Das Spielhaus Aus dem Schtrxedilchen von P. van d e n T o f ch. Jch war gerade zwanzig Jahre ge worden, als eines Tages von Tante henriette ein Brief eintraf. Ein Brief von einer der Ianten war etwas so Merkwürdiges daß ich sowohl wie meine beiden jüngeren Brüder vor Neugier iast vergehen wollten, als die Mutter das kurze Schreiben durchlas: « .Sende uns Deine Editb'«, schrieb die Taute, »Autori« klagt fortwährend und meint, daß es init ihr bald zu Ende geht. Und ich werde auch wohl bald abberuten werden« Ich weiß, daß es Dir schwer fällt, Dich von dem Mädchen zu trennen. Sie braucht aber nur den Herbst zu bleiben. Geld zur Reise folgt hierbei.« Ja, das Reisegeld war ja da. Es stimmte genau, aber auch keinen Pfen nig mehr. Ich kann nicht behaupten, das-, ich sehr erbaut war. Denn eine Vergniis gnugsreife war dies sicherlich nicht. Die Tanten waren eigentlich Groß tanten väterlicherfeits, Die älteste, Fräulein Emilie, war aber vor eini gen Jahren gestorben. Wenn nichts besonderes eintraf, so wiirden ihre Er sparnisse eines Tages auf uns über stehen, und dies war wohl eigentlich der Grund, weshalb ich reiste. Eines Abends um 7 Uhr. eine Woche später, verließ ich auf einer entlegen-n Landst.itivn den Zug. Eine wohlgenährte alte Wirthfchaiterin nahm mich in Empfang und ich folg: te ihr im ströinenden Regen durch ei nige dnntle, nsintlige Straßen, uni schen deren holvrigen Steinen das Wasser in Bächen rann. Ich balanzirte mich vorsichtig vors wär-ts, von Stein tu Stein hävfind. während ist«- mich neugierig nach ei nern lebenden Wesen nmsab »Wir atnnen an morschen Bretter zaunen entlan,1« deren lfinfsrniialeit hier und da durch ein niedriaeg Häng chen mit kleinen Fensterscheiben un irrt-rochen wurde. Schließlich tainen tvir an einen langen schwarzen Zaum in dessen Mitte ein großes, finsteres, aus- ziezrel aedautes Haus zum Vor-— lckein inni. Wie ich später erfuhr, lag e-:« am äußersten Ende des Stadt cheno und wurde zum Unterschied von den denatbarten holzbauten das .Zieaelhaus« genannt. Die Tarni-n empfingen mich auf dem Flur. Schwar»iaetleidet, zufam nienaeschrumpft und tlein mit glän send kreiszen Mützen und lchwarzsei denen Schätze-. Alles sah aus« als sei es erst eben aeroaschen und credit grli. Denselben exatten Eindruck machte die Wohnung. Die Möbel standen wohlqerichtet an den Wiinien, die Gurt-irren hingen in dichten, ste sen Falten vor den Fenstern und er innerten an Leichentiicher. Alle Decken und Polster waren verhangen, und das alte Piano ioar aewissenhast ver schlossen, damit sich kein Staub auf die Tasten trate. lieberall roch es nach getrockneten Rosenbliittern nnd duni vier Zimmerlust ·D-Js fängt aut ant« dichte ich-. ais die Wirthfchasterin eine arosze Terrine mit dampfender Biersuppe aus den Tisch stellte. Bierluppe toar nun ein mal mein Schrecken. Keine der Tanten sprach, wkhrend wir aben. und ich wußte nicht, womit ich anfanan sollte. Die Lampe sandte einen matten Schein in den großen Saal, und eine hohe Standuhr in Schwarz und gol denem Gehäuse tickte so laut, daß ich ihr Echo irn Kopie fviirtr. Ach starrte sie an, bis meine Augen schmerztem und je mehr ich sie ansah, desto ine.,-. schien sie einemSarae zu gleichen. Das