Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 22, 1910, Zweiter Theil, Image 13

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    ,,Munk7«t.
Der «Tucun:an" hatte feine Anter
selichtet und dampite unter den Klän
gen der Mnsittapelie iui deen Hafen
von Nin-stark
An Bord stand dicht gedrängt Mann
cn Mann, heimtehrende Truppen
vorn Oltasiatitchen Expeditianitorpe.
Jeder gedachte noch einrnerl turz aller
guten und schlechten Stunden« die ihn
dieses Land gebracht hatte: gedachte
wohl auch der todten Kameraden. die
drüben unter der chinesischen Erde
ruhten und denen es nicht vergönnt
war. enit in die heimath zurückzutelp
ren. Jeyt passrrte der »Tttcu1nan«
»S. M. S. hertho«. Auch drüben
standen alle Mann an Deck, mn ihren
Kameraden ein letztes Lebewohl zuzu
ruien Nachdem drei donnernde Hur
rahs herüber und hinüber verklungen
waren, ging Alles wieder an die ver
lassene Arbeit, denn es gab noch viel
zu schaffen. wahre Berge von Kisten
und Stätten standen an Bord nnd
mußten noch in den Laderaum vrrs
staut werden·
Nur der Seesoldat Monkta stand
noch an der Reelina, nnd es scheint,
als ob er sich nur schwer von der gel
den Rasse trennen lonnte. »Na, vller
Junge. döit Du noch immerf« Er
schrocken drehte er sich um und sah lei
nen deften Freund Hein Janlen vor
sich. »Ich dente blos nach, wo ick eenen
Affen bestrieaen th, iet habe meiner
Ænna eenen versprochen, und nn
muß ict ihr ooch eenen irritvring-n'«,
erwiderte er. »Wenn weiter nischt is,
toten Affen, den triechit Du in Singa
pore, wie Du ihn baden willst, eenen
mit Beme. oder noch eenen ohne Bee
ne. Jst looie mir eenen ohne Beme
aber erst zu Haufe. denn brauche ic!
ihn nicht erst so weit zu vragen."
hier wurden Beide von einem Un
terosfizier. auseinander gebracht und
mußten sich an der Arbeit betbeilipen
Drei Tage waren so vergangen. An
Herd war Alles blihblanh und Jeder
siibtte sich schon wie zu Hause. Da
der Dienst nicht besonders anstren
gend war. liest Jeder seinem lieber
niiitb sreien Lauf. Sobatd sich die
sonne dem horiiont näherte Und sich
die Lust etwas abgctiibit hatte, pour L
de es aus dein sonst wie todten Dect
lebendig. hier tlingen deutsche
Volk-lieben von martigen Soldaten
ledlen gesungen, über das Meer, dort
veraniiate man sich wieder mit dem
so beliebten Schintentiopiem und einl
dröhnenits Lachen und manch derber
Dis folgte, wenn der Verpriiaeite
vorbrigerathen hatte. Hieb auf Hieb
sauste durch die Lust· bis er dann ei
iien Naseweisen erwischte. dient er mit
Zinsen iuriietgeitx mirs er zuviel er
holten hatte. Etwas- abieits von
dem Lärm hatten sich die Spielratten
niedergelassen Hier finden wir auch
unsere beiden Freunde wieder. »Ver
damin’ mich, hab ick schon so matt Von
Deemiichteit gesehn! Mensch, iet sage
Dir, wenn Duninttieet mal präniiirt
würde, törintest Du Dir vor Medall
sen nicht retten!«' schrie der Seesoldzit
Siirchinser und warf Nonsta die
Karten vor die Füße, »Im der Mensch
zwei Junas in der Hand und traut
sich nicht mit raus! Die wollft Du
wobl Kine Karline mitnehmen?«
Die sonst so dicke Freundschaft
schien in die Brüche gehen zu wollen,
als sich Hein Janseri aus die Seite
Monelas stellte nnd sente: »Der
war ianz richtig so, denn sonst hätte
ich nicht gewinnen tönnen·" Hiermit
war ber Streit qeschlichtet. Monle
gelobte aber, nie wieder mit Siirchin
get spielen zu wollen, und tagte:
«Wenn ick erst meinen stlssen habe,
spiele icl überhaupt nicht mehr, denn
so’n richtiger Affe ist vernünftiger
wie so’n nachgemachter, wie Siiechins
get eenee ist«
Singapore war erreicht. Alles
drängte nach den Boote-L mit wel
chen die llrlauber an Land gebracht
wurden· Trotz der höllischen Hitze
krabbelte es dort wie in einem ist-nei
senhcusen, doch schon nach tnrzee Zeit
batte fiel-, Alles in die Straßen zer
streut.
