Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 08, 1910, Zweiter Theil, Image 12

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    THIS-presse von Georq Unsich
R wegen idrej Talente-s und ihrer
Mit gefeierte Schauspielerin
ein Berti hatte in dem neuen
, Reh dessen Ausführung man vor
z! Mete, die führende Rolle zu spielen.
1 III sie eines Morgens in ihrer
Its-lang mit dem Studium beschäf
- List war und gerade den Cha, die
Liedetszene des zweiten Ame durch
IM, trachte es ihr zu Häuptern Und
ein zweites Mal!
Eticheeckt uns-: entrüstet zugleich,
ßarrte sie zur Decke hinauf.
Und wieder! Jetzt holte sie die Wir
tth Herein und kaum hatte diese das
Zimmer betreten, als oben abermals
ein furchtbares Gepelter laut wurde
«Dos wird ja lebensgefährlich!«
schrie das Fräulein. »Gehen Sie doch
hinauf und verhüten Sie sich diesen
Unfng«
Und die Wirtyin ging hinauf und
lehrte erst nach geraumer Zeit zurück·
Inzwischen war es oben aber auch
miiuschensjill geworden
«Es ist der neue möblirte Herr der
Kanzleiräthin der erst gestern einge
zogen ist«, berichtete sie. »Ein Ameri
taner· Er treibt Zimmergnmnastil.«
»Und dabei stürzt fast die Decke
eini«
, »Er hat versprochen daß es nicht
wieder vorkommen soll und läßt Sie
auch vielmals um Entschuldigung bit
ten.«
Die Kunstlerin war zufriedengestellt
und wandte sich wieder ihrer Rolle zu.
Als sie nach einer Stunde ausgeh
fertig vorm Spiegel stand, um sich nach
einer leyten Musterung zur Probe ins
Theater zu begeben. dachte sie schon
nicht mehr an die Störung von vor
hin.
Da llingelte es draußen und gleich
daraus iiherbrachte die Wirthin eine
Visitentarte.
Professor Element Jasper, las die
Schauspielerin »Ja, mag will der
Herr Professor denn von mir? Sagen
Sie ihm. ich bedauerte, ich hätte teine
Zeit-«
.Es ist der Amerikaner von oben.
Er wird sich wohl nur mit ein paar
Worten persönlich entschuldäaen wol
lu.
»Nun gut, ich lasse bitten«
Es war ein elegant getieideter Herr,
Mitte der Dreißig, der mit einer welt
scnrrischen Verbeugung näher trat.
J- gehrochenem Deutsch bat er höf
lich urn Verzeihung daß er Anlaß zur
seschtverhe gegeben. Er habe ganz ver
gesen gehabt, idaß er sich nicht mehr
in seiner früheren Wohnung befande.
Dort habe unter ihm ein alter Herr
gewohnt, der stoettaub gewesen sei und
auch vorn lautesten Geräusch nichts ge
Hrt habe. Weil ihm nun nichts pein
licher sei, als Nachbarn lästig zu fal
len. so möge das Fräulein nur gütigst
Wem wann er üben dürfe. er
würde sich streng danach richten.
»Aber miissen Sie denn durchaus in
dieser istrnenden Weise Ihre Gyrnna
Its betreiben?« fragte sie. »Wenn das
jeder in einem Wirthshause thun wall
te —- toäre es darin noch auszuhal
ienlk
uSie haben recht«, entgegnete er be« I
scheiden. »mein Benehmen muß befrem- i
den. Sie wissen ja nicht, was mich da- !
Zu beranlaßt.« Und seine Stimmes
dämpfendt «Jin Vertrauen »- es ists
g«e keine Zimmergnmnasiik, die ichi
treibe Es ist die Erprobung einer n1 k
turwissenschafilichen Erkenntniß durch
das Mittel eines neuen Sport-I
»Ich verstehe Sie nicht«
»Dann gestatten Sie mir einige Er
läuterungen Jch bin Naturwissen
schaftler auf einjährigen Urlaub zu
Stubienzwecken in Europa und bin
dabei, zu lösen ein großes Problem I
Es ifi wichtig für jedermann, siir alle
Menschen« Es betrifft rasche Fortbe
Ipeosnd« «
«Ih, Sie wolle wohl eine neues
Jlssssschine ersinden?" rieth die’
Lüsstktin scharfsinnig. Aber der Be
tspchet schiittelte den Kopf.
