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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 21, 1910)
Ver arme Millionär. Eine tragikomische Geschichte von Max Hirschfetn »Sie lassen sich also auch einmal blicken, mein lieber Herr Schröderl Wie liebenswürdig von Jhnenl Seien Sie mir herzlich willkommen!« Der hofrath drückte seinem Besucher herz lich die Hand und wies auf einen Sessel, der dem Sitz an seinem Schreibtische gegenüber stand. »Wie seht es Ihnen denn, mein werther Herr Kommerzienrach Jch hoffe, daß Ihre liebe Familie wohl ist —— auch Ihre Frau Gemahlin -— habe ich — fchon eine Ewigkeit —-— nicht ·—-- gese den« etwas zögernd ausgesprochen, denn es war ihm aufgefallen, daß der sonst so muntere Kommerzienrath fast kein Wort sprach und eine ziemlich trüb selige Miene aufsetzte. Nun musierte er ihn auch etwas genauer, und jetzt ward er inne, daß sein Freund Schni der zwar immer noch anständig, aber doch nicht mit der an ihm gewohnten Eleganz gekleidet war. Jn seinem ganzen Wesen lag offenbar etwas Ge drücktes. »Ich danke Ihnen, Herr -Hofrath, ich danke Jhnen recht sehr,« erwiderte Schrift-er, indem er jenem seine Rechte hinstreckte, die aber nur flüchtig be rührt wurde. «Es freut mich, daß ich bei Ihnen die alte Freundlichkeit wiederfinde — übrigens geht es mir wohl, —- auch mener Familie —- die Migräne meiner Frau ist augenblick lich etwas stärker, als gewöhnlich, aber das hat nichts zu sagen —« Er murmelte noch Einiges in den Bart. Der hofrath kam aus einem inner lichen Staunen nicht heraus, er konnte sich das verwandelte Wesen des Kom merzienraths nicht erklären. Sonst konnte es kaum einen stolzer-en Mann geben, und nun saß er so demüthig da, so wie — ja, er konnte keinen an deren Vergleich finden —- wie ein Bittsteller. Aber das war er sicherlich nicht; der Hofrath mußte über diesen Gedanken lächeln. Kommerzienrath Schröder war fa als einer der Reichsten der Stadt bekannt. Oder sollte ein blöd liches Fallissement —? »Werther Herr Kommerzienrath Sie verzeihen einze Frage«, sagte er, »ich las in der Zeitung von dem großen Preissturz in der Zuckerinduftrie — ich hoffe, dass Sie von der Krisis unberührt ge priesen sind —« « Die letzten Worte hatte der Hofrath , »Ist YXIschte ein taum merkbar-Es Lacheln iever das Gesicht des Vesp cher3. »Ganz unberührt lann ich nicht agen«, erwiderte er, »aber nicht zu rt getroffen. Uebrigens haben wir ja ient die Sauregurkenzeit, eine Pe riode, in der bekanntlich überall Ge schäftsflauheit berrschi, da pflegt der gleichen eben einzutreten." «Apropos Sauregurtenzeit«, unter brach ihn der Hofrath, »wo haben Sie denn während der ganzen Badesaison gesteckt? Als ich mit meiner Familie nach Norderney reiste, saßen Sie noch fleißig hinter Ihrem Comptoirtiiche. nnd als wir zurückkehrtem fand man Sie noch immer bei der Arbeit. Wo alfo —« »Ich Ich war zu Heusc!« »Sie waren zu Hause?