Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 4, 1910)
Heimweh Roman von Rheinbold Ertmann (2. Fortsetzunw A. Kapitel Noch beim Morgengranen brannte die elektrische Lampe aus Doktor Ball tvigs Schreibtisch So wie er von dem Diner im Flemmingschen Hause heim gekommen war, in Frack und weißer halshinde, hatte er sich in sein Ar beitszimmer begeben, und wohl eine Stunde lang hatte er unablässig ge schrieben. Der leichte Rausch, unter dessen Einfluß er vorhin während sei-; ner Unterhaltung mit Hekminn Art-s ner qestanden, schien bei der Fahr-il durch die kalte Nachtluft vollständig berste-gen Denn seine Hand war fest, und seine Feder glitt in den gewahrt-i ten sicheren Schriftziigen über das Papier Als er den dritten langen Brief beendet nnd verschlossen hatte, lebnte er sich in den Sessel zurück und ließ seinen Blick langsam durch das Zim mer wandern. Es war ein hoher. Mächtiger Raum, der wahrlich sehr wenig Aehnlichkeit hatte mit jenem ersten Bureau, von dem er vorhin in wehmüthiger Erinnerung an die An fange seiner Laufbahn dem jungens Arzt erzählt hatte. Kunstvoll ge-; schninte Möbel. kostbare Gemäldel und eine Menge anderer, auserlesesi ner Kunstgegenstände verwandelten! die Arbeitsstätte des viexgesuchtenl Uechtsanwalts fast in ein kleines; Museum. Und selbst das unschein-’ saxnk unter den zahm-im hübsch-is Dingen, rnit denen er diesen seinen; Empfangtrauni ausgeschmückt hatte,s M ihn mehr gekostet haben, als; ihm damals die Praxis eines ganzen Jahres eine-tragen So lange und! is» nachdenklich ruhten Doktor Ball-; tonrs Augen fett ans jedem einzelneni dieser werthvollen Kunstwerke, alsl hätte jedes von ihnen eine eigene Ge-; schichte, die er sich gerade in dieses-: Leicht mit allen Einzelheiten ins Ge dachtnisz zurückrusen wolle. Sein seistet Gesicht hatte nach und nach die rosig blühende Farbe ganz verloren, nnd eine trankhast sahle BlEisse war an ihre Stelle getreten. Immer- schär fer wurde die Falte zwischen seinen Inamhrauem und in einem schweren Wage hob sich zuweilen seine «R-arrl;eiten!" murnoelte er. »Nichts als Narrheiteni Was fiir ein lächer liched Possenspiel das alles!« Er griff wieder zur Feder und schrieb in großen, eleganien Buchsta ben auf den Umschlag des letzten Wes: »An den Bureauoorsteher herrn hartwig Lanalinmnier.« Dann stand er schwerfällig auf» und ging zu dem großen eisernen’ Schrank, der. von einem wundervol len Gabelin verborgen, in die eine Wand des Zimmers eingelassen war. Ein Schlüsselbund ilirrte in seiner sand, und mit leisem Knacken spran sen die Riegel zurück. Aus dein doppelt ver-wahrten Tre or entnahm et ein sorgfältig ver chniiries, vielfach versiegeites Pa cet, das — nach feinem Umfanqe zu urtheilen —- eine Anzahl von Alten ftiirten enthalten mochte. Er öffnete es nicht; aber er schob den zuleht ge chriebenen Brief unter die Ber chriiiruna und starrte dann wohl eine nute lang mit finfterekn Blick da rauf nieder. Irgend eine Bedenk-l lichieii schien ihn wieder wankend ge macht zu haben in dem Entfchlusse,. den er soeben hatte ausführen wol-i len. Aber das ungewisse Zaudern war nicht von lanaer Dauer. »Nun, es bleibt Dabe1«,iagte er vor sich hin. Der arme Teufel ifti rnir doch schließlich der Nächite Mag« er sich damit für feinen fchmerzli schen Verlust schadlos halten, so gut oder so schlecht er es eben versteht« Er öffnete