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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 22, 1910)
Heimweh Roman von thinhold Drimann (13. Fortsetzung-) Was für eine armselige Waffe sind sechs-see besten und festesten Vers-Eise In einem solchen Kampf! »Nein, sich bin im Allgemeinen nicht neidisch oder mißgünstig«, hörte Her-s wann Art-sey als er sich noch einmal energisch aus dem Bonn seiner anti ienden Selbsivorwiirfe zu befreien suchte, einen ver beiden geschwätzigen Besucher sagen, »aber ich will mich doch nicht besser machen, als sich bins Sesiern und heute. mein gnädiges Fräulein, war meine Seele von dem selbsten Neid erfüllt· der je eines Menschen herzensruhe vergiftet hat« Jud wer wäre der Beneidengwers Flse gewesen, Herr Erschien, dem selbst Ihre menschenfreundliche Seele fein Glück missönnen konnte?'« .- kenne seinen Namen nicht« Iriiu Flem-ming, und ich wollte nich-i sso indistret sein mich bei inei nen Bekannten auf der Eis-sahn nach ihm zu ertnndigen. Aber ich muß lei der zugestehen, daß er ein sehr statt licher Mann war, so vom Schlage der Widinget oder Nibelungen. mit einem Lohengrinbarte und Siegsriedsaugen Daß er ein sehr mittelmäßigerSchliw . schuhläufer ist, war schließlich noch das einzige, was mich einigermaßen mit seiner operrkhasten Schönheit versöhntr. Bei meiner Ehre, gnädiges Fräulein, Sie hätten ohne große Miit-e einen gewandteren Meiner finden können als ihres-' hermann Artner blickte auf Eife. und er war betroffen zu sehen, daß sie roth geworden war wie ein in Verle genheit gerathener Backiiich. Aber noch in der nämlichen Seinnde warf He tnit einer beinahe trotzigen Gebärde den Kopf zurück, und indem sie dem jungen Arzt ihr Gesicht zuledrte« sagte fe, ihm fest in die Augen sehend: »Es ist der Bruder des Herrn Doii tors hier« von dem Sie sprechen, Herr Erichfen!« .Ach, dann bitte ich tausendmal urn — Entschuldigung —- obgleich ich wohl eigentlich gar nichts Tadelnskoeethez gesagt dabe. Denn mangelnde Uebung im Schlittschuhlaufen ist ja Lein Cha rakteriehlet. Vielleicht haben gnädiges Fräulein es auf sich genommen, die Ausbildung des Herrn in dieser schwierigen Kunst zu vollenden Noch ehe er ausgesprochen hatte sich Herrn-tun Artner erbot-em »Jch muß tnich von den Damen ver abschieden«, sagte er, und der Un muth, der ihn erfüllte. klang vernehm lich im Ton seiner Rede wieder. »Viel leicht haben Sie mir einen Gruß oder eine Bestellung fiir die Gattin meines Bruders aufzutragen, Fräulein Firm keingk Der ungeschickte Spötter zapfte ver legen an seinem SchnurrbäricheH Elle aber schlug auch jetzt die Augenj nicht vor dem Blick ihres Verlobten nieder. J »Einen Gruß -— gewiß« wenn Zie glauben, daß er Frau Tuima Vergnü gen macht. Aber vielleicht ist eS bef ser, daß Sie ihr nichts von dein ver rathen, was Sie hier gehöre haben. Ihr Bruder hat mich wenigstens ges ietem ihr bei einein etwaigen Zutun rnentreffen nichts von feinen Eiglnuf iihungen zu fagen.« Vernimm hatte aufgehört sie zu! verstehen Ohne Zweifel ahnte sie ja nichts von der häßlichen Deutung, die Wische Gemüther ihren Worten ge ben konnten. Aber es war zugleich et was so feinbselig Herausforderndes Ein ihrer hochmüthig hingeworfenen Antwort gewesen, daß ihm seine Selbstachtung nunmehr gehieterisch sur Pflicht machte, endlich eine un weideutige Erklärung von ihr zu for dern. Nicht in diesem Augenblick «freilich, tm Beisein ihrer Mutter und jener Fremden, konnte es ge Gehen. Ober et nahm sich vor, ihr no heute - zsfchreiberh daß sie ihtn morgen unter sses Umstanden eine Unterredung thue lästige Zeugen gewähren müsse, . damit ei klar werde zwischen ihnen IU dieser unwüvdige Zustand ein sahe weh-Zen, den zu ertragen er nicht .