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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 8, 1910)
Es kam anders. ssine knstig Fürstenbesuchsepifooe von Ostar Ungnad. Ein Sommertag mit schönsten-Wet ter in einer Provinzialgroßstodt. Die senze Bevölkerung war aus den Bei sen und staute sich in den Hauptfun Dn in drangvoll sjjrchterlicher Enge M allzu höasig geschah es nicht, daß det Lsandesfürst seine »gute Haupts und Residenzstavt besuchte«. und so wollte sich niemand diese be queme Gelegenheit, jenen in Petsona zu sehen and ihm zujubseln zu tönnen, entgehen lassen. Schon von den frühesten Morgen stunden an sammelte sich in den Stra sen, die der hohe Brsucher Wechsel-ten oder duechreiten wollte, das Publikum; tin Laufe des Vormittags stieg die Zahl der Zuschauer, und gegen Mkttan hatte sich schon fast ein Kämper um die besten Plätze entspannen Unter denen, die mit zuerst augae: rückt kosten. um ihrem Fürsten zu but W, befanden sich auch Herr und Frau Vogel· Paul ; so hieß er -— nnd seine hete —- sie --— mußten dabei sein. Eigentlich wollte er ja nur allein hie-gehen, aber sein resolutes Ehegei sponst ließ nicht eher locker, bis sie sich. ihre Mittvirtnng an der Dränqelei ge- « M hatte. Damit war her-en Vogel ; schon die ganze Lust an dem Fürsten ; besuch verdorben. ( Scholl am Abend vorher Haue er u seireem Stammtischtreisfe »Zum großen Topp« seinem Mißmuih iiber die Theilnahme seiner Gattin Ausdruck gegeben. Dort kannte man aber die Zieldewußtheit des Vogelroeidcheng u. hatte unter allerlei spöltelnden Redens arten Zweifel daran geäußert. dal-, Paul seinen Willen, allein Seine Ho heit zu begrüßen. durchsehen würde. Des Hutte ihn natürlich geärgert, und lau-hatte er vernimmt den Stammtiich einlassen mit dem festen Entschluß, mit allen Mitteln seine here »von dem gesiürlicheu und unaesniitlzlichen Ge tos-gel« zuriickzudallem Er hatte auch seine ganze Liebenswiirdigleit und Be rodtsamckeit aufgewandt, war aber von seiner Eheliebsten immer oertröstet und sit-gehalten worden mit den Worten: .Mn doch mal erst sehen. long inor gen für« Wetter ist« wenn ec- qießl, bleibe ich zu Hause-« Herr Vogel mußte sich damit zufrieden geben und legte sich schließlich mit dein Herzens wnresche ins Bett, daß es morgen »reg uen möge. soviel vom Himmel runter: tarm«; ehe er sanft entschlummerte, serslochl er eine ähnliche Phrase sog-at in sein AbendgebeL Ei hatte ihm aber alles nichts aea nist. Denn als er Morgens gegen 5 Uhr die Augen öffnete, lugle er in den schönsten Sonnenschein hinein. Mit-stand es unumsiößlich seit, daß W Dete Vogel mit von ider Partie ste. Ist gestrenger Gemahl hatte lich denn auch ohne weiteres in sein Schick sal gesiigi und so waren sie selbander sei Zeiten losgezogem um einen guten Pius zu ergattern. Nun waren ne schon irunoenmna unterwegs. Ueber-all, wo seine Frau sich postiren wollte, in der Meinuna, dort gut die Straße übersehen zu kön nen, schob ihr Mann sie anfanas sanft aber energilch und schließlich derb nnd rücksichtslos weiter, weil ihm der Platz durchaus ungeeignet erschien. Jn Wirklichkeit war er aber dafür, dass, seine Frau nicht daheim geblieben war, rachsüchtig genug, sich jetzt einen Standort zu wählen. wo aedriingelt wurde, das; seiner Frau Hören und Sehen verging. Schließlich glaubte er solch an genehmes Fleckchen Erde gefunden zu haben, deshalb blieb er denn plök lich stehe-, indem er rief: »So, hier an der Ecke pflanzen wir uns aus: bier sehen wir die Wagen erst in der einen, dann in der anderen Straße, und au hevdem müssen sie um die Ecke lang sam fahren.