Nebraska Staats— Anzeiger und II cerold. Zayrgang 3.0 Grund Island. Nebr» 18 Iscbumr 1910 kwcitct (Thcil.) Kummer 26. Kinderiiebe. Rinderliebe ist Berliärungx Bist Du mit den Kindern gut, lsigenthiimlich heller Schimmer Tief in Deinen Augen ruht « Und um Deine Stirne windet Eiche wie ein Schuhengelscheim Darum wollen alle Kleinen Hin zu Dir, bei Dir nur sein. Ost ein Kind versteht und ahnet, Was vielleicht tein onb’rer weiß —-— Schlingt um Dich die beiden Arme »Das Dich tieb’ . . sagt es Dir leis’ -—- s Die Macht der Liebe. Von F. F. Astie. Seit einem halben Jahr war sie nun schon verlobt, und noch ein Jahr mußten sie warten, ehe sie sich ihr Heim griinben konnten Annemarie Heinsius sah traurig vor sich hin: Ein ganzes Jahr sollte sie noch unthiitig warten, als Einund zwanzigjährige ohne bestimmten Wie tunggtreis, der Ehr Sein und Wesen voll ausfüllte2 Wo blieb die große Pflicht, von der sie stets geträumt hat te, das herrlich große Bewußtsein, dem sie ihre iiberquellenden srischen Kräfte leihen tonnte? Warten, warten-immer nur wars ten! ) Jhre ganze Zeit ausgefüllt mit dein Schreiben von Liebesbriefem aus de ren pünktliches Eintressen von anderer Seite sie lauerte. War das ihre ganze Thätigteitk Ach nein « nein -—— natürlich » sie nähte sich ihre Ausstattung selbst. Je der lobte sie. Mit siebethastem Eifer stürzte sie sich aus die selbstgewählte Arbeit, ihre Wäscheausstattung durch eigenen Fleiß herzustellen. Und war- doch nicht befriedigt. Wo blieb das Hohe, das Große -—-— das sie sehnsuchttvoll vom Leben er hosft hatte; aus das sie gelauert, seit sie selbst zu denlen gelernt hatte; nach dem sie gestrebt im instinktiven Drange ihrer innersten Natur, bis sich ihr die Liebe genaht hatte und sie mit ihrem Verlobten verband? ’ Das Gefühl einer bewußten reinen Liebe hatte sie zu ihm hingezogen — und nun war sie doch nicht befriedigt. »Entsagung und Geduld sind die größten Weisheitsregeln sind die Prüssieine des Leben-U so schrieb ein( alter Ontei. Ja, ja sie wußte schon. Wer aber half ihr iiber diese un-» aus-gefüllte Wartezeit hinweg, da alle Pulse in ihr ungestüni nach einem größeren Arbeitsfelde drängten? War sie im Elternhause nicht auch entbehrlich? Auch ohne ihre Anwesenheit ging alles seinen gewohnten Gang. Wollte sie in der Küche helfen, so zeigte die Köchin ein mürrischeg Gesicht, als be fürchte sie das Antasten altgewohnter Rechte. Und die Mutter fand bei jeder hilse von ihrer Seite einen Tadel. Auch ihre drei jüngeren Geschwister tümmerten sich wenig um die bedeu tend ältere Schwester, die trotzdem so sorgsam um das Jnstandhalten ihrer Garderobe bemüht war. w- —ssds-- « Tir Nur durch die Brautschast schien sie in den Augen der Geschwister gewon nen zu haben, durch die Person ihres Verlobten, der jedes Vierteljahr einige Wochen zu Besuch kam. Annemarie ging trotz ihres Fleißes und ihrer Tüchtigkeit innerlich einsam ihre Wege. Als Braut kam sie sich iin eigenen Elternhaus verwaist und iiber sliissig dor. Selbst mit ihren Eltern fand sie sich nur iin Schmieden ihrer Zukunftspkänr. Ja —-—- als die lslterii sie aus Bälle gesiihrt hatte, hatte es siir die Mutter Hossnungen geborgen, hatte einen, wenn auch unausgesprochenen