Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 08, 1910, Zweiter Theil, Image 9

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    Nebraska
Staats« Anzetger und J serold
Ja ahrsa nst tt9t0. Zwei (Thei l.) Nu mmer32.
Frühling-träume
Steht ein klein-er Blüthenbaukn
Inder luft'gen Erden,
Wiegt rich leis im rohen Schaum.
Träurnt den ersten stolzen Traum:
Bliihen —- Wachsrn —- Werden.
lKleiner Wilding, gib nur acht,
Sturmwind lonrnrt gegangen,
Und er nimmt sdir iiber Nacht
Alles. was der Lenz gebracht:
Wünschen — Werden —- Prangen.
Leuchtend lag auch mir einmal
Welt und hirnniel offen,
Doch das Wetter zog zu Thal
Und zerschlug mit hatten- Strahl
Wollen —- Stteben — hoffen.
Wer will unter die Soldaten.
...«--——
StizzevonElseKraffL
Er woute nicht daran glauben. oag
mit den letzten Steptembertagen die
bunte Lust unter den Waldbäumen
ein Ende haben sollte, daß das Erho
lungstinderheim dann zugeschlossen,
die grossen Lauben, hüttlein und
Spielgeriithe unbenuht dastehen wür
den und er selber niemals mehr in der
Morgensriihe im Heim ankommen soll
te, niemals mehr mit den anderen
Kindern singend heimwärts ziehen nach
Berlin .....
Der Herr Lehrer, die Pflegelchwes
ster, die anderen Kinder sprachen frei
lich alle Tage davon.
Manche freuten sich sogar, wieder
ganz bei Muttern zu sein, die Schule
regelmäßig besuchen und nicht mehr
jeden Tag unter Aufsicht lernen, essen,
trinken, spielen zu müssen.
Heinz freute sich nicht.
War das wirklich ein ganzer, lan
aer Sommer gewesen, den er im Kin
derheim oon friih bis spät vertriiumt
hatte. Er hatte die Stunden nicht ge
zählt Die Tage nicht kommen und
schwinden sehen vor Glück. Er hatte
Abends wenn er miide vom Spiel aus
feinen Hängeboden daheim tletterte,
Mutter und Vaters harte Worte gar
nicht empfunden. nur immer gedacht:
»Morgen friih get-PS ja wieder hin
aus« morgen sriih fährt Dich die Ei
senbahn ja wieder fiir den ganzen Tag
fort oon Vater und Mutter
Jn den leiten Tagen des Beisam
meinfeins hörte er wohl Duhendmal
die Frage: Jreust Du Dicht« Und
manches Kind hatte blanke Augen,
und hörte aar nicht mehr hin, wenn
der herr Lehrer oder die Schwester
etwas anordnete. Mit allen Sinnen
war das schon daheim
Heinz begriff das nicht.
Mutter hatte ihm oft genug vorge
klagt, was fiir ein unniiher Fresser er
sei, daß sie sein husten nicht mehr hö
ren woue, und wozu solch Jammer-«
lappen überhaupt noch in der Welt
herumliefe.
Jm Sommer hatte er sich gar
nichts daraus gemacht da war er ja
nur des Nachts zu hause, da vertliir
te das Glitt-. das iiber seine Tage aus
gegossen war, jeden Augenbliit daheim
noch mit.
Aber nun, wenn »der herbst, wenns
der Winter kam, wenn er nie mehr
herauedurste, wie alle sagten...
Vater schlug auch. Und Mutter ver
langte von ihm, daß er die Wohnung
sauber machte, wenn sie aus Wasch
stelle mar. Er verstand das gar nicht
aut. Und die Kohlen vom Keller bis
in den vierten Stock hinauszuschleppen
that dem trauten Mitten so weh. ’
Am letzten Tage irn Crholungoheim
ging die Sonne ganz besondere schön
unter. Der herr Lehrer war beson
ders freundlich, es gab sogar eine Er
tkavaaanz zum Mittagessen, einen but
tergelben Flmnmeri mit himbeersast
darüber. Und als dir Kinder sich zum
Abmarsche an dem weint-meantten
Gitterthor ausgestellt hatten, hielt der
herr« Lehrer eine Ansprache und alle
Jungen warfen ihre Mühen in die
Lust und alte Mädel schwenkten ihre
Taschentiicher, nur heinz tonnte nicht
so laut »sama« mttrusen, wie er es
gerne gewollt hatte. Er hatte gerade
husten müssen und etwas Dritckendes
sah ihm im hat-se- . .
