Die Versetzung. Z- Qtchichee aus dem Schutt-den - vonErnstGeotgy » - Artha Lohn-Tun saß unschltissig List dem alten Schreibtische, einein IT Erbstück ihres Vaters, um die Cen fttrrn sitt ihre Klasse zu schreiben. ; Junker wieder bliitterte sie untermi sg in ihren Notizen, in den vor ihr aussestapelten Heften und am Klas; - senbuch. .Du grübelst und stöhnst ja, als eh es sieh nicht um Schultensurem sondern um Todesurtheile handle«, schalt Frau Loh-mann, die Wittwe eines Regierungsrathes, nachdem sie die Tochter schon längere Zeit beob achtet hatte. »Es handelt sich um die Versetz ung.« - »Was will das beißen? Bei fünf zehujiihrigen Backsischen hat das doch nicht viel zu bedeuten!« »Dort-. Mutter.« Martha drehte H ein wenig um. »Das lehre Schul juhr liegt seht vor ihnen. Wenn wir eine zurückbehalten verliert sie ein suan Lebensjahr-. Das- ist teine Kleinigkeit für Mädchen, die später ihr Brod verdienen müsse-U »Wer soll denn sitzen bleiben?" , Frau Lehmann unterbrach ihre Stri Iserei nicht während der Unterhal-: kling. »Jrida Sturm und Agathe von sendheim.« »Nun. Marthchen, die beiden has . Heu dir tat verflossenen Jahre oft genug die Hölle heiß gemacht Du kam-P manchmal ganz tranl vor Aer ! Her heim. Sie büßen eben nur ihre Faulheit und ihre dummen Streiche« «l «Jch habe aber gerade diese beiden lehr gernch widersprach die jung-e fLehrerin und seufzte tief aus »Frida - ist hoc-begabt und diese Agathe — ach, was habe ich um die Liebe dieses MIMUH gckllllgcllk Ulr llIUH sung gewesen sein, daß sie es nie bemerkt hat. Sieh, Mutter, als Frida Sturm var einigen Monaten so lange fehlte. da habe ich versucht, Agathe für mich in erobern. Aeußerlich blieb sie zwar spröde und mißtrauisch. Aber biet «—— nimin einmal ihre Heite» und sblättere sie durch. Du wirst zweifel Lvs einen Fortschritt finden. Alle Heiligen gaben mir zu, dass sie sich in ben letzten Wochen gebessert hat. « Ich habe himmelhoch gebeten, daß tvir sie versuchsweise versehen. Jch I habe betont, daß es ihre Rettung wäre; aber ich bin leider überstimmt worden —- leider!« Frau Lehmann entgegnete nichts. Sk steckte die Achseln, schaute aus de- Fenßer hinaus und strickte dabei ? weiter. iif Iartha wendete sich wieder ihrer Arbeit zu und schrieb zögernd, un ruhig· erregt zuerst die Censur und »dann mit tlopsendern Herzen die Bemeriung: »Nach einstimmigem Be schluß des Lehrertollegiums tonnte das Reisezeugniß fiir die erste Schut stasse nicht ertheilt werden« Die Regulatoruhr schlug die sie bente Stunde. Die alte Dame erhob Ich. um die Vorbereitungen für has Abendessen zu treffen, und verließ das Zimmer. Martha blickte nach Erledigung ihrer Arbeit nachdenklich in die Luft. Da hörte sie die Korridorglocke, das Dessnen der Thür und eine ju gendliche Stimme. die nach ihr fragte. Gleich daraus ließ das Dienst mädchen vie Besucherin eintreten. Erstaunt erkannte die Lehrerin in» dem eleganten, hübschen Mädchen ihres Schälerin Frida Sturm, die leicht wiegen, aber doch etwas- von oben herab gkutztr. Das verwöhnte Kind reicher El tern schaute sich hastig in dem ein fachen Gemach um« Jhte Blicke trafen auch den Schreibtisch. Dabei wurde sie dunkelkoth. Unvetlennbar malte sich Schrecken auf ihrem Gesicht. «Betzeihen Sie«, stieß sie hervor-, »aber ich sehe da -— — Sind unsere Cen smen schon geschrieben?« »Ich bin soeben damit fertig ge worden. Kind-« , «Fkäuleins Lehmann. werden Aga the und ich sitzen bleiben? Jst die duieeenz schon gewesen?