Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 29, 1910, Zweiter Theil, Image 16

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    vi- venpvaugstampk
Omsemwxassddeuvkpe
Der Landrichter Ernst Kottwiy
Ost verliebt nnd hätte sich gern net
bbtz nur konnte er ßsch nicht recht zu
diesem folgenlchweren Schritte ent
schließen- Mil fünfgnddteißig Jab
ren isi das keine io leichte Sssiche be
sanders wenn man ein so bedächtiger
nnd liberlegenber Mensch wie Ernik
Mitwitz ist.
Wenn er auch Rath Lamperi wirk
lich und wahrhaftig liebte, fo kamen
ihm doch immer Zweifel Würde sie
in der Ehe halten, was sie jetzt zu
versprechen lchiens
Der arme Landrichter quälte sich
sehr mit solchen Ueberleaunaen
Manchmal schien es ihm, als solle et
aller Bedenken lachen und so schnell?
als möglich um die Geliebte anhal
ten, aber dann dachte er wieder der
vielen unglücklichen Eben in feinem
Velannfentreile und fühlte, wie ihm
der Mil) schevanlx Hätte er sich
nur einmal mit einem vernünftigen
Freunde über diese Angelegenheit
aussprechen können, dann wäre er
leichler zu einer That gekommen,
aber sein einziger Freund, der Ober
leutnant Hans Holten, war im
Augenblick fiir solche Aussprache un
möglich Halten hatte vor sechs :I.Ico-"
naten gebeiratbet und war immer noch
is Flitterwochenseligteit. Ver gab
lebt sachliches Urtheil ab, sondern war
Partei. Er schien auch freilich mit
seiner Ameritanerin das große Loos
gezogen zu haben. Sie war nickt nur
eine reizende und lluge Frau. sondern
besaß auch echte Hausfrauentuaendm
Bei Holtens herrschte ein außer
ordentlich gemiitblicher Ton und je:
desmab wenn Kostin von dort in
seine table Jung-gesellen : Wohnung
heimkehrte, war er fest entschlossen,
der Einsamleit feines Lebens ein
Ende zu machen und Rutb zu heira
then.
Aber dann kamen wieder die ver
wünschten Zweifel und Bedenken·
Halten waren erst sechs Monate ver
cheiratbeh da konnte man noch nicht
endgültig urtheilen Frau Minita
zeigte Manclnnal schon tleine Ansätze
zur herrfchfucht und behauptete ihre
Meinung sehr fest neben der ibres
Dank
· Krnnte das nicht später schlimmer
ausarten?
Und wie war e- rnst Ruth? Er
glaubte ja selbst nicht recht, daß ibre
lieber-, sanften, grauen Augen täusch
ten, aber —-. Und dann kamen end
lose Aber. Wenn e: sie nur einmal
irgendwie auf die Probe stellen
könnte!
Jn solche Gedanken rertieft, aing
der Landrichter durch die Stadt.
Es war scharer, tlares Frostwetter,
Und man fühlte die Kälte in der
Mdämmerung doppelt empfind
tklt Den einsamen Spaziergänger
Tibertam plösliche Sehnsucht nach
Arme, Licht und nöuålichem Be
hagen. und da ei sich gerade in der
Nähe der Holtenichen Wohnung be
fand. beschloß er sur ein Viertel:
Hündchen dort corxnsrrechen Frau
Minita hatte ihm aefagt, daß sie
um fünf Uhr imn;-r«zu Hause sei
und eine Tasse The-e für Fremde
bereit halte.
Das Mädchen antwortete auf seine
Frage nach den Herrschaften, daß der
hei: Oberleutnant noch im Dienste
sei, die gnädige Frau aber gerade
beim Ther. Sie wolle den Herrn
Landrichter melden.
Sie verschwand und gleich darauf
öffnete sich die Eßzimnierthiir, und
Iran holten rief ibrn fröhlich ent.