-s.· M gesonnen war tsseher und tühler Verab W ging er von dannen. M M winterlichen Straßen U du aktprsde Schnee mit einem WM seiner Heiligkeit W Mit et feiner Wohnung zu feinen mir-glichen Gedanken der M achtend II M ehe UM helle Sinnen-e " . « M sei-er Unwissenheit "gtoßen Notenmappe stand Herth Lornsen vor ihm. Freundlich nnds voll naioer Unbefangenheit blickten? ihre lachenden Schelmennugen zu ihmå auf. - . « »Fränlein Heriha!« Wahrhaftig ichl wäre-ohne diese liebenswürdige Mah-! nung an Ihnen vorübergegangen, ohne Sie zu sehen. Sind Sie auf dem Nachhaufewege?« »Nein —- ich gehe zur Stunde. Undj es ist, wie zweie-, die höchste Zeit, daß» ich hiniotnnir. Wenn Sie wollen, daß; ich Ihnen mein sorgenvolles herz aus fchiitte, müssen Sie mich schon ein Stückchen begleiten.' »Mit Vergnügen! Ader die Sor gen, die ich Ihnen tragen helfen foll. sind hoffentlich nicht allzu schaden« « «Run, wie means nimmt. Mir ha ben sie seit drei Tagen Kummer genug gemacht. Aber ich weiß gar nicht, til-! ich Ihnen davon sprechen darf. El friede wird gewiß schrecklich böse sein, wenn sie’s erfährt. Und dann ——« »Nun —- und dann?« »Dann iß es auch wohl sehe unbe scheiden, Sie damit zu behelligen. Sie haben sicherlich Besseres zu thun. als sich um zwei arme Mädchen zu klim mern.« Er fühlte, daß er den laum beab sichtigten und doch für ihn sehr ver-· nebinlichen Vorwurf in ihren Worten vollan verdient habe. Sein Fortblei ben mußte den Schwestern, die ja die wahre Ursache nicht ahnen konnten. nothwendig als ein Mangel an Theil nahme erscheinen. »Nein, ich habe nichts Besseres zu thun«, sagte er, »und jedenfalls nichts Dringknderes, sobald mein Beistand Jhnen oder Jbrer Schwesier von ir gend welchem Nutzen sein tann. Fräu lein Elsriede ist doch nicht etwa aufs neue etlrantt?« »Noch nicht — oder doch wenigstens nicht so, daß man’s ihr geradezu nach weisen iönnte. Aber wenn fie wirt lich morgen die gräßliche Stellung an nimmt, in der sie seit vier Tagen dro beweise gearbeitet hat« wird es gewiß sehr bald noch viel schlimmer mit ihr stehen« als an jenem furchtbaren Abend im Urania-Theater, den ich mein Leben lang nicht vergesseni werde.« »Was siir eine Stellung ist das, von der Sie sprechen, Fräulein her tha? Jch denke doch, man hätte Jbrer Schwester ein Engagement als Korre spondentin bei der Firma Rodenberg angeboten. Und ich fürchte nicht, das-, man dort Unbilligeö von ihr verkau es gen töntzte.« »Nein, das hätte man gewiß nicht gethan. Aber Elsriede ist manchmal so schwer zu begreifen. Sie bat das Engagement, das viel oortbeilhaster war als das jetzige, nach zsveitiigiger Ueberlegung abgelehnt.« »Und welche Gründe haben sie dazu bestimmt?« »Ich weiß nicht« denn sie bat es mir nicht gesagt. Nach vielen vergeblichen Versuchen hat sie nun endlich etwas anderes gesunden. Aber es ist auch danach. Ein Posten als Stenographin, Buchbalterin und Gott weiß, waj sonst noch, in einein kleinen Erweise schiist. wo sie siir geringes Gehalt ar beiten muß wie eins-na, Sie liinnen sich schon -denlen. was ich meine-und obendrein noch hochsabrend und anma .