Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 18, 1910, Zweiter Theil, Image 13

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    die Näherim
Eine Wtener Skizze von Susi
W a l l n e r.
Etwas außerhalb der kleinen Stadt,
in ihrem ältesten Theil, wo die net
ten, weißgetünchten, niederen höusek
mit den fleißig gepflegten Votgiirten
stehen. dort wohnt eine gute Bekannte
von mir, die Weißniiherin Lini Schie
nee; »Fkäul’n Lini« nennt man sie
kurziveg Sie haust mit ihrer Mutter
in dein niedersten, blankesten und
nettesten Haus der ganzen Zeile. Die
Gemiisebeete des Vorgartens nehmen
siiszdusteiide Reseden ein, und knapp
vor die Haiibthiir ist ein epheuuni
ranttes Liisthaus gestellt, so daß der
lleine Holzbau die Dienste eines Ve
stibiils thut. Die Lini nennt’s gar
ihre »Sommekvilla«, die sie mit zwei
Wandbanken, einem Tisch und ein
paar Iarbendruckbildern »hauptgut«
eingerichtet hat. Die Lini ist nicht
mehr jung, hübsch ist sie auch nicht
mehr. aber ein tapferes, tüchtiges,
schlicht-berständige5 Mädel, kurz, ei
nes jener Menschenkinder, die man
unbedingt werthschötzt
Eines Sonntagnachniittags er
spähte ich hinter der Epheuivand ih
ree «Bit1a« ihr blasses Gesicht. Ich
klinkte die Gartenthiit auf und trat
bei ihr ein.
»Mit Verlaub, Lini, ich kalte ein
wenig bei Jhnen!«
»Dan!« machte sie nnd sah lachend
von ihrer Stopparbeit aus. »Gerade
vor ein paar Augenblicken ist mir die
Scheer’ hinuntergesallen und im Bo
den stecken ’blieben. hab-s nicht
glauben wollen, daß sie mir einen lie
ben Besuch anmeldet. Soll ich einen
Sessel bringen oder sehen Sie sich zu
mir aus die Banl?"
»Ja Jhnen aus die Bont, Lini.
Alleweil fleißig, sogar am Tag des
herrnisp
»Mus; sein," gab sie zur Antwort.
aEinen anderen Tag hab' ich nicht
siir meine Ilictarbeit. Jch habe wie
der in der Stadt die ganze Woche von
sriih Morgens bis spät Abends Post
arbeit gehabt: Brautwiische.«
»Wie viel Spinde voll solcher Wa
sche haben Sie ivohl schon genaht,
Lini?«
»O, mein Gott!« sagte sie mit ei:
ner Gebärde in die Weite hinaus.
Und nach einer lleinen Weile in ganz
ruhigem Ton: »Es hat einmal eine
Zeit gegeben, in der ich voll heimli
cher Seligkeit gemeint hab’, heut’
oder morgen nähst Du siir Dich sel
ber, und immer und immer wieder
gehosst hab’, hent’ oder morgen . . .
Na ja! Sie wissen ja, zwei große
Herzengtviinsche hat mir das Leben
zunichte gemacht. Der eine war, was
lernen zu können, um mehr zu wer
den als eine Näherin Da ist uns der
Vater gestorben und hat uns nichtsl
hinterlassen als die Sorge um's täg
liche Brot. Das ist auch so eine Art
Postaustrag, der teinen Aufschub lei
det . . · Und der zweite, noch inni
gere Wunsch, ist gar enipsindlich sehl
gegangen." . . . Sie stoclte und guckte
die Achseln: ,.Seinen Eltern war halt
die »arme Näherin« zu wenig. So
lange er hier gewesen ist. hat er allem
Widerpart Stand gehalten, aber dann
die jahrelange Entfernung! Die hat
seine Liebe ausgelöscht wie ein Feuer,
das schlechten Untergrund hat . . . .
Run, ich gehöre nicht zu jenen, die
sich noch an ein Wort tlammern tön
nen, wenn der Mensch, der ’g gege:
ben hat, nimmer d’ran hängt. Und
so ist auch eine Zeit getommen, in der
mir ein jeder Stich, den ich an stern
der Brautwiische genaht hab’, schier
in’s eigene dumme Herz gegangen ist.