Dann ging's wieder an den Miti
tär-Schiehstanden oortiher. unter den
großen Eichenbäumen, und die Kinder
sangen um leiten Male aus dem
Wege z Vahnhost »Nun ade, du
mein tteb heimathland«, zuerst und
»Wer will unter die Soldaten« zu
letks
Ort-s konnte heute gar nicht mit
singen. Immer nur die Zähne preßte
er auseinander, obwohl das Soldaten
lied sein liebstes war.
Und aus dem Bahnhos in Berlin,
als sich alle die Hände schüttelten, des
stand er wie verloren in der großen
Kinder-schaar, und wußte nicht, ob er
lachen oder weinen sollte, als»der here
Lehrer extra zu ihn-. herübertam und
ihm die Hand aus den Kopf legte.
«Na, mein Junge..nun tapfer so
weiter mit dern Gesundwerden
M«
heinz ichluette nur.
Und die Schmstet lam auch. An
jedem Arm hing ihr noch ein Mädel,
das sich nicht so schnell trennen konn
te oon der geliebten Pslegerin.
Ja, ja. heinerie . . .. Abschied thut
weh! Aber schön rot-W doch, nicht
wahrli« «
»Jo, Schwesterl«
Sie mußte wohl siililen, daß dieser
mehr litt, als irgend ein anderes
Kind.
Sie lächelte tröstlich.
»Was mal aus« den nächsten Somi;
mer kommst Du vielleicht auch wieder;
mit, und dann sehen wir uns wie.
der...«
»Ja, ja ..... Schwester.«
Das tlang aber nur wie ein heiterer
Laut und dann war plöhlich alles
- zu Ende.
) Wie Heinz nach hause gekommen
wuszte er gar nicht!«
I Der Oktober lam, dunkle. kalte Ta
» ge brachte er mit und viel Sturm. Der
ibrauste Nachts um das kleine Klapp
senster« das dirett über seiner zerrisse
nen Feldbettstelle war, der tlirrte an
dem Glase, das einen sdicken Sprung
hatte. der sang und pfiff Melodien,
die der Junge schon alle kannte, die
er oft i:n Kinderheim schon gesungen
hatte.
J Wer will unter die Soldaten,
s Der musi haben ein Gewehr
l Das muß er mit Pulver laden
s Und init einer Kugel schwer . ..
- Die Tage waren auch nicht so«
schnell, wie im Walde draußen. Jn
das hinterhaus stieg die Sonne nur
selten hernieder.
Und Mutter schalt täglich mehr,
daß die ganze Sache mit dem Heim
nur Mumwig wäre« daß er sich nur
das Futtern dabei angewöhnt hätte,
und daß sich so«n paar Monate gar
nicht lohnten sür io ’n miesepetrigen
Bengel, der nicht einmal zwei Eimer
Kohlen mit einmal tragen konnte . . .
Die Eicheln da draußen waren jent
gewiss alle reis. Und der Wind ließ sie
alle in’5 Gras hinunterpurzeln, gold
gelb, mit tleinen Krönlein an der
Spitze.
Ob wohl das häuslein mit deni
bunten Dach wirklich zugeschlossen
war, aus dem er sich immer die dicken
Butterstullen geholt hatte. wo ein Kind«
nach deni anderen mit seiner Marke
in der Küche antrat. um mit dein sti
schen, duftenden Brot wieder abzuzie
heut
heinz trug als größtes heiligthum
seine braune Iahrlarte noch um den
Hals. An einem alten, blauen
Schürzenhand hing sie, damit er sie
den Sommer über nicht verlor. Wenn
er die allmorgendlich ani Schulter vor
gezeigt, hatte der Bahnbeamte jedes
nial gelächelt und immer schon genickt,
ehe er die Karte überhaupt gesehen
hatte.
Ja, der kannte ihn schon, der wurde
wohl auch heute wieder lächeln und
nicken, wenn er durchgehen würde aus
den Bahnsteig
Mutter war schon um sieben llbr
aus Waschstelle gegangen nnd die tlei
neren Geschwister schlugen nach ihm
und zankten sich den ganzen Tag. Die
zbrauchten ihn gar nicht.
’ Heute war wieder die Sonne da.
sMitten in den Wind hinein lachte sie.