runde, neige Zitserolntt sal) wie ein bleiches Gesicht aus, und die weiße, Gardine am Fenster war das Leichen tuch. Die mageren, schwang-kleide ten Tanten waren die Leidtragenden, und ich selbst ·-—- was war ich nur? Vielleicht die Todte-« Ja, fürwahr, mir war, als sei ich zu meiner eigenen Beerdigung hier. Es fehlte nicht viel, so hätte ich vor Schreck geschrieen, als rie llhr zu schlagen begann. Erst kam ein sur render Laut. Dann acht langsame, unansgenehm tlare und durchdringen de Schläge, die in allen dunklen Ecken des großen Raume-z widerhallten, und schließlich ein schioaches, tlagendes Sausen, das irgendwo am andern Ende des hauies zu verhallen schien Iante Aurora hatte meine Gedan ken scheinbar errathen. Sie nirtte nachdenklich mit dem kleinen vertrock: neten Kopf und sagte mit ihrer ein iönigen, tla enden Stimme: »Ach. gro er Gott, wie die Zeit ver rinnt. Die alte tlhr dort geht schon in ihr zweites Jahrhundert, und zehn Jahre sind bereits verflossen, als sie Einilieni wegen ltillltand.« Als Antwort aui meinen tragenden Blick fügte sie ertliirend hinzu: .Seitdem beiorge ich alle Sonn tagrnorgen das Aufziehen Es wird nicht mehr lange dauern, dann locnrnk die Reihe an mich· Emilie zog sie vor mir auf, an einem Freitag Abend um neun Uhr blieb sie aber stehen. Sie itand eine Woche still, und am nächsten Freitag Abend um neun starb Emiliel Ja ja, is ja! Lange wird es nicht mehr dauern, dann folg-.- ich ihrt« Mein Zins-net machte auf mich den selben unangenehmen Eindr ck, wie das ganze norige Haut Satt der beiden dünnen Stearinlichte hätte ich vor dem dunklen Spiegel lieber eine Lampe ge abt. Wenn ich mich spie gelte, tout ich im Gesicht ganz lang und grilnlich schillernd, und das ganze Zimmer roch dumpf und nach Kam vhen Das Bett stand in einem Ali-even, var dem schwere, griine Vor lxiinge hingen. E »Seht-se gut, liebes Kind!« sagte Iante Henriettr. »Du ängftigft dich doch nicht, weil du hier gana allein iiegft? Die Tdiir dort ift ader ver schlossen. Sie ift feit zehn Jahren nicht geöffnet worden. Dort bat näm lich Entilir gewohnt. Sie war am liebsten allein, und deshalb og sie sich nach dieier Seite des hau ei- zurück So, iedt fchlafe gut. Um sieben Uhr wirft du morgen früh geweckt.« »Wenn Tante Emilie mich in Ruhe läßt, werde ich schon schlafen«, dachte Sobrld ich allein war, schob ich einen schweren Tifch vor die verschlos iene Thiir. setzte einen Stuhl auf den Tisch und versuchte dann -— aber ohne Erfolg » die Ihiir nach dem Flur zu oerriegeln. Leider ging fie nach außen nnd ließ sich deshalb nicht verbarritadiren. Um nicht übernim pelt zu werden, band ich das eine Ende einer ftarten Schnur an dasi Schloß und befeftigte das andere ani dem maisiven Handgriff eines großen Klei-derfchranles. Schließlich wagte ich es, mich zu entkleiden. Kam Tante Einilie ietzt, io würde ich vorbereitet fein· Der Sicherheit wegen untersuchte ich den Kleiderichrant und blickte un ter das Bett. Erft dann legte ich mich nieder. Plötzlich fuhr ich vor Ent fetzen auf und zündete das Licht ichnell wieder an. Mir war einne fallen, daß sich an beiden Seiten des Altovens Garderoken befinden muß-i ten. Richtig, da waren ia die Tape-l tenthiiren. Und