Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 25, 1910, Zweiter Theil, Image 16

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    I W Ue Lust se seltsam lind
, sub W!
I- M sie Mem um Sim
H und sang-m
- s- eiest und nixfmt holden Mär:
f M gis-H
M Enklssiißen »arm« del-erge
sangen
II solM Allen slutlxt übers Feld
N Irshlingslicht, das linde, wun
derbarr.
M hell, wie slötenhell das Lied der
Stare!
Ike weil, wie sehnsnchtsweit die or
genioeltL
U- Leben, Leben! Schlumniertest du
nur
Und wischeit von der Wimper nun die
Träume?
Ein heimlich Scheuern zittert durch
die Flur,
Ein heißes Sehnen gebt durch Busch
und Bäume.
Jski nicht« als ob die ganze Erde
bebt?
sangks aus dem Grase nicht wie
VeilchenlachenP
Oh holdes OsterglückF Bein Schlaf
erwachen
Die Blumen. sonnenlichtdurchweth
Und nun —— ein ernster, leiser Feier
llangi
Und haltend jetzt das Jubellied der«
Glocken!
Ihr Anemonen horcht am Wiesen
hang!
Ihr jungen hergen, lauscht in frohem
Stocken!
Das Leben läutet —- rustj Das Glück
ist UshI
In Knospenschuhen huscht ei durch die:
St.nnde
Lin ausgesprochen SWott aus leuschem
Munde. »
Ihr jungen wseku Euer LCUZ est da: s
Seine Zutage
Osterstizze von Eise Rufst
Dei Bureau des Eisenwaareni «
Engroigeschästs Sändler öc;
Co. wurde am Ostersonnabend
bereits tun sechs Uhr geschlossen I
Bett-er Behrene der Buchhalter,!
schob assathenend das biete Kontvrsi
such Haks. Ikdnete Federn, Blei
ßifte M W auf seinem Pult
und blinjelte noch der Uhr über dem
site-schaut als die Tbür geöffnet
wurde.
Det Ebes tarn. Den hatte Wetner
gar nicht mebr erwartet. Kurz vor
Konterschlus am Ostersonnabend . . .
der Servaltige war doch sonst nicht;
so arbeitseiftig oder voll Ausdanert
ct lächelte sogar, der hager-e, altes
Mann. Sah seinem jungen. breit
schulterigen Angestellten in das hüb
sche Gesicht und biistelte, als tönne er»
nicht recht heraus mit der Sprache.
«Dennerkpetter, dachte Werner
sspsort »der will was, was er nicht ge- «
wohnt ist.« Er verbengte sich und lä
chelte ebenfalls.
aSchier Wetter draußen«, meinte
der Chef, »ich-i jewiß morgen mit der
janzen Familie raus, was? So ’ne
OsterPartie bringt ’en ersten Som
mer-Ruban über die Berliner.«
»Ich, ich weiß es noch nicht«, knur
nielte Werner erstaunt vor so viel Ge
müthlichleit des Gestrengen. Auch
hörte er es sechs schlagen. und dachte,
wenn er nicht bald gebt, wird der beu
ttge lange Feierabend wieder ’mal
vertiirzt
Nein, der Chef ging noch nicht. Er
drehte den Kopf nach der Richtung.
wol-er pliiIlich Glockentöne durch das
gesssnete Fenster kamen, nnd zog ein
schiffte-, blaues Papier aus der We
M
·JIon, das IS nu fo", detlmerte
er weiter. »Ostern soff weiter nischt
wie Jeldl Lachen Se nich, Herr Behi
rensL Was der Staat kann, tann ich
erst recht! 100 Mart kriegen jawoll
de Berliner Beamten als Scheuern-ras
Zulages Sollen Se auch habe-il
Reden Se nich, sonst khut’s mir wie
der leid dinter.het!.» Nehmen Se,
und thun Se sich was an . . » Mann!
Frijhkche Ostern!« . . . .