ßmd behandelt mitb. Sie giebt sichs inatiirlich alle erdenlliche Mühe, ihre; Niedergeschlagenheit wie ihre körper-; liche Erschöpfung vor mir zu derber-« gen. Aber ich bin jetzt nicht mehr so’ sunersasbren und so leichtgläubig wie »darnals, als sie noch beim Theater war. Und ich babe beinahe die ganze Nacht durchgeweint, weil sie mir gez stern Abend sagte, das heute ihre Prok« bezeit abliese und morgen der Vertrag abgeschlossen werden soll, der sie zu nächst aus ein Vierteljahr verpflichtet Aber sie wird es nicht ein Vierteljahr klang aushalten, das ist ganz gewiß.« »Und haben Sie denn nichts ge than, Jhre Schwester von einem Vor haben abzubringen, das Sie wahr sckeinlich mit vollem Recht für ein sehr igesäbrliches halten?« »O, Sie tiinnen sich doch wohl den ken, daß ich nichts unversucht gelassen habe. Aber sie läßt sich durch mich nicht überreden — durch mich so we nig als durch irgend einen andern —, ausgenommen vielleicht —« Sie sioeltex aber als her-wann Art xcer sie fragend ansah, fuhr sie rnuthig ort: Ausgenommen vielleicht durch Ste, Herr Doktor! Wenn es Ihnen da mals geluan ist« sie von: Theater fortzubringen wiirde Elsriebe Ihnen wahrscheinlich auch dies-nat gehorchen, sofern Sie ihr nur recht eindringlich IWtern daß sie ei nicht than dürfe. sc dachte in ndeiner Noth sogleich an f;; eher ich hatte doch nicht die ice-i icaurage mich mit einer so unser-i schämten sitte an Sie zu wenden. " Sie hätten es unbedenklich thun ;sollen; denn ich bin immer zu Ihrer HVeriiisgung Aber ich fürchte aller dings. daß Sie meinen Einfluß auf Iraulein Elsriede überschätzenk Nein — nein! Wenn sie es mir auch nicht dirett gesagt hat weiß ich doch, daß sie zu keinem Meer-schen so viel Vertrauen hat als z» Ihnen Und ich würde Ihnen so dan bar sein, wenn Sie ei wenigstens versuchtenck »Dieses bin ich selbstverständlich mit Freuden bereit· Aber Sie sagen, das das Engagement morgen perfett wer den soll. Jch müßte also Jdre Schwe ster nothwendig noch heute sprechen, und wie könnte das gescheit-»si Hertkja dachte einenAuaenblict nach: dann Ktte sie den rechten Weg gefun den. »Ich will Ihnen etwas ingen. Jest ist es sechs Uhr, und meine Klavier stunde dauert bis halb acht. Wenn wir uns dann irgendwo treffen und zusammen nach Hause gehen, werden wir meine Schwester schon vorfinden. Denn sie hat heute auf iare Mittags pause verzichtet, damit sie das Comp toir ausnahmsweise schon um sieben Uhr verlassen dürfe. Jch sage ihr dann der Wahrheit gemäß, daß wir uns zufällig begegnet seien und dass ich Ihnen gebeichtet habe. Wenn Sie mir darum auch ein bischen biiie sein wird, dies-mal muß ich es schon ertra gen.« .Wohl, Fräulein Wins- ich werde mich zu der angegebenen Zeit piintt-» lich hier vor dem Hause Jlneg Lehrers einfinden« sagte er Und wenn mirs dann als gute Kameraden treu zus iammendatten, wird Fräulein El-; sriede doch wohl zuletzt der Ueber ntacht erliegen mussenk 16. K I p i t e l. »Warten Sie einen Augenblick hier draußen, Herr Dottort Vielleicht ist es doch besser. wenn ich Elstiede vor her sage, daß Sie mit rnir getommen sinn » Mit diesen Worten ließ Hei-tha, als sie gegen acht Uhr das Heini der Frau Teschendors erreicht hatten. ihren Be gleiter ini Korridor zurück und schlüpste in ihr Zimmer. Aber gleich daraus öffnete sie wieder die Thür und wintte ihm, einzutreten. »Bitte —- recht leise!