Zweck gehabt. Aber so so konnte sie niemals ini Elternhause etwas geben« Seuszend sah das junge Mädchen von ihrer Arbeit aus. Es passirte jetzt ost. dass sie trübsinnig zum Fenster in den grauen herbsttag hinaujsah Novemberstiirine beugten die Winsel der Bäume ties hinab. Schaurig hörte sich das Sausen des Windes an. Auch in den durch dauerndes Grif beln ost schlaslosen Nächten ersiillte der draußen die Lust peitschende Sturm das junge Mädchen mit kalten Schau- ’ erri. ershlnd zog sie dann die Vett- . deeke bis hoch til-er die Ohren und sann und sann — - über sich und ihren Ber lobien. »Ich ich ich s« war der Aus hall aller Gedanlen, ohne daß sie es sich recht llar machte. lind doch --- in einer stürmischen Novembernacht, als alle Bäume ächz ten und stöhnten, lam ihr der erlö sende Gedanken. Jetzt hatte sie eg: Sie wollte sich einen Wirkungskreis schaffen, sich an deren nützlich machen. Zu einer Schwe ster ihrer Mutter wollte sie geben« die seit Jahren gelähmt war. Der konnte sie ihre jungen, während ihrer Ber lobungszeit brachliegenden Kräfte wid men und ihr das schwere Leben erleich tetn. Seit langer Zeit schlief das junge Mädchen den ersten ruhigen Schlaf sorgloser Jugend. Glückliche Zuver sicht lag auf ihrem hübschen Gesicht, das von dunklen Locken umrahmt war. Heiles Staunen malte sich aus den Gesichtern der Eltern, als Annemarie den Frühstiictstisch gedeckt hatte, und ihren Plan vortrag: Jhre Seele lechz te aus tiefstem Jnnern nach einer alle Kräfte anspannenden Lebensbethäti gung. Sie hätte so viel Ueberschusz an Kraft und hellem Wollen. Nur Thä tialeit « wirlliche Thötialeit mußte es sein! »Dann schreibe nur an Tinte Ma rie«, schan der Vater vor, seiner Frau einen vielsaaenden Blick zuwerfend. Zu gleicher Zeit mit Annemaries Brief aing ein Schreiben der Mutter an die Schwester ab. " Und piinttlich war die Absage der » Iante in Annies Händen. ; Das junge Mädchen war wie ver stört: Also auch dort lonnte man sie nicht aebraucheni War ibr Dasein denn aani zwecklos aus der We ? Sollte sie ihren eigenen Zulnnfio offuungen » leben? Das konnte sie nicht! Mit doppeltem Eisen mit unermüd lichem Fleiß setzte sie ihre Thätiqteit an der Nährnaschine fort. Das dröh nende Surren der Maschine fiillte, nur. von kurzen Pausen unterbrochen, das Zimmer. Eines Nachmittags, als Annie in eifrixrfter Beschäftigung war, luate ein blonder Lockenlopf fast scheu fragend durch die Thürspaltr. Zwei blaue Augen sahen die Schwester schüchtern bittend an: »Ach Annie, mach mir doch meine Lokomotibe beil.« »in-be ietzt keine Zeit, ifrich wirk lich nicht.·' Eifrig surrte das Iliaichinenrad weiter. Mit niedergeschlaaener Miene ent: fernt sich der siebenjährige Bruder. Auf einmal stieß Annemarie ein ieltiamer Gedanke-hoch: hatte sie wirt lich lo wenig Zeit - war ihre Arbeit wirklich so eilig, daß iie dem kleinen Bruder nicht einmal einen kleinen ltte fallen thun konntest ;Erichmiinne!" rief sie im plötzlichen Impuls. »Gieb her« Froh stiirmte der Knabe in’5 Zim mer, und ietzt erst fiel es Annie auf, wie lieb und weich die Stimme des Kleinen bitten konnte, und welch riihs render Ausdruck von Befriedigung sein Gesicht erfüllte, als er nach dem