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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 28, 1910)
III ver Welt verloren. Roman von Jeder v Zobektitz. (11. Fortsetzung.) I »Die Jllburg —- Jbre Schwester!'· stieß er hervor. »Alle Wetter, Lacza: rrwsii. das ist mir eine interessante Entdeckung! Für die Familie Jllburg habe ich immer eine besondere Vereh rung gehabt —- reiche und vornehme Leute sind von jeher mein Fall gewe sen. Sehen Sie sich, lieber Freunds wir müssen überlegen, wie Jhsnen zu helfen ist. Zunächst ist es nothwendig. daß Sie Neapel in den nächsten Wo-; chen noch nicht verlassen. Nein, Sies bleiben hier« und zwar als mein Gasts In diesem fnmosen Zimmerchen findet» Sie kein Mensch, das Auge der Poli-« zei dringt nicht durch Mauern. Nur des Nachts werden wir unsere Spa-» zieraänge machen, und zu dieser Zeiti sollen Sie in eine Gesellschaft einge-; führt werden, die Jbr Interesse er-s regen. in eine Gesellschaft, die Jst-: nen Mann fiir Mann ihre Hilfe an bieten wird. Es giebt in Neapel ver-« schiedene lokale Vereinigungen, denen auch ich angehöre. die aber nicht im Stillen erbliiben, wie die Veilchen im» Thale und wie Jbre famose ,Sektion« Gensko Sie sollen Mitglied werden, Laczarowsti. weil Sie ein Mann voll Muth sind und weil Sie die moderne Gesellschaft hassen gleich mir und al len meinen Freunden. Aber weder durch Dynamit, noch durch schöne Phrasen läßt sich ein wiriun svoller Rumpf Mgsn Dika Miellichsgik füh ren: nurd irrch List und Verschlossen beit, durch ein sustematisch durchge " fiibrteö Ausbeutnngssyften das lang sam doch mit tödtlicher Sicherheit die Kräfte des Feindes labmlegt, können Dir siegen· — Es mangelt Ihnen an Geld? Geduld, in wenigen Monaten werden Sie im Golde wiiblen tön nen. denn mit dem Teufel müßte es zugeben, wenn eine camorristische Ver binduna mit solchen Kräften, wie ich sie an der Hand halte, nicht endlich " ter das Geheimnis der verschwun nen Millionen Williain Lupos tiimek Ein Beben flog durch den Körper Instit «Saccone«, schrie er auf, »moher kennen Sie jenes Gebeimniß?« «Lassen Sie das meine Sache sein. lieber Freund; Thatsache ist, daß ich ei lenne nnd zwar in allen seinen Einzelheiten-...· Und nun füllen sie auch ein Glas fiir mich, Laza rotvsii. —- wir wollen den neuen Juckt mit edelstem Traubenblute be sitgeln« ..... Draußen ging die Sonne auf. Man-wendet Glanz umwehte den sitzen Horizont, und wie die aus m Schaume des Meeres erstiegene Göttin debnte sich Neapel, im Golde gebadet. längs dem Gestade aus. 16. Ka p ite l. Jn der Ban Jllburg war es in der legten Zeit auffallend still zuge gangen. Nach dein Urtheil des Ar - tej konnte die ringste Vernachläs sigung, in der flszege des Kleinen sich auf gefahrdrohende Weise rächen die weitgehendste Wachsamleit war des halb geboten. Ja übertriebener-, stark theatralifch zur Schau getrage ner Reue hatte Wanda beschlossen, die Pflege Brunos allein zu Liber nehrnen. Ein Bett wurde für sie im Kinderzimmer aufgeschlagen, dann legte sie dunkles Neglige an, nahm statt des Romans ein Anbachtsbuch in die band und ließ sich neben dem Bette Brunos nieder, der die Mama mit- weit ausgerissenen Augen an starrte, als sei sie ihm eine Wild fremde geworden, Jllburg machte der Reuelomödie schnell genug ein Ende »Du scheinst vergessen zu haben welchen