Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 15, 1910, Zweiter Theil, Image 11

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    No. 510. Jch sage Jhne mein beste
Dank for daß Se mein Poehm abge
pkint hen, ich den es gleich gut ge-«
gliche, awroek in Print duht es doch
noch, viel besser gucke. Ich hen auch
Ihren Brief kriegt un det hat widdee
kaltes Wasser an mei poehtiscbe Stim
mung gegosse. Hen Se denn gar nit
e wenig Gefühl for e Lehdie, den Sie
denn noch gar nit dran gedentt, daß
ich das Poehm mit mein Herz ge
schtiweve hen un daß es e Wumrnen
atig gut fühle macht» svenn se e Wort
von Eppkieichjehfchen höre dicht? Es
ij ja gut genug, Se hen nit viel ge
schtiwwe, awwek was Ze geiaai den,
das war e Pietich un e Dehnkie. Sie
hen geschkiwive: Männern, met den
Jhne schon oft genug gesagt, mer wol
le ieine Poelyttie von Ihne; met könne
auch keine von Jhne ectspeckte un es is
grad als wenn met von en Blech
fchniid eckspecite dehte, daß et e feines
Eulpehnting macke dedi. Mei- hen
Jhne Ihr Poehttie abqeptint, aivivet
das war das lehte mal un plies iickte
Se elokdingle. Mek könne nit erfor
deke, daß mer Zubichteeinxerfch ver
ljeee duhn.'«
Well, denke Se, das is recht? Ich
kann nit sehn wie en Mann io graut
ichie sein kann. Ich hen iok initenz
die Wedesweileen mei Poehm lese lasse
un die nat gemeint, jens. se hat ges
akeini, vilahs se hat gesagt, es wär
zu totsching· Ich hen auch den Phi
lipp, was mei Heiden-d is, das Poet-m
dargelele biiahs der kann meine
Händteiding nit leie, un der hat ge
sagt: »Lizzie, das is weht! das is
fein! du bist e Wunderk« Und et Phi
lipp«vekftek)t gewiß nicks davon. der is
was mer so auf deitsch en Nat-ahe
mensch rufe dicht· Wie am Abend die
Kidg all heim ware, da hen ich ge
sagt, Ihr Buire hen ich gesagt, jeht
lien ich noch en Iriet for euch; euere
Mo hat e Springpoedm gemacht un
das will se Euch jetzt vorlese. »Ich
glaurve, ie hen als en Triet ebtes an
neres eetspecttet gehabt, awwet se hen
mit essene Auge un Ohre da geiesse
un ben gelissend wie ich mit den rich
tige Artzent meine Vericke voraelefe
ben. Wie ich mit dotch war, da hen
te all aelacht, daß sie vie Tiers aus
die Auge tcinnie sin. Sehn Ze, das
is dee Weg wie die Kinner ihre Freud
iionser ebdes schönes ertspressr. Jch hen
auch den Milchmann inieit gerufe un
hen ihn mit meine Poetitrie bekannt
ziemacht un was wer’n Se denke, er
hat mich meine zwei Kwart Milch, wo
ich jeden Dug nemme, irie of
Tichartich gewim, io gut hat ilm der
Verfch gefalle. Un Sie. als en feiner
ettjutehteter Mann, hen leia anneres
Wort des Lobes for mich, als den
fchofete Brief wo Se mich geichrirvwe
k,en!« «
Well, ich will Gkäs itvwek die Iacbl
wachse losse. Wenn ich widvee emat
fühle. als ob ich in die Lein ebbes von »
mich gewwe sollt, dann duim ich eg;
zu Jemand annetichter for PublitebsI
schen schicke, awwer nit zu Ihne, bi
tahs Sie den doch tein Verstehitemich
oddek teine Eppkiefchjehichen datiik.
Bei den Weg. der Speing hat auch
seine onnere Seite wo, wie mer auf
deitsch sage duht, disegriebel sin. Dens
te Se nur emal an die Eckfpenzes. wo
so e Wunimen wie mich mit so e
große Fammillie um die Zeit hat.
Wei, was mer anguete duht, das is
ver-rissev un gut genug, daß mer eH in
den Räckbäck schmeisse dubt. An
Stackins un Unnerivehr for die Buwe
tann ich mich noch arm tause. Wenn
mer io en ganze Winter lang den.
