FTW —--...».s--( --- -- --:«-.- — Zin Nebel: Skizze vonRobertKohlrausch «Wo ist Amtesa »Anm? Die ist fort, —- schon seit einer Stunde.« »Wer-in dennt« »hinaus, in den Wald, ins Moor.« »Aber, Mutter. bei diesem Neuem »Ach sa, der Nebel! Es ist hier so dunkel, das ich aar nicht ordentlich le sen tann. Sei so gut, Karl. und schied mir die Chaiselongue ein wenig naher ans Fenster. Das Buch ist gerade so interessant.« Er gehorchte. Fiir feine kräftige, unterse te, schwellende Gestalt war ed teine iihe, das Lager seiner Mutter mit ihrem Zarten Körper zum Fenster hiitiiler zu sa;ielzen. Sie liesz ihr Buchwon dem sie bisher ndch nicht ans gesehen hatte, siir ein paar Augenblicke sinken und schaute ihrem Sohne in sein hübsches« gebräitntes, von dichtem braunem Kraushaar gekröntes Gesicht. Als das Fenster erreicht war, klopfte sie seine Hand zärtlich mit der ihren und sagte: »Ich dante Dir, Karl. Du bist ja doch mein Bester.« Dann nahm sie ihr Buch wieder aus. »Und Du bift mein gutes, altes Mutting Aber höre, bei dem Nebel hattest Du Anna wirklich nicht erlau ben dürfen, hinauszugehen« »Ach, laß sie doch! Du willst sa selbst immer. daß sie an die Luft kommt. Und gerade heute —'« »Was ist denn gerade heute?« »Karl, Karl, Du fragst einem die Seele aus dem Leibe. Aber wenn Du es durchaus wissen mußte: heute ist der sechsundzwanziaste und morgen ist der siebenundzwanzigfte Oktober, also seiert morgen ein gewisser Herr Asses for Karl Siegner seinen Geburtsta . Darum ist Anna hinausgegangen: sie wollte sehen, ob sie nicht nach ein paar Herdstblumen oder buntes- Laud finden könnte, um den Geburtstagstifch mei nes großen Kindes zu schmücken. So, nun weißt Du’s, aber nun laß mich auch lesen; ich muß erst wissen, ob sie sich triegen.« Er öffnete die Lippen noch einmal zu einer Erwidernng, doch bezwang er sich und schwieg. Kopfschiittelnd ging er hinaus, um die steile Treppe zum Gie belstiibchen emporzusteigen, mit dessen bescheidenen Raum er sich begniigte, während er die aröheren unteren Zim mer des Barterhauseit feiner Mutter und ihrer Gesellschafterin Anna Grif fien überlassen hatte. Die stets ange griffenen Nerven der Mut-er hatten ihr in der les-ten Zeit so viel zu schaffen ge macht, daß der Arzt sie trrstz der herbst lich kurzen Tage noch aus der Stadt aufs Land hinausgeschictt hatte, um völlige Ruhe und viel frische Luft zu haben. Die Ruhe hatte sie nun freilich gesunden, der Luft ging sie aber auch lhier thunlichst aus dem Wege und lag fast immer auf ihrer Chaise ongue, die te von Haus mitgebracht hatte, um ich in die erdichteten Schicksale irgend eines Romanlielsespaares zu vertiefen. Jhr Sehn genon die Ferienzeit, die er sich durch das tiirzlich bestandeneAssess soreneramen erkauft hatte, in um so volleren ügen. Die Jagd war eröff net, und o streifte er tagtäglich in der Gegend umher, lief; die Büchse lustig tnallen und erfreute sich an allem, was der himmel and, selbst an Regen und Sturm, ir-. dessen Drängen er seine ge sunde Jugendtraft nur doppelt fühlte. Auch heute war er draußen gewesen und trug noch die turzhosige Jäaers tracht, die ihm so gut stand, aber der immer dichter werdende Nebel hatte bald allesGethier schützend vor ihm ver borgen. Ohne Zweck war er ein piar gen. Ohne Zweck war er ein paar Stunden umhergestreift, hatte in einem Nachbardorse zu Mittag gegessen und war jetzt eben zurückgetommen Es tvar tamn drei