GMI
«Daö ist nett, herr Konin das-,
Sie sich sehen lassen! Kommen Sie
mit gleich hier berein.«
Der Landrichter trat in das »Hiin
mer und sah, daß die junge Frau nicht
allein war, sondern Rutb Lampert ibr
gegenüber saß·
Er stutte im ersten Moment etwas
und fühlte wie ihm das Blut in den
Kopf schoß, doch begrüszte er beide
Damen unbefangen und nahm zwi
lchen ihnen Platz
«Sie kommen gerade rech? lieber
Zreuub«, nahm die Hausfrau wieder
das Worl, »wir haben eben eine Ar
beilspause gemacht und stärken uns
bät-hu unt-Kuchen Wenn Sie sehr
artig sind, dürfen Sie nachher in mei
II Mannes Zimmer unsere neuesten
Arbeiten bewundern Fräulein Lam
pekt hat wirklich ein löstliches Gebilde
CI Zartheit nnd Feinheil für den Ge
Mg ihrer Mutter geschaffen und
M den W Stich an dieser Ar
U seit-am an der sie seit zwei Mona
lief fleißig ist. Eigentlich müssen
sit das ra feiern. Rutb und Sie
est- fe so gern Malt-neu wie
E Its MI, U werde also heute die
» esses the-be meiner Maleonen
M dsus muß gleich lommenf
M sit auf die Schelle drück
;.- Us- eiuiretendfu XII-en ihre
M erst-eilte, ab ut angele
cuf das weise Tischtuch und
Fa schwarze sit-Wehen davon
It MMHM beobachtete sit
keck-i und hob dann plöilich die Nase
in die Luft.
»Es riecht nach einer Hasel-enden
I Luna-M sagt-e er, amerken Sie nichts,
, gnädig-« Ränken-F
I Bei seine-a Butten hatte sich die
Idnusfrau hastig umgedretzt und
! sprang nun fchses auf.
l »Um Himmeliwillem hansensLakns
Pe! Natürlich fchwelt sie wieder.'«
F Kottwitz fotgte ihr sogleich in das
3 herrenzimtner und dachte dabei nicht
gerade freundlich: »Unfokgfames
Frauenzimmer! Man soll doch lieber
nicht heirathen Neulich erst hat die
Lampe die ganze Wohnung verfehlt,
und Hans hat ausdrücklich befohlen.
sie nicht wieder zu brennen. Aber die
kluge Amerikaneriu wuste es natur
lich besser. nun ist ihr die Besehen-uns
schon recht.«
Das ganze Zimmer war in schwar
ze Rauch-wollen gehüllt, und der Nuß
lag viel auf allen Möbel-I und Gegen
ständen
Die junge Frau war uns Fenster!
gestürzt, um es zu öffnen und rief
dann: »Ur-tin Arbeit! Wir müssen sie
zuerst retten. alles Andere ist Reden
f.1che.«
Der Landrichter sah etwas Weißes-.
Dustiges aus dem Tisch liegen und
packte es in der ersten Ueberraschung
fest zusammen. Die beiden Damen
traten eilig zu ihm heran, und Frau
Mnita nahm erschreckt die zarte Ar
beit aus seinen Händen.
»O je«, schalt sie, »Sie haben etwas
schönes angerichtet Statt den Rusz
behutsam abzublasen, drücken Sie ihn
fest ein. Männer sind doch wirtlich
kie gebotenen Tolpafiche.«
Der Gescholtene sah erst die Spre
cherin. dann aber Ruth an.
»Werden Sie mir sehr zürnen, gniii
diges Fräulein?« wandte er sich an
Letztere. »Ich bin furchtbar be
schömt.'·
»Aber, Herr Kottwih, Sie thaten
doch alles mit der besten Absicht«,
sagte Ruth freundlich und lächelte ihn
beruhiaend an. »Es ist sehr schade,
daß meine ganze Arbeit nun verdor
ben ist« aber das tam durch meine
Schuld. Man soll solch zarte Sachen
nicht unbedeckt liegen lassen.«
Minita jammerte inzwischen immer
zu: »Seht eine Dummheit von mir!