»7röh...l’.·.che Ostern«, echote
Wermr erschrocken, indem er das
blaue Papier anstarrte, als hätte er
fa was noch nie gesehen. Es lag auf
dem grünen Tuch feines Schreibpuls
des, die These halte sich hinter dem
Tief schon wieder geschlossen, und nur
das Osterläuten war noch ikn sit-mer
und ein verirrter. letter Sonnenstreii
feu, der blas und schmal und zuckend
M seid streifte.
Berner griff zu nnd fühlte zugleich
eine rasende Freude»
hmrderi Mark» ganz unverhofft
nd unabhängig von seine- Monats
sei-te das-e hundert Make» .kpi
us- M er die nicht mehr f· fes-ran
» ; m z-- Mai-a schadet
«Mtter«, fasse er ganz laut
lmir nicht anders er sauste pieiien
oor klärt Ja feinem Poetemonnaie
war ein verschwiew Seiteniach
dessen Schloß kein Ren-ich aufgeran
fen verstand wie er. Dahinein legte
er des funkelnagelnenen Schein. Den
Qsiss verstand Selbst feine Frau nicht«
also konnte kein anberufenes Auge fei
nen Reservefonds ergründen.
Wie ein Sieger schloß Weer das
sontor heute ad. Auf der Straße
trug er den Kopf so hoch, als müßte
er alle die haftenden Menschen überra
gen, als wäre das alles nnr kleines,
armes Voll gegen ihn. Vor dem
ersten Herrengardeobengeichöft blieb
er Lieder-. So einen braunen, engli
schen Frühlings-Anzug so einer wie
da im Schanfensier stand. würde er
sich gleich nächste Woche vo Schnei
der machen lassen. Nicht mehr mir
dem blauen. blank gewordenen Sonn-«
tagsroet umherlaufen. Nein, nicht
mehr die oerwaschenen, hellen Westen
vom vorigen Sommer
Am zweiten Feiertage koar der
große Kegelausilua mit den Freun
!den. Denen wollt- ers aber mal zei
jgen welche noblen Psssipnen er im
Grunde genommen besas, daß er auch
Geld fiir sich und die Freunde besaß
daß er nicht den ganzen Verdienst hin
zugeben brauchte fiir Frau und Kin
der.
Ihm wurde noch heißer plöslich
Warum denn, Frau und Kinder
brauchten das Geld nicht ..... nee!
Lenchen hatte ja erfl neulich zu ihm
gesagt. sie käme sehr gut Jus diesen
Monat, und dem Aeltesten hatte see
sogar von seinem allen Sen-umwan
teleinen prachtvollen Osteranzug ge
Ist-L Zins-In occur-Irr gar Inwi- «
von der Zulage zu !rissen. Die Frauen
reden dann immer gleich dazwischen,
als ob ihnen das Geld gehörte. Blas
nicht! Er hatte sich in den sechs
Jahren seiner Ehe genug sür die Fa
milie gequält. aller. baue er hingege
ben, mit dem descheidensten Taschen
gelde war er ausgetomvnem also hatte
er diese 100 Mart redlich verdient, er
lonnte sich ’.-nal selber dasiir etwas
anthun. was ibm Vergnügen machte.
Beinahe bütte er einen Luftsprung
gemacht vor Wann-. Das war gerade
oor einen-. Konsitürengeschüst Hinter
dem Schausenster nickte ein Riesen
Osterlzase mit dem Zers» so daß Wer
ner vergnügt wieder nicktr.
»Ja. ja« alter Bursche, diesmal habe
ich auch meine Freude an Deiner
Osterbescheetung!«
Sein Blick wanderte über die ganze
Zuckerberrlichteit, und das Leuchten
soersiürkte sich in des Mannes Antlip
Die Kinder natürlich die
sollten dies-mal auch solch Zeugs su
chen. Nicht blos gefärbte hiihnereien
nein..sre hatten ja so einen reichen
Vater!
Als Werner nach hause lam, hielt
er die weiße Tüte vorsichtig aus dem
Rücken versteckt. schloß leise die Antri
dortdür aus und versteckte sein süßes
Packet aus dein Kleiderschrant wo die
Kinder nicht herantamen Und dann
stürmte ei auch schon wie die wilde
Jagd auf ihn zu.
»Ist-du« .....
Und das Kleinste, das schon in lei
netn Wagen lag, trübte in der Stude,
so gut ej ging, mit.