Iheinz konnte sie sehen. wie sie schräg
larn Dach emporkletterte nnd die
schwarzen Schiefer an manchenlStel
len spiegelbkankte machte.
Heute mal wieder hinaussahren zu
dürsen in’s Kinderbeim mal nachse
hen, ob wirklich alles zugeschlossen war
und verlassen . . .
Es war wie Fieber in dem Knaben.
Er tror nicht einmal in der dünnen,
gestickten Baumwolljaete, als er den
bekannten Weg durch die Straßen lies.
Am Babnbosschalter, als er seine alte,
braune Fahrkarte dorzeigte, drängten
sich so viele Menschen, daß der Beamte
kaum binsah, was ihm heinz dorzeig
te. Aber nicken that er noch eben so
freundlich wie sonst. . . .
Die Leute in dem Wagenabtheil
thaten alle so. als ob es kalt wäre.
Einige hatten sogar rothe Nasen.
Komisch!.
Heinz mußte darüber lachen, wie
sich diese Leute hatten. Frieren, wenn
man in den Wald hinausfahr, frieren
. . . . wenn die Sonne am Himmek
stand . . . .
»Eichlamp.« . . .
War er wirklich schon da?
Das Wort tlang wie Musik Eine
s rasfende Freude wachte in dem Jungen«L
jau
s Unwillliirlich sah er sich nach den
ianderen Kindern um, nach den Kame
raden, nach den lleinen Mädchen, die
immer so viel miteinander gelichert
und getuschelt hatten.
Es war Niemand da. Es stiegen
nur sehr wenige auf dem lleinenBahn
steige aus.
Aber da drüben waren schon die er
sten Eichbiiume . . . wahrhaftig . . .
ganz roth viele Blätter, ganz goldgelb
die Früchte . . . hui . . . . wie der
Wind dazwischenfuhr, Hurra . . . . den
ganzen Weg entlang tullerten die dicken
Eicheln hernieder.
heinz hatte seine Mühe vom Kopf
genommen und sammelte sie darin.
Das blasse Gesicht glühte vor Lust,
der schwache Körper strasste sich, und
der Blick wanderte voraus, den Spiel
vlätzen entgegen, den vertrauten häus
chen und Lauben des Kinderheimj.
Von den Schießständen der Militiir
adtheilung klangen die Schüsse gleich
mäßig durch die Lust. Das kannte
Heinz. Das Echo dieser Salven hatte
jedesmal große Begeisterung in ihm
wachgerusen. Er wiirde auch mal Sol
dat werden, auch mal ein Schieszge:
wehr haben mit richtigen Patronen,
mit denen er den Feind todtschießen
tonnte, immer gleich mitten in’s
Herz.
Das that nicht weh und vernichtete
sofort. Ein Feind nach dem andern...
viss....pass....dis keiner mehr da war,
der dem Vaterland was anhaben
lonnte . . . . »
heinz rannte jetzt.
Er rannte so lange, bis er vor dem
langgedehnten Drahtzaun stand, da
hinter er den Sommer verspielt hatte.
Beinahe erschrocken blieb er stehen.
War das derselbe Platz, waren das
dieselben Häuschen und Lauben2 Wo
waren denn die vielen Turngeräthe
hin? Wirllich, es war alles fort, al
les zugeschlossen . . . . traurig sah das
aus. Nur dicht vor ihm im Moose
lag eine seuerrothe Zopsschleise, wie
eine große Blume sah sie in dem Grün
aus. Die Schleise hatte sicher Schrö
ders Miete verloren, die trug immer
solche rothen Schleifen an ihrem dicken
Zodi. Die verlor sie auch immer beim
Kreisspielen . . . . ja . . . . Schröders
Miele war immer die lustigste gewesen. »
Der ihre Mutter hatte sogar manch-s
mal hier vor dem Gitterthor gestanden !
und ihr Kind abgeholt aus Eichlamp
und es getüßt, wenn es hergesprungen
lam, eine Tüte Pflaumen mitgebracht
oder Birnen . . . . sein waren die . . . .
er hatte auch ein paar-mal davon alsae
triegt von der sreundlichen Frau
So eine Mutter . . . so eine Mutter
haben . . . eigentlich brauchte man da
gar nicht in ein Kinderheimt Sich tiis
sen lassen von so einer Mutter . . . das
war eigentlich noch schöner als im
Walde spielen und Butterstullen es
sen . . .
l
Heinz sah sich scheu um, als ob er
ein großes Unrecht begebe. Und dann
sprang er plötzlich mit einem Satz über
den Zaun« holte sich die rathe Zodi
schleise nnd stieg wieder zurück
Das Band wie eine Sigestrvpbäe
in der einen Hand, die Milde mit den
Eicheln in der anderen, wanderte er
sebr langsam den Weg wieder zurück,
den er eben gekommen war.