Natürlich bin ich an der ganzen Uns
gliickogeschichte schuld. Daß Deine
herrliche Arbeit verdorben ist, oergebe
ich mir nie.«
Die Freundin hatte unterdessen die
Arbeit-betrachtet und sah dabei ein
bißchen traurig aus. Stickereien und
Spisen waren rettungslos schmusig,
ebenso toie es die ganze Stube war.
Sie legte seht ihren Arm zärtlich um
die junge Frau
»Es ist garnicht so schlimm, Liebste!
Den Schaden macht mir Spindler
wieder aut, aber Deine schonen. neuen
Decken und Vorhänge find viel böser
sortgetommen Da wollen mir erst
einmal sehen, was da zu retten ist.«
Jn der ersten« großen Verwirrung
hatte teiner der Drei daran gedacht,
die kleine. missethiiterische Lampe aus
zublasen. Sie lohlte nnd rußte ruhia
weiter. akr trohdem erschien oeni
Landrichter das Zimmer auf einmal
wie mit Rosenwolten erfüllt. und er
hörte die Engel darin Jubellieder sin
aen.
Da hatte er eben seine Prüfung
siir Ruth gehabt, und sie war glän
zend daraus hervorgegangen
Wenn ein Mädchen in solchem
Moment auch in der ersten Bestiiri
zung tein unwilliaes Wort hervor-—
sprudelt, sondern nur entschuldigt
und an andere denkt, dann ist sie
wahrhaft sanft und gut. Dann kann
man ihr sorglos sein Lebensglück an
vertrauen.
In diesem Augenblick schellte es
draußen dreimal, und mit den Wor
ten: »Das ist han3!« stürzte die
junge Frau zum Zimmer hinaus.
Nach turzer Zeit tam das Ehepaar
.getneinsanr herein.
»Das ist ja eine nette Bescheerungki
riei der Leutnant und trat dann be
stürzt etwas zurück.
Vor dein offenen Fenster, durch
welches die schneidende Wintertiilte
hereinströmte, standen Rath und der
Landrichter eng aneinandrrgefchmiegt.
Se hatten beide sehr rathe Köpfe.
sahen beide sehr glücklich aus und
auf ihren Gesichtern lagen seltsame,
schwarze Flecken. Sie mußten sich
wohl ähnlich, wie vorher bei der Ar
beit, viefe gegenseitig ausgedrückt ha
ben.
»Das ist ja eine noch nettere Be
icheerung!« wiederholte der Leutnani
ziemlich kassungsloe. »Dort ich wirt
!ich meinen Augen trauen?«
»Das daer Du«, antwortete der
Landrichter strahlend. .Wir bitter
mn Eine OctiMniche ais neu-er
lsbtei Paar und sind Deiner Lampe
sehr dankbar, das sie uns zusam
sie-brachte.·
»Juri, dunkel ist der Rede Sinn«,
wandte sich der W Ehe-sagen an
feine Gattin« «aber ich hoffe, wean
die beiden Gitickltchen sich erst un
ihres wesen sei-sit have-» Mk
Ie auch etwas tW teden.«s"
Ward Ernst Kotttvii sich ins
s
Fremde-zweiter reckt Hilfe des Devi
deren eeisigte, erzählte er ihn-den
gerissen Zusicqu
han« lachte vergnügt auf.
»Das Hat Mir-its get gern-echt
und filr diesmal fei ihr der Streich
vergeben. Ader ich habe vor-lässig
keinen Freund mehr in den Ede
lsafen zu bugsiren. also wollen wir
die Verlobungs i Lampe einstweilen
außer Dienst stelle-IX
nach-lichten
Slizze aus dem Schwedischen von
Bett Saal-ers:
- Der Straßenbahnwagen war voll
» gepropit, mit knapp-er Noth nur lapnen
die Leute an den Haltestellen aus und
ein. Auf der hinteren Plattiorrn stand
ein Braun-and das aussah, als wollte
es die ganze Welt umarmen. Wäh
rend die anderen zanlten und leuchten,
erhitzt von der Sommermärme, bewies
das junge Paar eine unglaubliche Ge
equld
Er war schlank und arvfz. sie hin-F
gegen ·lein und hell wie eine Elfe und
wohl laurn neunzehn Jahre alt· Sie
lächelten alle Leute an, aber Im glück
lichiten lächelten sie, wenn sie einander
in die Augen schauten.