« fragte der hofrath und wich. zurück, als ol: er auf eine Schlange getreten wäre. «Sie haben doch eine Van in —« »Nun ja —- die habe ich ——— aber ich wollte gern einmal daheim bleiben." »Du Iieber Himmel«, sagte der IHof rath, offenbar bestürzt, »das ift doch fo etwas Ungewöhnlichesx man bleibt doch heutzutage nicht so ohne Weiteres hause-namentlich ein Mann in et Bermögenslage —« »Man ja, aber es können doch Fälle eintreten —- kurz und gut, ich meine, es is doch einmal eine Abwechslung Anstatt sich Sommer für Sommer im Lade herum zu treiben —-« »Aber ich bitte Sie, here Kramer zienrath, das ist doch nur eine Aus rede. tpie fie von armen Schluckern v sucht tvirb Wenn ich mich nicht e, waren wir früher darüber einer Wir-r Der Mensch muß einmal Isssahre ansruhem wenn seine Ner Mit nicht ganz und gar zerriittet W soli. Wer bielte es denn aus, III seit Zu arbeiten und —- denn II das ist eine Anstrengung —- sich se sinkst-ein was wir Großstädter eben .arnüsiren« nennen.« Der Kommerzienrath hatte zerstreut ’ vor sich shingeblickt nun griff er das We Wort auf. »Nicht wahr, herr Muth, auf meinen Soupers haben wir unt nicht übel amüsirt — See er Ituned-seien »sich wohl noch das lehre » , ja, es war recht schön —- sehr liebenswürdig von Ihnen gewesen, rnitl- einzulnden, aber aufrichtig, ich habe mich recht oft dadurch versäumt — Sie wissen in. Iole lehr ich in An spruch genommen btn — und wenn man eine große Familie bat —« Do Kommerzienrath Schröder nichk antwortete sondern stumm nnd efrl wenig verlegen vor sich hinblicke, kam der Dofratb gänzlich außer Fassung und that was er sich sonst in seiner Ushletzogenleeit einem derrn der gu ten Gesellschaft gegenüber nicht er kubi hätte, er sah ungeduldig nach M U . -· Undbt nun nrlchsh das Unerbsrtr. der Mater-jemals erhob sieh, oth gcik ehrs- Mle tief und rninelte Hm es on Boden Glase-en W —-.-— Blicken: »Herr Heirath, wollen Sie mir einen großen Gefallen thun? Borgen Sie mir hundert Marl.« Der dofrath starrte seinen Gast wie ein Gespenst an. Also doch! Seine triilssten Ahnungen schienen sich zu bestätigen. Einem ersten Antrieb fol gend, griff er in vie Tasche, zog jedoch die Hand alsbald zurück. Gewiß, sein Herz war nicht ver härtet, er fühlte noch mensch’ich und wußte wohl, was er einem alten; Freunde schuldig fei, der plötzlich ins Armuth gerathen war· Aber er mußte» sich vernünftiger Weise iaaen, daf;i dies nur ein kleiner Anfang war. ge wissermaßen ein Versuchsballon, und wenn er einmal darauf ein-sing, to war es eine Art von Zugeständnis:. daß der verarmte Großlaufmann sich auch weiterhin in feiner Verlegenheit Im ihn wenden dürfe. Und er, der Hvskütlh hatte es bei seiner großen Familie doch auch nicht allzusehr übrig. Zu alledem. wao wtirde feine Frau sagen, der er erst neulich 20 Mart für einen neuen Sommerhut verweigert hatte? »Bedaure unend lich, lieber Freund«, sagte er verlegen, »ich hin augenblicklich gerade schlecht bei Kasse —- aher ich wette, wenn Sie Zu unseren anderen Freunden ges en — —« Da lächelte Schröder wie ein Faun, trat auf den Hofrath zu, versetzte ihm einen kräftigen Schlag auf die Schul ter und rief: ·ho«rath, Mensch, Freund, Sie alter Volativus, ich habe mich nicht getäuscht ich danke Ihnen« »Wie — was soll das?