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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 4, 1910)
schreit-: issg Uebrazka Staats- Anzetger und J cerold. lo« »I«kw ra l) mmmmmmmmm Hoffnung! Es hängt an: blätterlosen Baum Gar eins-am eine Eseuranle. Ver-webt der schöne Sommertraum, Dies sinnend ist so mein Gedanke. Wild schüttelte der Sturm, der Wind, An seinem Stamm, an sei-ten Kronen; Nun ist er kahl, und traurig sind Die Winkel, wo sonst Vöglein wohnen. So ist der Mensch: —- vom Wahn be: rauscht Beschrcitet er oie goldne Briictr. Dann naht der Sturm, der ihn be lauscht, Wild flieht vor ihm sein turzess Glitle Doch hoffnunasschimmernd ragt ern por Sein Efeu grün, so frei von Fehle. Und lnospend bricht aufs neu hervor Der Frühlan seiner starken Seele. --- Verm Ternieven —-—-. Es iß nichts so fein gewonnen . . . KrirninabErzähluna von W a l te r K a u l f u sz. Die Einwohnerschaft der Provinz stadt Y. war in begreiflicher Aufre gung. Den der Villa des Kommerzien ratbs Ellen war am hellen Tage ein Einbeuch veriibt worden. Es war eine große Menge Silbersachen, Juwelen, Werthvapiere und Baargeld gestohlen. Die gestohlenen Sachen hatten insge sammt einen Werth von 800,s)00 Mi. Der Diebstahl war mit der größten Rassinirtbeil ausgeübt worden, an ei nem Tage, an dem der Landessiirst ins Städtchen weilte, zu der Zeit, als der Fürst mit seinem Gesolge durch die Hauptstraße zog, an welcher auch die Billa des Kommerzienraths lag. Der Dieb muß von der Straße in die Van eingedrungen sein. Helsershelser ba ten dann sicher die Sachen sortges schafft. Wer aber war der Ihiiter? Kommerzienrath Ellen und seine Fa milie hatten turz vor dem Einzug des Fiirsten dte Van verlassen und waren nach dem Einzug sosort in das Haus Zurückgekehrt Jn der Zwischenzeit ward er Diebstahl erfolgt. Der Tshiiter mußte also mit großer Geschwindigleit aearbeitet haben, was «— wie auch an dere Umstände daraus schließen ließ, das-, er mit den Verbältnissen ge nau vertraut war. Der Verdacht lentte sich sofort aus die Dienerschast. Kriminallommissar Weiter, der die Untersuchung in die Hand genommen hatte, glaubte be stimmt, den Thäter unter dem Dienst personal tu finden· Die Vernehmung aller Hausbeioohner erfolgte. Die Die nerschast lonnte sämmtlich ihr Alibi nachweisen. Die Herrschaft wiederum bestätigte, dass sie alle Angestellten aus Anlaß des Einzugs des Landessiirsten fiir die Zeit ihrer Abwesenheit beur laubt hatte. Die Dienerschast hatte davon scheinbar ausgiebigen Gebrauch aemacht und sei jedenfalls sosort nach der Abfahrt der Herrschast aus der Villa gegangen. Nach der Verneh mung iiberdachte der Kriminallonis missar nochmals den ganzen Fall, lam aber immer wieder zu dem Er aebnisk, daß der Dieb unter den Be wohnern des Hauses oder unter den Freunden desselben zu suchen sei. sckZo vergingen die Tage, ohne das-, has geringste Licht in diedunlle Ange legenheit gebracht werden konnte. Wie sehr Weiler auch grübelte und forschte, es wollte ihm nicht gelingen, den Schlüssel zu der mnsteriösen Dieb stahlsgeschichte zu finden. Für heute Abend aber wollte er nun alle Nachsor schunaen autgeben txt yaue niesen Abend feit langer Zeit seiner Braut i-ersproct-en. Bald befand er sich denn auch ins Hause seiner zukünftigen Schwiegereltern Er tras die Eltern allein an, seine Braut sei gerade ans neaanaen, bemerlte vie Mutter, müsse aber bald wiederkommen So unter hielt sich denn Weiter runiichst mit den Schwiegereltern denen er. soweit es sein Dienstnebeimnisz zuließ, von den neuesten Seiten der Diebstablegeschichte erzählte. Plötzlich knni die Tochter des hause-z ins Zimmer gestürzt, ein Zei tungsblrtt in der Hand, schwingend »Schon fettt werden wir bald bei-— rathen lönnen«, rief sie ihrem Bräuti nam zu, ,,lies doch mal, bitte!