die in die Kanzlei füh renderür und drehte den Hebel, der auch Ver die elektrischen Lampen ent stindetr. Die Plähe der Schreiber waren fest natürlich leer; aber die großen Attenfchränte nnd die gefüll ten Repositorien an den Wänden zeugten beredt für den gewaltigen Umfang von Doktor Dallkvigs Praxis. Zeiss-en den beiden eFenstern ftand der Schreibtifch des mean oorfteberö. Dorthin wandte sich der Wsantvalt und legte das versie aelte Packet mit dem Briefe daraufi nieder. Dann fah er sich auch in die-’ fem Raume noch einmal um wie je mand, der das Bild einer trauten, liebgewordenen Stätte recht tief in fein Gedächtnis einpriigen will, ebe er für immer von ihr scheidet. Und gleich darauf waren die Lampen un ter dem Druck feiner Hand wieder er Is fette-n Arbeittztnnner aber blieb es dell, bis die graue Däm set-un des andrer-enden Winterta ter den Dächern der gw sden gäater emporkr und its fis unten deirßStra sen die er deitvieder etwa n Le seicht-des regt-M Mit leiten, sil hellen stritt dtelependu auf s die lau eStu - VIII wäy alsa tte deßrustechti M must W t r- ANDERE-In in sichtlicher Anstrengung aus feinem Stuhl, drehte die Lampe aus und ging mit langsamem lchleppenden Schritten zur Thür. Auf der Schwelle blieb er noch einmal stehen« unentschlossen und lau fchend gleich einem, der eine freund lich zurückrufende Stimme zu ver nehmen hofft. Aber um ihn her blieb alles still. Und als er dann den schweren, aleichmiißigen Schritt eines patrouillirenden Schuhmannes von unten heraufllingen hörte, verließ Doktor Dallwia mit einem Laut, der sich faft wie ein höhnifches Auflachen auf-nahm« ohne weiteres Zaudern das von fahlem Motgengrauen gespen stifch dämmeria erhellte Gemach Mit dumpfem Knall fiel die Thür feines Schlafziminers hinter ihm ins Schloß. Und dann, nur wenige Se tunden später, dröhnle es dumpf noch einmal durch das fchlafende Haus« lauter zwar als zuvor-, doch immer hin nicht laut genug, um den Diener in feinem abgelegenen Hinterzirnmer oder die vom füßeften Morgenfchlum mer umfangenen Nachbarn zu we cken. Nur der patrouillirende Schutz mann blieb einen Augenblick horchend stehen« Aber da sich nichts Verdach tiaes regte. setzte auch er alsbald ru hia feinen ununterbrochenen Rund aana fort. I O Doktor Dallwigs Kanzlei hatte einen besonderen Eingang vom Trep penslur aus« und der Bureauvorsteher Langhammer, der das uneingeschränk te Vertrauen seines Cbefs genoß, be saß einen eigenen Schlüssel zu dieser Thür. Wie immer fand er sich auch an diesem Morgen fast um eine Stun de früher ein, als die ihm unterstellten Schreiber. fröstelnd und hüftelnd, und bis zur Untenntlichreit eingewickelt in einen schier endlosen, gestrickten Wol lenshawl. Wie immer stand er genau zwei Minuten lang höndereitend vor dem immer glühenden Dauerbrands osen, schiilte sich dann langsam aus seinen Umhüllungen, nnd ging in der etwas gebeugten Haltung des Brust leidenden an seinen Platz. Er war lein junger Mann mehr, dieser eckige, schmalschnltrige Bureau vorsteher, und er war ganz gewiß lein schöner Mann. Sein sarbloses, unbiirtiges Gesicht schien eher mit faltigem Pergament als mit mensch licher baut berzogen, und seine un mer entzündlich getötheten Augen blickten so matt und ausdruckslos,: als wären sie der Spiegel einer erlo- ; schenen Seele. Den bedrängten-Schuld nern, die zuweilen hierher tamen, um