Als der Abend herannabte. strömte
Alles wieder been Hasen zu, mit allen
möglichen Dingen beladen, denn der
»Zum-nan« sollte noch heute seine
Reise sortsetzen Als einer der Leßten
stampste Monota nach dem Lan
dungsplatz, hinter ihm trottete ein
steuppiger Affe, der alles andere, nur
nicht schön war. An Bord wurden
Beide mit stiirmischer Heiterteit em
psangen. »Na, Du brinast woll Dei
nen Bruder mit?« begrüßte ihn Hein
Jansen. Särchinger aber meinte:
»Bei tann nich sinn, der Visage nach
is et sein Voder.« Um weiteren Ulte:
reien aus dem Wege zu gehen, ver
schwand Monsta mit seinem Assen
aus dem Bootibeit und machte dort
ein Lager zurecht. Mnnty, so hatte
ihn Monsta getauft, war ein ganz
ebösstges Vieh, welches alle Freund
chqstibienste nur mit Zähnesletschen
erwiderte. so daß sich bald Alle von
ihm zurückzogen. Nur Monita ger
sich nach wie vor die größte Mühe,
ihn versöbnlicher zu stimmen. Als
M abn- Munly bei einer Liebtosung
in die Hand biß, gab auch er es aus
.:nd stellte ihm Futter nnd eine Fla
fche mit Wasser hin und betttmmerte
sich nicht mehr um ihn. Doch das
Verhängnisz schreitet schnell. »Alle1
Mann antreten!" erschallte das Korn-.
mando. Keiner wußte, wa- das zu!
bedeuten hatte, denn Dienst war nicht;
angesagt worden. »Warte-Heu der;
Mann. der die Flasche in den Masern-l
nenraum geworfen hat!« Niemandi
meldete sich. Nur Monsla überliess
es lalt und heiß, denn bei ihm dämis
merte ei. Kurz entschlossen trat eri
kor; alle Aussen sind aus ihn gerich-?
m. »Wie kömm- Sie sich sp etwa-Hi
erlauben?" donnerte der Haupt
mann los, »das ist ja eine Frechheitj
sondergleichen! Kerl, reden Sie und
glotzen Sie mich nicht an wie ein
Rat-harm« Monota nahm seinen
ganzen Muth zusammen und beichs
tete seine Llhnunaen »Sofort kom
men Sie mitl« Die Befürchtung
Monelae war eingetreten. Munly
hatte seine Wasserslasche in den neben
seinem Lager befindlichen Lichtschncht
des Maschinen - Nanmes geschleudert
wo sie in tausend Stücke zerichellt
war, ohne Jenianden zu verletzen.