Aber das ist schon lange her — s
heute ist's mir gleich, ob ich Braut
leinwand oder meine Stoppwiische
unter den Fingern hab’. Gearbeitet
muß dies und das sein. Und—«« sie
athmete ein wenig tieser aus —-- »Ar
beit macht ja das Leben süß!«
»Lini, wackere Lini«, sagte ich und
strich ihr lieblosend iiber die Schul
tern, »und trog Allem hat Sie tein
Neid verbittert?«
,,Dek Neid?" sann sie nach. »Nein,
gottlob, so weit ist’s nicht gekommen.
Aber iennen thu« ich ihn schon, den
grausiichen Gesellen, den spindeldiie
ken, der Einem jeden Bissen gallbit
tee machen möchte. Ich bin nut recht-.
zeitig mit ihm sertig geworden. him
melseiten. hab’ ich gesagt zu ihm und
init der Faust aus den Tisch geschla
gen. Was bohrst und bohrst denn
alleioeii an mir herum hab’ ich ge
sagt — und zischelst wiss Tag süe
Tag in die Ohren: »Du Atme!
Grad Du mußt überall verzichten!«
Als wenn Dir an mir was gelegen
wäe’. Du siebenlistigek Kund, und
nicht um Unstied stiften! Gut ich
muß verzichten. Punttum. Basta.
Aber ich muß mir von Die nicht auch
in jedes Tröpferl Suppe spucken
lassen, das ich sonst friedlich gegessen
habe und muß mit nicht das bissetl
Sonnenschein verhängea und verdü
stetn lassen, der noch in meine Stube
scheint. Verstehst? So stockvetdeossen
und weltveebisien wie Du, wert-' ich
nicht, fustament nicht, weil Du es gar
so geene«l)aben möchtest, Du heuch
-
hinaus und kommfi mir nimmer in
die Näh« . . .
Ja, so grob bin ich geworden, hab’
ihn auch nie mehr hereingelafsen, den
abscheulichen Tropf. Alfet ganzer
hab’ ich mich gegen die Thiir ge
stemmk, wann er draußen klopft und
humbert hat und bitt' und bettelt.
Leicht war’s nicht, denn er hat ein
gutes Redhaus, der Neid. Aber her
einkommen ift er mir doch nicht mehr.
Durchgseyt hab« ich ’s, wann ’s mich
auch oft durchgeriittelt hat wie einen
Baum, der seine lehten falben Blät
ter nicht hergeben will. Wissen Sir,
so ein festes Wollen, das richtet schon
was aus bei einem Menschenkind.
das nichts hat als sich selbst, um sich
im Leben durchzubringen. Sehen S’
und gar nicht lang ist «s angestanden,
da hat sich der Segen doppelt er
wiesen, denn wie mein Leidwesen und
mein Herzenstummer, die mir bis:
lang alleweil am Rockzipfel gehangen
,sind, wie ein weinerliches Kind, einge
sehen und gemerkt haben, wie hand
fest ich sein kann, da haben sie sich
auch mehr zusammen genommen, ha
ben allerweil gelinder zogen und zerrt
an mir und schließlich —— na, schließ
lich ist halt Alles tleinweis’ recht ge
worden. G'rad' just alle besondern
Feiertage im Jahr’ bergönn’ ich mir
noch einen wehmiithigen Seufzer.«
Sie nickt und klopft mit dem Finger
hut auf den Manger, iiber den sie ei
nen Strumpf gefpannt hatte. «
Eine Weile blieb es still zwischen
uns. Dann fragte ich so ganz bei-«
läufig: »Lini, und wie Sie dann
wieder Jhre hellen Augen hatten . . .«
Sie verstand meinen Gedanten:
gang sofort. ,,Ach«, machte sie, ,,mik
meinen hellgewordenen Augen! ----
Mit denen hab« ich freilich fo aller
hand beobachtet und allerhand durch
ler, Du boshaftigen Und ietzt marschi
schaut, was früher vor mir nur wie
im verheißunggvollen Nebel gelegen ist.
Sie machte eine kleine Pause und
ein leiser Zug von Humor huschte
iider ihr Gesicht. »Die Ehe hab’
ich einmal eine Mutter von sieben
verheiratheten Töchtern sagen hören»
«- die Ehe ist nun einmal der edelste,
weibliche Beruf - Na ja, es wird
schon so sein. D«rum ist auch das
,,G’risz« um ihn so groß und d’rum«
heirathen die Mädeln heute aug so
merkwürdig vielen Gründen."