Stoff mende un aufpetfche dum, dann
is nit mehr viel mit zu mache. Ich
tann Jchne lage, das meint, das ie
zwitche Jhne un mich, an die Buive
ihr Unnerwehe sin io viele Mittel-O
daß ich gar nit mehr sage han« rote
die Orietichinell Gutts ausgeguckt ben.
Jch brauche for mich selbst auch e
ganze Latt Stoffs ich will nit mit mich
hier in die Dietehls gehn, awrver ich
lann gut dreißig Dahler an mich hän
ue tot Stoff. wo Sie un die annere
Leut gar nicke von iehn könne« Dann
muß ich auch e Dreß for das Haus
un eint for gut den sur der Trubel is,
das es lo hirt is e gute Drehmehter
zu finne. All fin fe fo biisie, daß mer
e halwes Jahr for fein Stoff warte
muß un dann will mer doch auch nit
e Fortfchen for den Stoff spende.
Wenn ich Jemand hätt, wo mich e
wenig helfe deht, dann wär ich ehbei
e ganze Latt felbft zu duikn Jch hen
e gute Sahtnknnetjfchien un bin auch
ganz shandig mit den Nähe-m es is
blos das Fitte wo mich Trubei mache
auht un wo ich Effiftenz brauche. Jch
maß emat mit die Wedeöweilern spre
che; die hat en ganz gute Iehft awwer
fe hat nit die Zeit wie fe fage dicht.
Ihre ewige Eckssjuhs is der Lunfch wo
fe auffehe muß un ich tann Jhne sage,
wenn Se den Lunfch fehn deine, dann
dehte Se lache. Bitahs ich tann nit
sehn, wie mer mit e paar Pictels un i
e paar Schleifcher Liwwerfadfetfch i
un en Sahier mit Kaffiebiehns un ei
Bactsche mit Tuhtpicks so viel Zeit
brauche dicht, un zu mehr duht ihr
Lunfch doch nit emaunte, ertzept wann s
se Suhp toche sdnht un dann das
iwwriggebiiwweneSuhpmiet forLunich
auffchneide dicht. Well, ich xnufz nach
emat mit fe spreche, mehbie irenn ich
meine Maschien in ihr Hans schaffe
duhn un daß ich dort nähe, daß fe
dann e weniq Zeit for mich hat. Jch
weiß gar nit, ich tann nit so fein.
wenn ich jemand e Fetnver buhn kann,
dann sin ich einige Zeit reddig un keine
Miih un tein Trubel is mich zu viel.
Awwer es sin nit alle Leut den Weg.
Mit allerhand Achtung
Youtg
Lizzie HanfftengeL
tfnttchutdish
Blinder Bettler tplötzlich zu seinem
Begleiter): »Du, da tommt 'n Poli
zist.«
Fremder: »Ich denke, Sie find
blind?!«
Blinder Bettler: »Na ja, —- aber so
’n dicker Polizist«
Ganz eins-ch
»Ieyt lag’ doch mal, wie hat es
denn der schüchterne Mensch fertig ge
bracht, dir eine Erklärung zu ma
chen«s"
»Das war ganz einfach. Ich sagte
nichts, er sagte nichts und so gab eio
Wort das andere.'·
Maliriöt
Dichter: »Ob wohl an Ihrem hau
se, in dem ich wohne, nach meinem
Tode auch einmal eine Inschrift an
gebracht werden wird?«
Hausherr: »Aber daran können
Sie doch nicht zioeiseln!«
Dichter: »O, Sie machen mich über
glücklich!«
Hausherr: »Ich kenne auch schon
den Tert!« :
Dichte: »Und wie glauben Sie, daß
er lauten wird-« s
Hausherr: ,,hier ist ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen!'«
Berssteiser.
»Warum gehen Sie eigentlich nur
Nachts in die Berge?«
»Bei Tage ist's zu gefährlich. —
Wenn ich 'n Abgrund seh, toerd’ ich
schwindlig.«
s
Gatte: »Du Iollteit doch IIiklIt Immer
diese ZinitIqteIIeII vom Zaun brecheIIl«
Gattin: »Das ichs dic- ähIIlIrlIt Du
qöIIIIII IIIIr IIIIIII nicht das getIIIgIIe Vec
gnüchI!«
" U- «! —
.Darf ich Ihnen meinen Schirm ans I
bittrer-" I
»Es regnet ia doch nicht, mein Herrl« l
»Ja. wenn's regnen tät. da braucht· ich !
ihn sicherl« !