« Und damit saltete Marie die neueste Ausgabe des Tageblattee an einander. »Das Bkatt ist noch warm, eben ans der Maschine gekommen; ich habe es gerade auf ver Zeitunqserpedition in Emosang genommen hier steht: Aus die Ermitteluna desDiekeg oder aus Grund von Anaaben, die zur Ergreisung des Thäters. der am Tage der Anwesenheit des Landessiirsten in meiner Villa den in der Tagespresse besprochenen Viel-stahl ausaesührt hat, führen, sehe ich eine Belohnung non 5000 Mart aus. Icmmerzienratb Ellen »Nun. was saist Du jetzt? Du leis! test die Untersuchung und wirst denJ Tbäter ermitteln. Die 5000 Mi. sind’ dann Dein und wir können an dies Pründuna unseres Hausstandes den-i en.'« »Ich alaube taunt«, sagte Weiler mit einer abwehrenden Handbeweaung, ! »daß mir das gelingen wirb. Es scheint, als ob der Einbruch überhaupt unausaellärt bleiben sollte-« Marie war traurig geworden, daß ils-r Zuliinstiger ihre optimistischen An schauungen nicht theilen wollte, und die Unterhaltung wollte nicht mebr recht in Fluß kommen Am nächsten Morgen war Weiler stül- auf dem Biira Die Angelegen heit batte ihm während der Nacht leine Ruhe ae!.1ssen. Wenn es dennoch mög lich wäre -?- 5000 Mart waren einel erhebliche Summe. Dann wäre sein sehnlichster Wunsch in Erfüllung ge aangen und er lonnte ein eigenesdeim ariinden Mit neuem Eis-r aing er an das nochmalige Studium der Ein-l bruchssache. Nach einiger Zeit stand er aus und fuhr zur Villa Ellen. Dort liest er sich alle Behälter, in denen die Papiere, vie Juwelen und das Geld gelegen hatten, nochmals zeigen, mu sterte die Zimmer aufs Genaueste und übersah nichts. Am Ende seiner llns tersuchuna schüttelte Weiler den Kopf. Es war und blieb dunkel, leine Klö rung wollte sich zeigen. Weiler ent sernte sich und schritt nachdenklich da hin. Der Ausruser eines Kinemato ansahen-Theaters brachte seine Ge danlen erst wieder in die Wirllichleit zurück. -- »Der Einzug des Landes siirsten ist heute hier zu sehen« -—-— Weiler blieb einen Augenblick stehen« dann trat er in das Theater ein. Er hatte von dem Einzug infolge des Dienstes ioenin gesehen und wollte sich ihn nun, wenn auch nur im Bilde, an schauen. Das Theater war iidersi.illt. ....Das Licht slaclerte aus. Der Klavierspieler setzte ein. Gleichmäßig vernahm man das leise Rasseln des Biographen. Da rollte der Zug in den Bahnhos. Der Fürst entstieg einem Wagen, woraus die Begriiszung er solgte Dir Abschreitung der Ehren lompagnie wurde vorgenommen. Nun sprengten berittene Schuhleute heran, die die Straße passirbar machten. Die Trommeln wirbelten, die Musil setzte ein und bald sormirte sich der Zug. Der Kinematograph hatte den ganzen Einzug ausgenommen. Da sal) man auch die Villa des Kommerzienraths Ellen. Jeht zog der Zug dort gerade vorüber. Der Kommissar wurde da durch wieder an die Einbruchsge schichte erinnert. Plötzlich starrte er intensiv aus das Bild aus der Lein-: ivand. Was ioar dass Weiler gerieth in eine große Erregung. Sosort nach Beendigung des Bildes ging er zum Leiter des Theaters und trug diesem die Bitte vor, dasselbe Bild nochmals möglichst langsam vorüberrollen zu lassen. Das geschah Nachdem es vorüber, schritt Weiler höchst befrie digt aus dem Theater Das Näthsel schien sich zu lösen Der Theaterleiter blickte dem Beamten nach, er schüttelte den Kopf. Was hatte das nur zu be deuten? Weiler begab sich sofort zum Staatsanwalt und legte dort seine Kombination in der Einbruchssache dar· Des Staatsanivalts Augen leuchteten. »Also Sie glauben be: stimmt, daß —s?