repa rirten Schaden das Zimmer verließ-. Ein sonderbare-z Sehnen zog plötz lich in ihr Herz» und doch widerstre . bend, als schäme sie sich ibrer besseren Gefühle, ging sie hiniiber in das Kin derzirnmer. Von nun an wurde iie dort ein täg licher Gast « nicht einmal »Oui« - — ; unentbehrlich, ganz heimisch wurde sie bald in dem kleinen Gemach. » Dem Ssextaner ya« ne irrer me Schwierigkeiten in seinen Arbeiten hinweg. Erich tani mit miihseligem .Dittat und KleinsErnchen schmiegte sich bald vertrauensooll an die qrofze « Schwester an. ! Mit ihren großen und tleinen Lei E den kamen sie zur Schwester. Annemarie hatte jetzt ihren Wir titnastreis· Des Morgens rissen sich die Ge - fchwister darum, wen Schwester Annie » zur Schule vrinaen sollte. lind Nach mittaas, jetzt i.m tiefen Winter, lieferte s sie unter hellem Jubel der-Kinder man -che Schneeballschlacht im jvirbelnden s Schnee. L Selbst am Abend, wenn Annie sich dem siebzehniiihrigen Bruder widmete, der sich am Tage prattischer Arbeit in einer Fabrik unterzog, wollten die jün aeren Geschwister nicht fehlen. Dann las der große Bruder ihr trosz seiner anstrengenden Arbeit aus i Goethes ,,Wahrheit nnd Dichtung« ! vor, und sie Hirte, obqleich sie es schon ! oft aetefen, mit willigem Ohr zu. Und Hwie ein heinzelmännchen hatte sich »Erichmänne unter einem Sessel ver steckt. um auch diese Stunden der ge itiefsten Schwester nat-e zu sein. i Da merkteAnnemarie, woran es ihr gefehlt hatte und dachte voller Dank barleit der Offenbarung, die so plötz lich nnd hell in ihre Seele geleuchtet Hatte. »Wie geht es Annie?« hörte sie das änastlich besorgte Flüstern ihrer Ge schwister während einer-Krankheit Auf leifen, behutsnrnen Sohlen schlichen sie in’s Zimmer und brachten ihr kleine Ueberraschungen, die sie von ihren Spargroschen erstanden hatten. Lange iiberlegten sie sich, welcher Beitrag zum künftigen Haushalt die Schwester am meisten erfreuen .oiirde. Und wenn die Gaben auch tlein waren, fo that An nieg Herz doch einen höheren Schlag bei diesen Beweisen der Liebe und An hänglichkeit, die sie sich in nie ermü dender Geduld, durch ihre plötzlich er wachte, nie erlahmende Theilnahme er obert hatte. Und ein anderes Gut wollte sie den Kindern retten, das sonst in ihrem Els ternhause feine Heinistätte hatte. Hatte ihr Glaube sie nicht immer mit quä lenden Zweifeln geplagt « beirrt durch spöttische, ein Rinderherz inZtviespalt treibende Bewertunan des Vaters Annemarie gab sich rnit tiefem Ernst diesem tiefsen Liebeswerte hin und fand in den reinen, unberührien Kin derberzen einen fruchtbaren Boden. -— Spielen-d legte fie das gute Samenlorn in die jungen Herzen Gebannt hingen die Augen der Geschwister an ihren Livpen wenn Annie mit detnihr eige nen Schmelz, mit dem so innigen Ver ständnisz siir Kinderseelen dse ewig al ten und ewig neuen Legenden vom lie ben Heiland und von seinem töstlichen Witten eriöhltez Als der Wethnachrsvaum in oer Kirche im hellen Lichterglanze erstrahl- l te, als Annie mit ihrem Verlobten, umrinat von ihren Geschswistern im Gotteshause saß « da tönte selten eine Hymne aufrichtiger durch die Win ternacht als das schöne Lied: »Ich bete an die Macht der Liebe.