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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 1, 1910)
Nebraska Staats« Art-Zeiger und J cerold Wo ists .I«0. Zw rahci u E »s—s p.--«s-—-: Die erstkn Schwalben Was werd· ich denn da gewahr, Dort am lang-en thieii etc-» die Schwötdcheu sind ja da, Halten jehi Paradei Lamm über-I weite Meer Wierer hergeflogen Und sind dann wohl über Nacht Bei unt eingezogen. Papa jetzt die Fiügel rein Von der staubigen Reise, Zwitfchern dann ihr Lied-sein Nach der aiien Weise. Und inir ist's, als hört’ mein Ohr Dort von dem Gewimme! Steigen heißen Dank emer Ju dem blauen Himmel. Grüß« euch, liebe Vögelchen, Seid williommen alle! sucht das lang’ verlassne Nisi Lln dem Hauf’, im Stalle Eesh' ich eurem Treiben zu, Dtan mein Aug« sich weidet, Weiß ich, daß ein großer Gott -eine Welt gut leitet. Jakob Härten ——-— -—--— Die kostbaren Oasen. Qumoreste von Eugen Jsolani. Es war eine ausregende Fahrt aus der »Elettrilchen«, die ich da gemacht i.1de. Ich war in der Lettiire ver Zeitung vertiest. ala ich an einer haltejtelle durch lautes Sprechen deit Schaffens aufaeitört wurde und unwilltiirlich ausvliaen mußte Der Beamte stand mit einem Manne in Unterhandlung, der in je dem Arme eine große Vase trug und sa die Bahn bestiegen hatte. Der Schafsner wollte den Patentta ger, der den Eindruck eines Geschäfts lxausdieners machte, nicht mit den gro ßen Busen hineinlassen, er solle damit Jus den Vorderperron gehen. Aber ein Passagier, der am Eingang des Wagens saß, legte sich in’5 Mittel und mate: »Aber lassen Sie doch den Mann mit den Vasen hinein! Er tann doch nicht die Janze Tour mit den kostba ren, schweren Vasen da vorn stehen. »Sie sehen ja, hier drinnen ist noch Platz genug.« Der Schasfner entschuldigte sich mit feiner Instruktion, sprach vorn Ge päct, das nur aus dem Borderperron mitgelührt werden dürfe. In der Bahn störe das die Passagiere. Aber der Herr, der sich freiwillig zum Wart führer der sämmtlichen Jnsassen der Lilettrischen auswars, rief aug: Deiner von uns wird gestört. Vie ie tostbaren Vasen können Sie doch nicht als Gepäct ansehent« Vielleicht weniger, wen er uoerzeugr trsar durch diese Argumente, als des l-,alb, um den Aufenthalt an der hal testelle nicht zu lagne ausudelynen ließ der Schafsner den Mann mit den Vasen hinein, der langsam durch den langgestreckten Gang bis zur Mitte sich bewegte, während der Schassner schon Das Fahrzeichen gegeben hatte. So kam es, daß der Mann mit den Rasen, in idem er sich in der Mitte der einen Bank niederließ, bedenklich in’s Schwanken gerieth. so daß der herr am Eingang, der eben erst siir ihn ein betreten war, ihm im Tone leisen Vor icurss zuriefz »Na, wissen Sie, mit so kostbaren Vasen musz man vorsichtiger umge hen!« Alle Jnsassen des Wagens waren setzt natürlich aufmerksam gewor den auf den Mann mit den kostbaren Nasen. Zwei herren, die den Vasen schräg gegenüber saßen, augenscheinlich kunst aetverbliche Iachleute, unterwarfen os senbar die Busen einer fachmännischen Kritik. Ich hörte aus dem halblaut aesiihri ten Gespräch Sake wie die solgenbem »Die Zeichnung ist wunber bar schön!« spSicher echt SevresF —- »Tai-lenkte an Werthl'« und Aehnliches zu mir beriibertlingen Während alle anderen Jnsatsen sich aber nur in dieser diskreten Weise mit den Hasen und ihrem Träger beschäf tigten, glaubte sich der herr am Ein gang offenbar berufen, seine Gönner rolle dem Manne mtt den Vasen ge genüber «rveiteespielen zu bliesen und Jies ihm laut durch den Waisen hin Durch zu: »Ich möchte an Ihrer Stelle doch nicht den Transport solcher kostbaren Busen übernehmen. Das können Sie dreist Ihrem Chef oder dem, der Sie geschickt hat« sagen. Solche Basen packt man in Kisten in Holztoolle schön ein und schickt sie fest verpackt. Wenn ein Stück taputt geht, ist nachher der Schaden da und das Geschrei groß!