« Das schien seiner besse ren hälste denn auch einzuleuchten; da se aber nicht die arglistigen Hintergr danken ihres Mannes tannte, bedzchte sie nicht, daß gerade aus den von ihm erWen Grün-den im entscheidenden? Augenblicke an ihrem Standorte das« Drangen nnd Drücben ein direkt »Machde werden würde sum e stand und wischte sich des Weiß von dem gerötheten Ant lit; nnd hinter ihr, bald rechts oder links neben ihr, je nachdem er durch das Mbl stichdben wurde, ihr lie sehst-ab shsmäsch von dem einen Ge W beseelt, der ihn seit dem Er ’M Dicht verlassen hatte. daß durch das W enger werdende Gen-var Were seiner «eigensiunigen « eise Ielinde Ohnmacht be stes-. Aber st- schisu »vie! and Hieb noch immer « . , die sen schon , 7 M ra « M der freuder jsatte sen se lange im Stillen geheg ien Wunsch nicht mehr in seinem hu sen bewahren. und et sagte deshalb Leise zu einein mitterweile an ihn herangefchobenen Herrn: »Ich möchte bloß, daß meine Frau hier mal ohn mächtig wird, dann wird sie sich in Zukunft nicht meer in so’n Georiingek begeben, nnd mir immerfort um Rock zu bou :neln!« i Der Betreffende hatte iiber die ihm« zuqezisckelten Worte herzlich gelnchij und fech dann scheinbar willenlos wei terdröngen lassen. Das hatte er aber der selbst ein Spaßoogel war. nur ge: schehen lassen, um näher on diejenige heranzukommen der jener fromme Wunsch galt, und der theilte et denn sofort Paulchens Worte ebenso leise mit, wie er sie vernommen hatte. Da blitzte es einen Augenblick vor Muth ini Gesicht der Frau Vogel auf, dann waren die Unwiltenefalten oler sofort wieder gegliitiet, nnd nichts oerrietky tw- in ihr vorging. , Der Landessiirst ließ sehr lanae auf sich warten, eo ist ja die-Z ein Vorrecht vornehmer und ganz vornehmer Herr schasten. Die hiye wurde immer uns erträglicher· Frau Vogel war es manchmal, als oh sie das Sieben hier nicht mehr ertragen könnte, aber sie biß sich auf die Lippen und hielt aus« sie wollte die ihr von ihrem liebens würdigen Gatten herbeiaewiinschte Schwäche nicht zeigen. Indessen wur de diesem imsmer »mulmiger« zu Muthe, er hatte den Hut weit ins Ge nick gerückt und pustete wie eine Loto invtioe. Er neigte nämlich ziemlich start zurn Embonpoint, eine Neigung, die im Verein mit seiner zweiten siir einen hier nicht erreichbaren srischen Irunt edlen Gerstensastes. ihm das Verweilen in dieser Enge und dieser Hipe zu wahren höllenaual machte. Schon wollte er einmal sagen. daß er doch lieber Pius machen würde. alser er riß sich wieder zusammen und brachte nur sich selbst zum Troste seine alte, selbst vaiirte Liedlingssentenz her-aug: «Ersteni tommt ei immer anders und zweitens als man dentt!' Dann schwieg et lange still. sein Wißbiichlein schien versiegt Seine Frau tannte diese Ruhe. sie blickte ihn bedeutungsvoll an, dadurch reiste er sich noch einmal aus zu dem lautes Gelächter auslösenden Witzchem »Hm, mein Bauch hat schon Quetschsalten!