M er kein Rasirmessetr sehen kann. Erzählung von N o t g e r. Wir saßen still einander gegenüber is der gemiithlichen kleinen Weinstube die den Schauplatz unseres Wiederie Iens nach langen Jahren getrennter Lege bildete. Vor uns in den fein ge schliffenen Gläsern blintt e der duftige, goldene Tropfen, mit dem mir die alte Freundschaft neu besiegelten. Jch ließ meine Blicke wieder einmal iiber Gesicht und Gestalt meines alten Genossen Ernst gleiten. Ja, es war nicht zu verkennen ein schlvermiithiger Zug verdüsterte die Mienen des statt lichen Mannes-, die übercniithig froh gelächelt hatten als lvir uns damals im Bahnhos treuherzig die Hände schüttelten. »Lebe wohl und viel Glück auf den Lebensweg!« ---— Dann ivar der heitere Geselle meinen Auaen ent schwanden und fast schon meinem Sinn, bis er heute urplötzlich an die Thiir meines Junggesellenheimg pochte und mich einlud, mit ihm die kurzen Stunden seines Aufenthalte-Z in der Hauptstadt bei einer Flasche unserer alten Marle in unserem Stammlotal zu verplaudern. Mit tausend Freuten war ich mit Magen Aus der Straße hatte ich seine Zeit zur genauen Musterung ge habt; nun holte ich es gründlich nach Psas Aussehen Ernst-Z ioar nicht sieht so lebenssroh wie früher. Viel leicht trug auch der dichte Vollbart da zu bei, der die untere Gesichtghälfte in einen dunklen Schatten hiillte. »Warum hast du dir eigentlich diese Bildnis um das Kinn wuchern las set? Du hast doch mit dem starken Schnurrbart viel besser ausgesehen!« Mlich häte ich mir denten lollen, daß Freund Ernst auf diese Mannes zier stolz sei, wie so viele, denen ein Miger Bartwuchs von der Natur verliehen wurde. ·Das Rastren und Nasirenlassen isi" mir gründlich verleidet worden« er widerte Ernst, indem et nachdenklich die Asche von der Cigarre streifte nnd mit dern Wein die Lippen netzte. Dann fuhr er fort: »Bist du schon einmal eingefeift worden, ohne daß man dich rasirte, noch dazu im Eisenbahnwagen?« »Ach wozu dir Näthsel aufgeben,« unterbrach et fich; »ich will dir lieber gleich die ganze Geschichte im Zusam senhange erzählen, bei der ich dem Tode recht nahe ins Auge gesehen habe.« «Bor etwa einem Jahre benutzte ich den Rachtexpreßzug von London nach Dotter —— du weißt, daß mein Arbeits eld England geworden ift —. um mit m Frühboot nach Calais und dann heiter nach Paris zu fahre, wo ich tin gefchäftliches Ablommen zu treffen sittr. Jch machte es mir in meinem Wagenahtheih indem ich ganz allein saß. für die Nacht bequem, hatte die Ienftervorhänge zugezogen, das Licht verdunkelt und wollte mich gerade be haglich auf dem Sitze augstrecten, als im Augenblicke der Abfahrt die Thiir « geöffnet wurde und eine sehr hohe Ge stalt mit einem Hanbloffer in der Lini ken in mein Wagenabtheil tritt. Der Ankömmling grüßte höflich, fah sich dann nach einem Platz um und derwahrte fein Gepack. Er setzet sich mir gegenüber und seine Augen, die förmlich zu glühen schienen, firirten mich scharf. Nach wenigen Augenblicken sprang er von seinem Sitze auf, suchte in dem Koffer, den er aus dem Ney herabge-; hoben hatte, ein Weilchen herum undj näherte sich mir dann wieder. Als er« vor mir stand, gewahrte ich in feiner Linien eine Seifenschale, wie sie zu je dem Rafirbefteck gehört und einen Heifenpinfei. Während mein Reise sfährte eifrig in der Schale rührte Ins die Schaumflocken ringsum aus Ue Polster sprigtem sagte er höflich: »Leider haben Sie egs vertaumi. sich vor der Abreise noch rasiren zu lassen. Gestatten Sie mir daher, daß ich Sie von den Bartstoppeln befreie!