« »Jawohl, herr Staatsanwalt, ich glaube bestimmt.« »Ich werde einen Verhaflsbesehl ausstellen Seien Sie aber vorsichtig, damit kein Mißgriff entsteht!« Der Kriminalkommissar na m den Verhastsbesehl und ging abermals der Villa des Kommerzienrathg entgegen. Dort wollte man sich gerade zu Tisch seyen. »Ich bin gekommen, Herr Kom merzienrath, um eine Verhastung vor zunehmen« »Ja meinem Hause?« sragte der Angeredete verwundert. »Jawohl!« Erschreeten malte sich ans allen Ge sichtern. Weiter schritt aus den Schwieger sohn zu und sagte: »Im Namen des Gesetzes erlläre ich Sie siir verhastet!« Kommerzienrath Ellen schritt szi schen die beiden; er war sehr empört. »Herr Kommissar, ich glaube, Sie ge hen zu weit. Mein Schwiegersohn besand sich zur Zeit des Eindruchs in unserer Gesellschaft.« Doch der Kriminalbeamte liesz sich nicht beitren· Troß aller Widerrede, auch seitens des Verhafteten, führte er diesen ab. Der Schwiegersohn selbst sagte: »Ich werde mit zur Po lizei geben« Dort wird sich alles aus tliiren. Bald werde ich wieder srei sein.« Als Weiler den llnterfuchungsge fangenen abgeliefert hatte und auf fein Büro gelommen war, lief eine Depefche ein, daß man in Hamburg einen Mann oerhaftet habe, der bei einem Juwelier werthvolle Gegen ftiinde verkaufen wollte. Nach den erhaltenen Befchreibungen könne es sich nur um die Sachen, die bei dem Einbruch in die Villa des Kommer zientaths gestohlen worden waren, handeln. Weiler ftuytr. Sollte er einen Mißgriff gethan haben? Jhm kamen Bedenken, die er aber wieder zerstreute. Darauf gab er fofort An weisung, daß die Ueberfiibrung des in Hamburg Verhafteten erfolgte. Er felbft eilte zum Staatsanwalt, um ihm den neuen Stand der Dinge zu melden. Nach einiger Zeit erschien eine Ge richtslommiffion mit Kommissar Wei ler im Kinematographentheater, in dem den Herren das Bild von dem Einzug des Landesfiirften vorgefiishrt werden mußte. Als die Stelle lam, wo der Feftzug an dem Haufe vor chklllm, lvukvc oet Apparat zum Stillstand gebracht. Weiter sagte zu den Herren des Gerichts: »Meine herren, der Rinematograph ist dem Diebe zum Verräther geworden. Jn dem Augenblicke, wo sich die Aufmerk samteit des Publikums aus den Für sten lenlte, ist der Dieb ins Haus ge drungen. Hier sehen Sie ihn; er hatte nicht vermuthet, daß der Ap parat auch ihn siriren würde Dieser Herr, den Sie hier im Zylinder und Gehrocl in die Villa treten sehen, ist verhaftet « Die Herren waren den Ausführun gen mit großem Interesse gefolgt. »Und der in Hamburg Perhastete?« fragte einer aus der Mitte der Kom mission. »Das wird ein Helfershelser des Diebes sein,« antwortete der Rom-» missar. Man prüite das Bild genauer und· fand auch richtig einen durch seine Be-v wegungen verdächtig erscheinenden Menschen. Ein Photograph wurde herbeigeholt, der jene Stelle des Kine matographenbildes vergrößern mußte. Nach einigen Tagen hatte man die bei den Personen so deutlich, daß man sie erkennen konnte. Der in Hamburg Perhaftete war inzwischen eingetrof sen. Auch er leugnete Als man bei den aber die Photographie verlegte, gestanden sie unter solchen Bkweis 4 initteln die That ein. . Der »Schwiegersohn des Kammer j zienraths« entpuppte sich als ein Hoch ! stapler, der sich unter dem Vorwande, sich die Liebe der Tochter des Hauses» errungen zu haben, Eingang in vor nehmen Häusern verschaffte, wobei er die Verhältnisse augsvionirte. Die Kornmerzienrathstochter entsann sich denn auch, daß sie an dem fraglichen Tage mit ihrem Bräutigam von ihren Eltern zurückgeblieben war, weil sie: eine Freundin getroffen habe. Wäh rend dieser Zeit hatte sich ihr »Bräu tigam« siir einige Zeit entfernt, wag ihr nicht so ausgefallen war, da sie im Gspräch mit der Freundin gewesen sei. Während der Abwesenheit aber hatte der »Schwiegersohn« den Einbruch verübt. Sein Helfershelser hatte die» Sachen fortgeschafft s Kriminaliommissar Weiter bekam die Belohnung von -)000 Mari. Bald daraus siihrte er Marie als seineFrau in sein eigenes Heim. i ———.