Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 08, 1910, Zweiter Theil, Image 10

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    lVandlungen.
Bo man von Critm Usedlwr g.
Erftes Kapitel.
Ein triiber Novembertag neigte
ßch feinem Ende zu.
Jn dem eleganten Villenviertel der
Residenz erstrahlten bereits die elet
rtifchen Bogenhmpen in biendeuder
helle-. ,
Zu wirbelndem Tanz riß der
Wind die wellen, verdanken Blät
ter von Busch und Baum fuhr beu
lend über die glänzenden Spiegel:
scheiden, riittelte an jedem Thürin
chen, an jeder Erlerfpitze und pfiff
dann weiter, hinaus in die Nacht
. Jn einem der prächtigften Häuser
dieser Region des Reichsthums und
der Pracht waren die schweren
Sammtvorhänge fest zugezogen; in
dein Kamin flackerte ein Feuer-, nnd
aus dem farbigen Blüthenbiindel
am Plafond fiel ftrahlendes Licht
auf die wundervoll vornehme Ein
Achtung.
Kostbare, gefchninte Pannele be
deckt-u vie Wände bis zu hakt-et
Höhe. die andere Hälfte bekleidete
fchrpere gplddurchwittte Samariter
peie, welche an einen Plafond an
fchloh der in feiner Art ein Mresj
Mstrvert non Holzfchiniherei war
Seitwärts führte eine mit töfilicherz
Glajmalerei verzierte Thiir in deni
Wintergarten, in welchem üppige
Palmen ihre gsraziöfen Wedel. über
eiefelt von dssm leichten Sprühregen
einer Iontäne. in blaßrothem Lichte
bedetern —
Bot dem hohen Sandsleinlsamin«
sisen zwei Damen. Die ältere von
ihnen hält einen Bries in ider Hand
und spricht ruhig und gemessen auf
ihre Nachbarin ein.
Sie ist eine bochgewachsene, maje
sststische Erscheinung mit vollem, seht
weißem Gesicht, dem die kühne Nase
iibet den schmalenLippen und ein Paar
dewdlsuh talte Augen einen harten,
sast männlichen Charakter verleihen.
Ihre Nachbarin ist ein junges
Mädchen von etwa zwanzig Jahren«
groß und schlant. Der schmale Kopf
mit den seinen, regelmäßigen Zägen
ist gesenkt, die eine hand liegt ge
dnllt in ihrem Scheins-. Wie sie so
dasiht mit dem schneeweißen Gesicht
aus dem die tiesblauen Auan mit
diistetem Ausdruck in die Glutb
starren, sieht sie aus wie die verlör
perte Schtvernxuth.
Sage mir seht die Geilnde fiir
deine Weigerung« , unterbrach die
Stirn-me der älteren Dame die mo
rnentane Stille. Hart und tief wie
eine Mnmtstitnme llang sie, und
das junge Mädchen zudte unmerk
lich zusammen
»Die Gründe?« fragte sie leise.
Ich habe nur einen anzuführen, den
du schwerlich gelten lassen wirst, den
—- daß ich ihn nicht liebe.«
Ein Spottliicheln glitt bei den lei
sen Worten über das Aulis der an
deren, als sie sarlastisch entgegnete:
,Da haft du recht. Den Grund
lasse ich allerdings nicht gelten, we
nigstens nicht bei einem Mädchen in
deiner Lage.«
»Ich weiß es zur Genüge, Taute,
«daß ich zu arm bin. um mir den
Luxus einer Liebeslzeiratsh gestatten
zu können; ich weiß, daß ich schickst
du mich heute aus deinem Hause,j
sbdachtloö sein wende, und doch bitte
, ich dich. laß mich geben, seit Jahren;
flehe ich, laß mich sort, dulde mich
M noch so lange, bis ich mir eine
Stelle gesuchtf die tnich vor Hunger
ZW, aber zwinge mich noch nicht
si; ein- Ehe hinein, noch nicht« Tante,
»Du bleibst in meinem Haufe, bei
mit, der dein Onkel und Vormund
dich übergeben, bis du es verläßt,
um deinem Gatten zu folgen. Nie
werde ich dulden, daß meine Nichte
in der Welt herumvagabundiet als
Mudekfröulein oder dergleichen.«
»So schicke deine Gesellschafterin
foetl Laß mich ihre Stelle einneh
men, laß mich anstatt eines un
siiseu Brotessees eine Hilfe und
Stiije in deinem Haushalt sein!«
«Die Kommerzieutäthin Grum
bach kann sich vorläufig noch solch
einen sogenannten höheren Dienst
boten neben einem unnüsen Brot«-!