Uhr und noch voller Tan, aber der Nebel erstickte das Licht und schus in den Zimmern des Bauern hauses mit ihren tleinen Fenstern eine sriihe Dämmerung. Unruhig schritt Karl in seinem Gelasz unter dem Dache auf und nieder; zuweilen blieb er plötz lich ftehen und horchte nach unten, ob nicht das Oeffnen der Hausthiir ihm Annas Riietteht anzeigte,doch ftets ver gebli . Sie ift mir nicht begegnet, alfo it sie vermuthlich nach der anderen Seite gegangen,« überlegte er, und ein unangenehm fröftelndes Gefühl iibers lief ihn bei diefem Gedanken. Die an dere Seite —— das war das Moor, das war die Unsicherheit, die Gefahr! Nach taum einer halben Stunde stieg-er die Treppe wieder inab und trat von neuern bei feiner 9 utter ein. Er wußte und fah, daß Anna noch nicht zurück war, aber trohdem fragte er: »Wie ist's mit Anna?« »Ach, sie ift noch nicht da, sie tann ja noch gar nicht wieder da fein.« »Du hättest sie nicht hinauslassen sollen, Mutter, und wenn zehnmal morgen mein Geburtstag ift. n dies . fem Nebel, sie, mit ihren tuer ichtigens Augent« » »Ach ja, ihre Augen sind wirklich T chlecht, ich merte es oft beim Vorlesj en « »Dazu follteft Du sie gar nicht mehr auffordern." »Dein nicht? Ja, ich kann doch nicht selbst den ganzen Tag lesen. Wenn ich ie dazu nicht mehr gebrauchen foll, da könnte ich sie lieber gleich ganz wieder fortfchicken.« Er mußte lachen in aller Unruhe. »Und wenn ie Dir auch teine eiie mehr oorlä e, utting,fo wiirden Ich, genau ae htt, noch tausend Dinge iibrig bleiben, in denen Dir Anna ganz und nat unentbehrlich und nnerseszlirh ist. Aber ich will gehen.« i »Wohinf« . i »Sie suchen.« »Du willst noch einmal hinaus iu den Nebelf« «Jn, ihr Ausbleiben beunruhigt mich; aus Wiedersehen, Muttee.« «Karl, Meil« — Er hörte sie nicht mehr, die Tisiir war schon zwischen ihnen. Einen Au genblick stand er noch und überlegte, wie er sich nusriisten sollte siir seinlln ternehnien, was er thun sollte, wenn Anna wikllich —- der Gedanke trieb ihn zu neuer Eile. Rasch ginz er in die siilche der Bäuerin und lieh sich von ihr eine große handlaterne mit einem frischen Lichte darin fiir den Fall, daß die sriiheDunlelheit ihn noli draußen sinden sollte. Dann fiihlte er nach der kleinen Pfeife, die er an einer Schnitt um den Hals trug und mit der er seinen noch sehr jungen, ungeschickss ten Hund an seine Pflicht zu mnhnen» pflegte; heute sollte sie ihm nun dienen, um ein uzeiihin tönende-z Siannl mit ihr in die unsichtbare Ferne hinein ge ben zu binnen. Vor der Hiitte des Hundes blieb er stehen. ,,Soll ick Dich mitnehmen, Hektor? Nein, Du bist noch zu sung und zu dumm, ich lunn Dich heute nicht gebrauchen-« Winselnd zerr te der Hund nn seiner Kette, doch sein »Herr schritt allein hinein in den Nebel. Das Haus tvar das letzte des Dor-l fes, schon ganz einsam gelegen. Ein» kleiner Wald von gemischtem Bestand: ’ Buchen, Tannen und Eichen. Gi- war nicht dicht, die Bäume standen in ziem licher Entfernung von einander, aber iippig mucherndes Unterhclz schob sick überall in die Liiden und lief; nur schmale, feuchte, jetzt mit abgefallenem Laub hochbederkte Pfade dazwischen frei. Auf einem dieser Pfade schritt der Asseslor bald dahin. Jm weichen Boden des Weges, der vom Hause zum Walde führte. hatte er die Spur von Annas Fuß noch zu erkennen gemeint aber hier im Laube war all sein Spö hen umsonst. Desto aufmerksamer musterte er den engen, immer