von dem Anwalt ihrer Gläubiger Nachfecht oder Stundung zu erbitten, blieb oftmals das Wort in der Kehle stecken, wenn sie diesem Baum-vorste her ihr Anliegen vortragen sollten. Und schon der Anblick seines mageren, geltiimmten Rücken-Z erhielt die jungen Schreiber in ehrsiirchtigem Respekt. Erst als er nach alter Gewohnhent sein säuberlich in schneeweiße-s Pa pier gewickeltes Frühstück in einem Schubfach des Schreibtisches geb-r gen« gewahrte Hariwig Langhammer das versiegelte Packet und den Brief, der als Aufschrift seinen eigenen Na ment tug. Er schien nicht sonderlich überrascht und nicht über die Maßen neugierig; denn er suchte wohl eine Minute lang nach dem Papiermesser, ohne das er um nichts in der Welt einen Briefumschlag geöffnet haben würde. Erst als er das aus allen vier Seiten eng beschriebene Blatt entfaltet, hoben sich seine gerötheten Lider etwas höher wie in einer Re gung des Erstaunens; denn er war nicht gewöhnt, so umfangreiche schrift liche Jnstruttionen von seinem Chef zu empfangen, und die Anrede »Mein lieber Lan hammer!'« miethete ibn an wie ein enbares Wunder. Das Papier dicht an die kurzsich tigen Augen haltend, begann er u lesen. Und je weiter er las, deto kürzer und rascher wurden feine Athemzüge, defto unheimlicher das Rasseln und Röcheln in feiner kran ten Brust. Krampfig wallt-mum ten die mageren Finger feiner rechten band die Armlrhne deö Schreib ftuhls, und die Adern an feinen ein aefuntenen Schläer liefen auf, daß sie wie dicke blaue Stränge unter der vergamentenen baut hervortraten. Aber er rührte sich nicht, bis er an das lebte Wort des langen Briefes gekommen war· Und auch dann noch ver-harrte er lanqe Zeit in der näm lichen Stellung, stumm und keuchend, das sbemitleidenswerthe Opfer eines. liihrnenden Entsetzen-. Nach Verlauf von Minuten erft kehrten Leben und Bewegung in die hagere, gebeugte Gestalt zurück. Das fchreckliche Rasseln feiner Bruft ldfie sich in ein noch fehrecllieherej Schluch «en, das unheilvolle Blatt entglitt feinen Fingern, und mit einer Ge berde der Verzweiflung schlug er die Hände vor das Gesicht. Alles dahin —- allesl O, der Richtswjirdige —- der elende, ehrlofe Schurke!« Der alternde Mann weinte wie eincind Er weinte, daßes feine thmw fMtielte und da den Finsern hindr Tit-Im als-schrien Hände rollten. Dann aber trieh ein Gedanke, der ihm mitten in seinen maßlosen Kummer durch den Kopf gegangen sein mußte, ihn von seinem Stuhle empor. Seine Kniee want ten, während er die ersten Schritte thut, hoch aus dem kurz-en Wege hts zu der Thür, die in Doktor Dalltvigs Arbeitszimmer führte, hatte er seine Schwäche überwunden Er klopfte, und da er keine Ant wort erhielt, trat er ein. Das Ge mach war leer; aus der Platte des Schreihtiiches aber, an einer sosort in die Augen sallenden Stelle, lagen zwei Briefe. Hortwig Langharnmer las die von der-band seines Chess herrührenden Auffchriften Der eine war an den Präsidenten des Land aierichts, der andere an den Rechtsan walt Dottor Belmonte gerichtet, der Dallwig schon seit Jahren in Fällen vorübergehender Behinderung zu ver treten psleatr. Beide aber trug-en die zweimal unterstrichene Bemerkung: Jsofort zu bestellen." Der Bureanvorsteher nahm die Brieie an sich, und durch seinen rnit aeren Leib ging ein Frösteln, daß ihm die Zähne hörbar aufeinander-« schlugen. Dann drückte er aus den Knopf der elektrischen Klingel neben dem Schreibtisch, nnd nicht sriieer zoa er den Finaer zurück, als is Toltor Dnllwigs Diener mit ch lichst erstaunter Miene seinen ops zur Thür hereinstreckte. »Alle Wetter, herr Lanahammer. was ist denn eigentlich los? Sie län ten ja Sturm, daß ich wahrhaftig Dachtr» hier steht alles in Flamme-if Der Bureauvorsteher machte ein paar Schritte aus ihn zu. .Wo ist der Rechtsanwalt?