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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 15, 1910)
Heimweh Roman von Aheinhold Ortmann (12. FortsehungJ qDas hatte ich schon verlernt, lang sevor ich zu ihm lam. Sehen Sie, ich site einsam gewesen mein Leben lang Mit ineinern achten Jahre war ich per lwist Und seit denr vierzehnten Jahre sehe ich mich als Schreiber durchqei schlagen bei Rechtsanwälten und Ge richtsdollziehern Und habe gehungert und gefroren, und nie hat eine Men schenseele sich darum getümrnert. Wenn es Gute und Urseigenniitzige giebt, so habe ich jedenfalls niemals das Gkilck gehabt, ihnen zu begegnen.«« »Mu- ader mußten Sie durch aus hungern und frieren, da Sie doch ein kleines Vermögen besaßen3" I »Es war mir erst vor sieben JahrenJ zukfallen — durch Erbschaft von; einem entfernten Verwandten den ichs gar nicht gekannt hatte. tan es istl wahr, ich hätte mir von da an mitl dem Gelde mein Leben ein bischen an genehrner gestalten lönnen Aber das Dsrben und Entbehren war mir nach , gercde schon zur Gewohnheit gewor den. Und dann hatte ich ja auch die Verpflichtung auf mich genommen, noch für einen anderen zu sorgen.« Frau Flenrming nahm es fijr ein gutes Zeichen, daß es ihr gelungen pat, ihn mittheilsarn zu machen. Saus so derschrurnpft und ausgedörrt, wie sie es gefürchtet hatte. schien die Seele dieses Mannes doch noch nicht zu sein. Und wenn sie ishn ermuthigte, noch mehr aus feinem Leben zu er-» zählen, entdeckte ihr menschentundiges Auge doch vielleicht die schwache Stel-v le. gegen die sie mit einiger Aussicht auf Erfolg ihren Angriff richten: onnte· »Es giebt also doch Jemand, an dem Ihr herz hängt, und Sie sieben wenigstens jetzt, in Jhrem Alter, nicht mehr ganz alleini« »Ja meinem Altert-« Wieder ging das sonderbare Zacken über fein Ge-» sicht. »Vielleicht würden Sie erstaunti sein, wenn ich anen sagte, wie alt ich« bin. Aber das andere-ja, das ist schon richtig. Und ich tann Ihnen ge trolt lagen, welche Bewandtniß es da enit hat. Der junge Mann. um den ei sich handelt, nennt mich seinen On .tel. Aber es ist keine Blutoerwandt fchaft zwilchen uns —- auch nicht die .aller«entferntefte. Wenn ich es nach dem Tode seiner Eltern übernommen habe, fiir ihn zu sorgen. so war es eben nur« weil seine Mutter eigentlich hätte meine Frau werden sollen· Jch weih nicht, ob Sie mich recht verstehen. Frau Flemming . .. .« «O fis-, bestätigte sie topfnictend. «Se«ine Mutter war Jbre Jugenbliebe, nicht wahrt Und bieie Pietät gegen eine Verstorbene macht Ihrem Herzen alle Ehre« »Ich weiß nicht ob sie meinem Her zen Ehre macht, aber ich weiß, daß i: den Jungen von Anfang an lieb ge Oabt habe wie mein eigenes Kinn settelarin hatten feine Eltern ihn in der Wen zurückgelassen und ichl hatte zur Genüge an meinem eigenen Leibe erfahren, was das- bedeutet. Deshalb würde ich Mittel und Wege gefunden haben, ile zu etwas Or dentlichem zu erziehen, auch wenn ichI darum hätte von trockenem Brot leben! Ier in einem Bodenoerschlag wohneni etin Aber hohe Opfer wurden ja Ist einmal von mir verlangt. Dot itr Daswig bezahlte mich sehr anstän dig· nnd meine eigenen Bedürfnisse Osten gering. Als wie vom Hirn-met gefallen die unverhoffte Erbschaft kam, konnte ich sogar daran denken, meinen Pflegesohn dereinst ein klei nes Vermögen zu hinterlassen. Ich - mußte das Geld nur hübsch zufam mershnlten und bei Zeiten darauf be dacht ssein, es zu vermehren. Das habe ich denn auch redlich gethan, und in wenig Jahren waren ans den anigtausensd Mart volle vierund zmnzigtausend geworden.