»Zum Beispiel?« sragte ich dazwi
schen.
»Zum Beispiel ausLiebe zu der
Stellung, zum Namen, zu den Aus
sichten des Erwählten, denn gute Per
sorgung ist Trumps No. l, der sticht
Alles.«
»Und Trumps No. 2?«
»Ist die Haube um jeden Preis . . . s
da heirathen sie, weil ihnen das ein-s
mal unvorsichtigerweise versprochen
wurde, weil sie der Mann gottlob
endlich »kompromittirt« hak; weil
der Papa so viel ·iulegt, daß seine
Perle wegen der Fassung Antvertij
sindet, weil ihnen die kluge Mama
einen zurecht geredet hat; weil der
ältliche Bräutigam so viel Glatze hat,
daß er sich über die kleinen Liebegsiin
i
(
den seines Bräutchens voraussichtlich
keine grauen Haare mehr wachsen las
sen kann. Sie heirathen aus Trotz,
weil ihnen ein Anderer untreu gewor
den ist, aus Langeweile, weil sie als
Mädchen so wenig mitmachen tönnenx
aus Eile, weil ihnen eine Freundin
zuvorgekommen ist, oder aus Angst, ej
könnte nichts »Passendes« mehr vor
kommen. Kur-zum, sie schlagen sich
um Preise los die mir, der armen
Näheriu, siir meine Person zu nieder
gewesen sind. Wenn ich dann von
all’ diesen Leuten so Abends heim
komm’ in meine Stube, die mir die
Mutter immer so freundlich und ge
ruhlich macht dann denk’ ich mi: e4
desmal, jetzt hab’ ich’s wieder ersah
ren, daß nicht alles Gold ist, wa
glänzt. Ein bissel hart und windig
ist ja freilich mein tägliches Brot, aber
—- dent’ ich mir- -- es liegt aus einer
reinlichen Schiissel. . denn gewiß
und wahr« —— sie sah mich an und
nickte mir bekriistigend zu ,,iust site
viele Bräute hab’ ich nicht genaht, bei
denen ich noch heute sagen müßt« Lim
Lini siehst wie gut es gewesen .It,
daß Du damals mit dem Neid so
grob geworden bist.«
»Er-got, du liebst mich nicht mehr.
Feühet war ein Kuß von dir immer
eine volle Meile lang, jeht ist et im
mer nach zwanzig Yatds schon zu
Ende!«
Shaketton S Sitdpol Expedition
Dac- Buch »L) Meilen vom Süd
pot« in dem Shackleton seinen Vor
stosI in die Antarltis schildert und
das ieyt bei Wilhelm Stiisserott ins
Berlin deutsch erscheint ist ein gleich- -
werthich Seitenstiiet zu Nonsens
»Durch Nacht und Eis«. Hier wie»
dort eine intime Anschaulichteit, die
den Leser von der ersten bis zur letz
ten Seite fesselt. ihn die ungeheuren
Strapazen der Forschnnasreisenden
»miterleben und ihn schließlich sich
; initfreuen läßt an den Errungenschaf
Iten so schwerer Kämpfe und Opfer.
"Au5 der Fülle der aufgenommenen
iinteressanten Photographien siihren
Hoir unsern Lesern nachstehend einige
. ror.
i Obwohl der Zweit seiner Expedi
Ition ein rein wissenschaftlicher war
saesteht Erneft Shaetleton auch siir
»seine Person den sentimentnlen An
jreiz« «In, den das Geheimnis-, des
Bols bietet. Wenn er dieses Geheim
Inisz noch nicht volllotnmen geliistet,
so lag das nur daran, daß er die
) Sicherung feiner Ausbeute doch höher
i stellte als ein riietsichtsloses Vordrim
gen
Von Neuseeland bis zum südlichen
Polartreig wurde Shaelletoti’5 tlei
ner Erpebitions Dampser ,.Nimrod«
- um Kohlen In sparen -- geschleppt.
Die ursprüngliche Absicht. aus Ring
EdwardssLand zu überwintern, wur
de ausgegeben, weil dao Vordringen
durch schweres, dides Parteie, das
iiber hundert Meilen nördlich sich er
streckte, verhindert wurde. Die Erte
dition nahm ans Cope Rondg ihr
Winterauartier.