erleichtert atlnnete ifch ani, als ich die Garberoben leer and. Es dauerte lange, bis ich einschlief. Mit vorn Schreck geschärstent Gehör lag ich da und horchte aus die Stille, horchte auf die schwachen, unbestimm ten Laute« die in dem alten Hausel lörbar wurden. wo das Holz morsch und die Steine verwittert waren. Laute. von denen Keiner sagen kann, wie sie entstehen und woher sie lom: men. Nach und nach forderte aber die Natur ilir Recht. Jch schlief ties und et. Anf einmal fuhr ich ani. Ein unbestimmter Laut, ein unangeneh nie-i GesiibL als befinde sich Jemand in der Nähe. hatte mich aus dem Schlafe geweckt. War es ein Traum oder hatte wirt lich Jemand die Hand unter dac· Kis sen gesteckt und meinen Kovi ganz leiie etwas in die Höhe gehoben? Ich tämpste gegen den»Schlas, vie Gedanten singen an sich zu ordnen, nnd ein erwachendes Bewußtsein, daß ich von et·nas geweckt wurde, was tein Traun-. war, bewirtte, daß ich unbeweglich still liegen blieb und horchte. Die Stille wirtte einschlä sernd, die schweren Augenlider ichlos sen sich rson neuem, nnd ich schlief ein. Das letzte, wag mir erinnerlich ist« war ein Litsthauch oder etwas wie ein tiihler Zug. der iiber mein Gesicht glitt. Ich schüttelte strich, zog die Decte iiber den Raps und wachte erst aus, als die Wirthschasterin mich arn Morgen dadurch weilte, daß sie vor der Thiir meinen Namen ries. Drei Wochen verrannen wie ein einziger armer Tag. Nach und nach sing ich an, mich an Iante Henriettee Latinen, Tante Au toras Klagen, die schwarze Uhr nnd die stillen, dunklen Ränme zu ge wöhnen- Stnnde verran aus Stunde, Tag aui Tag. Nur die Sonntage brachten etwas Abwechslung. Dann wurden alle Iischdeclen lleberziige nnd Kissen gekehrt, Tante Henriette las die Sonntaagpredigt lweil wir des Regens wegen nicht zur Kirche ge hen tonnten),«nnd aus-er einem aut desedten Frühstüastisch gab es zu Mittag drei Gerichte. Das einzige, woran ich nstcti nicht aewöhncn konnte, war Tante limi !ie. Jclk hätte daraus wetten mögen, daß ec- Tante lsrnilie mar, die Nachts meinen Schlaf störte. Mehr mais war ich nrit dem bestimmten» Gefühl ausgeiahrem daß jemand mich wecktr. Lange Minuten lag ich dann wach da. während ich ängstlich auf jeden Laut horchte, der meinen Verdacht bestätian lonnte. Einmal schrie ich laut auf, als ein talter Lustzug itoszweise über mein Gesicht strich. Eines Abends -- ich erinnere mich dessen noch io deutlich· daß ich den Windhauch wiedererlennen iviirde, der durch die Kronen der entblätter ten Bäume strich —- Fing ich in den großen Obstgarten hinaus-. Ich hatte Kopfschrnerzen Es hatte den ganzen Tag gereg. net, dir Steige waren naß, und die halb vermoderten Blätter blieben an den Schuhen tleben.- Hier und da lam der Mond zwischen den Wolken hervor und wars ein sputartiaeg Licht iiber die lnorrigen, blattlosen alten Obstbiiume, beleuchtete die holprigen Steine aus dem Hosplatz und erhellte die grün-schimmernden Fensterscheiben in dem sinsteren alten Hause. Einen Augenblick glaubte ich das runzlige Antlih einer alten Matrone in weisser Mühe hinter einer der Scheiben zu sehen. .Vielletcht war es eine der Tauten, die mir nach schaute. Gleich daraus siel es mir aber ein. daß das