Werner schnüsselte in der Lust
»derum. als müsse ihn ein ganz beson
ders seiner Kuchendust heute in sei
nem heim empfangen.
Er roch aber nur Seifenwasser.
Und in der Küche lag feine Frau auf
den Knien und scheuerte den Fußbo
. den
«Lenck-en!' ries er ärgerlich, weil sie·
ihm nicht wie sonst entgegengetominen
- war.
Die junge Frau schreckte eirpor,
wischte sich die in«s Gesicht gesallenen,
blonden haarsträhnen mit nasser
Hand zurück und wurde roth.
«Jch... Du bist schon da.... ich
habe Dich beim Scheuern gar nicht
schließen höres«
Er blieb in der Kächenthiir stehen
und sah sie beinahe wie enttäuscht an.
Sie paßte gar nicht in seine sestliche
Stimmung hinein ..... Das alte,
blat- hauistleid war geflickt, die
Sest- verschossen und die Schuhe
unter dem Rvcksaum ausgetreten.
Jhm war das nie so ausgesallen wie
heute. Und noch nicht einmal mit dein
Reinmachen war sie fertig.
»Warum machst Du denn das ganz
alleini« fragte er nörgelnd. »Ich-habe
Dir doch gesagt, Du solltest Dir eine
Auswartesran nehmen-"
Sie war ausgestanden, hatte sich vie
Hände til-getrocknet und die Mitbes
nröbel wieder gerade gerückt. Idr vom
Men roth gewordenei Gesicht belains
langsam wieder die gewohnte weißes
Jskk. i
.Die Frauen..nehqs.en iett schonl
dreißig Pfennig sitt die Stunde·,’
dotierte sie vor seiten seltsamen su
W
»Meinigteit«, meinte er teichthin
iin solltest seines großen Ieich
thutns. ,
« M dein Ade-dessem alt die tin
du W. ist- et Isch ts- Ists-«
ts- Ue W nnd variety das sein-.
see-, Ue Oh Mier Jas. bald
Imn ihm nahe-ei sum-en satt-.
Er war tniide nnd gedachte sich gleich
W
Sie blÆpaber gar nicht aus. Sk«
Hbielt den hellen Kopf ties gesentt,i
Jbatte einen Berg alter Seiwnslwi
und Spisenreße vor sich liegen. pro-s
bitte and siickxlte und probirte an;
dein alten Sonntags-leide herunt.
»Was machst Du denn das« sragte
Werner schließlich, als sie einmal
leise seufzte.
Sie lählte
.Ach. Werner..... is doch schwer,
was Gescheites rauszutrtegen, wenn
man nicht schneidern gelernt bat. Ich
wollte rnir vie Blase hier zu Ostern
etwas modernistren. die Aetntel habe
ich schon wettet gemacht,- unten abge
schnitten,... sind seit balblana
sieh mal.... aber«
..Aber?« sraote er, als sie staate.
Sie sah ihn mutbig an.
»Der Stois reißt an allen Ecken
und Enden. Sieb mal bier am
Krone-, metnste, da tnnn ich die Seide
bier zu verwenden unb vielleicht das
Stück Spitze?«
«Sicher", sagte er, obne recht bin
zusebm »Du wolltest Dir doch eine
neue Blase tausen zu Ostern, ich hatte
Dir doch das Geld dazu arg-den«
Sie nickte rasch.
«Ja... wollt· ich! Aber Gretchen
brauchte so nöthig ein Kleid, und den
beiden Meinen habe ich neu-. Jöetchen
taufen müssen, und Kurt 'ne Männ«
»Ach sol« sagte Werner nar. Er
starrte das lächean Frauentntliy an
und dachte, »die Augen passen nicht
zu dem lachenden Mund. Die Augen
sehen ganz rotls nnd müde aus« meine
hübsche Frau wird alt vor der Zeit."
Seine schöne Mut-Stimmung oon
vorhin wollte sonderbarerweise gar
nicht itandbalten.
