Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 08, 1910, Zweiter Theil, Image 14
OHeimweh Roman von Rheinhold Grimann (11. Fortsetzuan . Es war ihm noch gar nicht ein-ge katlew einen Blick aus das draußen vorn Lohndiener überreichte Kärtchen zu werfen, und verlegen gestand er ·es ein. »O, Sie hintermäldler!« lachte Frau Lizzir. »Wie dann man das Allerrvichtigfte so gleichgültig behan deln! Aber vielleicht ist die Ueber-. raschung jeyt um so erfreulidser. Da —- schauen Sie nach der leiirs Ge zsiillt Ihnen meine Wahl-« Die beiden Flugs-l hatten sich etsen noch einmal geöffnet. und Elfe Mem-« rning war neben ihrer Mutter ausj der Schwelle erschienen· Pol-f hatte sie seit jenem Besuche nicht wiedergesehen; oder er hatte - nicht aufgehört. sich in seinen Gedan: scken rnit ihr zu beschäftigen Der Eindruck, den ihre bestrickende An muth und ihre unkvidersiehliche Lie bensroiirdigleit auf ihn hervorge bracht war vielleicht tiefer gewesen als irgend ein anderer seit seiner Antunft in Deutschland Aber wie deutlich auch irr-mer er ihr Bis-d in seiner Phantasie Dem-ehrt zu haben glaubte —- in die fenr Moment wirtte der Anblick ihrer Schönheit doch wie eine grnz neue Oifmbarung auf ihn ein. Und in sei nem Herzen keimte eine Empfindung unwisigen Bedauerns aus. daß er es »auf die mißbilligenden Becnertungen feines Bruders hin unterlassen hatte, «seinen Besuch im Flenuningfchen Heru fr zu wieder-holen -. , Er näherte sich ihr nicht sogleich-. »aber er wählte seinen Phtz fo, das: et ihren schönen, stolzen Kopf nnd til-re königlicke Gestalt unauggeletzt en Auge behalten konnte. Mit eini qetn Unbehagen sah er, wie Frau Liz zie sie zu Tuirna führte und die bei , den Damen miteinander bekannt mach te. Jn dem Stiinmengefchwirr rings umher konnte er nicht hören, wag sie sprachen; aber er mußte wohl anneh nrstnt daß ihre Unterhaltung sich in den sreundlichsten Formen beweqte Mehrere Minuten lang standen sie ne «deneinnnder, so daß Rolf aleichsam »das-u gezwungen war einen Vergleich zwischen ihnen anzustellen. Und dieser Vergleich siel nicht zu Gunsten seines jungen Weibes aus. Eise Ilemming düntte ihn die Schönere von beiden, nicht nur« ukn ihres junoniichen Wuch ses, ihrer weißen Hautfarke und ihre-· schimmernden Blondhanres willen, sondern vor allem, weil sich ihm in ih rer Mächtigen Erscheinung die ganze Ueberlegetrheit ihrer reinen tat-tast schen Rasse über Tuirnas Mischblut auszustägen schien. Da thaten sich die beiden Schiebes thären zum Speisezitnmer aus« und der Hansherr lud seine Gäste ein« sich zn Tisch zu begeben. Nun durfte stols sich nicht länger zurückhalten, und mit einer tiefen Verbeugung trat er vor Else hin." »Mein gnädiges Fräulein — darf ich bitten?« Eie schien ein wenia überrascht dzfi man gerade ihn Zu ihrem Kavalier ans-ersehen; aber sie legte doch oan Zögern mit einein freundlichen Neigen des Hauptes ihre Hand auf feinen dargebotenen Arm. »So-Oben batte ich das Vergnügen Jhre Frau Gemahlin tennen zu ler , sagte sie anscheinend ganz im iiefangen »Und ich finde, das-, Ihr Brwder noch weit hinter der Wirk lichkeit zurückgeblieben ist, alzs et mirz die Anmuth und Liebenswiirdigteit feiner Schwägerin zu schildern ver sucht-X Rolf war entzückt von dein feinen Istsgefiihh mit dem sie tiefer Wie derbegegnung lvgleich alles Petnliche Fu nehmen verstand. Und nun fiel es auch ihm nicht mehr schmet, den rechten Ton für die Unterhaltung zn finden. j Ob das Saul-en das man ihnen «fekvirt hatte, gut oder schlecht getre ssen war, darüber hätte er bei der Auf hebung der Tafel unmöglich eine Mei f nung abgeben können. Denn er hatteI gegessen und getrunken, ohne auch nur« im ist-anen baran zu achten was er auf des Teller oder ist Glase hat- i ie. Das Milch tnit feiner schönen Tisch-ean holte alle feine Gevan j ten Wieslich in Anspruch genom eng-.