Fenster in Tante Emilieö Wohnung gehörte, die ja immer verschlossen gehalten wurde Ali ich wieder das Haus betrat, fragte ich die alte Wirthschasterin, ob eine der Tanten in dem Zimmerl gewesen sei, und erzählte ihr, was ich hinter dem Fenster gesehen hatte. »Um Gottes willen«, rief sie aus. »wenn Fräulein Aurora es erfährt, stirbt sie vor Schreck! Das ist sicher nienkand anders, als das selige Fräulein Ernilie gewesen. Und ebenso sicher ist es, daß es hier im Hause bald wieder eineEi Leiche gibt.« Meine Annahme, diß es wohl der Mond :r.1r, der aus die Fensterschei be schien, wurde nicht beachtet. Diesen Abend thiirmte ich vor Fräulein Emilies Thiir alle losen Möbel ous und nahm fiir die anderen eine etwas dickere Schnur als sonst. Gegen Mitternacht schlief ich schließ lich ein, wurde over gleich daraus durch ein fürchterliches Getöse geweckt, das durch das ganze große Haus schallte. Entsetzt und mit llappern den Zähnen richtete ich mich im Bett aus und horchte. Jetzt hörte ich nur noch in einiger Entfernung einen sur renden. tlingenden Laut, der nach und nach dahinstarb. Einige endlose Selunden vergin gen. während ich aufgerichtet im Bett saß und unauggeseyt in der größten Spannung lauschte. Dann vernahm ich leise tastende Schritte. eine Hand, die nach dein Schloß suchte und mit aller Gewalt an der Thiir riittelte. «.licmmen Sie schnell, Fräulein Edith,· wie sieht es hier bei Jhnen aus-. Alle Möbel haben Sie ja gegen Fräulein Ernilies Thiir gerückt. Aber tomnien Sie setzt. Die Uhr ist stehen geblieben, beide Geevichte sind zu Bo den gefallen, und Fräulein Aurora hat sich io erschrocken, Ins-, ich sofort den Arzt holen muß.« Jch wars einen schnellen Blick aus die grosze schwarze Uhr, als ich halb angelleidet durch den Saal eilte. Die Zeiger waren aus halb eins stehen geblieben und mir wollte es in der unsicheren Beleuchtung scheinen, als grinste dac« weiße Zifferblntt mich höhnide an. Vier Tage mater itard zanke Aurora liunkt halb ein«-. Fräulein chriette befolgte meinen Rath und zog die Uhr nicht wieder ius. Gleich nach der Beerdigung sultr sie mit mir nach Hause und blieb bei uan dies Neuiaitr. Dann kehrte sie in ihr altes diisteres Heim iuriiet· Dort starb auch sie bald daraus. Die Wirthschaitetin behauptete .1her,dasi es in dem alten Gehättse während ihres Todeskampfes so wehmützia aeticlt habe. Die Uhr gehörte ja nun einmal iur Familie. Dar- diistere Haus und das kleine Vermögen cielen, wie wir erwartet hatten uns zu. Wir behielten einiges Hausgeräth Dag- andere kam unter den Hammer-. Was aus der Uhr ge worden i,st habe ich nie erfahren Von uns vollte sie teiner haben speeusstos at- Les-ret. Wie der ,,Moniteur de la Flotte« mittheilt, hat seit einiger Zeit in der englischen Krieggmarine die Neigung um sich gegriffen, Cordit zu essen, wie andere Seeleute den weit harmloseren Tobak kauen. tkordit ist das neue englische Sprengpulvee, dag in seiner zerstörenden Wirkung dem Melinit gleichkommt, und so wird man eg he greislich finden, daß die englischen ElJtilitärbehörden der neuen Ge schmackeclrichtung der Marinesoldaten wenig Sympathien entgegenbringen, ihr vielmehr mit den schärfsten Straf androhungen zu begegnen suchen. Es ist