»Komm schlafen«. sagte er nach
einer Weile ganz unvermittelt und
herrisch. »Die ewige Näherei macht
mich nerviis. Kannste mark-en sriih
auch noch sertig machen.«
Sie schüttelte den Kaps. Er
merlte. wie sie sich gewaltsam zusam
mennahtm um gerade zu sitzen und die
Augen auszuhalten
»Ich bin noch gar nicht miide Lan
ge dauerte nicht mehr geh nur
immer, ich lomme bald nach.«
Er gähnte mächtig.
.Die Frühlingsluit liegt mir in
allen Knochen, Dir auch, Lenchen?«
Sie nieste.
»Das ist gesund, Werner . . . Früh
ling macht wieder start.·....
Er lag» schon im Vett, hatte die Au
gen zugemacht und dachte immer noch
an diese Worte.
«Friihling macht wieder start.«...
Was hatte Lenchen eigentlich damit
gemeint? hielt sie ihn nicht iiir trös
tig genug?«
Er dehnte und streckte sich behaglich
in den Kissen und horchte dabei nach
der Nebenstube
Ein Weilchen wartete er noch· Die
Uhr mitchtt sich mit gleichmäßigem
Ticttaa in die Uthemziige der Kinder,
es war ein so großer Friede um ihn
her, wenn nur das Bett neben seinem
nicht leer gewesen wäre.
«Lenchen!« ries er endlich.
Sie antwortete nicht. Derrgatt
noch mal, sie mußte doch längst mit
ihrer Näherei sertig sein, oh das alte
Kleid noch Spisen hatte oder leine . . .
Leise stand Werner auf. schlich zur
Studenthiir, die nur angelehnt war,
und blickte hinein. L
Jn, sie saß immer neck- und arbei I
tete. Der bionde Kopf spat noch
ebenso tief Freier-it nur on- rothe
Kleid lag nicht mehr aus ihren:
Schoosz. Ein-as Seit-weh Lichtes,
mit biznten Knöpfen hatte sie in der
hand. aus dem sie mit bunten Fäden
Biiimchen hineinsticktr. eins immer
neben des andere.
Werner stieß die Thür ganz auf
und trat näher.
Sie schrie erschreckt qui, versuchte
das Seide-re Etwas unter rem Tisch
zu verstecken and wurde dunkelrotiy
«Wai·-...rvas machst Du denn da
npch?«
Er stand seht dicht vor ihr und zog
aus ihren widerstrebenden Fingern
die Arbeit heraus.
Eine herrennseste, eine wundervolle
sast sertig gestickte herrenveste mit
tiefem, modernen Art-schnitt und
schönen, blqnten Inst-sen
Das Blut stieg ihm flammend
ins Gesicht
Die .. soll die fiir mich sein?«
Sie nickte und hatte Schriinen in(
des-M
«Jch wollt-e sie dir doch morgen
Ieise-en als Dsterei ..... du.
Jesus-Pest dir doch lange schon se
keine« .. nun nun hast du mir
E
E
die ganze Freude verderbe-!
Er schüttelte den TM
»Das wollte ich nicht Lenehem
Nur holen wollte ich M, weit« ich
nicht schlafen kennte-«
Er schwieg, weil es ihm so selt
sssn riß nnd zuckte im bergen. , ,
milden siegen seines seit-es sahw er
u, Messen Mund und die
ichs-leih seien-ten schaltet-. Und
ers hatte er keine VMreIde Mr
die fxisis Mutter feisee siee Klei
neni
Seine Finste. die die lichtgeaue
»etwas-Be hin und her Hohe-n ho
ben steh. Zuerst umspannten sie das
Itauenantlii, und zogen ei nahe an
fein-.
»Um du«-! Zwölf Uhr ichliigt't.
Jst is schon W. Leach-m JE
vutfte also mein Ostreei schien sehn
.. .. Nacht du! Willst du deini auch
sit-on gieiQ itst habet-P
Sie zitterte in ieinetn Atm. So
hatte et lange. lange nicht mit ihr
gesprochen, so weich. so wann .. .
Und sie icheak ganz verstört zurück.
als et plöilich einen iunlelnagels
neuen hundertmakltchein in der hand
hielt und ihr in die Finger drückte.
»Da dein Ottern« Lench:n."