esset gestatte-IX Unendlich laekastifchx
klang die harte Stimme. Ja stum
. seee got-at schlang das junge Mädchen
-— die schmalen hist-de ineinander. Plötz
- ZU seeekte sie sie flehend gegen die
ältere Deine ans und bat mit zittern
· see Stigme: WILL-te ich habe dich
IM- ich he dich wohl noch nie um
M ! deute thue ich es; ich
jin-vie te Uti- May-mitten
seitkeemähee mte M eine steck
- Eise M Poe-treffliche
Ma- wiesde dir nicht wieder hie-l
Um Nek- fegklmsig ge
M U MI s
M trittst-J- sstetlssi »
l
i
I
;
lobeneswerthe Einsicht hast, eine Lie
besheirath siir einen dir uner
schivinglichen Luxus zu erklären —
iibrigens hab ich noch keine Gelegen
heit dazu wahrgenomnem es müßte
diese sonst sehr einseitiger Natur ge
wesen sein — so liegt tein Grund
vor, diese exquisite Versorgung zu
verscherzen und einen Mann in sol
cher Stellung zu verletzen.«
Wie Peitschenbiebe trasen diese un
barmherzigen Worte das Mädchen.
Leichenblsß starrte sie die Kommer
zienräthin an, in deren weißem, tol
tem Gesicht teine Muskel zucktr.
«Tante, du hast tein Recht, mich
so zu behandeln! Jst es im Sinne
des verstorbenen Onkel-L. wenn du
die Waise seines eW Bruders
so wehrlos deinem .defpotischen Willen
unterwirsst?
»Ich bin in alle Rechte deines
verstorbenen Onkels über dich ein
getreten. Höre also mein letztes
Wort: Du verläßt dieses Hans nur
an der Hand deines Gatten, und
daß dieses der Baurath Rvddin sein
wird, dasiir werde ich sergen.« «
»Du stellst mich also vor die Alter
native, entweder eine erznmngene
Ehe oder die Hölle hier im hause.f
denn zu einer solchen würde es durch(
meine Weigerung sür mich wetden.«1
»Ganz recht! Du überraschst mich
heute Abend geradezu durch deinen
Scharssinn.«
»Und im anderen Falle würdest du
dich dazu verstehen, deine Gesell-schaf
terin zu entlassen-P
»Nicht vor deiner Hochzeit.«
»Du würdest mich also dazu verur
theilen, mit diesem Mädchen, das
mich haßt, das mich rnit ihrer Feind
schaft verfolgt, wie und wo sie kann,
seit sie weiß, daß ich dir ihr Geheim
niß entdeclt habe, daß sie meinen tüni
tigen Schwager seiner Frau entfrekns
den möchte, unter einem Dache zu blei
ben? Wenn du auch siir mich lein Herz
hast, wie lann aber dein Stolz auf dir
Achtbarleit und Reinheit deines Hau
ses dieses Unmögliche zugeben?«
»Bist du fertig? Jst dein Sermon
zu Ende? Du entwickelst ja eine ver
bliissende Redesertigleit. Erlaube, daß
auch ich einmal zu Worte komme. So
laß dir also mit zwei Worten sagen,
was und weshalb ich es will. Du
sagst, diese Person haßt dich. und
trissst das Rechte damit; sie haßt dich
fo, daß sie alles daran setzen wird,
diese heirath zu hintettreiben, und da
ihr das außerhalb meines Hauses ohne
Zweifel leichter und besser gelingen
würde. so bleibt sie. An deinem hoch
zeitstage ist sie entlassen. Um die Re
putation meines hausej sei unbesorgt,
sie wird nicht leiden in dieser lurzen
Frist.« -
«Jn dieser turzen Irist'«, Wieder
holte das Mädchen tonlos, dann
stürzte sie plöslich aus die Kommer
zienrätbin zu, und deren band er
greisend, ries sie mit erschütternder
Mase
- »Ach Tante. Taute, warum bat es
mir nie gelingen lönnen, dein Herz
zu gewinnen? Gott weiß, wie red
lich ich mich darum bemüht!«
»Du mein herzi« Hochausgerichtet
stand sie vor der Erschrockenm Wie
Wetterschein zuckten Spott und Dass
über dieses sonst unbeweate Gesicht,
nnd wie geblendet vor diesem unver
hiillt seindseligen Ausdruck wich das
junge Mädchen vor ihr zurück.