« . »Ja, Jtida. Aber ich bin nicht » Wi, über die Resultate zu sprechen. "Oiefe werben Sie übermorgen er M-« « Die kleine Sturm war bleich ge storben. Ihre Hand packte die der »s- sft verfpotteten Lehrerin »Von sie will »ich ja gar nichts- wissen! Ist Ugothe darf nicht seien bleiben ki- Isiedingt nicht!« sagte sie ein M. »An Sie mich meinet wsin die dritte Klasse zutiickx » Wen Sie, bitte, meine Freun " ""-is die erste kommen, liebes, gn « i- "- Lohns-usw anfgeixft Jch habe sie vorn Arbeiten abgehalten und auigelacht, wenn sie lernen wollte. Nur ich bin schuldig.'« »Warum haben Sie da- gethan« Irida? Sie wußten doch wohl ge nau. daß Sie Jbre Freundin damit schädigtenk inda blickte in das müde Antlitz, die traurigen Augen ihrer Lehrerin und brach plüglich in Tbränen aus. .Jch habe es eben nicht bedacht-, sagte sie, »ich wußte ja auch nicht« wie arm Wendheims sind." »Das hat doch mit Fleiß und Aufmerksamkeit nichts zu tbunl« wi dersprach Martlsa Lehmann sanft. Ihr Herz begann zu klopfen. »Ddch!« Das junge Ding war mit einem Male ganz wilde Erre gung. »Agathe darf eben nicht sisen bleiben. Frau o. Wendheim lebt von einer kleinen Pension und stickt Tag und Nacht, um für den Leutnant und den frechen Kadetten einen kleine Zuschuß zu verdienen. Für Agathe und Traute zahlt der Onkel Major das Schulgeld. Vorhin war er bei Frau v. Wendheini, und bat geschrieen und getobt und geschworen, daß Agathe, wenn sie sitzen bleibt, sofort aus der Schule genommen wird!« ,,Jst dies so fchreclkichZ« Fräulein Lobmann lächelte ein wenig »Natiirlich, dann tann sie doch nicht Malerin werden. Jbr Onkel will sie aufs Land geben« und dort :foll sie zur Wirthfchaftsmamsell aus sgebildet werden« —-— Agathe darf also nicht sitzen bleiben, Fräulein! Wirt lich nicht! Jhre Mutter würde vers zweifeln über die Schande. Jbre Brüder würden sie verspotten, ihre Schwestern sie verachten. Jch kenne meine Freundin. Sie halb was sie sagt, und sie at mir soeben geschwo ren, daß sie ch das Leben nimmt. wenn sie sihen bleibt. Sie hat doch zuletzt so eifrig gearbeitet! helfen Sie ilsr doch!« Frida Sturm war längft fort, da fühlte ihre Lehrerin noch die Eises tiilte das lahmende Entseßen das sie» gepackt hatte, als sie die leßten WorteJ gehört Vergebens bot Frau Loh-; mann ihre ganze Beredtsamkeit auf und versuchte die Tochter zu über- · zeugen. daß zwischen derartigen übers spannte-i Redensarten und der Aus führung solcher That ein großer Un terschied wäre, daß gerade Backfische so oft mit Todeigedanlen um sich zu werfen pflegten. Martha lag die ganze Nacht schlaf los. Fieberhaft erregt erhob sie sich am Morgen und begab sich in die« Schule. Jhre Augen suchten sofort angstvoll die beiden widerspenstigen Freundinnen. an deren Bank —- es war die leßte —- sie trat. Zum ersten Male fiel der Lehrerin die Dürftigkeit des Anzuges aus die sie über dem interessanten Gesicht chen ihrer widerwilligsten Schülerin stets unbeachtet gelassen hatte. Was; mochte da- Kind schon an Roth undl Bitterkeit erlebt haben? Was für ein Dornenweg lag vor ihr im gün- s stigsken Falle und welche Völle, wenns die hätte des Onlels sie wirklich zn solcher Erniedrigung zwang? s Martha Lohmann beniißte die große Pause, ließ sich bei dem Direk tor melden und trug ihm noch einmal die Angelegenheit vor für die sie sein besonderes Wohlwollen erbat. Nach dem er ihr versprochen hatte, die