- III- die zwei Stunde-. die Ins-its HI- Des-l acht, waren . » sie is III den. l .. « III-II Mut sit M » « — M Ileichgiiltegzen " Äste die ihre Uuige ' -· tät M ihre Un »Aus gute Freundschaft also!« sagte er, indem er seine Lippen auf die weiße, dustige heut ihrer wohlgepsleg ten Rechte drückte. Jch bin sehr gliiels lich. daß Sie inir nicht mehr zürnen.« Sie erwiderte nichts; aber er siihtte den leichten Druck ihrer Finger, und es verlangte ihn nicht nach einer noch deutlicheren Antwort. Aus denr gro ßen Musitsalon, der heute der tanz lustigen Jugend zur Verfügung gr stellt war, ertönten die lockenden Klän ge eines Wahres-. Und ohne zu fra gen, ob es ihr gerieth sei, siihrte er sie dahin. Wenige Paare erst wirbelten til-er Fdaå spiegelt-lernte Parlettx aber die »ganze Gesellschaft drängte bereits lneugierig heran. Und so lonnte es nicht fehlen, daß Rols und Elfe Ill genieine Aufmerksamleit erregten Denn wie er alle andern anwesenden Herren unt ein beträchtliches til-er ragte, so stellte Elses Schönheit selbst hie hiikschesten Gesichter und die bieg tarnsten Gestalten in den Schatten. Und so wie sie aussohem tanzten sie auch. Mit einern Feuer und einerj Andenken die die Bewunderung drei Zuschauer hervorriesen, flogen sie un ernriidlich Brust an Brust dahin, ohne daß ihre Wangen sich höher zu färben und ihre Atheniziige sich zu beschleu nigen schienen. Immer weichen int mer hingebe-der schmiegte Eise sich in den Arm ihres Tänzers. Jhre rosigen Lippen össneten sich leicht. to daß er das weiße Eltenlsein ihrer Zähne zwi schen ihnen aufichirnmern sah. Und ihre großen Augen« die ihn ties und geheimnisvoll dunklen wie die be rückenden Röthielaugen einer Sphinx. leuchteten sinnrerwirrend heiß in die seinen Sie sprachen nicht, bis Eise ihm endlich zuflüsterte: »Genug! Lassen Sie uns aufhö rent« »Aber Sie gewähren niir auch bens nächsten Tanz. nicht wahr?·' rannte er ihr zu, noch ohne see loszulasien »Ich bin ja niemals glücklicher ge wesen als während dieser töstlichen Ænuten.« »Wenn das Jhr Ernst wäre. müß te ich natiirlich nein sagen. Und auchs so ist es vielleicht besser, daß ichs thue. Ihre Gattin könnte sich sonst betla gen.« Ein Blick, der ihrn alles Blut zu Herzen trieb, sagte ihm noch mehr ils ihre Worte. Er zog ihren vollen Arm nnter den seinen und führte sie lang sam durch den Saal. »Nicht den nächsten also! Aber den überniichsten um so gewisser. Ver lassen Sie sich daraus. daß ich rnich rechtzeitig melden werde, ihn einzu sordern.