»Du, Engenie Grumbach, mein
DMT DOMAIN
Da wurde die Portiere gehoben,«
mit lautlosen Schritten trat ein Die
ner herein und reichte der Kommer
zienräthin eine Visitenlarie Sofort
hatte diese ihre Ruhe wieder. Sie
warf einen Blick auf die Karte und
sagte etwas lebhafter, als sonst ihre
Art war, das stereotype: »Ich lrsse
hitien.« Dann zu ihrer Nichte, die
noch immer fassungslos dastand, in
kurzem Befehlsiom »Nimm dich zu
sammen, es ist sder Mai-r Roddin.«
Sie ließ sich in ihren Sessel gleiten
und ruhigen Gesicht- fah sie dem Ein
tretenden entgegen. »Mein lieber Ma
jor, Sie kommen eben recht zu einem
zPlauderftiindchem Sehen Sie sich« zu
imir, hier am Kamin sks behaglich.«
i »Das ist es überall, wo Sie, Gnü
digfte, weilen.« Der Mai-ge führte
verbindlich ihre große, schön geformte
hand an die Lippen.
Aber das gnädige Fräulein, ich
beraubt sie doch nicht ihres Plahei?«
Er warf einen forschenden Blick auf
Engenir. die blaß, mit zusammenge
Mtru Lippen, am Lan-in lehnte.
M die Me- in Meu- feste sie
kalt: ·
Odem schwarz-useng zu
"VuerW, sente. ichs-e
imtsmssuugg heute i« du
Mit-eise- sein«-«
-«·s·-i«sssinsqen,ervideeie
.,Gatderohenschrant, um alles hereitzui
, ,---...«—.-«-.-å
die Kommerzienriithikn einen Blick aus
vie mächtige, sust an die Deite reichen
de Wanduhr wer-send. Ob sie mit die
sem Besuch Eugenienö ein-erstanden
war oder nicht, ließ sie nicht merken.
»Und bestelle den Kutscher aus sieben
Uhr zum Abholen. Um acht Uhr sah
ren wir in sdie Oper, du liest dann
noch eben Zeit zur Toilette.«
Eugenie beugte sich vor· um ihrer
Tante zum Abschied die Hand zu
tiissenz so sahen beide nicht, daß an
der Portiere zum Nebenzirnrner ein
blasses Antlitz erschien, aus dem ein
Paar suntetnde Augen blitzschnell ei
nen Blick des Einverständnisses mit
dem Major tauschten.
Als Eugenie sich wieder aufrichtete
und nach einer flüchtigen Verbeugung
gegen den Major zur Thiir schritt.
hingen die Falten des Vorhangs wie-s
der regungslos herab. und Rodvinj
versant rnit dein hehaglichsten Lächelnj
in dein Sessel neben seiner Gönnerin.
