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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 22, 1910)
Wenn Kreisel-ritt von Tinte Isnkstkngki. No. 511. Jhstern sin jetzt auch windet gepiilyft und wisse Se was, ich hen ganz dran vergeffr. Da lan- mer sehn. daß mer alt werd un daß mer sich nit mehr enit die alte Gebriiuche verstehn duhn, wo einenr in die alte Kontrie lieb un werth un theuer odder eafpenfief, wie mer auf deitfch tagt dUht, ware. Was war das for e Zeit, die felige fröhliche thterzeit. Schon Woche vorher hat met lamentiet, daß dieMa dazu fehn follt, daß der thter Röbbit ionrme dnht. Was ware trir for gute Bunxe und Meedetcherx all hen tner uns beheft als ob es Krifzcnefk wär un wann dann der thtetdag tvmme is, dann is mer fchon Morgens in alle Früh aus den Bett un in die nactiqe Behrft un mit nias an Als fei Neitgxumsxvmet in das Haus un in oie Jahed er gelaufe un hen nach die Jliftetehls gesucht. Jn den dämpe Grös hen mer am met-richte gesucht: jedes Gräshiilmche hen mer eruni ge dreht un was ten ntet uns gefreut wenn mer eins von die schöne gelwe mit Onjiens getvllerte Ehts gefunne hent Jedes hat e kleines BLiSlet ge-’ habt un da sm die Ehtö eneiaeiegt worden. O du mei, was iH das für en Fonn un e Vergniege gewese, wenn ener fo mit e ganze Böstet voll Ehts windet ins Haus is! Dann bat als e Rnhl e Feit gestatt. Met hat es doch’ nit den Weg errehnfche könne, daß eins fo viel Ehts gefunne hat wie» das annere, bilahs eins is fchnrartetf wie das annere. Wenn dann fede-’ feine this gekannt hat« dann hat der? Numpus gestatt. Die am wenigfte1 hatte, den verlangt, daß die annere von ihre Ehts aufgewwe fellte, un trenn die reffjuhft l;en, dann hen mer uns gehaue for fehr, bis dann endlich der Pa mit feine große Fieß daztnifches getrete is un Die Feiterfch ihre Ehköl all abgenomme hat. So is oft der? schöne Daa niit e großes DisepenntsI inent zn End nannr. Was is heutzu Taan von die Jhstere siir die Kids non-er aebliwwei Nat 1notfch. Nie inand von se duht an den Jhsterrähbit ala1:we. Wenn se e paar Svehrpens niee hen, dann tause se sich in den Fiebndiestodr Kehndieeier un das is» all irae se sor kehre· Wenn mer auchs als Ma dazu tenoe wollt, die schönel alte Sitte aufrecht zu erhalte dann tönnt mer es gar nit, bitahs eH aibt teine Ehts mehr. Wenn mer sich se nit selbst lege lasse tann ron die Schickens, dann muß mer en Preis dafor bezahle, daß eint die Ohre steif stehn un mer tönnt dann grad so gut Jedem von die Kids en Deimentring laute .lln dann noch e anneres Ding, nset nat bei jedes Eht den Risi, daß es e böhd Eht is. Ich tann nit sehn wag das noch gewwe soll. Der Philipp, was mein Hosband is, der will alles so gut wisse un mit den hen ich emal in «Riegard zu die Ehls gesproche. Er hat gesagt, in dies erschte Lein dehte vie Gebieten-B nit mehr so viel lege, als wie früher. Die s Schickens hätte auch Menscheoerstands triegt. Se dehte dente, sor warum sollte sie so dunnn sei. sich mit die Ar-· beit zu «tattere, bloß sor den eine Nie-( sen daß mir Mensche ebbes gutes zus esse hätte. Wenn sie sor ihren Trabell wenigstens e wenia mehr tonsidderet getriet dehte weni. dann wollte se noch aar nias sage, awwer wie dehte se denn von die Mensche