Wunsch ich mir gestern Abend auszudrücken erlaubte«, sagte er ernst und mit starter Betonung. »Ich wiederhole Dir: ich will, daß Miß Mabel die Pfle e Brunos leitet, will, daß Du so se ten wie möglich has Krankenzimmer betrittst. Laß bdtveden kindischen Trotz bei Seite anda er ist, bei Gott« nicht ange bracht! Unser Kind schwebt noch im mer in höchster Gefahr leider hast du aber nie gelernt Krgxssg zg he handeln und mit Kranken umzuge hen. Also sei vernünftig und füge . Dich meinem Willen: zeige Deine Mutterliebe darin dass Du meinem Wunsche nachkommst!« Jn diesem Augenblicke trat Ma del. eine Tae heißer Milch fiir den Knaben in « nd, in das Ge mach. Schweigen erhob sitk Wan da nnd schickte sich an, in ihr Zimmer gehen, aus ihren Augen aber flog inbei eiåinplick tiledssterkixhasseS zu dem ngen a n inu r. Weger defeel-im häufiger irn Kran .kenzinimer, um sich zu überzeugen, das Banda seine Befehle, die er war schweren hergenz und nur noth deungen gegeben . die er aber um es Kindes willen streng beachtet Use-e wallte, auch wirklich ausführtr. Vesian sc not war im Sarg enip dato seh-en WÆM auch nchder YWKM nnists Irt erklärte, sei nun ltt g ge ä: des Knabe seine. in olge des " s » I Ists If Auskckft hsasm nieder erlange. O Wanda hatte diese erfreuliche Nach richt benützt, um sich einige Stunden »der Erholung zu swidmen«, das heißt, um spazieren zu fahren und die gro ßen Modemagazine in der Toledo straße zu besuchen. Mabel saß allein am Bette ihres tleinen Lieblings. Sie hatte die Hände im Schovße gefaltet. und ihre Augenblickten ausdructelvs vor sich hin. Sie vermeinte, das Denken verlernt zu haben, wenigstens das Nachdenken über ihr eigenes Un glück: die lethargischen Träumereien, in die sie sich in stillen Stunden zu versenken pflegte, thaten ihr wohl. Da öffnete sich leise vie Thüre, und, Jllburg trat ein. Er nickte Mabel zu, winkte ihr mit der Hand. sitzen zu bleiben und schritt an das Bett Brunos. den schlummernden Itngben mit frohem Lächeln betrach en . »Der erste gesunde Schlaf — Gott sei gelobt«, sagte er leise. »Ich hoffe, das Kind wird in wenigen Wochen wieder ganz hergestellt sein —- und das dante ich Ihr-en, Miß ano!« .NNicht doch, herr von Jllburg«, wehrte Mabel bescheiden ab, wäh rend ein feines Rath ihr Antlih färbte. »Wir haben es iri der Wahl des Arztes gut getroffen das ift alles.« »Der beste Arzt hätte Bruno nicht retten können, wäre Jhre Pflege nich-. eine so aufopfernde-«gewesen· Nun aber verlange ich. daß Sie sich selbst mehr schonen. Sie langweilen sichi such sicher nkziicn ich neue Ihnen deshalb gern meine Bibliothet zur Verfügung: einige stifiinwissenschjftil liche Bücher werden Sie jedenfallss unter der Fülle von Philosophie,i Alterthumzlunde und Geschichte sin den, die dort paradirt. Kommen Sie mit, ich will Jhnen meine alten Freun de, die r-·:r über manche trübe Stunde fortgeht-lieu haben« vorstellen.