weitfelni den Gesichtskreis, den ihm der Nebel frei ließ; es trat, als ginge vori dem Suchenden selbst die malte Helle aus, die ihn fiir einen Augenblick die näch sten Gegenstände erkennen ließ· nnd als triige er dieses Licht mit sich fort, so bald er weiter schritt. Am tlnterholz haftet noch ziemlich dichtes Lauh, aus dein die reifen Beeren des Gesträuchs liervorblicttenx da waren dir rothen, l«änaenden, feinen Trauben rszr Berlse ritzen, da waren die schwarzen keck auf recht getragenen Fruchtbiifclsel des-« Li guster, dessen Laub nicht vergilbte,son dern in tiefem, dunklem Braun mit der Farbe der Beeren ivetteiserte, da waren durch ihreSchwere niedergezogene Tol den von runden, blanken, halbdurch: sichtigenffriichtem die wie rothe Perlen schimmerten. Jede Beete aber schien sich verdoppelt zu haben durch einen daranhängenden Wassertrofsen. Die Lust war so mit Feuchtigkeit erfiillt, daß ein seltsames Tönen durch den herhstlirhenWald aing, obwohl nur der ruhige Nebel ohne Reaen iiber der Erde lag; aber von den höheren Bäumen, die sich tm grauen Gewoae verloren. fielen langsam, unablässig, die ichtxei ren eslsropsen mit einem dumpfen und häßlichen Ton auf die nassen. milden Blätter des Gesträiichs. Karl Siegner hatte sich selten intimer N.1turbetrach tungen hingegeben; mit dem frischen Instinkt eineg jungen, gesunden Men schen hatte er sich der Sonne gefreut, hatte die reine Luft geathmet, ohne die Welt um sich her von innen heraus zu beleben. Heute mit einemmal begann er anders zu empfinden. Es war ih:n plötzlich, als sei dieser arau verschleier te Wald nichts Todte-z und Fee-indes mehr, als fühle er mit ihm ticfinnere Sorge und verlörpere in einem tranri gen Bilde den Zustand seiner Seele. War es nicht« irenn er auf den diistereu Klang der fallenden Tropfen horchte, als weinte die Natur rings um ihn dher? ,,Ein sentimentaler Asssssor!« lsr fagte es laut und lachte dazu, doch der Ton der eigenen Stimme klang un heimlich und fremd in dem schweren, feuchten Dunst, er vermochte die unge heitere Traurigkeit dieser absterbenden Natur in ihrem grauen LeicheIIheInd nicht zu verscheuchen. Die Traurigkeit rings umher und das heisze Bangen im innetften Herzen! Das trieb ihn vor wärts, das lief; ihn unablässig hinein spähen in das fchleierunthanaene Dit ticht, das lief-, ihn von Zeit zu Zeit den Namen der Gesuchten immer wieder hineinrufen in diese unsichtbare Wett, die mit einem schrecklichen ttteheimnifz angefüllt zu fein schien. Der Name verklang, nnd leine Antwort tani. Die Minuten vergingen und reihten sieh zu Viertelstunden aneinander, während Siegner aus wohlvertrauten Pfaden lreuz und quer den Wald durchstreiste, um zuletzt schwerathmend stehen zu bleiten. Er lonnte sich der Erkenntnis-, nicht verschließen, daß Anna feine Stimme gehört haben müßt-, nsenn sie den Wald nicht verlafsen hätte, daf; nur ein anderer Ort noch zu durchsu chen blieb: das Moor! Unruhe und Sorge in ihm wuchsen mit dieser Erkenntniß zu erstickender Angst empor. Selbst wenn sich das Mädchen im Walde verirrt hätte, was konnte ihm dort geschehen? Aber da draußen in der unwegsamen Wildniß, wo nur der Eingeborene und der Jäger die schmalen, sichern Pfade zu finden wirkte, wo der Boden unter den Fii en zu rhwanlen Begann, wo er sich plöt lickj austltun konnte und seinvaer in un erfinlen lassen in die schwarze, Pül le, gierigeIluth, die in derTiefe lauer .....