«HMaschine-i erfinben heute schon
lieise Kinderc weinte er wegwerfend.
- O will auch nicht nur erfinderi, ich
Dis beweisen wissenschaftlich, will al
« teil Jeribum alte Gewohnheit beiärn
- Un, anstoiienf
« W ais fie ibn nun eesi recht ver
» Ists-ists anst, fuhr er mit zuneh
;" Inder Abbofiisieit fort: »Sie gehen,
- »U· einige Mist-ten lasen ich Ih
sss M scheuten«
«Oeis« verbeseeteet et. Jeb wollte
III- UZ III- Mi JW FULL-!
us steinern
I j- W- MiiCie sie ver
«s Äst- H M auf den
sich wieder!«
sek- tsith aber
»Es-W Herstenfchsoll
, MMIW Bei
M Msichi zu
WDI Wie-Z
spie-» Zur-« temp- Z
hunderttausend Jahren· So hat er
gesprungen!«
Und der Gelehrte Mann machte ei
nen bestienshaften Sprung. Der Fuß
boden dröhnte, die Rippes auf dein
Fantasieschrant tanzten durcheinander
und von der Wand löste sich ein japa:
nifcher Fächer und fiel herab-.
»Um des Himmels willen!'« entieIte
sich die Künftterin Der Amerihner
aber wandte sich noch der Wirthin um,
die ängstlich den Kopf zur Thiir her
einsteckte.
»Ist nichts-! sprach er gelassen;
»Was ist zu bezahlen, bezahl« ich.«
Und eine Handberoegung bedeutete
der Frau, sich wieder zurückzuziehen«
»Unter keinen Umständen dulde ichJ
daß Sie bier noch einmal einen solchenl
Sprung ausführen!« wies ihn die(
Schauspielerin nachdriickiich zurecht.
»So etwas übt man im Freien und
nicht im Zimmer.«
I »Enischuldigen Sie«, antwortete der
Professor. »eg iollte nur eine tteine
Demonstration sein« Jch springe noch
iweiten viel weiter nnd höher. Jch
Imuß dazu aber meinen Sehnen- und
iMuskelipannapparat anlegen. Die
Wein-sehnen und Muskeln des Men
schen haben sich an die heutige natur
widrige Art der Fortbewegung durch
Gehen so gewöhnt, daß sie erschlafft
find. Mein Apparat hilft den natiir
lichen Zustand allmähiich wieder her
stellen. Wie — das ist vorläufig mein
Geheimnis, und weil szheraugen
sind überall, muß ich die Erfindung
noch halten verborgen. Haben Sie
mich verstanden?«
»Ich glaube«, sagte das Fräulein.
»Aber wird es nicht sehr possirlich
aussehen, wenn wir alle hüpfen, an
statt zu gehen?«
..Es wird werden so selbstverständ
lich, daß uns das Gehen wird sein
pelsitlich—«
»Hm —« die Schauspielerin hätte
noch manches einzuwenden gehabt, aber
sie mußte fort.
»Es war mir sehr interessant, Herr
Professor', erklärte sie, »aber zu mei
nem Bedauern tnna ich nicht länger
zuhören, sonst komme ich zu spät zur
Probe und werde in Strafe genom
men.« Sie reichte ihm die Dank-.
«Also ich hoffe auf eine friedliche. ru
hige Rschbstichsst·«
Er schlug ein. «Well! Und Sie
theilen mir mit, wann ich nicht stsre
und üben dars?«
Sie versprach es lachend und er em
pfahl sich
.Einen kleinen Spkeen hat er sicher«,
dachte sie, »aber dasiir ist er Amerika
ner.«
Und als sie von der Probe nach
Hause kam nnd aus dem Tisch ein rei
zendes Blitmenarrangement vorfand,
war ihre Meinung: Ein Ameritanee
nnd ein Kupaliert
Ein Billet steckte zwischen den Blu
men.