behandelt wer'n? Je Futter müßte se sich selbst suche, aus jeden WetschtebbelsGarde dehte se verdriwwe wer«n, aus Anast, dass se mehbie e paar Lettisblättcher abtnap rere dehte. Un wenn so e armes Schiaen in die Nacht in sein Driem emal e wenig gackere deht odder en Rat-steh wo doch sozusage das Haupt von vie Familch wör, deht morgens süh, wenn er ausgeschtase hat« sei stöhtiches Kieseritie ertöne lasse« dann deht die Botizet einschreite nn der Bahg iniiszt die Schickens abschesse, Mahs die Nehbersch dehte tomplehne, dass- se aus ihren Schlas gestört hehte wee’n. Das wär atmet noch ntt at lesx wenn sich so e armes Schtcken set ganzes sen-e lang mit den Eieetege aebattett hätt, »dann deht eines Pages der, saht tonnne un dedt then den ice-pp abseits-. For so e nndantbare sgeskaschqft stache- se sich auch nie zu ifiickrifeise un das wär ver Wiesen« warum fe nit mehr soviel Ehls lege ; dehte wie ftiislper —- e Riesoli von diei immer weiter fchreitende Ziehviehlifa-z tion. Dann is noch e anner Ding, hat ! der Philipp gesagt; wenn die Schickens ! wirklich emal den Rappel kriege sti werzeit zu schaffe un zu lege, als obs se die Welt biete wollte, dann miißte ssdie viele Eier in Kalb Storetich ge ; legt werde, ior daß fe nit fpeule dehte, » Jvas deht awwer Geld kofte un dies sEckspenzes iniifzte off Kohrs von denl sPoslit bezahlt werde; mer könnt doch. Inn von die Dieieksch komisch-, daß sie« ;die Piebels e Fehiver dichn un auch noch die Eckfpenzes bezahle folle. Da hen ich gesagt: »Zchott.ibb, Phi lipp«, hen ich gesagt, »du machst michi sick m- keikki mit dein Tat-t; dies Schickens lege grad noch fo viel wies früher un es fin nur die Menfche wo’ den Preis so schrecklich in die Höh .schrouwe, biiahs fe könne nit schnell Egenug reich wer'n. Jch hen awiver smein Meind aufgemacht Ich schaffe mich Schickens an un dann wolle mer emal sehn, ob mir nit jeden Dag un sere gute lihls hen könne« mitnus dafi mer so schreckliche hohe Preise for be zahle mssr. Morgen gehn ich un kaufe mich die Schickens un ich will, daß du mich en Schickenluhp ficlie duhit. Die annere Arbeit will ich un die Buwe du-hn.« Da hat der Philipp gesagt: ·Ahlkechi eim ahn«, un jetzt wolle mer emal fehn wie das Ding schaffe duht. Mit befte Riegarvs Yours Lizzie Hanffiengei. Die neue Hinterteil-. ’ 'U«I1ullss »Versiche-! Sie denn auch mit Kindern umzugelven'.-« «Lv Ich das verstehe! Ich war fünf undzquzm Jahre lang bei ein und dem selben Hund« Msm Ratt-. k--I r--· - »Ist-A -z «kou:»1«en Hut sehe-M icli Jhneul Er ist von meinem seligen Mann. Vielleicht pa l er Jlmenl« eltlcr lden arg zitacrichtelen Gut be trachtenle »Ach Madame-um« wissen Se, behalten Sen lieber. Vielleicht heiraten Se noch wall« Obersten-. « i Jllsmek »Noch eins-, ro waren seht ge: mdc dreuclmt " Its dein Anmut-alt , Dame (zn einem sie ver-folgenden Domino): »Mein herr, Sie scheinen mir ein recht lofer Strick- zu feink« Domina: »Seht wohl, schöne Mag te, darum suche ich ja eben eine An tnüpfung!« Schersstssr. »Warum trinken die Frauen weni get als die Männer?