« Aus dem hellen Glanz der Kinder auaen sah Annemarie einen Theil der tdstlichen Liebe hervorschirnmern, die sie früher nicht verstanden hatte und die sie durch ihr Wirken in diese Herzen gelegt hatte. Die spendendeLiebe, d ihr eiaenes Leben reich und inhaltsreich aemacht hatte. Jst Kälte gesund? Wer urn 40 «-I·-0 Jahre ruriiddens ten und sich des Lebens und Treibens der damaligen Zeit erinnern tann, dem wird auch wieder einfallen« wie sorasam sich damals die Städter vor der Kälte schätzten Ein Halstuch schien unentbehrlich; Frauen nnd Männer truaen es, und eine Zeitlang waren lange lsoaförmiae wollene Shawls modern, die man mehrmals um den Hals wickelte und darauf das eine Ende über dem Ritt ten und das andere über der Brust herabfallen ließ. Fast überall war da mals die Ansicht verbreitet, daß die lalte Luft, die den äußeren Hals ab fühlte, im Jnnern Halsentziindunaen zeitigte und namentlich den Kindern Bräune, die damals epidemifch start austauchende Diphtherie und anderes Leid bringe. Es währte ziemlich lan ge, bis rinfichtiae Aerzte diese Unsitte ausrotteten, bis die bessere lleberzeui gung Wurzel faßte, daß die Halstüchec uns verweichlichen und erst recht An« laß zu Erlältungen geben« während eine allmäliche Gewöhnung an die Kälte uns abhärtet und die Erkran langen seltener macht· Heute Siehe man, daß fast nur Kranke und Kr nt liche wärtnende Halstücher tragen, oder sie tauchen ebenso wie der Pelz lrafaen bei sehr starkem Frostwetter au · Vor einigen Jahrzehnten wurden Lungentranle nnd Lungeschwache ängstlich vor jeder kalten Luft behütet. Man versah sie sogar mit Respirato ren, die var Mund und Nase befestigt wurden; durch ein innen in diesen An paraten angebrachteg Gitterwert strich dir Luft durch, wurde voni Staub et wag gereinigt nnd erivärinte sich auch ein tvenia, bevor sie in die Nase ge langte. Das war ein echter Quäl ttliis parat-nnd er wanderte zu altem tsi sen, als niaii sich darauf besann, das-. fiir die besagten Zweite die Nase d--r beste Respirator fei, und dasi man nicht jeden Luiigenttanlen und Lun genschwacheii von der tnlten Luft fein halten solle. Heute gibt es sogar tli niatische Winterlnrorte in den Alpen mitten in Schnee nnd Eis, in denen verschiedene Krante sich trefflich erbo len. Wir glauben nicht mehr daran, daß die Kälte eine Feindin des Lebens unter allen Umständen ist und darum gesundheitsfchädlich sein muß. Freilich gibt es verschiedene Abarten der Wintertälte. Draußen herrscht ein greuliches Wetter Ein Schneege stöber, aber der Schnee schmilzt bald, nachdem er gefallen ist. Selbst «an dem Trottoir der Gioßstadt stapft und tratet man förmlich tn einein eiskalten (--.-..——·-sp.—- — . ——--. «.-« —-.....--.« Gemisch von Schlamm und halbge schmolzeneni Schnee· Dabei pfeift der Wind so stark, daß die Schneeslocken wagrecht dahinfliegen. Wir werden oben und unten durchnäßt, und wenn wir in einem solchen Matschwetter lange uns aufhalten müssen, können wir uns sehr leicht erkalten Selbst Hunde vertragen eine derartige Durch seuchtung ihrer Beine nicht gut und werden öfters infolge dieser Erkälkung i:ierenkrank. Jst ein uaßkaltes winterlicheg Wet ter nebelig oder ist der Himmel stets mit düsteren