gelesen. Er wandte das Blatt uink
und las. Jetzt verstand er. Ein
Lachen in allen Tonarten durchschallte
den Raum.
Frau Margarethe schaute auf. Er
lachte, was war das? Da gab’5 doch
wirklich nichts zu lachen. —- —
Thriinen in die Augen traten auch
Fris, aber Thriinen des heiterften
Lachens-. Er schlang den Arm um
seine Frau, hob mit der anderen Hand
ihren Kopf, und lächelnd sagte er:
»Du Dummerchen, und deshalb hast
Du geweint. Aber Grethe, wie lann
man so eiferfiichtig fein, so voll von
Zweifel an der unwandelbaren Treue
Deines Gatten. Komm in die süße
Ecke, ich will mir eine Cigarre an
stecken, und dort sollen Deine Zweifel
in Rauch aufgehen.« Mit diesen
Worten nahm Fritz eine Cigarrentiste
aus dem Schreihtisch, öffnete sie und
hielt Frau Margarethe die Jnnenseitej
des
und Frau Margarethe las unter einem »
Frauenbildniß: »Die kleine Magda« «
Sie schämte sich und schlang ihre Arme
um seinen hals, in stummer Liebko
E fung um Verzeihung bittend
»Ra, nun ist gut —- — bestrafte
Neugierde, mein. liebes, dummes
Fauchen ich werde fest »die kleine
Magd-« verduften lassen. Und Deine
Dich am Tage plagende Langeweile
wird auch vergehen wenn bald, bald
jeine andere »kleine Magda« kommt. «
E taki-im
F »Die sittwe Meyer hat doch noch
Iei- Mik Mich-« QWF »
s »Mit-W SM«
Materien-n
Stizze von Feida Bester
Riesel.
»Nun gut, Ihre Zeugnisse gefallen
mie, ich werde Sie engagieen Noch
Feins! Sie wohnen bei Ihren Eltern?«
E »Nein, ich wohne mit meinem Bru
der zusammen-« Ihr ichmales Gesicht
wurde noch einen Schein blossen
»Was ist Jht Bruder?«
»Er ist leidet erwetviunföhig. Bei
einein Schiffsunglück zog et sich eine
starke Ertöltung zu. Jetzt ist er gänz
lich gelähmt-«
»So, fo...und wann können Sie
antreten Fräulein Werk-ers«
»Jeder-zeit. Wenn Sie wünschen,
bereits tnorgen.«
»Ja, das wäre mir sehr lieb. tllso
dann aus morgen.«'
Sie neigte ein svenia dae blonde
Haupt und verließ das Zimmer Die
jungen Leute ins. Bureau sahen ihr
neugierig nach. Also das- war die neue
BuchhalterinI Ein hübsches Mädel,
allerdings etwas eisia. Na. das würde
sich schon geben.
Sie trat aus die Straße -liinaus. Es
war ein trüben regneriicher Winter-·
abend. Das· Licht der Laternen und
Schausenster spiegelte sich zitternd auf
dem nassen, glänzenden Straßenpsla
ster. Hastig eilten die Leute an ihr
vorüber. init hochgerassten Röcken und
ausgeschlaaenen Manteltraaen. Jn das
eintiinige Klatschen der Regentropsen
mischte sich das schrille Getlingel der
übersiillten Straßenbahmragen.
Else Werder eilte durch die men
schenleeren Straßen. Trotz der Schnel
ligteit hatte ihr Gang etwa-:1 Schlep »
pendes und selbst der rosiae Hauch «
den die talte Winterlust auf ihre Wan
gen lockte vermochte den Ausdruck nas !
menloser Abgespanntheit und Müdig- i
teit nicht hintoegzutiiuschen s
Endlich, in einer engen Vorstadt ’
strasze trat sie in ein düstereo Haus. s
Die schenale Treppe war schlecht er-;
leuchtet und tnarrte und ächzte bei je-j
dem Tritt. An einer der Thüren im
vierten Stocke war eine Karte ange
bracht: R. Werden Sie schloß aus
und trat ein.
»Bist rsu es, Else3« fragte eine un
geduldig-e Männerstinnnr.