-.-.. .»—. «.—--—.--—. - --.....- - - --« te, —- rascher, teuchend vor Erregung strebte Sienner aus dem Walde hinaus 9 ans die freie Fläche, die er oft so stöh lich durchstreift hatte und die ihn heute ;rnit soljem Entsetzen ersiilfir. Mit seinem Entsetzen nna einer Angst, die. iihrn selbst nicht erstandlich waren. Was retentete ihm Anna Grissien, warum packte ihr Schicksal ihn so ge- - waltsam an? Zum ersten Male im Les ! ben stellte er sich diese ernsthaste Frage;,g bisher war nur ein stilles, steunbigez Wohlgefallen in ihm gewesen. wenn er ? Anna qesehen oder ihren Namen gehört i hatte: wle den Sonnenschein des Him- « mels hatte er ihre Nähe skaglos genos sen. Jetzt in der arauen Diinnnernag , des versinsterten Tages kam ihm Plötz- ; lich ein unertrartetes Erkennen; ja, er ! liebte dieser- Mkidchenl Mehr ais sich ; selbst, mehr als die Mutter mehr als; das Leben. tks irae wie ein hellesv Licht, das inmitten des Nebel-i vor ihm 7 ausaing, wie eine Flamme Deren schö- ; ne, wärmende Muth ihm zum erstens Male zum Bewußtsein tam. Wie aber, ; wenn er verlor, chne besessen ja haben, ! wenn dies geliebte Geschöpf zugrunde ging. ohne daß er es ihm sagen rannte, was er fühlte? Vor ihm, rechts nnd lintj von ihm, war die Gefahr; selbst aus dem sicheren Wege. den er versolg 7 te, siihlte er schon das leise, verrätheri I sche Schwanken der Booens, und ansI dem Nebel tauchte mitunter plötzlich« ganz nahe bei ihm eine schwarze Was- ; serlache aus, aleich einem dunklen, dro I her-den Llnae der Ilnterwrlt. All die « Geschichten, die er getht hrtte nons einsam Verirrten,bie hier in das Moor hinausaeaangen waren, um niemals zuriickzutoknmem siefen ihm ein« nnd solrlse Erinnerunan nmschniirten mit i immer wachsender Anast seine Kehle, dass er den Namen berVermiskten taum mehr zurufen vermochte. Zugleich aber gab ihm die Angst eine Aus-dauer und Schnelligkeit iitser feine sonstigen Kräfte hinaus. Jn rafendcr Eile ver folgte er feinen Weg, auf den er die Blicke feft geheftet hielt, um die schmale »Spi« nicht zu verlieren, und im Var : wärtsftiirmen rief er den geliebten Na »inen immer aufs neue. Auch ten gel lenden Ton der Pfeife lief-. er dazwis fchen erklingen, doch stumm und grau fam wogte das graue Meer in der Luft um ihn her. Jeht war er an eine Steilc gelangt, wo der eigentliche Weg auiltijrtg und wo er nur noch iorwiirts kommen konnte, wenn er von einem kttraglkik fchel zum anderen das dunkle Wasser daurifchen iiterfprang A·.«er et« wußte-. auch, daß drüben nochswieder fefkeiers Bkden war, und daß Anna fein-n ein mal mit ihm iiler diefe Stelle hin ausgewandert war. Alfo vorwärts und weiter; fpringend, gleitend, mit den Augen nach feftenPunkten suchend, die faft im Nebel verschwanden Oder war es wirklich fchon die Dätitiiieritng, die lmnÆr wollte nicht daran glaubet und mußte sichs doch eingeftelyen nach kurzer Zeit. Friiher als fonit kam das « Grau des Abends, hinter dem die fchwarze Nacht lauernd der-anschickt, die lange, lichtlcfe, kalte Herbst nacht! Er mußte die Gefuchte finden um jeden Preis. Wenn er jetzt ihren Rai men rief, klang es wie ein rauher Verzweiflungsfchrei, nnd gleich einem Wahnsinnigen ftiirinte er über den wie der fefter gewordenen, doch überall fchwankenden Boden des Mooreg da hin, während er die Laterne iiber fei nem Kopfe hin und her schwang, de ren Licht er angezündet und die er an feinem Stocke tefefkigt hatte. Ein tanzendeg Irrlicht schien über die weite Fläche dahinzugleitem nuftauchend aus der dichten Masse des Nekeks und wie der verfchwindend in ihr. »Anna! An na!