« Der Mann mit den Vasen zudte nur mit den Achseln, als wenn er viels teicht sagen wollte: »Na ja, Sie mögen ja Recht ha ben!« Aber er sagte doch nichts, Von dekn saß, mit seinen Vaien auf den Armen da, jede detVasen aus ein lBein gestützt. t und da er teine Antwort gab, so glaubte der Herr am Eingang wieder H sprechen zu müssen, und sagte mehr zu »und, den anderen Wageninsassen, ge wandt, als zu dem Manne mit den » Linsen: I »Eigentlich ist es eine große Zumu »tbung von einem Herrn an sochen «Mann, ihn rnit zwei so tostbaren, uns iverpackten Vasen in der tkleltriichen ’fahren zu lassen. Die Dinaer müssen jja schwer fein. Wenn dem Manne die Etlrme erlahmen, und ein Unaliicl pai Isirt, trifft ihn taum die Schuld. s-— Wider dann soll er womöglich fiir den Schaden aiiftommen!« Einige nickten dem Sprecher Zu: ; stimmung zu, und man hätte vielleicht sdie Frage weiterbehandelt, wenn nicht tin diesem Augenblick der Mann mit kden Vafen die ganze Aufmerksamkeit jbolllommen auf sich gezogen hatte. Er s stellte nämlich die eine Vase dicht neben sich auf die Bank, die andere dicht vor sich aus die Erde, sie mit den Beinen festhaltend. »Mensch«, rief der Herr am Ein gang ihm laut zu, »wir machen Sie da? Sind Sie von Sinnen! Wenn setzt eine Kurve kommt, die Vasen purzeln Ihnen ja um!" » Und alle Jnsassen aioren in der That in der höchsten Aufregung, wäh rend der Mann mit den Busen aanz ruhig blieb und mit der Hand ganz gemiithlich abivinlte: »Ach, es ioird schon nichts- passiren!« Darin nahm er langsam fein Taschentnch heraus-, um sich so aemächlich wie möglich zn schniiuzem »Na, fa!« so liefz der Herr am Ein gang vernehmen, der sichtlich immer er-. regter wurde, »es ist eben ein unge heuer Leichtsinn, zwei kostbare Vasen Idurch einen Mann in dieser Weis-. stranspcrtiren zu lassen. Schließlich muß sich jeder Mensch einmal die Nase abwifchen; das tann man eben nicht verhindern. Und wenn nun jetzt, wäh rend der Mann sich schnäuien muß, die Basen kurz und klein geben« dann tann er auch nichts dafür!« Aber der Mann mit den Vase-i hat te inzwischen das Taschentnch eisige steckt und machte teine Anstalten, wie der die Vasen, wie es erst geschehen, in feine Arme zu nehmen. Die er mit seinen vpkunen einge llemtnt hielt, stand ja einigermaßen stehet, aber die andere. die er neben sich aus die Bank gestellt hatte, stand voll kommen frei und lonnte bei jeder Schwankung des Wagens selbst in·s Schwanken gerathen. Jch muß gestehen, mir bibberte bei diesem Anblick das Herz: Ich blickte mit unaushörlicher Spannung aus die Vasen, in der untvillkürlichen Empfin dung ich kann vielleicht durch die Ge walt meines Blickes die Vasen aus ih rem Platze sestbannen und im Falle eines Schwantensz vor dem Sturze schüyen Und ähnlich wie mit-, morltte esJ an: deren Jnsassen gehen. sie starrten nn aushiirlich die Vasen an. Freilich, der eine oder andere der Jnfassen sah wob! lächelnd bet Entwicklung der Dinge zu, und wenn nicht die Same wegen des offenbaren Wettheo der Vase-i so rerteuselt ernst gewesen wäre« konnte man wohl darüber lachen, wie mir, zehn oder zwölf Personen etwa, in sichtlicher Erregung siir die kedachten Vasen zitterten, während die eine Per son, die vor allem die Sache anging, gemiithlich dasaß und augenscheinlich oon allem unberührt blieb und nicht; im Gerinazsten sitt die seiner Obhut anvertrauten Kostbarkeiten zu zittern schien. Das konnte der here am Eingang denn auch ossenbar nicht siir die Dauer aushalten, und er ries dem Mann mit den Oasen in lauter Eingang znt »M. wissen Sie, das ist aber ein un-» erhilrter Leichtsinn, den Sie da be —-———— —- -«-... « .