Als er an den Schießständen var
bei lam, blieb er bewundernd sieben . .
Da . . . da war sa ein Eichbaum hin
ter dem niedrigen Zaun, gleich hinter
der weißen WarnungstaseL der hatte
Eicheln . . . so was Dicke-s hatte Heinz
überhaupt noch nicht gesehen. Und
darunter im Grase . . . . Himmel, wa
ren das Stücke! Da konnte man ja
Schiffe daraus schnitzen . . . Wiege
schalen machen . . . die mußte er sich
entschieden holen, wer sah denn das in
dieser einsamen Gegend unter dem
vielen Buschwerls . . .
So . . . das Uebertlettern war eine
Kleinigkeit !
hier war es entschieden besser als
vor dein Zaun. Die Gräser alle viel
bisher, das Laub viel bunter . . . das
lustige Schießen hörte man viel deutli
cher...piss...pass....Heinzlache
te gliicilich vor sich hin und suchte sich
unter den Aesten den dickstem den er
erreichen konnte, als Schießgewehr
aus. Er hatte fchon wieder vergessen,
daß er der Eicheln wegen auf das ver
botene Terrain getlettert war. Seine
Finger rissen hastig die paar welken
Blättlein von dem Ast . . . das war ja
ein ganz prachtvolles Ding . . . »Ach
tung . . . prrriifentirt das Gewehrrr!«
So hatten sie neulich auf dem Tem
pelhofer Felde während der Parade
auch tommandirt, schneidig hörte sich
das an. Und hinterher hatte die Mu
sik gespielt, er konnte das freilich nicht
nachmachen, aber pfeifen konnte er fein
. . . hier ging das Pfeifen noch einmal
so reicht.
Wie blau der Himmel heute war!
Und die tleinen weißen Windwollen
dazwischen, die jagten sich. als ob sie
Zeck miteinander spielten.
Das lustige Schießen tam immer
näher. Vielleicht, wenn er mal hin
ging zu den Soldaten und sie bitten
würde, ihn hierzubehalten. Er wollte
ihnen alle die Knöpfe blant putzem ach
. . . .«was wollte er nicht alles, wenn
er nicht mehr zurückbrauchte in die enge
Stube zu den scheltenden Eltern!«
Der Lehrer hatte zwar einmal ge
sagt, daß hier entlang zu gehen, ver
boten wäre, aber Soldaten sind ja
nicht so schlimm. die schicken tleine
Jungen, die auch mal dem Vaterland
dienen wollen, gewiß nicht wieder
weg . · . .
Heinz pfiff immer vergnügter, im
mer dieselbe Melodie, dieselben Töne:
. Büblein, wirst du ein Rekrut,
Merk dir dieses Verslein gut.
Hopp, hvpp - . - - hva - - · - bot-D, dopp.
dopp,
Pferdchen . . lau · .an Galopp .......
Hopp...hopp.·.hopp...das
war mal wieder ein Sprung! Beinahe
wäre er hingefallen. Daran war die
große Baumwurzel schuld. Die fah
überhaupt wie ein Sprungbrett aus.
Wenn er das noch einmal machte, flot
ter . . . geschickter . . .
sPuff . . war das ein laurer
Knalll
Heinz dachte gerade nach, daß er
doch lieber nach der Scheibe schießen
würde, als auf den Feind . . . so ein
armer Mensch, der ihm eigentlich gar
nichts gethan hat ..... nee ..... das
konnte er doch nicht . . . den todtfchie
ßenx dann griff er mit beiden Händen
bei einem Sprung in die Luft, fiel
Zund blieb regungslos da liegen, wo er
hingefallen war.
’ Es war hohes, buntes Gras, das
dom Herbfttvind noch nicht verweht
hoc-k. Die kothe Zopfschteife fiel mit,
die im derlassenen Kinderheitn wie eine
Blume ausgesehen hatte . · . und alle
die dicken Eicheln aus der blauen, ver-.
blichenen Knaben-nütze . . .