« »Weil sie beim Trinken nicht reden Löwen« Hinter den Kulissen. Als der französische Dramatiler Drtave Mirbeau noch ein sehr junger Mann war, veröffentlichte er unter dem Titel Halbmenschen einen Arti kel, in dem er iiber die Eitelkeit der Komödianten manch kräftig Wörtlein zu sagen wußte. Der Artikel erregte einen Sturm des Un wissens unter den Pariser Künst lern, aber etwas wesentlicheg zu erwi dern wußten die braven Leutchen; nicht. Es ist eben noch heute eine tauml zu leugnende Tatsache, daß nur ganzi besonders kräftige Naturen und starke Intelligenz dem die Eitelkeit steigern den Einflusse zu widerstehen vermögen, den die Schauspielerei auf jeden aus übt. Der Schauspieler soll sich in je den anderen Charakter hineinzufinden wissen, und das neue Wesen wird ihn bald drücken wie ein zu enger Schuh, bald saltig um ihn herumschlottern wie ein zu weites Gewand. Auf der ande len Seite muß der Schauspieler jeden Abend aufs neue mit Einsetzung feiner ganzen Persönlichkeit um den Erfolg kämpfen. Der Dichter-, der Maler. der Bildhauer bieten dem prüfenden Auge der Menge nur ihr Wert, nur ein Stück, das sich losgelöst hat von ihrem Wesen und als freie Schöpfung er-l scheint, hinter der die Persönlichkeit des Schaffenden diskret verschwindet. Anders der Schauspieler. Seine Kunst ist er selbst, das Kunstwerk das er schaft, ist sein eigenes Ich. Kein Wunder darum, daß bei den meisten Schauspielern, je länger sie ihre Kunst ausübem ein gesteigertes Selbstbe wußtsein sich geltend macht, das oft in Eitelkeit und Selbstbeweihräucherung ausartet. Das alles ist freilich zum größeren Theil ein Fehler des Berufes und nicht der Persönlichkeit Deshalb muß man den Schauspieler, der nicht immer Einsicht genug mitbringt, den zerriittenden Einflüssen seines Berufs energischen Widerstand entgegenzu seßen, eher bedauern als verurtheilen. Um unfruchtbarsten ist dies egoistische Hervordriingen der Persönlichkeit na türlich für die Kunst selbst, die nur gedeihen kann, wenn sie von reifen, in sich abgeklärten und gesesteten Men schen gepflegt wird. Um dieses Jdeal zu erreichen, müßten wir freilich mehr Künstler und weniger Komödianten haben. Mildernde Umstände darf man dei Komödianten - Eitelkeit also immer hin zubilligen, so störend und auf dringlich sich ihre Aeußerungen auch qeltend machen. Charakteristisch für ihr oft über jedes Maß gesteigertes Selbstgesühl ist« daß die meisten von ihnen unter allen Umständen ihre Me moiren schreiben müssen. Der leuchten de Mittelpunkt solcher Auszeichnun gen, die Achse. um die sich alles dreht, ist selbstverständlich der Schreiber selbst. Was sonst in der Welt vorge gangen ist in der Zeit, da er lebte und -nimte, davon spricht er taum. Aber rewissenhast verzeichnet er jeden Lor beerlanrz, der ihm geworfen, jeden Orden, der ihm verliehen, und jedes teutselige Wort, das von irgend einein gekrönten Haupte einmal zu ihm ge äußert wurde. So erzählt der be rühmte Tenorist Roger in feinen Me moiren über ein Gastspiel in Berlin. .Der König von Preußen und der Kö iig von Bayern kamen eigens aus Botsdam herüber, um mich zu hören. Der König von Preußen winkte mir freundschaftlich zu, und als ich geru ien wurde, trat er bis an die Brüstung »seiner Loge vor, um mir zu applaudies ren.