Wie gejagt slog Eugenie die Treppe
hinaus zu ihrem Zimmer. Aus dem
, oberen Kortidor toni ihr die Jungfer
entgegen, hastig rief sie ihr zu:
«Schiclen Sie mir präzise sieben
Uhr den Wagen zu Frau Direttor
Waltrogg, Bertth Meine Tanti
iviinscht« daß ich auch jetzt sahrr, aber
ich muß etwas in vie frische Luft.
Sorgen Sie nur, daß ich mich zur
Oper nachher nicht verspäte.'«
Sie trat in ihr Zimmer und nah-n
Hut und Jottett aus dem Schrank.
Die Jungfer nur ihr gesolgr.
.Gniidiges Fräulein tönnen sich aus
mich verlassen, ich schicke den Franz
rechtzeitig sort. Welche Toilette soll
ich bereit hiltmzur Opet?«
»Ach, nehmen Sie dass gelbe Spi
yentteid oder was Sie sonst in Ord
nung haben, es ist mir gleich-« Sie
eilte hinaus, und Bertha ainzi an den
leiten.
i »Armes INka murmelt-. sie da
bei vot sich hin, »in der iheket Haut
möchte ich auch nicht steilen utn all
die schönen Sachen da und noch so viel
Geld· Waise sein und solche Frau
Tante haben, bek! Und die falsche
Rahe, die Fräutein Gökn, macht ihr
das bißchen Leben noch saurer. Na.
wenn ich es wäre, ich brennte durch,
so viei ist sicher-. Aber Ton-age, da
sist der hüten, die hat sie nickt.«
Sie ging hin nnd her in dem trau
lichen Zimmer, breitete M duftige
Spiyentteid iibet einen Stuhl, kiickte
verschiedene Karten-; nahm fchtießtich
anfeiner Kassetee einen Schmuck von
Tüetiien nnd Perlen und legte ihn so
wie Fächek und Handschuhe zurecht.
»So, ich dente, den wird sie neh
mest. Er steht ihr fiiß zu Dem Kleidf
Sie schmal-te das Licht aus und ver
ließ das Zimmer
Zweites Kapitel
Hinter Eugenie roar indessen die
schwere gothische Hausthiir zugefallen
Einen Augenblick stand sie auf der
Treppe still unv preßte die Hand aus
ihr Herz, dann lies sie die Stufen hin-·
unter der Cinsabrt zu. Ein heitlendez
Windstoß fuhr um die Hauseae ihr
entgegen, er riß und zerrte an ihren
Kleidern, daß die leichte Gestalt Miit-e
hatte, ans den Fiißen zu bleiben. Sie
taub den Schleier los, und tief ans
athwevd bot fee ihr Gesicht frei bem
eisigen Winde. Das that wohl, das
liihltr.
Sie eilte weiter, die Königftraße
hinunter, treuzte die Luiienstraße
unb stand endlich vor einem hoher
lHaufe, augenscheinlich einer der nio
demen, herrschaftlich einaerichtsten
Miethstaiernen, still. Jbr Blick iiber
flog die Fensterreihen Gott fei Dant,
sie ist zu Hause. Schnell trat sie die
ztvei Treppen hinan und zog oben vie
z RlingeL
s Ein leichter Schritt lam den Kor
Iridor entlang. und Eugenie ertannte
sdurch das farbige Glas der Flurthiir,
ldaß ihre Freundin selber zu öffnen
kam.
»Sieh da, Eugeniet Wie lieb, das-,
du tontrnstl Jch dachte bei deinem
Klingeln, es wäre Robert.«
Ruhig und voll tlang biete Stim
me. Die schlanke, lrastvolle Gestalt
stand ba, als ginge Ruhe und stille
heiterteit von »id: aus. ·
Eugenie faßte iranipfbaft die Hand
ihrer Freundin: »Bist du allein, Er
nai Komm, ich muß dich sprechen,
schnell, es bleibt mir nur eine Stunde
Zeit.« "
»Armes Herz, du zitterst ja. Komm
flugs herein! Mama schreibt im klei
nen Zimmer, wir sind ganz ungestört.«
Drinnen nahm sie der Aufgeregten
hat nnd Jacke ab. ließ sie tlch in ei
nen Sessel seien, schob ein Mittel
chen unter bie Füße und stellte ein-.