« Baid darnach war aber seine Geduld zu Ende, und ziemlich unwirich meinte et: »Na, wenn alte anderen noch län ger Lust haben, sich wie Oelsardinen in der Blechbiichse zusammenaserchen zu lassen; sehe ich noch lange nicht ein, warum mein Bauch das Fett dazu lie zsern solt. Jch geh« iehsp z »Ich denke. Du wolltest warten, du« »ich ohnrniichtig werde?'· fragte seine Frau piquirt zur Heiterkeit des Publi tums. « »Nein. nein. komm man, ich tann nicht mehr. mir ist schon ganz .J·chlecht!'« stöhnte er fast. Und als- sie nun bemerkte, daß er wirklich ganz ; bleich im Gesichte wurde, siegte doch ihr Iguteg herz. und sie suchte sich mit ihn dem Gedärnge zu entwinden. Dabei konnte sie sieh aber nicht vers-agen, möglichst laut zu bemerken: »Ja, ja, Paulchen, es kommt immer anders: ich follte ohnmiichtig werden« statt dessen wirst Du es.'· Lautes Beispllslachem mit dem der bewußte Zwischenträger zuerst begonnen, tönte ihr nach, als sie für ihren Mann mit den Ellbogen Platz in den Reihen schaffte und ihn so aus der Menge hinausdugsirtr. Gerade als beide ein Lokal in einer Seitenstraße betraten, vernahmen sie das vieltauiendftiinmige Hurrah, das den vorüberfahrenden herrschet in der Dauptsiraße begrüßte —- Qb here Vogel den Aufenthalt in dem Refun rant nur zur «Rrsiaurirung seines in neren Menschen benutzte, oder ob auch seine standhaftere Ehehölsie «ihren Seni« dazu gab, wissen wir nicht. Sicher- ift nur, daß er sein Bäuchlein zu hause kuriren mußte und es nie wieder ins Gedränge trug. Jn Zu kunft ging Frau hete stets allein, »wenn wo was los war'. Defects-L « Ein junger Polizist hatte einen alten Laut-streichet in die Zelle zu führen und machte dabei die wohlgemeint-e Bemer kung: »Bei-taugt Stufel« En- vewchtunqövollec Blick des Arte fmnteu lohnte ihn —— .Junger Manch die Stufe kannte ich scheu-, ehe Sie auf der »Mit munt« Va- böie Gewissen. Humor-rate von Lvdia von Steinwalter. Frau Oberleutnant Lisa Rettwii saß wie eine getniclte Lilie aus der Kante ihres Speisezimmersosas und starrte abwechselnd aus die wunder hiibsche und hochelegante Toilette, welche aujgebreitet vor ihr lag, und aus die Rechnung iiber dieses Schnei dertunstwert, die sie rathlos zwischen den zitternden Händen hielt. denn die Summe wies eine Höhe aus, welche sdai ihr von ihrem Mane zugesiam sdene Toilettenbudget um 100 Mart Hüberstieg ; Was sollte sie ieht beginnen? Das HKleid war hier« war reizend und le lig ihrem Geschmack entsprechend: je der wiirde sie bewundern, wenn sie darin erschien. Aber wie sollte sie nun die Sappe, die sie sich eingebroat hatte, aujessens Das Kleid zurücksenden? Daran konnte sie gar nicht denten! Ersten-, weil es viel zu hübsch war, als dass ihr das eingefallen wäre. und zwei-I ten-, weil sie den Preis dasür nicht. von vornherein vereinbart hatte. so-! mit also bezahlen mußte, was man’ von ihr sordertr. llnd dazu schrieb dieser unver schämte Mensch von Schneider noch, er hoffe. daß er sie auch bezüglich der Höhe des Preises zufriedengestellt habe, in Berücksichtigung dessen, daß das Kleid nach ihren Angaben aus da- Feinsie ausgesiihrt sei. Jhr Mann würde allerdings nur schelten, daß sie vutzsiichtig und eine schlechte haussrau sei, welche das Geld tnit vollen Händen zum Fenster hinauswerse —- und dann war ihr die ganze Freude an dem schönen Klei dungestiick siir immer verdorben —-. Da- mußte alio anders- angefangen werden! —— Sie dachte eine Weile nach. Möh lich erhellten sich ihre Gesichtsziige. sie sprang oom Sitze auf und wirbelte« jubend durch das Zimmer. »Ich hat« — ich hab’g!