Es enthielt nur eine Zeile, aber die
war riithselhast genug.
.Die3 Andenken geb’ ich. ein An
denken nehm’ ichs«
Das Fräulein oerfiirbte sich. Es
zog sie förmlich zu dem Phantasie
schrank.
Und pliiflich vernahm die Wirthin
einen dramatischen Schrei. Er klang
zu echt, um bloße Konsiiibung zu sein
nnd so eilte sie in das Zimmer ihrer
Mietherin H
Die stand leichenbiasz vor dem ge--r
össnesen Schrank und konnte nur noch
in Schluchziönen stammeln: »Mein
Schmucks Mein Schmuck! Gestohlenk
Der Amerikaner!«
»Er war vor einer Stunde biet und
brachte das Buiett.«
»Und Sie baden ihn allein gelas
sen?«
»Nein. Und doch!« Die Wirthin
besann sich. .Es tiingelte —- ein Herr
war draußen und erkundigte sich, ob
; im hause irgendwer, er nannte einen
» mir unbekannten Namen, wohne oder
gewohnt hätte-'
«Sein helsersbeLser!« stöhnte das
Fräulein.
Und sie meinte den mensckflpeitibp
glückenden Professor, nngeibnn mit
seinem Sehnens und Muskelspunnops
parat, davon-springen zu sehen, in
stoschortigen Sähern bis er in weiter
Ferne verschwand
Und er war und blieb verschwun
den· s
Die satfeelie me- Ite Ieise-fesse·
Wie die Kaiserin zur Frauenfrage
steht, hat niemand treffender und zu
gleich drastischer ausgesprochen als
der Kaiser selbst. Es wird erzählt,
daß Kaiser Wilhelm aus der Nord
landeeise sich mit einer Amerilanerin
unterhalten habe, die das Gesprä
schließlich aus die Bestrebungen der
modernen Frauen-ev brachte· Be
redt wußte sie den Gegenstand von
her einen und andern Seite zu be
leuchten. Der Kaiser hörte ruhig zu,
und als sie geendet hatte, nidte er
mit dem Raps und sagte lächelnd
«J(h fühle mich am wohlsten bei der
Lösung« die meine Frau in der
Ieise-frage getroffen hat. Die hält
ei nein-lieh mit den drei Es Küche,
Hinder, sieche.«
-----.--.-- WA-.--.-—.-.· . ------,-..--.
An der Tote d’ ’lzura.
Von Karl Engen Schmivt, Paris.
In Marseille sänat die Tote d’Azur
an. um dann im weiten Bogen bis
ties hinunter an die italienische Küste
dsem ligurischen Meere zu folgen.
Vor Marseille westlich ist Das Meer
zwar auch blau, und auch dort lsnnte
von Azur die Rede sein; eine rechte
Cote giebt es aber da nicht, sondern
das Rhonedelta bat eine weite sum
’-Psi·qe Riederuna geschossen, die oben
drein nicht gegen die Nordwinde ge
schüht ist. Die Cote d’A3ur aus der
französischen wie ans der italienischen
ESeite erfreut sich nicht nur des
blauen Meeres sondern sie besiit zu
gleich eine großartige Gebirgsland
schnit. Eben diese Gebirge welche itn
Bogen die nach Süden offenen kleinen
Meerbusen und Buchten umschlieszen
und nur den warmen Lüsten des Mit
tags Zutritt gestatten, geben diesem
Landstrich sein beneidenswerthes Kli
nia, das selbst im sitt-liebsten Spanien
und Italien. ja soaar in Rotdasrila
kaum seines Gleichen bat. Worin die
Cote d'leur aber einzig und under-i
gleichlich ist, das ist die wunderbare
Herrlichleit seiner Bergesgipfel. Thä
ler, Vorgebirge und Klippen. Egnps
ten. das sa als Winterausenthalt im
mer mehr in Mode kommt, ist eine
langweilige flache Ebene. und wenn
nicht die Reste der alten eghptischen
und die Dentmäler der arabischen
Kultur das höchste Interesse erweckten,
würde man sich in Kairo nach acht
Tagen zu Tode langweilen An der
Eote d’Azur aber tdnnte man sehr
wohl Jahr um Jahr seinen Winter
verbringen und im Gebirge wie am
Meer immer neue Freuden finden.