teine leichte Aufgabe, den Sor— ditgenusi in der englischen Marine einzuschriinten oder auszurotten, denn wer einmal die Wirkung des tsordit an sich erfahren hat, sucht sich seiner aus alle mögliche Weise wieder zu he mächtigen. Durch den Hitprozentigen Nitroglyzeringehalt ist der Geschmack dieses Sprengstosseg ein eigenartig süßer, aber das ist nicht, wag die Sol daten zu begeisterten Liebhabern des s selben gemacht hat, seine Wirkung aus das Nervensystem ist vielmehr eine solche wie die von Opiutn und Mor lphiunk Jn kleineren Dosen genoin ;men, wirlt Cordit leicht anregend, in istärteren dagegen wie Haschisch nnd »erregt etstatische Vorstellungen nnd Bilder, die nach einer Weile von ei nein Zustand tvillenloser Gleichgültig teit abgelöst werden. Angesicht- die set Wirkung läßt sich der Kampf der englischen Marinehehördeit gesien die gefährliche Liebhaberei ihrer Mann schasten wohl verstehen, ganz abge sehen davon, daß die Fiillung der Geschosse nicht dazu da ist« unt Von iden Soldaten gegessen zu werden. Auskunft Meinen Sommernrlaub verbrachte ich bei einein Schulsreunde, einem Rittergutsbesitzer. Als ich eines Ta ges allein iiber die Wiesen spazieren ging, sah ich einen alten, biederen Landmann mit dem Mähen von Gras beschiistigt. Jch wollte ein Gespräch mit ihm anknüpfen, und sagte: »Ihr mäht wohl das Gras sitr den gnädi gen denn?« »Nee,« brummte der Alte und ließ sich in der Arbeit nicht stören. »Dann ntäht Jhr wohl das Gras siir Euch selbst?« »Nee!« »Nun, siir wen mäht Jhr denn das Gras?« «Fiir die Kühe!" Der Kineriiatograph. Novellette von Franikois de Nion. Jn der hellerleuchteten Halle des Hotels saßen John Shermont, seine junge Frau Marie und deren Freun din Klara Larade behaglich am Ther tisch. « »Ich lasse Dich jetzt ein Weilchen allein mit Deiner Freundin blau dern«, sagte John, »ich will inzwi schen die Eintrittslarten für den Ki nematographen besorgeu.« Er drehte sich um, ging schnellen Schrittes über den Hof und ver schwand, ohne sich noch einmal um zusehen. »Dein Gatte ist ein reizender Menschl« rief Frau Larade. »Und wenn Du erst wiißtest, wie gut er ist.« »Wie ist denn eigentlich Eure Hei rath zustande gekommen? Jch konnte mich laum von dem Erstaunen erho len, als ich Deinen Brief mit der Nachricht belam.« »Ich habe mich selber tauin erholt, aber ich will mich auch gar nicht da-» von erholen.« « »Also der Blitz zündete aus beiden Seiten?« »Ich will eH Dir erzählen: Ach, es war ja so wunderbar und so wunder hiibscht Du weißt, wie verzweifelt Matna und ich waren» weil wir gar keine Nachrichten von Paul betauien.« »Ihr wißt immer noch nichts von Deinem Buan . »Wir glauben jetzt, daß er vor acht Monaten Transvaal verlassen hat.« »Wieso?« »Ja, das .c)aiidelsl1aitg. in dem er angestellt ist, hat endlich erfahren, daf; die Kanonen, die er den Bitten bringen sollte, gut abgeliefert worden sind. Sie haben eiu stabeltelearanun bekommen. Da Paul einen falschen Namen angenommen hatte, nin seine Schleichtoaaren desto sicherer iiber De lagoa einzuschtnnggeln, so ist seine Spur verloren gegangen nnd seine Briese haben sich verirrt oder find aufgehalten worden« « »Und weiterf« »Wenn er seine Kanonen abliefern tonnte, so hatte