Wolken verhangen, so wird dadurch der Sonnenschein besei tigt. Mitunter bricht tage- und selbst wochenlang kein Sonnenstrahl hervor oder verschwindet bald, nachdem er sich einmal zwischen den Wolken gezeigt hat. Ein solches licht-: und sonnenkos sei- Wetter kann nicht gesund sein. Die triibe Stimmung lähmt die Energie in; Menschen, aber auch sonst erweist iich der Mangel an Lust verhängnifki roll. Die Erfahrung lehrt,E daß in lichtwarmen Wintern verschiedene epi demische Krankheiten, wie z. B. die Jusluenza, sich besonders leicht aug breiten. Milde Winter mögen darum den Vortheil bringen, dasz die Kohlen iechnung niedriger ausfällt, aber sie sind nicht herbeizuwiinschen, da in ihnen auch die Krankheiten zunehmen können. Man wünscht darum Schnee und Frost herbei. Sie sind gewiß gut, wenn sie nur nicht im Uebermaß kom men. Starre, anhaltende Fröste sind wohl zu ertragen, wenn man iiber eine warme Stube verfügt. Wer aber ge-· nöthigt ist, draußen im Freien seinen Lebensunterhalt zu verdienen, dem wird eine anhaltende Frostperiode un erträglich, wenn sich fortwährend tiefe Kältegrade einstellen. Bei 20 Grad Celsius Frost und mehr fühlen sich die Menschen doch nicht aus die Dauer wohl. Jm hohen Norden kommen noch weit stärkere Fröste vor; sie wer den aber den Menschen verderblich ge trug. Die Estimos sind wohl das am besten abgehärtete Volt der Erde. Die häufigste Todesursache bei diesem Po larvölkchen besteht trotzdem im Erfrie ren. Anders verhält es sich aber, wenn in unserem Winter sich längere Perioden einstellen, in denen bei mäßigem Frost eine gute Schnee- und Eisdecke sich er hält. Wenn dabei die Tage tlar sind und die Sonne scheint, wenn Wind stille vorherrscht dann haben wir ein ideales Frostwetter, und man muß zu geben, daß es wohl gesund ist. Der Frost hemmt alle Zersetzungen im Bos den und aus den Straßen; die Keime verschiedener ansteckender Krankheiten kommen nicht so sehr zur Geltung, denn der alles deckende Schnee verhin dert die Staubbilduna. Die Luft ist köstlich, rein und ersrischcnd. Jn der Großstadt duldet man allerdings den Schnee nicht lange; er wird abgefahi ten nnd dann rollen die Wagen auf gefrorenem Boden; dieser wird zerrie ben, und wenn Windstöße sich erheben, dann sagt der scharfe winterlicheStaub durch die Straßen und wird unange nehmer empfunden als der Sommer staub. Man muß schon außerhalb der Enae der Straßen sich wenden, um die Güte des Winters auszukosten Be rüchtigt sind durch ihre Strenge die Winter im Osten Europas und weiter in Asien, aber sie verdienen auch be riihmt zu werden, durch die herrlichen Tage, die sie den Menschen bieten, wenn die Windstille sich einstellt, und die Sonne vom tlaren Himmel so kräftig herabsirahlt, daß sie selbst bei — 30 Grad und - 40 Celsius durch den Pelz erwärmt. Zibirische Winter haben auch ihre Reize, vor allem sind sie aber beständig, man kann mit ihnen rechnen. Bei uns ist das anders, unser Klima ist überhaupt wetterwendisch. Wenn es hoch kommt friert es ein Paar Wochen, n.1chher thaut es wieder. Eben so ist es mit dein Schnee; in der Tief ebene bleibt die Schneedeele nur selten mehrere Wochen liegen. Anders im Gebiraex in den Alpen dauert der Winter