« Andere drängten herzu, und er gab see stei, urn sich nach Tuitnn umzuse hen. Sie saß allein auf einem tleinen Sosa in der Ecke des Saales, und et was peinlich erniichterndes legte sich kei ihrem Anblick aus Noth erregte Sinne. Mit halb nneingestandenem Schuldbetvußtsein forschte er in ibrern dunklen Gesichtchen. Aber eg war sonst sanft unt- freundlich wie immer. Keine Falte eiseriiichtigen Mißtrauens ent stellte ihre glatte Stirn Dreimal noch durfte Rols ari die sem Abend mit Else tanzen. Und im mer berauschender, immer märchenhap ter diinlten ihn die Freuden dieser Nacht. Wie war es nur möglich, daß er fo lange alle diese den Sinn-en schmei clselnden nnd das Blut erbitzenden Ge- ; nüsse hatte entbehren können, ohne sichl darüber unglücklich zu fühlen! Was« trat die balfarnische Luft der san-wasch nifchen Sternennächte gegen die üppi ge, von hundert Wohlgerilchen durch-l sättigie Atmosphäre viesek peichtigeu,! ltaghell erleuchteten Räume! Was wa-’ sren die naiv-anmuthigen Tänze der blumengeschmückten braunen Mädchen, denen er mit Tuima und ihren Ange -hörigen manchmal stundenlang ohne Ermüdung zugesehen, gegen ttes sinn ,rerwirrende Dsahinkvirbeln Tchlantek, fgeschmetdiger Gestalten in duftig leich ten oder farbenfatten, feidentnifterns den Totlettent Wie weltentveit lagen jene kindlichen Zerstreuungen jetzt bin »ter ihm. Und wie mitleidsmärdig gdiinlte ihm ein Leben, das er tn un begreiflicher Stumpflfeeit so lange hat te führen lönnenl Ein Glück flirrt-echt, daß er sich noch jjung genug fühlte, das Verlänmte nachzuholen und in vollen Zügen den Gelder der Luft zu leeren, der silr ihn noch kein Malen abgestandener Trank geworden war wie site vle meisten feiner blasirten europssschtn Unrege «anfen. Noch glühte tn feinen Adern , des Blut lø heiß wie in denen des le ben-duer Ists-singt Noch Wie drei stolze Lesgeftibl unge swnisit sei-se Meers-. ou fes seine Schuld, daß die-se Eli-ils sich zur lodernden Flamme entzikndele an dir Schönheit des Weibes. das ein Urannisvoller Zufall ilxni gerade während dieses erflen Rausches in den Weg siihren mußte? Noch freilich war er selber sich kaum eines fiindigen Wunsches bewußt, noch hatte er mit feinem verbrecheeis schen Gedanlen seinem Weil-e die Treue gebrochen Ohne sich Rechen schaft zu geben iilser die Quelle die ses jauchzenden Glücks-gestille ließ er sich von dem Wirbel der Las-i dahin iragen wie von einer wiegenden schmeickeelnden Fluten Und er genoß den köstlichen Augenblick, unbekiink merl um das, was die nächste Stunde bringen konnte. Wirt-erholt sclkon hatte Eise er liiiri, daß sie an den Ruft-euch den len müsse, und immer wieder hatte sie sich durch seine Bitten bewegen las ien, ihn noch zu verschieben Endlieil eber blieb sie fest. «Sehen Sie denn nicht. iuß wir sasi schon die lenken sind-s« sagte sie, als er sie wieder nach eineni feuri aen Walzek ilspiende n Herzens zu ihrem Stuhl siiljrie »Es war ein schöner Abend Einn al aber muß«er doch zu Ende geben. llnd da lomnii auch schon die Man-J mich zu holen.'· Aber ich sage Ihnen nicht Adieu, Fräulein Else", sliiisekte er innig, sondern auf Wiederielyn - — aus bal diaes Wiedersehen nicht wahr-P« Mit einem süßen. fis-innern rrender Lächeln sah sie iim an. « Wenn der Zufall es io iiigi, Herr Jlrlner — ich werde ihsn diium nich-i zurnerizf Dann tam ibre Mutter wirllich," und sie reichte ji«-in zum Abschied di Himd, diesmal mit einem noch wär » nieren Druck als vorhin. Jn denif Augenblick. da sie fich zum Gehen gei trendet, fah Noli neben ihrem Stuth eine von den Rosen, die sie am Buer getragen auf dem Fuße-den liegen. Er bit-te sich hastig, fie aufzuheben und ließ sie in feine Bkuittsiiche glei ten. Gleich darauf iubr er erschrocken zusammen; denn unmittelbar hinter ihm erklang Tuimss weiche Stimme: »Ich glaube. es ist allgemeiner Auf druch. Rotf! Meinst Du nicht. daß es auch fiir uns nun an der Zeit ist« zu geben«-w « «S-ie hat nichts geiehen«, dacht-. er mit einein Gefühl der Erleichterung, »denn soweit reicht ihre Weihwass tunft nicht.