« »Aber, mein Herr, wag fällt Ihnen ein«, wollte ich erstaunt aiigrusene, Ober er ließ mir keine Zeit, ihn zu un terbrechen, sondern suhr fort: »Es ist nämlich eine Leidenschaft Un mir —- beileibe nicht mein Beruf -»-- meine Mitmenschen geschickt, rasch - nnd schmerzlos zu kasiren. Meine Schwester sreut sich immer kindisch " nees den Augenhhick, wo sie unter mein » Wer kommt und der Prinz von — « et steckte, besann sich einen Augenblick «- send sprach weiter, ohne sich bei dem Oasen aufzuhaltene, der ihm offen Ine nicht einstel, »schüttelt mir dank Ist die Ande, wenn ich ihn rasirt IN nnd sagt: »Ja, so versteht mich Dis seiner zu rasiten, wie Mr hop Uns. « sitte nehmen Sie dieses Tuch s- und lehnen Sie sich bequem zu . »Dir war es klar, mit wem ich es zu III-Hm Der sterbende Blick und die Mre Rede hatten mir deutlich Inmitt- dsß Mr DOM " sen seines cetsies war. Als Umschau nach einem Ausweg; aber ich sah feinen vor mir. Der Train raste in gleichmäßiger Geschwindigkeit da » hin. ohne daß ich eine MögliAeit ge Ehaht hätte, ihn halten zu lassen, denn mein Gesährte war mir so hart aus den Leib gerückt, daß mir der Weg zur Rothbremse abgeschnitten war. Nun hielt er auch schon sein blitzendes Nasirmesser in der Rechten!« »Sehen Sie nur diesen Stahl; Sie tennen doch die Marte!« Jnstintt mäßig griss ich darnach: «Erlaube Sie, daß ich es genauer prüfe«, sagte ich mit rasch erwachter Geistesgegen:» wart, aber schon war es dem Bereich; meiner Hände entschwunden. « »Nein! Das ist nicht siir Sie! Sie tönnten es mir schön verderben! Las sen Sie nur und halten Sie jetzt still, damit ich Sie gehörig einseisen tann.« Jeder Widerstand diesem Thoren gegenüber wäre in jenem Augenblick ganz zwecklos gewesen. Jch sah ein, daßzes das Klügste sei, aus die Absicht des Jrren einzugehen und vorläufig itillzuhalten Kunstgerecht handhabte er den Pin sel, bis eine ansehnliche Schicht Sei fenschaum meine Wangen bedeckte Dann zog er säuberlich sein Rasirmes ser an einem Taschen:Handriemen ab ohne mich auch nur einen Augenblick aus den Augen zu lassen. und trat nun grinsend an mich heran. »So, seht bist Du schön schneeweiß: jeht wollen wir ans Schlachten gehen,« ries er. »Es thut gar nicht weh: es kitzelt nur am Hals, wenn man da rüber hinsiihrt, siest Du so und ios——'« Mit weit ausgerissenen Augen sah ich mein Gegenüber an, als ich seine irren Worte hjirtr. Schnell erwog ich, was ich thun tönne, um die drohende Todesgesahr von mir abzuwenden; aber die Arme hingen mir wie gelähmt herab, die Beine waren steif, wie ein geschlafen, und auch den Kot-s tonnie ich unter dem brennenden Blick des Tot-ten nicht bewegen. Jch sant wie leblos in die Kissen zurück. Jn dem Augenona aoer, wo vers Geistes-traute das Messer an seine ei gene Kehle sente, um mir meinen Tod recht anschaulich zu machen, erhielt der Waggon einen heftigen Ruck. Die Bremsen legten lnirschend an die Nä