-..-k .— v- --..—.«- —-.-.- .-....-..--.-— gehen. Daß Sie sich die Nase abwi-s schen müssen, ist selbstverständlich, aber nun könnken Sie die Vssen doch wieder an sich nehmen. Das ist jaj gar nicktl zum Ansehen. Das iski ängsklich . Der Herr am Eingang wollte wei ! kerreden, aber da geschah etwas das ihn offenbar ein Weilchen stocken snachkr. Die Elekkrische war iiber eine Kurvr gefahren. Die ganze Bahn und alle Insassen wiren ins Schwanken ge r,akhen der Vasenmann war mit sei nem Oberköwer nach rechts geflogen; wo neben ihm vie Vase stand. wäh ren-d seine Beine nach links flogen und die andere Vase zwischen sie schwanken ließen. Und während allen Jniasten ern lauter Schrei entfahren war, hatte er nach der hin- nnd herschwantenden Vase zu seiner Rechten gegriffen, nnd batte sie glücklicher Weise noch im letz ten Augenblick erfaßt, und während dessen waren auch die Beine wieder in senkrechte Richtung gerathen und hiel ten die andere Vase sicher zwischen sich. Lille blirlten mit Erleichterung aufs ich glaube jeder hatte, wie ich das Gefühl, einer großen Gefahr entronnen zu ein. Der Herr am Eingang aber hatte wieder Kraft zum Reden geschöpft und fuhr, gegen den Vasenmann gewandt, sort: »Seben Zie, sehen Sie, wie leicht sinnig Sie waren! Jm Nu wären Ihre Vasen in tausend Stücke gegan aen, und das tann gleich wieder ge schehen, wenn Sie sie nicht wieder wie erst an sich nei)men!« Er sprach das in etwas beraussors derndem Tone, aber der Versen-Mann blieb gemiitblich siyen, wie er vordem gesessen hatte und wintte nur abweh rend mit der Hand. Das mochte denn den Mann am Eingang in Harnisch bringen, und ich muß gestehen, daß die ruhige Gelassen beit des Mannes mit sden Vasen etwas Heraussorderndes hatte. und wenn ich auch nicht der Meinung bin, das-, der Herr am Eingang zu dem, was er nun that, irgend welche Berechtigung bat :e, ich tonnte doch die Empfindung aus welcher seine Handlungsweiie stoß. verstehen. Jn höchster Erreaung erhob er sich von seinem Platze und ries dem Manne mit den Vasen zu: »Nein, das geht zu weit! Jlir Ve lragen ist unerhört! Das grenzt an muthwillige Sachbeschädigungl Mer ten Sie sich wohl, wenn Sie mit Jll ren Vasen verungliiclen, so werde ich mich als Zeuge melden, um über Ihre grobe Fabrlässigteit auszusagen!« Diese mit erhobener Stimme ge sprochenen Worte, die die starte Er regung verrietben, welche der Herr am Eingang auch äußerlich zeigte, denn er schien am ganzen Körper zu zittern, brachten auch ein wenig den Mann mit den Vasen aus seiner Ruhe. ,,Wat wolln Ze denn eigentlich im meksort von mir?!« rief er aug. Nummern Sie sich doch nicht un: an dere Leute ihre Angelegenheiten Las ien Se mir doch in Ruhe.« »Aber das ist ja nicht zum Anse hen", rief jener. »Na, denn tielen St man nach de andere Seite bin. Uebrigens steige ict jleich aus! Also beruhiaen Se sich Inan!« »Nein, ich beruhige mich nicht« rief jener mit iteigender Erregung. Es grenzt ja geradezu an Tollheit, in die ier Weise mit solchen Vasen umzuge hen -—) das müßte bestraft wer den!