Die buntröctigen Schützen drüben
an ihren Schießftänden wußten es erft
viel später, wer da fo jung und tapfer
unter die Soldaten gegangen war, um
zu fterben . . · . Und das that ja auch
nicht weh -- — —- gleich mitten in’s»
Herz —
—
Bei den Bären im Vellorvstone
Uational Part. s
Von Th. v. Wirt-entsetzt
Betanntlich bestrebt man sich auch in
den Vereinigten Staaten neuerdings
mehr und mehr, der riielsichtslosen Zer
störung der Naturschönheiten und der
Auskuttnng der heiinischen Thier-nett
Einhalt zu tun. Der Anfang mit die
sen Bestrebungen wurde bekanntlich
dadurch ges-nacht, daß man durch Kon
greszbeschlusz ein umsangreiches Gebiet
im Staate Wyoming,dessen Hauptsluß
der Yellowstone Niver bildet, unter
dem Namen YellowstoneNationalpart
unter Regierungsschutz stellte. Jnsolge
dieser Verordnung ist dem ganzen Ge
biet sein hochroinantischer landwirth
fchastlicher Eharatter unberührt erhal
ten geblieben und zugleich den Thieren
eine ungeftörtc Zusluchtstätte geschaffen
worden.
Zur Ausnahme der Besucher sind in
dein Gebiet vier Gasthöfe errichtet
worden. Wie der Pakt selbst, fo stehen
auch diese unter der Aufsicht des
Staatssetretärs des Innern.
Die Bären, die in dem Partaeliinde
leben, sind der Schwarzbär und der ge
fürchtete Graubiir. Der Schtvarzbär
wird bei einer Schulterhöhe von It bis
zu 6 Fuß lang nnd hat einen schmalen
Kopf mit spitzer Schnauze. Seitlich
dersean ist er fahlgelb aefärkt, wäh
rend er sonst, wie schon fein Name be
sagt, einen schwarzen Pelz träat. Der
grimmige Graubär wird bis 8 Fuß
lang und erreicht ein Gewicht von 9
Zentner. Sein Schädel ist etwas liir
zer als der des braunen Bären, dage
en besitzt er eine breitete Stirn. Seine
art gekrümmtem weiblichen Krallen
werden bis zu 5 Zoll lang. Das lan
ge, zottige Haar ist dutrlelbraun ge
färbt, erscheint aber an den Spitzen
graubraun.
Die Bären bilden dasHauptgespräch
der Hotelgäste, denen zudem die Kell
ner und Stubenmädchen die interessan
testen Geschichten vonBegegnungen mit
den plumpenRiesen zu erzählen wissen.
Denn diese haben ihre ursprüngliche
Wildheit mit der Zeit fast gänzlich ab
gelegt, so daß von ihnen, wenn sies
nicht gereizt werden, kaum eine Gefahr I
zu befürchten ist. Abgesehen davon.
daß den Thieren nicht nachgestellt wird,
so hat zu ihrer jetzigen Zahmheit viel
der Umstand beigetragen, daß ihnen
die Kiichenabfälle, die abseits von den
Gasthofe-n aufgehäuft werden, will
lommene Leckerbissen darbieten. Die
Bären suchen diese Abfallhaufen regel
mäßig am Spätnachmittag oder gegen
Abend auf und haben sich durch die
Gegenwart des Hotelpersonals und der
Gäste allmählich so an den Anblick
der Menschen gewöhnt. daß sie sie fast
aar nicht beachten.
Sowie der Ruf ertönt: »Die Bären
lommen!« leeren sich die Speiesäle
und Rauchzimmer, und die Partbesu
cher wandern in Scharen nach den
Plätzen, wo sich die Abfallhaufen be
finden. Meist tritt zuerst ein älterer
Bär aus dem Wald heraus, der eine
Zeitlang Umschau hält. Erscheint ihm
alles sicher, so trottet er gemiithlich zu
den Kiichenabfällen hin, und alsbald
folgen ihm siinf, sechs und mehr ande
re Bären, um ebenfalls an dem
Schmaus teilzunehmen.