« sliisterte sie ihm zuc »Sie ist eingeschlzsem und ich habe sie absichtlich nicht geweckt, da iiiit Sie sich davon überzeugen tön nen, wie angegriffen und todtmiide sie aussieht·« Zögernd trat Hei-wann Artner auf die Schwelle, nnd ein Empfinden tief-« ster Rührung zitterte durch seine Seele, als er der schlummernden El friede ansichtig wurde. Aus einein der unbeqiieinen Rohr stiihle am Tische sitend, war sie os senhar von der unwiderstehlichen Müdigteit überwältigt worden« als sie sich eben anschickte, eine neue Ar beit zu beginnen. Denn sie hatte eine Kleidertaille aus derii Schdoße, und selbst iin Schlafe hatten die schlanten Finger ihrer Rechten die Nähnadel nicht fahren lassen. Ihr Köpfchen hatte sie ein wenig zur Seite geneigt. und in gleichmäßig ruhigen Athen zügen hob sich ihre Brust. Wohl sah herniann Artner die durchsichtige Blässe ihres Antlitze-Z und den Leiden den Zug zwischen den seinen Nasen sliigeln und den leicht herabgezogrnen Mundwinieln; aber es war nicht due-« was ihn sso tief ergriff. Denn all seine sesien Vor-sähe hatten ihm nicht jene Unbefangenheit zu geben vermocht, ve ren er beburst hätte, um sie nur mit dem Auge des Arzte- zu betrachten Nicht eine Patientin sah er in die sem schlummernden Mädchen vor sich, sondern eine Märtyrer-in und eine heldin, deren rührende Erscheinung ihn zugleich mit innigstem Mitleid und mit ebrsiirchtiger Bewunderung erfüllte. Eine -«Mnuhe übermächtige Sehnsucht vor ihr niederzuknien und sihrefmiidem weißen hönde zu küssen, schwellte seine Brust. Das enge Stüh chen muthete ihn an wie ein Heilig thurn, das zu betreten er taum würdig war. Und nur mit einer Regung des Widerwillens vermochte er in dieser Atmosphäre von Unschuld und Rein zu gedenken, die er vor zwei Stunden verlassen. «Seben Sie nur« wir gut und wie ausopfernd sie ist!'« sliisterte Hertha, in deren»Augen vie hellen Tbriinen blinitem ihm ins Obr. »Die Taille, on der sie genäht bat, ist fiir mich. Sie bat sie aus einein ibrer Theater tleider zurecht gemacht, damit ich et was Habicht- anzuzieben hätte, wenn ich nächßens in einer Gesellschast bei Profesior Bernhard etwas vorspielen mus. Und ich würde doch lieber in dein Miichiien eilten Kittel hingeben, wenn ste mir nur versprechen writte, sich ist«-du« Mann seiner ergriff ihre Hand und Wie sie so start, daß He in Ver such-m wor« laut unsrnschreiem Mer sich fest hätte Eber clfriede heit der üppigen, psrsiitnirten Räume» Rsinds-engen und sie mit der Fragew werten dürfen: Wisst Du Dein schwe res Joch aus meine starien Schultern legen, Du edles, herrliches Geschöpf? Willst Du mir erkunden, die Dornen aus Deinem Wege zu räumen und Dich hinfort in meinen Armen iiber alle Klippen und durch alle Fährlichs teilen zu tragen? Bei Gott, er wäre der glücklichsie der Menschen gewesen, und er würde sich teinen seligeren Au genblick mehr gewünscht haben nnch diesem. · Aber er but-sie nichts thun von alle-; dem. Er wär der mitleidöswlirdiges Sklave eines in thörichter Berbienss hung. in unseligern Jrrtbum gespro-» stenen Wortes. Und er würde mit zucken-dem Herzen unthiitig und oan mächtig bei Seite sieben müssen, wenn die Klippen und Dornen auch weiter die Füße der stillen Dulderin dort am Tische zerrissen. Hertha neigte sich über die Schlum mernä und- beriihrte mit den Lippen .s.mst ihre Stirn. Sogleich schlug El f s sriede vie Augen aus und blickte in ei niger Verwirrung umher. »Bist Du eg, Liebling? Deine Stunde ist schon aus? Jn, habe ich nicht einmal kommen hörte?