« Jn diesem Augenblick hielt die Dann mit dem üblichen Ruck, der noch einmal die Vasen ins Schwnnlen brachte« so daß wieder verschiedene Personen qui schrien, während der Mann mit den Versen diese geschickt in die Arme nahm. sich erhol- nnd heraubgehen wollte. Und als er an seinem ehemaligen Gönner, nun aber heftigen Geaner. eben vorbei gehen wollte, ergriff diesen noch einmal die ganze Wuth über all die ausgestandeneAngft und den ges habten Bergen und laut schrie er den Mann mit den Vafen an: »Wer-hört ist solch’ ein Leichtsinn"' Da aber gerieth auch der Mann mit den Blasen in Wirth, und eshe ihn je mand daran hindern konnte, packte er zum Entsetzen der Bahninsnsfen, die er regt tn die höhe sprangen, die eine in Fleiner rechten Hand sbefindliche Vase, Ischtvang fie mit erstaunlich scheinender Kraft in die Höhe und ließ sie auf sei Mc Gegnerj Kopf niedersausen. »Haben Se denn noch nich. jemertt, dat de Dinger von Pape sind-« rief er dabei aug, und verließ den Wagen Der Mnnn am Eingang besa- sich, indem er in unser Lachen einstHnmth ’seinen Hut, in welchen die »tostbare Vase« trotz des wuchtigen Schlages kaum eine Beute gedrückt hatte. Von der Bahn and aber sahen wir, wie der Mann mit den Busen dies gutgemachten Dekorationsstiide in ein Theater trug. — Die Brücken von Paris. Halles stotz in ihrer Stadt, von Notre ikleinen Citoyennes angefangen bis Die Brücken sind der Stolz von Paris-. Das will freilich nicht viel sagen, denn die Pariser sind auf Dame und den hübschen Augen der zu dem berühmten Schmutz Liste tiasJ hinab. Die Seinebriicken sind aber wirklich schön, und wenn es auch sonst in der Welt noch malerische Brücken geben mag, so hat doch sicher keine andere Stadt der Welt eine so reiche Auswahl davon. Und dann hat eben auch keine andere Stadt oer Welt die Seine. Die Seinebrücken und Seinekaig sind die kostbare Aus schmückung der eitlen launiscken, schil lernden Seine. Die vielen Boken isnd Schleier des Flusses lassen ein wahr hast künstlerisches Rassinemeni in der Anordnung der Brücken zu. Dazu kommt, daß die Brücken in Paris niht wie an anderen Orten die eiqentliche Stadt mit nichtsscaendcn Bororten verbinden, sondern daß die Seine die Millionenstadt in zwei ziemlich aleich wichtige Theil schneidet u. recht eigent lich das Herz von Paris bildet. Die Brücken sind also nicht leer, sondern ein Mittelpunkt reichsten Lebens, Pari- » serischen Lebens. Und sie sind nichtj nur an sich Kunstwerke, sie sind auch geschichtliche Denkmüler; sie geben uns serner den malerischsten Eindruck der Weltstadt. Sie lassen sich am ehesten mit den Themsebrücken vergleichen in ihrer charakteristischen Bedeutung sür die Stadt; aber sie sind in ihrem Bau ebenso durch und durch französisch, wie die Seine im Gegensatz zur britischen Themse eine echte Französin ist unds wie die Lust, durch die diese Brückenl ihre Bogen schwingen, die helle, klares sranzösischeLuft ist, die alles mit einem s silbernen Schimmer umgibt, und nicht i die Jnsellust mit ihren Nebeln und ihren Schatten. llnd diese fröhliche Seine mit ihren! Brücken war in den letzten Wochen un ser Feind. Sie drohte einen Theil der Stadt zum Einsturz zu bringen, slutete neugierig in Straßen hinein, in denen sie gar nichts zu suchen hat, gurgelte und plätscherte in allen Kellern nnd Schächten, sprudelte aus allen Röhren und ließ als Visitentarte übelriechen den Schlamm und Moder zurück, der noch gar Epidemien erzeugen soll. llnd dieBriicken wurden nicht nur nunTheil unpassierbar: die Sachverständigen kamen auch und erzählten uns, das; ge rade die Brücken eine Hauptursache der Wassersnoth