»Ja, Nudi. Wart’ einen Augenblick»
ich tomnie gleich zu dir Jch will nurj
eben meinen nassen Mantel ablegen.«
Sie trat in das einfach, aber wohn- T
lich ausgestattete Zimmer. Jn einen:
Krantenstuhl lag ein blasser. jungerl
Mann. Sie ging rasch aus itm zu:
und strich leise iider den schmalen :
duntlen Kons. l
»Dat eo lange gedauert, Lief-ster.
hast du schon aus mich gewartet? —
Denl’ dir, wie schön, ich habe die Stel
lung erhalten! Das Gehalt ist an
sangs zwar bescheiden, aber wir wer
den schon ausstornmens Ihre Augenl
lächelten zuversichtlich auf idn herab.
»Du haft doch gesagt, daß du ver
beirathet dist?« fragte er statt jeder
Antwort hart.
»Ja getoisz.«
«Ein junges Mädchen ist im Ge»
schäst ost vielen Unannehmlichteitenl
ausgesent Eine Frau wagt so leicht
niemand zu belästigen.«
Sie stand aus und machte sich am
Ofen zu schaffen. Um ihren Mund lag
wieder der müde, sherbe sug. Jrnmer
und immer das jlte Lied! Wo sie sich
auch dargestellt hatte, das Engagement
evar stets daran gescheitert, daß sie
verheirathet war. —- War diese tleine
Lüge nun ein Unrecht? Der dittere
Ernst des Lebens zwang sie dazu.
s I
»Geftatten Sie, Fräulein Werd-erk«
Der Proturist der Firma Erlau u.
Eo. hals ihr zuvortomrnend beim An
legen der Jacke.
»Dante, herr ViliahtZ«
«Wir haben ja so ziemlich denielben
Weg, ich werde mir erlauben, Sie zu
begleiten — vorausgesetzt, daß es Ih
nen nicht unangenehm ist.«
.. »O nein, es ist mir nicht unange
neh1n«, antwortete sie tonlos.
Ihre Gestalt war in dem leyten
Jahre überschlant geworden, tiese
Schatten lagen um ihre Augen. Jhre
Hände spielten nerviis mit den hand
schuhen.
»Sie sollten sich mal aus ein paar
Wochen Ruhe gönnen, Fräulein Wer
ter. Jch werde mit unserem Chef
sprechen. Es ist doch sicher einzurich
ten«, sagte der Proturist.
»O danke, Sie sind sehr lieben-Miit
hig. Aber ich fühle mich wirtlich aanz
wohl. Jch könnte meinen Bruder auch
» nicht allein lassen.«
, »Ist Jhr Bruder eigentlich den gan
jzen Tag über allein? hat er teine
I Verwandte, keine Freunde-, die sich um
ihn tiiarmern?«
»Nein, wir haben keine Verwandte,
wir sind überhaupt ganz seen-v hier«
EineNachharin sieht von Zeit zu Zeit
mal bei unt nach dein Rechten.«
»Mein ich nicht einmal Sonntags
bei Wen vorspreehenf«'
«Retn, o nein', hat sie mit angst
poser Stimme. Seht Vli- hatte etwas
W, Wiss-L Sie that ihm so
leid. Er hatte sehen innre-»das Se
T sitdl gehabt. als gäbe ej einen wundes
Punkt in ihre-n Leben. Und wie gern
hätte er ihr geholfen. Er hatte sie
wähnend des einen Jakoet da er sie
kannte, so lieb gewonnen, das hübsche,
stolze Mädchen, niit dem vergräniten
Zug um den kleinen Mund.
Als sie am anderen Tage nach Dou
fe kam. schlug ihr ein betöubendek
Blumenduft entgegen. Jni thnzinis
mer stand ein großer Korb mit den
herrlichsten Rosen gefüllt. die gerade
jetzt zur Winterszeit sehr tbeuer wa-f
xen und eine beträchtliche Summe ge-«l
toitet baden mochten.
Der Kranke lag mit geschlossenen
Augen auf seinem Lager und öffnete
sie erfi, als Eise ihn leise auf die
Stirn küßte
»Von wem sind die Rosen?' Seine
Stimme klang tieiier vor Aufregung.
»Ich weiß eg- nicht, Rudi!«
»Aha. du weißt es nicht? Kennst
du vielleicht einen gewissen Herrn
Biliaht? Von dem sind sie. Und er
läßt den Herrn »Brnder« auch herz
lich griisxen!'« Die Stimme des Kran
len zitterte.
; tflie taumelte zurück. Aug ihrem
J Gesicht war alle Farbe gewichen.