« Lächelnd erhob sich Mabel« warf noch einen Blick- den schlafenden Knaben. rief die mme herbei, die ihren Platz am Bette des Kindes ein nehmen svllte und folgte dann Jllbura in dessen Arbeitszimmer. Es war das zweite Mal, baß Ma bel dieses Gemach betrat, und wieder flog ihr Auge, als sie taum die Schwelle überschritten hatte. wie ei nem zaubergleichen Banne folgend, zuerst nach dem mächti en, quer vor den mittleren Fensterbfeiler geschobe nen Schreibtisch hinüber, auf dem noch immer an alter Stelle die Photogra phie des jungen Dragoneroffiziers stand, dessen ernsies Antlih sie an die furchtbarften Stunden ihres jungen Lebeni mahnte. · Egvn fing diesen Blick auf unb er trat nicht an die Bücherreihen heran, die längs der Wände nufstieaem fon dern blieb in der Mitte des Zimmers stehen. »Richtig, Miß Lupo", sagte er, »in« der Aufregung der letzten Tage habe ich ganz vergessen, Sie daran zu er innern, daß Sie mir nähere Mitthei lungen über jenen Herrn, der meinem unglücklichen Bruder so aussallend ähnlich gewesen sein soll, versprochen baden. Wollen Sie nicht jetzt diese tleine Schuld abtragen?« , Mabel antwortete nicht. Sie legte die Rechte aus ibr Herz, in dem sie plötzlich einen stechenden Schmerz empsand. Tödtliche Angst bemäch: tigte sich ihrer, sie zitterte stark. Jllburg sah es mit Staunen Er trat dicht an sie heran und griis nach ihrer zuckenden, eisialten Hand »Mein Gott, Kind was ist Ih nen?« fragte er theilnahmsvoll »Sind Sie tranii Bitte, setzen Sie sich, Miß Lupo Ihr ganzer Körper bebt ja sörmlich.« Mit eigenthiimlichem Ausdruck im Auge, bilseslebend, bittend und scham hast zugleich, schaute Mabel zu Egon empor. " »Ich bin nicht trant«, entgegnete sie mit schtvacher Stimme, »wenig stens nicht körperlich. J hoffte, Sie hätten Jbre Bitte verge en; es wird; mir unendlich schwer, von jenen Zei ten zu sprechen alsich ihn tennen lernte, der Jbrem Bruder so täuschend ähnlich siebt, und die Erinnerung an diese Wochen, die den Keim harten Unglücke mitsich führten, übermannt mich stets!« ; Ein Schluchzen ließ Mabels Kör per erbeten. Sie sant aus den Stuhl und schlug die Hände vor das thriinen- » iiberstriimte Gesicht. »Miß Lupo«, — Egon beugte sich, in ihm selbst unbegreislicher Erregung zu ihr herab —- «berubigen Sie sich,; wo bleibt die Energie und die Kalt-« bliitigtei!, die ich an . hnen während der Pflege Brunos so ebr bewundert dabei Lassen Sie uns miteinander aussprechen, das wird uns beiden das Herz erleichtert-, denn auch aus dem; meinen liegt ein banger Druck, der: verscheucht werden könnte-« Er nahm die Bis-to orapbie seinesf Bruders vom Schreibt ch und stelltej sie Rmsiiiiäböl aus d f n ie genau iee Esej an, Fräulein Lnboc s te er wisse-s wegter Stimme, und neben Sie ins mdachtåiieu Tausch nicht nur eine. vietIe t auch bloß W sehnt ichieit oder ist dies XX w. in Wahrheit derselbe Mann. den Sie in Jamata kennen lernten?« Mal-et senkte den Blick, nnd halb stöhnend entrang es sich ihrer Brusie »Ja, er isi ei —- es ift derseikeP Egon erbleichtr. Er schloß fiir ei nen Moment die Augen, als suche er nach innerer Sammlung, und richtete sich dann straff aus. «Und dieer Mann, Miß Lapp, hat Sie unglücklich gemacht-P Mai-ei vermochte nicht mehr zu sprechen, sie neigte nur stumm den Kopf. « Jn -Jllburgs Wrust arbeitete es stark, die Voraussicht, daß«er vielleicht Furchtbares werde hsren müssen, raubte ihm fast die Besinnung. Er athinete tief und schwer. »Ich will die Wahrheit wissen«, fuhr er satt, »was hat er Ihnen ge than?« »Nun denn« — Mabel richtete sich auf und zeigte ann finstere und wie zu Marmor verstetnerte Ziiae —- »so hören Sie: der Mann, der diesem hier gleicht, Linie fiir Linie und Zug fiir Zug, nannte sich Erich Gariterz er schlich sich in unser Vertrauen ein, urn meinen armen, heißgeiiebten Bru der zu vernichten und ihn und mich einer uns zugesallenen bedeutenden Erbschaft zu berauben! So rvabr mir Gott helfe, ich spreche die Wahrheit.