Es reicht zum neuen Kleid iiit dich.
zum Oitettuchen. zu der Aufwärte
tin für eine aute Zeic...ich glaube,
es fällt iogat noch was ai- fiit ’ne
Flasche Rothwein zum Fett .....
Ineinfte, es reicht?« ’
Sie verstand ihn nicht
.Wol)ee...haft du denn Zinsf«
»Ja-n littef Oftttbeicheetung,
Lea-den«
Da hielt sie ihn auch Mi.
»Es reicht noch tüe viel mehr,
Weinen Für dich und mich zum
Glücklichsetn.«
Und sie küßten sich. als mästen fie.
die ganzen hundert Matt in Kiisseuz
anleaen . . . . l
(
i
Das Rezept des Weible. 1
Eine Ostergefchichte von U. no n
haufthenberg.
der Arnbros trat aus dem Dunkel
«- ves Stalle- in den feierabenb
lich still liegenden hof. Er
blieb stehen, verschränlte bie Arme
und sog behaglich am Rohr der kurzen
Pfeife. die ihm am Munde hing.
Was war das fiir eine Pracht, wie
da drüben die in neues Grün gekleide
ten Wiesen und das braune Land so
fett und sa vielberbeissenb dalagen!
Der Wind trug ihm einen Duft von
ausgebrochenem Acker herüber. Ja. der
Ambras wußte, tsas würde was wer
ben in dem Jahr!
Es hatte friib angefangen, diesmal
Der Ostersonnabend bat lange nicht so
üppige Wiesen gesehen, und an den
Bäumen die braunen Knospen hatten
sich auch längsi in prangenbes Griin
gewandelt, und da und bart gar guck
ten schon bie weißen unb gelben Köpf
chen vorwikiger Blüthen heraus.
Dem Ambeos flog ein Schatten
iiber’s Gesicht Ueber den has war
Jemand geschritten Der Umbroe hatte
nur mit balbem Auge herübergeschaut.
herraottösatermentt
Um einen schlanlen Körper flogen
en paar braune Böse« aus einem wei
hen kursärmeligen hemde guckien ein
paar bloße Arme und ein Nasen mit
einem bunlelhaarigen Kopf, ben er
gut kannte.
Der Ambros tebrte sich ab und
lpuelte aus
Die Zenzl Ja, das war ein Mädel,
die ee aufnahm mit feder. Nicht nur
in der Arbeit Der Ambras war ein
mal dein-. Sonntag-was gewesen,
drunten im Torswirtbsbaus. Ein ein
ziges Mal nur. Er fand wenig Gefal
len an dem, was die andern Vergnü
gen nannten. Freunde batte er taum,
mit sich selbst hatte er am meisten zu
thun, mit sich und den Pferden, die er
zu versorgen hatte, und da fragte er
nach anderen nicht. Aber die Zenz vom
Großbauern drüben hatte ihm gefallen
von je, und da war er auch halt mal
heruntergegangen. weil er meinte, da
würde fich’s vielleicht machen, daß er
ein paar Worte zu ihr sprach. --—- Ja,
lieber Gott« die Zenz flog von einem
Burschen dem anderen in die Arme. die
rissen sich um sie. denn eine saubere
Dirn« war sie, und da war halt der
Ambroi nur immer in der Ecke gestan
den und hatte bloß immer schauen
tönnen. Ader getlagt hatte er nicht«
ein einziges Mal. Und wie die Zenz
einmal, erschöpft vom legten Tanz, an
ihm doriiberlam und ibr die habe Ge
stalt des Ambros ins Auge fiel, der«
an der Wand lebnte und die Pfeife
zwischen den Zähnen hielt, während
doch alle anderen jungen Kerle im
Saal ihren Mund mit besserem de
schiiftigten, da hatte sie zu ibm her
übergerusen, so laut, daß nicht er al
lein ei hörte
.Sebt doch den Brpsil Der kriegt
dafür bezahlt« daß er die Wände fest
hält, damit sie nicht umfaclent«
himmel herrsott —-— das dlatschte
hinein in seine Stimmung« wie wenn
einer mit flacher band in einen stillen
Walde-eilst schlägt. Und es bötte ibn
.«kg verdrossen, wenn die Zens dabei
snicht zu ibm aufgeblickt hätte mit sa
fW in thunblanttu Augen. daß
er sich foriwenden mußte. um nicht zu
Preise-, sie sich sha- vqs wes-ch- m
in den Daarschapf hinein mit einein
tiefen seid derfsrbtr.