der; mein Bedränger schwantte, das Messer suhr ihm ties in die Kehle und mit einem gurgelnden Laut stürzte er aus mich. Das Entsetzen, das mich packte, lann ich dir nicht beschreiben. Als ich den Körper aus mir ruhen fühlte, um llammerte ich ihn riesensest mit bei den Armen und wars mich mit ihm vorniiber aus den Rücksitz. Aber ich halte nichts mehr von ihm zu befürch ten. Gläsern stierten mich die Augen des Mannes an, in dessen Hände noch vor wenigen Setunden mein Leben gegeben schien. Aug der llassenden Halstvunde stürzte ein Blutstrom und das Messer aber rollte aus der Hand der Sterbenden aus den Fußboden Jch war mehr todt als lebendig. Dabei muß ich, blutbesudelt und mit eingeseistem Gesicht, einen schauderhas ten Anblick geboten haben. Als ich sah. dasz der Irre nicht mehr zu retten war, stürzte ich zur Nothbremse und in wenigen Augenblicken war ich von Leuten umringt, die mich anstarrten und anschrien. Nur der Umstand, daß ich selbst das Nothsrgnal gegeben hatte und keine Miene machte. zu entfliehen. auch, als ich wieder bei voller Fassung war, den schauerlichen Sachverhalt zusammen hängend, ohne Stocken und ohne Wi dersprüche Zu erzählen vermochte, be-] wahrte mich vor einer Verhastung. Jm s ersten Augenblick hatte man mich naij tiirlich als den Mörder meines Mit-i passagierö angesehen, der, starr und steif ausgestreckt, mit durchschnittenrr Kehle aus dein Fußboden des Wag igons lag. f Es gab allerdings ein Ver-hör und aus meiner Reise nach Paris wurde damals nichts. Man hatte aber bald erfahren, daß Mk. Hopkins« khaksäch lich aus der Jkrenanstakk Bedlakn ent sprungen war. Wie er zu dem Rasse messer gekommen war, ist unaufgekläei geblieben. Seit jener Zeit aber kann ich kein Rasimesser mehr sehen oder gar selbst handhaben. Ja der states-Mk «Watum kannst du mit Tausenden nist tecta-ask Mutter sagt im praktischen Leben itmtcht man das nicht« Von Michael Enan Autori sirte Uebersetng von Alter SoberäktpReus wann » Geprges Privat wußte fest, wie es: itzt reichen würde Die hände am steuer seines Auto theilte er seinen Plätn seiner Frau mit, die neben ihm » : Dein nächsten Gassensungen, ver ei ; nen Stein gegen sein Bluts wirst, wird er eine Lettion geken. Er wird den Taugenichts greifen. in den Wagen he ben, mitnehmen. und erst 15 Kilome ter weiter absetzen. Dann schreie so viel du willst. mein Jungchen, such deinen Rückweg allein zu Fuß, das solt deine Strafe sein. Dem Bengel wird sicherlich siir lange Zeit die Lust vergangen sein. mit Steinen nach ei nem Automabii zu werfen. Privat war dazu sest entschlossen. Er tviinsclxte nur die Gelegenheit her lsei. seinen Plan ausiiihren Zu können. Der Gedanke an seine Rache beglei-; tete ihn aus seinem Aueflug in die Vogesen, va, wo die Kinder euch rnit ernstem Gesicht Steine nachwersem Ihre Eltern haben sie mit dem baß aeniiärt Die Landstraße gehört den Landleutenk Nur ihnen. Sie ist siir ihre Kübe, ihre Schweine nnd ihre Hühner. Das trat immer so und soll auch immer so bleiben. Wer :en altbergebrachten Gebrauch stört. ist ein Eindringling, ein Feind. Jn solcher Tradition erziehen diese Leute ihre Spriiszlinge Lilie-. Geor geg Privat, vertdeidige deinektiechte alt Zvortsmann« sei liug und gewandt sind