· Idenn so sest geschlnsen, daß ich Dch »So sest und so süß, meine geliebte Glie! Aber ich mußte Dich wachiiiss sen, denn ich bin nicht allein nach Hautse gekommen.« »Guten Aben, Fräulein Lornsen«, sagte Herr-rann Artner in demselben Augenblick. «Entschuldigen Sie. dost ich mir noch zu später Stunde die Freiheit nehme. mich noch Ihrem Be finden zu ertundigen.' Elsriede war bei seinem unerwarte ten Anblict in raschem Wtckpsel sehr roth und wieder blaß geworden. Aber trotz ihrer augensiilligen Verwirrung reichte sie ihm doch mit einem freund uchm Lächeln die Hemd. »Es bedarf gewiß feiner Entschul dioung fiir eine Aufmerksamkeit. die Zie mir erweifen. Herr Dottori Auch tann ich Jhnen gute Auskunft geben. Mein Befinden Eft, wie Sie fehen, ganz ausgezeichnet-« Er zog sich einen Stuhl neben den ihrigen und fah ihr aufmerksam ins Gesicht. »Nein, Fräulein Lornfen, davon sehe ich nichts. Jch finde Sie viel mehr viel bleicher, als ich es erwartet hätte. Und ich fürchte. Sie haben mein strenges Ruhegebok nun doch steäflich übertreten.« Eifriede warf einen halb fragenden, halb vorwurfäoollen Blick auf ihre Seh-besten und hertha glitt. sie mit beiden Armen umfchlingend. neben ihr in die Knie nieder. ,J.1, ja —- ich habe dem Doktor alles verrathen, Jch tann es ja nicht tnil ansehen, daß Du Dich fiir mich opferft.« »Als wenn davon die Rede fein könnte, Du thörichtes Kind! Des halb alfo diefee seztliche Besuch! Laß mich für einige Minuten mit dein deren Doktor allein. Vielleicht tannft Du Frau Telchendorf behilflich fein, unfer Abenbeffen herzurichten.« Gehorfam fchliipfte die fchlanke Musitfchülerin hinaus, nachdem ihre lebhaften Augen den Arzt noch einmal gemahnt hatten, feines Versprechens eingedent zu bleiben. Sobald fich die Tbür hinter ihr gefchioffen hatte, fagie Elfriede mit einer ruhigen Entschä denheit, die unverkennbar von vorn heoein jede Einwendung abfchneideni solltet »Ich bin anen dankbar iiir Jbre freundliche Absicht, Herr Doktor; aber ich bitte Sie dringend, nicht von mir zu verlangen, was siir mich eben ein-l sach unmöglich ist. Da ich einmal dasl raus angewiesen bin, um das tägli-: che Brot zu arbeiten, tann ich beim besten Willen leiner ärzttichen Ver ordnung Foige leisten. die es mir ber bietet. Und ich glaube auch durchaus nicht, daß die Arbeit, die ich jetzt aus mich genommen habe, meine Kräfte übersteigt.« Troß der Entschiedenbeit ihrer Er klärung aber ließ er sich noch nicht zum Schweigen verurtheilen. Er sprach ihr ossen aus, daß sie nach sei ner Ueberzeugung im Begriff sei, sich auszureiben, und sragte, warum sie seines Bruders Anerbieten zurückge wiesen. Jm Eiser seiner Rede war er ausgestanden und nabe aus sie zuge treten; doch auch Elsriede schob jetzt Iden Stuhl zurück, um sich zu erheben. l I »Ich bin nicht schlechter daran, als tausend andere arme Mädchen —- ja wahrscheinlich besser als die meisten von ihnen. Und wenn mir auch vie Eomptoirarbeit, an die ich mich erst wieder gewöhnen-muß im Ansang vielleicht ein wenig schwer stillt, so ist doch die Gesalsr siir meine Gesundheit nicht so gross, daß ich ihr nicht »Hei Weitem den Vorzug geben sollte vor der Annahme eines Almosen-, wie ei diese sogenannte Anstellung bei der Firma Roderiberg gewesen ins-« ,,Freilich —- wenn Sie es so an benl —- Aber war denn mein Bruder nicht der Freund Ihm Baterss hat er als solcher nicht ein Recht, Ihnen iu helfe-IS' «Sobald ich mir selbst nicht mehr zu helfen vermag —- dielleichtl AdetT so weit ift es ja glücklicherweise noch » nicht geiominen.