« fragte er, und seine immer heisere Stimme war klanalos bis zur Unorrständlichs krit. »Hahen Sie ihn heute schon ge sehen?« »Natürlich nicht. Sie wissen doch, daßf ich ihn nicht vor neun Uhr wecken dar .« - « »Aber Sie müssen ihn auf der Stelle we en —- hören Sie? — so fort! Es ist durchaus notiuvendig.« »Auf Ihre Verantwortung« here Langhammer?« »Auf meine Verantwortung. Und wenn er auf Ihr Klopfen nicht ant wortet, müssen Sie zu ihm hinein aehen. Wie fest er auch schläft, Sie dürfen nicht fortgehen, beer er er-« wacht ist.'« ! »Aber wenn Sie ihn so nottut-end dia sprechen müssen, warum geben Sie dann nicht lieber selbst?« Wieder schüttelte es den andern wie im Fieber. ; »Nein, ich lann nicht Aber was» s stehen Sie noch immer? Es ist keine Minute Fu verlieren.« Der Diener entfernte sich brum mend. Und hartwia Langhammer preßte noch einmal die trwchigen Fäus ste gegen die pochenden Schläfen. Er fuhr zusammen, als er den ent setlichen Aufschrei des Dienerj hörte, obwohl er ia darauf gefaßt gewesen . war. ihn zu vernehmen. Sitternd Edie matten Augen weit ausgerissen erwartete er die Rücktehr des Man nes. Und schon nach wenigen Se lunden stürzte der jungen Mensch schreckensbleich wieder ins Zimmer. «Todt ist er —- todtt — Ganz an gezogen liegt er mitten im Zimmer auf der Erde. Und die Pistole hat er noch in der hand. Alle meine Leb taae hab ich fo was Schreckliches nicht gesehen." » »Ich habe es gewußt, BrinlmanM er hat in der Nacht einen Brief aqu mein Pult gelegt. Darin stand, dassj er sich das Leben nehmen müsse —s wegen überarbßer Schulden.« j »Was? Wegen Schulden? Unds ich dachte, er wäre ein schwereeicher: Mann.« ' ! »Ja. Brintmann, das dachte ichs anckn Wenn ich ihn nicht dafür ge- ! halten hätte, würde ich ihm nicht mein ganzes Vermögen anvertraut habenl baare vierundzwanzigtansend Marl·« «hilf Himmel, so viel Geld haben Sie qehabti Und Sie meinen, deii Rechtsanwalt hätte es durch-gebracht?" »Alle« Er schreibt, ich würde nichti einen Pfennig davon wiedersehen-« ! ·Pfui, das wäre ja eine bodenlosei Gemeinheitl Aber was machen wir. denn nun blos-i Ich neb- nicht noch einnial zu ihm hinein. Und wenn möir einer hundert Thaler dafür b’te.« »Wenn Sie ganz sicher sind. daf; lein Leben mehr in ihm war, ift es auch nicht nöthig. Laufen Sie zur Polizei und machen Sie Anzeige von dem Selbftmord. Die herren werden schon das Weitere oeranlaffen.« »Ja, ja, das wird das Beste fein!« Und froh, der unheimlichen Nähe des Todten zu entrinnen, eilte er da Der Bureauvorftebet lehrte in die Kanzlei zurück. Doltor Dallnkigs Abschiedsbrief und das versiegelte Packet lagen noch immer auf dem Schreibtisch; und hastig data Hart ivig Langhammer das unselige Blatt in der Brufttalche fein-es Stockes. Dann griff er nach dem verfchniirten Altenbiindel und drehte es mit zit ternden Fingern nach allen Seiten. «Lornfen egen Flemming« stand, von der san des Rechtsanmalts ge fchriebem in der oberen rechten Ecke tauf der Umbiillung« und darunter,» mit Tinte dick durchfteichen, aber troidem noch immer deutlich zu lesen «Rach meinem Tode uneröffnet an beten Paul Flemming aussuctefeskn.