« klang es dumpf dnrch das Grau, wo die kleine Flamme erfchien, und mit dem Lichte zugleich erstarb der angftvolle Tou. i Nun legte sich ein schtii1r,;er, breite T rer Wasserlaus in den Wer-» nnd Siea i ner sing an, rechtshin an ihm entlang s zn laufen, weil er wußte. datk eg dort eine Stelle galt. wo er ihn iibersprin gen konnte. tsr richtete die Augen nach oben in die iffnsternisk und slehth laut um Rettung Der Geliebte-It ,,t.«as;l sie mich sinken, Gott, gib sie mir wie-i der!« Dann stiirmte er abermals vor I wärtg und rief von neuem den einen? Namen, von dem er seit diesem Tage wußte, dasr er siir ihn die Welt bedeu tete. Und seht -—- er war nicht weit mehr von der schmaleren Stelle dec Wassers, die er suchte- - jetzt endlich« meinte er zum ersten Male einen schwachen Ton zu hören, der ihm Ant wokt gab. Noch einmal ries er, und wieder tam eine Stimme ans dem Ne I bel. Annas Stimme! Sie war eg, sie war gesunden, sie war gerettet, —i so gut wie aerettet. Am Wasser ent-, lang tausend, dein Ton entgegen derj Tvon dorther aetcmmen war, lachte erj laut aus vor Freude. Hier bin ich, i Anna, wo das Licht ist. Ich tomme, ich E tonime!'« Sie aab wiederum Antwort, »die Stimmen näherten sieh einander und wuchsen an Krast Jetzt hatte er den Ort erreicht, dem er zustrebte, und plötzlichst erblickte er Annas Gestalt aus Nebel und Dämmergrau wie ein Schatten ernortauchend, am anderen« User des assers. »Ich tonune hin über, ich hole Dich,« ries er, und schickte sieh an, hinüber zu springen. Er gab Ehr das »Du«, mit dein er in den ang vollen Gedanken dieser Stun den zu hr gesprochen hatte, nnd sie schien es nicht zu bemerken. Doch wehr te ste ah, dass er ihr hals und sie holte. »Nein, nein, ich lann ganz gut hinüber kommen. Jch bin vorhin auch hier her übergesprungen, ielf konnte nur die Stelle nicht wieder inden. Dann war l t ich dort hinten, —- ich hatte niich ver irrt, dort war es schrecklich« »So tomm nnd spring’, ich fange dich ausl« Er hatte die Laterne ans die Erde gesetzt nnd stellte sich ans Ufer mit aus ebreiteten Armen. Anna ging cit wenig zurück, um einen Anlan zu neh men. dann sloa sie zn ihn! her durch die Lust; sie hatte einen Strauß von Herbstblnmen in der Hand gehalten» den verlor sie im Sprnna» und ein bliihender Regen sant nieder in das dunkle Wasser, wie ein versöhnende-H Opfer fiir die sinsteren Gewalten dort unten. iearl sing die Gerettete anf, und un ter der Beriilxrung ihres Körpers kam all’ die Ylnqst und all’ die Wonne sei nesJ ·ros7.en Gefühl-J iiberwäitiaend iiber ihn Er preszte sie an sich. Und sie widerstrebte ihm nickt: mit leuch tenden Blicken sah sie »in ihm empor, nnd nur ganz leise sliisterte sie: »Was thust Du? KirL — was thust Du?« »Ich habeDich lieb. nichts weiter. Jst dass etwas Böses? Oh, wie ich Dich sie sucht habe, --—— ietzt aber habe ich Dich aefiindenl Und ich gebe Tile nicht mie der her, niemals mehr, Anna, ver stehst Du?