-— Ein ,,Wunder« des Illltags Plaudeici von bono DominiL Jeder Tag beinahe bringt uns auf technischem Gebiet irgend welche Reue rungen, irgend welche Fortschritte m einzelnen ist die Veränderung hätt ig so gering, das; tvir sie kaum mer len. Aber im Laufe der Zeit addiereu sich die Veränderungen ganz gewaltig. Ueberblicken wir nur den Zeitraum der letzten dreißig Jahre, eine Spanne-, die doch die meisten der beute im Er werbsleben Stehenden bereits mitVer ständnisz durchlebt haben, so finden mir eine tief einschneidende Umgestaltung res Lebens und aller Lebensbedingun an. Jm Jahre 1880 kannte man noch kein Gasgliihlicht Auch in den Stra ßen abgesehen von den sehr wenigen Punkten, an denen elektrisches Bogen licht vorgesehen war, brannten die recht trübseligen Gasschnittbrenner. Das Straßenpslaster war um größten Teil von einer herz- und stieselzerreiszenden Bescha senheit. Ein Asphaltpslaster lag er an eins-sen sehr wenigen Punk ten. Die paar Straßen, die es hatten, wurden als-Wunder angestaunt. Schon das glatte Kopssteinpslaster, aus dem die Fuhrwerle ganz gehörig rasselten, galt als guter Straßenbelag, während in den Nebenstraßen ein regelloses Pflaster vierter Güte sich ausbreitete. Und in jenen Straßen verkehrte ei ning Pferdesuhrwerl, als allerwe dernstes Vehilel, gewissermaßen als schönste Knospe am Baum der Technik von 1880 die Pferde-Eisenbahn Ein elektrischer Straßenbahnwagen hatt-: zwar mehrere Male seine Künste ge zeigt, war aber bald wieder sang: und llanglos verschwunden Jn den Zei tungen hatte man vieles iiber das s Wunder der elektrischen Bahn geschrie »ben, aber immer mit dem trauriaen Refrain geschlossen, daß die eleltrische IBahn zwar die genialite Erfindung dec- 19. Jahrhunderts sei, daß man Isie aber schon aus wirthfchastlicken Gründen nicht einführen könne. Eini gmal hatte sich aucb ein Fahrzeug in » n Straßen gezeigt,das wie die Kreu suna einer Droschle zweiter Klasse mit seiner Dampswalze aussah. Es war s die berühmte erste Dampfdroschtr. s Jn den Straßen der Städte flossen sneren den Bordschwellen der Burgen steige lieblich duftende Rinnsteine da « bin. Denn die Kanalisation mit ihren ’neuen Radialshstemen, jene aroßartige Schövfnng, war zwar in vielen Städ ten projektiert aber erst an wenigen Punkten thatkrästig inAngriff genom men. Fiir die Beleuchtuna stand ledig Hiich das Gas in Form der matten sFlamme des Schmetterlingsbrenners sund das Petroleum zur Verfügung. » : Bei besonderen Geleaenheiten leiste ; In sich die großen Geschäfte-häutet Jl ’ luminattonen, für die allerlei Figuren ans Gasrohr vor die Hausfront ange . setzt wurden· Aus tausend tieinest Lö chern strömte das Gas in Form winzi i ger Flämmchen Gelegentlich verlösch te ein Windstoß die Hälfte der Flam ; men, nur allmählich entzündete sich ei ne wieder an der anderen. Die Nachrichten - Uebermittelungen geschahen durch Brief und Telegramm Besonders unternehmendeGemiither be snutzten gelegentlich die neueRobtpost ; Anlage. über die die Zeitschriften gleichfalls langeArtitel brachten. Denn das war ja stets das Charakteristische, daß jede dieser neuen Erfindungen, die damals und auch weiterhin gemacht wurden. sofort in ausfiihrlichfter Wei se von der Presse besprochen und er tliirt wurden. Das trat sein Gutes, aber auch kein Schlechtes. Ueber