in entsprechenden Höhen ein halbes Jahr; aber auch in unseren Mittelgebiraen bleibt der Schnee mo natelang liegen. Eine Schnee nnd Eigbahn finden wir darum dort in dein größten Theil der «!l.liiiter9«;-it, salls das Jahr überhaupt einigerma ßen schneereich ist. Es ist nun eine große Errungen schast der neuen Zeit, daß nmn die Be deutung des Ausenhalts in frischer Winterlust siir die Gesundheit er lannt hat. Das führte zur Ausbil dung des Wiiitersporteg. Noch vor wenigen Jahrzehnten war er bei uns hauptsächlich fast nur durch den Schlittschuhlaus vertreten; heute hat er zahlreiche Abarten: Schneeschuh, Rodelschlitten, Eishacht usw. Wer es kann, sucht den schönen, be ständigen Winter im Gebirge aus. Die Tage und Wochen, die er dort ver » bringt, sind gut angewandt, denn in der kalten Luft erhöht sich der Stoffs Irechsel des arbeitenden Körpers, so das-. der Gicht und anderen vertvands ten Krankheiten ein Riegel vorgescho ben wird, in der kalten völlig staub sreien Luft stärkt und erholt sich die Lunge wunderbar, und im Kampf mit . Frost, Eis und Schnee vergessen die J Nerven ihre Mucken. Wer aber in die Berge nicht ziehen und auch keine Win terferien machen kann, der benutze flei ßig alle schönen Wintertage zu Sport iibungen oder wenigstens zum fleißi ! gen Spazierengehen. Und er nutze den schönen Tag, sofort wenn er kommt, verschiebe nicht den Beginn des Sport bis morgen, denn iaunisch ist ja unser Winter und unverhofft iiher Nacht hebt er das gesunde Wetter aus, macht das Vergnügen an Eis und Schnee zu Wasser. C. v. Waldhosen. ——---.. Hilf dik selbst. Es war gegen Ende der Welt-ins stellung in St. Louis im Jahre 1904 Deutsche und leeritaner und die zahllosen Besucher der World’s Tair standen noch unter dem frischen Ein druck der gewaltigen deutschen Kund aehung und der hohen Ehrung, die dem Deutschen Kaiser am deut schen Tage —---- 6 Oktober « vor 10,t)0() Zeugen gezollt worden war Das war, als Baron Speck v. Stern burg, der leider so sriih durch den Tod abherusene, ersolgreichste Vertreter des Deutschen Reiches, die Botschaft des Monarehen an das amerikanische Volk verlag und daran seine prächtige, von deutschem Selbst: und Kraftgefühk ge tragene Rede knüpfte. Als Sternburg aus dem Podium vortrat und sich zur i Lesung anschickte, hatten sich sämmtliche Anwesenden von ihren Sitzen erhoben und die Männer entblößten Hauptes den Worten gelauscht, erneEhrung, wie sie in den Ver. Staaten noch niemals einemMonarchen rutbeil geworden war. Die dann folgende Rede des Botschaf terg hatte herzerfrischend gewirkt. Zahlreiche Reichs-deutsche hatten ficht damals in der Mississippi:Metropole eingefunden, angelockt durch vage Vor spiegelungen, die ihnen die schnelle und leichte Erwerbung von Vermögen vor gaulelte, ein neuerBeitrag zu derThat s.1che, wie falsch die mirtbschaftlichen Verhältnisse auf einer Weltallsstellung beurtbeilt werden und das nach all den gemachten traurigen Erfahrungen früherer »Showg«· Die Folge waren viele mittellofe Existenzen deutscher Nationalittät, die der öffentlichen Wohlthätigkeit, besonders aber dem deutschen Konfulat zur Last zu fallen drohten. Das gerade Gegenstiick der stolzen Detnonstration am