« »Ja. ich verstehe Dich-« Er fragte niclft mehr, ob auch sie ihn liebte. lfr wuszte es ans dem Blicke ihrer Angen. aus dein Klang Eh rer Worte. Den Arm um sie legend, iiilthe er sie sanft hinnea ang Dem Were-l, in dessen Dämmeraran er das Lichtieg Lebens aesnnden hatte, hin trea zur neuen Mutter, die den Her gnug-bund seanete. -——.. Die amerikanische Unsstelkuug in Berlin. Zu Berlin findet bekanntlich im nächsten Jahre im Juni eine Amerika nische Augftellung statt, fiir die fich hierzulande jetzt schon das lebhafteste Interesse kundgiebt. Was den Cha rakter der Ausftellung betrifft, so hat sich darüber kiirzlich Herr Albert Willneo Generaldirektor der Berliner Vlusstelltrngshallen anr Zoologischen Garten, der in Sachen der Ansstel lung nach Amerika gekommen ist, in Vier York in einem Jnterview wie folgt vernehmen lassen: »Wie so oieleg Schöne und Große, fo vieles Bahnbrechendeg auf dem Ge biete des modernen Wirtbschaftszles trug, ist auch die niiehstjährige Ame rikanische Augftellung in Berlin der Initiative Ameritag zu verdanken· Sie wird, mit amerikanischem Unter nehmungsgeift begonnen und mit deutscher Grundlichkeit durchgeführt, ein voller Erfolg werden und ein be deutsamer Gewinn fiir die beiden be theiligten Nationen. »Alle deutschen Vertreter des Hart dels und der Industrie, die mit den hiesigen Verhältnissen vertraut sind, haben die hiesige Anregung, eine ame rikanifche Augstellung iu Berlin zu veranstalten, mit Freude aufgegrisfen. Der Erfindungsgeift dieser großen Nation, ihre Fähigkeit, die Wege, die Handel und Wandel sich suchen, vor auszuahnen, hatte das Richtige getrof fen. »Daß alte Vorurtheile sich dagegen auflehnen würden, war klar. Es ist ein durch lange Erfahrung bewiesener Sah, dafz lebhafter Verkehr wechsel seitig befruchkend auf Handel und Jn dustrie zweier Nationen wirkt. Den noch kommen ataviftisch angehauchte Elemente, die die alberne Frage stel len: ,,6ui bono?« Hier: Wird das auch uirht nur den Deutschen zeigen, wie man es machen soll? Dort: Wird dadurch auch nicht nur Amerikas Ex port hierher gefördert werden? Kom merzieurath Goldberger hat in seinem berühmten Buche über das ,,Land der unbegrenzten Möglichkeiten« die Ant wort darauf gegeben. Sie wurde bei dem jüngsten Bankett der hiesigen Handelskammer, dem beizuwohnen ich die Freude hatte, von allen Rednern beantwortet Und die Antwort ift, daß, je mehr zwei Völker sich kennen lernen, je mehr Handel und Verkehr sie mit einander und mit ihren gegen feitigen Leistungen und Erzeugnissen vertraut macht, desto mehr der Aus tausch unter ihnen ausbliiht, die Jn duftrie beider wächst und ihre Fähig keit, die Quellen ihrer Länder voll auszunutzen, ihre Vitalität erstarkt. »Die Augstellung in Berlin, deren Beginn init dem der großen Reisezeit zusammensällt und die die erste Sou derausstellung einer fremden Nation in der Stadt, die in Wahrheit stets mehr dac- geistige und lonnnerzielle Herz Europas wird, bedeutet ein wei- s teres Bindeglied in der Freundschas»tg tette, die die beiden Völker aneinan der fesselt. Anieritas Initiative bahnt mit ihr eine neue Periode wirthschafti lichen Verständnisses an. Sie wird Millionen von Besuchetn in ganz an derer, überzeugenderer Weise ein Bild von der Groszziigigteih die amerika nische Einrichtungen und die Ent Ivickelung der Vereinigten Staaten charakterisirt, geben, als es alle Be schreibungen der Wenigen, die hier waren, thun tönnen. Die Ausnahme, die die Bevölkerung der Reichshaupt stadt und Deutschlands überhaupt der Ansstellung bereiten werden wird, dessen bin ich gewiß, an wahrer Herz lichkeit und an eingehendem Jnteresse nichts zu wünschen übrig lassen. -.- M-—»sp..-——«—-«-—«— . ,- ......-.