die Erfindungen nnd Anlagen der eigenen Epoche wird jede Generation dadurch auf das eingehend fte informiert. Aber dann gewinnt die neue Einrichtung Bürgerrecht. Man gewöhnt sich an sie, und ein neues Ge schlecht wächst aus, das alles-, wag den Vorgängern so wunderbar erschien, als etwas ganz Selbstverständliches hin nimmt. Diese Dinge aber wieder und immer wieder in der Tagespresse zu cr tlären, das gilt als unzweckmäßig« und so fehlt manchem die (s·rtlärung fiir Dinge, die er tagtäglich benutzt. Das Kind, das in unseren Taaen in das Alter des Verstandes- tritt, sieht sich von Dingen umgeben. die so wun derbar find nnd dennoch als so selbst verständlich genommen werden. Dem oierjährigen Jungen hält man den Te lephonhörer ans Ohr, und vergnügt unterhält er sich mit einer weit entfern ten Person. Er sieht, wie Straßen bahnen und Automobile ohne jedes Pferd davor durch die Straßen rollen. und da ihm niemand den Zusammen hang erklärt, so bildet sich bei ihm der Erfahrunggsatz aus-, daf; Waan eben Von allein fahren, wenn nur vorn je Mano DOTIUHlBl VDVI Uiikrillfsifisl llllO mit einer Kurbel hantiert. lFin Schritt weiter,nnd trir kommen zu jenem Lon doner Großstndttind, das »zum ersten mal auf dem Land ein Pferdesnhrwerk fah und die Frage austvars, was denn die Kuh da vor dem Waaen solle. Uns alle reizt halt das Wunderbare nicht mehr, sobald es alltäglich gewor den ist. Wer denkt heute beim Tele— phonieren noch daran, daß er mit je dem Wort, mit jedem Ton, die er in den Apparat hineinspricht, eine elettris sche Krasliibertragnng in Szene setzt. Wer stellt sich dabei im Augenblick vor, daß seine Sprache einen Batteriestroin so moduliert, daß er genau in diesen Schwankungen Und Abstufungen fern hin durch den Draht läuft, m denen seine Sprache im engen Zimmer ver hallt. Wer iiberlegt weiter, daß eben dieser eleltrifche Strom dann, oft mehr als hundert Meilen entfernt, ei nen Magneten erregt, eine seine Ei senplatte viele hundert Mal in der Se kunde anzieht und losliißt und dort die Lust in die gleichen Schlvinaungen bringt, in denen sie hier im Zimmer des Sprechenden vibrierte. i Die elektrischen Straßenbahnen wer Hden von Millionen Fahrgiisten be jnutzn Aber wie vielen von diesen Mil llronen mag wohl beim Besteigen des Wagens das alte Märchen vom Mag neteisenberg einsallen. Wie viele mö gen sich im Augenblick darüber klar sein, daß es thatsiichlich Magnete von gewaltiger Zugtrast sind, die die schweren Wagen vorwärts treiben. Wer denkt daran, daß der elektrische Strom von den gewaltigen Dynamo maschinen des Krastwerls durch den Fahrdraht fließt, daß er durch die Stromabnehmerstange in den Wagen eintritt, dort die Windungen des Elektromotors durchsiießt, daß dabei» trästige Magnete aus stromumslosse nen eisernen Kernen werden. Daß so ein magnetisches Feld entsteht, das nun - aus andere bewegliche, stromdurchslosH sene Drahtspulen eine starte Zuglrast ausübt, sie in Bewegung versetzt und dadurch mit Hilfe weiterer Zahnrad-; schaltnngen den Wagen bewegt. Wert denkt weiter daran, daß dieser elektri-l sche Strom, nachdem er seine Arbeit» im Wagen getan hat, wieder durch Rä der und Schienen zum Kraftwerk zu rückkehren muß. Nur wenn wir anf trockenen Wintertagen die Funken zwi- » schen Rad und Schienen ganz beson ders tnistern und blitzen sehen, kommt es uns wohl in die Erinnereung. Das Automobill Noch vor zehn Jahren staunte man jeden Wagen an, der sich auf der Straße zeigte. Das Geheimnifz des Explosionsmotors wurde, in hundert Aussiitzen enthüllt, nnd jede Neukonstrnttion am Motor, am Getriebe, an der Steuerung fand in weitesten Kreisen sachverständige Beurtbeilung. Heute