« ries sie fröhlich, und schon im nächsten Aus genblia nahm sie das Kleid, um es einstweilen in den tiefsten Tiefen ihres Schrantes zu verbergen. dann ergriff sie Hut und Schirm und eilte in der Richtung des Kasseehanseg, welches ihr Vetter, der Leutnant Ewald Mein. der bei demselben Regiment wie ihr Mann Dienst that, stets Rach: mittags zu besuchen pflegte. «Bestellen Sie. herr Leutnant Meter möchte die Giite haben und so. sort einmal heran-warmem eine Dante wünsche ihn zu sprechen!'« rief sie dem nächsten Dienstmann zu, ihm ein Geldstüa in die Hand drückend. - — Ewald Meier koar sichtlich über rascht. »Du hier -—- Lisa?« sragte er sast erschrocken und bot ihr die Rechte zum Gruße. »e- ist doch tein Unglück geschehen bei Euch »T« »Nein, Ewald « noch nicht,« gab sie besänftigend und oialsagend zurück· »aber -— es soll —- es musz etwas ge schehen, zur Vermeidung eines solchen, und dabei sollst Du mir helfen. Es handelt sich um Karl. Ei liegt mir daran. daß ee einmal von Euch, sei nen Kameraden, verführt wird, zu einer recht fröhlichen Sihung im Aa sino oder in einem anderen Gasthause —- aber die hauptsache ist dabei« daß es recht lange dauert, wenn es ihm auch eine Anzahl Scheine kosten und er nachher ein recht böses Gewissen haben rotirde —" erttiirte ste eifrig. .Ra, wenn"s nur das ist« Consist chen, das wollen wir schon machen! Auch das mit den —- Scheinen wird ja nicht allzu schwierig sein! Aber, was zum Kuckuck soll das alles bedeu ten, Lisa?' fragte er, noch immer der dast tther das sonderbare Antwer welches da an ihn gestellt wurde »Ja, weißt Du, Ewatv, -— hm -—l er war schon so lange nicht unter lu stigen Menschen, und das taugt nicht-. Er ist zu hause mürrisch und ver drossen, und da möchte ich, daß er sich wieder einmal gründlich ausheitert —» so recht gründlich —--- und darum «—'« »Na, Lisa, —- wer Dir das glau ben soll«, unterbrach der Vetter un-; gläubig ihre Rede .Doch das- geht mich ja auch gar nichts an.« »Alle —- abgemacht?« «Abgernacht!« entgegnete er, und schlug in die gebotene Rechte ein, und gleich daraus war Frau Lisa hinter der nächsten Straßenecke verschwun den. — EH war am andern-lage tutz var dem Mittagessen, als eine Ordonanz Frau Lisa Rettwig die Betschast ih res Gatten überhrachte, sie solle ihn heute zum Essen entschuldigen, er sei so dringend itn Kasino zu einer Feier eingeladen worden« daß es ihm un möglich sei, bis zurn Nachmittage los guts-aiment »san« Ewaldl Jest geht die Uhr richtig!« slttsterte sie stillvergnügt ver( sich hin, und We sich sehr zufrieden allein zu Tisch. Alter sie- ssußte airchj das Abend-drob ehe ihren Gatten ein nehmen, und sie mochte nachher sogar schen eine gute Weile siist träumend in Mut seinen gelasen haben, ais der Oberlesntnani leife ins Zimmer gefchlichen tarn und möglichst undisk bar fein Lager anfinchtr. »- — Der herrliche Sonnenschein lugte bereits neugierig durch die Gardinen. als der Oberleutnant Rettwiy aus dem erften tiefen Schlaf erwachte. Er fah nach der Uhr — sie zeigte auf drei Viertel auf Elf. »Alle Wetter noch mal —- das war ja ein schöner Reinsall gefierns Nur der Ewatd war an allein schuld!