Wie Sie sehen. denke ich dabei gar
nicht an vie Freuden, von denen am
meisten die Rede ist, sobald die Ri
viera erwähnt wird. Die Leute, wel
che die Pferderennen, das Glücksfpiei
und den Carneval nöthig haben, um
sich zu amiisiren, kommen zwar auch
auf ihre Rechnung, aber es ist ganz
falsch, zu glauben, daß die Rioiera
nur für solche Käuze geschaffen fei.
Und da muß ich meinen Jerthum
bekennen: Ich habe bisher eine ganz
falsche Vorstellung von der Riviera
gehabt. In einem der Tartarinbü
cher Daudets ersindet ein Lügner aus
ter Provence ein Snnditat von betei
besiderm welches die Schweiz ausbeu
tet und zur Nellame Abftiirze, Gem
sen, Gletscher, Wasserfälle usw. künst
lich herstellt und in den Zeitungen
rühmen lässt. Die gewaltige Retlame,
die für Cote d«Azur gemacht wird.
ließ mich an etwas ähnliches glauben.
Den bunten Plataten, worauf man
wedelnde Palmen und blühende Ro
sen, Damen in hellen Sommertleidern
mit Sonnenschirmen, ein blaues Meer
und grüne Gärten sieht, schenkte ich
nicht den geringsten Glauben, und so
gar den Ansichtöoosttarten, die mir
mitunter von Freunden geschickt wur
den, mißtraute ich. Denn was tann
man nicht alles mit der Photographie
machen? Jn Paris giebt es eine
Firma, welche alle welterschiitternden
Ereignisse. vultanische Ausbriiche,
Crdbeben, Seesckslachtem maroitanis
fche Kämpfe für den Kinematogradhen
sa-brizirt, und zwar alles in der Werk
stätte zu Paris. Was tann also leich
ter sein als einen Palmenhain auf
eine Ansicht des Berliner Zeugbauses
fu« zaudern? Das ift einfach Kinder
III-L
Ader schon in Marieilte erfuhr ich,
daß es n·.it den Orangenbiiumen, Pal:
men, Aaaoen und Fritz-en seine Rich
tigkeit bat. Daß oie Provence das
Land des Oelbaurng und des Wein
stotts ist, wußte ich schon lande, den
Palmen aber stand ich mit Mißtrauen
aezaeniiber. Jedoch ist nicht zu leua
nen. das-, sie schon in Marieille Wins
ters wie Sommers in den Garten nnd
Anlagen stehen und keine-. Schutzes
aeaen Frost und Kälte bedürfen.
Freilich sind sie hier noch nicht tedrz
froh, aber weiter nach Osten hin wach- T
ten sie so stattlich wie nur irgendwo
in Atrika oder Asien· Jrnnter here
licher wird die Pracht der Gärten und
man fährt recht eigentlich in den Früh
lina hinein. Jn Freiat-» Cannes,
Nizza Mentone und allen den tausend
kleineren Winterorten an der Mist-.