Nun lorn ihre Haltesielle, wo sie
umneigen muntern
»Aber Du hast sa nicht bezahlt«,
sliisterte sie ihm zu.
»Das ist- wohl nicht so gefährlich«,
antwortete der junge Mann leicht
hin.
»Aber Viktor! Das ist wohl nicht
Dein Ernst-? Der Schaftner kommt
gerade ans-»dem Wagen -- beeilr Dich
und bezahle noch!«
Jedoch Viktor schien die Aufforde
rung durchaus nicht zu verstehen. Er
sprang rasch ab und nahm die Hand
des Mädchens um itir beim Absteigen
behilflich zu sein. Der Wagen rollte
weiter.
«Schreeklich, es war zum Eritiaen
im Gedränae", sagte er.
»Aber Du bezahltest ja nicht siir
uns«, bemerkte das Mädchen .Nennst
Du das ehrlich?«
Vittor stutztr. ee lag viel Ernst
in ihrer Stimme.
.Welch ein abscheuliches Verbrechen,
nicht wahr?«
»Bei-brechen! —- s ich weiß nicht«
ob das das rechte Wort dasiir ist.
Aber niemals hätte ich es- siir möakich
gehalten, daß Du zehn Oere unter
schlages könntest. Du hast das OeLd
ja thatsiichlich gestohlen, nur daß das
viel einfacher war, als ein Diebstath
.Dv urtheilst wie eirr kleines sind's
lachte Viktor.
»Wie kannst Du das sagen? Jch
weiß, daß die Zchasfner kaute-Hirt
werden. damit sie ihre Zanche nicht
umsonst mitsatiren lassen. Bedenke
doch, wenn der Schafan entlassen
würde, weil Du das Fadraeld Inter
ichkaaen hast. Vielleicht hat er Frau
and Kinder, die darunter leidet iniißs
tm's
Ist-er liebe Karin laß Dir die Sa
che ertlären....« «
«Erkliiren? Was sur eine Erklärung
kann es dasiir geben? Du hattest die
Pflicht, zu bezahlen, und thatest es·
nicht. Du wurdest sogar erinnert und
thatesi. als ob es Dich nicht-.- anaingr.
Das ist ein osiendarer Diebstahl und
ich begreife Deine Handknnasweiie
nicht —-«
Nun wurde Viktor hestig.
«Ja es ist wirklich entsetzlich, dass
ein Mann, den Du heirathen sollst,
solch einen Bubenstreich ausführen
tann. So. da kommt nnser Wagen
ich kann ja zehn Oere bezahlen und
die Umstelgebilletts nicht absehen is
Dir das recht?'
»Ich mochte liever gewiss tagte oag
Mädchen und schritt langsam weiter.
»Ich bin überhaupt viel zu aufgeregt,
utn still sitzen zu tönnen. Du kommst
vielleicht von neuem in vie Versuchung,
nicht zu bezahlen.'
»Warst-it Du diese Dummheit
;wirtlich?« i
»Ich tann Ehrlichkteit nicht Dumm
heit nennen.«
.Trai:ft Du mir wirklich zu, daß
ich alle Menschen betrügen werd-, tw
bald sich eine Gelegenheit bietet?«
.Jch hab ja soeben den Beweis das
iitr gehath
»Du betrachteft mich demnach als
Diebs«
»Nicht gerade als Dieb« Aber Du
standest« stets so doch in meiner Vor
stellung. Ich glaubte, niemand wäre so
JIts-ie-Da»»«
.