Ein Imselsrnädeh die sengt So
oft er ibr später über den Weg tan:,
mußte er an den Tanzsaal deuten,
kund irr-mer« wenn sie zu ihm herlibers
sah· schoß ei ibin reib in stien send
f
Wangen. Et. der den wildesten Saul
mit einem Dandgeiss zur Riison
deuchte, et wurde tapfscheu, wenn er
die braunen Röte eines du«-en Mä
dels stattern sah. Da sollte doch.
tausendsalerinent ——!
Der Imdrai hatte sich ost mit der
Frage herumseschlagem woher und
warum. Der Lies und der Mark und
der Beoni machte er di- derschmistv
sten sliele festen Auges zurücgehem
selbst dem Kräutetweibie kannte er
unerschraeten it« need-fette Gesicht
schauen, ohne dass ihm eine Gönsehaut
lam, und die alle hatten ihn doch ast
genug am Narrenadend gehalten we
gen seiner Steisnaeligteit und weil er
nicht so flinte Reden siihren konnte.
wie sie selbst. und wie die anderen
Burschen· die init den Dirnen schar
wenzelten wie die Stadttavaliere.
Aber die Zent, die Zensl — Der Am
bros hatte schon gemeint, es wäre am
Ende gar die Liede. Gern hatte er
sie« das stand fest. Ja aber zum Teu
) sei noch einmal. wenn man ein Miit-et
’lieh hat, vertriecht wan sich da var
ihri llnd wenn -- wußte er, ob er
durstei Würde die Zenz ihn nicht aus
lachen« wenn er zu ihr läm’ und sie
sragt: ——- ja, was denn fragte?
Der Ambros beschloß die Wand
rung seiner Gedanken regelmäßig mit
einein gelnurrten Reaftwort, das ihn
um leinen Deut gescheiter machte
Und wie er fest iiber die Achsel zu
riiel nach den schlanten Fesseln sah, in
denen sich die saubere Gestalt der Zenz
wiegte. machte er’s nicht anders. Ader
er wandte sich im gleichen Augenblick
herum, denn er hörte ein Geräusch,
und wie er zusah. hatte er leibhaftig
das Kräuterweible in seiner vertrockne. (
ten Gestalt vor rich. »
»Schau, der Prof-P rief ee ge
fchrviihig »Na. was meian Du, Profi,
das wär« ein Mädel. die Zenz, fauber,
blihiaubeh geli, ja? Brauchst nicht so
finster blicken. Ich weiß ja. was siht
Trauft Dieb nicht! Habe ich recht-?
Schau, da weiß ich ein unfehlbares
Mittel.«
»Mülterchen,« fagte der Ambros,
.fpari Eure Weisheit fiir die Mäd
chen. Denen möget Jhr aus Euren
Karten und dem Aaffeefah den Lieb
ften weifen. Jeh brauch" Euch nicht.«
»Na. na. ichon gut.« antwortete un- -
verzagt dae Weible. »ich weiß fchon,
wo der Schuh drückt. Tauf-den lannft
Du mich nicht, Orest Aber fehau,
morgen, ganz in der Frühe, eh noch
die Mädchen am Qriipinjbrunnen das
Ofierwaffer geschöpft haben, da gehe
den Bergdfad iiber dem Brunnen hin
auf. ohne daß Du ein Wort redefk. und
eine alte Wahrheit fagt: Die erften
Strahlen der Ofkerfonne zeigen dem
Burschen, der fiill und allein heraufge
fchritten kommt und an den Ofterzaus
ber glaubt, unter der Bonifaziueduche
die Liebste, die er im fekben Jahr hei- «
rathen wird. Und fiehft Du, Brosi,»
kommfi Du da hinauf und erbliafi dies
Zenz. na da —-« i
.Weible." fuhr da der Ambros da- .