« flüsterte er unwillig, dann griff er nach der Brieftafche, in der fiir tleine Scheine fehlten! Wie sollte er das feiner Frau eingefiehen? Und alles fiir « Champagner! Doch er raffte sich auf und ging .zu feiner Frau. f »Liebe Lifa --« fagte er turz ent Ifchlassem in ihr himmer tretend, »Du »bist mir doch nicht böte. daß ich Dich gestern fo lange allein ließ? —" «Böfe —- gerade nicht --—!" entgeg nete sie gedehnt und zog ihr allerlieb ftes Mantel-en uJa, weißt Du, Kind --- es ging nicht anders· Bollrnann liefr nicht locker, ich mußte feinen Festtag mit seiern. Wir saßen erfi ganz vergnügt bei unfereni Scham-en als ich mich ans schictte. heimzutehrerr Da bringt plöhlich die ganze Florana ein brau senves hoch auf Dich aus. Ich be ftellte fofart eine «Runde« und denke, vie Sache ist damit abgewan. als plötzlich Email-, der Schlingel, mir laut zuruft: »Na, höre mal, Karl Lifa ift zwar nur meine Base, aber ich tann nicht dulden, daß auf ihr Wohl blafz rnit Gerftenaft angeswfzen wird —«-« und fchan steht die erste «Goldhalsige« auf dem Tifch Nun tonnte ich auch nichts thun als « — wei ter bestellen: vie zweite ——- die dritte-« big es zum Schlqu eine ganz hiibfche 1 Summe war, die ich zu bezanlenl bate. Aber, ich dachte mir s— wir sind doch materiell so gut gestellt, dass, wenn einem schließlich einmal so et was passirt, —- bin --—-" stotterte er. «S—-o——o-—--? Und wie boch be lief sich Deine Rechnung?«' forschte die lleine Frau ietzt mit einein Blick« der scheinbar nicht viel Gutes verhieß. Rettwitz riiusperte sich oernebinlich. »Hm es dürften so an die is 100 Mart gewesen sein!" beichtete er bellominen. Nun war es beraus. a»Herr des hinimelgl« Frau Lila schlug die hände zusammen, »also ebenioviel, wie Du mir zu meinem Toilettengeld berweiaertest!« state sie mit Rachdruet »Nun, ja —— allerdings ich ge stebe ossen, ich habe deswegen auch ein scht böses Gewissen -— Wenn Du aber noch Geld benötbigen lolltest —--— natürlich bin ich zu der Ausbesserung jederzeit bereit soll ich Dir vielleicht jetzt gleich -—" Nun vermochte Frau Lisa nicht mehr an sich zu halten. «hurrab!!! — Es lebe unser -— Desizitl." ries sie, außer sich vor Freude, und fiel ihrem Mane ungestüni um den halt .Denn nun sind wir --·- quill, Männ chen, denn auch ich habe Dir etwa-J zu beichten, ich babe seit einigen Tagen schon ein ebenso schlechtes Gewissen wie Du seit beute Morgen s- — — sliisterte sie, berschiirnt ihr Antl is ver bei-send .Cin schlechtes Gewissen -—— --——? Liia —- — was soll das beißen ———!« ries er bestürzt »Ja, ich hatte ebensalls 100 Mart Defizit -- bei einem neuen Kleide, : —- aber nachdem Du es soeben aus-i geglichen hast-— —« sagte sie- lachend. j IRa ja —- dann sind wir allerdinng — auitt —!