«Und nun entdeckt Du plötzlich, das
ich genau wie alle andern bin —- nein,
viel schlechten Jch begreife nicht« wie
Du es wagen sannst, mich zu heira
then. Ich kann ja später noch viel
Schlimmeres thun. Man beginnt mit
einem Stücken Zucker, heißt es und
endet mit einem silbernen Löffel. Jch
habe zehn Ore genommen, wer weiß,
womit ich einmal aufhöre. Es iit
schwer, sich in meinem Alter noch zu
verändern. Sich mit einem solchen
Mann zu verheirathen, ist gewagt,
Karin.«
f «qu sue sind spe- apch nicht m
Ibeitritt-eis
Jtannfi Du einen Mann achtet-, der
siieblti Und DIE-Achtung ift in der
Ebe sehr nothwendig.«
»Du haft recht, Viktor Jch werde
Dir Nachmittags den Ring zurück
schicken«
»Was- fagft Du. Karini Willst Du
uniere Verlobung lösen? Willst Dsu
mich mn solcher Kleinigkeit willen für
das ganze Leben unglücklich machen?«i
»Ja —- ich muß -— mit Wenig-!
nigleit fiir mich eine haupllnche ist«
Nun wollen wir über die Sache nichl
mehr reden, Vittor.«
Karin war unerbittlich. Die beiden
jungen Leute, die vor einigen Stunden
so glücklich zusammen weggegangen
waren, reichten lich nun lalt dsie Hän
de. um sich nie mehr zu begegnen.
Villor eilte nach Hause. aber er fah
durchaus nicht verzweifelt aus. Jin
GegentbeiL er lächelte vor sich bin
Zu Haufe schrieb er an Worin.
Diese hingegen weinte bittere Timä
nen über die aufgelöile Verlobung.
Nie hatte es eine febiinere und berrlis
were Liebe gegeben als ihre, dachte sie.
Sie zog ihren Verlobungsring ab
i tüßte ihn einmal über das andere« als
iwenn sie sich nie von ihm trennen
L könnte. legte ibn schließlich in das Etui
und versiegelte es.
Bevor sie einen Boten rief, der das
Partet zu Viktor bringen sollte, that
sie dac- Gelübde, daß dieser Liebesto
man der erste und teßte in ihrem Le
ben bleiben sollte. Wie schön und rein
er begonnen hatte, und wie Ikäfztich er
endete! Wenn Viktor wenigstens et-»
was zu feiner Vertheidigung gesagt;
hätte: daß er der Versuchung erlegen
fei. daß et sich ein anderes Mal wohl
in Atti nehmen würde! Wenn er vol
ler Verzweiflung gewesen wäre unt- sse
angefleht hätte, ilnn zu helfen in dem
Kampfe gegen feine Begierde! Aber
nicht ein Wort davon. Er behindelte
das ganz wie eine Kleinigkeit
Es wird sørrer sein« rnit den Eltern
dariiber zu sprechen. Nun ift es bald
Mittags-fein nnd dann muß sie einen
Grund für ihre rotligeweinten Augen
angeben.
Plötzlich klopfte es on die Thür. Es
war das housrnikdchen mit einein Bil
iek von Viktor, und Karin beeilte sich.
Ins Conoert ztr öffnen, crtn Folgendes
ku lesen:
»Liebe Karink
Vor einigen Zonen hatte ich rnit
Deinem Bruder Göttin eine lebhafte
Diskussion über die Ehrlichkeit der
Frauen. Jch sagte, daß fie in dieser
Beziehung ebenso peinlich seien, wie
die Männer. Dein Bruder jedoch
behauptete das Gegentbeih nnd führte
ais Beispiel an. daß die Dornen in
Molniö den Zoll umgehen und Kinn
noch prohten mit ihrer Großihim das-,
die Frauen lachen. wenn Knaben in
den Gärten Aepiel stehlen, nnd baß sie
behaupten, derlei sei nothwendig, unt
einmal ein tüchtiger Kerl zu werden«
und so weiter-. Ich dagegen bürgte
zum wenigsten fIr Dich, ebne zu ah
nen, wie bald meine Behauptung fiele
bestätigen sollte. Jch wollte sehen,
wie weit Deine Ehrlichkeit Dich trei
ben würde. Nun weiß ich es und bin
froh darüber
Zug!eich will ich Die mittheitem
was Du Landtags nicht hören woll
tekh daß ich nämlich ihofkächlich die
Fahrt für uns bezahlte, ohne daß Du
es bemerktest. Wie hätte ich denn
sonst Umsieiqebilleis bekommen kön
nen?