zeige den kleinen Streichen, daß du dich wehren kannst. Und wenn ihr snit gleichen Waisen lätnpst· so werdet ibr die unciviiisirte Dummheit schon zähmen. Oh. oer kleine Bengel, der sich da vongetragen sieht, entsiihrt. dann aus die unbekannte Landstraße gesetzt, der ist gewarnt sitt alte Zeiten. Die Gelegenheit ließ nicht aus sich warten. · · » « Um Ausgang eines Bartes-, niem tveit von Reufchateam hob ein tleiner Straßeninnae, der linke am Wege stand, nig- er das Auto sah, einen Stein aus, mit dem er ruhig nnd sicher zielte. Dac- Wurfaesckkoß streifte rae Ohr der Mme Privat, traf den hinteren Theil des Phaetons und fiel mit tnri zern, trocknem Geräusch auf des- zu ruetaeschlaqene Verdeet. Privat, der ziemlich langsam berg auf gefahren war, fuhr nur noch einr ae Meter weiter. btemste, sprang zur Erde. schürrte die Röcke seines Staub mantels doch. um schneller laufen zu können, und fprana auf den Junaen eu. Er war voller Entriistuna bei dem Gedanken, daß seine Frau hätte der wundet werden tönnen Der uliihende Wunsch befreite ihn, die Missethot zu rächen, und war erfreut in deJnGednnk ten. seinen Plan so bald ausführen zu tönnen, besonders da er wußt-» wie un beiwiich er dein Jungen sein mußte, in seinem tanaen schwarzen Mantel und der aroszen Schuf-dritte Er packte den Bengel bei der Schul ter und schüttelte ihn heftig. cis war ein Kerlchen von etwa l(l Jahren, des sen volles, ziemlich gewiyteg Gesicht bei diesem Angrisf vor lsntsesen und Schrecken aanz verstört aussah. Noch niemals hatten die Autog ae halten, die man doch immer mit Steinen bewarf. Sie glitten stets un bekümmert vorbei. Und gerade heute wurden sie böses »Verflirter Bengel!« schimpfte Pri. dot, »ich werde dich lehren, mit Stei nen werfen! Du meinst wohl, das tannst du so ungestraft thun? O nein» ich nehme dich mit, Mochi-P Eine Minute später stst der Misse thiiter, zu bestürzt. um sich zu wehren, ouf der hinteren sont des Phaetonz, Jztoischen dem Gedä- --— -—— und der Ringen fährt weiter. Privat fährt mit oolier Geschwin digteiL Eine bis-hatte rachtnanice Frei-bei verspürt er in dem Gedanken an den kleinen, verängstiaten Bauernjungen hinter ihm. Welch Schrecken fur den Jungen, so plöylich losgelöst zu sein von seiner Schelle, mit rasender Geschwindigkeit entführt zu werden. fern vom heimath lichen Boden in’s Unbekannte. Daran mürde er denken! Der Weg lag eben und weit vor ihnen· Privat fuhr, so schnell er konnte· Aber nichts ist lästiger als anzni halten, wenn der Weg glatt ist und der Mater gut gebt. Beim ersten erforderlichen halten würde man den Kleinen absehen. Man gibt ihm dann Fahraeld, damit er die Eisenbahn benuyen kann. Die Entfernung wäre sonst zu groß —— die Strafe zu hart. Die Kilometersteine zogen vorbei, steil wie Posten, die ihre Waffen prä sentiren. höuserdächer des nächsten Dorer werden sichtbar, geben dem Wagen das Signal zum Langsamfahren und zur Befreiung file den Gefangenen. I I O Privat war so beschäftigt mit dem Leute-, so entzückt von dem gleichmä Msy edernden Osn daß er den set st versesien tte. « Als er N seiner erinnerte. machte er sieh schon innerlich über das inneh enassltche Gesicht dej tletnen Kerls lu stig- — Man hatte wohl etwa hundert Lite rneter rnit ihm zurückgelegt Der Wa gen hielt und Privat wandte fieh um. Der Kleine verhielt sich mauschem s.ill zwischen den Koffern und Kar Lons «- init offenern Munde und glän zenden Augen. Privat suchte in seiner Tasche nach etwas Geld und sagte ikn Tone eines niiirrischen Gefangenenwiirtersr »So, nun sollst Du Deine Freiheit Ioiederhaben. Und mache so etwas nie mehr wieder.