Ver setzung noch einmal reiflich zu erwä gen und mit ihren anderen Lehrern zu besprechen, verließ sie ihn erleichtert. Sie wußte, der gerechte und gütige Mann würde sein Möglichftes thun. Arn folgenden Tage fand der Se mesterschluß mit Censurenvertheis lung und Versetzung statt. Martha Lohmann im schwarzseidenen Kleide stand neben dem Podiurn, von dem iaus- der Direktor seine Ansprache zu halten pflegte. Sorgenvoll behielt sie Agathe im Auge, die steis und stumm dasasz und aus Frida Sturm’s leises Geschmätz lauschte. Wie bleich und unvortheilhast das Mädchen in dem spärlichen grauen hänger aussah! Welche Gedanken mochten durch ihren Kopf Schell- MIOLYULFLQ herz et süllenl Martha hatte noch keinen Be scheid von dem Direktor erhalten, kei nen Austrag, die verhängnisvolle Cen sur noch einmal zu schreiben. Sie zuckte schreckhast zusammen. »Fräulein Lehmann, bitte, eine Mi nute,« sagte eine Stimme. Der An staltsleiter stand vor ihr und führte sie in das anstoßende Zimmer. »Ich habe mit allen Lehrtriisten der zwei ten Klasse nach einmal Rücksprache ge nommen,« fuhr er fort, »und ich bin warm für die kleine Wendheim einge treten. Jch bersichere ei Ihnen. Lei der hat die Majorität gegen sie ent schieden.« »Die arme Mutterl« sliisterte Martin »Es ist bitter traurig, daß wir so oft die Eltern schwerer strafen als die Kinder selbst,« sagte er ernst. nstetig M Sie sich iibrtsent nicht, ich habe ieteitt an Frau m setde ge W ist die Suche wies-anbet M III-O sti- W sei st- Im Vormund ein gutes Wart eingelegt Trosdem ich an solche Kinderphrafen absolut nicht glaube, habe ich sogar gebeten, das Mädchen heute abzuholen und im Auge zu behalten.« .Jch danke Ihnen, Derr Direltor.« Martha schlich mit zitternden Knieen in den Saal zurück. Unwis tiirlich schaute sie nach Agathe. Jhre Augen begegneten sich in stumrner Frage und Antwort. Die Lehrerin erbleichte noch mehr. Die Schülerin senkte tief den Kopf. Sie liesz sich die Hand drücken und schritt dann neben Frida die Treppe hinab und dem Ausgang zu Als Martha Lohmann ihre Klasse entlassen, schaute sie Agathe noch aus dem Fenster angstvoll nach, athmete befreit auf, als sie vor dem Hausthor eine schlanke, dunkelgelleidete Dame stehen fah, die dem Mädchen entgegen ging und Agathe hastig in die Arme schloß. Die Mutter hatte ihr Kind selbst in Empfang genommen. Etwas de ruhigter begann die abgebetzte Leh rerin ihre Ferien Aber noch am Abend im Bett beschäftigten sich Marthsas Gedanken mit der Schüle rin· die heute sicher die versäumten Pflichten und thörichten Streiche mit beißen Reuethriinen büßtr. Sie hatte sie ihr, trotz aller Verstehens, nicht er sparen können und hoffte, daß Agathe verständig genug war, die Strafe als gerechtes Besserungsmittel hinzuneh men. Spät am Morgen erwachte Mar tha erst. als die Mutter kam und fie anrief. »Guten Morgen, Marthchen Jsch mußte dich leider wetten. Der Schul diener bringt dir einen ile eiligen IBkief vom Dikeuoy dek- um foppt Jtige Antwort bitten läßt« Marthe riß den Umschlag auf und über-flog die Seiten. Dann sagte fie: »Der Direktor schreibt « --Si. L s M—--— « m--I7--:— - lll!l, UIII Oel-III U- Wenn-uns sue-, gestern Abend spät sein Mündel Agathe abgemeldet habe, da er sie aufs Land in Pension zu geben wünsche. Der Direktor bittet mich, selbst noch einmal zu den Wendheirni zu gehen und zu versuchen: dieses Geschick von der Meinen abzuwen den. —- Bitte, Mutter. sage dem Schuldiener« ich ließe mich empfehlen und würde den betreffenden Besuch sogleich machen.