) Es ist erstaunlich, wie nahe die Bä
ren die Hotelgäste an sich herankommen
lassen, und wie geduldig sie sogar Nek
kereien ertragen. Namentlich die
Schwarzbären zeichnen sich durch große
Harmlosigteit aus. Unbedachtsame
Besucher haben schon wiederholt
Schwarzbären erschreckt und gescheucht,
aber die einzige Folge dieser Unüber
legtheit war, daß die Thiere sich in den
Wald zurückgezogen und einen Baum
als Beobachtungipoften ertlettern.
Zuweilen ereignen sich allerdings
auch recht aufregende Vorfälle. So lief
gelegentlich ein Kind auf die bei den
Abfallen versainmelten Bären zu, um
ihnen ein Stück Kuchen darzureichen.
Kurz vor den Bären fiel das Kind zu
Boden. Ein starker Bär näherte sich
ihm, und mehrere andere trabten hinter
ihrem Anführer drein. Den Zuschau
ern klopfte bei diesem Anblick das
Herz. Allein die Bären machten als
bald halt, streckten nach dem Kind die
Köpfe vor, berochen es und kehrten dar
auf wieder zu ihrem Haufen zurück. "
Obgleich die Bärinnen, wenn sie
Junge haben, sehr argwöhnisch sind, so
» stellen doch auch sie sich mit ihrer Nach
kommenchcft bei den Hausen ein. Die
kleinen wolligen Dinger tummeln sich
dann wie Kätzchen auf den Haufen her
um, balgen sich, überschlagen sich und
necken sich in überaus drolliger Weise.
Allzuviel darf man den Bären in
dessen noch nicht bieten. So gutmiithig
sie im allgemeinen sind, so gibt es im
merhin auch für sie eine Grenze. Vor
einiger Zeit besuchte ein Tourift mit
seiner Frau einen der Plätze, wo die
Küchenabfälle abgelagert werden. Es
war weit und breit nur eine einzige
Bärin zu sehen, weil turz zuvor ande
renhotelgäste die Jungen in den Wald s
gejagt hatten. Der Mann ließ teine
Frau zuriick und ging auf das Tier
los, um zu erproben, wie weit er sich
ihm nähern könnte. Er war ungefähr
noch fünfundzwanzig Schritte von ihm
entfernt, als es ein dumpfes Brummen
von sich gab. Aber der Mann beachte
te dieses Warnungszeichen nicht, son
dern ging noch näher heran. Da
stürzte die Bärin Plötzlich auf ihn zu.
Jetzt wandte sich der Mann zur Flucht.
Doch die Bärin holte ihn ein« schlug
ihn von hinten nieder und biß ihn
mehrmals. Jn diesem Augenblick eilte
die-Frau mit anertennenswertbemMuth
ihrem Mann zu Hilfe und bearbeitete
das Tier so mit ihrem Schirm, daß es
endlich von feinem Opfer abließ und
sich zuriickzoa Der Mann laa meh
rere Wochen an den erhaltenen Biß
inunden lranl.
Zunseilen werden die Bären so
dreist, daß sie in die Kiichen und Ställe
der Gasthöfe eindringen, um sich von
dort Futter zu holen. So stellte sich
ein Graubär regelmäßig des Abends
in einer Hotelliiche ein, in der ein Chi
nese als Koch beschäftigt war, und
fraß alles anf, defsen er habhaft wer
den tonnte. Der Chinese meldete diese
Besuche seinem Herrn, indem er trocken
hinznfiigter »Mich aber mag der dicke
Vär nicht« Indessen mußte der Bär
später doch auch auf den Koch Appetit
berspiiren, denn als der Hotelinhaber
eines Abends die Küche betrat, fand er
wieder den Bären vor, der behaglich
die Küchengeräte ableclte, der Chinefe
Haber, auf den er losgegangen war.
sbatte sich anf ein breites Wandbrett,
tdicht unter der Decke, verkrochen
,.-.—·, » ...—. A —- D
Durch einen wohlgezielten Schuß feste
der Hotelinhaber den Forschungsfahr
ten des Eindringlings ein Ende. Sein
Pfeil liegt jetzt als vielbewunderte Fuß
)
drcke vor dem Kamin des Speisesaals.
. In mehreren Gasthiisen werden jun
ng Bären gehalten, die man zufällig
eingefangen bat. So befindet sich bei
spielsweise im Springshotel ein iunger
Bär, der einem Aufwärter auf Schritt
und Tritt folgt. Der Mann hatte
ihn, vor Schmerz heulend, in der Nähe
des Hauses ausgefunden. Die Unter
suchung ergab, daß sich das Tier ein
Bein gebrochen hatte. Man legte ihm
Verhände an, und nach einigen Wo
chen war es gesund und munter.