« lachte jejt auch er mit etwas sauersiiher Miene und erwi derte zärtlich ibre Umarmung. Jn Zukunft soll Oberleutnant Reine-is jedoch stets sebr mißtrauisch gewesen sein, wenn man ibn zu einer —- Feier im Kasino einladen wollte —- — ——! G. Meinrath, Gelegenheits dichter-. Eine GroßiiadLEtizze von Tds Indie. Drinnen in der Altltadt, mitten mischen hohen, rauch- und alter schwarzen Häusern liegt ein hof. Viele Wohnungen münden aus den lange-« mäßig breiten, get-flatterten Raum, der niemals weder Morgen-« noch Abendsonne sieht. Dafür suchen des Mittags, besonders im ochiocntney die Sonnenstrahlen, von iiuwen und Sträuchern nicht gehindert, jedes Winlelchen auf und durchleuchten und durchwiirmen ei, als wallten sie ihm Erst-J bieten fiir viele Entbehrungen. Und wenn diese Mittagssonnenstrahi len ein abgescheuerteö, tnum noch le serliches Schild an einer der Tiiren in der äußersten Ecke des Hofes treffen, dann tommt durch einen Spalt in der hauitlpitt ein weißdonriger Männer tppf zum Vorschein. Zwei- oder drei inal zuckt er ins Innere der dahinter liegenden dunklen Behaulung zuritch und jedesmal hört man die ums-thi genden Worte: »Vat« get-L Das Wet ter ist schön, und dieLuit thut dir gut. Wir haben nicht viele Sonnenlage«. Und endlich wird die Tiir vorsichtig « net, und ein vom Alter geben tes machen mit schneeweißen, dt ten aren iiber einem roti en Kinder-ge tritt cul die Sinne le. Der dun ptelgeaue Rock ist sauber und heil. aber vielfach geflictt und sadenscheinig vom Vätsten und Reinigen und vom langen Tragen. Eine kurze Pfeife ins Mund, stellt der alte Mann sich nun dat daii verblichene Schild neben der Haustür-· zieht ein großes buntes Schnupftuch aus der Tasche und putzt daran het um. «Muttet,« unterhält et sich do l-ei, ins Jnneee des Hauses sprechend. »ich müßte es erneuern lassen; man lann lamn nach lesen, was daraus steht. Mutter, was meinst du«-! Und aus dem Hause lonnnt die Antwoih »Ach, Vater, pu ' es nur gut ab. Deine Augen tret n schon ein wenig schwach, und die Sonne blendet dich, daß du die Schrift nicht recht lesen lannst.« —- ..Dvch, Mutter-, doch,« det sichekt der Alte, stellt sich vor das Schild und liest: »O. Meintatlz. Ge legenheits - Dichtek.« Siehst du, Mutterl« Dann wird es still. und der alte Mann gebt im Sonnenschein auf und ab, bleibt hier bei den spielenden Kin dern, dort bei den ichwatzenden Frauen und schließlich bei der grauen, behag lich binaeduelten Rose it,ei;en, wenn er nicht Eintöuse nnd Beioranngen zu machen hat. Sobald ater der letzte »Sonnenftradl zu den oberen Stockwer ten und den Dächern binanslriecht, gebt der Alte wieder ins Hans und murmelt im Hineingehen mit einem. Blick auf das Schild: »O. Meinrath Gelenenheitidichterf als ob er sich daran erinnern wolle daß er das sei ! Und dann sitzen die beiden Alten nach dem rasch eingenommenen Adendbrot in der Dämmerung, undj die fleißigen Hände der zarten, was in sich zusammenaeiuntenen Frau rnhen noch immer nicht. Die Rudean stiegen durch den Strickitrnmpf, bisi eine Masche stillt, oder dics es gilt die( Hacke oder eine sonstige lleine Schwie i rialeit zu überwinden und iie nnss i steht, nm Licht anzuziinden Und dann iihen sie bei der Lampe der alte Mann noch immer mit der Pfeife im Mund, es ist schon die dritte oder vierte seit Mittag, ater von der billig- i fien Sorte —- dne wird er sich doch leisten diirsen ——, nnd die Frau noch immer mit den tlavvernden Striche dein. Plödlich schrecken reife zusarmksens und sehen sich stumm an. Dac- Lsöm i mern und Klopfen, das man aus nicht allzu qrosser tintiernuni l·iir7e, bricht« nd. Die Urteilen die jetzt