« — Zwei Stunden später befand sich Martha bereits auf dem Wege. Sie hatte sieh eindringliche, zu Versen gehende Worte fiir den strengen alten Ofiizier zurechtgelegt und sah er staunt, daß sie dem Ziele bereits nahe war· Das große Miethshauo auf der anderen Straßenseite mußte die ihr bezeichnete Nummer tragen. Vor dem Thorwea hielt ein Wagen, und viele Menschen, besonders Frauen und Kinder, standen aufgeregt sckkwas hendu nd gestilulirend umher. Etwas beunruhigt überschritt die Lehrerin hastig den Fahrdamnn - »Der Arzt selbst hat das arme Mädel ins Krankenhaus gebracht und ist nun oben bei der Mutter. Die soll ja von einer Ohnmacht in die andere fallen«, sagte jemand. - »Was ist denn geschehen?« fragte Martha erblassend. Jhre Knie be jganr zu wanken. »s-, » Ums ;Ftall, froh, sog mcuorrr iu(i:» ’teraeben zu können, ries: ,.Oben bei der Frau Hauptmann Wendheini hat sich die Agathe, was die zweite Toch ter ist, heute gegen Morgen mit ihre Vaters Pistole erschießen ·oollen.« »heiliger Gott! — Jst sie iodt?« »Noch nicht ganz. Eine schreck liche Wunde im Kopf hat sie aber, und blaß sah sie aus wie der Tod« »Warum nur?« entsuljr ei Mar tha in wilder Pein, trotzdem sie den Grund gut genug wußte. »Die Tochter oon dem reichen Sturm hat es ja laut Trausgeschrieem daß nur die Schule dar-in schuld ist« daß eH eine abscheuliche Ungerechtig leit wäre! Siyen lassen haben sie das Mädel, trosdern sie die Klügste in der Klasse war!« Mariha hörte nichts mehr. Jn ihren Ohren sauste und brauste es Mit weit ausgerissenen Augen blickte sie von einem zum anderen. Aber sie sah nichts als haß, Zorn, Unzu stiedenheit gegen ihren Stank-, also gegen sie selbst. ,Alle, alle waren ge gen sie. Die Zeitungen würden sich der Sache hemachtigen eine Stan dalgelchiehte daraus machen. und ihr Name wurde gebraut-music Nie manv wilrde ihr glauben, niemand ihr mehr ein Kind anvertrauent Sie aber hatte alle geliebt, alle zu verste hen und gerecht zu behandeln versucht. Sie hatte immer nur unter eigenen Qualen gestraft. — Mit schweren Gliedern schleppte sie sieh wie im Fieber heinnvärti Die; Mutter und das Dienstmädchen brach-i ten sie sit Bett Als alle Beruhig qutel der Haus-spukte nicht halten« made der Itzt gerate-. TO wird-etc Muse-h ver-schrieb ein; M sollst wichtig llinqethen Re W as seist-c emi- w Die sitze- serlea versinkt le Vierzehn Tage verbrechte Marthe varnann im Bett in wildem Fieber oder in stumpfe-r Art-thie. Dann ging ej mit ihrem Definden langsam und stetig besser. Jhre beste Medizin waren nicht bie Tropfen und Pulver, sondern die Liebeibeweise aus dem Schülerinnentreise und dem Lehrer tollegium. Ihr Zimmer duftete von Blumen. Auf ihrem Tische hiiusten sich Briete und Posttarten. Der Di rektor kam mit seiner Gattin per sönlich nnd brachte ihr das Zeitungbs blatt, in derss er eine energische Pro testerlliirung mit den Unterichrtsten alter Lehrer der Anstalt veröffentlicht und dadurch alle weiteren Preßfebven vermied-n hatte. »Wie geht es Agathe v. Wend heirn. und was wird aus ihr?« fragte Martha zögernd. »Sie ist nach Magdeburg zu einer Tante gebracht worden. Dort wird fee vorerst ihr Zeichenlebrerinnen- Erdj amen machen Neicht ihr Talent aus, so soll sie in Berlin in der Maler-ei( weiter ausgebildet werden«, antworte-s te der Direttvr. Die Lehrerin legte eine Minute die hand über die Augen. alind Frida Sturm?