« l »Und ich darf natürlich nicht er xwariem daß Sie mir gestalten werden« »was Sie ihm versagen. Giebt ei denn aber gar keinen Weg, Fräulein El »friede, ikahr Vertrauen zu gewin nen?« «Sie mißt-erstehen mich, herr Dol tor! Jch vertraue Ihnen vollkommen. Und um es Ihnen zu beweisen, will . ich Sie jetzt gleich nin Jipren Rath ans geden Lesen Sie, bitte. diesen Brief» den ich heute bei meiner heimlehr vor gefunden. Und lagen Sie mie, was ich daran thun soll.« Fortsetzung folgt.) Y MO Die Vogelinsel Halifax. Etwa eine Meile fiidlich von ders Diazspine liegt ganz dicht dem Lundel vorgelagert die dritische Jniel halifax, die man sowohl auf dem Landwege auf der Karte oder im Sattel —- mit nachiolgendem Uebersenen vZwischen den Klippen des schmalen Kanals —- ivie auch ganz auf dem See weg von Liideritzbucht ans er reicht. Wie wählen lentere Beförde rungsart und dampfen an einem hei tern Morgen aus dem im Motgendunit daliegenden Roberthaien in die leicht geleäuielte Bucht hinein. Einen An genbliri stoppen wir an der Lande driicke der DiazhalbinieL nm ein Schleppboot zurückznlassem das einige Male in der Woche Zement nnd Was set nach der Halbinsel bringt; haben doch schon die Arbeiten an dein neuen Leuchtturm begonnen. der an Stelle des 1903 errichteten, gänzlich unzu länalichen lleinen Turmes ein auf 21 Seen-eilen leuchtendesFeuer zeigen scll. Er erhält 150 Fuß Höhe iiber Mittel hochwasser und wird, selbst 100 Fuß hoch, den Seefahrern bei Taqe eine gute Ansteuerung ermöglichen« dagegen bei Nacht ein weit sichtbares Etten nungszeichen abgeben. Jnsolge der ost schweren Nebel ist es ferner mit Freu den zu teariißen, daß nun eine pneuss matische Sirene hergerichtet werten foll, die aus dem Kreuzfelsen ihren nei lenden Warnruf erschallen lassen wird. Recht dicht pflegen sich gerade vor der Einsahrt zur Bucht und namentlich bei der Diazbalbinfel die Nebel zu lagern und oft seht man bewegungslos in ei ner dichten Nebelbanl. während die meist nebelsreie Bucht im hellsten Son nenglanz erstrnhlt. Die Diazhalbinsel trägt ihren Na men nach Bartolomeus Diaz, dem lith nen portugiesischen Usrita - Umsegler. der aus dem Wege nach Indien wie auf vielen oorspringenden Puntten der langen asritanisehen Westtiiste auch ier aus einem hohen Felsen in der ornr eines Steintreuzes gewisserma en einen Wegtreiser hinterließ. Nun mehr soll das Original im Kapstädter Museum sein, doch schmückt ein ein faches Kreuz jenen selfiqen Punkt, der den Gewalten der rastlosen See seit Jahrtausenden getrost hat und ietzt zum Ziel vieler Aussliiqe aus Lilderidi bucht gewählt wird, weil man dort namentlich an iirmischen Tagen, den vollen Anblick r ausgeregten See ge nießen lann, die mit ungebrnchener Kraft Brecher auf Brecher gegen die wildzertliifteten Klippen fchleudert und sie oft mit Gischt überschüttet. Un ser Dampset verläßt die qeschiitzte Sturmka elbucht und erreicht gleich nach Um Ihren der zerrissenen Halb insel den ofsenen Ozean. der durch ver störtte Schisssbewegung feine Kraft zum Bewußtsein bringt« aber heute in langer, ruhiaer Dünunq gleichsam nur athmet. Zwischen Diazspitze und Halisar