« Aus Meß, das damals noch sranzösisch war, weiß Roger über ein Fest zu berichten, das ihm von begeis jterten Artillerieossizieren gegeben wurde· Jm Verlan dieses Festes habe sich die Begeisterung für ihn derart ge steigert, daß die Ossiziere ihre Hemden auszogen, fle in Brand steckten und die brennenden Hemden vor den Fenstern aiishängten. Herrn Nogers Worte in Ehren, aber man muß schon ein Ko mödiant oder gar ein berühmter Te nor sein, um so etwas zu erleben. Belannt ist die Aneldote von dem ersten Zusammentreffen zwischen Lud wig Barnay und Ernst Possart. Bars nay war schon ein Künstler von Ruf, und Possart tvuszte das ganz genan. Trotzdem begrüßte er den Kollegen, als dieser ihm vorgestellt wurde, nur mit den vertnissenen Worten: »Auch beim Theater?« Ludwig Barnay selbst hat seine Erinnerungen in zwei dicken Banden niedergelegt, die natürlich kaum ausreichen, seine phänomenalen Erfolge aus allen deutschen und aug ländischen Bühnen gebührend zu tolle digen. Mit Vorliebe erzählt Barnay darin, wie sein Kommen, wo er auch gastierte, die erbeingesessenen Künstler an die Wand gedrückt habe. So be richtet er, wie er 1884 am Dresdener Hostheater gastierte. Er habe sich dort hauptsächlich deshalb nicht sest enga gieren lassen, weil die zitternde Be sorgnis sür sein Rollensach den dorl alt gewordenen Schauspieler Karl Porth zu allerlei, übrigens ganz ver srühten und unnützen, Gegendemoni strationen veranlaßte. »Mit vieler Betonung riet er mir sein »·l’y sung H koste-« entgegen.« Ueberhaupt äu ßert sich ·Barnay über Kollegen, die sich ihm ir endtvie mißliebig gemacht haben, spez ell über Siegtvart Fried mann, nicht gerade in sreundlichster Weise. Die Kollegen und die Konkurrenz, die sie machen, sind ja den meisten Künstlern ein Dorn im Auge, denn ihre Eitelleit verlangt kategorisch, daß das Publikum keine anderen Götter have neben ihnen. So erzählt der Ko miker Lassouche von der Zeit, als er cm Saite-Theater in Paris engagiert war, eine niedliche Anekdote von der berühmten Dejazet, die 1857 im Gaite gastiertr. An derselben Bühne war eine Schauspielerin Leontine Rougemont tötia, die sonst nicht ohne Erfolg das Fach des gefeierten Gastes spielte. i Die e Leontine Rougemont hatte die Raivetäi, zu ihrer berühmten Kollegins zu sagen: »Wissen Sie auch, das; ich sdie Dejazet vom Boulevard du Temple genannt werdet« Woran die echte De jazet iühl erwiderte: »Das wundert mich weiter nicht! Der Herzog von Orleans hat in seinem Stall eine Stute, die er Dejazet nennt." Die gekränkte Eitelkeit treibt bei Komödianten oft die wunderlichsten Bliiten Jn Olrniitz verließ vor eini aen Jahren ein Fräulein B. ihr Enga grinent, weil sie sich von einem dorti gen Kritiker ungerecht rezensiert glaub te. Jn ihrer Abschieosvorstellung hielt sie zum Schluß an das Publikum die frlgende Ansprache: »Die Muse hat es sich gefallen lassen müssen, die Säulen ihres Tempels in einem Kuhstall ge gründet zu sehen; er war bisher mein Glück, ich fühlte mich darin heimisch und zufrieden, bis mich eine grausame Feder mit dem Giftgesicht daraus ver trieb." s Der Charakterspieler Otto Lehseld war bekannt dafür, daß er sich nach Schluß der Vorstellung nur schwer wieder aus der eben gespielten Rolle lieraugfinden konnte. Eines Abends war er in Weimar als König Richard llt aufgetreten. Als er nach Haus z lain setzte ihm seine Frau ein etwag Imiszrathenes Beefsteat vor Lebseld leistet davon, schleudert dann den gan zen Teller wütend aus die Erde und rust empört: »Und das soll ein Essen fiir einen König sein?!