« sagte sie taurn hörbar. l »Mit Frida habe ich in Gegenwarts ibrer Eltern mich eine Stnnbe sehr! ernst nnterhalten«, erzii lte der Di ( rettor. »Ob ich sie überzeugt hab-H weiß ich nicht. Jn jedem Falle werdens Sie in ihr tiinftig eine williaere und bescheidener-e Sectilerin finden, lieber-s Fräulein Lohm.1nn." Martha blickte sinnend var sic hin. »Wie schwer wird es uns ge macht, in einem Jahre eine Vriicte zu den herzen so vieler Kinder zu schlagen! Ich bin ganz verzagt, Herr Dumer uKopf hoch!« ermunterte er. »Liebe zum Berufe und Pflichttreue habes-i Sie genug. Mit dem Bewußtsein«l richtig gehandelt zu haben, müssen wir uns trösten« Dankbar drückte sie dem Direktor die hand. Muthele trat sie beim Schulansung vor ihre neue Klasse. Mein Geburtstag. huinoresie von H e r m a n n D r e L ler - Chemnitz. Gott sei Dant! Für diesen Tasi bin ich nicht verantwortlich zu machen. Auch nicht fiir die alljährliche Wieder telsr desselben. Jch könnte mir sonst die bittersten Vorwürfe nicht ersparen, denn seit einer Reihe von Jahren der unaliickl dieser Tag stets-. Eigentlich soll er doch ein Freuden tag fein. schon in Anbstracht dessen, daß sich das «Geburtstapåtind« wieder 365 Tage durch alle Scullen unt-Cha kihdm des Daseins Was-stählin durchgeschlagen hat. Mir gelingt es " nie, ihm diesen Stempel auszudrücken Jrn vorigen Jahre feierte ich meinen Geburtstag irn Kreise einiaer lieben Freunde. Wir begossen uns die Nase diesmal kräftig« denn es war mein fünfundzwanzigster. Doch als ich ge gen Morgen mit dem Zuge noch meiner l Vorstadt hinausfahren will. steige ich? aus Versetzen in den Ausbau-Geni Expreß nnd merie diesen Jrrtlium erst, wie ich io bei Sonnenaufgang in Hof erwache. M,,k- t,—t«t.«i chcl Dcllklillllltlk AltkllIUJ lutes-, bei einem Mißgeschick den Ursachen nach und zieht sich daraus Bei-ten So auch ich: erga: Jn diesem Jahre feiere ich meinen Geburtstag zu Haufe Jch gebe meiner Wirtbfchaftetin bie Weisung, fiir diesen Abend den Salon anzuheizen, da ich um 7 Uhr bereits zurückzukehren gedenke. sAlS Mann von Energie gelingt mir das auch. Punkt 7 Uhr bin ich zu haufe, rechts und links mit Dlikatessen und eini gen Flaschen Wein beladen, die ich mir zum Geburtstage schenke Meine Wirtbtchafterin ist noch da, obgleich sie in einer Nachbarstraße wohnt. Sie empfängt mich mit qanz eigentbiimlich verklärtem Gesicht an der Voriaaltbiire. »Na, Frau Reintiegel, wag ist denn loji haben Sie nach nicht Feier abend gemalt-ts« «Gebne Se mal ers rein!« tSie stammt ans Köan Sie reißt die Tbiire auf. Ein blendender Lichter glanz strahlt mir entgegen. Jch bin überrascht, sprachlos. «Un ich thun ane gratulie, baß Se weitertch lebe . . . weiterich lebe.'« . . .. Weiter tomrnt sie nicht. Mein Ge sicht hat wo« l keinen allzu freundlichen Ausdruck. Und ich habe Ursache, böte zu lein. Meine biedere Wirthschafterin bat 26 Lichter, lbie Zahl meiner vollende ten Lebensjahre) aufgestellt Damit diese Lebenskerzen aber nicht umfals Her-, bat sie die Iiichdeae weggebaben und jedes einzelne Licht recht lolib und chnhaft auf der polirten Platte Ide- Stegttkchec mit Stearin festge litten Rein guter, the-net Tisch! In der Mitte liegt, aus Teig geba det-. deutet-Ob W -26«. Die r tot-d an der Unterseite in die Jst-»Im wis- lelid see wer ts anfing pas, tote ich ais endet-en Tage bemerkte Jch erkenne jedoch den guten Willen an und unterdrätke meinen Zorn. »Ich danke Ihnen für diese Anf mertsamteit, Frau steintiegeii (Jch habe noch nie eine größere Liige ge sagty Indessen fest räumen Sie mal Ivas Zeug ab! Jch bin sehr hungrig, und überdies habe ich hier einen Roth Ispon mitgebracht von dem sollen Sie Imal ein Glas auf mein Wohl trin ten." i »Da is nischt zu mache, Herr! Die ILichter miisse brenne bleibe.