Jqsse ihn-, köstlich dustuden Thee
m H
A, Ansehens Mein Universal
pitvl M Itsit m noli-matten
wie b- toeist Irtnle und dann sprich
ge das det- leichte-t
csseile streifte die langen hand
M III sen Bilde-, und dabei
W ihre Inse- ienßlltt durch tm
. M Mich fis es Wert
. « III Hist IIIqu Itsse
- III M lOII ff M M sti
s
drerußeu bieiben. Und ioie du hinein
paßt in diese Umgebung, oder ist es
umgekehrt? Stimst diese Umgebung
so gut zu deiner heiteren Ruhe, zu dei
ner stolzen Zufriedenheit?«
»Nun ja. Liebchen, beides ist wohl
richtig. Wie mik, fv unsere Umge
:bung: zeige mir, wie du wodnii,
und ich will dir sagen. wie sdu bist.
Hingegen ebenso untriigiich bitdem
wir uns ngch unierer Umgebung —«;
das Milieu — weißt du, moderni
ausgedrückt.« «
, Wie miißte ich dann wohl fein?
HWie miißte sie dann mich gemodeitl
haben. meine Umgebung von düsierer
Pracht und Mittei« meinte Eugenie
sinnend, darauf oder zusammenfuh
rend, ais der leise, findende Schng ei
iier Uhr durch das Zimmer iiang -—
ieeixs Uhr, mein Gott« um sieben muß
ich wieder fort. und ich wollte dich
vorbereiten auf die große Neuigteit
Ja, ja, sieh mich nur erstaunt an«,
iuir sie in gesteigerter Erregung fort,
»so eoie ich hier vor dir sitz-, bin ich
niemand anderes eis die Braut des
Bauer-ich Roddin —— die oietbeneides
te! hat-schni«
Erna nnr leicht zusammengezmtt
·kei den Worten ihrer Freundin und
ein Seufzer der iote ern leises: »Ar
mer Robert!« klang, war ihren Lippen
entschlüpr
Ettgektte keochieie beides nicht. Sie
fuchtette aufgeregt mit den Händen
umher nnd brach plöklich in fassungss
loies Schluchzen ans.
»Sei ftill, sei gefaßt. mein armes«
Herz! Warum weinft du sa? Nun
tann ja noch alles gut werden« Ernn
tniete neben der Weinenden nieder uan
ftrich beruhigend über ihr duntlesj
haar. »Ehe neue. eine bessere Zeit«
wird kommen fiir dich. Alles wird
gut werden.«
»Für mich gut werden? Fiir mich?
Auf der ganzen Weit Hist es nichts,
das fiir mich gut werden iiinnte.
Erna.«
Cugenie hob den Kopf und fah die
vor ihr Aniende mit fo troftlofem ver
weinten Augen ":n,, daß die fonft fo
Beberrschte sich im Jnnerften erschüt
tert fühlte.
»Aber Euaenie, du geliebte« tzeine
Echnxärzfekzerim warum solltest du
denn nicht giuatich werden können?
Begreife doch, daß dieser Mann aug
schlieleich ones Liebe deine Hand bes
gehrt Hörst du, er liebt dich doch?«
»E; muß wohl fo fein, denn er
weiß genau wie alle anderen, daß mit
rinek pruntvollen Hochzeit, dem Gianz
d- quies angemessen, niit einer
pcmpöfen Augftattung an Tvitetten
die Wohitiyaten und Verpflichtungen
der Tante erschöpft find s· es muß
wohl so fein, daß er mich liebt. Aber
denift du« daß diefe Liebe mich ie be
aliieten wir-ex Mir graut vor ihr —
ich kann dir nicht sagen, wie sehr.