« Als Gegenstiick zu diesen lleinen Zügen loniödiantischer Eitelkeit sei »zum Schluß noch erwähnt, daß es auch einmal einen bescheidenen Bühnen tiinstler gegeben hat. Dieser seltene Vogel hieß Easpare Pacchiarotti. war Sänger und ist in Padua allerdings jbereits im Jahre 1821 gestorben. Jn lscinem Testament, das er wenige Stunden vor seinem Tode diltierte, steht folgendes zu lesen: »Als Beweie dafür, wie sehr ich die erhabene Ge sangslunst stets bewundert habe, gebe ich allen Sängern, die nach mir kom men, nachstehende Rathschlöoe——·aller dings in der festen Ueberzeugung, daß niemand sie befolgen wird. Erstens-: Ehe du vor das Publikum trittst, priise dich sorgfältig, ob deine Mittet iauch ausreichen, ihm zu gefallen. Zweitens: Sei streng gegen dich selbst lund traue nie dem Lob der Kollegen. ’Drittens: Tritt nie vor den Vorhang, wenn du nur- von vier oder fünf Per sonen gerusen wirst. Vierteng: Wenn du detonierst, gib nicht dem Orchester die Schuld. Fünftens: Schreibe nie selbst, und veranlasse auch nicht ande re, dich in den Zeitungen zu loben. Sechstens: Sagt dir jemand, geh vom Theater ab, du passest nicht dahin, so salle ihm um den Hals-. Er ist dein wahrer Freund.« Solch ein weißer Rabe unter den Koniödianten ist gewiß die größte Seltenheit. Jch fürchte .. wir werden nimmer seinesgleichen se ben! i Jin tiefen Keller. Als ich das Vorige Mal das schöne Lied »Im tiefen Keller sitz ich hier« so recht aus voller Brust sinien hörte, da stand ich droben auf der til-ern bnrg bei Münster am Stein. Einer von drei fahrenden Gesellen, die von Heidelberg aus, die sclsöne Nheinpfalz durchwandernd, Ruheg heim zustrebten, schcnetterte eS in das Thal des goldenen Nahe weing hinab. Wir tamen ob dieses »Unstimmigteit« in einen lustigen Streit über die Frage, wo es sich bes ser trinke, oben auf Bergeshöhe, hoch über der Erde Sorge und Alltag, oder unten im tiefen Keller, wohin tein Ton der Auszenwelt dringt? Die An sichten gingen sehr verschiedene Wege, Zeit und und Ort, Alter, Charakter und Beruf wurden mit in die Debatte gezogen und schließlich lam es zu ei nem Vergleich: § l. Getrunten wird allemal. §2· Oben freudiger. §53. Unten gründlichen §4. Ausnahmen bestätigen die Regel! Ein tiefer, liihler Keller war schon im alten Aeghpten, bei den Jsraelitem in Hellag und in Rom der Stolz des haufesk Aber die Poesie des Keller trunts ging erst dem deutschen Mit telalter auf. Der Kellerschliissel ge bührte deni Hausherrn, und stieg er hinunter, um einen guten Tropfen zu zapfen, so war das ein weihevoller Augenblick. Was dein einzelnen Bür ger recht, war der Gemeinschaft der Bürger natürlich billig. Das ganze Mittelalter hindurch waren die »ou blique« Keller ldie Stadt- und Rats leller) die besuchtesten und vornehm sten Trintstäiten. Jn ihnen führte der Kellermeister ein gar strenges Res iment. Ratsherren, Edle sonderten ch von den Bürgern, nicht selten sich den Wein, jenen das Bier zuerteilendt tir vornehme Gäste gab es eigene ftühle und lauschige Eckchen, oft mit einer hunstvoll aus Glas oderSchmie deeisen gefertigten Rose am Kunstge wölbe, wo dann