stehen ietzt alle Gärten in voller
Blüthe. und die Roten bliihen hier
im Dezember und Januar wie bei
uns im Juni. Den ganzen Tag über
kann man teinen Ueber-siebet leiden
nnd erst wenn die Sonne verschwun
den ist, tommt etn herbstlichei Frö
tteln über die Landschaft. Nur die
Kürze der Tage mahnt unangenebm
an die Jahreszeit, besonders bei den
Ausfliiaen ino Gebirge, wo die Wege
nicht immer gut, sondern häufig ar
nua halsbrechertiche Maulthierpsade
sind. Aber anch das ist ein großer
Vorzug der Riniera Bein- Anblick
» der Hinterfüssen Ptalate und selbst der
Photographien, die in allen qröheren
» Bahnhöten, hotets nnd Reisebitreaux
gnrn Ruh-ne der Tote »An-r aufne
hsngt sind, sitrchtet man eine Thea
tertandichatt aus Pape-e und Symp,
partiinrirt mit Patschult und Mang
Ylsantx Aber in Wirklichkeit bat man
überall die großartia e wilde Oe
otrgsnatur in der nii en Räde. nnd
nur dte unmittelbare Nachbarschaft
I der Meereskitste hat in den dein-steten
, Bissen etwas allzu siebet und the-ster
I hattes
Rirr ver von der» unbedockten Ra
tsr ntchti wtsey will. taki sich tu
dertrortltmtrtencytt da unten out
heitern Mr Id- seine hat« er
reicht über-s rtn Dest- nrehe ais
einer Mist-Munde et- innesrsuttchei
ist wie vor tausend und vor zehn
tausend Jahren, und wohin ibn we
der die Parsiims noeb die weniger
lieblichen Gerüche der reichen Leute
oerfotaen Diese reichen Leute und
ibre Gerüche —- besonders die des Au
tomobiles — sind der einzige dunlte
Punkt. den ich an der Cote dAziir
dibe entdecken können. Wenn man
ein paar tausend internatioale Mil
lionäre zum war-senden Beispiel aus
den Borgebirgen und an den Leucht
thiirmen der Miste treuzigen oder
aufhängen dürste. wäre die Niviera
wahrhaftig ein Paradies ohne jeden
Flecken. Selbst in Paris. wo es doch
mehr Automobiie giebt als sonst in
der ganzen übrigen Welt zusammen.
lann man sich leine Vorstellunas
machen von diese-n Gestant, Getute,’
Pseisen, Trompeten und sonstigen
Signalisiren, denn alle oier Wochen
entdecken diese entsetzlichen Menschen
ein neues greuliches Getöse, womit sie
uns harmlose Spaziergänger er
schrecken und von der Straße verja:
’aen, aus der wir ja auch nichts zu
Hsuchen haben, fintemalen sie das aus
schließliche Eigenthum der Automobi
listen ist. Niegends in der Welt ist
das so sehr der Fall wie an der Cote
d’leur, and man muß dem Schöpfer
dieser Erde darrlen. daß er diese Miste
so steil und gebirgig geschossen hat.
Die Autoniobilisten haben eigentlich
nur zwei Straßen zu ihrer Vers-it
gung: die eine unten an der Kutte,
die andere hoch oben im Gebirge.
Diese leytete ist die an unvergleichlich
schönen Aussichtspuntten auf Alpen
thiiler und Meeresbuchten reiche
Grunde Crvniche· Napoleon l. hat
sie dereinst gebaut. un: seine Sowi
ten schneller von Franireich nach Ita
lien bringen zu lönnen und umge
tehrt. Heute dient sie einzig und
allein den im Autamobil die schöne
Welt durchftintenden Millionären,
und man lann hier eine iehr aut
Jdee davon bekommen, wie viel mehr
Wichtigleit dem Luxue der Reichen
als dem Nutzen oder der Noth der
arbeitenden Klassen beigelegt wird.