—
«Wo ist denn Herr Müller-, der junge
Tottok?«
»D, der Jiht noch bei meiner Nichte
und crllärt Ihr « das gamma-X
Die arabische Hydro.
Die arabsische Hydra ist heute die
gefährlichste und wie es scheint auch
die undesiegliche Feindin dest- Osma:
nenthums in Asien Das oönianischk
SultanatiKalisat kann nur bestehen
bleiben, so lange es sich des Be
fide-I Arabieng mit den beidenjheilis
gen Städten des ngari:5, Mella und
Medium rühmen tann. Aber eben die
fer Besitz war nie zuvor so gefährdet
wie seht. Nicht weniger als ein Dußend
amtiseber Stamxrezhäuptlinge haben
sich während der energiekosen hamids
ischen Herrschaft vollständig unabhän
gia gemacht. Jeder einzelne von ihnen
nennt sich Fürst, Sultan, Kaiser, trenn
er sich als Begründer einer weltlichen
Autolratie betrachtet wissen will, oder
Jmam, Kalif, Mohdi (Prophet). falls
er als Stifter eines neuen theotrati
schen Moslemreiches aelten möchte.
Fast jeder der 12 ist das Oberhaupt ei
ner besonderen Selte, denn wenn auch
Mghammed befohlen hatt es soll teine
Sette und lein Mönchtbum im Jslam
sein, so gibt es doch der Derwifchorden
and der Seiten genug. Also fordern
heute die Häupter der Sunniten, der
Seedes, der Abade, der Schnfi oder der
»Wuhabiten jeder für sich die Allein
herrschaft in Arahien, und darob
kommt es unter ihnen allen zu bluti
gen Rivalitätstämpsen Nur wenn es
negen die Osmanen geht, machen sie ge
meinsame Sache.
Zwei der mächtigsten nnd vielge
nanntesten arabischen Einire sind an
es Sand. Herr in Lssentrnlarabiem und
bn er Reschid, Herr von Nedschd.
? « wischen beiden Fürstenfamilien
Jherrscht seit Generationen Todseinds
jfchcift, die Ahnen der jeßigen Einire lia
tben einander schon blutig befehdet und
zoas unerbittliche Gesetz tser Blntrache
tfcrdert die nnermiidliche Fortsetzung
jder Kriege, bis die Nachtommen des
t:rsten Sciud von den Nachkommen des
leisten Neschid oder diese von jenen
spurlos von der Erde vertilgt find. Vor
»einiger Zeit schien es wirklich so weit
»,etommen zu sein. Jbu es Sand,
Ihiiuvtling des Stammes der Semer,
shatte den Hail Abdul Asis ibii er Re
;schid. damaligen Eniir von Nedschd,
»und dessen Sohn Mohammed überfal
Ilen und sammt ihrer ganzen Familie
tinassakriert Nur ein Knabe, der gegen
twiiitige Emir, enttam dem Blutbad
troie durch ein Wunder-. Er flüchtete
Isich nach Medan und als er herange
wachsen war, sammelte er eine Armee
nnd zog mit ihr gegen an es Sand,
im Rache zu nehmen an dem Erbseind
Die Tiirten unterstützten ihn, aber
trohdem hatte er kein Glück, und in
der ersten Schlacht wurde er geschlagen
nnd mußte nach Medan zum zweiten
Male als Flüchtling zurückkehren. Jm
porigen Jahre hat er es gliicklich zu ei
ner neuen Armee von 50,000 Mann
gebracht, mit der er jetzt bei Meeldschg
? set sich befindet, während an es Sand
.hn mit einein nicht minder .starten
lHeere bei Ainibnsehid erwartet. Seit
JMonaten stehen beide Gewehr bei Fuß»
einander gegenüber — vielleicht kommt .
Yes auch gar nicht mehr zum Ariege’
jzioischen ihnen, denn es heißt, daß sie?
ietzt miteinander über ein — gemein: i
sames Vorgehen gegen die Qsmanen
i unterhandeln!