ganz im Vertrauen — sud rot-u »- der hochmögende Bürger meister mit dem kaiserlichen Burgvogts gewichtige Reden tauschte. Ost genug gab es im Keller Zank und blutige Köpfe, und daher war in vielen Städ ten das Waffentragen im Ratsleller verboten. Dem schönen Geschlecht verschloß man nicht immer die Thür und das; war sicher zum Vorteil des Umsaßes,« denn damals tranken die Frauen an ders wie heute! Was so einer fürstli chen Dame an Wein und Bier geliefert werden mußte, wenn sie einmal eine Stadt durchreiste, ging nicht nach Glas und Flasche, sondern nach Eimern und Fässernl Es ist bekannt, daß die schöne Philippine Weiser jedem ihrer Gäste — und deren waren nicht wenige, denn sie war eine Freundin der Geselligieit —mit einem Paßglcrs rothen Tirolcrs zutrank, und daß die Ritter sie zu häu figer Wiederholung dieses Willkom-« mens veranlaßten, »weil sie eine so; feine Hüut hatte, daß man sah, wie der« Wein ihr durch die Kehle rann«. ’ Magistrat und Landesherr waren Weinhändler mit bedeutendem Umsatz und Lager und überboten sich gern in »großen Fässern«, von denen viele noch heute berühmt sind. In ihren Kellern führte der Humor eine unumschränlte Herrschafsk »mitgesan·qen, niitgehan gen« hieß es, ein Nachtragen der oft recht derben Späße sollte nicht sein. Launige Sprüche Und Lieder, Karten und Würfelspiele und die verwickelten Trinlvorschriften wurden hier gebo ren. Drollige Bier- und Weinnamen gab eg in jeder Stadt, wie z. B. Klotz milch, Biet den Kerl, Gulgut, May notz, Mord und Totschlag, Surius, Krügen Dreimännerwein. Dazu ge hörten natiirlich ebenso merkwürdige Trinkgefäße. Eine Chronit aus dem 16. Jahrhundert bemerkt darüber-: ,,Heutigen Tags trinlen die Weltlini der und Trinthelden aus Schiffen, Windmühlen, Laternen, Sackpfeifen. Schreibzeugen, Büchsen, Krummböri nern, Weinwagen, Weintrauben, Ae pfeln, Birnen, Affen, Pfauen, Bauern, Todtenfchädeln, Bären, Löwen, Hirschen, Rossen, Straußen, Katzen, Schwamm Schweinen und anderen ungewöhnlichen Trinkgefchirren«. Von diesen Becher-formen kommen die Be zeichnunaen für die Stadien und Fol gen des Rausches: Spitz, Affe, Bär, Later! Bei vielen dieser Gefäße, be sonders bei größeren, zum Antrunt bestimmten, war irgend ein ,,Scherz« angebracht. Neigte der Trinler z. B. einen silbernen Pfau zu sehr, so schlu gen ihm die schweren Flügel um die Ohren; oder unterhalb der Trinlftelle befanden sich tleine Löcher, die der Eingeweihte mit dem Daumen oder mit breiter Unterlippe zuschloß —— dem Neuling aber lief das Naß aufs Gewandt Das grüne Gewölbe in Dresden enthält viele derartige Scherze und im Berliner Märtischen Museum befindet sich der berühmte Ratsherrnbecher aus Lippehne, ein Glaszhlinder von anderthalb Fuß Höhe und dreiviertel Fuß Durchmes ser, der die Inschrift trägt: Qui-s bit-it ON Irr-gu tij THA( litt-usv tin-ihn t!l«-. Sonst wiiren die junaenRathsherren nie zu einer frischen Blume gewin men! « Die Gegenwart hastet über die alte Gemüthlichteit hinweg. Es werden auch heute nochRathsteller gebaut, aber sie sind so neumodifch, daß der alte trinlbare Genius loci schaudernd ent weicht. Heute will der Bürger in Pa- ; lästen trinken. Wirklich alte Keller sind nur noch wenig in Betrieb. Zu nennen wären die Ratgteller zu