»Sosort bringen Sie das Vieh hier
fort, oder ich aebe Jhnen Gelegenheit,
wo anders iiber die Affeiiziichterei
nachzudenten«, sagte der Hauptmann
Monsta war froh, daß er so gnädig
davonaelcmmen war, nnd machte
Meinen Affen las, um ihn nach unten
szu befördern. Doch mit einem Satze
shatte sich Munly loggerissen und
»stiirmte mit gewaltigen Sprünan
Iiiter das Dea der Treppe zu. Uns
glücklicher Weise ging in demselben
Augenblick der dicte Koch nsit einer
ISchiissel Subpe vorbei, nni ehe er
Isichs versah lag er mit seiner Schiii
’iel am Boden. Munty verließ alr
IErster das unsreiroilliae Bad, nnd
.noch ehe ihn Einer fassen tonnte war
"er im Zivisclsendeck verschwunden
»Jnnaene, trat is denn jetzt blos
.rr«it nnse Botter los, die sieht ia je
’rade aus« als wenn Eener mit die
Beene drin few-sen is", sprach eines
Tages Särchinger, als die Backichast
beim Abendbrod faß. Alle steckten
die Nase in den Topf und pflichteten
ihm bei. »Det is aber schon io lange,
wie der ehemalige Tilssenhesitzer Back
ichaftsdienst hat.« Monsta tviirate
ein Stück Hartbrod hinunter und
knurrte: Davor kann iet doch nich.
wie iet die Butter jeholt habe, war sie
ganz reene; wer weeß, wer mir den
Schabernack gespielt hat.««
Am andern Tag tam Hein Jansen
aus dem Zwischendeck und wollte
platzen vor Lachen. Als man ihn be
stürmte, was denn eiaentlich los
wäre, zeigte er nach unten nnd
sprach: »Munin wäscht sich die Psa
ten mit Butter-« Reuaieria schlichen
Alle nach unten, und da bot sieh ihnen
ein Bild zum Eraötzen Muntn, den
der Hunger aus dem Versteck getrie
ben hatte, iaß oben auf dem Butter
topf, leette sieh die Pfoten. infir wieer
mit einer Hand in die Butter und
wollte sie gerade in dein Maul ver
chwinden lassen, als die Lanicher in
ein ztverchiellerschiitterndes Lachen
ausbrachen »Mit, mit det Beest
sollen wir ut eenen Topp sriiten?
Jekt begann eine wilde Jagd, aber
Munkn gab sich nicht ia leicht gesan
gen. Mit einem Satz sprana er über
die Angreifer hinweg und zwänate
sieh durch das offen stehende Fenster,
wo er sich dann auf dem auegestrect
ten Wink-länger schaukeltr. Aber auch
da ging man ihm zu Leibe. Doch
Munln zog den Tod der Gelamen
sschaft vor und cvnr in den nächsten
Augenblicken in den Wellen ver
schwanden
Monsla war dem Weinen näher
als dem Lachen, als er seinen gelieb«
ten Munly auf diese Weile enden lah.
Einen Affen hat er aber seiner Min
na trotzdem milgebrachil leider ver
wandelte sich derselbe in der Nacht in.
einen gräulichen Later, T
Schrecken-sind
»Komm Lieschen, bürss mir den Aet
mel ab - ich weiß gar nicht« wo Ich mid
nnmer so ichmuyåg machet«
»Ach, Lum, I I weiß es; Papa same
neulich, »du lzättest schon öfters das sucht
hanö geittei tl««
i
Vasdroincitische Hohn.
Humoreöte oon Marie Stahl.
»Könnteft ou dich wirklich nie ent
schließen mir zuliebe deinen Beruf
zu wechsean« fragte Aennchen Bo
denstein zaghast mit dem Ali-genaus
schlag, dessen Wirtung sie kannte.
»Du bist doch eigentlich ein geiernter
Kaufmann und als solcher würdest
du meinem Vater gewiß willkommen
sein, denn er wünscht nichts mehr,
als unsere alte Firma eininal feinem
Schwiegersohn zu übertragen« weil er
leinen Sohn hat nnd ich doch fein
einziges Kind bin.««
»Schrectlich!« ries Helmut Geiß
ler, sich mit allen zehn Fingern in
die aeniaie Kiinstlerrolle fahrend
»ioenn man so wenig Vetständniß
findet, wo man seine aanze Seel-:
hingiebts Und gerade heute sagst du
:nir das. deutet«
»Es bieitst mir doch nichts anderes
übrig, weil von deinem heutiqen Gast«
spiel dein erstes Engsagement abhängt,
mit dem sich deine Zukunft entschei
det«, wandte Aennchen etwas gereizt
ein.