Belogen hast du michs Verleugnet
hast du mich! Aber natürlich, als
Fräulein tann man ja viel besser Er
oherungen machen, wie als verheira
thete Frau! Das soll dir aber nicht
gelingen werde..·.«
Seine Stimme brach. Er Ziel kraft
loii in die Kissen zurück. Sein Athem
ging Wehean
»Rudi!" Ein verziveifelter Schrei
aellte durch das Zimmer. Sie warf
sich über ihn, besprengte sein Gesicht
mit Wasser. - Umsonst, langsam er
taltete feine geliebte Hand in ihrer
zitternden Rechten.
lind als sis:t- die Nacht niedersenlte,
da streute sie die haftenden Rosen iiber
sein Lager. lind ip laß sie bei ihm,
bie- das sahn-Dämmerlicht des Mor
gens durch die Zeheihen brach. Sie
hatte die Hände gesaltet und starrte
mit müden Augen ins-« Leere. Nun
datte sie niemand mehr, den sie liebte,
tiir den sie arbeitete « der sie quälte.
—..-s—
Dis obs-knabberte Hierd.
Aus einer Berliner Anestellung war
u. A. auch dat- Slelett des Pserdes
ausgestellt das Friedrich der Große
in den letzten Lebensjahren geritten
hatte. Ein kleines, fünfjährigesMiid
chen, das mit seiner Mutter die Aus
stellung besuchte, wies erstaunt auf das
Gerippe. »Was ist denn dast« Traut
elien war der Mutter schon zur Ge
niige als ein lebendiges Fragezeichen
betannt, das nicht früher befriedigt
war, ehe nicht alles haarklein war.
Von Knochen in einem thierischen Kör
per hatte das Kind offenbar nach teine
richtige Vorstellung. Wie also die
Sache erklären? Da tam der Mutter
ein rettender Gedanke: «Irautchen,
Du erinnerst Dich doch, wag wir heute
Mittag gegessen haben?« »Ja. Spar
gelsuppe mit Schweinsrippchen.«
»Ganz recht, aber das Zchtreinsripp
chen, das Du betamst, hast Du doch
nicht aanz aufgegessen, was blieb da
von übrig?« »Ein Knochen, den hab’
ich schön abgetnabhert.« »Nun siehst
Du, wie ein Schwein, so hat auch ein
Pferd und jedes Thier Knochen, die
bleiben übrig, wenn das Fleisch ad ist.
So ist es auch hier, das sind die Kno
chen von einem Pferde, aus dem ein
rnal ein großer König ipazierengerit
Iten ist!« — »Ach. das ist hübsch, aber
sag« doch mal, Maina, trer hat denn
das hier ahgetnabbert?«
l
Kaiser Frass I. me- seise Quartett.
Franz l. von Oesterreich besasz eine
besondere Vorliebe fiir Musit, die ibkr
als Erholung von seinen Reqierunge
geschäiten galt. Der Kaiser liebte
vornehmlich die Ztreichauartettmusik
und musizirte hierbei gern selbst mit,
sobald es ihm die Regierungsaeschäste
erlaubten. Sein erster Geiger war
sein Kammertapellrneister Franz
Krommer, der später zum Hostapell
meister ernannt wurde. Kromrner hat
allein 69 Streichquartette geschrieben,
die nicht zum geringsten Theil wegen;
der Vorliebe des Kaisers siir Kam
mermusik entstanden sind. DasStreich
auartett mußte oem Kaiser aus allen
Reisen begleiten. Sogar zu Kriegs
!zeiten war ihm sein Quartett unent
behrlich. Der Kaiser erholte sich beim
Anhören dieser Musik von allen Stra
pazen eines Feld-zuges. Auch im Be
freiung-kriegte 1813 mußte das laiser
liche Streichquartett mit durch Preu
ßen nach Frankreich ziehen· Während
der Völkerschlacht bei Leipzig hatte der
Kaiser seine Quartettmusik drei Tage
lang entbehren müssen. Als er aber
dann nach beendigter Schlacht mit
den oerbiindeten herrschern als Sieger
in Leipzigi Mauern einst-G da ließ
er sich seinen Kapellmeister Leommer
bestellen und sagte ihm: »Das Tage
bat diese Schlacht gedauert. Solange
habe ich jede Musik entbehren müssen.