« Mabel fuh, daß Jllburg voll stat ren Entsetzens an seine Stirne griff und zurücktaumeitr. schneeweiß, im Gesicht und die schreckerfüllten Augen weit geöffnet, und da ergriff sie eine rpilde Verzweiflung. Dem Impulse des Augenblicks folgend, sprang sie empor und stürzte dann zu Jllburgs Füßen nieder. ] »Veraehen Sie mir —- o, vergebens Sie mir!·' stöhnte und fchlsichzte fie, »ich wußte ja. daß ich auch Sie mit an mein Unglück tetten wiiwex ich wußte. daß Ihr edles Herz die Schmach, die jener andere auf sich geladen, nicht ertragen tönntet Jch mußte es —- und ich sprach dennoch! Es war Wahnsinn von mir, aber ein plötzlicher Zorn hatte mich gepackt —- Gott im himmel, wie schwer muß Ich leiden!« Se stürzte vorn-Tiber und die Sinne schwanden ihr. Irrt halben Traume war ihr, als leaten sich zwei Arme um sie und trügen sie fort in ferne Weiten· Ein nnendlicheå Glücks aefiihl durchsirömte sie. Musi! er tlang an ihr lauschend-es Ohr und ein heller Glanz sluthete an ihren Augen vorüber Als sie aus ihrer Ohnmacht trie ker erwachte, fand sie sich auf der Chaifelongue liegen, die in der Mitte des Arbeitsiimmerk stand Jlltsurg saß auf. einem Stuhle neben ihr nnd war bemüht. ihre Stirne mit tölnis fchem Wasser einrureiben Unter der Berühruna der fremden Hand ekröthe te Mabel heftig. Mit schneller Be wegung richtete sie sieh aus« »O Gott — verzeihen Sie mir«, stamnielte sie in fteigender Verwirrung .Jch habe nichts zu verzeihen, Miß Lupo", erwiderte Egon und er hob sich respektvoll; «höchftens hätte ich Sie um Vergebung bitten müs sen. das-, ich in so heftiger Weite in Sie zu drängen versuchte. Aber ich sagte Ihnen schon, daß jenes Por triit meinen einzigen Bruder dar stellt. Verhältnisse trauriger Art ba ben mich mit ihm entzweit; er hat die Heimath verlassen und ist bis ietzt fiir mich verfchollen get-liefen Ter An schein spricht dafiir, daß der Ihnen bekannt gewordene Erich Garder iden titch ifx mit meinem Bruder-· Jch Wabe Sie werden einsehen, daß es i mich von größter Bedeutung ift, Räheres iiber die Persönlichteit jenes Garder zu erfahren, und deshalb bitte ich Sie, mir in vollster Offenheit von Ihrer Betanntschaft mit diesen zu er zählen. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich Ihre Mittbeilunaen so distret" behandeln mill, wie Sie es wiinichen.« Mahel hatte die Hände gefoltet « und begann nun in klaren und ruhi gen Worten ihre Erzählung von der Erbschasr, die der ulte Lieitrnann hin terlassen, von der Antnnst Garderz in Kingston, von ihrer eigenen und ih res Bruders «I3ertr:uensieligteit die, sein gegenüber, von dem wahrscheinli chen, aber unausgellärten Tode Wil liams und von den Denkschem die sie nach seiner Abreise erhalten und die sie lange Zeit hindurch getäuscht hatten. Sie gestand Jllbura ossen, dtsz sie le diglich in der Absicht. nach William zu sarschen und ihre Angelegenheit in die Hände des Advotaten Nocera zu legen, dessen Telegramm ihren Bruder zuerst aus das ihn erwartende Erbe ausmac sarn gemacht, nach Neapel gekommen wäre, daß aber nur ein Zufall. eine Deutung von höherer Hand, sie in die Van am Posilipp gesiihrt hätte. Sie