Und dann« vergißt du den Bruder nnd
meine Feindin. meine nimmer rastend
Jeindin? Dentft du« diefe Leiden wür
den mich ie zu Ruhe und Fries-sen ge
langen lassen?«
«Dafiie lasse deinen Gatten lot
gent Es müßte doch sonderan zu
«gelsen, wenn ein Mann nicht im
Stande wäre« iein Weib vor Verleums
dringen zu tchiipen und fein Haus rein
zu halten vor giftigen heyereien.«
efngenie lächelte schwach und lagtez
»Rechne dazu den sllbelannten Zäh
zotn, das nnaustilgbare Mißtrixuen
Roddins, und mit etzrsas Phantasie
wird es dir nicht ickxtvek werden, mein
Schicksal vorsutzzusehen!«
»Recht« aber auch dzzu feine Liebe,
Eugenie, und frage dich, welche Macht
die größere sein wird«, widersprach
tät Ema mit einer schönen Auskoali
lang.
· ucldie Lieik nicht« denn ich bin nicht
die Persönlichleit, sie zu pflegen une
zu erhalten« ich etwidere sie nicht und
werde das auch niemals lernen. Ich
bin zu müde, zu zetmartert von all
den tleinlichen, langen Quälereien,
um auch nur den ernsten Willen dazu
zu haben. Jch bin müde und feige,
Erna —- das ist die einfache, nüchterne
Wahrheit.«
»Da bist nicht feige, Engente, du»
bist nur ohne Lebenömuth ohne Hoff-I
nung, und —-·-« die Augen« grauen
Augen richteten sich mit einein JBlieb
in dein Angst mit hoffen stritt· auf
die Freundin, »du liebst einen ande
ten-k«
—
Eugenie lächelte bitter.
»Nein, auch das nicht. Wenn ich
morgen Roddin mein Jawcrt gebe,
so geschieht es nicht mit gebracht-nein
herze-h Kein holder Liebestraum
müßte zuvor begraben werden, jede
Tragit fehlt —- die elende Feigheit
ist es, vie mich in dieie Ehe treibt.
IWarum ließ mich meine Quälerin
Inicht etwas lernen gleich dir, warum
Hdurfte ich nie daran denken, aus eige
nen Füßen zu stehen gleich dir, warum
erzog sie mich systematifch zu dem,
sw- ich bin, ein elendes, schwache
Gefchöpb warum -— doch wenn en
-drten diese Fragen, auf die weder ich
such ein anderer die Antwort weiß
Js- nur, wenn je ein Sklave
W schickst verdiente, to bin ich ei.
Ich liqu vol-l zuweilen an meinen
etten sertlttelt, aber sie zu zerreißen
Maus-time stumm-S
- M)
Frau Tußlickn »Nun bat meine Tochler. die Elle-· vier ganze Jahre das
Nonsewolokiam besucht. aber glauben Sie. das sie mir behilflich lein- lanu beim
Einmwixkn der Konserven?«
»- » J
fehlte mir stets der Muth —- ich war
seige, feiges«
»Es-grad sasse dick-. wüttke nicht so
gegen dich selbst! Du kannst --«
»Nichts kann ich! Sieh mich doch
an! Hier tpbe ich gegen mein Ge
schick. bäume mich verzweislungsvoll
gegen die Macht dieser Frau aus.