Denn eine schönere, besser gehaltene
Landstraße als diese jeglichen Nusens
entbehrende, einzig dem Luxus die
nende berühmte Chaussee habe ich in
meinem Leben nicht gesehen, und ich
lasse mich hängen, wenn es eine ir
gendwo in der Welt giebt. Die
Avenue du Bvis in Paris ist nicht
ebener, glatter und sauberer als die
Grunde Cornichr. Sowie man aber
diese Straße des Luxus verläßt und
nach irgend einem Gebirgsdorfe wan
dert, ändert fich das Bild. Der
Bauer muß seine Ernte aus Maul
thierpsaden hereinbringen oder zun:
Martte tragen, bei deren Anblick dein
Grohstiidter die Schuf-schien von sel
ber abspringen. Wir aber freuen
uns bei unseren Ausflugen sehr, die
sen Pfaden zu ioiaem denn hier find
kvir sicher vor den Automobilen, die
uns auf der schönen Straße alle an
derthalb Selunden zum Stehenblei
ben und Ausweichen zwingen. Da
bei ist in dieser Jahreszeit nichts von
Staub zu leiden, im Sommer muß
es hier iiberdie Maßen schrecklich und
durchaus unerträglich sein« und man
müßte mir viel Geld versprechen. um
mich zu einem Sommeraufenthalt an
der Riviera zu ermöglichen.
Die Einaeiorenen behaupten nam
lich, ihre Heimath iei irn Sommer
ebenso angenean und erfreulich wie
im Winter, sintemalen das Meer wie
auch das Gebirge abtiihlend wirken
Ob das wahr ift, weiß ich nicht und
werde er- nicht ergründen. Die Au
tomobile genügen, um mich in der
trockenen Jahreszeit von dieser Ge
gend iernzuhalten, wäre es auch bier
wirklich im Juli und August soviel
kühler als es im Dezember nnd Jas
»nuar wästner als in Paris ist.
- Die vielen reichen Leute, welches
lhier ihre Villen besitzen, darunterj
Mitglieder sast aller regierenden Fa-:
milien Europas aller Milliarden-i
dynastien Ameritas — oder welche
die unzähligen Gastbäuier der sti
viera kevöltern. wirken allerdingsl
etwas abschreckend auf den gemst
lichen Sterblichen, der mit bescheide
nein Geldbeutel durchs Dasein wan
dert. Erstens ärgert man sich über
die Leute, die uns zwingen, ibnen
aus den-. Weg zu geben, und uns noch
obendrein ihren Staub und Gestank
zurücklassen, zweitens denkt man, wo
la viele Millionäre bausen, müsse ein
unerschroinglich theures Pilaiter sein.
Mit dem ersten Punkt hat es auch
wohl seine Richtigkeit, der zweite da
gegen muß eine Einschränkung er
fahren. Frantreich ist wie Spanien
und Italien ein billiges Touriitens
tand. bedeutend billiger als Deutsch
land aber gar England. Ja der Bre
tagne, kpo die Pariser Künstler und
Schriftsteller ihre Sornnierserien zu
verbringen pflegen, ist der gewöhn
liche Pension-preis in recht guten
Gast-häufen- -— in ben besten, die es
in ben kleinen Sommers-ten dort
-tiberbaupt giebt-Juni Franken täg
lich, aber man kann auch siir vier
und selbst iiie drei Franken schon
durchaus befriedigend untere-nassen
und wer an sitt- seestiizen ist,
mird seinen Tisch überreichlich oeieit
finden.
An der Cote d«Azur iit es nun ai
terdings nicht to billig. denn ei kommt
eine ganz andere Ktatse von Gästen
hierher, und die Unternehmen welche
die Hotelpaliifte bauen und mit allem
erdenttichen Luxus ausstatten, mässen
in den drei Monaten der Saiion auf
ihre Kosten tot-knien Aber es geht
hier ganz genau so wie in deutschen
Badeortem neben dem Fremdenoiertel
gin es einen nur von Einheinrtichen
bewohnten Stadttheil. und hier lebt
man schlecht und recht fiir die Hötfte
des in den Fremsdenhotetö gezahlten
Preises. Wer alfo bescheidet-e An
sprüche stellt und sich umzuschauen ver
:stebt, wird die Riniera überrafchend
billig finden. Jn dem Fremdenvier
tet tostet ein ntöbtirtes Zimmer 80
bis 150 Franks im Monat. im »al
ten'« Nizza tann man möbtirte Zim
mer ichon von 30 Franken an haben.