« ,,Und dann begingen Sie die Ihrheih Ihr Kapital dem Doktor VIII-is nnzu-vertramn?« hartwig Longlsnnnner nieste. »Ich hielt ihn für einen sehr tei Cq Mann, denn ich wußte, daß sein T s Einkommen nach Zehnten W zählte. Und m den wilden Wtisnigeschäftem die ihn rui follen, ließ er keines hände gehen. Jch wußte er ein sehr kluger Mann des halb schenkte ich ihm Glauben. als er mir stait lacht-dem Munde ich mein Seid mit dem beiden ließe, würde es sich sls drei Jahren verdop isn Hi » s tin-m Zk seit W Itn nächsten Morgen M H ihm inein- vierundzwan d Mk sit der zagda n He nach seine-I Eunessen 'r zu verteilte-. und mit der .t’ . Z XX - . Miene eines großmüthigen Gönners schrieb er rnir endlich die Quittung, die sheute nichts ist als ein werthkoses Stiick Papier.« »Es war eine ausgemachte Sämt kerei — gewiß! Nur meine ich, Sie könnten jetzt zufrieden sein« wenn Sie Jhre oierundzwanzigtausend Mart zurückerhalten —— meinetwegen mit ei ner kleinen Vergütung fiir den Zins verlust." i Aber Hartroig Langhamer schät »telte kurz ablehnend den Kopf. »Nein, es ist nicht genug. Und ich will Ihnen auch"fagen, weshalb es nicht genug ist. Auf die Gewiß heit hin, durch Toltor Dallrrigs Ge schicklichkeit mein kleines Vermögen zu verdoppeln, habe ich meinem Pflege fohn gestattet» seiner Herzeneneiaung zu folgen und ein Künstler zu werden. Sachverständige Leute sagten mir. idaß er ein Genie sei und daß er die höchsten Ziele erreicken tönne wenn nicht die Sorge um das tägliche Brot ihn früher oder später nötbioe, seinen Jdealen untreu zu werden. Weil ich diese Sorge oon seinem Leben fern halten wollte. hate ich den: Doktor rnein Kapital übergeben, und darum besiehe ich nnn auch aus der Forde rung, die ich Jhnen bei unserer ersten Unterredung gestellt. Fünfundzwan zigtaufend Mart sind eine zu tkeine Summe als daß ein Mensch davon le ken könnte. Aber mit fünfzigtausend läßt es sich allenfalls einrichten. Das ist die Erklärung, roeehalb es nicht weniger fein darf-« « Frau Flernsmingg Gedanten arbei teten mit einer Schnelligkeit. unt die ein gewiegter Geschäftsmann sie hättei beneiden können. ! »Ich wiederhole, Herr Langhams( nier, daß ich nicht reich genug bin um( so viel zu zahlen —- wenigsten s-nicht aus einem Brett Aber ich mache Ihnen einen sehr annehmhcren Vor schlag. Sie übergeben ntir die Pa riere, und ich vervslichte mich dafür, Jhrem Pflegesohn jährlich eine be stimmte Summe, die für seinen Le bensunterhalt ausreicht, zur Verfü gung zustellen. Wir können ja einen; notariellen Vertrag darüber abschlie ßen. Und da der junge Mann ver muthlich länger leben wird als ich, werde ich meinem Erben testamenta risch die Verpflichtung auferlegen, die Rente auch nach meinem Tode weiter zu zahlen.« Hartwig Langhammer schien von diesem Vorschlage nicht gerade ent zückt; aber wies ihn doch auch nicht ohne weiteres zurück. «Wiir"ve das Jhr lestes Wort sein« Frau Flennning?« »Ich lann es bein: besten Willen nicht anders einrichten. Aber ich würde mich Jhres Pslegesohnes gern Juch sonst noch annehmen, wiirsde ihm ten Zutritt in die gute Gesellschaft er möglichen, ihm Aufträge von meinen reichen Freunden verschaffen und so weiter. Darf ich vielleicht gleich jeht seinen Namen erfahren?