Gera und in Bremen, das Schifferhaus in Lijbel, das Haus Seefahrt in Bremen, der Schweidnitzer Keller in Breslau, die Lur-Höfe in Elsasz, Auerbachs Kel ler in Leipzig, Esterhazyteller inWien, Lutter und Weaeirer in Berlin. Da mit soll aber nicht gesagt sein, daß, wenn auch die Keller der Zeit vielfach zum Opfer fielen, im deutschen Lande nun auch feuchtsröhliche Laune und trinlfeste Seßhastigteit verloren gegan gen sind. Oh nein! Noch gibt es einen Rest Kellerpoesie und wirklich tiefe Keller. Jn allen Welngegenden lzumal findet man noch solche oft weit in das Felsengestein ge: trieben und von Sagen umwoben, wo sich der Fässer Reihen endlos dehnen. Oder you stößt aus ein unterirdisches Plätzchen, das sich ,,Privat:.Kr-ntor'· nennt und dag nur Auserwählte betre ten diirfen. Mitunter höchst einfach, niitunter aber auch sehr üppig einge richtet, sind diese geheimnifkvollentljiini tel stets bereit, die Perlen des Keller-Z in das hellste Licht zu setzen. Marten lrmmen da zutage, Martenk Auch mancher Privatmann hat sich in seiner Villa ein weinfeuchteg Burgverließ ge: schaffen — — wie in Tegel ein belannter Berliner Possendichter in höchst eigen-. händiger Arbeit -—- und ich behaupte, es gibt in jeder großen und kleinen Stadt solche heimlichen Weinwintel, seien es auch nur tleine Stäbchen hin ter Apotheker- oder Kaufmanns-leiden Wer sie gefunden hat, sei dankbar und verschwiegen! Sie bergen oft Köftli cheres als die Londoner Docks und die goldstrotzenden Prunlteller der ameri kanischen Milliardäre, in denen Wein fontänen sprudeln, wie bei weiland Kaiser Franzens Krönung in Frank surt am Main. Kurzsichticn Daisy: »Was macht denn der Pro sessor bei den Rosen im Garten? Suchti er Blattläuse?« l Dolly: »O nein. sit ist sehr kurz sichtig. Er sieht sich nur die Gegend an.« Unglücke-fällt von Cis-nimme Zug-stellten. Jm Bericht des Arbeitsamtes, Ab theilung fiir Handel und Arbeit, findet sich eine Abhandlung über Unfälle, die in der Zeit von 1888 bis 1907 den Eisenbahnangestellten im Staate New Jersey im Dienste zugestoßen find. Die Aufstellung gründet sich auf sorgfälti gefouellenstudium nach den Berichten der Kommission für zwischenftaatlichen chen Handel und der verschiedenen staatlichen Eisenbahn - Kommissionen, und hat den Zweck, einmal eine ge naue Uebersicht über die Gefahren des Dienstes unddie Häufigkeit und Art der Unglücksfälle unter den Angestell ten der Bahnen zu gewinnen. Es ist schon so viel davon die Rede gewesen, daß es eigentlich nie bekannt wird, wenn den Bahnbeamten selbst etwas zuftößt, außer wenn gerade ein bedeu tenderes Unglück vorliegt, und auch dann werden die Beamten nur so ne benher erwähnt, weil ja in solchen Fäl len den übrigen Verungliiclten gegen über ihre Zahl verschwindet. Nun ist aber schon von manchen Seiten darauf aufmerksam aeniacht, daß der Eisen-— bahndienft an und fiir sich, auch ohne besondere größere Unfälle, fortwährend Opfer fordert, und daß man in der Oeffentlichleit diese Opfer zu wenig beachtet, hie und da freilich auch zu hoch einfchiitzt und übertreibt. Da durch kommt diese Seite der Unfallfta tistii aber in ein a...cz falsches Licht und deshalb ist es gut, daß einmal der Anfang gemacht wird. einen klaren Be griff Von der