Fast in derselben Gegend, in der
Nähe von Bassorah, gibt es seit Jahr
».ind Tag die gleichen Rivalitätg«
tiiiiiivse zwischen den Dschihut und den
Gispan Beide Stämme haben sich von
den Türken unabhängig erklärt, und
als der Türkenvaschu Jussus sich in ih
re Streitigkeiten eininischen wollte,
wandten sie sich eiiiträchtig gegen ihn,
im nach seiner Versagung wieder
übereinander herzufallen Kürzlich
erst tam er« am Tigris zwischen den
beiden Gegnern zu einer 20stiindigen
.Schlacht, die viele Opfer forderte. Nach
seinem Telearaiiim des türkischen lttou
» verneurs von Amara wnrde derSctieich
sur Giovan, Schegar, trotz der Hilfe,
die ihm der Perser Setud, Hanvt der
FasilL und der Perser Hassam Haupt
der Kega, angedeihen lies;en, von sei-·
nein Gegner Scheich Schehib geschla
sten. « (
ilnd dieselben Zustände ivie im ara
bischen Mefopotamien findet man im
eigentlichen Arabien, im Beinen und im
Hedschas. Bald macht da der Jmam
Yahya Hamideddin von sich reden, der
sich selbst zum Kalifen der orthodoren
Moslerns ernannt hat, bald tritt der
Seid Jdriß, der alle überflügeln mill,
und sich Mal-di nennt, in den Vorder
arund. Nach alter Gewohnheit behan
delten die Türken den Embörer Manna
anfangs als simplen Räuberhakipt
mann und sie glaubten alles getan zu
haben durch Aussetguna eines Preises
auf seinen Kopf. Zu spät erkannten fie,
daß Yahya ein ebenbürtiger Geaner.
Die konxitutionelle Regierung, von i
näheren oraen vollan in Anspruchj
genommen, wollte im Pemen Frieden !
umkeden Preis haben ured erklärte sich !
zu olgenden Bedingungen nnd Konsi
zelsionen bereit: Autonoinie des Yemem
Anerkennung des Jmam Yahya als1
Gegenleistung sollte Yahya bloß ande
re unruhige Scheiehe icn Zaum halten.
Die Pforte hoffte aus sicheren Erfolgi
ihrer Vorschläae und verkündete schon
ihren ,,Siea'· über den Rebellen! Aber
Yahya spottet aller Verheißungen, als
ler Verheißungen,. aller Geschente —
tvas er erreichen will, gedenkt er au51
eigener Kraft leicht durchsehen lönnenW
und so steht er mit seinen 50,0(»") Reis (
tern bei Hasel-ed, ruhig die Entwicke
lunq der Dinae abwartend. Viel Tri
bus, die bisher neutral geblieben wa
stren, haben sich insolae sie-Z Schwindens
ider türkisclken Autorität ist jüngster
Zeit dem ,,orthodoren Italifen« unter
1tvrrfen, so der mächtige Stamm der
Welib Ali, die Beut Kin, die Mur,
! Jfaf, Dscliernhib Halil Der tiirlische
J Oberlommandnnt Rifaat ist vor eini
; einiaenWochen im Yenseu cn eirerVer
iioundung gestrrle:i, sein interimiftis
sclxer Nackfclger beging den unbegreif
lichen Fehler-. ztrei Gefandte Yahnas
ins Gefängniß zu werfen, darauf ant:
wartete Yalma mit der Erschieszunz
gesangener Türkenoffizierr.
Nicht minder furchtbar als Yahya
im Yemen ist der Mahdi Seid Jdrisz
im Hei-schnel. Während Yahya von
Haus aus Stammeshäuptling war, ist
Seid Jdriß von einem simplen Stu
denten der El-Afar-Universit·cit zu
Kairo plötzlich zu einem Heerführer
ausgerückt Von der Schule gerade
wegs ging er in die Wüsteneien Ara
biens mit dem so einfachen Vorsatz, als
Propbet --- er rühmt sich, direlter
Rcchlomme Mohammeds zu sein —
Arubien der Osmanendynastie zu ent
reißen. Es ist nicht aufgeklärt, woher
e:, der an der Universität so arm war,
dass er ost, um seinen Hunger zu stil
len, die Mildtiitigteit seines Lehrers
tfvm Nur Ali in Anspruch nehmen
mußte, nun so reiche Mittel hatte, daß
er bei seinem Auftreten in Arabien die
Jribus und ihre Häupter durch fürst
liche Wohlthätigkeitsatte nnd Geldge
schenke bestechen konnte, so daß ihm
bald 40,000 Bewaffnete zurVersiigung
standen. Unter seinen Anhängern be
findet sich der mächtige Tribu der
Darb, der im Hedschas den Ausschlag
gibt.