schilderte dann der Wahrheit gemäß ihren ersten Besuch bei Nocera, der wundersamer Weise genau mit der ganzen Angelegenheit vertraut gewe sen sie, erzählte von den Rathschliigem die des schlaue Advoiat ihr ertheilt. und von-« der « errasehenden, ihr nn siinglikh unalau lich erschienenenThat suche. die sie durch ihn ersahten, daß jener Erich Garben der Agent einer anarchistiichen Verbindung, in Wahr heit den Familiennamen Fliburg tra gen sollte. Makel verschwieg nnd ver hehlte nichts, nur von der Vermuthu Romas, Gardet sei msg· wei e zum« Mörder ihres Bruders illiam geworden,— erwähnte sie nichts. Ei graute ihr vor der Wirkung, die diese -Mrttheilu»ng aus den Mann vor ihr ’ list mußt-. J « »Eng hatte die Erzählung Mal-en nicht mit einem orte unterbrochen sleuh tote ein S kranker, hatte er zugehari. Nun schaute er aus und sein verdunkelt-r Auge.tras sich mir -. dem Blicke Wobei-. In diesem sitelLe laa keine Liige und aus der weissen Stirn des iun en Mädchens wohnte die Falschkit n . Er seufzte auf. tief und schmerz voll und dann glitt seine dand lang satn über die Augen. Mir ist, als iei ein banger und böser Traum an mir unriibergezos sagte er leise .Bie tiinqt doch Ihre Geschicht-e seltsam und wunder bar, Misi Lupoi Hatten Ihre Lippen sie mir nicht erzählt, ich würde glau ben. sie sei.ein pountastischet Märchen. Was sind das für geheimnisvolle Diiichte denen mein unseliger Bruder versallen, und wie ist er mit den Anak chisten zusammengetommen?« »Aus diese leßte Frage kann ich Ihnen möglicherweise Auskunft ge ben« Herr von Jllburgc wars Mabel ein. .3u den drei Persöniichieitem vor deren Nachstellungen mich Nocera besonders warnte. aedökte auch der Chef jener anarchistiichen Verbindung zu Genf deren Mitglied Crich Garder war. Dieser Mann soll sich nach No ceras Aussaue sur Zeit in Neapel auf halten und vielleicht wäre es durch ihn moalich, Aufklärung zu erlangenk Caon iuckte mit den Achseln. .Schwerlich. Neapel iit aroß, wie soll man ihn sinden! Jst Ihnen iein Name deianni?« »Noceras nannte ihn mir es ist ein volnischer Name: Laczaromsli. irre ich nicht« — imth Basil von Lacza rowsli.« Jllduras Augen öffneten sich weit. Ein ichauerndes Kältegeiiihl durch ströinte ihn, und dabei sah man, daß auf seiner blossen Stirn Schweißtro pfen schimmerten· «Laczarowsti«. wiederholte er, »ja, ja. so wird es ieins Er ist in Neapel und wir werden ihn sinden Und ist er geseit gegen das Gold, das wir ihm sür seine Auitlärungen bieten, dann werden wir Mittel gebrauchen die ihn zur Wahrheit twingeii sollen —- Jst es indiktret von mir zu tragen wann Sie zum letzten Mai bei Nocera wa ren?" »Seit Beginn der Ertrantung Brunos btn ich nicht mehr aus dein Hause aetonirnen: ich vermutbe des halb, aus deniiPostcinite an der Chiajn werden schon drängende Brieie meiner warten.'· »Sie sagten mir vorhin, Nocera habe Sie unter anderem erii.cht, sich über das verwandtschaitliche Verhält niss Erich Gan-ers zu wir zu ertuni rigem demgemäß weiß er. daß Garder mein Bruder ist — nicht wahr-i« Makel errötbete stsrt »Nein« Herr von Jllburg«, entnennete sie, ich hötte ein-e derartige Verinuikiung ihm gegen über nie ausgesprochen. wie ich denn überhaupt längst bereut habe inhch an Nocera gewendet zu haben« »Aber wir brauchen den Mann Fräulein Luna Lassen Sie bitte so-k sort die etwa