Sache zu gewinnen. Es handelt sich in dem vorliegenden Falle zunächst um ein verhältnismäßig kleines Gebiet nnd um einen Zeitraum von 20 Jahren· Das darf man nicht« vergessen, trenn man die Zahlen liest, die siir die Zeit sowohl wie fiir den Raum eine erschreckende Höhe aufwei sen. Ermittelt wurden durch die Un tersuchung in dem genannten Zeitraum im Staate New Jersey 18,555 Un glücksfälle, wovon bei 18,002 die Ur sache angegeben war. Durch Verthei lung der Unfälle auf die verschiedenen Beschäftigungszweige, wie Stationsbe: amte, Zugebedienstete. Werkleute, Auf sichtsbeamte, Trachtarbeiter u. s. w. ist die Möglichkeit gegeben, auch die grö ßere oder geringere Gefährlichkeit der einzelnen Dienstzweiae und die Ver antwortlichkeit der einzelnen Beamten festzustellen Da finden wir, daß von den Unglückgfällen, denen Bahnange ftellte außer den Stationsbeamten, Wertleuten und Zugbediensteten zum Opfer gefallen sind, 93.9 szent durch fahrende Züge, Lolomotiven oder Wagen veranlaßt wurden, während der Tod von Stationsbeamten in allen Fällen, der von Wertleuten zu 85.3 Prozent, und von Zugbeamten zu 95.6 Prozent auf diese Ursachen zurückzu führen ist. Von sämmtlichen in Frage kommenden llngliicksfällen lamen 93.5 Prozent auf Rechnung von fahrenden Zügen, Lotomotiven und Wagen. Aus der Ursache der einzelnen Unglücks fälle geht hervor, was ja auch schon bei anderen Bahnunfällen verschiedentlich hervorgehoben ist, daß eine ganz be denkliche Anzahl der Gleichgültigteit oder dem Leichtsinn, wenn nicht gar strasbarer Fahrlässigleit und Pflicht verletzung der Angestellten zur Last fällt. Die Gewohnheit stumpft eben ab und die ewig drohende Gefahr macht den Menschen aleichgiiltig gegen sein eigene-J Leben und gegen das sei ner Liliitmenscben lWH «P.) Erklärliän »Sie meinen, die Weiber widersprä chen immer den Männern —-— ich ers tläre Jhnenx wenn ich eine gefragt habe, bat noch nie eine »Nein« gesagt!" »Wer sind Sie denn, daß Sie sich in unser Gespräch mischen?« »Ich bin — Stiindegsbeamter." Heirathvkunsh »5 ist doch inertwiirdia: Kaum zwei Monate aelst Geheiinra«hs Gre te zn Professor Spachtler in die III-at stunde, nnd schon ist sie verlobt!« »Ja der Einladung zur Theilnahme an dem Rursns war ja auch ans driicklich gesagt: ,,11ntermeisnng ini Freien«!« Eine bekannte stleiderniacherin bes haupiet, daß die best getleideten Frauen die prächtigsten Aussichten ha ben, die Herzen der Männer zu er obern. Das mag sein,« aber wenn die Männer später die Rechnungen der Schneiderinnen zu sehen bekommen, gehen die Frauen oft der Herzen der Männer wieder verlustig. Mondschein Whiskea, der kurzlich von Bundegbeamten beschlagnahint wurde, enthielt, tvie die Analyse fest-· stellte, roten Pfeffer, Karbolsänre und Tabatssast Stein Wunder, daß die Beantwortung der Frage, was Wins key ist, der Regierung so viel Schwie rigkeiten macht. Zwei neunzigjährige Russen haben sich wegen einer auch nicht mehr ganz jnngen Wittib geschlagen Nun nen ne noch jemand Rußland eine kühle Gegend. Jn Saginatv, Mich» lebt ein Mann von neunzig Jahren, der den Hallen schen Kometen bei seinem Erscheinen vor 75 Jahren von einem Hügel and beobachtete. Na, die Freude, wenn sich die beiden alten Herren nächstens wie dersehent