« Unfchliif blickte Hartwig Lang lfannner au das feltfarne Pera-acht njs des Sellrstrnördert, das i n nach Doktor Vallrotgs Meinung chadloi halten sollte fiir fein unwiederbring l lich verlorenes kleines Vermögen. da wurden draußen aui der Treppe »·Schritte»vernetunlich, und es klopfte bescheiden an die Thür. Da? mail-te dem Zaudern des Betreauvorsteders ein Ende. Und ehe er den-Einlaß segeln-enden Schreiber öffnete, ver-i dara er das versteaelte Packet in der arößen und tiefen Tasche, die er sich im Futter seines Winteriiberzieherö hatte anbringen lassen, um darin ge legentlich ein paar Attenitiicke zu eili-» ger Bearbeitung mit in seine Weh-I nung zu nehmen. 4. Kapitel. hermanns Artners nächste Begeg nung mit feinem Bruder war nur von turzer Dauer. Zwar erschien Noli auf die Minute pünktlich in dem fjiir das Stelldichein gewählten Kniee haufe; aber er kam allein und hatte es überaus eilig. · ,,Es giebt hier gleich von vornher ein so riel für mich zu thun, daß ich taum weiß, wo mir der Kon steht«, llaaie er halb scherzhaft. halb im Ernst. «Driiben auf Samen konnte» man sich das Leben viel bequemer; machen. Hier ift ein Haften und Drängen. als wenn alles davon als hinge, die gegenwärtige Stunde bis auf die Selunde auszuniiyew Aber ich denke, auch daran werde ich mich wieder gewöhnen. Uebriaeni läßt Dich Tuima herzlich grüßen nnd hofft, Dich heute Aber-d noch zu se hen. Sie ist. jetzt mit der jungen Frau Rodenbera in unterm Haufe draußen am Schwanenwiet, in das wir morgen nun wirklich unseren Einzua halten wollen« Ader von sieben Uhr an sind wir in unserm ho L tel ganz tu Deiner Verfügung.« »Ich werde mich punltlich einfin den«, erllärte dee iunae Arzt. »Deine Frau ist also mit ihrem neuen Heim zufrieden?« »Natürlich! Wie könnte es auch anders sein! Diese reizende Frau Rodenberg bat ia an alles gedacht· Und meine tleine Tuima war ganz benommen von dem ungewohnten Lu xus, in den sie da hineingesetzt wer den soll. Jbr saterbaus und meine eigene Wohnung in Apia waren selbstverständlich auch ganz euroväisch eingerichtet; aber man ist da drüben doch sehr viel kediirsnißloser als ihr schrecklich ver-wohnten Kulturmenschen Unsere Bill-a am Schwanenwiet ist nach biesigen Begriffen sicherlich noch lange lein FürstenpalasL und doch gab es darin für Tuima schon bei der er sten Besichtigung eine Unmenge von Dingen, die sie weder der Bestimmung noch dem Namen nach lannte.« «.ßoffentlich wird Tuima. Du er laubst doch. daß ich meine Stdn-Eige rin bei ibrem Bornamen nenne?« »Welche Frage! Wie solltest Du - denn sonst von ibr redent« « »Nun, hoffentlich wird Tuima in dieser Frau Rodenberg, von der Du sa sebr entzückt scheinst, eine wirt liche Freundin finden, die ibr liebe voll behilflich ist« sich in die neuen Verhältnisse einzuleben..