« Aber welche Ueberraschung irnd wel che Enttiiuschung seinen Zweck so ganz verfehlt zu haben: der Junge saß da —- entziiat nnd glücklich iider die schnelle Fahrt, mit strahlendem Ant lin, mit begeisterungsfuntelnden Au gen und snurmelte mit gesenktem Kopf: »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, lieber Herr. so fahre ich noch ein biß chen mit!· —-—-.-—--— Das Nesasla Von Ludwi- Gan-treten «Die Eltern hatten ihr lleineå Ver rnoqen im Laufe der Jahre langsam zunächt das bescheidene Gehalt siir sich allein wollte nimmer ausreichen — und die ,.Bea!ntenausbeiserung". von der an den Konsumvereinsabenden unermüdlich geredet wurde, wollte halt aar nie tornmen. Und wenn ich einen Wunsch hatte, der über das Nothwen dige hinan-;- ging, hetmn die Mutter feuchte Augen und sagte: .Kindle, das gehtniehtt Der Papa muß das theuee Geld so viel hart verdienen-« Damals fing die Mutter auch nn, was sie ihr .griineks Geschäfth nannte —- - allen Erfolg ihrer Gartenmiihe, die Blumen, das Obst und Gemiise· vertnufte sie an einen Handelsgiirtner in Angst-arg Und Papa begann für Fachzeitschtis ten und fiir die »Augsburger Abend-— zeitung' zu schreiben, machte Wirth s« schastoplöne siir Gesneindewalduugen und iidernahm die Forsttontrolle iider berilchnftliehe Güter Der Tag gehörte . seinem Amte, die Nackt seinem Neben verdienst So tämpften Vater und . Mutter sich iiber die Sorgen hinüber. Es lind mir aus dieser Zeit, in der die Mutter seltener lachte und der Va ter immer so ernste Augen hatte, ein . roar Nester-lichter dieses harten Beam ientampses im Gedächtnis geblieben. Eines Tage. als ich mit ver Mutter .m Garten schanzte, tam von irgendwo e-: es der Umgebung eine Beamtensrgu angefahren um ihre Visite zu machen Manto wusch die Hände nahm die Schürze herunter und sührre den-Gast zu einer von Blumen umdufteten Gar-· tenbcnt. Die blau ausgedonnerte Dame, die einen großen. schillernden Vogel aus dem Hut hatte, sah neben meiner Mutter aus wie ein hohes Kir chensest nelsen einem Werteltage. Diese fremde Frau redete surchtbar schnell und stellte viele Fragen, um herauszu bringen, wieviel die Reviersörsterei Welden eintriige. Die Mutter gab Antwort llnd da sagte diele blaue Dame snit eigenthiimlichem Lächeln: »No in, und ’s Nesasle wird au no e bissele bringe?'· Mama machte verwunderte Augen: US Resaslei Jch weiß nicht, was Sie ineisen." Die sremde Frau wurde verlegen, sing aber dann lustig zu lachen an, drohte mit demssingen als hätte meine Mutter etwas wihig Schrlmischee ge redet plapperte immer luirtiger, ließ den ichillernden Vogel aus ihrem Hut sehr ilinte Bewegungen machen und empfahl sich Init etwas nussiilliger Hast. Als Papa gegen Mittag beimlum. sragte die Mutter gleich: »Du, Gastl, was ist denn das: das Nesaslef Der Vater hob den Kons: »Wa runi?