zwifchen, «kreidfi Du Sdoik mit mir,
dann nimm d« Lehr —- himmelherr
goiilfakra -«
Waj fiir eine Lehr« das Weil-le neh- !
rnen follte, das hat der Ambros nichti
verrathen können. Auch das Sakrasi
ment blieb ihrn irn halfe fteeken, dennl
grad« in dem Augenblick war er wieder l
der braunen Röcke ansichtig geworden, i
und das Gesicht, das zu ihnen gehörte,
lächelte ein ganz klein wenig aber
dem Ambros fchien’s: fo boihafi —
zu ihm herüber. wie er da mit dein-;
Kräuterweible icn Gespräch stand, dass
er ganz klein wurde, kurz mit einem·
unverständlichen Knarren der Altenl
den Mitten kehrte und mii gewichtigen
Schritten dein Stalle zuftapfte.
li. l
Der Ambros hätte wissen müssen.
das man nichts verschwören soll. Oder »
daß man später einmal ganz gewiß ge
rade daj thut, was man oerschtvörenf
wollte. »
Jn der Sonntag-frische. noch als
die Nacht ihr Sternentuch til-er die
Erde gedreitet hielt und noch tein
Sonnenstrahl ihr in die Regierung
psuschte, ging schweren, aber sesten
Schrittes ein Mann durch den Wald,
dem Bergnsad zu. Wer da nicht
wußte, wer dieser Mann war, der
tonnte ei aus den Gesprächen ersah
ren. die er mit sich führte.
«Brosi.« sagte der Mann zu sich,
»ein alter Esel bist und bleibst Du.
lWegen eines dummen Mädels läufst
Du vor Thau und Tag aus der
Stube, traxelst den Bergpsad heraus
und glaubst. das in der Qonisasiuii
buckn aen Ende eine Photographie
bös-n wird. aus der Du ein zwissee
Gesicht su sehen vermeinst Der aber,
Brosi, hat Dir solche Raupen in Dei
nen dicken Schädel Stdilanstf Das
Weil-let csth des Weible. Schilme
Dich, Drosi. aus solch Gewäsch giltst
Du sonst — —- Ila. ichcdern meine
ich, wird's mir wohl nicht-, daß ich
in der halben Nacht durch den Wald
steige, want sum see ad. Und
wenn ich auch schon das alesizsatrai
mentsmädel nicht zu sehen lriege, na.
so einen Spaziergang lässt nran sich
gefallen —- ein Wetter gth heut,
des lich »Nicht-I bstk Js. Aber ichs
ich das Adel- irnzifixem Dienen auch
nichii Dann unt fo besser. Dann
weiß ich. was die Glocken gefchlagen
baden —- ei war vie-dies nicht mehr
aus«-halten« durchd Tage zu stapfen
wie durch eine Redeleoand. —- »
Orofi, ja. ja, aber fchäarst Du Dich
nicht, wegen eines dummen Mii
dels —- —?«
Und da fing das Gefpriich wieder
an der Stelle an, von der es den Zuc
gang genomnm dalie, und ei wurde
noch wies-en W Seil-m wes
iergefiilsrr, bis es wieder da war, wo
ei von vorn losgchen kannte.
Die Nacht hatte sich langsam zu der
Einsichi betet-T da fie fich dem fiegi
reichen Aufzug des jungen Tages doch
wieder nicht entgegenstellen konnte, ihr
Gesicht war in diesem Gefühl derOhn
macht immer bleicher geworden, und
wie der Ambroi den ersten Schritt auf
den gewundenen Weg fette. der die
jBerghiihe hinauf und an der Buche
vordeifiidrie, da schoß ej iiber den hö
then im Osten gslden hervor und traf
allurai den Gipfel des Bonifaziusber
fgee. daß er in stolze-n Geldroih hoch
auf flammte.
»Ja. Beofe, " fagte der Elendes-s zu
sich das paßt. Wenn Du Dich dazu
hältst, dann bist Du gerade mit den
ersten Sonnenstrahlen oden bei den
Buchen.«
Und er griff mächtig aus. Zwei
Wegwindungen hatte er zu nehmen.
So, da war der Krispinidrunnem
nun wird's gleich geschafft fein.