er den nördlichen Theil erreicht, der damals- nach in den Händen der Rennblil war; er konnte es nicht wagen, iiber das Kap zurückzukehren die tsngländer hätten ihn abgesangen; er mußte also mit den Karawanen die französischen Nie derlassungen in der Nähe des Tschads fees zu erreichen suchen. So hat es nn- neulich Herr Gerson, der Direk tor der Stahltoerte, genau erklärt. Nun verste en wir anch, daß er nicht schreiben konnte. Ach, wie haben Mama nnd ich nng gestern; toir hat ten ihn schon ioor geglaubt, nno nun sind wir beinahe sicher, daß er lebt; toer weiß, ob cr nicht nächstens an loinntt.« »Er toiirde doch jedenfalls tetegra phiren!« »Ach, die Depesche toiirde ich ihm schenken« »Aber Du wolltest mir ja von Deiner Heirath erzählen?« »Das ist so getotnntenr iin Sinn mer waren wir doch in Bonlognr. wesen, nm etwas Seelust zu genie« wir waren so traurig, so unglücklich über Paul-H Schweigen; ein Abgrund schiert ihn oerschlnngen zu haben; wir fragten uns jeden Augenblick, ob er wohl noch lebe . . . . plötzlich tauchte in unserm Hotel ein junger Engländer Faus, Herr Sherinont.'« »Ah, ah!« »Wir brachten in Erfahrung, daß er ein bei kiiandsontain verwundetcr Offizier sei, nnd sofort kain uns der Gedanke, daß er Paul gesehen haben könnte, das; er uns- vielleicht etkvag Von ihn-. berichten würde. Es war vereiickt, aber - turi, eines Tages konnte ich nicht mehr an mich halten, ich redeie ilin an, ich sraate ihn . Es war ein nninderootler Morgen an: Strande, die Sonne so klar, at tec« so schön . . »Und Du so hiibfch!« »Ich weis-, nicht, ob ich hiiissch aus sah, ais-et er muß eg wohl gesunden haben cenn . . »Da-.- tfnde war Eure Verlobung« »Ja. Natürlich wußte er nichts von Paul. Wir haben im engsten Kreise die Hochzeit gefeiert, nur die vier Zeugen und einige Verwandte; darum konnte ich Dich auch nicht einluden. Aber Du kannst glauben, daß Maina genügende tieknndiguns gen eingezogen nat. Er bat ein net tes Vermögen, eine schöne Zukunft vor sich.« »Und er ist reizend-P »Ach wie glücklich wäre ich, wenn unser lieber Paul das sehen könnte!« Da toinnit Herr Shetmont zu rück s- se is· Nach den: Zwischenakt nahm Herr Shersnont das Programm zur Hand: »Jetzt tommen die Szenen aus dem Kriege in TransvaaU »Ach, das ist herrlich, Da können Sie un-. alles erklären.« »Ein Photograph, ich glaube ein Aineritaner, ist dem Heere lange Zeit gefolgt, der Mann bewieg einen ani ßerordentlichen Muth und mußte kaltes Blut haben; «er machte seine Ausnahmen mitten nn Feuer, als ob er in seinem Atelier arbeitete. Er muß höchst interessante Bilder ha ben. Wenn dies heute die seinigen sind, das wäre wirklich spasshast...« Plötzlich wurde der Saal verdun le1i, nur die kleinen abgehlendeten Orchesterlampen lenchteten spärlich. Jn der Mitte der schwarzen Lein wand erschien ein rnnder, glänzender Fleck, und die Maschine des Mine matographen fing an zn dröhnen. Nnn ertönten die fröhlichen Klänge einer Msilitärmusit. Das rnnde Loch telebte sich. i Ein Markt in Vrhheid: Am Erk baden bieten alte Frauen Naschwerk feil; Käuser treten heran, bücken sich, handeln. Man sieht die ängstliche Unruhe des Gefliigels hinter den Stäben der Käfigr. Ein groß-er di cler Neger taust zwei