« »Er heißt Emald Riiter. Aber von Ihren freundlichen Anerkietungen tvitd er vorläufig teinen Gebrauch machen können, denn er lebt seit ei nem Jahre von dem Stipendium, das er bei einer akademischen Preishewers bang davongetragen, in Ram.« »Um so besser!'« dachte die Wittwe. Laut aber erwiderte sie: »Nun, meine guten Dienste werden ihm auch später noch zu staiien kom men. Und Sie werden auf meinen wodlgenteinien Vorschlag eingehen — nicht wahr, here Longhammer?" »Ich werde mi« überlegen. An einem der nächsten Tage, vielleicht schon morgen, sollen Sie meine Ant wort erhalten· Aber was ist denn dass — Herein!« Draußen war die Stimme eines Mannes in kurzem Gespräch mit der Wirthfchaftetin oeknehmlich gewor den, und dann hatte man an vie Thüt des Zimmets geklepr »Ein Telegtamm für hettn Hari wig Langizaminer. Sind Sie der Empfänger. mein herrs« »Allerdings.« Der Bursanvorsieher nahm das zu sammengefaltete Blatt in Empfang· Und als der Posibote gegangen war, wandte er sich an Frau Ftemmiag:1 «Entschuldigen Sie, wenn ich ei so gleich leie.21ber ich begreife durch aus nicht, was rwan mir teiegtaphifch mittheilen könnte. hoffentlich ist ei teine schlimme Nachricht von meine-In Neffen. Er hat mir seit vierzehn To gen nicht mehr geschrieben.« Während et sprach, drehte er das Telesramni zwischen den zitternden Fingern, toie wenn ei ihm an Muth grbriiche, den papiernen Verschluß,zu en. aAfter ich bitte —« sagte die Witt · we artig. «senieren Sie sich meinet tsegen durchaus nicht. here Langhams mer!« Mit einem Ruck riß er das Blatt auseinander — und mit einem herz zerreihenden Ansicht-ei iaumelte er im nächsten Augenblick aus seinen Stuhl , »Mein Junge —- mein Junge —- o Du allbarmherziger Gott!«« - Sein Kopf schlug schwer aus den Tisch. Frau Flemmina aber brauchte nur ein wenig den Hals zu reden. um wenigstens die erste Zeile des Leie eramtns zu lesen, das er offen in der Hand behalten. Und diese Zeile lau tete: »Etvald Ritter soeben nach dreitiis aiger Krankheit im Heft-ital Svn Salvator gestorben -——-'· Fünf Minuten iviiter ging die Wittwe sast noch langsamen als sie derausgestiegen war, die scksmuhigen Treppen wieder hinab. Und es war ihr gar seltsam zu Mutbe nach den-. unerwarteten und erschütternden Ab-; schluß, den ihre Unterredung mit deth aesiirckjteten «Ervresser« gesunden. Sie war nicht iikermäßia weichherzig, und die Kümmerniise fremder Leute ließen sie in der Reael zienclich talt. Die Verzweiflung dies-e Mannes aber hatte sie bis En die Tiefen der Seele erichauern lassen. lnd traf des wüthenden Hasses, den sie jedes mal in sich aufsteigen siittlte, sobald sie sein eingesallenes, aschanues Ge sicht ansah. war sie während der letz ten Minuten nahe daran gewesen« et . as tote wirllickes Mitleid iiir ihn zi empfinden Und dabei hatte et nicht einmal ge klagt nnd gejammett. sondern et hatte seinem Schmerz nur in einem dunk ; pfen Stöhnen Luft gemacht wie ein zu Tode verwundetes Thier, und von Zeit zu Zeit hatte et stch mit der ge ballten Faust vor die Stirn geschlagen gleich einem Verriietten. An einen Abschluß der Verband iungen war unter solchen Umständen für den Augenblick natürlich nicht tu denken gewesen. Und Frau Ziem rning selbst, der es in seiner Gesell schaft etwas unheimlich zu werden an fing. hatte erklärt, dafz dies nicht der