« Aber die tössliche Stimmung, von der er sich noch eben fp begjiickt ge kühlt hatte, war wie unter der Ve rüheung eines rauhen, erlältenden Hauches zerftorben· Und er hatte Mühe, den Verdruß iiber die Ers niietterung vor feiner jungen Frau zu verbergen. Stumm reichte er ihr den Arm. Und stumm fafk er fünf Minuten später neben ihr ins Wagen, tief in die Polfter zurückgelebnt und unver wandt auf das Fenster starrend ob wohl die gefrorene Scheibe nicht den mindesten Ausblick gestattetr. 14.Kapiie!. » In dein einfachsten schwarzen Klei ! de, das ihre Gardeeobe auszuweifenj hatte, und bis zur Unienntlichteit ver schleiert, war Frau Flemrninq die un kequenier und fehniutzigen Treppeni zur Wohnung des ehemaligen Bureauij vorsiehetg emporgestiegen Schwer athmend war sie eine Weile stehen geN blieben. ehe sie sich entfchloß. die Glocke zu ziehen; denn der Gang, den sie d.i unternommen, trat doch ohne allen Zweifel der sauer-sie ihres ganzen Le bens. Längee aber hatte sie ihn nicht mehr hinan-schieben dürfen, denn die Itisi, vie ihr haetwig Langhammer bewilligt, lief mit dem heutigen Tage ah, und all ihr Zaudern und Kopfzets brechen hatte zu keinem andern Ergeb niß geführt. als daß sie ihm die ge fährlichen Papiere ablaufen müsse um jeden Preis w»Sie hatte gewünfcht. daß ihre Toch ter sie begleitete Aber Elfei tindliche Liebe ging nicht so weit, daß sie ohne Bedenten zu einem derartigen Opfer heeeit gewesen wäre. »Ich werde Die in dieser wider lwiittigen Angelegenheit gern behilf vlich sein« Monta, foweit ej geschehen »wun, ohne daß ich mich selbst bloß zafiellen brauche. Aber daß ich mich auch on Deinen Verhandlungen mi! jene-n faubeten Deren betixilsgh kannst Du nicht wohl von mit ver langen Und Du verstehst Dich auf dergleichen ja ohne Zweifel desiet als ich.' Auf diefe entschiedene Etllärung hin halte Frau Flemming es nicht erst mit weiterem Zureden versucht und hatte sich, als ein längeres Zö gern unmöglich schien, schweren Her zens-l auf ihren vornen-sollen Weg bes geben. Eine deeblnochige. nachläfsig geklei dete Frau, deren aufgesteeifte Art-del und trekirokhe Arme erkennen ließen, daß sie eben vom Waschtrog karn, öff nete ihr die Thür und wies sie nach dem Zimmer khrei Weil-et Eine sä,lechte, nmssiqe Lqu — der Geruch »der Armuth, erfüllte vie ganze Woh nung und steigerte daj Unhehogen der vornehmen Vesucherin bis zu wirkli chem Get. Sie mußte ihre ganze Willenstraft zusammennehmen um an die ihr bezeichnete Thiir zu tlopfen und auf das heisere «herein!