Enten, er hält .die Thiere an den Ständern, die «Fliigel hängen schlaff herab: er tommt auf die Zuschauer zu, leben-. dig, wirtlich plötzlich ist er der-i schivunden, wie weggeblasen Eins Hause Menschen — Basonette blitzen Auf, das Orchester spielt einen Marsch, und nun drängen sich engli sche Soldaten zwischen die in Vers wirkuna gerathenen Verläuserx sie stechen in den Knäuel, in die weichen Federn der Hühner, nnd schwingen die ausgespießten Thiere in der Lust. »Mein Gott«, flüstert Marie, »ist das möalich, lonnnt so etwas vor?« Etwas wie Zorn, wie llnmuth über dieses eigensinnige Voll, das nicht sterben will, übersliegt dag Ant litz des Gatten: »Nun sa, Liebste, dag- ist der Krieg.« linknhiaes Hin-— nnd Heriooaen aus dem weißen eFleck. An ben gro sseInHiiten erkennt man die Buren; ste schießen im Zurückaehen ans einenj unsichtbaren Feind. Die Hochländerl aus dem vorhergehenden Bilde er-’ scheinen im Rahmen, von eirem Os-; steter Fu Pferde geführt, der sich unt-s dreht, um nach seinem Steinbiiaels zu sehen. J »Aber das hist Du ja selhsst»j Jo:«,n!« « »Ja, gewis-« Herr Shermont, dar sind Sie!« Der Hauptmann lacht nnd streicht! sich den blonden Bart: ; »Der perteuselte Mensch! Er hats mich im Fluge erhascht!« Er neigt sich zu seiner Frau nnd; sieht, raß sie zittert: ; »Was ist Dir, Marie?« s »Ach, Dich da in sehen! Ich dachte eiJ löme cin Gespenst Ich siirchte mich!« ,,Wollen wir aehent« »Nein, nein. Ach Gott, wenn Paul auch noch täine!« Sie schweigt Tag- weiske Rund dreht sich und eo erscheint das Jn nere eines Forts oder einer Ver schanzuna Aus den Lisetten sieht man die dünnen Kanonenrohre in den Sclsießscharten, und im Hinter arunde eine ofsene Gallerie, die von einer eisernen Thiir abaeschlossen wird. Echildioachen aehen mit der Waffe im Dlrm vornher. Plötzlich öffnet sich die Thiir und ein Hausen lknaläuder und Buren stürzen heraus. Sie werden größer, in dem sie nach vorn ins helle Licht kommen Dann sieht uran. wie die Soldaten zurücktreten und die Ge sanaenen mit gebundenen Händen ihnen an der Mauer aegeniiberstehen Aug der Boge. in der das Ehe paar Ehermont und Frau Lake-de sitzen, ertönt ein Schrei, aber die Blaginilrumente iibertonen ihn. »Da- ist ja Paul: »i.1, das ist Paul, ich ertenue ihn nennt-, der zweite dort recht9!« Shermont erbleicht, dreht sich halb um und ernreist die Quid seiner Frau.... Aber da erscheint er selbst aus Der Leinwand-, er lebt, er wurmart dirt. Er zieht den Säbel und erhebt ihn zu einein Befehl Die Soldaten legen die Gelvebre an. Marie ist ent setzt anfaesvrunaen, sie erhebt die Arme nach dein nnerbittlieben Bilde und ruft: »Halt, um Gottes millen, halt! Jolm das ist ja mein Bruder!« Das Bild ist verschwunden wie eine Kreidezeichnnna unter einein feuchten Echtes-innre Dac- Orchester spielt einen Trauermarsch. Frau Stier knont ist olmmächiia in den Armen ils rer Begleiter zusamiuenaebrochen —--.-O Ein grausames Gesetz. Im Jahre 1770 traf das enaliiche Parlament als Schutzmittel fiir die Männer die folgende gesetzliche Bestim muna: »Alle Frauenzimmer okmeRLick ficht auf Rana oder Alter, Jung stauen-s oder Wittwenstand, die einen Mann durch Parfiimerien, Schminte, tosmetische Wasser. künstliche Zähne falsche Haare, spanischeWolle, Schniir leihet-, ansaestopste Hüften und hohe Absätze zur Ehe verlocken sollen die-— selbe Strafe erleiden, die fijr Hererei oder ähnliche Verbrechen festgesetzt ist, tväbrend gleichzeitia rie Ehe fiir un ailtia zu erklären ist.