rechte Zeitpunkt sei, um weiter iiber geschäftliche Angelegenheiten zu reden. Sie hatte sich sogar berbeigelassen, ihm ein paar tröstliche Worte zu sa aen, und hatte ihn dann ersuckt, see zu benachrichtigen, sobald ihm eine neue Besprechung erwünscht sei. Sein Kopfnicken und ein paar abgebrochene Laute. die er rnit sichtlicher Anstren aung herausgebracht hatten ohne Zweifel eine Zustimmung bedeuten sollen. lan so latte sie mit einen-. sehntiichtigen Blick aus die Papier-. die sie so gerne aleich mit sich genom men hätte, das Zimmer verlassen. Sobald ihr beim Hinauzlreten nui die Straße die frische Winterlust ent gegenschlug, verfluchtigte sich indessen sehr rasch die sentimentale Anwandi .lung, der sie siir turze Zeit eine ge -tvisse Herrschaft iiber ihren tiltsl av Imägenven Verstand eingeräumt hatte. Und sie kam sehr bald zu dein Schluss. daß dieser unbeaueme junge Maler zu iteiner gelegeneren Zeit hätte sterben Ilönnen als eben jetzt. Der glückliche Gedanke mit der Leibrente ließ sich ja vernrutdlich auch seht noch zur Aus führung bringen. nur mit dem Unter schied. daß nicht meltr ein Jüngling. sondern ein hinsiilliger und ossenbar schwerlranler Mann der Entnsiinaer sein würde. Diesem Lanabammer lonnte sie ohne Gefahr das Doppelte oder selbst das Treitache von dem ge währen, was sie seinem sogenannten Neffen hätte zugestehen dürfen. Denn es war ihre seste Ueberzeugung, daß seine Lebenttage nur« noch karg ge zählte seien. Ungefähr in dem nämlichen Aus-en lick, di die kluge und menschentuw dige Wittwe in ihren Bett-Mannen bis zu diesen-. erfreulichen Punkte ge langt war, erregten allerlei sonder bare Geräufche, die aus dem Stüh chen ihres Miethers vernehmlich wur den« die negwöhnilche Aufmerksamkeit der Frau mit den rothen Armen. An seinen bitten Hutten, der ihn oft Mi nuten lang nicht zu Atlmn konnt-en ließ, war sie ja hinlänglich grwöhnL um sich nicht weiter darum zu til-m mern. Aber dies Keuchen nnd Gur geln und Nischel-n dag sie ieht zu hö ;reu meinte, war ihr doch neu. Und statt an, ihren Waschtrog zurückzukeh ren, näherte sie sich lauschend der Thür. ( »Wenn er sich’s am Ende gar ein«-» fallen ließe, zu sterben«. drchte ske, »zwei Tage vor den-. Ersten —- ei wäre ein so nichtswürdiger Zufall, wie er in dieser jämmerlichen Welt eben bloß einer atmen Wittwe passi ren lann.' Ein parat Setunden lang blieb sie stehen und horchte. Das Röckeln war verstummt, aber plöslsich gab es einen dumpfen Mach, wie wenn ein schwe rer Gegenstand auf den Fußboden ausschliigr. Nun zögerte sie nicht län ger, sitt- dukch den Augenschein ba eüfer zu vergewttlern, was da brin nen denn eigentlich verginge· See öffnete die Tbiir und sah Dartwig Lanpharnrner lang ausgestreckt auf den Diele- liegen. mitten in einer großen Lache» helltothen, schaumigen Blutes. 15. Ka pite1. Während der fünf Tage« vie seit ihrem iutzen Zwiegespräch vor der Rodenbetgichen Gesellschaft nun schon vergangen waren. hatte Hernmnn Attnet wiederholt vergeblich versucht. Elie allein zu treffen. Die Heimlichs teit ihres Berlöbnisses nöthigte ihn. feine Besuche immer nur wälztend ver ein für allemal zum Empfang von Gästen bestimmten Theesiunde zu ma chen. Und schon zum dritten Male fand et bei feinem heutigen Erschei nen die Damen in Gesellschaft ande »ket Besucket, deren Anwesenheit je: iden yet-traulichen Auetauich von Wot :en oder