Neben diesen großen Usurpatoren
und Prätendenten gibt es noch viele
kleine, aber keineswegs zu verachtende
Tiirlengegner in Arabien: so den Jsfa,
Zcheich von Bachrein; den Achtned Fa
snl el Abdali, Emir von Lahdsch, zwi
schen Aden und Yemen; den Faifsel
Turki, Jmani von Moslat und Oma;
den Ghalib bin Faissel bin Awdul
Ki«.yiatt, Einir des Hadrarnant. Sie
alle nennen sich Lehlas, Sultans-, weil
sich ihnen andere Fürsten unterworfen
haben und ihre Armeen jede 50—
»1()0,000 Mann ins Feld stellen tön
« nm. Die letztgenannten drei Herrscher
igehören der Wahabitensette an, deren
Wichtigster Glaubenssatz die —- Ta
bakfeindschaft ist. Der Gründer der
Selte, Abdul Wahab, ist vor andert
halb Jahrhunderten auch der Stifter
eine-.- Dynastie geworden. Neben dem
Tirbalrauchen verbot er auch das Tra
acn von Seideustofsen, und da in allen
Nachbarländern Tabat geraucht und
Seide getragen wurde, hatten die Wa
habiten den schönsten Anlaß, iiber die
Gottlofen herzufallen und sie zu ver
tilgen. Abdul Wahab, der Gründer,
war nur Priester gewesen, kämpfte
für seine Lehre. Sein Sohn Mohn
med ibn Abdulwahid forderte Steuern
und Ausbreitung der weltlichenMacht.
Der Aeghpter Mohained ali vertrieb
die Wahabiten aus den heiligen Städ
ten und über-lieferte ihren damaligen
dritten Emir den Türken zur Hinrich
tizng. Dein Abdallah folgte sein Bru
der Turli und sein Neffe Faiissel, der
letztere regierte noch 1866. Seither
zerfiel das Wahabitenreich in mehrere
Staaten, die alle von einer fanatischen
Bevölkerung bewohnt und fast unzu
gänglich geblieben sind. Man erinnert
sich wohl noch, daß vor kurzem zwei
Europäer, die sich in ihre Gebiete wag
ten, dein Wahabitensanatiginus zum
Opfer fielen.
Beim llmsturz in Konstantinopel
machte auch der Groß-Scherif von
Metta, Omar Nefit, den Versuch, sich
von der allerdings nur nominellen
Oberhoheit des Sultans zu befreien.
Damals war es das erste und einzige
Mal, daß die Pforte noch zu rechter
Zeit eingriff und ihr Prestige wenig
stens in der heiligen Stadt reitete. Der
Groß-Scheris wurde nach Konstanti
nopel gebracht und gefangen gesetzt,
und sein Nachfolger Hassan hält vor
läufig Frieden.
Der jüngste Gegner der Osmanen
in Arabistan, der erst vor einigen Ta
gen die Standorte des Aufruhts erho
ben hat, ist Mubaret bin el Sabah,
Scheich von Kuweit, einem Hafen am
Persischen Meerbusen, in dem sich die
Engländer seit hundert Jahren schon
ost vergebens festzusetzen versucht ha
ben. Der Scheich Mubaret bekommt
von England Waffen nnd Geld, aber
von einem englischen Protettorat hat
er noch nichts wissen wollen. Er will
sich von den Osmanen befreien, aber
nicht dasiir die Engländer eintauschen,
die -— wenn sie erst einmal ein Recht
zum Einschreiten erworben haben wür
den —- zweifelios mit diesen: Seeräu
beisnest schneller fertig werden würden,
als die Türken.
—-.-.—-——
Mancher hätte in der Schule des
Lebens nicht so viel durchzumachen,
wenn er die Schule seiner Jugend bes
ser durchgemacht hätte.«
II II f
Auch der britische Löwe wird bissi
ger, je mehr ihm die Zähne ausgehen.
si- - ·
Wenn doch jemand ein Abhilsgmiti
tet siir die hohen Preise, anstatt den
Grund dasiir sinden wollte.
si- t «
Jn Manchester haben sie vor unse
ren Finanztönigen keine so hohe Ehr-—
erbietniig, wie unsere Finanztönige
vor den englischen eristotraten
It
Mancher mertt erst, daß er im dun
keln tappt, wenn man ihm ein Licht
ausstectt.