« das ihr non drinnen zurücktqm, die Schwelle zu überschreiten Düritig und armieiig genug war es auch in dem schmalen Stäbchen des Bureanoorftehergsx aber es herrschte da drinnen doch wenigstens eine peiniiche Sauberteit nnd Ordnung, die wahr scheinlich mehr auf den Bewohner ietbst ais auf die schmutzig ansteckende Frau mi: den rotten Armen zurückzu-· Führen war. Höfiiitx hatte sich Hortrviii Longs nimmer beim Eintritt der Wittwe von feinem Stuf-l erhoben, und ge miß wär-It er sie initkirtigeu Worten eingeladen haben, sich niederzulassen,A wenn ihn nicht eten wieder einer feis ner gnritigen HustenaniäPe ntn Reden gehindert hätte. Ats er wie-der zu Atti-ern inm, saß Frau Flemtning ickxon am Tit-te nnd sagte in jenem hochmiithig kurzen, fast befehlenden Tone. der ji«-r Ili- der zweckdienlichfte iiir die bevorstekxnden Verhandlun gen erichienx Obwohl ek- eine Zeitlang meine Absicht war Ihrem Anerbieten nicht näherzutretem halt ich mich nun doch entschlossen die an·."sel)l uten Dolu mente einer Prüfung zu unterziehen Zind Sie bereit, sie.n-.ir vorzule sen-» Er öffnete den einzigen im Zimmer befindlichen sorgfältig verschlossenen Schrank und entnahm ibm eine an scheinend noch ganz neue Kniettr. »Sie sehen, daß ich fie siehet ver wahrt habe. Frau Flemmingi Es iit mir bei meiner jetzigen Armuth schwer genug geworden mich zum Kauf vie ier theuren Schatnlle zue entschließen. Aber ich bin nun doch wenigstens ge roiß daß fie teinOsm unberufenen Auge zugänglich find.« Sie hielt es niitt iiir nothwendig iinn zu antworte-Kund als Hartwig Lang animer das von feinen timhiillungen teireite Attensaseitel vor sie dinlegte, dfinete sie es ohne jede Hast, vie wenn sie gar nicht besonders neuzierig sei ieinen Jntsalt lennen zu lernen Sie iah daß ihre Hand zitterte: nlcer mit einer energischen Anspannung ihres starken Willens bezwang sie auch diese verrätherische Schwäche und begann zu lesen. Der ehensalioe Bette-in - Vorsteher hatte sich ihr gegenüber niedergelassen Nicht fiir den Bruchtbeil einer Sekun de wandte er seinen Blick von ihrem Gesicht, und seine blullosen, abgezehr ten danke waren dem lostbaren Al tenbeit immer ganz nat-e, wie wenn sie daran vorbereitet seien, sich seiner init rasckem Griff wieder bemächtigen zu müssen. Frau Flenttnina aber war mit ih rer Prüfung eigentlich schon zu Ende, nachdem sie das erste der eingehefteten Doturnrnte gelesen. Denn hier batte sie das Original bei zwischen Bern » hard Lornsen und ihrem Gatten abge schstofsenen Vertrages vor frei-, dessen Fassung nicht den geringsten Zweifel zuließ, daß Lornien niemals daran gedacht hatte, sich seiner Rechte auf jene beiden Guano - Inseln zu ent äußern. Es hätte der nbtariellen Be glaubigung nicht bedurft, un- sie von der Echthit des inbaltöfchtveren Schriftstiickeg zu überzeugen. Und wenn sie sich jetzt den Anschein gab. als ob sie auch vie folgenden, zunieift aus Briefen ihres Mannes bestehen Jden Papiere noch mit derselben Auf merksamletLdstrchläsr. so war das itoum etwas Mo als eine Komö ;die, dazu bestimmt. den andern über i ihren wahren. nocharadig erregten See Ilenzustand zu täuschen. i Hariwia Lanqhamnser unterbrach isie während ihrer Lettiire mit teinem ’Wori. Und auch als sie end-lieb bei der lenien Seite angelangt war· war tete er geduldig darauf, daß sie pass Schweigen brechen würde. Es träte ihr lieber tretoeien wenn er sie durch eine Bewertung oder eine Frage dieser Notwendigkeit überho ben hätte. Da er aber keharrlich siunrnr Blieb, sagte sie mit aller Ge lassenheih die sie in den Klang ihrer Stirn-ne zu legen vermochte: »Ich lann Jhnen nur wiederholen, baß ich diese angeblichen Dolumente durchweg fiir dreitte Fällchungen hal te, und d-: ß ich es anen mit voller Seelenruhe überlassen wurde, davon jeden beliebigen Gebrauch zu machen, wenn es mir