»Deinen nur deinen Vater heute
Abend xnit in’5 Theater. vielleicht
wird er morgen anders iiber die
Sache denken«, entgegnete Helmut zu
oersichtlich. »Ich verspreche mir einen
Vombenetssolq. Das Stiick »Die
Voltsseele« hat noch nie versagt. Es
ist eianch zündend Und der Michael
Statt ist eine Glanzrollr. Jn dei
großen Rede. in der ich die schlum
meende Volksseele werte, reiste ich al
les mit mir fort. Jch weiß. ich werde
heute inein Bestes geben. Wer weiß,
toas geschieht! Dein Vater hat auch
eine Stelle, an der er sterblich ist.
Meine Voltgrede ist wie siir ihn ge
macht. Wenn ich wich nicht völlig in
ihm täusche, wird er :no-r«:en stolz
sein, niictt als Sohn zu itinsrnien."
»Ach Gott, aberxlltutter und die
Tantenl« seufzte Aenncbem
»Bringe sie nur alle mit, ich tenne
die Franeni Sie werden Idränens
ströme vergießen und mich vergöttern.
Bereite sie darauf vor, daß sie etwas
Außergeroöhnsicheg in sehen determ
men. Tie Regie hat ihr möglichste-H
gethan. Der große Bauer-thos, der
Schanplatz dec- Volssanflausz ist
ganz natur-wahr inscenirt. Aus der
Scheunendiele wird richtiges Stroh
gedroschen und im Hühnerstall sind le
bendige Hühner. Jn München sollen
sie sogar Schweine nnd stiibe aus die
Bühne gebracht haben, aber das geht
bei den hiesigen Raum Verhältnissen
nicht«
»Ich bin sehr gespannt. Aber ein-B
mußt du mir versprechen Du darfst
deine Partnerin die Gieberta, nicht«
wirllich tüssent" !
»Liebeg Kind, das muß fein, das
jzat nichts zu sagen. Daran mußt du«
dich gewöhnen-« !
»Nein, daran gemishne ich mich nie!«
Papa hat ganz recht, daß er ieinez
Tochter keinem Schauspieler aeissen
will. Es ist tein solider Bett-OF lieb
kigms ist es höchste Zen, Daß ichs
nach Hause gehe, ich habe mich schon
viel zu lanae aufgehalten-" -
Aennckxen machte einen schnippiscan
Anix und war trotz heftizier Pro ;
teste Geißler’s eiligst um die nächste
Weabieauna der ftädtischen Llnlsqen
entschlüpft, in deren entleaeniten
Laubqiinaen sie sich getroffen lie;
blieb irn heftigen Zwiespalt der Ges«
fühle zuriict und schlug mit nich
dentlieber Miene die entaeaenqesetzte
Richtunp ein·
Die ganze Stadt sprach beut von
Helrnut Geißlers Gastrolle und von
der Premiere der ,,Voltsseele«. Die
Lvtalbliitter hatten im Voraus lite:
llarne für das Stück und fiir den«
Gast aemacht und man war in ange
nehmer Spannung. Der junae Mikne
hatte das allgemeine Interesse iiirl
sich, weil er als Sohn des verstoree !