« · l »Nimm Warum?« : »Das sin Jhre Lebenslichter. Wenn ’Se se austitsche, miisse Se sterbe!« « »Unsinn! Weg damit!" »Da is nischt ze machet« Sie weigert sich standhaft also muß ich nachgeben um sie nicht zu ver- ( lesen. »Ja unserer heimath is das to Sitte!« erklärt sie mir, während ich entiept tonitatire daß meine Lebend- ’ lichter von der Größe kleiner Altar- ! terzen sind, so daß jedes seine drei bis vier Stunden brennt »Aber das geht wirklich nicht Franz Reintiege!. Jch möchte heute Abendi bei Zeiten schlafen gehen und kann dach! der Lichter wegen unmöglich bis Mit- 4 ternacht aufbleiben «Gehne Se nur schlafe. ich wer fchoj auspasse!« Jch verlege mich nun aufs Han dein. ! »Ich diente, zehn geniigen auch, Frau l Reintiegel!« »Niicht ze mache. Er müsse allei brenne." ( Jas tomme ihr entgegen nnd wir einigen uns auf fünfzehn »Sie müsse se aberscht selbitens aus blase. Ich will nicht Schuld habe an Jhrem Unglück.« Jch mache mich schleunigst Nun und versuche, ob ich nicht noch eins un terfchcaaen kann. Aber meine treue Lebenshiiterin zälslt mit und iiillt mir in die Paste: »F is gut. die andern bleibe!« »s— Na also! Die berglimmenden Dochte schwelen und erfüllen das Zimmer mit einem scheußlich stintenden Nebel. den auch die seinste hat-onna nicht wirksam zu bekämpfen vermag· Darin steht mit übergeichlaqenen händen und verlliirtem Gesicht meine Wirthschasterin. aus dem breiten siche ren Postamente ihrer Persönlichkeit ruhend. Ich lege mir verweilen aus einem bescheidenen Eckchen des Schreibtisches mein Geburtstags-Abendbrod zurecht, das ich im Steben einnehme. Der Qualm wird immer unerträg licher. Dazu speit mein alter treuer Berliner heute eine ungeheure Hitze aus. »Machen Sie mal Fenster und Thüre aus« Frau Reintiegel, wir er sticken sonst.« Nach zwei Minuten ist es hundetalt im Zimmer. Draußenl herrscht eine Temperatur von minus 12 Grad. Mir schlagen die Zähne ges : geneinander, und doch ist der Qualm noch nicht abgezogen. Jch stelle mich mit dem Rücken un den Ofen, verbrenne mir dabei den Ballen der rechten band und stoße ei nen Topf um« dessen stehende-s Wasser mir die Beine verbriiht. »v Mach-mal ter; tnu nungrtgern Zuca gen und verbriihten Gliedmaßen in stinkender Lust 13 Minuten Sang rich tig durchfroren bin, lasse ich Fenster »und Thüre wieder schließen. » Meine Lebens-letzen sind noch nicht Hlzur Hälfte niedernebrannt. FrauRein stiegel steht noch immer davor und freut sich meiner voraussichtlich endlosen Le s benommen »Ich habbe noch ene Ueberraschung vor Jne!« »Ich dantet Jch habe genug!« «Ne die müsse Se noch annehme!« »Aber dann slugsl Jch will endlich ungestört mein Abendbrod einnehmen« »3iehne Se mal e Röckchen an, wo de größten Taschen inne hatt« ,.Wozu dieien llnsinn?" trage ich etwas barsch «Js tein Unsinn! Das is ene Sitte bei uns in Kölle.'· Sie läßt nicht eher nach, als bis ich meinen neuen schwarzen Geht-act ange zogen habe. »Nun thun ich Jhne de Auge zu binde, und Se müsse rathe, was ich Jhne in oe Taschen stritti« Frau Reintiegel unt-wickelt die Dut lare meiner Gehirntantera so gewis senhast daß ich befürchten muß. mein Augenlicht nie wieder zu erhalten· — »Nu tönne Se greise!