Im Kampf mit den Eis-bergen. «
Commander Peary fest den genauen »
ausführlichen Bericht seiner lehten Ex
pcdition fort und gibt eine packende
Schilderung der Kämpfe nnd Aufre
gnngen, die der Polarfahrer zu beste
hen hat, wenn er in feinem tleinen
Schiffe den abenteuerlichen Kampf mit
den mächtigen, vielleicht Jahrtausende.
alten Eis-bergen beginnt, die die artti
tische Welt dem eroberungslustigen
Menschen entgegenstellt. Von Etah,
dem westlichften Punkte Grönlands
aus, nahe am 80. Breitengrade, mußte
die »Roofevelt« versuchen, durch das
Ei-: meer sich den Weg in die Kennedy
siraße und weiter nordwärts durch die
gefährliche Robesonftraße zu bahnen.
»Man stelle sich ein 350 Meilen lan
ges Feld von Eisinassen vor, von Eis
iimsien aller Formen und aller Grö
ßen, von mächtigen, hoch sich anfthiirs
nnnden Bergen oder edenen, öden Flac
chei.. Eine dämonische Größe umweht
dieien Rampfplatz, nnd im Vergleich
rnit ihm ift die Eigwiifte der Dante
fchen Hölle nur ein kleiner Teich fiir
Schlittfchuhlanfer.« Und durch diese
Reich des eivigen Eises hahnt sich das
tliinc, von Menschenhand geformte
Schiff tvdesmuthig feinen Weg. An
Bord find 60 Menschenwefen, Manne-,
Frauen, Kinder, Weiße und Eslimu5,
die den Eroberungszug nach Norden
wagen; in das dröhnende Raufchcn
nnd Knirschen der Eigniassen inischt
sictt das wilde Bellen und Heulen dan
246 Hunden. Nur schmale Kanäle
nahe der Küste ermöglichen das lang
saure Vordringen. Aber auch in ihnen
likiiirmen sich immer neue Hindernisse
desu Fahrzeug entgegen, oft muß stun
denlang gewartet werden, ehe einer der
mächtigen Eisriefetn die von der Mee
resströmung aus dem fernen Norden
fiiiiwärts getrieben werden, die Bahn
frei gibt. Dann herrscht stille Erwar
tung an Bord: wird eH gelingen, sich
Weg zu bahnen? Bis endlich die Ge
fahr vorüber ift; ein schneller Ruf
durch das Sprachrohr an den Maschi
niften, im Herzen des Schiffes hört
man dag fchnelle Zischen von wirbeln
dem Dampf, am Bng bilden sich
Schaumwellen. und die ,,Roofevelt"
nacht einen Sprung von vielleicht 50
Meter vorwärts. Dann wieder heißt
es warten; gefährliche Minuten, auf
regende Viertelftunden verftreichen. Da
vorn, nur ein panr hundert Fuß ent
fernt, sieht man einen Streifen freien
Kanals, durch den man fchnell weiter
nach Norden vordringen lönnte; aber
mächtige Eisinaffen versperren den
Weg zu ihm, und alle Aufmerksamkeit
muß sich darauf richten, dem drohen
den Zusammenprall der Eisberge aus
znweichen. Nur vier Schiffe haben
vor der ,,Roofevelt« diefen nervenauf
reibenden Kampf bestanden. Eines der
vier, die ,,Polari"5«, fcheiterte schließ
lich, und der ,,Proteus« wurde beim
zweiten Versuch ein Opfer der eisigen
Feinde. Die Flut in diefer engen
Meeregftraße ift von ftiirmifcher Ge
walt. Bigweilen sind die Kanäle von
Eistriimmern fo dicht übersäet, daß
man das Wasser taum noch sieht. Rie
fige Eisfragmente werden von der Flut
gegen dieFelfenliifte gepreßt und thür
inen sich hoch empor. 60 Meilen nörd
lich von Etah wird die »Roofevelt« von
folidem Packeis umzingelt nnd festge
legt. S undenlang harrt man auf den
Augenblick, wieder vordringen zu tön
ncn, end«l«i·ch bildet sich eine kleine Lücke
und man kann weiter lommen. Aber
bald tiirmen sich neue Eigberge in den
Weg, und zu seiten des Schiffes wach
fen die Eis-nassen zu immer größerer
Höhe. Unter der gewaltigen Preffung
klingt das ganze Schiff wie eine ein-—
zige gefpannte Violinsaitez Das find
die Augenblicke der Gefahr. An Bord
hat man alle Vorkehrungen getroffen.