nicht zuwider ware, den Namen meines verstorbenen Gatten vor der Oeffentlichteit zugleich mit dem dieses betrügeriichen Selbst-nör »dees genannt zu sehen. Deshalb al lein wiirre ich inich vielleicht bereit finden lassen, Ihnen die Papiere iiir eine mäßige Summe abeuiaufen Nennen Sie mir allo Ihren äußersten Preis-' ,Jch nannte ihn lchon bei unserer etften Besprechung, Frau Fleniniingl Und ich werde nicht von meiner For tbiqu abgeben, nicht urn einen Pfen Il s- . »Hier bat ist ia närrisch. Und. sie holten nnd auch allein Weile-Iris nach siir viel reicher, als ich es in Wirklichkeit din. Fünsziatausend Mart — das wäre ja ein ganzes Vermö gen.« »Es ist nur der zwanzigste Theil einer Million, verehrte Frau! Und ich bin sicher. daß mancher andere an meiner Stelle viel mehr fordern iviirde." Die Festigleit, mit der er aus sei nem Verlangen beharrte, stimmte die Hoffnungen der Wittwe immer mehr herab. Aber sie gab den Kampf noch nicht auf, sondern versuchte, diesen schrecklichen Menschen mit dem faltig gen Pergamentgesicht und den steten loien, gleichsam verlöschenden Augen auf eine andere Weise ·heizntom-nren. »Sie handeln gegen Jhren eigenen Vortheil, Herr Langhanimer. wenn Sie aus einer so ganz uneriiillbaren Forderung bestehen«. sagte sie in ei nem wesentlich srenndlicheren Tone. »Und ich thue wahrlich schon mehr. als : ich verantworten tann, wenn ich mich bereit ertliire, Ihnen den Schaden zu ersenem den Sie durch die verlier-he rische Handlungsireise dieses elenden Dallwig erlitten. Das Mitleid mit Jhrer allem Anschein nach wirklich sehr traurigen Lage hat dabei an knei ner Entschließung einen viel größeren Aniheil als die Furcht ovr einem Standal oder vor den Ansprüchen der Lornieschen Erben« Hartwig Lanahammers Lippen :-er zoaen sich ein Eva-nig; aber es war un gewiß. ob diese seltsame Grimasse ettksn ein Lächeln darstellen solle. »Mitleid?« wiederholte er. »Ver zeihen Sie, Frau Flemmina —- aber! ich bin denn doch zu alt geworden und ’ hat-e zu viel erlebt. um noch an das Mitleid der Menschen zu glauben-« »Sie sind durch tritt-e Erfahrungen verbittert, das verstehe ich recht gut. Und Ihre Thätigteit bei dem Doktor Dallwia war wohl auch nicht die rech te Schule. um Sie an die Güte nnd llrseigenniitziateit der Menschen glatt-( ben zu lehren.« Der Bureauvorsieher schüttelte der-! Kaps. s lzortfetzung folgt) s Deutchlands Niedergang durch Krebsefsen Eine liebliche Blüthe des Deutschen hasfeo hat die Rigaer «Diinazeitung« in einer Tagesplauderei entdectt, die here A. Stolhpin, der Bruder des rusfifchen Ministerpriiftdenten, in dem panflaoistischen Zentralorgan, des »Wenn-je Wremja", zum besten gibt. Ueber feine Erfahrungen in Deutsch land läßt er sich also aus: Deutschland sei nicht nur gewach sen. sondern wachfe alljährlich. und es sei tein Ende dieser Entwicklung auf gefreichter Kräfte abzusehen. Jedoch in diesem Wachstum müsse- man die äußere und innere Seite unterscheiden. Es seien dies zwei feindliche Prinzi pien· und irgend einmal würde die äußere physische Größe Deutschlands den inneren und kostbaren Gehalt die fes Voltes erdrücken und verderben, wenn es sich nicht beizeiten zu besinnen und von dem Zauber des sinnlichen Prinzip-i zu befreien verstehe. »Es ist kein Zweifel," so erklärt Herr Stolh Fin, «die deutsche Wissenschaft lebt, Philosophie