« Das war ein recht qrausaineg Gesetz. Demzu taae wäre eine Revolution allerFrauen zu erwarten, wenn eine solcke Verord nung erlassen würde. . Post-ask »Als ich sah, das; es so spät war, bin ich aber beim wieder Blitz.« Freund: »Im Zickisach Die them-re Gattin. »Wann bat denn Deine Frau das letzte M.rl»aus«N133a geschrieben?« »Da mußt’ ich 'niai irn Kassabuch nachsehen.« ———-——-— Erkannt " · l Leuinann »O. mit dieser kleinen Hand würden Sie mich glücklich ma eben!« Dame: »Und wieviel müßte drin sein?« M- Iknuk fic. Herr: »Geh-I Sie mir ein Paar Handschuhe für meine Frau.« Verkäuferim »Welche Nummer, bitte?« Herr: »O, das ist gleich; sie touschs sie ja doch um.« Einige-sangen ». . .. Gnädige Frau, jetzt tann ich es Ihnen sagen: Als Sie vor zehn Jahren gelseiratlset haben, war ich wahnsinnig in Sie verliebt« »Ach, das ist ja reizend! Ich bin schon seit iiber zwei Jabren wieder Wittwe.« Verstimmuimen. Gniidige iziim Drehorgelspieler): »Mann, hören Sie auf! Ihr Instru ment ist ja total verstimmt: ich werde Ihnen lieber etwas Warmes zum Es sen binausschiclen.« »Danle; sonst ist morgen mein Ma gen auch total versti!ntnt·« Verechsiend »Herr Doktor, ich bin eigentlich nicht lranl, aber...« »Also was führt Sie hierher. inei ne Gnädigste!« »Seht-n Sie, in etwa einer Viertel stunde wird ein junger Mann herkom men und Sie bitten, ihm ein Mittel gegen Appetitlosiakeit zu verschreiben." »Schön, dag soll er bekommen» «Nein, deshalb bin ich doch eben da-, Herr Doktor. Sie sollen ihm keins ge ben, denn -—- er ist bei mir in Pen sion.« Seufzer-. Lebemann ider Schulden halber celseirathet hat und damit schlecht anaelornmen ist): »Nun versteh’ ich, daß sich jede Schuld aus Erden rächt!« lltrselsltldig. Hanstoirtb: »Hören Sie, das paßt mir aber nicht mehr, das-. jeden Tag Ihr Schuster kommt und das ganze Haus zusanrmenfchimpsb weil Sie ibn nicht bezahlen!« Miether (resianirt): »Was kann ich da thun?! Ich lind ilfn doch schon so oft ’naus,1.eworfen —- und immer kommt er wieder!« Komm-cum »Der Vallon ist also auf einem Dache hängen aeblieben; da mußten Eie wohl die Feuerwebr herbeirufen?« Lustschisfer: »Nein, dergleichen be sorat bei uns der Verein zur Hebung der Lustscbifffal:rt.« Er kennt sin- tun-. Dienstmädchen: Kommen Sie schnell, qnädiaer Herr, die qnädige Frau ist ohnmächtig geworden Sie schlägt mit den Armen immer fq groer Kreise.« Herr: »Aha, dann meint sie eines Hutt« Zu dannen ,,Pittolo: »Herr Mensri. Sie fol len hinaus-stammen ein Herr stet drau ßcn.« »Ach was, soq ihm, er soll nur her-. eintomn·en!« Vikknlo snnch einer Weile-: »Her! Meyer-L Sie sollen sofort hinaus-tem men, sonft - -- sonst —- — kratzt sie ihnen die Auaen ans.« Ju Gemach - ,-k.1.·:s·r.«- » .- ----. Xanthippe: »Das wird ja immer schöner-! Jeden Taa willst hu schon ausgehen! Vorgestekn bisi du erst ge stern «l«,eimgekommen, gestern erst heu te, heute wirft du wahrscheipsich er morgen kommen und morgen er iibermotgen!«