seien, da sie mit ihrem Mauer und Pfeilerwert einen raschen Ablauf der sich stauenden Sintslut ver hinderten. Einige Tage sprach meint ganz kaltbliitig davon, die einer oder andere Briicke zu sprengen, weniasiesis den oberen Belaa, der von der unzu rechnunggfähig gewordenenSeine sei-on bespiilt wurde. Platzte irgendwo ein Auto-Radschlauch, fuhren die Moralle spieler am Stammtisch und bit Ge vatterinnen in der Conciergenstube zu sammen und riefen: »Da ieht die Alma-Brücke in die Luftl« Tenn auf die AlmaiBriicke hatte man es ganz be sonder-; abgesehen. Glücklicherweise ists weder Paris wie Bin-m in den Was- i sern versunken, noch sind die Seine- I briicken zum Himmel geflogen. Wir waren so erfreut darüber, daß unsere große Freundin Paris mit ihren Brücken une- erhalten geblieben isi, daß wir die sämmtlichen Seinetliore ein mal wieder besticht haben. Man spricht manchmal von den sie ben Brücken, die man von dem einen oder anderen Punkt hier auf einmal übersehen kann. Wir selbst haben, von der ConflanssBriicke angefangen bis zur AuteuilBriicke einunddreißiq ac zöhlt. Dazu kommen dann noch die Brücken um Boulogne und Neui,y her um« die wir ja eigentlich mitreckinen müßten. Diesen Pariser Brücken ist oft eine gewisse Einförmigkeit vorge worfen. Die Einförmigkeit ist docls aber durch die Aufgabe bedingt, der diese Brücken zunächst dienen, der Vei kehrsentwicklung über das Wasser hin. Es wird auch getadelt, daß diese Brücken nicht wie die Brücken des Mit telaltets und heute noch mancheBriicken Italiens nnd Südfrankreichs ihre Ge helmnisse haben, sondern sich sofort uns l ,..,.s.,—k-.. -. » « «.,.- - seren Augen ganz entschleiern und den Suchenden keine versteckten Reize ent hüllen lassen. Für Brücken etwa im venezianischen Stil ist freilich in dem modern-nervösen Paris mii seinem haftenden Massenverkehr kein Raum. Und doch wird niemand leugnen kön nen, daß das Gelammtbild der Seine briicken, ob wir es nun von den Kais oder von einem der hohen Aussichts punlfe, oder gar von einer der Brücken selbst stromauswärts oder strom abwärtg betrachten, von einem male-ri schen Zauber ist und dazu von einer wuchtigen Größe, wie wir sie sonst in kaum einer Stadt wiederfinden wer den. Es ist auch behauptet worden, daß die einzelne Pariser Brücke teine Seele bat, keine Persönlichkeit. Nun wollen wir ganz gewiß nicht sagen, daß jede von diesen-W bis 35 Brücken uns besondere Usfenvarungen anzu vertrauen hat. Die Zahl der Pariser Brücken, die unserem Geiste sich als ganz individuelle Erscheinungen ein-« prägen, ist gleichwohl so groß, daß un seres Erachtens auch in diesem Punkt die Brückenstadt Paris alle anderen Brückenstädte überragt. Durch großes Alter zeichnen sich allerdinag die Brücken, die wir heute hier vor uns sehen, nicht nur-. Auch die älteren sind nur Wiederherstellun gen von früheren Baunserlen. die « iibriaens meist durch eine der großen Seineüberschwemmungen der alten Zeit —--- weggerifsen, eingestürzt oder sonst zerstört sind. Wenn man auf dem Platz vor Rotte Dame steht, sieht man zwei Brücken, die nach dem linken Seineuser führen. Von ihnen ist die eine der Petit-Pont, der nichts beson ders benurlenswerthes im Aeußern hat und der in seiner heutigen Gestalt erst aus dem Jahre 1854 stammt. Jn Wahrheit befinden wir uns hier aber an der ältesten Stelle von Paris und der Petit-Pont ist die älteste Brücke, denn sie stammt schon aus der Römer zeit. Maurice de Sullh, Bischof von Paris, ließ 1815 die Brücke neu aus bauen. Aber die Seine tonnte diese Brücke nicht