undPoefie leben« die deut sche ehrliche und energische Arbeit lebt, die deutsche Ehrlichkeit lebt,- aber es stirbt die deutsche Enthaltfamteit. Der Wald von Fabritschornsteinen in den Fabritftädten, der Wald von Schiffs masten in den Seeftiidten, die groß artigenGebäude und die iheuren Denk mäler --— alles das zeugt natürlich von Kraft, jedoch den unmittelbaren Eindruck der niedrigen Seite derKraft empfing ich durch eine viel alltäglichen Sache « durch einen vorübergehenden Besuch in einem Berliner Restaurant. Niemals habe ich soviel Saus-en sct-iisseln gesehen, soviel Teller mit Ilredsfuppr. iouiel Schüsseln mit tuebåschalen Es war gerade Krebs iag im Restaurant. Ich weiß nicht« wieviel Menschen dort waren, aber es lag etwas Verbliissendes iiber dein Ganzen: es schien, als ob exact-Deutsch land Kreble esse, die aus aller Welt zutammengetragen und an einein Tas ge gelacht worden waren. Und es ist schwer wiederzugeben weshalb, aber in diesem Bilde lag etwas Hößlichec und Beöngitigendeo, etwas wie Ge walt. Der allgemeine Ton der etwas überliitterten hübschen Menschen« das gleichzeitige Kauen der ftarten Kiefern und die Bewegung der angespannten Schlösenmuoteln, das Ueberwiegen Ivon groben, nicht durchgeistigten Zit .gen unter den Frauen wirltewie ein Anzeichen iiir groben und drutaten Verfall, Unwillliirlich müßten einem die Gelchichten von dem Sinken der Sittlichleit im heer einfallen, von den geheimen Laster-n Berliner Aleinbiirs gerinnen, von der Leidenschast gelang weilter deutscher Meisalinen zu im portierten Kamerunnegern. Das nächtliche Urlin ist mir ganz unbe kannt, aber man sagt. daß es in seinen Orgten Paris und London ilbertriite. Und nun schien ei, als ob diese an än dige, kaum gesättigie Menge am age ist« in der Nacht aber stumpfstnntg dem Laster huldigt. Jn being aus die Mehrzahl der An wesenden war das natürth ein sal icher Eindruck, eine einfache Remu überreizung jedoch hervorgerufen sdurch diewakjre Thaisache, daß ej zwei Deutschland gibt, von denen das eine geistig lebt- das andere nur-körperlich Die ganze pangermanische Bewegung, der ganze Aufschwung des deutschen Milikarismus, in Kleinigkeiten — Ausfälle in der Art derDaumiilleriade das alles ist die sehr-ruhige Kehrfeiie der philosophischen Heimat Kaufs. Uebersätiigung gebieri Setbfivers trauen, Selbstgefiihl sonffliert dern Faustrecht feine Rechtfertigung ernie drigi aber die geistige Lebensfähigieir der Alten« An dem Tage, wo Herr Sidlypin diese Krebestudien gemacht hat, be merkt die ,.Düna-3eitung« hierzu, naß es wohl sehr heiß gewesen sein. Wir würden ihm übrigens empfehlen. sich das Leben und Treiben in den Re staurants und Chautantö während der Nifhnier Messe anzusehen, vielleicht stimmt ihn dann ein Vergleich milder gegen die trebsessenden Deutschen. Nasenbtnten. Nasenbluten entsteht dadurch, daß ein oder mehrere tleine Blutgesäsze der Nasenschleimhaut verletzt werden, etwa sdurch zu starte Blutsiillung blasen Es .ist an sich nichts Böses wird aber ost idurch eine salsche Behandlung ver schlimmert. Zum Beispiel ist es schäd ’lich, sich beim Nasenbluten nach vorn Izu beugen, tröstig zu schnauben oder taltes Wasser in die Nase hochzustehen denn dadurch kann die Blutung noch stärker werden. Es kommt vielmehr daraus an die lleineGesiiszwunde durch das sich selbst bildende Blutgerinnsel