heut-J Abenl sum-ne ich zu Dir nnd
innen-me Euch Jlle dafür, wenn Du
nichts dagegen dast- Viktot.«
Kot-in braut-te dein Ring nun blos
ein piat Worte beizufügen:
»Lieb» Viktor-!
Hier Ist der Ring! Sei so gut und
laß ihn schnellsten enger machen, do-;
mit et das nächste Mal nicht so leicht
til-gleitet
Willkommen bei
Deiner KatinP
Tuns-ist »
«Viiseu Sie-, mein stät-Heim Sie ek
iimetn mic) lebhaft an em Hin-i vqu
Schülern , »
Ahn Schickt-IX Tepn Sange- der edlen
" ? O. Zug menken» Ipohp wo ck
: Tas- Eistetvltche zieht qu
»hinan?« » « . .
f »Nein -—-- das In m von Goethes » Ich
Instinkt Siehst du den But dort auf teuer
! langen Zions-W
« Sein Reden-häuten
Stizze nach dem Schwedischen von B.
S a n d e r s.
Ueber der Stadt lagette hlaugraue
Luft. die den herannahenden Sturm
vertiindete. Hin und wieder sah man
seine Eguipage durch die zunehmende
EDämmerung eilen, während die Fuß
giinger immer seltener wurden
Er saß am Fenster und beobachtete
die tanzenden Schneeslocken in dem
immer mehr zunehmenden Winde. Od
wohl erst im Anfang der Dreißig, he
trachtete er die Welt bereits mit spöt
tischen, sast cynischen Blicken. Das
war das Resultat einer unglücklichenH
Ehe, die unter glänzenden Voraus-i
sekungen geschlossen worden war·
Vor einem Jahre ungefähr hatte sies
ihn verlassen. Er erinnerte sich noch
genau der leßten Momente vor ihrer
Trennung, des Kleides, das sie am
letzten Morgen trug, ihres jugendfri
schen Lachens beim Abschied. Dann
aber war die große Einsamteit gekom
men. Eine Woche nur hatte er es in
dem alten Haue ausgehalten, dann
hatte ihn die Sehnsucht hinan-getrie
ben. und er hatte ein gegenüber lie
gendes Baue gemiethet. in dem er nun
sein einsames Leben führte. Er stand
auf und ging nach dem Kantin« von
wo ihr Bild aus ihn herniederhlictte.
Es war da- Bild einer schönen Frau,
ader nur ein Bild ohne Fleisch und
Blut, ohne jene mysttsche Gluth, die
in Wahrheit in ihr loderte. Und tau
sendmal hatte er es sich wiederholt:
Er war nicht der rechte Mann site sie.
Lfr wandte sich wieder dem Fenster
zu. Der Schnee fiel in dichten
Flocken, die vom Winde getrieben und
dann auf der Straße bald zu tleinen
Hügeln, bald zu schmalen Furchen zu
sammengetehrt wurden. llm die
Straßeneele bog eine Frau, die tnit
vorniiber gebeugtem Körper und ge
senttem Kopf tapfer gegen den Wind
antiinwfte. Sie glitt mehrmals aus,
und grade vor seinem Fenster wurde
sie von einem so starten Windstoß ge
packt, dasz sie wankte und gegen die
Steinbalustrade geschleudert wurde
Nach einigen oergedlichen Versuchen,
weiterzutommen. faßte sie einen ra
schen Entschluß und stieg die Treppe
;hinauf, die ins Bestihiil führte. Dann
llingelte sie und fragte mit weicher
Stimme den össnenden Diener:
Kann ich wohl einen Augenbliet
eintreten? Jch habe rnir den F
lverstaucht und fürchte saft. ohnmiicht
zu werden.'