Etwa zwanzig til-Meilen entfernt. er
hob sich der mächtige Vulkan Steh-w,
der mit seiner emiacn Zliauchtäule als
ein aeioissenhaster und daher sehr
werthvoller Jnditator der oberen
Lustströrnungen diente. Das erste
größere Unternehmen der Lisrpedition
toor die Wohnung-I« dieses Berges,
dessen Besteiguno von jeher alg sehr
-sei«wieria, wenn nicht qar siir unmöqi
lich aeaolten hatte. Shactleton be
traute denGeoloaen und Magneiiter
Dawid, den Arzt Matten und Mr.
Marston mit dem Versuch Am F«
Mri 1908 brach die Sondererpeditions
aus und kam troh schwierigen Eises
nnd unaeheurer tiälte ziemlich out
vorwärts. TIlm Zweit-en Tage wüthetr
ein Bli,;zard, und die sechs mußten
dreißia Stunden in ihren Schlafsiieten
lieaen. Jeder Versuch. dess;««ck«tktrms
zll trotzen, thk Inn unmnrecvurers
Lebensaeiabr verbunden. Endlichi
ilaute das Unwetter ab, und der Aus-s
stiea tonnte fortgesetzt werden. Alle
sechs erreichten den alten Kenter.
iiber dessen siidlichern Rande sich der
tbätisre Vultanleael erhebt; alle ge
sund und guter Dinge — bis ans Sie
Philip Brockleburst, dem die spsselken
erfroren waren, und dem der Marsch
beareiflicherioeise unsäqliche Qualen
bereitete. » «
Jm Frühjahr begannen Dann die
Zchlittepsabrtem bei denen die under
qleichlich midersnmdsiäbiaen mand
schurischen Pontia sich krank bervor
ragend ke.oiik«rten. Wenn sie den
noch ietzt schon bis aus vier einaegnn ·
am waren, so laa das daran daß sie
mit Vorliebe vultaniscken Land
mischten eine Delitntesse, die selbst
sur Pferde-singen unverdaulich ist«
Während Zbactleton siir den späteren
Litoestosz sum Pol etwa 120 Meilan
siidlich vorn Quirtier ein Proviant
depot errichtete, unternahm tsrosessor
Dairid unt rivei Veqleitern einen
Zug nach dein inaanetischen Südpol
Eine äußerst beschwertiche Tour, da
die drei Männer zunächst 200 Meilen
iiber Eeceis irandern und ihre Schlit
ten selbst vriet-en mußten. Nach mo
natelanner Reise erreichten sie acn 1tl.
Januar 1909 den niaanetischen ioo
als Zeichen der ersnerion der llnion
Jud aebißt wurde. Bei der Rücttebr
fanden sie den Wen durch offenes
Wasser versperrt und mußten an der
Küste tampiren, bis sie schließlich
vom »Nimrod«, den Sbaclleton aus
die Suche geschickt hatte· aeiunden
und zurückgebracht wurden.
Noch ehe diese Expedition «. ieder
im Lager anlam, war Sba letore
selbst mit Leutnant Adams-. Dr. Mar
shall und F. Wild sum entscheidenden
Zuge nach Süden ausqebrochen Trotz
des weichen Schnees lnin man ziem.
lich rasch vorwärts. An vielen Stellen
wurden Nahrunaedevots für die Miet
tebr errichtet. Dann hatten die Rei
senden Bergtetten zu ourcnqueren, kino
am tsc. Dezember erstiegen sie einen
4000 Fuß hohen Kegel, von dem ein
unaeheurer Gleticher siidxvärtsz ficb er
streckte. Auch dieser Gletscher wurde
überwältigt und auf einem unteren
mehr aeichiiszten Theil ein Devot er
richtet, wo man alles zurückließ, was
nur iraend entbehrlich war. Von jeht
ab aina es nur langsam vorwärts,
und bei jedem Schritt drohte der Un
tergan . Am 7. Dezember stürzte der
letzte onh in einen Spalt --— und um
ein haar wäre der Schlitten mit den
Schlafsäcken mit verloren gegangen
Das wäre natürlich gleichbedeutend
aewesen mit dem Tode aller Theilneh
mer. Endlich erreichten sie das Jn
landplateau und zogen nun über einel
unendliche, blendend weiße Schnee »
släche dem Südpol zu. Bald abets
machte sich neben der unerträglichen
Kälte auch Mangel an Nahrung undi
Kleidung fühlbar, da man ja nur dass
Aeußerste mitgenommen und alles an
dere in dem Depot am untern Glei
tcher zurückgelassen hatte. Bei einemi
Bltzzard mußten dieMitalieder Tage
lang im Zelte liegen, wo sie selbst in
i ihren Schlassiicten unter Frostschauern
Un leiden hatten. Als am 9. Januar
der Schneeiturm nachließ, waren die
iyorscher nahezu am Ende ihrer Nah
rungsmittel und damit auch am Ende
ihrer Kräfte. Sie ichleppten sich noch
fünf Stunden südtviirts, dem heiß er
sehnten Ziel entgegen, dann machten
sie Halt und pflanzten auf 88 Grad
2:: Minuten siiolicher Breite die eng
litche Flagge.