verstopsen zu lassen, damit sie unter dem Schors verheilen tan . Dazu ist es vor allem nothwendig, cZenttzlutdruit in der Nase, das heißt die Kraft, mit der das Blut durch die Nasenadern fließt und gegen ihre Wände drückt, möglichst zu verringern; er ist unter den Umständen bei denen eine Nasen blutung erfolgt, gewöhnlich erhöht und verhindert die Bildung eines verstop senden Gerinnsels. Zunächst ist eine die Brust und den Hals beengende Kleidung zu lockern oder besser ganz abzulegen, zumal steise oder enge Kragen, denn durch deren Einschniirung wird das aus dem Kops in den Halsadern zuriiaslieszende Blut gestaut und insolge dessen der Blut druet im Kops erhöht. Wie sehr das der Fall ist, mertt man erst recht bei einein gelegentlichen Nasenbluten. Ferner must man auch Erschiitterungen ber meiden, sich ruhig und bequem aufrecht hintetzem den Nops ungezwungen ans recht halten und dazu ruhig, regel mäßig und ties athmen. Auch die innere seelische Erregung muß man bemeii stern. zum Beispiel nicht daran denken, wie lange es wohl noch bluten wird. Das Biut läßt man einsach in ein ohne Drurt unter die Nase gehaltenes Gesäsz oder Tuch laufen. Die genannten Maßregeln erleichtern alle den Blut lreislaus und ermöglichen in den mei sten Fällen ein baldiges Berschorsen der Wunde. th die Blntuna ftiirler, dann hilft gewöhnlich überraichend schnell ein ftiirleres Mittel, das Anlegen von kalt feuchten Tüchern auf den Nacken. Diese Tücher müssen immer wieder oon neuem durch Gintauchen in talteg Waf fer abgelühlt werden. Sollte auch dies nicht helfen, innn man das Blut mag lichft dadurch in die Beine ableiten, daß nmn die Füße in ein Gefäß niit heißem Wasser, etwa von 100 Grad, hineinftellt. Erft als außerftes Mittel loinmt die Ausftopfung der Nase durch einen Walte- oder besser Gazepfropf in Be tracht Es ift fchwer, diesen Pfropf gerade passend auf die Wunde zu bringen« zumal· wenn fie tief in der Nasenhöhle liegt. Deshalb ift die Aus ftopfung fiir den Laien ziemlich fchwer, oft fogar unmöglich. Der Pfropf foll länglich nnd v-n Fingerdicke fein; man muß ihn, wohlgemeelt« init reinen ( ingern falten oder drehen, dann vor chtig in die Nafe tief hinein fchieben und feft gegen die Wunde drücken. Schließlich preßt nian den Nasenfliigel von außen dagegen. Der feftgellebte Pfropf muß später nach 10 bis 24 Stunden feist vorsichtig geldft werden, « nachdem er vorher durchfeuchtei wor den ift denn fonft reißt er den Schoef von der Wunde wieder ab und dno Blut fließt aufs neue. Wie gefagt werden fiir gewöhnlich die zuerst gefchilderten Maßnahmen vollan genügen; bei ftiitteren Blutuns gen aber ift es fchon besser. einen Arzt holen zu lassen. Ebean ifi es ratnfarn, bei wiederholtem Rosendluien den Arzt seufze-fachen denn dann liegt gewöhn lich eine unregelmäßigieit des Mir verI ooe, die rechtzeitig befeitigt wer den muß. —,——- --—-, Die TeurungsiiichensNezepte griins den sich aus die völlig richtige Annah me, daß zehn Personen nicht mehr als ein Pfund Nindsieisch verzehren,;wenn nicht mehr als ein Psund aus den Tisch kommt O « I NuhetagsLign nennt sich in New Yort eine Vereinigung, deren Zweck es ist. siir einen tviichentlichen Ruheing Propaganda zu machen. Jst denn dee Blaue Montag ganz aus der Mode geistnnreni i I I Wer sich seinen einden zeigt. « - wähnt sich an ihren Endlich Je