leiden und riß sie immer wieder fort; und immer erstand der PetitPont von neuem. Ein ehrwür digeg Stück ist auch der Pont Notre Dame. Anno1499 brach er zufam men und begrub in seinen Trümmern auch die Häuser, die nach mittelalter lieber Sitte auf ihm gebaut waren oder sich an ihn anlehnten. Die entsetzten Pariser sahen mitten auf dem Fluß zwischen dem wüsten Gerümpel auch eine Wiege den Fluß hinabgleiten und in der Wiege ein jammerndes Kind lein, dem niemand zu helfen wagte. Das arme Wurm schien verloren; da --- Wunder über Wunder wurde die Wiege am Louvre vom Fluß ans Ufer geschoben. Das Knäblein wurde ge rettet und seine Nachkommen leben heute um uns herum. Und der Lokal patriot sieht in diesem Wickeltind ein Symbol von Paris. Merkwürdigeg ist auch vom Pont de la Tournelle zu erzählen. Die Tour nella war ein mittelalterliches Parla mentggerieht für Strafsachen. Der Name müßte also bei dem Gedanken an Folter, Rad und Galgen Fröfteln er regen. Der Kenner deH alten Paris-« schmunzelt aber. Bei tiefer Briiele mit dem Namen des Tower rmn P-:ris5 begann mir-dich auch das Bad Saint Veraard Ia lsadeten sich in der guten alten Zeit strenger Sitte die holden Schönen von Paris, die Damen vom Hof und der vornehmsten Gesellschaft Jn Staatslarossen kamen die Köniae, Herzöge und Marqui5, um den Schö nen zu huldigen und sich gleichfalls in die Seinewogen zu stürzen. Der gute Pont de laTournelle ging in Flam men auf denn er war nur von Hol i Jm letzten Jahrhundert ist die Brücke mehrfach umgebaut und heute ist die Gegend am Pont Saint- Bernard nicht zu Bädern einladend. Die Pariserin nen baden heute zu Hause in ihren Tubs. Die Bruae der Bruaen in oer Pont Neus. Sie ist die älteste von den heu tiaen Brücken und gleichzeiti« die stäms miaste und widerstandsfähigcsth wie die letzten Wochen gezeigt haben. Man hat den gegenwärtigen Bau unter Heinrichl lll. begonnen. Er führt an der West spitze der Citö Jnsel iiber die beiden Seinearme. Jm Jahre 1578 san man bei niedrigem Wasserstand mit dem Bau an und Heinrich Ill. legte selbst den Grundstein. Es wird uns allerlei berichtet von der Prunkbarke, die den König vom Louvre nach dem ersten Briickenpseiler brachte und von der all gemeinen Beaeisteruna der guten Pari ser. Der König selbst war aber trau ria, denn er hatte am Morgen einen sehr berüchtigten Liebling begraben,der im Duell der Mignons gefallen war. Die Pariser, die damals schon eine böse Zunge hatten, wollten den König ob seines trüb-seligen Aussehens verhöh .nen und die Brücke Pont des pleurs nennen. Erst 1588 wurde der erste Theil der Brücke vollendet. Moniaigne fah und beschrieb die Brücke in ihrem halbfertigen Zustand. Erst 1598, nach Beendigung der Bürgerlriege, ging Heinrich 1Y. wieder ans Werk. 1603 schritt der König als erster über den Vom-Neuf, obwohl dies Unternehmen bei dem unsicheren Zustand des Baues noch ein Wagniß war. Der richtige Verkehr begann erst drei Jahre später. Wo uns heute das Standbild des Lieb lingstönigs der Franzosen grüßt, war früher der Mittelpunkt des eleganten Paris, der Bonlevard des 17. Jahr hunderts. Natürlich hatte die Brücke damals mit ihren Läden, Schanbuden und Bergniigungsanstatten ein ganz anderes Aussehen als heute. Ein Bruder des Pont-Neuf ist der Pont au Change, auf dein sich in alten Zeiten die Wechsler angesiedelt hatten. Zu den alten Brücken gehört außer dem Pont an Donble noch der Pont Marie (1.618 bis 1635 gebaut), der von der Jnsel Saint-Louis nach der inneren Stadt führt. Der Pont Rohal ist auch schon ein hetaater Herr. Er war bis 1632 aus Holz und wurde eines Tages von der Seine entführt. 