« »Eine Freundin? hum! Ich weiß nicht. Dazu ist sie vielleicht ein bis chen zu sebr Weltdame und zu ele gant. Vorläufig ist Tuima in ihrer Gegenwart noch sehr schüchtern. Aber am Ende braucht sie doch anch nicht gleich von Anfang an eine herzenss freundin, auf die ich höchstens eiser siichtig werden würde. hat sie denn nicht michs« hermann blieb ihm die Antwort darauf schuldig. Aber er schaute noch nachdenklicher drein, als es feinem Bruder gefiel. »Höre, Liebsten ich glaub-e mirs-' lich, Du machst Dir eine faliche Vor stellunq von meiner Frau· Weil ihr noch ein Tropfen samoanischen Blu tes durch die Haut schimmert, hältst Du sie für ein armes exotisches Vö aelchen, gegen das ich eine unerhörte Grausamkeit beganqu habe, indem ich es mit mir hierher schleppte. Aber das ist ein gründlicher Jrrthum. Sie ist mit mit tausend Freuden gefolgt, und sie hat mir erst an diesem Mor gen versichert, daß sie sich hier voll kommen qliicllich sühlt.« ,,Um so besser, Nolfl Und das veränderte Mimai Fürchtcst Du nicht« der Wechsel sei allzu schroff für ihre Gesundheits« »Das ist in der That das einzie, was auch mir einige Sorge ma t. Ader sie hat tret ihrer scheinbaren .artheit eine vortreffliche Zion ita t n. Und es scheint sogar, da ihr diese nichtsnusiiae Kälte viel- weniger tin-angenehm ist als mir. Weshalb also soll ich mir durchaus die glück liche Gegenwart mit arundlosen Be fürchtung-n fiir die Zukunft ver bittern?« »Du Iviinschtest cestern die Adresse des Fräuleins Dorekte Breul zu ha ben«, sagte er. Da tft sie. Aherl vielleicht. wenn Deine Zeit so be schränkt ist, tann ich sDir den Weg zu ihr abnehmen. Es handelt sich ja chliehlich nur um eine einfache rage.« »Als wäre allerdings sehr liebens würdig. Die Töchter des armen Lornsen interessireu mich mehr, als Du Dir vorstellen kannst. Aber ich fürchte in der That, dass ich heuteT nicht mehr dazu kommen werde, dieses ihre oermuthlche Pflegemutter an is Ursachen-« « . l «Wohl, so sehe ich auf der Stelle zu ihr. Uikd es wiirde mich Dei-iet w en herzlich freuen, ioenn wie uns au der rechten Fahrte besät-den« « Sie trennten sich, mio heran-un seiner, der alle seine Krankenbesuche bereits hinter sich hatte. machte sich unmziinlich auf den Sen nach dein Jst-m- Ins. »Dann Falten ein macht rnit seinem Luxusautornobik eine Tour. Im Wald wird das k enster von einem Bat-most zertrümmert Es zieht schrecklich :hinein; aber was thun, wo weit und breit kein Glaser zur Stelle ist? »Mit Papier können wir die Risse doch nicht verstehen, Herr Baron«, meint der Chasseur tleiniaut, »denn was würden dann die Leut’ sagen, wenn wir mit dem eleganten Auto beim ersten betet der nächsten Stadt verfahren?« Daraus Fallensteim Was da werden sagen de Laiti Staunen sol ku se de Lang Werd-u wir denkt-en das Fenster mit Tauseuvdonqkschei nen!« Steindamim an dessen lehten Ende« seine ehemalige Patientin wohnte. » z Fräulein Dorette Breul« ein dür-; res, altes Jüngferchen mit schon er-« grauendem Scheitel, war nicht wenig überrascht, ihn zu sehen. Sie gehörte ohne Zweifel nicht gerade zdu den ver uiötmteu Schooszlindern s Glücks, dmn die beiden blitzsauberem aber sehr einfachen Stäbchen, die sie be wohnte, lagen hoch oben im dritten Stock,ssr.nd Doktor Artner hatte schon bei seinen früheren Besuchen wahr aenommen, daß Fräulein Dorette sich nicht einmal den Luxus eines Dienstmädchens aesiattete. Ihr er ster Gedante schien denn auch die Be fürchtung, daß es sich bei dieser uner betenen ärztlichen Visite um ein At tentat aui ihren schmalen Geldbeutel handeln sollte, und sie beantwortete die steundliche Frage nach ihrem Be sinden mit der sehr nachdrücllichen Versicherung, daß sie schon längst wieder ganz aesund sei und ihre Krankheit zu den völlig oergessenen Dingen gehöre. Aber ihre mißmu ische Miene bellte sich aus« als Her mann nun die eigentliche Ursache sei nes Ericheinens zur Sprache brachte. .