ist der Kraftwagen Allge ineingut geworden. Wer denkt beim Besteigen einer Automobildroschie lzeute noch an die vier Takte des Ex plosiongmotors. Wer denkt daran, wie Venzin vergast wird, wie es sich miti Luft zu einem explosiblen Gemenge? vermischt, wie der Motorlolben dies Gemisch im Zylinder zusammenpreßt,» und wie dann auf die Hundertstel-i sekunde genau ein elektrischer Funke! das Gemisch zur Explosion bringt. Nur wenige denken daran, und das ist schließlich nicht zu verwundern. Voll zieht sich doch ein solcher lompletter Exvlosionsvorgang etwa zwanzig Mal in der Setunde, und nur der Auspufs gibt den Zeitgenossen davon ruchbarei Beweise. Wir benutzen den Krastwa-» gen, wir schimpfen, wenn der Chauf-i scnr uns nicht genügend schnell ansi Ziel bringt, aber wir kümmern uns; wenig um das komplizierte Getriebe. ! Ein Druck unserer Hand läßt das elektrische Licht aufslammen. AbeeJ das Gesetz von der Erwärmung der« Stromleitung durch die Elektrizität interessiert uns dabei nicht sonderlichJ Wir sehen im Gasgliihlicht die Edelers den Tor und Zehe aufleuchten, sehen eine Gasflamme, die selbst kaum leuchtet, den Gliihstrumpf zu hellstetn Leuchten kommen. Aber die Gesetze; der Lichtemission kommen uns kaum noch ins Gedächtnis-. s l Wir gießen einen Eimer in die Wasserleitung nnd sehen das Wasser: spurlos verschwinden. Aber wer stellt sich itn Augenblick den weiteren Weg dieses Wassers vor. Wer denkt dar an, wie es durch enge und dann immer weiter werdende Rohre davonsließt. Wie es schließlich durch einen jener großen Hauptsammelkanäle, die man mit Kähnen befahren kann, der Pumpstation zuströint, die im Mittel pnnlt eines jeden Radialsystems liegt. Und wie dann weiter gewaltige Tampspumpen jenes Wasser kaum eine Stunde, nachdem es durch den Aus guß sloß, packen und durch kräftige ei serne Robre meilenweit aus der Stadt hinaus aus das Land drücken. Wir halten es siir selbstverständlich und haben die seit der häßlichen Gossen vollkommen vergessen. Das Wunderbare wurde alltäglichs Wir sehen, benutzen und genießen es ohne allzuviel grübeln. Aber wurde( es auch alltäglich, so bleibt es doch wunderbar. Und wer diesen Dingen nachsinnt dem bieten sie eine überra schende Fülle interessanter Ausschlüsse und Zusammenhänge «-.--.— IluS der Jugendzeit Neben meinem Schreibtisch steht ein Petroleumosen Es ist nöthig, ilm in Brand zu erhalten, denn wir haben dunkle, naßlalte Tage. Ich sah heute mit mißverqniiaten Augen die Blech röhre mit ihren-. rothen Licht an. Der angenehmsie Geselle ist er nicht, der Petroleum - Ofen, denn erstens dustet er manchmal nicht gerade wie ein Veilchenxzweitens macht er, von der Bescheidenheit des Veil chens weit entfernt, sich ost so heiß be merkbar, daß man ihn wütend aus dreht, um in der nächsten halben Stunde bitterlich zu srieren. So saß ich und betrachtete den zwei selhasten schwarzen Freund. Da leuch teten mit zwei kleine Blechdreiecle ne ben der Lampe entgegen; aus jedes die ser lleinen Winkel legte ich behutsam von meinenFriihstiicksäpseln zwei glat te rötliche Exemplare, und nach einer Stunde hielt ich zwei schöne, glänzende Bratäpsel wohlig warm in meinen Händen Welch wunderbarer Gang unserer schlummernden Erinnerung! Jch sah aus die Aepsel und fühlte plötz lich, wie meine Kinderhand sich in die saltige, weiche Hand des Großvaters hineinstahl. An diese liebe alte Hand, wie ein Bratapsel faßte die weite Haut sich an, legte ich mein Gesicht; dann ging es, von ihr sicher gefiihrt, über die kleinstädtische Straße in eine trauliche Stube. Mit beiden Händen sehe ich mich einen Stuhl an den Tisch schlep pen, mit den Knien voran hinausllet iern