Jm Canonhotel hält man zwei jun
ge Bären. Ihre Mutter wurde- un
sern vom Hause durch einen niederstür
zenden Baum erschlagen. Ein Part
wächter nahm die Jungen an sich und
brachte sie nach dem Gasthofe, wo sich
ein Stubenmädchen eines der niedlichen
Tiere kaufte. Sie pflegt es jetzt be
reits seit 18 Monaten und will es,
wenn es herangewachsen ist, in Frei
heit setzen.
Nicht selten begegnen die Touriften«
die den Pari durchwandern, einem
herumstreifenden Bären. Natürlich
sind fie zuerst von diesem Zusammen
treffen nicht gerade angenehm berührt.
Aber die schreckhaste Ueberrafchung de
ruht auf Gegenseitigkeit, denn auch der
Bär stutzt und hält beklommen inne.
Sobald er jedoch erkannt hat, daß ihm
keine Gefahr droht, feht er unbeküm
mert um die Wanderer seinen Weg
fort· Touristen mit photographischen
Apparaten benutzen vielfach den Au
genblick, in dem der Bär in beobachten-«
der Stellung verharrt, um ihn abzu
lnipsen, und können aus diefe Weise
ihre Sammlung photographischer Aus
nahmen um ein fehr werthvolles Stück
bereichern.
Aufzerordentlich vertraut werden die
Bären mit den Partaussehern. Einige
der Tiere lassen sich streicheln wie hun
de. Auch kommen sie auf Anruf her
bei und fressen das Futter aus der
Hand.
Jm Frühjahr-, wenn die Gasthöse
noch nicht in Betrieb gesetzt sind, durch
fahren die Aufseher den Park mit Kar
ren und laden an bestimmten Stellen
Futter ab. Dann geschieht es oft
mals-, daß die Bären an den Karten
herantraben nnd das Futter unmittel
bar von der hingehaltenen Schaufel
fressen.
Wenn die Bären die Absallhaufen
bei den Hotels durchstöbern, so kommt
es mitunter vor, daß der eine oder an
dere mit der Pratze in eine der herum
liegenden Konservenbiichsen hineinge
rät und sie nicht wieder herausziehen
kann. Dieses Mißgeschick veranlaßt
Ehn zu einem jämmerlichen Geheul
Die Partausseher werfen dann eine
Schlinge über das tlagende Tier, bin
den es an einem Baum fest nnd ziehen
ihm die Büchse von dem Fuß herunter.
Das ist freilich etwas schmerzhaft, aber
es befreit doch den Bären von dem lä
ftigen Anhängsel, fv daß er, wenn man
ihn losgebunden bat, frohgemuth da
vonläust.
Nur während der warmen Jahres
zeit lassen sieh die Bären in der geschil
derten Weise beobachten. Mit dem
Eintritt der lalten Witterung beziehen
sie in einem hohlen Baum oder einem
Felsloch ihr Winterquartier· Sie
schlafen fast ununterbrochen und zehren
nur von dem Fettpolfter, das sie sich im
Sommer zugelegt haben. Daher sind
sie auch ziemlich abgemagert, wenn sie
mit Llnbruch deH Frühlings wieder
»zum tliorfehein kommen.
Betrachtung
Lebemannr »Villa, Pferde, Auto
mobil, alles mögliche hatte ich, und
von all’ dem bin nur ich übriggeblie
ben!«
Reize-the Gegend
»DieH ist wohl das herrlichste Pa.
norama, das in der ganzen Welt zu
finden ist! Hier war sogar meine Frau
’mal eine und eine halbe Minute lang
sprachlos-A
Heimtetir vom Wirthshaus.
Gotte wer etwas schwerhörig ift):
»Meine Frau scheint mir eine Gardi
nepredigt halten zu wollen; sie bringt
mir schon das Hörrohr entgegea!«
Virtbus instit-.
Töchterreicher Vater (beim Mittag
essen): »Das schmeckt ja ganz merk
würdig! Da habt Jhr wieder minde
stens vier verschiedene Auffassungen
zufammengetocht!«
Zugleich mit der Nachricht, daß in
Uruguay eine Revolution ausgebro
chen fei, kommt auch die von ihrer Un
terdrückung. Das nennt man flink.