iinrnerl ilererstunden mai-en, arhen nun vom Bau nach Hause Da haben sie alle» alten Häuser jenseits-« rer Straße ab · gerissen, alle Höfe tomnien trea, große« schöne Häuser irerdeu hinaehaut, und hier —— - — Sie nmaen den Gedanlen nicht zu Ende zu denten und noch viel weniaer,s ihm Worte in verleihen, nur die bei den Auaenvaare sagen es einander. Die Hände sinlen setzt der alten Frau in den Samst, und ihr stilles, weißes Gesicht wird noch stiller, ihre Augen seien in weite Ferne, so unbewußt und ziellos. Vor dreihia Jahren roa sie lsier ein, und Hoffnung und Noth, ihre steten Hausqenossen seit den er sten Taaen ihrer tfhe mit demSchrists steiler, sind ihr damals aetreulich hier her gesolit Sie waren ron ihrem Leben unzertrennlich, wie alle die vie len verailbten Manustripte, die da in-. schmalen hölzernen Bort an der Wand ausgestavelt siehen. Jhr Mann will sich von leisem trennen. Er alaubt immer noctx an einen Erfolg, glaubt noch immer an sich und sein Talent. O. sie alautte auch einmal daran, lanae, lanae —- -— s- noch hier —— — in der Erme, wo sie so viele schwere Seusrer und stille Gebete zu Gott hin · ausschickte. wenn ihr Mann eine neue! Arbeit vollendet und sie nach den Este-i dattionen and zu den Verleaern unds aus die Post aetragen hatte, und woJ sie so viele heimliche Tränen vor ihm verberaen mußte, wenn mit unsehlda .rer Sicherheit eine Senduna nach der innderen wieder ins haust lam. Ihr IMann belam aber trohdem immer ein stilles, sreundliches Gesicht von ihr zu sehen, wenn er nach seinen Gängen zu ihr zurückkehrte, und immer sand er zu essen aus dem Tisch, und immer eine fleißig nahende. strickende oder stielende Frau, die mit den Minuten geizte und sich niemals Ruhe gönnte. Einmal, als er siir ein Trauer-Car men von einer recht üppig bewirteten Trauerversamrntung aus einein be nachbarten Vase 10 Mart erhielt, da hatte sie ihm die Backe gestreichelt, und er hätte sie beinahe getuszt, wie in den ersten Tagen ihrer Ehe, als er noch manchmal an anderes als an den som menden Erfolg dachte, und damals hatte er zuerst davon gesprochen, das ild an der haustiir erneuern zu la en. Sie aber hatte behauptet, er miisse einen neuen Rock haben, und das war auch wo l nötig gewesen. « Wieder trasen die tsen Augenpaare sich und wandten sieh voneinander, und der alte Mann strich-seinen Rock glatt. Gewöhnlich gab es nur zwei oder drei Mart siir ein Gedicht, und die Bestellungen liesen so spärlich ein. Gans gewiss. das Schild mu te er neuert werden, es hatte nun chon w Zahre gedient, dann kamen auch mehr undeu· «Mutter. meinst du nicht auehim fragte der alte Mann mit den hellen, heiteren Augen und nahm die talt ewordene Pseise aus dem Mund, um neben sich in die Sosaetle zu stiegen; denn mehr erlaubte sie ihm n t. »Ja, Bater.« bekam er zur Antwort und die alte Frau nahm das Strick zena wieder ur Dand und sah iibers rascht aus, a s er fsen Mel-; denn He W ...