Die Rückkehr war ein Msartnrium.
Arn Morgen des 26. Januar, noch
etiva dreißig Meilen vom Depot am
unteren Gleise-her entfernt. war nichts
lkßbares mehr vorhanden. Nur durch
ern-as Thee erwärmt, marschirten die
Reifenden weiter — bis sie eine halbe
Meile vom Devot von Dnsenterie be
fallen tvurden und zusammenbrachen
Hier lagen sie einen ganzen Tag.
Endlich erholte sich Marfhall so weit,
daß er das Depoi erreichen und dets
andern Nahrung bringen tounte· Jlm
1. Mär: 1909 trafen Shackleton und
Wild ale dem »Nimrod« ein, lehrten
aber sofort wieder mit einer Rettungs
er: edition um und lsolten Ah ams und
Mai-shall, die erneut von Dysenterie
niedergetvvrfen waren. Am 4. März
trat alles an Bord s und Ehnelleton
nahm nich 122 Tagen zum erstenmal
wieder ein Bad, ivasJ er in seinen
Vorträgen und in seinem Buche mit
besonderem Behagen konstatirt.
Als toichtigfteg Ergebnis-, der Erne
» dition tann der Nachweis gelten, daß
die Existeni des großen antarltischen
Kontinents nunmehr erwiesene That
sacke ist. Der große ttivrstofsv Shach
Eleton·g hat alle Zweifel, die iriibere
Ernedition noch iibria gelassen, be
» feiiicli.
-.-.-—.-.-——-—
Jst-users us- Ooeeheoss Wochen
’ warmem
Höchft amüfante Schilderungen ausz
’ dem Mtlieu deg alten Weimar herauss,
spukt Wut-ehrt Boot im neuesten Heft
»seiner ,,E-tunden mit Goetre" von
’,,;Echiller-:s und Goethes- Wocrenbliitt
aten«. Wie klein« fast naiv ein-ach,
mai das Verlangen der Letfentlichteit
noch lzur Zeit Schillers und Goethes,
oon den Vorgängen des Lebean und
seinen Ertcheinnngen unterrichtet zu
werden, trenu wir denigegenuver ote
gewaltigen Leistungen der Presse in
unseren Tagen ins Auge fassen. Eine
Zeituna erschien in Weimar seit 1755,
teit dem Jahre 1764 ward sie sogar
zweimal in rer Woche augpetragen
Jede Nummer war vier Quartseiten
gros-« zuweilen war sie auch mit ei
ner Beilage versehen, etwa mit einem
Aitttionsverzcichitifz. Tiefes- Blatt
chen, das isn Verlause der Zeit sei
nen Titel öfter wechselte. .var ur
sprünglich nur alH Anzeiaekslatt siir
die Behörden und das Publikum ge
dacht. Nur wenn der Raum es noch
zuließ, wurden auf der dritten und
vierten Seite einiae Nachrichten poli
tischen oder gemeinnützig-en Inhalts
aus anderen größeren Zeitungen
abgedruckt Leitartitel und politi
sche Erörterunaen enthielt das Blatt
Eben nicht« meii die Bürger damals
noch nicht laut und vor jedermann
politisirten Oeffentliche Artiiten der
Theater Vorstellungen und Concerte
traten aleichfalls noch nicht üblich, ja,
es aab noch nicht einmal Lotalnach
richten; auch Gerichtgrerichte brachte
die Zeitung nicht Tser Reratteur des
Blättchen-J war also creder ein Be
richterstatter. noch dfsentlicber Richter