eingelauseneisi postlagern den Briese für Sie abholen dann willi ich mich iuniichit unter der band in sorniiren, ob der Advotat sich in juri stischen Kreisen eines guten Rufes er steut Es skagt -sich freilich, ob Sie, Miß Lupo gesonnen sind, mir einen derartigen Eingriis in Ihre Angele genheit zu gestatten? Wir stehen uns in settioinein Verhältnis-, gegenüber· Sie tonnten glauben ich sei Jhr Feind, weit einer meines Namens Sie schändlich betrogen End doch bin ich von ganze-n Herzen Ihr Freund und will gut machen, so weit dies insg lich, was an Ihnen gesündigt worden ist. Sie suchen Erich Garder —- ich achuch: unsere Ziele find also die glei en·" Mabel erhob sich langsam. »Ich habe nie geglaubt. daß Sie mein Feind sein lönnten. Herr von J-Iburg", erwiderte sie mit ruhiger Fassung-» »und würde Ihnen ohne Zweifel schon am erften Tage meines Hierfeing die Geschichte meines Un: glücls erzählt ben, tvenn ich ein Interesse Ihre eitH hätte voran-: setzen können. Jetzt ist das anders-, und vielleicht beweise ich Ihnen da durch am besten mein vollständiges Vertrauen« daß ich mich gern bereit erkläre, die weitereVerfolgnng mei ner Angelegenheit ganz allein Ihnen zu überlassen« nnd daß ich Ihnen verspreche, jede Verbindung mit No cera abzubrechen« «Miß Mahel, ich dante Ihnen Sie sind ein edles hochherziges Mäd chen«« fagte Egon. »Ich preife Gott« daß er Sie mir zugefiihrt hat« wenn mich Ihre Enthüllunaen anch mit tiefem Schiner-re erfüllt haben.« Er brach ab nnd wandte sieh mit unwilliger Bewegung dem eintreten den Diener zu, der ihm meldete« Ge heimrath Schöller wolle sich vor seiner Abreise nach Afrila von ihm verab schieden Der alte herr, der bereits im Sa lon wartete, roar in großer Eile. »Noch ein rasches lehtes Lebewohl« mein lieber Egon", r,ie»i er dem Ein tretenden entge n. »Wie wäre es tpenn Sie mit Ihrer Frau Gemahlin gelegentlich einen lleinen Abftecher nach Tunii machten nnd mich dort auf einige Tage besuchten?« »Das diirfte mir scheue werden« better Schiner ich danke dem im mel, daß ich Ruhe gefunden .rbe. Aber fiir alle Fälle: wie ist Ihre Adresse: Sie wollen sich doch nicht etwa in den Zifternen Kartagoj eig .miethen?« N »Im liebften thst ich’s«, lachte der Alte-— Ich werde jedenfalls in Maria Quartier nehmen« um meinem Sin dtenfelde näher sie» fein. Briefe treffen mich aber vorläufig im ,Grany hotek in Juni-. roo i zunächst absteigen will. Nun behlite · le Gott« Empan Die beiden Männer nahmen in her-lichten Weile von einander Ab « D Eis cui-IT w «»« I ".,Dats ich es wagen, Ihnen, mein Fräulein-Wiese Blumen einsamen-IF »Bitte, — wer wagt, gewinnt!« schied, dann lehrte Jllburg in sein; Arbeitszimmer zurück. ; Die Enthüllungen Models hattenl sein ganzes Innere ausgewählt Der letzte Hossnungsanter, an den fein be liirnniertes Herz sich sesttlommerte, blieb die Möglichkeit, daß Mabel sich durch eine vielleicht wirklich überra ichende Aehnlichkeit habe täuschen las-« sn, daß Erich Garder dennoch nicht rich Jllburg war. Egon zitterte vor dem Zusammentreffen mit Laezarows ti. das in dieser Beziehung ausschlag gebend sein konnte. ilnr sich zu zerstreuen. griff er nach einer der aus dem Tischchen bor der Chaiselongue liegenden neapolitani schen Tageszeitunaen Gleich aus dir zweiten Seite stieß er auf eine Notiz, die ihn nachdenklich machte. Es hieß