Der Diener ließ sich durchaus nicht
»aus seiner Ruhe bringen und tvintte
iseinem Deren, der zitternd und bleich
am Fenster saß, heimlich zu· Schnell
zündete er eine Bronzelaterne an, die
vor dem Kamin lag« stellte einen
großen Lehnstuhl davor, und bat die
Dame in die hehagliche Hase zu tre
sten. Im Schatten des Kaminschirs
mes betrachtete der Hausherr sie, als
sie langsam dem Feuer zuschritt. Sie
war ei. die oor ihm stand, die ihre
hände wirmte, ihren festen Stiefel
aufschnitte und auszog und sich nun
sichtlich erholte.
Er sah, wie sie sich graziös und
mit Behagen in den Stuhl lehnte, ei
nen schnellen Bliet um sich wars, den
schmalen Fuß gegen die Gluth
streckte und die schmerzhaste Stelle de
tastete.
sLeise schlich er über den dieten Tep
pich und stellte sich hinter ihr. Was
sie wohl sagen würde, wenn sie sich
umwendete und ihn erblickte? Pliss
lich siel ihr nge auf das Porträt.
Mit unterdrücktern Ausruf beugte sie
sich vor und starrte es an; dann
drehte sie sich langsam um. Er lit
chelte ruhig und reichte ihr freundlich
» die hand.
»Ja - ich bin’s!" sagte er. «Freusi
Du Dich nicht ein wenig, mich wie-—
derzuiehen?"
Sie versuchte, sich zu erheben, sani
Jber wieder in'den Stuhl zurück.
«Jch mein Kutscher haiie sich
verspälet « — ich konnte keinen anderen
Wagen bekommen. Jch habe mir ben
Fuß verstaucht. Und Du bist hier —
unh das isi Dein hausi«
«Ja, seiibem Du mich verlassen
haft Das anbere war zu ——- groß.«
Aber wann iamsi Du hierher in die(
Stabi, unb weshalb ielegraphirlesH
Du mir nicht?« !
«Jch bin erst seit gestern hier. JchI
hanc gerade vie Absicht, Dis heut-l
Abend zu ieiephoniren, um Dich zu
überraschen —- Du wärest doch über
rascht gewesen« nicht wahr?«
»Ach, unendlich. Verzeihung laß
mich Deinen Pelz abnehmen. Ich
hatte io lange ieine Gelegenheit mich
höflich zu erweisen, baß ich ei fast’
berlerni habe. Wie isi ei Dir inzwis;
» schen ergangen i« sragie er, sich an bens
Aamin stüan. »Ich habe lange
nichts von Dir gehöri.« -
»Ob« ich habe viel zu thun gehabt.
Und dann war ich trank — aber das
isi schon eine Ewigkeit her. Jch
wollte ei Dir nicht schreiben. Das
hätte Dich nur bennruhigi, nichi
wahr? Aber,« sagte lie, «ich bin ge
kommen, um Dich in einer wichtigen
Ungelegenheit zu lprechen.« -
o
Das setz tlopste ihm bis zum
halse. Sein Muth sank, er lächelte.
indem et antwortete:
»Ich ivill Dich gern anhören. Um
was handelt es sich?«
.Um unser Leben."
»Unser Lebens« eies et aus.
»Ja. So iann es doch nicht weiter
gehen, meinst Du nicht auch, Kurt?«'
»Nein, das tann es nicht« —
,.Das dachte ich auch, und deswe
gen bin ich hiek.« Sie starrte in die
Flammen »Ich halte eine Verände
rung siit nothwendig.«
» Er war seht erstaunt. Aber proh
xlich tam ihm ein Gedanke und ein
stiidtlichee Schreck durchsuhe ihn von
Kon bis Fuß.
»Ist es --- handelt es sich um einen
anderen, Marie?«
»Ja, es handelt sich um einen an
dern," antwortete sie nach kurzer
Pause.