— hatte gemeint, er habe davon gespro chen. daß ej wohl Zeit für ihn sei, um zu Bett zu gehen. «Jo, wenn «Banto Söånk rnte für meine Sammlung von elegenhettsi gedtchten 30 Mart Anzahlung mach ten. —- —— —« Er sah erwartungs voll auf seine Frau, nker diese saß da, als ob er nichts Besonderes gesagt hätte. Und das wäre doch wahrschein lich der erste Schritt zunr Erfolg: denn eine Sammlung von Gelegen heitsgedichten, dte hatte sicherlich eine Zutunft. Und wenn er nur erst ent deckt war, dann mußten auch alle Schätze zutage gefördert werden« die da nn der Wand dem Licht des Rud nies entgegendarrten. «Mutter, —«' »Ja, Vater, denn get-« nu man zu Vett." kam es mit dem Kloppern der Windeln still und gleichmitthtg herüber j .Denn qute Nacht, Mutter-. Und Fwenn sie mir km Mark Anzahlnng ; machten s— — —« »Ohne Nacht, Vatek." »Sei auch nicht zu lange mehr flei ßig. Mutter. Die Leute tönnen im mer mal auf ihre Strümpfe warten. Was willst du dich siir sie so nbrats lern?'· Er geht, und sie ftriat weiter. Das Paar muß heute abend noch fertig werden: sie bat vorhin soviel Zeit ver tareu. Sie tsscht die Lampe aus das schlichte Stück bis zur Zehentpise tann sie ebensogut im Dunteln strit ten. Durch einen Spalt in der Tdiir schimmert Licht. Jdr Alter findet sich nicht anders zurecht, troy desVolli niondscheiriö. Er lann sich nicht ans Sparen gewöhnen. Nun erlischt der Lichtschein, und ihre Nadeln tiappern weiter, Plötzlich läßt sie das Strick zeug sinken. aber nur. um es sofort wieder zur Hand zu nehmen, es fein säuberlich zusammenzuwirteln und auf das Fensterbrett zu legen. Und dann legt sie beide Arme darüber und preßt die Stirn darauf, und in tonlosem Schluchzen erbebt ihr Körper. »Er hat es wieder versucht und nun tommt wieder die Entsinnst-trink Und eine neue Furcht aesellt sich zu der alten be lanntent Wird man die Häuser und hisfe diesseits der Straße verschonen. wo jenseits alles ten Anforderungen derÄNeuzeit bat nseietsen nriiifenit4 O, noeti einmal hinaus ins Leben, noch einmal unniehen mit den Trüm mern da an ker Wand, das wiirde sie nicht iiberlelserh nnd sie mai-te doch leben siir ihr altes, loelt und lebens nntundiaes Kind, das in der Kam mer längst schlies und von lsrsola und Ruhm träumte Sie hats das Gesicht n d dresrte die talten· steif gewordenen Fynger an die Stirn. Nun stand sie aus. Den Strumpf wollte sie morgen fertig stricken. Zum erstenmal brachte sie es nicht aus zwei Paar Füßlinae am Tage. Das mußte morgen nach geholt werden: denn heute abend — -—-«-—— Nein, sie lonnte nicht nochmals Licht entzünden das Leben war zu grausam hart. im Dunkeln ertrug es sich leichter. Hoch richtete sie sich aus« strich mit den schmalen, maaeren Hän den die Alvaclaictjiirze glatt, die das adgetragene Kleid fait ganz verdeckte nnd zoo· dann eine tleine goldene Na del aus dem blütenweisien Kraaem ihrem einzigen Schmuck, der das stete Gespiitt der Nachbarn erregte. «Die Vornehme« nannte man sie wegen des schmalen Kraaens und der tleinen Rai del aus ilseen Juaendtagen. Sie schloß eine Schieblade aut, legte die Radel und das Striazeug hinein und let-lass wieder zu. Dann gina sie in die Kammer Draußen im Hase um spielte das Meint-licht das verblichene und abgeputzte Schild wie am Nach mittage, da die Sonne daransgeblist hatte. - Unuitiise Ins-Oh »L- weh! Nu hab Ich mjch verirrt. wenn Imch III-r niemand In dem duftera Wald iiit ern Reiher unstet-U " scheinst-is -«--«4 Stube net .Wo wollen Sie hin. Den Geometet?« « G e o m e t e r : «Gtesszfteme pet sehe-U S· t u d e nt mitleidig-: »Na-, für werden Sie wohl auch nicht viel HevsU