« Los! Jch ersasse etwas sprödes Bundes »Nu?·« »Das ist ein Lebtuchen.« «Js richtig. Weiter!« —- — Jch befördere drei Anselsinem ein Dutzend Eigarren, eine Eervelattmirst. eine Flasche Lilin und einige hände voll Knackrnandeln zu Tage. Zulect greife ich in einen schwierigen Brei, in dein etwas terumzappelt Da kneipt mich etwas furchtbar in den Finger der rechten hand. Ieise mit der Linken die Binde von den Wiesen und sehe tu meinen- W, das sich an meinem achten set-singe «eisW fett fees-Use eines pe «-«s..«. « ..: «-- : . as.--— . MMUMM its-W ht. is M das slut bereits herabtiiust. Und M Thier ist in einen Psessertnchendrei eingebüsst der in dicken Thriinen her atmet-sc «Jessas! Der Kuche is zerganget« »Ich erkläre Ihnen. daß Sie inm plettsnerriickt studi« — — Jch sehe die verschiedenen Delitatesg sen und überschlage mir, daß sichFrau IReintiegel meinen Geburtstag gegen Hö Mart hat kosten lassen —- Lichter Hund Gebäcl eingerechnet. »Na. aber sFrau Reintiegeh so viel Geld hätten ISie wirklich nicht ausgeben sollen. Haben Sie denn so viel übrig?« frage « ich einlentend. « »Pr, überlee hablsen ich nich. Js auch nich von mir!« «Alsog eborgt? Ei. ei! Dann werde ich es Ihnen wiedergeben." »Das thun ich nich nehme. Das is ja schon Jhne2" »Wieso?« »Es hat da aus dem Schreibtisch gelege. Der Briestriiger hat eg heute zur Friih gebracht-« —- -— --— Da packte mich der Zorn. »Ist das vielleicht auch eine Kölnis sche Sitte, was? Jetzt habe ich Ihre sittentnse Geburtstagsseier satt. Ma« chen Sie, daß Sie nach Hause kom men!« »Aber Ihre Lebenslichter müsse Se «Kiimmern Sie sich nicht um meine Lebens-lichten Sie alberne -««. Mir laa ein Schimpf-Dort auf der Zunge· Ich unterdriicte es aber und strich mit emer einzigen Bewegung den ganzen Kram vom Tisch aus die Erde. s— --— Jn Ver Finsternis war sie entwi chelL «» -..... — Am andern Morgen mußte ich zu Bette bleiben. Jch hatte mir einen furchtbaren Katarrb zugezogen, dessen Ausbrilung mich 10 Mart für Arzt und Apotbeler kostete. Jn dieser Si tuation hatte ich Muße. die Verlust rechnuna meines Geburtstagee abzu schließen: 15 Mart sür Lichter. Ge bäch Hammer u. a.; 12 Mart fiir Aufpoliren der Tiscbplattex 35 Mart siir einen neuen Geht-pel; 10 Mart siir Arzt nnd Apotheterz 72 Mart in Summa für eine Geburtstag-fein auf «Köl1e«sche Art.« . Das war mein Sechsundzwanzig ster! W( IRQIekIIIIuiI. Kommij loet verschiedene Fachma itet vorgelegt hai): »Nun, haben Sie schon gewählt mein FräuleinP Backfifch lvetichämi)): »Noch uichi, —- mein Herz ist noch freil« Dimleioienzesssis. Amalie Wechsel-nein hat bei mit am 25 Mai 1909 von 7 Uhr Mot gens bis 12 Uhr Minan treu, flei ßig und bkoo gedieni.——Aano Streng. Sein Standpunkt »Ich ichsoätme für durchbrockiene Strümpfe!' «Jch nicht, qstiiuleith Ich laß« mit meine immer stopfen!« Its-Oe tut Viel-IF . »Warum der Chef heute wohl col «chea Leach mache?« »Weil das Geschäft fo still ist. Rache — l l » l ) l »Deine Nachmittag haben sie mich aus dem Vogt-tauseer mit-geschmissen Gerne-schritt seht get-« ich aber fo ioct ins nächste Wirtshaus - und Lauf um eine Kalb-IMan Ein Uns-ethisch Professor: »Da habe ich richtig verges sen, wo t wohn-: macht nichts. ich sann 's ins Rein-staat sehen and dort ist Ueßbuch ntzchichauen —« wem- mir nur auch mein Name Moder eins IV würdet«