sind anscheinend große Fisch-« züge nichts Seltenes-. denn ost genuq bemerkt man Reihen »von Delphine-i und Schar-ten von Toucherenten und weissbeschioinqten Miiwen, nnd häusig genug taucht dann auch der schwarz-. glänzende Rucken eines Mach aus« Eine andere Voqelart mit schwarz und weis-. arsprenteltem Kops selselt nun in Hunehnieudem Maße unsere Aufmerk ssamleih Pinguine zeiaen sich immer häufiger aus der See, mn sieh bei An niiherung des Schiffes durch blitzschnel: leo Untertaueben den Blicken zu entzie hen. Diese Yögel bevölkern in großen Scharen die der Küste vorgelaaerten britisehen Inseln, die sich in See durch den schatsen, durchdringenden Geruch ihres Guanos schon von weitem be niertbar machen. Wir stovpen nun uus der nach Süden geschützten Neede von s halisar und lassen uns nach einer tlei- s nen pelsbueht auibootem wo uns der Voqe wärter, ein alter enalischer See-; viir, begrii t, der schon seit Jahr und Tag aus eser Bogellolonie haust und l die Aufsicht iiber die beiden benachbar- i ten in der Lilderiybucht liegenden Jn- ; seln siihrt. ; Unter seiner Führung unternehmen wir einen Rundnang und begeben uns aus die weite Fläche, aus der die Pin guine zu Tausenden si n. Ein meet toiirdiqes Geschöpf-.- deser Pinguinl halb Fisch, halb Vogel, ein Lebewesen, das wohl zu den Vögeln zu rechnen ist, aber nicht fliegen tann. sondern seine yliigelstummel sehr geschickt als Flei en verwendet und damit pseilschnell unter Wasser sieh u bewegen vermoa. Doch tvie unbeholeen ist der Pinguin aus dem Erdboden! Seine ortbetve sung ist eigentlich nur e n Wat scheln, und doch können die Thiere in der Verfolgung so schnell laufen, dass ein Mann kaum Schritt biilt. Wir senden die Thiere bei allerhand Oe schästignngem Sahlreiche sonnen wa "ren am Dritten-. andere hütettn mit ih kren Körpern eben’auägetrochene Junge, ; während sehon etwas tiltere Thiere sich qu dichten hausen ängstlich zusammen ischaartem Ueberall stolzirten zwischen xdiesen Reihen Höh-re nmher. nnd es ge währte einen reisenden Anblick. ioknn .sie mit einem Fisch oder Iischtheil im ESchnahel die jungen Tiere siitterten. HDie Pinguine scheinen in einzelnen, Eziemlich scharf voneinander getrennten TStppen zu leder- nnv irrende Ein «dringlinge mit scharfen Schnabelkiksen izu verjagen. Auch ist ihnen menschlixter JBesuch durchaus nicht million-wem I denn ein nnfrenndlidsez Geichixnkfe er ’schallt, wenn man sirli einer Bei-einstu nie nähert. Mit Iveit voraesrreckten Hälsem merlwiirdiaen Lauten halb Entengeschnatter, halb Eselögeschrei — stiirzen sich die Lagergrwaliigen ans den fremden likindrinqlinzn nnd ninß man einen Gan-i durch die Reihen brü tendrr Hennen unternehmen. so tann man zahlreicher Bisse dieer höchst nn liehengwiirdigen Damen gewiß sein. Der Bogelmist stellt einen Fischgnano dar und wird einmal im Jahre — nämlich im März —-- zusammenge trayt und in Fössern verpattt nach Kapitadt verschisst wo er an die Far mer verlaust wird. Einst ging die Jahre-Hausherrn nach London, wo viel bessere Preise H hi« zu Miit für die Tonne — tezah wurden, doch sor derten die larliindischen Farmer diesen Dünger mit einer solchen Entschiedens heit, weil aus Südasrita herrührend. siir ihr Gebiet. daß nun alles zu trc sentlich niedrigem Preisen nach Kap stadt geht. Aus der kleinen Signal station, wo munter der rotheUnionJacl weh-, ist auf einer Tafel zu lesen, aus: im Jahre 1866 Fiaritän Forsnth R. N. von Halisar sowie den übrigen Jn seln im Namen ihrer kritischen Maik stät Besitz ergriffen bat-e. So sanft gestaltet und lseouem die Nordfeite der Insel ist« nm so zerlliif teter und unzugirnalickser sieht es aus der Windiette im Süden aug, wo tag aus tagein die volle, immer bestehende, mehr oder minder heftiae atlantische Diimmg gegen die hohen Klippen donnert und rauschend Brecher auf Bre er iiter alattpolierte Felsen glei tet. « n einer scharfen Einbuchtuna hat das Schicksal in den lstslier Jahren einen Seqler erreicht, von dem nun ein Theil deöDeclanfbaues die engeBehau sung des Voqelnsarte bildet. Die Ver-— prooiantiernng der Jnfel erfolgt alle Monate non Kapstadt out-, wogegen die Versorgung mit Wasser von hit deriyhucht vorgenommen wird. Wir verabschieden uns vom Vogel-part uno tehren an Bord zurück. Mittleriveile hat sich der übliche Mittags-sind erho ben und mancherSvritzer feat über uns beim Kreuzen des Lüderitzhafens bin tveg,ans dem derWind getröhnlichsveht. ON Ostsee send steter-sent Einer der geistvollften und federge wandtesten englischen Gelehrten, der detannte Astronom Robert Ball, hat sich in einer drastischen Weise über die Furcht der Leute vor dem Weltunteri gnng ausgesprochen. Weil er zu den voltöthiimlichsten Himmelsforschern Englands gehört, wurde er mit hun derten von Briefen bombardiert, die angstvoll um Auskunft iiher den hal lenfchen Kometen und das der Erde von ihm drohende Schicksal baten. Er hat infolgedessen eine Flucht in die Orffentlichteit unternommen und der Time- eine geharnischte Erllärung in Irrm eines offenen Briefes eingefandt. der folgenden Wortlaut trägt: »Ein Rhinozeros in vollem Lauf würde den Zusammenstoß mit einem Spinnweh nicht fürchten, und die Erde hat es ebensowenig nötig, den Zusammenstosz mit einein Kometen zu fürchten. Jm Jahr 1861 reisten wir durch den Schweif eines Kometen, und niemand hat damals irgend etwas davon ge merkt. Für etwa hundert Millionen-a Jchre hat das Leben auf dieser E Hi ohne Unterbrechung bestanden, obglei unser Welttörper in dieser Zeit wohl von mindestens fünf Kometen in jedem Jahr Besuch empfangen hat. Wenn Kometen der Erde überhaupt Schaden zufügen lönnten, so wiirde das wohl vor langer Zeit einmal geschehen sein, und Sie und ich würden uns dann we der über Kometen noch über etwas an deres zu unterhalten Gelegenheit ha ben. Ich hoffe, dieser Brief wird Ih nen die Beruhigung geben, die Sie brauchen. Soweit ich es übersehen lann, werden wir uns um den 12. Mai in dem Schweif des hallehschen Ko meten befinden. und ich hofie sehr, daß wir es werden. Jch erinnere mich, daß der berühmte John herschel irgendwo einmal gesagt hat, ein ganzer Komet tönne zusammengeguetscht in einer Manteltasche untergebracht werden« Ein anderer Astronom tommt dem Ge diichtnis seines Kollegen zu Hilfe und verweist aus die Stelle in den Schrif T ten herschels wo dieser Astronorn that sachlich jenen Ausspruch getan und noch die Worte hinzugelest hat: »Der Schweif eines großen Kometen kann, soweit wir wissen, nur an's sehr weni gen Pfunden Materie bestehen.«« M-— In Long Island gibt es einen Iamilienpaten der zweiunddreißt le bende Kinder hat, und seine Kach barn erzählen, daß er si noch nie mals iiber die hohen Le ers-mittel preiie betlat hat« Der arme Mann hat vermutl teine Zeit, urn sichiiber irgend etwas zu beklagen.