« »Ich habe jeht in Folge einer Wette mit meinem Millionärs - Kollegen Müller rund zehntausend Mart ge wonnen. Ich wettete, daß ein Duyend unserer gemeinschaftlichen Freunde mir auf meine Bitte nicht hundert Mart bargen würden. Bedingung war: anständige-E- Auftreten meiner seits und Mittheilung, daß ich in meinen Verhältnissen nickt derangirt wäre. Sie find der zwölfte der guten Freunde, welche mir das Dattel-en verweigert haben. Die gewonnene Wette werde ich heute durch ein glän zendes Souper feiern —« ’ »Mhaha. Sie haben Jkre Rolle prächtig gespielt —- und ich die meine, nicht wahr? —- Jch lomme heut’ Abend, verlassen Sie sich darauf —« »Bei-nun unendlich! Nach unserem Urtereinlommen sind die zwölf guten Freunde vom Souper ausgeschlossen Leben Sie wohl. Hofräthchem leben Sie —wol!l.« Ein verblüfftes Gesicht schaute dem -davoneilenden Millioan nach· va- Stiefeiua Von ErnilMarriot Die Nachbarinnen standen aus dem Treppenslur beisammen und redeten der Frau hart in’s Gewissen. »Es ist ja gewiß nicht nothwendig, und auch nicht gut, zu streng zu sein.« sagte die alte Frau Anselm, die schon Großmutter war und bald Urgroß mutter zu werden Aussicht hatte. »Hörte zerstört das Vertrauen, und unsere Kinder sollen Vertrauen zu uns haben. Aber zu Allem schwei gen, ist auch nicht richtig, Frau Hori.« . Diese, eine kräftige, blühend aus sehende Frau von ungefähr iünsund vierzig Jahren, nickte mit dem Konse. »Ja, ja, Frau Anselm, Sie haben ganz Recht. Und ich rede dem Mädel auch ost genug zu.« »Das ist’s ja eben!« sagte eine An dere, die dürre Frau des Schneider rneisiers, eifrig. Sie hatte drei Bu ben, und diese wie der Meister zitter ten vor ihr. »Meine Buben müssen aufs erste Wort pariren. Einmal sa gen. dann schlagen: das ist mein Prinzip. Jch sage Alles nur einmal. Und wer nicht hören will. wird ver hauen. Anders«gehi es bei den Kin dern nicht. Sonst wachsen sie uns über den Kopf. Und sind wir nicht Alle geprügelt worden?« DreIrauen gaben das zu. Ohne Brugel wird Keiner groß« subr die Frau Meisterin sort. »Und ein einziges Kopssiiiek bewirkt tausend Mal mehr als die rührenbsk Predigt. Was glauben Sie denn? Ihr Möbel lacht Sie einfach aus. « Frau Dort vertheidigte das Mädel. »Nein Frau Meisterin nein Da ib un Sie ihr unrecht. See ist gutartig und bat mich am ,.Na ja. Wenn sie eine so gute Mut ter nicht gern hätte, so wäre sie ein Teufelsbraten«, saate die Meisterin. »Dann müßte man sie erschlagen.« Die aite Frau Anselm fchiittette mißbilltaend das greife haupt. Sie war eine Feindin siarter Worte. »Ge wiß ist Ihr Mädel im Grunde gutar tig, Frau sprich sagte sie. »Aber ein zige Kinder werden eben immer ver wöhnt. Und darin liegt eine Gefahr für das Kind. Das Verwöbntwerden macht webleisdig.«« »Aera-Ihm wird sie nicht«, erwider te Frau Hort mit einem gewissen Nachdruck. »Zum Vater schon gar nicht· Der ift im Gegentkeil oft recht streng mit ihr.« .Wirklich?« fragte die Meifrrin un gläubig. .Jch, glauly es nicht, Frau hort. Und Sie verschweigen und ver tuschen Ia Allei. Die Mutter ist die uptsache bei der Erziehung. Die nner haben zu arbeiten, gehen ih rem seruf tust-, können sich utn die stude- uichuampmn ruf vie Mut-l ter sinnst-i nn. Die trifft die Verant wortung, wenn die Kinder mißm L then« ., » Frau Hort lächelte ein wenig. » »Weißt-tin eine so groß-: Macht baden dre» Miter nist. Die Lustige-ist das Wut-nasse Sehr gute Mütter baden schon sehr böse Kinder gedath f .Weit sie vermuthlich zu schwach :varen«. entgegnete die Meisterin hart näckia. Eis-ihren Sie nur fort, das Mädet zu veezärteln Sie werden schon noch was mit ihr erleben! Wenn iie mein Kind wäre, würde ich sie tüch tia date-binnen nnd nicht iana reden. Uebrigens...was net-PS mich aus« Damit beaab sich die dürre Meiste-: tin in ihre Wohnunq und schlug trachend die Thär Iinter sicks zu »Mein Drache!