und dann erst den richtigen Sitz platz einnehmen. Da aus dem unbe deckten Tisch liegt der ,,Kinderfreund«, ein Schulsbuch mit blau und schwarz geslammtem Pappdeclel Großvater schlagt ein Letettuct ant, und ich muß lesen. Das war wohl noch ein schwieriges Wert; denn ich sehe den lleinen Finger der Zeile -folgen und mühsam die nächste Zeile festhalten. Aber das Resultat dieser Lesestudien muß doch gut gewesen sein, denn nun steht die lleine Großmutter vor mir und hält einen wundervollen, großen Bratapfel in der Hand. Ach, wie der schmeckte! Das heißt, gleich wurde er nicht geschmaust· Erst mußte man ihn ans Gesicht halten, um die köstliche Wärme zu spüren, dann drehten und streichelten und drückten ihn die kleinen Hä e mit großer Emsigleit, bis er pla e, und man ihn förmlich austrin ten onnte. Von der Schale und selbst vom Gehäuse blieb auch nicht viel übrig. Daß ich bei dieser wichtigen Beschäf tigung nicht eine Selundc still stand, weiß ich ganz genau. Aber die Groß eltern waren an unruhigg Enkelthnnt gewöhnt, und Großmutter fand bald eine neueThätigleit. Ich mußte helfen, sie anzuziehen. Das war sehr wichtig und sehr schwierig. Ich mußte aus ei nenStuhl klettern, aufrecht stehen. Das war an sich schon eine That. Mit Er laubniß mit den Füßen auf einen Stuhl steigen! Wonniger Augenblick! Nun galt es, fein säuberlich das Brusttuch rückwärts in dasHängertleid hineinzustecken, damit es ohne Falte unter der Taille lag. Dieses Kunst stück wurde mit noch einem Bratapfel belohnt, den ich aber mitnehmen durf te. Und nun ging’s mit Hiipsen und Springen nach Hause. Ob ich von den Geschwistern unbe helligt diese Großmuttergade vertilgen konnte, weiß ich nicht mehr. Aber ich sehe schnell ein zweites Bild. Da sitzt die ganze Kinderschar, wir waren un serer sechs, vor dein bullernden Ofen loch. Wir hackten drängean und schie: bend beieinander, jeder wollte den be sten Platz. Ganz still mag es dabei nicht zugegangen sein. Jeder hielt auf einer Gabel seine Brotschnitte zum Vesperlafsee vor die rotglühende Ofen platte. Der Kassee in der Messing maschine mußte noch warten. Kalt wurde er ja doch nicht« denn die Ma schine stand auf einem mit Holzlohlen gesunken Ilion· Doch die gerosteten Broischniiten mußten erst in knusperi ger Härte vor Maina liegen, die dann die köstliche, sast noch zersließende But ter auf die warmen Stullen strich. Solch ein Fest gab es nicht etwa jeden Tag. Es war aber auch zu interessant, wenn das Brot aus unserer Gabel erst anfing zu dampfen, dann sich zu hätten begann, endlich schön gebräunteStellen sich zeigten. Und manchmal sing das Brot sogar an zu brennen. Ach die-« ser Schreck und die Eilfertigleit, mit der dieser schreckliche Brand gelöscht wurdel Dieser selbe segenspendende Ofen gab eben auch an besonders schönen Tagen eine angenehme Zahl von Brat äpseln her. Der Ofen an sich toar in seiner übergroßen, schwarzen Fülle ein dauerndes Aergernisk unserer Mutter, aber er hatte eine Röhre! O du Brat apfel spendende Röhre, wer kennt dich heute noch? Wer weiß bei Zentralheis zung nnd Kaminsener, was eine Ofen röhre fiir ein poetisches Ding ist! O. du historisch getnordener Braiapsel! Mit dir entschwanden wohliaeGemiith lichleit, lnisterndes Osenseuer in der - Schlummerstnnde und behaglicher Ge nuß stiller Ruhestnnden zwischen der Arbeit siir lsrwachsene und Kinder. S. Fasse-n -—-—-. Der Kenner-. Junge Dame (zu einem Leutnani): Rennen Sie Clavigo von Goethe?« Leutnant:,, Verzeihung, Gnädiaste, derMann hieß Wolfgang von Goethe!« Papa-sei und Ehren-neu Nun, roas macht denn Frau Schulze?« »Die bringt ihrem Papagei das Sprechen und ihrem Manne das Mundhalten bei.«