-Ob ich Bernhard Lorniens Töch ter tenne?« wiederholte sie seine Fra ge. «Ach, du lieber Gott« wer sollte sie wohl besser lennen als ich! Bin ich doch sozusagen ihre zweite Mutter ge wesen. Aber —- entschuldigen Sie, Herr Dottor — wie kommen Sie ei gentlich dazu, sich für die Mädchen zu interessieeni« Er hatte leine Veranlassung mit der Wahrheit zurückzuhalten und er zählte ihr allei, was er gestern von feinem Bruder gehört hatte. Als er auch Rolis Aeuszerung über die lie bendswürdiae Persönlichleit des ver storbenen Lornien wiederholte, gab Fräulein Dorette ein paarmal durch lebhaftes Kopfnicken ihre Zustim mung zu erkennen. (Fortsehung folgt-) W Jugendliche Erfinder-. —;.-.. Von J. calsierern Leider ist die Person, die wir fiir eine niiyliche und wichtige Erfindung s unseren Dank zollen, nicht iminer die, die den Ruhm dafür und unsere Be wunderung auch verdient. Der soge nannte Erfinder ist oft nichts weiter alk- ein Mann, der eine rasche Auffas sungsgabe besitzt und die Möglichleis ten, die eine scheinbar unbedeutendes Entdeckung bietet, are-f den ersten Blict ertennt. Eine neue, siir jeden anderni werthlose Idee, von der er zusälligs Kenntniß erhält, eignet er sich an un - gestaltet sie um, und dadurch, daß er sies so der Vergessenheit entreißt, erweists Her sich als ein nützliches Mitglied derj smcnschlichen Gesellschaft. Aber Dant Efchulden wir auch dem, der die Anre gung zu dieser neuen Erfindung gege ben, wenn er auch selber außerstandei war, die Tragweite seiner Entdeckung zu beurtheilen und Nasen aus ihr zu ziehen. Es ist gar nicht so selten, daß Kinder fich als Erfinder zeigen, aber nicht ost toninit es vor, daß sie die? Früchte ihrer Erfindung ernten, denn der Erwachsene nimmt sie lieber fiir sich in Anspruch und das unerfahrenes Kind vermag es nicht, seine Rechte zuj wahren. Indessen sind doch einige Fälle bekannt, in denen die jagend-I lichen Erfinder nicht ihrer Lorbeeren« beraubt wurden. s Eines Tages spielten die Kinder, des holländischen Brillenmachers Lip-; persheh mit ein paar Gläsern ihres« Vaters vor der Thür. Sie hielten diej Gläser-«iibereinander und sahen durch und waren im hächsten Grade erstaunt, als jth der Wetterhahn des bena bar tenKirchthurnrs dicht vor ihren u n zu stehen schien. Voller Berti-un rung riefen sie ihren Vater herbei, um ihm diesen seltsamen Anblick zuzeigem Als der Brillenmacher durch die Gläser sah, war er nicht weniger til-er-l rafcht als feine Kinder. Er ing wie-« der in feinen Laden, dachte ber den niertioiirdigen Fall nach und tanr auf den Gedantem ein neues Spielzeug herzustellen, das sicherlich viel Ver nü gen und Zerstreuung bieten m ste. Das that er auch, un alsGalilei von den-. Instrument härte, das- -—ferree« ·Dinge Hanf nahe erscheinen lief-, ek tannte er ofort, welch werthvollehilse ein solches Instrument bei der Durch sorschnng des nächtlichen Himmels bieten könnte. Er stellte mit einem selbstgesertigten Fernrohr die ersten Beobachtungen an. Ein armer Schweigen Argand mit Namen, erfand eine Lampe mit einem Docht, der in einen Hohlraum paßte, durch den ein Luftstrom hindurchging, so daß er der Flamme von innen so wohl als auch von außen