1685 ist er in fünf steinernen Bogen neuerbaut nnd ist heute als Hauptanlegeplatz der Sei nedampfer einBerlehrsmittelpuntt. Jn ihrem Stil nähern sich noch diesen äl teren Brücken die Brücken der Revolu tions- nnd Bonapartezeit. Eine ge wisse Pracht zeigt uns die Concordien brücle, die noch in der Königszeit be gonnen, aber erst nach dem Umsturz vollendet wurde. Der Okerbau ist zum großen Teil aus Steinen der alten Baftille hergestellt. Die Ausstattung der Brücken war früher treit reicher als heute; aber wenn man ihr auch viel Fi gurenwerl genommen, ihre höchste Zier hat man der Brücke nicht rauben kön nen: das ist der Rundblick, den man von der Concordienbrücke aus das alte und auf das neue Paris hat. Aus der Glanzzeit des großen Rapp leon stammen die Kriegsbriicken. der Pont d’Je-na und Pont d’Austerlitz. Wir betrachten die Pserdebiindiger und Adler aus der Jenabrücke mit ähnlichen Gefühlen, wie ein Franzose sich die Berliner Siegessäule ansehen mag. Weit besser sagt uns der Pont des Arts zu, der auch aus der napoleoni schen Zeit (18()2) stammt, sich aber zwischen den Steinriesen ausnimmt wie eine schlanke Barke zwischen Dreadnouahts. Die Brücke ist aus Eisen konstruiert —- die Vorbotin ei ner neuen Zeit. Sie trägt nur Fuß gänger und verbindet den Louvre mit dem Institut; sie ist die Pariserin un ter den Pariser Brücken. Aus der Re stauration und demBürzierlönigthum find zu nennen der Pont d l’Arche v('ch·«- l1728) an der Morque und der Pont du Carrousel lPont des Saint Pssres), der auf eisernen Bogen ruht und mit Bildwerken geziert ist (1832 bis 1884). Er ist im Jahre 1906 et was umgebaui. Mehr als ein halbes Dutzend neuer Brücken stammen aus der Zeit des baulustigen zweiten Kai serreiches, das auch einen Teil der äl teren Brücken uingestalten, erweitern und verbessern ließ. An erster Stelle sei da die Jnvalidenbriicke genannt, die an Stelle einer älteren Hängebrücke gebaut ist. Von ,,altuellem« Interesse ist der Pont de l’Alma, der sehr nie driq konstruiert ist nnd den man des halb jetzt bei dem Hochwasser sprengen wollte. Er ist an der Seite mit Sol datenfiguren in den Uniformen der Krimtriege geziert. Die Pariser liefen jetzt alle Tage hin, um zu sehen, wie hoch dag Wasser an diesen langen Kerls schon gestiegen fei, und die Auf regung wuchs in demselben Maße. wie die Seine von den Stiefeln und Ga niafchen der Tapferen zur Säbelkoppel und den Euaulettes stieg. Noch aus dem zweiten Kaiserreieh stammt der Brücken--m »s. Joult von Auteuil der sei-: nerzeit als Wunderwert modernfter Technik ausgebaut wurde und der heute noch mit seinen zwei Stockwerten einen gewaltigen Eindruck macht. An den Brücken der dritten Repnblit tön nen wir studieren, wie der Sinn für Zweckmäßigkeit in der sparsamen De motratie die hohen Kunstanfprüche mehr und mehr zurückgedrängt hat. Paris hat sich in seiner Neigung für das Nüchtern- Praltische und gleichzei tig für billigen Talmiprunt amerika nisiert. Jiicht umsonst hat man an ei ner der inodernften Brücken, der von Grenelle, eine Kopie der Freiheits ftatue von New Yorl aufgestellt, die von der französischen Republik den Vereinigten Staaten geschenkt ist. Desto mehr Ruhm verdient der Pont iAlerander lll.der,1900 vollendet, n. cht nur technisch in feinem gewaltigen iEisenbogen ein Meisterwerk ist son dern auch in seiner prachtvollen Aus tattung mit den reichen Bildwerken der alten Traditionen dieses Künstler landes würdig ist Franz Wugt.