« ' Maina erzählte. Und stellte wieder die gleiche Frage: »Das Nesasle? Was ist denn das-T« l l Papa sab die Mutter mit ernsten Augen an und sagte: »Sei froh, Lotte, daß du das nicht weißt! Und in un set Leben soll das auch nie bereintorns men. Dafür sorg« ich schon!" Dann ging er in seine Kanzlei. Es gibt ein lateinisches Wort: Ne saö. Und dieses Wort bedeutet: Un ’recht. Unter dem schwäbischen Timä nutiv .Nesasle« verstand man ein Hei nes, ein halbes Unrecht, bei dem die Gerechtigkeit ein Auge zudriinen cann te -—— und niit diesem Terminus der Gutrniitigteit bezeichnete man Beam teneintünite, bie gerade nicht mehren bnft, aber doch auch nicht anständig waren Eines Abends hörten wir Papa in seiner Kanzlei so laut und heftig spre chen, wie es sonst nicht seine Art war. aus« der slint davonging. Dem rief der Vater durch die Tiir nach: »Sie Kerls Was glauben Sie denn?« — Der Fremde war ein holzbändler. Papa batte ibrn eine große Partie Sägblöele zugeschlagem weil der-Bänd ier unter mehreren Konkurrenten den besten Preis geboten hatte. Der Fremde glaubte sich bedanlen zu müs «en und hatte den Versuch gemacht, eine sanlnote aus Papas Schreibtisch zu legen. t Einmal Inn bke Mittagiieit, als wir lind dann tarn ein fremder Mann her-. . , , t bei Tisch sahst-. gab es siir uns Kinder einen vergnügten Judex weit die Mut- « te: eine get-Je Zinnptotte mit einein Zerg von dann-senden Lehren-itar xhereingeteagen brachte. Der Vaters pochte erstaunte Augen. ..Lottet« « Martia lachte. »Geh. Gusil, das sind billige Würsst Der neue Metzger hat sie geschickt, mit einem schönen Gritß.« «Sooo? Und gestern war er bei mir und hat Waldstreu haben wollen. Und ich habe sie ihm abschlaaen müssen. Und jeyt meint er wohl, durch die dtiiche wät’g leichter zu machen als aus dem ehrlichen Weg in die Kanzleik Marsch, sort mit den Wärsten!« »Aber Gastl! Man tann sie ja be zahlen! Und ietzt sind sie doch schon gesotten." »Aber noch nicht gegessen! Gott sei Dant!« Der Vater packte die zinnerne Matte, risi das Fenster ans, die schö nen, rauchenden Leberwiirste stogen in hoher stnrve über den Statetenzaun Jus die Straße hinaus -——- und Papa sagte mit einer Härte« wie sie sonst nicht in seinem Wesen lag: »Wiirste«.’ Wiirste? Wozu braucht ein Staats bearnter Wiirste’ Der soll Kartosseln schinden, bis ihm der Dmnps zum Hals heraussiihrt!« , L i Wir Kinder wurden nicht satt ver dieser Mahlzeit. Und in den Nächten, die dann lamen, verbrannte Papa sehr viel Petroleurn Weil bei der schwil len Sommers-seit auch in der Nacht alle Fenster ossenstanden, lonnte ich's droben in meinem backosenheiszenMans fordenstiibchen häufig hören, wie die Mutter nach Mitternacht ans ihrem Schlaizimmer gegen dasKanrleisenster hinunterries- »Ach, GustL schau, so seh doch endlich schtasen!" Immer seltener ging Papa aus die Birsckkez er mußte die schönen Tage, wie Mann-. sich auszudrücken psleate, am Schreibtisch »verhocke«. Aber diese bösen Zeiten bauten eine Brücke zu besseren Jahren; bei den vielen Arti teln, die der Vater iiir Fachjournale nnd Zeitnnaen verfaßte, weitete sich ihin der Blick des Forstinannsx drei Jahre später pubtizierte er unter dein Pseudonym »Silvins" eine Broschüre mit Vorschlägen zur Reorganisation des Forstiresengz die Wirlnng dieser Broschüre, die viel Aussehen machte. verwandelte sich siir Papa in eine Lei ter, iiber die er zur höchsten Stelle sei ne-:« Trick-es enidorstiea. Da bekam er schließlich ein schönes Gehalt. Und lachend oslegte er zu sagen: .Jeht satt ick mehr als genug zu essen. Aber inzwischen sind die Zähn« ein bisserl schlecht geworden. Jeht tann ich nininter beißen.