iiber die Werte, Leistungen und
Handlunaen seiner ’.l·liitmensttjen. Sein
Limt ioar nur, die einlausenden An
teiqen zusainknenzuietzen und den iib
iig bleibenden Tltzun der Zeitung mit
ausgewablten Stiicten aus« Blättern
höherer Ordnung iu stillen. Zuerst
kamen die Verordnungen die öffent
lichen Lamme-en amtliche Verstejae
runden, dann namentlich die Zettel
der beiden Auster uber die von den
leiden Kircken der Stadt Getauften
Getranten und Beerdiqten, und zum
Schluß das Allerlci aus der Biiraer
schask. Zuweilen wenn teine amtli
chen Anzeiqen eingeschictt innen, fina
das Blättchen sogleich mit Emmentlsa
ler Käse an, der bei Frau Lsrthelli
eingetroffen near, oder mit der Nach
richt: »Bei dem Seilermeister Roltsch
an der Breitengasse sind neue hollän
dische Vollherinae um billigen Preis
zu ·haben.«' Dieses Anzeiaenblntt sal)
aber durchaus nicht nach heutigen Jn
seraten aus. Damals iiberschrie noch
nicht Einer den Andern tat-gesehen
von den Märkten wo Jakob aus
Amerika« neben ,den anständiaen
Händlern seinen Echund in tollen
Uebertreibungen schreiend unming
sondern Jedermann sagte noch aesittet
und ruhig, was von seinen Angeieaen
beiten vor die Oessentlichteit gestörte.
Wenn es irgend anqiua, verscbwiea
der Anzeiqer seinen Namen: er ließ
statt dessen drucken: Zu erfragen bei
A. d. W.; das hieß: beim Augträger
des Wochenlohnes-. Von Familien
njchrichten zeinte man nur die Sterbe
fälle an, und das thaten auch nur die
Vornehmerem dazu kamen dann ei
nige Dantsagungen Jn deu drei
thrgönaen 1801 bis 1803 sindet man
nur eine einzige Geburt-Hauseige: ein
Kaufmann, der seinen Namen auch
sonst aern vor die Mitwelt brachte,
erkieß sie. Verlobunge- und Ver
tnählungsanzeiaen fehlen aanz. Die
Kaufleute, die stänidia die qleichen
Gegenstände führten, brauchten sie
nicht anzuzeigenx nur ungewöhnlich-.
oder leicht verderblichen Waaren tamen
in’s Blatt, zum Beispiel die damals
noch sehr seltenen leselsinem die 1802
noch »Chinas Aepfel« oder »siiße Pom
meranzen« genannt wurden. Zuweileu
waren die Anzeiqen hoetisch, freilich
ist es nur Wochenblattpoesir. Als
Schiller starb, erfolgte in dem Blätt
chen weder in Versen, noch in Prof-a
ein Nachens
f
I Leuchten-es pou
Dag ales Fluroszenz bezeichnete
Schillern, das sowohl im auffallenden
als durchfallenden Licht auftritt, ist
vielen in der Natur vorkommenden
organischen Substanzen eigenthiim
lich. Allgemeiner bekannt ist die
Fluroszenz des Petroleumg und des
Chining. Zu den Stoffen, die schon
vor sehr langer Zeit zur Beobachtung
dieser Erscheinungen führten, gehört
das sogenannte ,,Lignum nephritis
cum«, das oermuthlich zu Beginn
oder, um die Mitte des sechzehnten
Jahrhunderts nach Spanien tam.