deutschen Tage. Ein junger deutscher Jurist -—- der ,,beffere Kaufmann« und der Stupirte die in Amerika deutsche Verhältnisse anzutreffen glauben und nicht ,,anfas: sen« wollen oder können, sind die er solglosesten deutschen Einwanderer, die mit ehemaligen Ofsizieren und Bei amten die meisten gescheitertenExisten zen stellen — - toar auch diesem Wahne zum Opfer gefallen und stand vor der Alternative, die nächste Nacht auf dem Straszenpslaster zuzubringen oder auf einer Polizeistation um Obdach nach zusuchen. Oeffentliche Nachtafyle, wies in Berlin, gibt es in Amerika nicht« wo nach dem Prinzip: »Hils dir felbf « jeder sich sein eigenes Bett machen muß. Die einzige Möglichkeit ist die Aufs nahme in einer Polizeiwache, er lauft da aber dag- böse Risiko, am anderen Morgen, ohne jegliche vorherige Ver warnung, auf vier Wochen oder länger nach einein Arbeitshause verschickt zu werden. Besonders in Ner York, mit feinen zahllofen Arbeitglofem hat gar mancher Deutsche, der unfeligerweife nach der Landnng dort hängen blieb, die triibe Erfahrung machen müssen, nach erhaltener ,,Gaftfreundfchaft« am anderen Morgen nach dein berüchtigten Blaclwellg Island verfchickt zu werden, eine furchtbare Ernitchterung in der Neuen Welt, nach all den hochfahren den Glücke-träumen Für Befchäfti gungslofe, gleichgültig, ob gezwungen oder freiwillig ohne Arbeit, gibt es in Amerika keinen Hunninitätsdufel Hilf dir felbftt Was follte der Aermfte anfangen? Das deuztfche Konfulat, das von Hilfs bediitftigen überlaufen wurde, hatte; ihm verfchiedene Male mit tleinen Be- « trägen ausgeholfen Der fehr wohlha bende KonsuL der viel aus« seiner eige nen Tasche gethan hatte, war nach Mexilo versetzt worden, und der Vize tonful stand jetzt vor einer fchier nicht zu bewältigenden Aufgabe, denn neben den mannigfachen Bitten um pelnniäre Unterstützung traten tagtäglich Ge fuche um anderweitige-bitte n. Ratha theilung an ihn heran. Die Situation wurde fo unhaltbar —— ohne jedes Ver schulden der Konfnlatbehörde — daß Isich der Reichgfonnnissär und seine Be Iamten ohne jede Verpflichtung veran laßt sahen, manchem bedürstigen ’t)teich5deutschen hilsbeteit beizusprin »gen. Die zahlreichen deutschen Vereine in St. Louis wiesen wohl in anderen Stä«otenV.-schäftigung nach, finanzielle Unterstützung oerabsolgten sie nicht, da das ganz und gar nicht mit ihren Aus fassungen von der sozialen Stellung des Deutschthumg in Amerika überein stimmt. Hier muß ich betonen, daß ein aus sich haltender Deutscher in Amerika sich überhaupt niemals hilfesuchend an ein Konsulat wendet, da er. wenn arbeits und gleichzeitig mittellos, aus Grund der Mitgliedschast vonOrganisationen, denen er angehören muß, oder durch Freunde überhaupt nicht in Verlegen heit gerathen kann. Nur ganz ,,Griine«, wie unser Jurist, tamen in solche La gen. Solche «Grünen« gab es aber, zwie gesagt, damals sehr, sehr viele in ISL Louis. ! Langsani spazierte der reiche-deutsche tRechtsbeflissene die Olive-Street her snnter, der kürzeste Weg vom Foreft Pakt nach der Stadt. Todtmüde --er hatte noch einige Nickel —- trat er in einen Saloon, dessen ganzer Anstrich den deutschen Charakter zeigte. Er holte sich ein Glas Bier, setzte sich an seinen der wenigen Tische und blies s Trübsal. · Einen rüstigen, lraststrotzenden Hünfzigen dein man ein langes, er folgreiches Leben in Amerika ansah, ärgerte der Anblick, und er trat an ihn heran. ,,Wohl zum Besuch der Fair hier? Schlechte Geschäfte?