Der Ambroj schaut auf zur suche.
wie weiss noch fein mag.
Ja —- za — —
»Jesmarandioses!« schreit er und
bleibt dann starr mit weit ausgerisse
nen Augen stehen.
Da schallt von oben her ein Krei
scher, und im selben Augenblick
tammt«5 wie ein Sturzbach iiber ihn
her, daß er naß ist wie ein Pudel.
Aber der himmel weise, hat das
kalte Wasser die Nebeln-and, durch die
er die letzten Tage gestiegen war, rein
lveggespiilt. oder hat ihn das Bad so
zusammensahren lassen, dass er mit
seinen Gliedern auch seine sämmtlichen
Gedanken zusammenrisi und dabei noch
gleich ein beträchtliche-l Stiis Muth
mitnahm —— im nächsten Augenblick
sieht man den Ambroe hinaus zur
Buche stürzen« aber nicht aus dem ge
wundenen Pfad, nein. geradezu-eg
iiber Stein und Geistl, den steilen
hang hinaus, und wieder einen Au
genblick später sieht man ihn unter der
Banisasiusssuche und neben einem
umgestiirzten Wasserschass ein dunkel
haariges Menschenlind in braunen,
lustig im Margenwind slatternden
Mitten im Arme halten« und man
hört ihn schreien: «3enz!« und einen
Juchzer thun, daß man weis-: die
Sache hat ihre Richtigkeit.
Besonders weil das braunberoette
Menschenkind absolut keine Anstalten
macht, dieser net-artigen Situation ein
Ende zu seyen
..--——-.
til
Ja, ihrexRirhtigteit hatte die Sache.
Und mit natürlichen Dingen ginge
zu. Wieso? Das hat die Zenz dem
Ambrob noch selbigen Tages erzählt.
Dabei ersuhr er. dasz er aus dem
ganzen Dorse mit Anschluß deaGrosi
bauernhoso drüben der schmuaste Kerl
sei, nach dem die Zenz schon lange ihre
Augen ausgeschickt hatte und den sie
hätte kriegen müssen, aus alle Fälle«
das hätte sie sich nun einmal in den
Kot-s geseht Und wie der sonderbare
Mensch —- so berichtete sie weiter
ihr, der die Burschen gleich wandel:
weise hinterher scharwiinzelten, nur im
mer aus dem Wege lies, da hatte sie
schon gar nicht sich zu rathen gewußt,
und da sei sie zum Kräutertoeible ge
lausen -—— hier sehntunzelte der Arn
broö. aber die Zeus ließ sich nieht be
irren, sondern fuhr sort: Das Weible
habe nicht lange gezaudert nnd habe
ihr ein altes Rezept gegeben. Ganz
sriih, noch ehe die Mädels zum Oster
wasser gingen. sollte sie unter andöch
tigem Zaubersprurh ein großes Was
sersehass ani Krispintibrunnen voll
sehiibsen und damit hinaus zur Buche
gehen, nnd wenn die ersten Strahlen
der Ostersonne ig- daz Wasser steten.
da wiirde sie den Liebsten zu schauen
bekommen.
»Und siehst Du, Brosi.' schloß sie,
»das Weible hat recht gehabt. Dich
hat das Sankt-Krispinj-Wasser zum
Bonifaziujberg geiwungen.«
Der Brosi hütete sieh, was dagegen
J zu sagen, aber die Zeus hatte noch et
znen guten Gedanken: .Und aus«
sWetble sage mir nichts. Ambros,
wir machen ihrn ein Geschenk. es ha»
urn uns verdient.«
Der Ambros schmunzelte wieder
und noch diel mehr, ais vorhin, und
er war es zufrieden.
Als er den Thaler, den er und die
Zeus zusammen ausgebraeht hatten,
bei bern Männrweible ablieserte und
diese Belohnung rntt der Erzählung
seiner Geschichte begriindete, legte er
noeh extra eine Mart daraus. Und da
siir mußte das Wetbleewiges Schwei
gen getoben über den «8auber«, mit
dem es den Inibros aus den sontsv
stusberg und in die Arme der Zeus
gelockt hatte. . «