Aber heute Abend wollen wir bestimmt
wieder zusammen einen Quartett
abend veranstalten Ich habe mich
sitt-lich nach meinem lieben Streich
auartett Usehnick
Retter Inst-O
. - «—.»-, -.««.....«.--«s-q««s-imsussMIMMIMMMMMM»Hm
" " II
Zie: »Nun. Frau-H jik der Zahn must-"
Erz »Za, und wes tdu, was der jeahnarzt so te, wie ichs Maul aus«-www
Herrsch, Mensch, sie haben wohl ollen e i n r i efta st c n werde-IF
san-O met Nessus-Oe
Eine interessante Anetdote aus dem
Pariser Bühnenleben weiß der Porj
ser «Gil Blas« zu erzählen. Der geist
reiche französische Schauspieler Thiron
von der Comedie Francoise hatte ei
nem alten einstigen Kameraden. dem
Direttor eines auf Gastspielen in der
Provinz herumgiehenden Theotero, die
Bitte gewährt. einmal in seiner Truppe
als Gast oufzutreteu. Denn die Ge
schäfte des armen Direktors gingen
sehr schlecht und er versprach sich sehr
viel von einer Anzeiget »Den Thiron
von der Comedie Froncoife als Gast.«
Thiron erscheint auch Abends im
Theater. Man gab ein klassizirendes
Schouerstiict mit dem Namen »Vo
ruo«. Der Direktor spielte den Augu
stus, Thiron sollte den Varus spie
len, denn Varus brauchte am Abende
nicht mehr als zwei Atexandrinen zu
sprechen
Thiron hatte am Nachmittag auch
seine »Rolle" durchgeiesen, als er nun
die Bühne betrat, hatte er die beiden
Verse völlig vergessen
«Var»—r·——us, Var——r—-us.« so
schreit der Herr Direktor mit rollen
·dem Mc «gib mir meine Legionen
wiedert«
Aber Varus : Thiron starrt nur
bewegungslos auf den Augustus und
erwidert tein Wort.
»Vorw, Vorn-'s wiederholt nun
Augustus mit verstärkter Stimme, be
reits lebhaft besorgt. Aber tein Laut
dringt als Antwort zurück.
Den Direktor überwiiltigt die Ver
zweiflung. «seine ganze Lungeniroft
nimmt er zusammen und mit oor Angst
entftelltem Gesichte briillt er zum drit
ien Male: »Paras. Varus, gib mir
meine Legionen wieder!«
Da bewegt sich end-lich Ihiron, er
blickt dem August fest in’s Auge und
standirt dann turztveg: »Wenn Du
mich höflichst darum bittest, so sag ich
Dir, wo hin ich sie geführt.«
Im Pubtitum aber brach ein Sturm
von Gelächter und fröhlichen Beifalls
los, wie ihn der Direktor Augustus
wohl nie in seinem Leben erlebt hatte.
Thiere als Geblieben-Propheten
Als Vorherverkiinder des Wetter
im Allgemeinen haben sich ja schon
manche Thiere einen Ruf gemacht.
Weniges treit verbreitet ist die Kennt
niß von besonderen prophetisfchen
Fähigteiten mancher Thiere im Hin
blick aus Erdbebenx aber in wichtigen
Ersdbeben - Gegenden selbst können
schon die bekannten »öltesten Einwoh
ner« manche interessante Dinge dar
iiber mittheilen.
So erzählt man schon aus dem
Jahre 1825, in welchem Chile von ei
nem besonders schweren Erdbeben
heimgesucht wurde, daß damals alle
Hunde aus Santiago geflohen seien,
lange ehe man sonst irgend eine An
deutung von der herannahenden Kata
sistrophe hatte! Und 1868 wurde zu
Jquique das schreckliche Erdbeben
wenigstens einen halben Tag vorher»
durch große Schwärme lreischender
Möven und sonstiger Meereivögel
verkündet, welche weit in das Binnen
land hinein flogen. Leider achtete.
man daraus nicht viel. Auch die
älteren und neueren Erderschiitteruw
gen in Sieilien wurden durch große
Unruhe von Thieren schon geraume
Zeit vorher verkündet; sogar Tiefste
»Fische kamen an die Oberfläche, und
ztvar in riesigen Mengen. Ander
wärts wieth sollen alle hähne unter
schrillem Krähen die betreffenden Lo
kalitäten verlassen haben.