Die Rettunggboote tnit einem kleinen
lVorrath an Lebensmitteln sind bereit.
Die andern Vorräthc werden nahe der
Schiffstvand so aufgestapelt, daß im
Falle einer Tragödie die Ballen rasch
aufs Eis geworfen werden können. Der
Laie hat oft eine falsche Vorstellung
vkn der Schnelligkeit, mit der solche
Katastrophen sich vollziehen-, wie die,
denen der Polarfahrer stets entgegen
gehen muß. Oft lann ein Schiff viele»
Stunden lang zwischen zwei Eigbergen «
eingeteilt liegen, ehe der Druck so start l
wird, daß das Holzgerüst wie eine
Streichholzschachtel zusatnmengepreßt
wird. Alles kommt darauf an, ruhig
zu bleiben und auf die Gunst deH
Schicksals zu bauen. Schauerlichi
tlmgt in solchen Augenblicken der lang-— s
igezogene nielancholische Gesang,den die :
iEstimos in Minuten der höchsten Gei
ifahr anstimmen; singend rufen sie die;
chister ihrer Vorfahren an und bitten f
sum Beistand und um Hilfe aus der?
Not. Doch die Gefahr geht diesmal
vorüber. Bis-weilen hebt sich der spitze
»Buc( der ,,Noosevelt« unter dem Drucke
der Eistnassen hoch in die Lüfte; förm
lich mit einem Sprung entwischt dann
das wackere Schiff dem Feinde nnd
taucht vorn tief in die Fluten.
»Es war ein ruhmvoller Kampf, die
scr stete Angriff des Schiffes gegen
den läutsten und vielleicht ältesten
Feind des Menschen, denn das Alter
des Polareises ist nicht zu berechnen.
Manchmal dringt der stählerneNantui
sporn der »Roosevelt« tief in einen al
iten, schon morsch gewordenen Eisberg,
Idessen Massen sich dann mit einem
prlternden Aechzen auseinanderlösen
und wie mit wilden Seufzern in die
Fluthen ftiirzem die ganze Wuth der
atttischen Welt lag dann in diesen litt
tuenden Tönen, der ganze Zorn des
Eisreick)es, das antämpft gegen feinen
lyzökzen Este-betet ——— den Menschen«
Aber das Gliicl ist der «Roofevelt«
holt-, im steten Kampfe vermag sie ·in
27 Stunden doch gegen 100 Meilen
zurückzulegen, und voll neuen Muthes
steucrt man auf die Robesonsttaße zu,
die gefährlichste von allen, die noch den
Ausweg zum nördlichen Eismeet be
herrscht. . . .
Fleisch-antun irr peitscht-nd
Die jetzt abgeschlossen vorliegenden
Ergebnisse der preußischen Schlacht
vieh- und Fleischbeschau zeigen, daß
trotz der vielen Klagen über einen an
geblichen Rückgang des Fleifchoers
Ebraucbs doch im Jahre 1909 der bis
her größte Fleischtonfurn in Preußen
gewesen sein muß Es haben nämlich
auf Grund der gewerblichen Schlach
tungen zur Verfügung gestanden auf
Hden Kon der Bevölkerung im Jahre
’1909 M Zl Kitogramm,1908 39,53
Kg., 1..)07 89,03 Ka» 1906 '-’.5, 34 Kg. .,
1905 Man ag, 1904 7,31 Feg.
Hierzu kommt für die Gesanunternäh
rung nun noch der auf Grund der
Hausschlachtungen und der Mehrein
fuhr an Fleisch und Fleifchwaaren ge
wonnene Fleischvorrat der sich unge
fähr auf der gleiclken Höhe wie im
Vorjahre gehalten haben wird. so daß
von einer Abnahme des Fleifchverzehrs
sicher nicht die Rede sein kann. An
Schtrseineflcich haben allerdings über
47 Millionen Kilogramm weniger zur
Verfügung gestanden, dafür sind aber
in den andern Viehgattungen die
Schlachtungen fo reichlich gewesen, daß
trotzdem noch über 30 Millionen Kilo- »
gramm Fleisch mehr als im Vorfahr
gegessen werden konnten.