Das hatte sie also in ein richtiges
Weib verwandelt. Sie hatte den tech
ten gesunden. Er wußte stets, daß
das Große in ihr auf den zündenden
Funten wartete. Welch geringes
Opser war sein Stolz und Glück,
wenn es sich um ihe Glück handelte.
Aber dennoch hatte et es sich nie vor
gestellt, wie schmerzhaft ek es empfin
den wiikde, wenn das Ekioaktete ein
ttiise. Nun gehörte sie einem anderen,
sie, die einmal ein-Theil seiner selbst
war.
Er sprach mit eigenthttmlich ge
däinpstem, sreundliehem Ton:
»Es steut mich unendlich, Marie.«
Schnell wars er einen verstohlenen
Blick aus sie: »Glaube mir, es freut
mich aufrichtig. Jch hosse, daß er
Dich wirllich gliiellich machen wird.«
»Kennst Du ihn schon lange?«
»Nein, noch nicht lange -- erst seit
einigen Monaten, aber ich verliebte
mich vom ersten Augenblick in ihn,
und et ist grenzenlos verliebt in mich.
viel mehr, als Du es je gewesen bist.«'
«Dag ist er nichts Jch war ---
Sie unterbrach ihn. .Du wirst
ihn sehr lieb haben, dessen bin ich
sicher-'
·Jhn lieb haben? Glaubst Du viel
leicht, daß ich mich zur Familie zähle?
Dante sehr -— ich verzichte daraus.
seine Belanntichast zu machen.«
Sie schaute ihn an. ohne zu ant
worten. Die Uhr schlug sieben.
»Schon so spät?« suhr sie auf-Ca ich
hatte bestimmt, um halb sieben niii
ihm zusammen zu tressen. Jch must
eilen. Dars ich telephoniren?«
Er siihrte sie in sein Arbeit-Him
mer und schloß hinter ihr leise hie
Thie. Dann leite er sieh an den
Kamin vor ihr Bild und wurde von
solcher Bitterleit und Verzweiflung
iiber sein Schicksal gepackt, daß er in
toahnioihiges Lachen ausbrach.
.Was bedeutet das-.m fragte sie er
ichroelen, als sie in demselben Mo
ment eintrat.
Er überlegte einen Augenblick, aber
da siir ihn nun nichts mehr aus dem
Spiel stand. sagte er ihr alles
»So sehr liebst Du mich? Das ist
viel —-- mehr, als eine Frau je erwar
ten dars. Das ist mehr, als er siir
mich empfindet -- Gott segne ibn.«
Es llinaelte an der Hausthür. »Er
ist da,« ries sie aus, »e: lomtnt, nrn
mich zu holen!«
Entsetzt fah Kiirt sie an.
Schnelle Schritte wurden hörbar.
und er bot all seine Rtast auf. um
sich zu beherrschen. Die Thiit öffnete
sich, und eine Amme trat ein tnit ei
nem blühenden get-hängigen Kinde
aus dein Arm.
Starr voe Entseden blickte ek auf
seine Frau. Sie aber lehnte sich an
ihn —- ihre ganze Seele lag in ihrem
Blick, und ihr Athein flog. als wolle
sie lachen und weinen zugleich·
»Ist das -— das ---— ——«
Alles erschien ihm wie in einein
Rebei. Dann packte ihn die Furcht.
daß dieses unaussprechliche Glück nur
ein thörichter Traum sei, bis die
Liebtosungen seines Weibes ihn in die
Wirklichkeit zueiicksiihktem
Der eisrise Johann
·- ««---.
Der-: »sich-sum get-' doch 'raus »in die
Amt te un hole mir ein satt Ins-wul
vet; ch habe schreckliche neutati che sovi
fchme czen . «
Dienen -Soll ich nicht auch einen fau
ten Hötinq mitbringan Das hilft bei
mir immerf«
Mancher hat so lange mit den Wöl
fen geheult, bis et seibet zum Wolf
ward.