« sprach vie areiseH Frau Anselm hinter ihr her. »Eint» Glück. daß sic nur Buben hats Dies halten mehr aus. Guten Jan-— FMU Hort. Jcks muß hineinziehen Das Steh-en ist mir zu mühsam." »Daben Sie drinnen was zn thieris« fragte Frau Hort. »Nein. Nur setzen will ich mich. Warum? Wollen Sie etwas von mir?« »Wenn ich Sie nicht stört« mochte ich Ihnen ein bissel Gesellschaft leisten, bis mein Mann nach Hause kommt. Sie wissen eb wohl selbst: Man hat so seine Stunden, wo man nicht gern allein ist« Freilich lenne ich das. Hab' ost solche Stunden aehabt. Kommen Sie nur herein zu mir. Wir setzen uns zu sammen auf's Scpha und Rauschen bis Ihr Mann tommt Wo ist denn Xbr Mädel?« .Wieder einmal zu einer Freundin gelaufen. Und die Schulnusgaben bleiben liegen. Man bat sein Kreuz fmit dem Kind. Gar keinen lfrnst bat ie.« Die alte Frau sagte nichts daraus und geleitete ihre Nachbarin in die Wohnstube Da nahmen sie aus dem altrnodischen Sopba Platz. «Sie find noch nicht lana in Wien?« fragte die Greiiin nach ein-r kleinen Pause. »Er-n seit drei Jahren. Mein Mann ist nach Wien versetzt worden, und ich bin froh darum. Schon des Kindes wegen. In der tleinen Stadt, wo wir srüher waren, giebt es feine höheren Schulen. und unser Möbel soll doch et was lernen. Wir hätten sie iiber kurz oder lang aus dem Hause thun müssen, und das wäre uns, bei dem Leichtsinn des Kindes, schwer gesallen.« »Wie alt ist sie denn?« .Knapp vierzehn Jahre. Nach der Bürgerschule soll sie einen Handels turs besuchen." »Dat sie Lust dazu?' ..Qb ja. Sie hat zu allem Lust, so lang’s nicht Ernst wird damit.« »Sie haben immer nur das eine Kind gehabt? Keines oerlorenk Frau Hort sah vor sich hin. »Nein. sich habe keines verloren«, sagte sie ei e. »Und waren immer eine so schwache Mutters« DieGesragte antwortete nicht gleich. »Ich bin nicht schwach«, sprach sie dann. »Es ist etwas anderes, Frau Anselm." Diese sah sie verwundert an. «Was denn? Können und wollen Sie mir sagen, was es ist?« · »;-a.« Sie rückte ihr näher. »Es ist nichts Schlechtes. Und Sie werden mich auch oerstehen... Mein Mann und ich sind im gleichen Alter und ten nen uns seit unserer Jugendzeit Er war mir immer lieb, sehr lieh, so gar....zu lieb. Warum sollte ichls Ihnen nicht sagen? Es ist ja leine Schande, wenn man einen Menschen gern hat... auch wenn er·s nicht so erwidert. wie man's wohl haben möch te Es war nämlich eine andere da, die er lieber hatte als mich. Sie war zehn Jahre junger alr- ich, und iein und zart und lieblich. Wie eine Bäuerin hab' ich net-m ihr ausges fchaut Nein! Nein! Es war tein Wunder, daß er sie so lieb hatte. Man hat ihr aut sein müssen. Aber eines hat ihr gefehlt: eine Hausfrau war sie nicht. Davon hat sie nichts verstan: den. Und wie sie seine Frau aeworden war, ist sie immer zu mir gekommen Eintnuien bab’ ich müssen siir sie und rechnen, denn ihre Verrechnungen haben nie gestimmt, und getocht hab' ich auch siir sie und ihren Mann. Ihm war es aanz recht so· Er war so ver liebt in sie, daß er nichts gewollt hat« als sie verhätscheln und bewundern und lieb haben . . Und ich — na! ich war wieder froh, daß ich für ihn habe sorgen und sparen und arbeiten dür fen. Aus diese Weise ist es ausge zeichnet gegangen, und wir waren alle drei zufrieden. Dann hat sie nach zweifiihriaer Ehe ein Kind geboren. Und an dem Kinde ist sie gestorben. Nicht gleich bei der Geburt. So nach und nach. Sie hat sich davon nicht er holen, hat nicht-wieder zu Kräften tomrnen können u ist am Ende still verlöscht wie ei herabgebranntei Licht . · . .« · Sie wendete sich ab. Frau Anselm driickie ihr die hand. .Der arme Manni« murmelte sie voll steil nahme. «Jawohl war er arm«, sagte Frau hort. »Von der Zeit will ich auch nicht reden. Daß er’i überlebt hat . » ist ein Wunden Ra, wie sie s ou recht schwach war und gefühlt t, daß sie bald sort wird müssen vom Mann und dem kleinen, taum einjii rian Wurm, hat sie einmal mit m r von ihrem Tode gesprochen. »Mein Mann ist noch inng«, hat sie gesa t. »Er wird nicht allein bteibem So leb wie · wird er keine mehr haben, das weiß ch. Ibet heirathen wird er. bitte BUT and sie but sich an m « getiaenmert in ihrer Noth. «sieh’ Du ihm bei wenn er falsch wählt! Sorg Du daiiir. daß mein armes kleines Kind teine böse und harte Stiefmutter triegtt Atti Dich wird er hören, wenn Du ihn-. sagst, um was ich Dich gehe ten habe· Versprichst Du mir dast« ...Jch bad’ es ihr versprochen, Frau Anselm.« Und auch gehalt-:n«, iagte die ) Greisin ernst. I »Er bat mich genommen weil ich P feiner Todten lieb gewesen und er an mich gewöhnt war und weil ihm das Alleinsein en schrecklich war . . Und nach nnd nach hin ich ihm auch theuer geworden. Heute hängt er sehr an mir eFrau Anselm Anders als an sei ner Todten, die er nicht veraessen hat und nie vergessen wird auch wenn er nie von ihr spricht. Aber er rängt an mir. Und das Kind T- glaubt, daß ich seine Mutter bin. Wir wollen sie einstweilen dabei lassen. Vielleicht später einmal. Doch jetzt toll sie meinen. ihre Mutter zu halten« »Als-) ist daf- Msdel das Kind der Ersten!« rief die Greisin aut. »Ja. Und ich bin bloß ihre Sties mutter. Und darin liegt der Grund meiner Schwäche dem Kind gegenüber. Einmal, ein einziges Mal hab’ ich sie ordentlich verdauen. sehn Jahre war sie damals alt. Und wie sie mich da mals angeschaut hat mit den Augen voll Ihriinen und eine solche Angst in den Augen da war mir, als spürte ich eine Hand auf meinem Arm; die band der todten Mutter-. Und nie nieder hab' ich das Kind gcichlagen Eine Mutter tann et thun Das ist eben etwas anderes Hätte ich ein eigenes Kind. . . ., io würde ich wohl( strenger sein« Dann hätte ich die Sicherheit der Mütter. Und diese Sicherheit hab ich nicht Ja- fühlei siir das Kind doch nicht fo, wie für ein eigenes. Und so fürchte ich im mer. daß sie’s merken könnte; und daß ich ungerecht sein tönnte gegen das Kind der andern. Und das bin det mir die Hände, Frau Anselm Mein Mann ärgert sich oft iiber das Miidel und schilt sie und straft sie wohl auch. Er