« Unser Ju rist llagte sein Lied, er wies wiederholt aus seine traurige Lage nnd Mittelw sigkeit hin, nahm aber das Wort: »Ar beit« nicht in den Mund. An den Be griff: »Arbeit« hatte er sich trotz seiner Nothlage noch nicht gewöhnt. Das är gerte und wunderte den Deutschen noch mehr. Dieser war vor 25 Jahren gelandet, der Sohn eines Bauern der norddeutschen Tiesebenen, dem man die Intelligenz im Blick ansah —- jetzt Inhaber eines stattlichen Vermögens und einer Wagenbau-Factory, obgleich er dieses Handwerk nie gelernt hatte. Seine Braut, aus der alten Garnison, war ihm gefolgt, eine bliihende Schaar von halberwachsenen Kindern umringte ihn — alle deutsch bis aus die Knochen, die Art Deutscher im Auslande, die ihrer Nation, deutscher Art und deut scher Zunge Ehre machen. »Ich werde Jhnen helfen, gehen Sie aus eine Farm oder in eines der eleineren Orte von Missouri oder Illinois, und Sie bekommen mehr Arbeit, als Sie im Leben brauchen können, ich gebe Ihnen das Reisegeld.« Das Wort: Arbeit ,,lag« unserem Juristen nicht, das merkte sein Gegen über. Dieser überlegte —-- dann dann gab er ihm eine Karte mit einer Adresse und bezeichnete ihm die »Ca:«, mit welcher er dorthin gelangen würde. Es war die Wohnung des mehrjiihris gen hochberdienten Präsidenten des Allgemeinen Deutschen Kriegerbrrndes, der Organisation, welche die Deutschen in der Union am wirksamsten aneinan derschließt. Es war kein ehemaliger Ossizier, sondern ein Gefreiier des 11. husaren - Eliegimentsx nicht seine Ge burt und frühere Stellung, seine Po sition in Amerika hatte ihm diese Eh renstellung eingetragen. Auch er bot alg etwas Selbstverständliches zuerst Beschäftigung an, iiberzeugte sich aber bald von der Erfolglosigteit seiner Be miihungen. Es folgte dann eine lange, ariindliche Aussprache, deren endliche Resultat war, daß unser Jurist, der schon nach der kleinen ersten Verlegen heit von der Hoffnungslosigkeit seines amerikanischen Aufenthaltes überzeugt war, das Reiseaeld nach New York er hielt, von wo aus er die Fahrt nach der alten Heimath « per Schuh oder durch verwandtselmftliche Hilfe an treten konnte Dieser studirte Reichsdeutickx hatte Amerika nicht begriffen, er war einer von denen, die im Interesse des deut« schen Namens und deutschen Ansehens besser zu Hause bleiben. Er hatte sofort bei der ersten Verleaenheit an fremde Hilfe aedacht. aber nicht an das antr Wort: »Hilf dir selbst!« Freiherr Hans von Barnetow. W De Kalb Counm (Jll.) hat eine Sheriffsaehilsiin die, wie von dort be richtet wird, ,,ihres Amtes Last und Ehre mit Würde und weiblicher An mut trägt.« Es muß dort eine wahre Lust sein, der Behörde ins Händcben zu geraten. »l- II Ist Die schlechtesten Menschen sind es nicht, woran die Nerven nagen· sit Iß Il Jn llruauay herrschen wieder nor male Zustände, denn eine Revolution ist dort ansaebrochen. . si- si Gar mancher, der nicht fragt, war tet ungeduldig auf dte Antwort.