Blicken unmöglich machte. Aber noch neunte-it als vor zwei Tagen empfing der junge Arzt hequ den Eindruck, daß dieser Zufall fin Elfe Flemnsing lein unerwünichier sei. Einzig ihren liebenswürdigen und dringlicken Bitten war es zuzuschrei ten wenn die Gäste, die sckon zum Ausdrucks bereit schienen. sich zu län gerern Verweilen entschlossen. Und di es unmöglich das Vergnügen an ihrer faden und abgeickmaclten Unter lsaltung sein konnte, das Eise zu fol chem Zureden bestimmte, gab es dafür feine andere Erklärung als ihren Wunsch einem Alleinsein mit Hek mann Arlner vorzubeugen Auch eine eigentlpiimliche Verände rung in ihrem Benehmen gegen ihn wurde ilun deute noch augenfällin offenbar als zuvor. Sei-on bei seinen lebten Besucken batte sich ihn-. zuwei len die Vermuthuna aissaedriingh daß es gerader ibre Absicht sei. ihn durch diese oder jene herausfordernde Be hauptung zu heftigem-Widerspruch zu reizen oder ihn durch eine hingewor sene Bemerkung. deren verborgener Stachel nur siir izn fühlbar war, em viindlich zu verletzen. Aber er hatte einen solchen Verdackt als gar zu thö richt immer wieder von sich abgewie: ien und ihr seltsames Verhrlten mit einer üblen Laune zu erflören versucht oder mit dem etwas zu weit aetriede-" nen Wunsche ihre wahren Empfindun aen vor den andern zu verbergen. heute jedoch schien eine solche Er tliiruna kaum noch möglich Denn» während sie gegen die beiden Ottenhof ien jungen Menschen. die sich da aui die albernste Art von der Welt umH ihre Gunst bemühten. von wahr hast überströmender Liebenirviirdigi" teit war. aus jede ihrer geistlosen Be mertungen einaing und jeden ihrer plumpen Scherze belächelte kehandelte sie den Mann, der ihrem Versen so nahe stand. mit einer kühlen Gleich gültigteit. die hie und da eine bedeut liche Aeketlichteit mit Geringschätzung hatte. Eine Zeitlang bemühte er sich es zu iibersehen und sich troh des immer heißer in ihm aufsteigenden Unwilleni auch weiter in der bisherigen, ruhig freundlichen Weise on dem allgemei nen Gespräch zu betheiliaen. Dann aber ließ ihn eine ganz unmotivirt spihige Aeuherunq, die zum Saum ver hehlten Vergniiaen der beiden andern von Elsens Lippen gekommen war, vollständig verstummen. Einen Au genblick war er in Versuchung herve sen, sich sogleich zu entfernen. Dann aber besann er sich eines andern und blieb. Ja seinen Stuhl zurück-gelehnt be mühte er sich, Clse Flemming mit M iem Blute zu beobachten, um aus fol che Art vielleicht endiich mit sich selber ins reine zu kommen über die schein bar unerilörlichen Widersprüche in ihrem Wesen. Seine Gereiziheit war merkwürdig schnell versiegen; dasiir aber überiam ihn wieder jene seltsame Stimmung, in der er sich schon mehr als einmal befunden notle wenn feine Gedanken sich in Elies Abwesenheit mit ihr beschäftigten Sein heimli chei Verlöbnis erschien ihm wie die Botspiegelung eines lebhaften Trau mes odet wie ein thötichtet Scherz, der unmöglich irgend welche ernste» Folgen hoben lönnlr. Denn selbst inl ·viesem Augenblick, da ee sie in all ihrer stolzen Schönheit leibhaftig vor sich sah, regte sich nicht die leiseste Sehn sucht nach ihrem Besif in seinem her zen. Die wunderbare Macht, die ihre Gestalt, ihre Augen« ihre Stimme ieinsi iiber ihn gehabt war so vollstän dig dahin, day et umsonn au seine Einbiidungsieaft zu hilfe tief ukn aqu neue jene Empfindungen zu we