nen Justizraths Geißler in der Stadt
geboren war, und wenn ancb fremd
geworden, so erinnerten sich doch viele»
noch seiner ans der Schulzeit her i
- Der alte Geißler war ein Freund
von Papa Bodenstein gewesen nnd
ebgleich letzterer tein Theater-freuten
war, machte er in diesem Falle ejne
Ausnahme nnd nahm eine ganze Loae
iiir sich und seine Angehörigen
»Es thut mir ja leid um den Jnn ;
gen, daß er unter die llvmödiinten
gegangen ist, denn er war ein firer
Kerl und hatte einen hellen Kopf,
der zu was Besserem tauate, kderf
meinem alten Freund Geißler zulietsej
will ich mir doch die Kiste mal an
sehen«, bemerkte er dazu. So saf-. er«
am Abend neben seiner Frau in Der;
Loge auf dem theuersten Platz nnds
Mama Bodenstein trua einen last-Ia
ren Sammtumhanq, der deute ein
geweiht wurde, ein Geburtstaaggei
schent des Gatten, von dem sie vor
ausseßte, daß es die Gemiither der
lieben Freundinnen mehr aufrcgen
würde als alle Zustände und Aus
erweckungen der Voltsseelr. Selbst
Tante Clementine hatte tiir diesen
interessanten Abend Neuralgie nnd
Sallensteine vergessen und pranate
an BodensteinC linker Seite in einem
neuen Theaterhut mit einem pracht
vollen Reiher, aus den sie nicht we
nig stolz war.
Aennchen Bodenstein siebthe förm
lich vor Erwartung und innerer Er
regung, als sie neben den Eltern in
der Lege Plah nahm. Der Spiegel
hatte sie tröstend versichert, daß sie
es in ihrem blaßblauen Prinzesztleid
then, zarte rosa Rosen an1 Busen,
mit der geschiniickten Gieberta wiirde
aufnehmen können, die der Geliebte
deute in den Armen halten und vor
aller Augen liissen wollte. O, wie sie
die Person und das ganze Theater
hsasztei Nein, es ging über ihre Kräfte,
sie wollte keinen Scheuipieler zun«
Mann! Dabei zitterte sie iiir den
Erfolg des Geliebten nnd uin den
Eindruck, den er auf ihren Vater
machen würde
Das Theater war ausoerlaust und
bis aus den letzten Stehplatz akfiillt
Der erste Alt brachte das- Marm
rinm des Helden in einer freudelosen
Jugend unter dein Druck der ent
miirdigenden Leibeigenschaft Es gab
drastische Szenen, man war vom er:
iten Austritt an lebt-oft interessirt.
Das angeneine Griiseln vor dem
Graiienvollen, das wie ein Schatten-:
aeipenst in: Hintergrund lauerte,
itellte sich ein.
Der zweite Alt steigerte das Lei
den, und die Spannung stieg Die
Zustande wurden fiir das Liedeepaar
Michael und Gigberta unerträglich
nnd entsetzlich. Hei-nat hatte nicht
zu viel gesagt, das weibliche Publi
tum schluchzte bereits-. Aennchen Bo
denstein vergaß die Welt um sich, sie
vergaß fast die Eifersucht, sie lebte
und litt mit ihrem Helden. Martia
nnd Tante weinten schließlich derar
tig in ihre Taschentiicher. daß Papa
Zodenstein erklärte, er ginge nie wie
ter mit ins Theater, das sei ja
schlimmer als bei einem Begräbnis;.
Aber auch er war sichtlich ergrissen
und ärgerte sieh über seine Rijhrung
Endlich kam der große Austritt
aus dem Bauernhos, wo Michan
Etart, zum Manne gereist, die
scklummernde Volksseele werten soll
mn die getnechteten Bauern zur Ein
pörnna aegen entehrende Despotie
auszureizen Alles ließ sich aroßartig
an. Das,’lsttlilitltiti war sehr bestie
digt von der erstaunliche-i Realistit
der Jnszenirnng, denn es aav sogar
einen echten Dunghansen aus« der
Bildne. Das Preschen in der Echeune
und das lebendige Viebzeug in den
Ställen machten starten Essett Die
Sache wurde fabelhast ansregend,
Michan Starke Leben hing an einem
Haar-, aber ietzt sprang er auf einen
umaestiilpten starren nnd begann die
große, aervaltige Rede, die sich mir
ein Gewitter entladen und die Lust
reinigen sollte.