Die Schriften von Monardeg und
Hernandez aus jener Zeit beinnden,
daß ihre Verfasser eine Blauförbung
des wässerigen Augzuges aus diesem
Holze beobachtet hatten, ohne jedoch
die eigentliche, durch Doppelsiirbung
gekennzeichnete Fluoregzenz zu be
merken Diese findet sich zum ersten
Male bei dem gelehrten Jesuitenpater
Athanasiug Kircher in seiner »Abs
Magna Lucis et Umbrae« ldie .,große
Kunst von Licht und Schatten«) im
Jahre 1646 erwähnt, und fast gleich
zeitig und unabhängig von ihm tani
Joh. Bairhin in seiner ,,Historia Plan
tarunr universalis« zu der gleichen
Entdeckung Seltsam erscheint es nun,
daß man bis zum heutigen Tage den
Ursprung des Lignum nephriiicnm,
ungeachtet seiner auffallenden opitis
schen Eigenschaften, nicht kannte. Der
berühmte Linne und vor ihm schon
andere Naturforscher schrieben es irr
thiimlich einer indischen Baumart
lMoringa pterygospermai zu. Ein
Mitarbeiter der Wochenschrift »Na
ture« hat nun gefunden. das-, das Ligs
num nephriticuin das Holz einer klei
nen, in Merito heimische-i Baumart
ist· die zu der Gruppe der Legumino
sen zählt und botanisch als Eisen
hardtia amorphoideg bezeichnet wird.
Diese Holzart gibt in IviisserigemAus»
zug eine außerordentlich schöne blaue
Flitoregzenz.
W
cui ausgestattet-·
Aus einem der Dampsschiffe die
zwischen Japan und dem ostasiritis
i schen Festlande laufen, ereipnete sich
eine niedliche Geschichte« bei der ein
ianspruchgooller Englänoer, der sich
silber einen Chinesen lustig-« machen
wollte, der Leidtranende w.ir.
L Es war an Bord des Dampfers
»Korea«, der von Yokohama nach dem
Festlznoe suhr Unter den Reisen-den
lesand sich chaußer dem schon erwian
ten Enqländer ein qebildeter Chinese
Namens Wonq Kronen der General
direttor einer der bedeutendsten in
dustriellen Unternehmunqu in China
ist. Dieser kleine Gninese wurde von
dem Engl-Linden der ihn nni Kopfes
» liinne iiberrnnte, start von oben her
s als behandelt Wong Kwonn lief-» sich
; Das eine ganze Zeit vgefallen Osten
H lsnr dachte er alser daran, ieie er »in
dem lfnqliinher titsche nehmen könnte.
Er wartete nur einen günstigen An
nenblick ab und der tnm bald ne
nu«a. Oben hatte der Cbinese im
Ranckssnlon der ersten Kijijte eine
aute Geschichte mit tadellofer Pointe
erzählt. Als dJH Gelächter ver
stumknt mar, meinte der lanliinden
«Wissen Eie, siir einen Chinesen
sprechen Eie eigentfich recht nut Eng
liscer — » za, in«, antwortete Wonn
Among »iel hilie unter meinen An
nettellten eine n nke LIJtenne Enciliin
den«
Der Phorwgkapfh alt- Nektar-schel
er.
Eine große Theehandlung in Hain
burg hat eine originelle Rettatne-Jdee
für ihr Ladengefchäft berwirllicht. Am
Eingang im Jnnern deg- Ladeng steht«
die Figur eines lebensgroßen tshine i
sen. Diese Figur ist mit der Laden s
thür verbunden. Sobald die Thiir oons
einein Kunden geöffnet wird, beginnt
der Chinese mit dem Kon zu wartet-L
Hsein Mund öffnet sich und man hört
laut und vernehmlich eine hübsche Reke
»in Versen, die natürlich den Thee der
Firma lobt und ihn den lKunden an
preist. Der Effekt beruht aus Folgen
dem: Sobald die Ladenlhür sich öff
;net, loird in der Figur des lfhinesen
»ein Hebel ausgelöst und eine Phono:i
graphentvalze setzt sich in Bewegung!
tauf die vorher jene Retlame gesprochen
staat Jst die Walze abgelaufen, wirk
l sie wieder an ihren Anfang transpor
tirt und sobald die Thiir sich wieder
öffnet, beginnt der Chinese wieder sein
Retlaniegedicht. (Die Jdee findet all
gemein Beifall. Die lfdisonsche »r
findung ist also für die gefchaftliehe
NellamePraxig recht verwendbar.
-—-—-s——.-.---—
sltäqnpttfches Spielzeug.