cken, die ihn itn selbstbewan Lie beitnusch bis zu stütmischee Werbung hingerissen hatten. Er fand Eise Jlennning so schön und so klug wie je. Aber ihre Schönheit feste fein Blut nicht mehr in Flammen, nnd ihee Rings-ein die sie io geschickt für die Zwecke des Augenblicks zu nahen wußte. hatte alles Anziehende flie ihn verloren Wie woe es nur möglich, daß es je mals anders gewesen sein sollte — daß ee keine Augen geh-Ihr Zum für Isa- dik Eigenthumnchekiim ihm We sens, die ihn jesi so peinlich, ja bei nahe abstehend berührten! Er fund sie lounenhaft und koieit, nanhthqfs tig und berechnend. Und doch mochte er nicht dann glauben das sie sieh ilnn seit-her anders gegeben habe als heute. Nicht so sehr in einem häß lichen Wechsel ihres Benehmeni als in einer unbegreiflichen Wandlunä, die sich in ihm selbst vollzogen, suchte er die Erlliirung dafür, daß seine trit here Blindheit einer so heunrirhigem den und quälenden Erkenntnis gewi chen war. Und er grollte mit sich sehr ernsthaft um eines Wankelmuthee wil len, der ihm unmiinnlich und unver zeihlich schien. Mit aller Energie sei nes Willens war er bemüht, die re: jbelliiche Auflehnung des eigenen Her Heils gegen eine unabänderliche Noth Hvendigteit niederznhalten und leinen iiindiqen Wunsch, tein unehrenhastes Verlangen in seinem Innern zu dul , den. seine Besuche bei den Geschwister-n Lornsen eingestellt Und er hatte sicherlich gethan. was in seinen Kräf ten stand, um sie auch aus seinen Ge danlen m ver-bannen Denn in einer grüblerischen Stunde war er mit Be stiirznng inne geworden, daß Elsrieve Lornsen in seinem Seelenleken allge mach eine-Bedeutung gewonnen hatte, die er als der Verlobte einer andern ihr nimmermehr zugestehen durfte. lan er war nicht der Mann. leichten Herzens iiber Die Erkenntnis-, eines be ginnenden Zwiespalts zwischen seiner Pflicht nnd seiner Neigung hinwegzu Schon seit gearurner Zeit hatte er« ! gehen. l »Ich werde sie nicht wiedersehen«, ; tatte er sich gesagt. »und so tverdeJch I sie vergessen." ; Aber siir dies erhosite Vergessen swar »die kleine Reihe von Tagen doch swohl eine zu kurze Frist. Noch im Hmer stand in jedem nahen-achten Au .genblict Elsriedens liebliches Bde vor »seiner Seele so wie er sie in dem An tleidezimmer des Urania - Theaters vor sich gesehen mit ihrem ausaeliist niederiluthenden Haar und ihrem sanften, blassen Gesichtchen. Noch im mer driingte sich ihm bei jeder uner sreulichen Wahrnehmung die er an seiner Verlobten machte, wider seinen Willen zuerst der Gedanke an Clsriede Lornsen auf —— an ihre in allen Ver suchungen bewahrte teusche Mädchen tiastigteit, ihre-unerschrockene Seelen störte und ihre opsermuthige Schwe «stertiebe. Gortsetzung solgt.) Iltbabylons Leuten-. . Unter dem Titel handel und Wan del in Altbabylonien veröffentlichte soeben Friedrich Deliysch ein kleines ;Buch, in dem er ein ahgerundetes Bild sder materiellen Kultur Altbabhlons iaus Grund der neuesten Forschungen i entwirst. Wieder lenkt er unseren iBlict nach dieser Wiege aller Zi vilisation, nach dern wundersamen Kulturland des alten Orient-, drssen Dunkel sich durch die jüngsten besonders von Deutschland gerade ge forderten archiiologischen Forschungen und Grabungen immer mehr erhellt, dessen geheime usammenhiinge mit unserer eigenen sittung immer stär ter hervortreten. Dieses slache, von einem dichten Reh zahtloser