Alles hielt den Athem an. Hinge
rissen lehnte «.Ilennck,en über der
Brüstung der Ldge und ihre Augen
hinnen an dem Geliebten, clsenso bei
reit mit ihm zu leben nnd zu ster
ben, wie ihre Nelenbiihlerin Gig
verta.
»Briider!« donnerte er eben in den
Voltshausen hinein, ,,hört Ihr nicht
die Stimme, die Euch ruft?
Gad, nack, aack, tönte eg plötzlich
laut und oernehsnlich aue dem Hüh
netstall mit den lebendigen Hiihnern
»Die Stimme, die so deutlich
spricht, die nicht zu betöuben ist
Gut gaet, gemach gagach anna
gagaaaaaat —
,,Die nichts zum Schweigen drin
gen kann ——«
Gagaaach gaaaanck —-- wie eine
fröhliche Trompetenfenfare schmet
terte das entsetzliche Huhn, das se
derifalls unzeitgemiiß ein lfi aelegt
hatte, sein Triumphgeschrei hinaus.
Zuerst h.:tte man im Publikum aes
fchmunzelt, aber setzt fing man an
zu lachen.
Michael Stark nahm alle Kraft
zufammen, um die Situation zu ret
ten. Der Anastschroeiß brach ihm au9,
es mußte gelingen, die Zuhörer derart
zu fesseln, daß Niemand mehr auf
das Huhn hörte, dem der Teufel den
Hals umdrehen mochte! Seine Rede
wurde wilder, leidenschaftlicker, sein
Pathos erreichte die Höchsten Höhen,
aber, o Schrecken! einer ron den
Kollegen hatte ihm zur Hilfe kam-:
men und das Huhn aus dem Stall
entfetnen wellen, doch eg- war ihm
entwischt. Und gerade als Michael
mit icturerer Betonung die aewichti:
gen Worte sprach iiber den Verrath
der Voll-Hierin ,,Schasinlog schreitet
das Ungeheuer oor unseren Auan
im hellen Liebt des Tages« — spa
zirte die brave Henne quer iiber die
Bühne. ,
Jetzt war tein Halten mehr, das
Publikum jauchzte und briillte vor
Lachen. Der verzweifelte Regisseur
machte einen letzten Versuch. dar
Huhn hinter die Kulissen zu ja
gen. aber es verstand ihn falsch und
rettete sich mit lautem Anastacsshrei
über den Souffleurtasten hinweg in
das leere Orchester und non da, als
es vom Theaterdiener gefangen mer
deu sollte, wild treischend in den
Kuschauerraum Es nahm seinen ge
fiiigelten Weg über die Köpfe der
Menge und nun gab es eine Panit
und Auflösung aller Ordnung.
Frauen schrieen, Männer briillten vor
Lachen« man jagte und verfolgte den
Störenfried, der aus dem Parlett di
rett in die Bodenftein’fche Loge flüch
tete, wo er eine breite, sichtbure Spur
feiner Anwesenheit auf Manto Boden
itein pompöfen Sammtunihong zu
rückließ und Tante Clementines Kopf
als Ruhepunkt benützend, den stolzen
Meiner des neuen Theaterhuts lliiglich
tnicktr. .
Michael Starls Rede verhallte un
gehört, empört verließ er die Bühne
und der Vorhang mußte fallen.
Helmut Geißler hat nie in feinem
Leben wieder die Bühne betreten.
Er tam in eine Konventionalstrafe,
weil er nicht zu bewegen gewesen,
seine Rolle zu Ende zu spielen. Ein
anderer mußte fiir ihn eintreten.
Das Huhn, dar- ipurlos verschwun
den gewesen, wurde am folgenden
Tage im dritten Rang verlrochenH
foorgefunden 1
l Aennchen hatte auf unerwartete(
»Weife Das Ziel iåirer Wünsche erj
reicht. Dein Geliebten war die Bühne«
lverleidet nnd die schöne Gisoerta
;blieb an jenem verhängnißvollcn
HAbend ungeliißt.
j Die Nüsse der Sprache.