und morgen. wenn dedin vor inir
steht« sage ich doch sa, und sage auch
ja, wenn ich vor dem Altar stehe·
Du sragst, ob ich einen anderen liebe?j
HDu denkst an Robert. nein, weder eiO
Hnen anderen noch ihn. Jn mir ist til-I
les zerhackt, zertrümmert. zersplittert.l
Wer so geknechtet ist seit langen Jah
ren. die schönsten Jahre hindurch. wo
wir weich sind, wo eine kluge, liebe
Sand uns sormen lann nach ihrem
Willen, dessen herz tann teine Blüthe
mehr treiben; ob je etwas darin ge
bläht, Ich weisz es nicht mehr. Jch
weiß nur« daß ich. umd er Hölle in je
nem hause zu entfliehen, um ver-sorgt
zu sein. und ikeil ich nichts gelernt
habe als zu gehorchen, in diese Hei
rath willigen werde, und das ist so ges
trölinlich, is schmackwoll getviihnlichl
Ich schäme mich. ich schäme mich so——«
Sie ballte ihr Taschentuch zufam
men nnd drückte es an ihre zuckenden
Lippen. Die aanze Gestalt ward ge
schiittelt vor Ausregunz Wortlos
nalsm tkrna sie in ihre Arme und strich
zart die schmalen Wangen. So stan
den sie eine Weite.
»Ich hake mich schon vft nefragt,
nor-mit ich meiner Tante Haß ver-—
dient habe. Denn sie haßt mich. Es
ist nicht persönliche Abneigung allein,
es ist auch nicht Aetger und Ungeduld
über vie Aufgabe. die der verstorbene
Onkel ihr hinterlassen, es ist haß, den
sie gegen jeden unter ihrer Kälte nnd
starren Ruhe verbirgt. Womit habe
ich ihn verdients Womit ihn hervor
gerufen?«
»Vielteiclkt lann ich Sie iiiser diesen
Puntt auftliiren, mein sind's tlvng
da eine milde Stimme vvn der Thiir
des Nebenzirnrneri her. Engenie schrat
empor und fah verstört auf die alte
Dame, die dort auf der Schwelle
stand
.Wenn Sie es beruhigen lann, zu
wissen, daß Sie unschuldia daran
sind, wean Ihre Tante Sie, wie Sie
sagen, haßt, tv will ich Jhnen den
Grund, wie er pthcholvgiich erllörbar
ist. hierfür nennen. Er liegt weit zu
rück. taurn jemaer außer mir wird
ihn tennen; und ich hoffe nnd wiin
sche, daß diese alte, vergessene Sache
bei euch Mädchen ebenfalls verschwie
gen fein wird«, fuhr die Direttvrin
Waltrvpp fort, indem sie sich den
Freudinnen gegenüber auf das Svta
feste.v · J
» ls ich vor Jahren aic junge Fraul
hierher ta:n, hatte gerade der Kom
nierzienrgth Grumbach fein junge-,
allgemein bewunderte-s Weib heimge
fiibrt. Wir waren alte Betcnnte, ja
Freundinnen vom Pensionat her, und-.
aufrichtig freute ich mich auf den Ver:
tebr mit ihr, nun. wo mir beide junqe
Frauen waren. Jch hatte sie in Er
innerung als ein nicht gerade heiteres
und leicht sich anfchließendeö Mäd
chen, sie war stolz und leidenschaftlich,
tonnte aber in unserm fröhlichen
Kreise auch eine gefunde, herzlich-. Hei
terleit zeigen.
»Wer beschreibt mein Erstaunen,
als mir bei meinem Besuch eine Frau
entgegentrat — lchön, verbindlich,
Tdoch eisig, wie erfroren alle weicherenk
zGefiihlr. Mit aus«-gesuchter Höflichteils
iibte He vie weitgehendfte Gestirn-an
ichaft in ihrem eleganten hause-, aber!