Und in einheimischen Reitaurants, wo
man wirtiicq ausgezeichnet ißt. findet
man monatliche Pension schon von
100 Franken an. Ein Kollege von
der französischen Presse. der früher in
Paris wohnte und jetzt schon seit sechs
Jahren in Nizza anfäng ist behaup
tet anscheinend mit Recht daß das Le
ben hier billiger ais in Paris iei.J
Außerdem machte mich der Mann
darauf aufmerksam, daß die in der
That sehr start betriebene Ausbeutuna
der Fremden nicht oon den Einbeirni-t
schen, sondern oon oen Fremden de
sorgt wird· Auch das ssndet in deut-;
schen Badeorten seine Parallele. Die
großen hotelsietässe an der Rioiera
gehören seiten oder nie den Einheimi
schen, und sogar die anderen Gegen
ten entstanmtten Franzosen sind sel
ten. Zumeist sind die Gsisthiiuser ek
sten und auch zweiten Ranges in deut
schen und schweizerischen banden
Auch Englander und Rassen, sowie in
bescheidenen Maße Jtaliener sind an
der Fremdenindnstrie betheiligt, an
der Spihe aber stehen die Deutschen
aus dern Reich, der Schweiz und
Oesterreich
Eine Folge dieser großartigen
Fremdenindustrie ist der große Ein
flus; der Fremden, wiederuir genau
die nämliche Erscheinung wie in deut
schen Baden-rieth wo ebensalle stir die
Kurgäste die schönsten. gemiithlichiten
Spaziergänge gebaut werden, wäh
rend der Einheimische zusehen tann,
wie er sich durch den Dreck und iiber
die Steine seiner Feldweae bringt.
Die Riviera ist sast die einzige Ge
gend in Frankreich, wo der Deutsche
teinen Augenblick das Gefühl haben
tann. nur aeduldeter Mensch zweiter
Masse zu sein, dieses insame Gefühl,
das sonst überall aus sranzösifchkm
Boden geweckt werden tann. Das
herrtiche Minia, die wunderbare Land
schast, das billige Leben, das sonst in
Frankreich so oft niederaebattene
«herrengesiihl«, das alles macht den
Aufenthalt an der Rioiera thatsächtich
zu eine-n begiiietenden Traum. der
wie alle schsnen Träume nur zu
schnell vorübergeht
Ieise-gesamten
Auch vom Stande der Kellner tann
man sagen: »Viete sind berufen; aber
wenige sind auserwählt -- Speisen
bringen und Bestellungen in Empfang
nehmen macht ja noch nicht den guten
Kellner aus; Gewandtheit, Geisterw
genwart und Ialt, wird auch oft ver
langt. und nicht immer wird der be
frackte Ganynred diesen Anforderun
gen gerecht. Einen Fall, in dein sich
der Betreffende ihnen gewachsen zeigte,
berichtet eine englische Zeitung Ein
Herr mit sehr spärlichem Haartvuchs.
bei dem, wie der Voltimnnd sagt,
»der Mond durch die Wolke bricht«,
sitzt im Reftaurant beim Mittagessen
und ruft plötzlich in sehr ärgerlichem
Tone: NKellner da ist ja ein Haar in
meiner Sudpet« Der Gerufene tomrnt,
besichtigt den Teller nedst Jnhalt und
’sagt dann tattvoll und höflich: »Ach.
ein wunderschönes haar ——- gen-iß von »
idem herrn selbstl« Und der Gast
lächelt und meint: «hm ja, fa etwas
tann ja vorlommen . . . .«
—
sch let
Reisender (zum anderen): »Trotz
dem dir der Räuber den Revolder un
ter die Nase hielt« gadft du ihm doch
keinen Pfennigk
Der andere: .Was·roerd’ ich Angst
haben, der Revolper war ja von der
Firma, die ich vertrete!«
heiraten-s
»Ich weis nicht-da redet man im
mer von Lusteeisen mit dein lentdaren
Ballen und Jlligeln —- ich hin unu
fchon seit zwanzig Jahren Reisender
und fliege seitdem ohne Apparat durch
die Luft.
wer-Ist
Aschen: «Tante, bist Du denn nicht
dem Onkel seine richtige Frau?n
Taute: Jst-er natiirticht wa
rum? wie lmnmft Du denn zu
der dummen Frage, Elsek
Stichen- .Weil doch der Ontel neu
iich meinte, er hätte eine falsche Irr-«
)
Telefinaifehe Ksafnlmism
J IX
— —
js t zf : »Mit- Hovffcbmet en. und
beim Schluck-n heftige S etpcm . ..