Schon die Wenditng: »Das ist ans
dich aeiuünzt« in der Bedeutung »das
,ailt dir, das bezieht sich auf dich«
zeigt daß das Geld, die Münze, auch
Hin unserer Sprache einen Niederschlag
saefunden hat. Durch eine reiche An:
zahl von Beispielen aus der Münz
neschichte belegt diese Thatsmäe Ferdts
juand Friedensburg in seinem kürz
;liet1 in der Weidniann’scben Buchhand
lung tBerlim erschienenen Werte:
s.,Die Münze in der Kulturgesehichte«.
lWährend in unserem Worte »Gew«
nach seinem Stammtnorte »stellen«
nur die neteiseste erhliinp, der Ersatz
»steett. führt uns das lateinische »pecu-(
«nia« gleich in die Geschichte desl
«Tauschvertehrs ein und lehrt uns«
daß bei diesem das ,,pecus«, das ViekH
einst eine große Rolle gespielt hat.
Bevor dann unser »Geldstiiet" sein
Amt eingetreten hat, vertrat das Me s
.t.rll in Ballen »die Stelle des Gewng
»Mit dem Austoznmen der eiaentli
eben Münze, des Geldstücke-H beqinnt
»erst Die Geldgeschieth und damit
sniehrt sieh auch die Zahl der Worten
die aus dem JJiäinzhnndOerl in die
Sprache übergegangen sind.
Wer heutzutage von Shnrntter re«
det, ist sieh nur selten bewußt. daß das
Wort ursprünglich das- granirte, ein
zseritzte Muster des Geldstiietes, dass
Gepriimy bedeutet. llnd ebenso oer l
lnißt nznn bei der ltlntvendunq von
«Wörtern, wie »sich einpräaen«, »ein-e
nirgqepriinte lkfigennrtC dan die
Münze Ver Sprache die Uorte gelie
hen hat. »Von altem teditesns Schrot
und Korn« erinnert an die bösen tfts
sahrunxren mit der häusinen tfrneue
jung der Münzen. Wenn man für
bezahlen das Wort ,,blecherr·« anwen
det, solehrt man damit zurück in die
Zeit der Vratteaten, der einseitigen
Münzen aus Sillrerblech und »bes
rnbpen« schreibt sich von der Rappen
miinze, dem Sch.oarzpsennig, her.
Tog Wort »Miinze« selber findet sich
in einer Reihe häufiger Redensarten
in unserer Sprache; wir »nehn1en et
was siir baue LUtiinze«, ,,bezahlen mit
gleicher, mit grober Miinze«, sprechen
von oroszen Gedanken, die »in Schei
demiinze nmgesetzt werden«, bis sie
schließlich »eine abgegrissene Redens
crt« sind. Auch die ,,.lt«ehrseite der
Medaille« siihri uns in die Münz:
-n)ertstiitte. Selbstverständlich ist dat
Geld, sowie die einzelnen Geldsorten
in der Sprache der Dichtung, in
Wortsoielen sowie in der Sprache des-H
Alltonslebens häufig im Gebrauche,
nnd siir Geld schlechthin stehen Heller,
Pfennig und Groschen: die Verlinische
Redensart: »Nicht bei Groscken sein«,
die rieselbe Bedeutung hat, wie »Nicht
bei Verstande sein«, zeigt eine Dra
stische Art der voltethiimlichen Bewer
ihung des- Geldes. Wenn wir von
einer ,,Stanne Golde5« reden. die
eine Waare kostet, so verirren wir uns
in die Zeit des V.irren,1etdes zurück.