da: »Ein Vochstapler, anscheinend recht Jemeingesiihrlicher Art, ist in der Nacht vom 12. zum 13. dieses Mo nats aus dem Gefängniß der haupt wache entwichen. Der Mann, ber einen polnischen Namen —-— v. L. ——- trägt oder lich beigelent bat, bei dem aber auch noch ein auf einen rnsftschen Na men lnutender IUns; und eine Anzahl starl tomnrornittirendrr Papiere ge? fanden wurde, zeichnet sich durch ele aantes Benehmen, weltmänniichen Schlifs und eine durchaus eiicnehmende Persönlichkeit aus. Er wohnte bisher im Hotel ,Miiierva’. dessen Besitzer er, wie wir hören, um eine bedeutende Summe gereellt hat· Seine Festnah me erfolgte auf Anregung des Ober tellners des tesagten hotels, den er in rohefter Weise gemiszhandelt haben soll. Wie v. L. aus der Hauptwache entkommen, ist noch nicht aufgeklärt worden« ed steht aber »re- hossen, daß die Polizei des gefährlichen Menschen bald wieder habhaft werden wird." Egon ließ das Blatt sinken und starrte durclk das Fenster. »v. L.« — lonnte das nicht Laczarowsti sein? Nach Wandas Ansicht war der Ver tommene auch einer gemeinen hand luna fähig, und da er in Geldnoth ge wesen« to mochte er wohl zu ungeseh lichen Schritten seine Zuflucht genom men haben, um lich Existenzmittel zu schaffen. Wand-re Hoffnung, ihn durch eine energische Abweilnng feiner For derungen gänzlich ans Neapel zu ver treiben, war dennoch gescheitert. -—— Er erhob sich, um zunächst noch einmal mit Wanda Rückfptclchk zU nehmen. Er mußte erfahren, in krel chem Verhältnis; Batil zu Erich aes standen hatte; vielleicht lonnte Bisil ihm foqu den Aufenthaltsort res vermeintlich Verichollenen nennen. Wanda ivar soeben erst von der Spa-! zieriattrt entiielae·ebrt. Sie hatte dies Toilette aewechselt und träumte wie; aewiiltnlich vor ihrem Kamine Mit kurzem Gruße trat ann, die; Zeitung in ver hand, in dass Zim mer. Ach will Dich nicht länger stören, Weint-M taate er, »möchte Dich nur auf einen Zeitungsartilel aufmerksam machen. der auch für Dich von Inte resse sein könnte. Bitte, lies diese lurze Notiz.« Er reichte ihr das Blatt, das sie mit unterdrückte-n Gähnen nahm. ann deutete mit dem Finger ani den Artilel und Wanda begann halblaut zu lesen Plötzlich schnellte sie empor-. Jm Nu war das Zeitungsblatt zu einem Knäuel zulammengeballt und floa in die Ecke. Aus den lichtgriinen Augen der jungen Frau sprühte eine unbän dige Muth. »Der Schutt!« stieti sie ziichend hervot, dann mass als fühle sie eine Ohnmacht nahen, und hilietuchend umllannnerte sie den Arm Egonc. Er tiibrte tie zu dein Sessel zurück. »Den-leise Dich, Mut-'s la te er, aber ohne jenes herzliche un aut Xrichtige Mitgetiihh dai sanft bei der lei Gelegenheiten aus feinem, Tgae heraustlanq7 «etne tolche Leid - tchattlichteit führt zu nichts. Seien toir vernünftig. itt Du wirklich der Ansicht, da der entsprungene Vers-", er tto te und wiederholte dann noch einmal: »in der Ent sprungene Dein Bruder asil ist?« »Mein Bruder itt er längst nicht mehr«, gab sie, von neuem aussah rend. zueiieh »ich weite jede Gemein schaft mit diesem Cleriden zurück. Bot wenigen Tagen sandte er zum leßten Male zu mir —- ich warf sti nen Brief ungelefen in die Flammen und ließ ihm sagen, ich hätte teine Antwort für ihn.