darüber hinaus — von herzlichteit,i
von einein Erinnern an friiljere bei-·
tere Tage —- leine Spur. So blieb
lie, und jabrlang forichte ich vergebens
nach der Urlache dieser unglaublichen
Veränderung ihres ganzen Wesen-J
Da follte mir .zufiillig des Riitlzfels
Lösung wem-r Jch wa- mie Eka
deren zarte Oefunbheit das erfordeete,
iiir einige Wochen auf das Land-ge
gangen, in ein befcheibenes Dorf in
ber unmittelbaren Nähe des Städt
chens L. «Ruhig, Kindl« unterbrach
fie sich unb legte beichtvlchtigenb ihre
dond snf die Eugenient, welche auf
gefsbeen me bei Nennung dieses Ra
Miti
»Dort war Jhr Vater Prediaerx
mach turzer Zeit schon hatte sich ein
lebhafter Vertehr zwischen uns ent
Jwietelt. Es waren herrliche, anregende
Tage. Was fiir zwei glücknche Men
schen, dieser Pfarrer und seine schöne
Frau! So inn»a, so rein, so frühlingss
frisch. das herz hilfsbereit und offen
fiir jedermann. und der Geist stets be
reit, den Flug in jene lichten höhen
der Kunst und der Unendlichkeit zu
nehmen.
So fragte ich denn eines Tage-,
ais wir in dem doetiscden Pfarrhaus
beim Koffer zusammenfaßen --— nur
Jhre Mutter verstand das alles so
reizend, trantich zu arrangiren —
nach dem unerllörlichen Umschwung
im Charakter ihrer Schmägerin. Da
Flog es wie ein Schatten über das fon
nige Gesicht Jhres Vaters, und nach
dem er einen Blick mit seiner Frau ge
taufcht, ging er hinan-.
Jch bat Jhre Mutter inständig um
Entschuldigung sür mein Ungeschict,
allerdings unbewußt, an eine schmerz
haste Stelle gerührt zu haben; ich
wollte mich erheben und fortgehen; sie
aber bestand darauf, mir die Sache zu
ertlüren. So erfuhr ich folgendes-:
Jhre Tante hatte sich gleich nach ihrer
Rückkehr aus der Pension mit ihrem
späteren Gatten verlobt und schien
heiter und glücklich, bis sie bei Gele
genheit eines Familiensestej den Bru
der ihres Verlobten, einen damals
blutjungen Vitor, tennen und mit der
ganzen Leidenschaft ihres Chirntyrs
lieben lernte. Ahnungsloö, daß ihr
Erwählter bereits gebunden war durch
eine heimliche Verlobung mit einer
armen Erzieherim wars sie sich ihm
eines Tages in unbeherrschter Leiden
schast zu Füßen, gestand ihm ihre
Liebe und slebte ihn an, urn ihrer bei
der Glück willen ihr zur Lösunzsihs
res Verhältnisses rnit seinem Bruder
zu verhelsen.
Jhrcm Vater, liebe Eugenie, blieb
in dieser Lage tein anderer Ausweg.
als sie von seiner Verlobung in
Kenntniß zu sehen und sie zugleich an
ihre- Psiicht gegen den Bruder zu
mahnen. Wie dieses Beienntnisz aus
den was-lasen Stolz, aus die unge
zügelte Leidenschaft Ihrer Tinte
wirtte, sehen Sie heute noch. Von
Stund an ward sie, wie sie seht noch
ist — kalt und verschlossen, ja hart bis
zur Grausamkeit«. schloß die alte
Dame ihre Erzählung.
(Fortsehung solgU
W
Gewinn-U
-
Strom-: »So-i Monate veredeit doch
gleich den janzen Manni«
Raubaeiindei hat tiitziich in Ren-«
Poet ein Hotei ausgepliindeei. Wie
vee einmal ein Beweis, daß wer den
wilden Weiten gründlich kennen lee
nen will, nach dem Osten gehen muß.
Die Damen, die sich von ihren lan
gen butnndeln durch aus nicht tren
nen nnd iie ais Waffen gegen etwaige
Angeisse beibehalten wollen sollten
wenigstens auf die Spitzen eine Schuh
voreichtung, etwa eine Aartossel over
einen Wolliniiuel iteaem damit nn
ichuldige Leute ieinen Schaden erlei
den.
Die hossnnng gleicht all n oft dem
Morgenrot das vor dein te hiten Tage
am hellsten strahlt.
san-eilen in sich gehen iit so notwen
dig, ioie zuweilen aus sah heraus se
ben.
i
s