--- MS ,,Nur einige Worte noch iiber die praktische Seite des Unternehmens. Es versteht sich von selbst, daß es nicht möglich ist, jetzt schon ein genaues Bild der Ansstellung, wie sie werden soll, zu geben. Das hängt noch von den verschiedensten Umständen ab. Nur so viel sei schon jetzt gesagt, daß sie über die großen Industrien Ame ritag, wie Maschinen, Holz, Musikin strumente, Schreibmaschinen und Bu reaubedarssartikel und eine Unzahl anderer eine umsassende Uebersicht ge währen wird. Das groß-artig ent wickelte amerikanische Versicherungs wesen wird mit großer Sorgfalt be handelt werden. Für dir Nahrungs mittel - Industrie, siir alle die vielen Gegenstände oie hier in Amerika, wie sonst in keinem Kulturlande der Welt, das Leben der Frau verschönern, ihr die übersliissige Arbeit abnehmen, sind besondere Abtheilungen vorgesehen. Nicht rein wirthschastlich soll die Aug ,stellung werden. Sie soll auch. an das Interesse der Allgemeinheit ap pellirend, die Kultur dcg Landes, die Lebensverhiiltnisse in den einzelnen Staaten, die Entwickelung solcher Ge meinwesen wie der Stadt New York in anschaulicher und lebhafter Weise wiedergeben. So werden Beispiele amerikanischer Kompositionen, von hiesigen Orchestern nnd hiesigen Sän gern vorgetragen, den Berlinern die Kenntniß der amerikanischen Musik vermitteln. Mach unseren bisherigen Erfolgen und nach dem raschen Fortgang, den die Vorarbeiten nehmen, zu urtheilen, wird die Ansstellung ein riesiger Er folg. Ein Erfolg, dessen Vortheil zu gleichen Theilen dein ameritanischen und dein deutschen Volke zu Gute kommen wird.« —--· --.-— Der Halleyfche Kontet Mit großem Eifer forschten seit ei niger Zeit die Astronomen nach dem Hallehschen Kometen, der zuletzt im Jahre 1835 beobachtet wurde und nach der Berechnung ini Mai des Jahres 1910 wieder in die Nähe der Sonne gelangen soll. Inzwischen hatte er seinen Laus im Weltenraum bis iiber die Bahn des Neptun hin aus an die Grenzen unseres Sonnen systema ausgeführt In diesen wei lett Ferneu mußte er fiir uns völlig unsichtbar bleiben. Um die Mitte des-« Monats September 1909 betrug aber feine Entfernung von der Erde nur noch eine halbe Milliarde Kilometer, und da war er schon faßbar gewu den. Selbst mit dem schärfsten Fern rohr hätte man ihn noch nicht zu er kennen vermögen, aber die Photogra phie war bereits imstande, ihn zu er mitteln. Und in der That entdeckte am 12. September Professor Wolf in Heidelberg den mit Spannung Er warteten; er erschien auf der Platte als ein Sternchen sechzehnter Größe. Von dieser Stelle im Weltenraum, die zwischen den Bahnen des Jupiter und Mars liegt, eilt er mit einer Ge schwindigkeit von etwa drei Millio nen Kilometer im Tage der Erde ent gegen. Wann er seine größte Son nennähe erreichen wird, ist noch nicht genau ermittelt; von der einen Seite wird dafür der 17. Mai, von der an deren der 8. April angegeben; in die größte Erdnähe wird er etwa gegen den 10. Mai gelangen und dann sech zehn Millionen Kilometer von uns entfernt fein. Durch weitere Beob achtungen werden genauere Daten in der nächsten Zeit ermittelt werden. Jn seiner größten Sonnenniihe wird der Halleysche stomet in den Sonnen strahlen verschwinden und erst dann fiir das bloße Auge sichtbar werden, wenn er diese passirt hat· Etwa im April oder Mai des nächsten Jahres wird er am Abendhimmel sich zeigen. Jm Jahre 1885 bot der Koncet eine stattliche Erscheinung, denn sein Kopf glich einem Stern dritter Größe, während der Schweif, mit bloßem Auge gesehen, eine Länge von 20 Grad aufwies. Ob er nun auf seiner letzten, mehrere Milliarden Kilometer ; langen Weltreise an Stoff und Glanz ’verloren hat oder unverändert geblie ben ist« darüber wird uns bald der Augenschein belehren. ROH Gncgenhmnon Patient: »Ich möchte mir einen Zahn ziehen lassen.