«« »Das war unter allen Umständen unvorsichtig von Dir-", entgegnete Jllburg scharf. »Ich habe mehrfach betont. daß wir bei dem Charakter Basils jeden Augenblick eine uns schwer fchövigende Niedertracht fei nerfeits erwarten konnten. Ich will jedenfalls fofort auf die Palizeipreis feltur, um nähere Ertundigungen eins einziehen und um zu versuchen, die ganze Angelegenheit fo weit als mög lich vertuschen zu lassen. Hättest Du die Gewogenbeit gehabt, mich recht zeitig und genauer in die. unfeligen Verhältnisse einzuweihen, in denen Dein Bruder lebt, dann würden’f«ich « zweifellos Mittel und Wege gefunden haben. ihn aus feiner Geiunlenheit emporgnhedem und Dir und wir wäre die Röthe der Scham erspart geblie ben, ,die uns feine erbärmiiche hand lungsweiie ins Antlitz treiben muß.« In unwilliiirlicher Erregtheit hatte ann etwas biterer aefprochen. als es ionit in feiner Art lag. Wanda warf ibm denn auch, den schönen Kopf rnit verächtliche-r Geberde hebend, einen iiniteren Blick zu und erwiderte tief gereizt: »Was ioll das? Vorwürfe — Du mir! Ich bitte Dich, Egger, mache Dich nicht lächerlich! Fasse us erft an Deine eigene Brust: auch u haft einen Bruder, von dem neun n cht weiß. ol; er heute noch auf den Wegen wandelt, die Geburt, Geieh und Sitte ihm votaefchrieben haben!« Der Pfeil traf. tiefer vielleicht, als Wanda fetbe es ahnen konnte. Jll bura wandte fich um« trat an das Fen fter und schaute auf das Meer hinaus, das feine Wellen in tofender Bran buna an das Ufer warf; er war fiill geworden, nur fein Herz fchrie laut. Entsetzung tolgt«) Der siege-ins der künstlichen seide. Ueber die bemerkenswerthe Zu nahme in der Herstellung künstlicher Seide macht die Illustration inter essante Mittheilungen. Bereits im Jahre 1907 bezisserte sich die in Eu ropa und Amerika hergestellte künst liche Seide aus nicht weniger als 6 Millionen Pfund, während sie noch im Borsalsre 4,8(10,000 betragen hatte. Die tiinstliche Seide wird be kanntlich aus chemischem Wege aus Baumwolle oder Cellulose gewon nen, aber die Verstellung zeigte noch bis vor Kurze-m in der Praxis-T erheb liche Mängel. Inzwischen aber sind werthvolle technische Vervollkomm nungen eingetreten, die die Qualität der tiinstlichen Seide sehr verbessern und damit die Nachfrage erheblich ge steigert haben. Dazu kommt, daß mit dem wachsenden Bedarf an Seide die Produktion an natürlicher Seide taurn noch ausreicht. Jrn Jahre 1904 ha ben Europa und Amerita den chine sischen Seidenmartt sast völlig er schöpst und die händler haben mit den asiatischen Seidenziichtern riesige Ver träge zu wesentlich theureren Preisen abschließen müssen. All dies begün stigt natürlich benSiegeozug der künst lichen Seide, die in der Kraloattens und Bänderindustrie immer weiter vorbringt. Neuerdings hat rnan sie auch in größerem-Maßstabe siir die Verstellung von Möbelstossen undSeis dentapeten herangezogen; indes ist es« die Passementrie-Jndustrie, die zur Zeit die meiste künstliche Seide verar beitet. Jn hou.ston,· Tex» be ablen die Stehpassagtere in Straßen hntvagen, die sogenannten Riemenhön r, nur s Cents ahrgeld, also wet nti we niger a s die siyenden a agiere. Die Galanterie der herren so dort seither einen riesigen Aufschwung genommen Wu. . « i e- i »Die Englander diirsen dankbar da sur sein, daß sie insolge des inneren Kampfes ihreAngst vor einer deuts n Ueberrumpelun wenigstens ,siie eine kurze seit verge en tönnen.