Eine entsprechende Berechnung über
die gewerblichen Schlachtungen im
Deutschen Reiche läßt die gleiche Ent
wialung auch für das ganze Reich er
kennen und zwar ist im Neichsdurche
schnitt der auf denKopf derBevölterung
verfügbar gewesene Fleifchvorrath
noch etwas größer, alS er für Preußen
allein berechnet wird. Er beträgt näm
lich nach Abzug von sj,18 Kilvgramm
als durch die Fleischbeschau vernichtet
1990 41,47 Feg» 1908 41,37 Kg.,
»19()7 rang Ka» 1906 37,07 Kg.,
TAF- ftL,55 Kg,1904 39,75 Kg.
Außerdem kommen für die Fleisch
lernähng noch in Betracht diejenigen
-Fleifchmengen, die durch die sogenann
Lten Hausfchlachtungen gewonnen wer
den: hierüber liegen neuere Erhebun
gen für 1900 nicht vor. Für 1907
sowohl wie für 1904 ist aber anliiß
lich der Viehzählungeu durch besondere
»Er-bedungen festgestellt worden, daß
this den Kva der Bevktlerung aus den
Hausfchlachtungen über 9 Kilogramm
sdurchfchnittlich 9,25 Fig-) Fleisch vers-«
fügbar gewesen sind. Ferner tommt
in Betracht der Einfahrüberfchuß an
Fleisch, Fleischwaaren u. Speifefetten,
Hier im letzten Jahre 1909 auf den
Kopf der Bevölterung 2,65 Kilo
gra: um aeaen 2,7.1Kilogramu: im Vor
jahre erretten hat Es iit danach als
ersamtutfleifchverbrauch für Deutsch
land eine Fleisebnsenge von reichlich
53 Kilogrannn für den Kopf der Be
völterung nachgewiesen, eine Menge.
die fiele volllonnuen auf der Höhe des
Vorjakkres bewegt.
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Aue dem Gerichte-sont
Richter: »Sie sind wegen Beleidi
gung angettagt, weil Sie deu Filager
einen Strohtopf genannt haben.«
Auge-klagten »Aber er hat doch
strohgetbe Haare!«
zttägen »Na, na, er hat schon das
inwendige Stroh g’iueint!«
Rache
Der jiingste Clerl in der Bank:
»Wie mich vorhin der alte Kassirer
angeschnauzt hat; aber tvart nur, ich
schmugale dir dann einen Zehner in
die Kasse . . . . da kannst du dich heute
Abend wieder zwei Stunden länger
hinsetzen und herumrechnen!«
Das schreckliche Kind
Fritzchenz ,,Jn der Bibel steht doch,
daß Alles paarweise in die Arche
Noah-·- gegangen ist, nicht wahr,
Tante?«
Tante: »Jatodhl, mein Kind«
Fritzchen: »Wer ist denn mit Dir
gegangen, Tante?«
Gutes Rat ist teuer, aber am teuer
sten ist ein Konsusionsrat
Das ZelsndollarsSchwein ist er
reicht» Der Aristolrat in dem Vieh
hos. Was ans so einem Grunzer alles
werden kann.
Jm Winter haben wir die teuren
Kohlen und, damit wir nicht zu üppig
werden, im Sommer das teure Eis.
Aber dafür können wir mit Stolz sa
gen. daß es nirgends so riesig reiche
Leute gibt, wie hier.
Um ficks bis über die Ohren zu ver
lieben, bedarf es zuweilen nichti wei
ter, als ein Paar —- langer Ohren
i
s Der ist nicht witzig, der nicht weiß
;tr.ann er ein Narr sein soll.
i
i Der Lustschisser Paulhan will in
»Ainerita nicht mehr herumsliegen, an
Tgeblich weil die Einnahmen nicht sei
nen Erwartungen entsprachen. heut
zutage will selbst ein Lustschisser nicht
mehr von der Lust leben.