Wasser-rinnen übersponnene und bestuchtete beispiellos reiche Land ist ja nicht umsonst als die Stätte des einstigen Paradieses bezeichnet und für das lohnendste Kolonisationsseld der Gegenwart ertliirt worden. hier leh ten die alten Bewohner ohne allen Kampf um das tägliche Brot« und pa raxiesisch werden die Zustände uns heutigen dünken. ·wenn wir erfahren. daß die Jahresrniethe siir ein haus 1 bis 5 Setel, d. h. 75 Cents bit Z Dol lars betrug, daß ein huhn siir 4 Cents und ein ganzer hammel sür 2 Dollars zu haben war. i Die Kultur, die sich in dieser glück lichen Umgebung entwickelte, ist von seinitischen Einwanderern zusammen mit der Urbevöllerung der Sumerer gesckaffen worden« wobei sich zwei ganz verschieden beanlagte. aber geistig gleich hochstehende Völker zur glücklichenEins heit zusammenschlossen. Die Same rer nämlich waren glänzende Rechnu, während die Semiten sriih künstlerische Fähigkeiten zeigten. Einsach war die töpliche Nahrung dieses Vollm da Brot, das in Gestalt von Iladen im Backtrog bereitet wurde, galt als die «Stiitze des Lebens«; Wasser war das beliebtefte Ortes-int Die Kleidung war dem heißen Kli nia angepaßt. Während der Kopf durch Tücher und Binden gegen die Sonne sorgfältig geschii t wurde, ge niigte siir den übrigen-f rper ein durch Gürtel oder Schal um die Hüften be festigtel Wollen- oder Linnengewand, iiber das wohl noch ein Obergewand in malerischetn altenwurs an legt wurde. ur Fu belleidun dioeenten zuweist andalen. Ein se r sparte Geroand le ten die sumerisehen Damen an, niiinl einen großen, rein-verzier ten Schal aus einein einzigen Stück, der sich itber der Brust nnd unter den Innen seit anichmiegte, dann tin Ritt len getreuzt und in zwei sein ornas inentierten Streifen iiber die Sgulter nach vorn geworfen wurde. Mit org salc und Geschmack wurde auch die Frisur und das Salben mit »wohlduf tendem tlttndertfettIt ausgeführt. Au ßerdem truåder alte Oabhlonier noch stets einen iegelring, einen Stock mit einem bestimmten Abzeichen und etnen Schlauch, der ihm nicht nur als Waf ferbehältnifz fondern auch alt eine Art Schwimmgiirtel diente, um die zahlreichen Flüsse und Kaniile zu iiberi fchreiten. Turch ftrenge Gesehr. wie fie uns in den 280 Paragraphen der Gefeyeh stelle hammura is erhalten find, wa ren alle Verhältnisse des privaten und öffentlichen Lebens geregelt. Schrift liche und durch Zeugen beglaubigte Ab mechungrn hatten allein GültigteitJ das galt nicht nur bei jedem Ehepa trazy sondern auch bei jedem Kaufge fchöft. Wer irgend etwas ohne gen und Vertrag erwarb, galt als ieb und wurde getödtet· Heirathete jemand eine rau nnd vergaß die Auffehung des Ochriftstiicles fo war jenes Weib nickt feine Gattin. - Jedes Mädchen fand einen Mann, wenn ei nicht von ihrem Vater zur Priesterin und damit zur Ehelostgleit beftimmt wurde. Wie es auch heute noch bei den Arabern der Fall ift wurde die Braut ihrem Vater vom Vater des Bräutigams durch ein Gefchenl abgelauft Die Preife, die gezahlt werden. sind heute noch fo ver schieden wie damals. Bei den Biede burgArabern loftet ein Mädchen eine Büffelluh von zirta 35 Dollars Werth oder einen Efel und drei Schafe. Ein babnlonifches Mädchen wurde von ihrer Mutter gegen einen Sllaven im Werth einer halben Silbermine und 11,-i»- Mine Silber in baar verkauft. Sehr hübsch sind einige in solchen alten Kausverträgen überlieferte