« Zahnarzt: »Aber mit dem größten Vergnügen!« Patient: »O bitte, bitte, das Ber gnügen ist ganz aus meiner Seite.« Ausgescsscir. Die Freundin: »Ach Gott —- die Männer! Keinem ist zu trauen. Auch Dein Mann ist vorgestern mit einer eleganten, schönen jungen Dame im Theater gesehen worden.« Die junge Frau: Stimint. Jch war nämlich mit ihm im Theater.« A.: »Kennst Du den Unterschied zwischen dem Tod und einem Schnei der?« B.: ,,Nein!« A.: »Na, da will ich Dir’ö sagen: »Der Tod macht alles gleich; der» Schneider versprichW zwar, thut’si aber nicht!« i Die unzaksc Gama « . , --,-«- cJ v« » Frau lalg ihr Mann ans dem Spa ziergang gähiitiL »Wer Karl, halt’ roch deinen Regenschirm vor den Mund!« Der Optimist. »Nun, Herr Tippler, wann werden Sie denn eigentlich die don rnir bezo gene Schreibmaschine bezahlen?« Herr Tipplert »Ich? Bezahlen? Sie tagten doch, die Maschine ist so gut, die macht sich schon selbst bezahlt!« Gemütli. »Weeßte, wat sor’ne Arbeet mir so Possen thät?« »Nu?« »Aus’m Ozeandampser die Statio nen angrufen!« Vorschlag in Glitt-. Der Lehrer hat dem jüngsten Jahr gang gliictlich die ersten Buchstaben auf der Wandtafel vorgesührt. Jetzt soll eg auch ans Lesen gehen. Jn der Fibel prangt auf der ersten Seite in fetteni Druck das «i«. » »Na, Seppel,« meint er gemiithlich zu seinem Liebling, einem echten Ge birgssbnbem »was mag das wohl für ein Buchstabe sein?« Seppel: »Ich weiß nicht Du!« Lehrer: »Ja, Seppel, ich weiß auch nicht, wag machen wir nun?« Seppel: »Na, da ig’ das beste, wir macht-as Buch wieder zu.« Aus der Schule-. Lehrer: »Wir sprechen heute von den irdischen Giitern: Krause, was iriirde Deiner illteinung nach das höchste irdische Gut sein?« strauset »Ein Landgut auf dem Cl)imborasso!« » Ec- tlinnt ·tt-lmlich. F r it h e r. War sein Weibchen mal verstimmt Oder ernstlich gar ergrimmt Lachte er ihr in’s Gesicht: »Schätzchen, alterir’ Dich nicht!« J e tz t. Schöne Zeit, lrie liegst Du weit! Heute giebt’s ost Zank und Streit, Wo der Hatistyrann spricht: »Höre-A l t e, r ii l) r’ Dich nicht!to Der Herr der Schönh-am »Raucht Dein Mann?« »anutranen ist’5 ihm schon, wens ich nicht zu Haus bin.« Mciisrliciikcriirtiiiß. Erste Knndim »Was kosten diese Taschen?« Verliiuserim »Wir haben sie von fiinf Mark an big zu hundert.« Zweite Kundin irecht protzig aus schauend): »Was kosten diese Ta schen?«« Verkänfcrim »Wir haben sie von hundert Mark an bis herab zu fünf« gnädige Frau.« Stimmr. Er: »Deine Schwester seiert auch Morgen mit Dir zugleich ihren Ge burtgtagZ« Sie: »»"5·reilicb, wir sind doch zu sammen aus die Welt gekommen!« Er: »Ja, ja! —— Ein Unglück kommt selten allein!« Verbltimt. Pros«;ssor: »Ich schreibe augenblick lich einen Artikel über die Frauen trachten des achtzehnten Jahrhun bettet« Fran: »Du solltest Dich lieber für die Frauentrachten des neunzehnten Jahrhunderts interessiren!« Poe-hast« A ,,Tænien Sie fich, vorigen Sonntag hab’ ich einen Hasen angefchossen!« »Und den wollen Sie wohl diesen Sonntag zu Ende schießenW