Sauerstoff zuführte. Argand brannte seine Lam pe anfangs ohne Glasznlinder, und ohne die Spielereien seines kleinen Bruders hätte wohl die Erfindung dieses wichtigen Zubehörs der Lampe noch geraume Zeit auf sich warten las sen Als einst Argand in seiner Werkstatt u thun hatte nnd vor der brennenden ampe saß, vergnügte sich der Knabe damit. daß er eine Oelflasche, der der Boden fehlte, iiber verschiedene Gegen stände stülpte. Auch die Flamme der Lampe tam on die Reihe. und längs dem runden halse der Flasche schoß die Flamme empor und ihre Leucht lraft hatte sich um ein Mehrfachei er höht. Argand war nicht der Mann, der eine solche Entdeckung. die im der Zufall in den Schooß gewo en hatte, ungenüßt vorübergehen ließ. Der Gedante des Lampenzylinders drängte sich seinem Geiste aus, und bald darauf war die Erfindung go macht. Als die Dampfmaschine aufkom, bot das Kondensiren des Dampfes im Zvlinder große Schwierigkeiten Sa oarn übergoß den aninder von außen mit kaltem Wasser und Newconien er fand eine Vorrichtung bei welcher ein Strom kalten Wassers in das Innere des Zylinders gelangte, sobald die Kolbenstange sich hob. Das geschah vermittelst zweier Absperrhiihne, die mit der band gedreht wurden, und die Wirkung der Maschine hing somit von der Aufmerksamkeit der Person ab, die diese hähne bediente. humphren Potter, ein Junge, der bei einer Newcomenschen Maschine, die herrn Beighton gehörte. als Wärter angestellt war, fand das beständige Oeffnen und SchliefZen der Hähne so lästig, daß er lange darüber nachdachte, wie er es ermöglichen tönnte, die Hähne rechtzeitig zu öffnen und zu schließen, während er selber mit seinen itameraden auf der Straße spielte. Gr hatte bemerkt, dasz der Hahn, der den Dampf einströinen ließ. gerade in dem Augenblick geöffnet werden muß te, in dem der Puinpentolben am höch sten stand, während der andere Dahn bei der höchsten Erhebung des Dampf lolbens Oeffnung verlangte. Durch ei nige Strielr. die er an dein Wagebali len der Maschine und an den verschie denen Lsiilfnen anbrachte, und die man später durch Zugftangen ersetzte, gelang es ihm, eine Einrichtung herzustellen. die so enannte Steuerung, mittels der die aschine selbst mit der größten Genauigkeit die verschiedenen hähne zur rechten Zeit öffnete und schloß. Einem Söuglinge ist die Erfindung eines recht niihlichen lleinen Gegen standes, der SicherheitsnadeL zu dan ten. Ein Grobschmied, der teine Ar beit hatte, saß zu haus und seine Stimmung wurde durch das anhalten de und laute Geschrei feines Kindes gerade nicht gehoben. Das Kind war nicht zu beruht en, so dafz der Schmied endlich die Urfache seines fortwähren den Weinens äu ergründen suchte. Jn einer gewöhn chen Steclnadel fand er sie auch. Unverziiglich gin er ans Wert, solchen Beschwerden f· r die Zu lunft abzuhelfem und nach lan em Suchen und Probiren gliickte es hnr auch, Sicherheitsnadeln herzustellen, die toar noch recht roh und plump ausfahem ihrem werte aber vollkom men eniigten. rade der Zuge-It spielt Ja in der Geschichte der r in dungen eine große Rolle und erst bei Pier Durcharbeitung fest das Können «e n. I Das Schatt, das König Athert von selgien erhält, beliiuft sich nach unse reni Gelde aus nur Jst-TM. Daraus läßt sich ersehen, daß ma r wirt Ili König im Vergleich ent unseren Ei enbahn- und Trufttönigen liber haupt nicht mitzlith