Gerade das Erdbeben- Prophe
zeien durch Thiere soll ein ganz be
sonders verläßlichei sein. Eine Er
tlärung dafiir hat aber die Wissen
schaft noch nicht finden können. Wenn
man von einem unbekannten «sechsten
Sinn« dieser Geschöpfe spricht, so ist
das doch nur ein Nokhbedarfs - Aus
druck. Am nächsten liegt ee noch int
rner, eine außerordentliche Empfind
lichteit lder Sinne dieser Thiere sitt
sich entwickean atmosphärifche Bet
änderunaen anzunehmen Ob diese
Annahme alle Fälle deckt. ist freilich
uvckt lehr twng
Stils-.
Sie: »Nein, was es bei uns immer
sort zu thun gibt! Jch bin schon ganz
lopslos!"
Er: »Um so besser-— dann brauchst
Du auch den neuen Hut nicht, um den
Du mich immer guiilst!"
In sicherer Ost.
Theilhaber einer Wach- undSchließs
gesellschast tzu einem Buchhandler):
«M·o·chten Sie Ihre Geschäft nicht auch
unserm Schuhe anvertrauen?«
»Wissen Sie: wir haben »Ladenhii
ter« genug!"
Dnlde, gedulde Dis- sein«
Frau: »Männchen,« so lause doch
endlich ein AutornohilL Sie sind ja
schon so billig.«
Mann: »Warte nur noch ein Weil
chen, dann belornrnst Du einen ein
sitzigen —- Drachenslieger.«
Wie sie es versteht. ,
Herr (zu einer Balletteuse): »Allo,
liebe Maus, morgen trete ich meine
Weltteise an und ich werde Dich vor
auäsichtlich unter zwei Jahren nicht
wiedersehen hossentlich wirft Du mir
ein gutes Andenken beroahren!«
Bolletleuse: »Aber gern, Herr Ba
ron. wo inben Sie es denn?"
Vorschlag zur Mitte.
Junge Frau (n(tch dem ersten Streit
in der Ehe): «....Und damit so et
was nicht mehr vorkommt. lieber Vit
tor. schlage ich vor: Sind wir gleicher
Meinung, hast du recht« sind wir aber
verschiedener Meinung, habe ich rechts«
Der Hineingeleqtr.
Dichter: «.. .. Und ich habe doch so
viel in mein Stück hineingelegt!·«
Direliorz »Ja, leider auch michs«
Ein Lansichlösern
Arzt: »Und wie ist’5 init dem
Schlasi«
Patient: »O, des Nachts ichlase ich
gut, auch des Morgens; aber Nach
mittags lornrnen so ein paar Stunden,
too ich lein Auge zumachen lann."
Scherzsragr.
Warum nennt man die Kellnerlehp
linge Pietola-N
Antwort: Weil sie so ost »angebla-·
sen« werden«
. —«...»... « O
Recht KOMO
».... Stellen Sie sich vor, Herr
Doktor, die sreche Person hat mich ist
sentlich eine »Wetterher« geheißen und
wurde trotzdem freigesprochen!«
»Triisten Sie sichs Vor 300 Jahren
wären Sie außerdem noch verbrannt
worden.«
Gerade deshalb.
Paula: »Ach, ich hasie die Män
ner!«
Olgat »Weöhalb? Jst Dir ein
Mann mal zu nahe getreten-P
Paul-« »Nein; aber das ist gerade
der Grund, weshalb ich sie hasse!«
Schönes-ein«
Ich lomin’. mein Freund, um Dir
mein Leid zu klagen:
Mein Weib will wieder neue Kleidzw
lagen.
—
Selbstsesülth
Diener: -,,Der Herr Redakteur läßt
bedauern, an einem Festtag nimmt er
leine geschäftlichen Besuche an.«
Dichter: »Dann soll ich dann kom
men? Wenn ich jemand meine neue
ssten Gebichte bringe« ist doch siir die
’sen jedesmal ein Festtaat«
Irge« Widerstände-it
Frau Meyer: »Wir wiirden Ihre
Tochter gern als Besuch bei uns be
halten, wir sind leider ein bischen be
schräntt.« .
Frau Meyer: »Ach, das macht
nicht-, meine Juli ist auch grad nicht
die O'ichei«tesle!«
Dofpetsssik
Dame: «Wissen Sie-here Doktor-,
aus der ganzen Soiree war taum eis
häßlichen Dame als Frau Lehmanak
herr: »Aber Zrau Reutnamy Sie
verteilen lich«