—-·
Zwei Erithiillungeik
»Liebster«, murmelte sie zitternd,
,,jetzt, wo mir verheirathet sind, muß
ich Dir Dir ein Geheimnis-, erzäh
len.«
»Welches, mein Schatz?«
,,.5iannst Tu mir vergeben das-, ich
Dich hintergangen habe, Geliebtesler?«
schluchzte sie. »Mein --— mein linker
Auge ist aus Glast«
»Macht nichts, Pusselcben, die Dia
manten in dem Ringe-, den ich Dir ne
schentt habe, sind auch aus GlaS!«
(7lirriierkliirnnq.
Richter: »Sie haben den Kleiner ei
nen »ganz gewöhnlichen Lumpen« ge
nannt; der Beleidigte wiirde seine
Klage zurückziehen, wenn Sie die im
Zorn ausgestoßenen Worte öffentlich
zurücknehmem
»Dann erlliire ich hiermit ·aern, dasz
Herr Moosboei lein ganz- gewöhnlicher
Lump ist.«
s Ging unparteiisch. «
Block: »Mr· Seaiiertpn Fest seist
Stolz darein, stets Unparteiisch S
sein« (
»Ja«, antwortete der unliebenswiies
dige Winte, »ich ging mal mit ihrn
auf die Ja gd, nnd da schien es ihsn
einerlei zu sein, ob er den Hasen, den
Hund oder einen seiner Freunde nan
Instituts-.
»Prost! Lieber Graf. Nun, Dein
Glas.« I
»Mir ist miserabel. Jch habe Mii
tagg eine Rindszunge gegessen, mit
der muß ich mir den Magen verdorben
haben!«
»Gieße ein Glas Seit über die
Rindgzunge und es wird Dir wiedes
gut sein!«
Bot-sorglich «
»Warum ist denn von diesem
Wirthe-bang nach jenem Gebäude dort
eine zweiseitige Bretterivand ange
kracht die so eng ist, daß man kaum
hindurchgehen iann?«
»Die hat sich der Herr Rath herstel
len lassen, damit wenn er betrunken
nach Hause gehi, er nicht — umfallev
kann.«
Tief verschuldet.
Kommerzienrath: »Sie wan mei
ne Tochter heirathen? Welche? Jch
link-e davon fiiilf in heiraihsfähigem
Alter.
Bi::verber: »Hm, mu! Es wird wohl
die Aelteste sein miissen!«
Ein Schwereniiilyet
Dame: »Da haben wir’sJ: Kaum
sind mir aus« dem Hause, da versteckt
sich die Zonne schon!«
Leutnanti »Ach, oor Ihn-sey Gelä
dizijie kann sie sich auch verstecken!«
Spekulatim
Damenschneiderx »Mit diesemMan
iel werden Sie sich mindestens das
Herz eines Graer erobern.«
»Aber denken Sie doch: 400 Mart!«
»Wer irird bei solch glänzender Er
obernno nach den Kriegslcsien fra
pen?!«
Fein.
»Amt«- Werle sind doch herrlich«,
sagte ein tecler Jüngling auf einem
Balle zu einer Dame, deren blendend
weiße Schultern allgemein bewundert
wurden.
»Aber auch unbegreiflich.« erwiderte
diese, ulg der Herr Miene machi, näher .
zu riicleit
« lluhcahiunigi heissem-.
»Bei-stellen Eis sich nicht so, Frau
(85s(11cidcllvcmcrl Eic find genau so aber
gläuliism wu- tvir (1llc!"
»Im bin nicht nlwmlijnluidi und hoffe
csö dreimal unlicrnfcn auch in Zu
kunft nicht zu Werde-IF s
Schmeichelei
-«’l,
,.EL, Herrchkcscs, Izmmcn Sc doch gee
ncn schliqu sc IVUI Dom Mc Relbck
dazu Iijlm cc doch met zu lcmtcdlcch
«111;s!"
Berliner Sprechstundcm
Ort »Schon wier Mohlkövpc mit ohne
Its-ich als Brunch Jct cfztc doch festem
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