Mäd chernamem So heißt eine Braut La n:azarni, »Mein lleiner SchuhengelI und eine andere JnaiLibbiserschit. »Ja das Herz gepflanzt«. Ost war die Mitgift sehr groß· bestand in Feld und Garten, in Sklaven, Schmuäsachen, Thieren usw. und zeigte schon die hoch geuchtete Stellung an, die die Frauen in Altbabhlonien einnahmen. Jin Ge gersan zu den Assyrern xrrscht bei den Baryloniern eine zarte iiasichtnahrne aus die Frau, was wohl aus sumeri schen Einfluß zurückzusiihren ist· Wäh rend in Assyrien der Mann seine Frau einsach wegschicken lonnte, mußte- der Babylanier bei derScheidung der Frau nicht nur ihre Mitgift. sondern auch ein beträchtlichej Scheidegeld von einer Mine Silber geben. Eine Dienstbotensrage existierte im alten Babylonien nicht. Die Frau be sorgte den Haushalt und es galt als ihre höchste ugend, zu lhause zu schal ten und zu walten. Unterstiiht wurde sie von Stlaven und Sklavinnen, de ren Preis im Durchschnitt 10——30 Silberselel l6 bis 19 Dollam siir den Mann und H Selberselel (ettoa 4 Dollary siir die Frau betrug. Neben dem Ackerbau und der Vieh zucht entstand schon in sehr alter Zeit ein lebhafter Taulchhandel innerhalb BabylonieneL Er blieb nicht lange Tauschhandel, sondern erhielt schon im dritten Jahrtausend v. Chr. einen gro ßen Ausschwuna durch die Verwen dung der Edelmetalle, besonders des Silberö, als Werthniesser. Der Handel mit Lebensvrodutten beschäftigte und ernährte zahllose Groß-· und Klein händler. Der Großhandel tanzen trierte sich in den großen Städten und hatte schon die gleichen ormen wie bei uns. Der ausländis e handelsvers tehr stand ebenfalls in hoher Blüte; in großen Karaioanen wurden die ge werblichen Erzeugnisse durch die Wüste nach den benachbarten Ländern besät dert. Auch das handwerl hatte golde nen Boden. Natürlich mußten die Ba brlenier auch Steuern zahlen, und der Steuereintreiber, der den nicht abgelie serten Zehnten in Gestalt von Käl bern, Lämmern, Baumstämmen u. s. tr. selbst holt, spielt eine wichtige Rolle in den Urtunden· In Erwies-. (Goillieb itn .Tag'.) Was glänzt dort vorn Walde nn Son nenscheini Wie gliyernde Piclelhanden Umsiarri es dränend den grünenden enn. Und sinster schauen ie Männer darein, Und senrige Rasse sama-dem « Und wenn ihr die vlauen Gesellen fragt — - Das iii Zagen-e ivilde verwesene Jagd. Tie Flur ist still, nnd der Wald ist leer Wann lässt wohl der Feind ich blickean Es Zähnen die weiteren »reine nn heer. Sie haben ans Bauche ein Schiesgetvehr. Und einen Säbel am Mücken Und wenn ihr dsie blauen Gesellen mai »s« — Tas iii Insow- tvilde verwegene Jagd. fIndessen beginnen sich in Berlin Die Massen des Volkes zu stauen. Was inachi denn die Scharen der Zielen so führt« . Dass sie in Stran »der-? die Straßen zie n« Nonn. wo lind denn die BlaneM Und wenn ihr die las-enden Ordner —.. small W Jäger sind in tmin zur Jagd. of Aus Ner Dartford, Conn» lommt die Kunde, daß ein Landdtieftkäger einer ldenne ein frifchgelegies Ei we - nahm, daß das Iedervieh ihn aber o lang auf Schritt und Tritt verfolgte, bis er ihm das gestohlene Gut zurück geb. Das klingt zwar etwas fabel haft, doch wäre ei ja immerhin mög lich, daß befogte denne wegen der hohen Efeu-reife einen besonderen Wert auf ihr Produkt legte. i I I So fei e M kein amerikanisches hohn, das es sich an warmen Mär-Ita gen durch den Ttust vom Eier-legen ab ' halten ließet