« — Ittt Fahrt-ed 14,000 III htssusk Jn«nnserem Lande wenigstens ist die nachstehende Bergbesteigunge-Uin richtnng die einzige, und sie besteht erst seit turzer Zeit. Von Silver Blume« Colo» lann man seht in einem stöhlernen Förder tord, welcher rnit einem «endlosen Ka bel« läuft, mühelos nach dem berühm: ten Sunrise Peat hinaussteigen. einein der drei Gipfel des McClellan-Bergei, l4.032 Fuss über dem Meeres-spiegel. Das Vergnügen einer solchen Fahrt kommt ungesähr demjenigen einer Lustballonx oder Aeroplan-Fahrt nach einer solchen Bergeshöhe gleich und ist dabei ohne Nisrtol Von der unteren nach der oberen Station dieser merti würdigen Bahn legt der Fördertorh etwa 17s«",. Meilen zurück, mit einer Steigung von 50 Prozent. Diese Lust - Fördertorb - Bahn wurde mit 850,000 Kosten gebaut; und Alles in Betracht gezogen, ist diese Aus-lage eine sehr mäßige. Born Grundstock bis nach der Spitze ist der Weg mit wild zerrissenen, scharsen Felsen bestreut, welche das Erreichen des Gipselj, noch dazu mit-Lasten, beinahe ausfchließen Doch mit hilfej der fo zähen und fußfeften lteinen But-ros, welche ja überhaupt fiir das« Felsgebirge ungefähr Dasselbe find, was die Estimwhunde fiir die Nord: polar-Region. gelang eg, die fchweren Ballen und das mafsive Eifenwert für die KabelsThürrne Fan für Fuß den Berg hinauf zu bringen. Alles mußte in dem Felsgrund feft verankert wer den« um den BergsTornadog erfolg reich zu trotzen· Als die Thurme endlich ftanden und die untere und obere Endftation fertiggeftellt war, wurde oben das » mächtige Rat-ei ausgespannt, daß eine .erprobte Tragtraft von 350,000 found oder 175 Tonnen bat, und an diefem wurden die ftäblernen, gelb an geftrichenen Fördertörbe feft angenie tei, welche je 4 Passagiere fassen. Das endlose Nabel wird mit zwei Motoren von je 86 Pferdekräften bewegt; einer diefer befindet sich an der oberen, der andere an der unteren Endftationx die Betriebjtraft feibft tommt von der Kraftanlage von Georgetown, 4 Mei len weiter unten. Sind alle Körbe beladen, fo bewegt das Nabel fich übrigens von fetbft. Ohne irgend einen unangenehmen Ston werden die Passagiere nach dem himmel zu gehoben, gerade als ob ein mächtiger Magnet sie binaufgiehr. Einen Augenblick fchauen fie doch et was befllith drein, wie die Erde zu rückweicht« aber ei gibt keins lten m ansinnen weh-, — ums much wie das Schicksal bewegt sich m Ia I del mit feiner Lust nach den leisten mernden speisen Wollen zu. welke im herrlichsten blauen himmel til-er einer Welt von ewigem Schnee schwimmen. »Schon istf nie untere Station ganz - unser Sieht gekommen. An der nächs strn verkündet eine Inschrift daß vre Höhe 11,000 Fuß iiber dem Meeres spiegel lit: die Lufttoueiften selten plötzlich einen Mann vor sich, welcher - sich mit einem Blick überzeugt« ob Al les in Ordnung ist, und dann ein Glocken-Eichen gibt, das man an allen Stationen oben und unten vernimmt Steigt Jemand an einer Stotion rin, so müssen alle Fahrtörbe an dem Ka bel halten; und es gewährt ein eigen artlges Gefühl, in einem solchen Korb zu Men. der sich in fchwindelnder Höhe frei in der Luft hin und her ich:vingt, wenn auch sanft, mit nichts über inm, um ihn oder unter ihn-, als vielleicht 130 Fuß drunten dir rosigen Felsen! 