Außer Ball und Reis waren eg
mancherlei bewegliche Figuren, welche
die Kinder in Alt-Egopten von El
tern und Verwandten als Geschenk er
hielten. Zu diesen gehorte auch der
im Lehdener Museum befindliche ein-.
sache Hampelmann aus Holz, einen
Korn inahlenden Sklaven darstellend,
der seine Thätigteit beginnt, sobald
man an dem Faden zieht. Jm Leh
dener Museum befindet sich auch ein
aus Holz geschnitztes Krolodil mit be
weglichem Rachen, und ein ähnliches
wird im egypttschen Museum zu Ber
lin aufbewahrt. Ebenso wie heutzu
tage spielte auch das Mädchen schon
— «
. -.--, ,
voe 4000 Jahren gern mit Puppen.
Die Kinder erhielten sie in der inne-.
I nigsachsten Gestalt und in verschieben
stek Ausstattung. Jm Egyptischen
Museum zu Berlin befindet sich eine
solche Puppe von pappartiger Veso-hats
fenheit, theilweise vergoldet und mit
Haaren, die durch Erdtiigelchen an der
Stirn bezeichnet sind. Jm britischen
Museum in London können wir Holz
puppen, Ledekpuppen, bekleidete und
unbelleidete, sogenannte Stechtissen
linder, auch mit Negertyptts, Puppen
init beweglichen Gliedern und langen
Haaren bewundern, die einst vor 4000
Jahren das Entzücken der »Klein
niiidchenmelt« am Nil bildeten.
—-.
Bediente-ilogit.
WIDXFI
"« ""«·w"« «
Diener: »Ich habe jetzt einen komi
schen Herrn. Der geniert sich, mir
direkt ein Trinkgeld zu geben. Er
läßt es immer in seiner Westentasche
stecken, und da muß ich es mir beim
Kleider-reinigen l)eraugnehmen.«
Auf der Hochzeit-steife
Junge Frau (im Eisenbahn-Toten
leise und zärtlich): »Gott sei Dant,
daß wir ’:nal wieder Durch eine schöne
Gegend tonmien, Ijiännchen!'·
Gatte: »Du schau-it ja- doch nicht
zum Fenster hineiqu
Fran: »Allerding2 —- aber die An
dern!«
Eine schlimme Sorte.
Mutter: »Wenn Du in den Solon
gehst, tsriiig’ doch Dem Herrn Referen
o.1r eine Eigarre nuis Pap.i’5 Miste
mit.«
Lochter: »Ja, nicht wahr, daß dei
mir auch wieder absprinqt!«
Verbltimt
Fl. »Wie alt ist denn die Tochter
ev Hauses eigentlich?«
V.: »Gen.1u kann ich es Ihnen
nicht sagen, ich weiß nur. daß sie sich
seit einigen Jahren nicht mehr photo
s«
araphiren läßt.
Fingerzeig.
sunger Gitte: »Ach, E:,nmn ich
lann Dir qar nicht sagen, wie lieb ich
; Dich habet-«
Jnnae Frau: »Nun, das läßt sich
doch aane aut in einem neuen Kleide
oder Lnt te augdriielen!«
Final.
Ll.: »Ist denn die große Fabrik, die
Dein Onkel in Dinagda bauen läßt,
kertia?«
B.: »Die Fabrik nicht — aber der
Lnielk«
Vol-gebaut
Sie (ict«,iv«cirineriich zum Himmel
ausblictend): »Sieh’ nur, «.tllfred, Die
Herrlich der Stern da oben funtelt nnd
kllitzcki!«
Er: »Ja, ja, er ist schön. als-er —
tanfen tann ich Dir das Dina bein
leiten Willen nicht!«
Bei-fehlte stürze.
Ein inne-er Kaufmann, welcher siip
in der Fremde befindet nnd in Geld
noth aerätl telearaphirt seinem Vater:
»Schicte lente noch Geld Aman
Nach Zwei Tagen erhält der ungedul
dig Harrende folgende-:- Antsvortsteles
aranch »Bis setzt noch nichte- von Dir
anaelommen. Dein Viter
Abnprtniodertk
Dolior: »Gn·cil)ige Frin haben inich
rufen lassen Wais selilt Jlsnen aenn?«
Madame: »Mir fehlt nichts! Aber
aerade l-. a Es deunrnhiat mich!«
Mai-eine Bauers-.
W WW
Toutist: »Sage» Sie mal, wo sind
Denn all’ die Leutef Tod Dorf ist ja
wie auggeftotben.«
Bauer: »Ja, die oinen die schbülln
Theatt in dr Stadt und die andern die
san furt mit ente Floziped zum Ren
ums-«