Om-·--zeigeu Sie doch mal Ihre ;.·.mqr«··
set-Stigm- sit-must
« s.
! Ia pa f »Was, dein nsnk Hofe ist
. schon wieder zerrissen!?«·
Knrlchen sder hättst-I grvridgeit
Ivtrd): »Ja. so wie du Mutwi, Papa,
»kom- teine Hofe lang haltku9«
Ist-le setiseidissiw
Frau: »So, jetzt kommt man erst
hetequ«
Mann (beduselt): »Unsmn, schon
sechsmal war ich bereits oben!"
Its-Mariens
.Vater, wozu baut man denn jetzt
so viele Lustschiise?«
Vater: «3’wegen der lsrbbeben.«
Greise-de Gesmetriec
Welches ist der tiirzeste Weg zwi
schen 2 Puntten?
Ein AutomobiL
Stiere-at
Herr tzum Diener eines Grase-U:
»Ihr Herr beschäftigt sich angeblich
mit Geheimwissenschaft?"
Diener: »Ja, diig stimmt schan, wie
sich a Gläubiger blicken läßt, gleich
macht er sich unsichtbar!«
..--.
Immer derselbe.
here Cum Romanschristitelter):
»Du hast ja sent eine Vetanntschast
mit einer Baronin, nun, und wa
wird daraus werden?«
Ramanschriststeller: »Was tann
man dazu sagen, die Sache ist ja erst
in den ersten Kapitetn!'
Pech·
»Ich hätte sehr ost heirathen Pön
nen. aber immer, wenn ich in einen
Mann verliebt war, verlobte er lich
mit einer Andere-U
Der Nutititlheld ,
Arzt: »Ihr Leiden ist ganz unge
sährlich."
Patient: «Ach. bitte. Herr Doktor,
wollen Sie trotzdem eine recht bedenk
liche Miene machen, damit meine
Frau mich besser behandelt!«
Die isnse Ehe.
A.: »Macht Jhre Frau selbst?«
B.: »Natürlich, denn sonst würde
ich doch nicht im Restaurant essen.«
its-ist«
»hier, Kinder, habt ihr jedes einen
Ansel, mehr braucht ihr nicht, es
schmeckt ja doch einer wie der andere.'·
Eis Musik«
Schwiibin: «Wie gefällt Jhnen ei
gentlich meine Mundart?«
herr: .Zum Küssenk
Unsere Dienstboten.
Hanssrau (znrn neu eingetretenen
Dienstmädchen): «Das muß ich Ihnen
aber sagen, Minna, ich laan nicht bog
geringste Staubchen aus den Möbeln
Ytebenf
Dienstmädchen: »Dann gehn Zis
nen gerade ia wie mir, ich kann auch
so schlecht sehen«
Stirn-ne- Ostia-.
Erste Freundin: »Nun, wie geht’s »
Zweite Freundin: »Ach, meine Ner
ven sind total zu Ende! Gestern, als
mein Mann rnir das neue Winterbe
stiinr verweigerte, gelang es mir nicht
einmal. eine anständige Ohnmacht
fertig zu bringen«
Iersnssmn
»Für uns icrnrnt die Erde jesl doch
eigentlich nur noch als Begräbnißort
in Betrachl!·
Kinder sen heute.
Vater: »Nimm bat bei mir Klage
iiber Dich gesiihrt, sie ist garnicht zu
frieden mit Dir.«
Der Weine Vani- «Ans Manns
Aussage sannst Du doch nicht viel ge
ben« Papa. Du weiht doch, was Mr
eins nnzusriedene Frau die Maina