12,075 Fuß Vor-e verzeiainer ore nächste Station. herrliche wilde Blu men von vielen Farben blühen hier an einer Felsschlucht; auch etwas Fichtenwald steht bier noch. die Spu ren verheerend-er Bergbriinde zeigend. Aber bald verschwindet die Holz Irenre siiblingg und scharsz doch Grö ser, Moose und einige Blumen wach sen noch höher. Ueberauo eindrucks voll find die »Vorw- und Nobben Felsen«: ein ringeixeurer Bär und ein ebensolcher Sees-und, Felsgebilde von der Meister-band der Natur« beben sich hier so realistisch aegen den Himmel ab. das; man glauben möchte, eine UrweltsScene zu sehen, weletre plötzlich durch Zauber erstarrt ist. Der Ausstieg nach der letzten Sta tion sieht am isnlfeimlichsten von ailen ane, zumal das Berggeliinde drunten fast senkrecht aussteigt; dokb gewöhn lich will tein Passagier gestehen-. daß es ibn gruselt. und der Korb steigt weiter· Erleichterten herzens landet man an der ledten Station: aber von hier bat man noch immer NO Kuß nach der eigentlichen Spiße zu ge n. obwohl der Weg sebr gut ist. Endlich ganz oben angelangt, bat man eine unbeschreiblich groszartige Aussicht aus iiber 400 Berggipsel in wunderbar tlarer Luft und in feierlichem Natur srieden! Noch met-r aber-, als der Ausstieg erweckt der Abstieg die Illusion einer vollkommenen Lustsabrt. ---.-..-——— Hin Jene-usw des fiktortnutsses ziemte-eh Jn London ist soeben einer der Meisterjournalisten des Zeitalters der Königin Viktoria Mk. Frederiet Greentoood im Alter von 74 Jahren gestorben. Greenwood ist es gewesen« dem letzten Endes Großbritannien seine heutige politische und tnirtlss schastlich so wichtige herrschast iiber den Sueztanal verdantl. Zufällig er subr Greenwood. dass der Kedive sich mit der Absicht trug, seinen Antheil an Sueztanal - Tut-en zu verkaufen. Er suchte den damaligen Minister Lord Derbv auf, um dem Auswiirtis gen Amte Kunde von dieser Gelegen heit zu geben. Lord Derbv bezwei selte die Nachricht, ließ aber Rock-sor schungen anstellen und Beaeonssietd begriff, als die Mittbeilung sich bei ivabrheitete, sosort die glänzende Chance, die sich biet bot. Mit Unter stützung großer englischer Banten er warb er entschlossen siir 412 Millio nen Pfund Sterling, also etwa 95 Millionen Mart, Aktien. Diese sel ben Attien batten vor iiinf Jahren einen Handelsmrtb von 20 Millio nen Pfund Sterling oder über 800 Millionen Mart nnd sie bilden den Rechtstitel, ans den sich Englands herrschast iiber den Kanal stüIL —-—-.--.--—-..-. strebt-Ist s — Mutter: »Letnt nur recht fleißig. Kinder! Bedenkt, was man gelernt hat« sann eine niemand taubea!« Der kleine oeitzx »Aber, Mutter, was ich nicht gekrnt hat-C das kann mit doch erst niemand rauben!« Kote-may hauptmanm »so-streuend —- still gestanden! Wer von euch mit eine gute. Michin empfehlen sann, dek trete vor.«