tann es thun denn er ist ihr Vater. Er hat ihr gegenüber die Sicherheit« die mir fehlt und im mer iehlen wird. Nie braucht er sich zu fragen: Wäre ich gegen ein eigenes Kind nicht bester, weicher und nach sichtiger7 Es iit eben sein Kind, er hat Vaterrechte aus das Mädel, weil er auch die richtige Vaterliebe sür sie hat«-Ich tann die richtige. die echte Mutterliebe iiir dao Kind einer an drrn ia doch nicht haben Und darum bin ich so schwach gegen sie iuhle mich so hilflos vor ihr....Vet stehen Sie jetzt, warum ich das Kind nicht schlagen tann!?« Enthüllnng des Berliner Mommfensdentinals. Die tiirzlich erfolgte Enthüllung des Mornrnsen Dentmals oor der Berliner Universität gestaltete sich zu einer eindrucksvollen huldigung fiir den Historiter Roms. Festlich ge schmückt bot sich der Vorgarten der hochschule. Tribiinen in den Farben des Reiches umgaben das Wert Prof. Brütt5. Hier erschienen gegen 12 Uhr die Ehrengäste der Universität, als Vertreter des Kaisers Prinz Au gust Wilhelm, die Minister Moltte, Beseter, von Trott zu Satz« sein Vor gänger Studt und Gemahlin, Unter staatgsetretär des Staatsministeriums Dr. von Guenther als Vertreter des Reichstanzlers, die Oberbürgermeister Kirschner und Schustehrug und Dr. Reine. Die Kinder und Enkel des Gefeierten -rvaren zahlreich erschienen, ferner die Vertreter fremder Universi täten, Retter Bindtng aus Leipzig, Ahordnungen aus halte und sogar aus Lenden. Auch der Künstler des Wertes war erschienen. Jhren be sonderen Glanz aber erhielt die Ver sammlung durch die Betheiligung der akademischen Jugend, den festlichen Wichs der Vertreter der Universität, der Iatultäten, Korps und Burschen schaften, die als eine prächtige farbige Rote das herhstliche Bild umrahmten. Und vieltöpfig versammelte sich« die Vertreterschaar der Gelehrtenroelt, voran der Rettor, Geh. Rath Stich Schmtdt, der Schwiegersohn Mosis-n sens. Geh. Rath von Wilamowip Moetlendors, — sie empfingen den Vertreter des Kaisers. Diesem dantte im Namen des Kamites Lud tvig Delbriiet, der Sohn des intimen Freundes Mommsens, fllr fein Er scheinen und bat um die Erlaubniß, us vi- Haak saue. Musik meine-· der Losleckfche Blöferhund spielte eine Sonate des alten Gottfried We. Dann erzählte Ludwig Delbriia in warmherziger Rede die Geschichte des Mann-nennst wie sur Errichtung die« Unterrichtsverwaltung, die akademi schen Kreise und die Freunde wettei fernd sich bemühten, Ivie nur des May und das Material strittig gewesen sei, wie der Aufruf iiberall bis jenseits der Ozeane freudigen Widerhall fand, ein Zeichen der huldigenden Dankbar keit der ganzen gebildeten Welt. Mii. erinnerndeni Worte schilderte er den Zauber dieser Persönlichkeit, in der tiefer Ernst mit heiterer Anmut-, ein zartes Gemüth mit scharfem Witze sich vereinigte. »Wir haben das Feuer seiner Leidenschaft und die Beweglich keit feines Geistes bewundert, seine ge l Ivaltige Schöpfetltaft und den durchdringenden Verstand, Imd wir haben angestaunt den Mann »dem höchsten Wollen und vom höchsten Vollbriwgen«. Für alles dieses lesen wir einen nie verwellenden Kranz des Dankes an diesem Denkmal niedee«. Damit übergab der Redner die Stif tungsurkunde dem Reltot dee Univer-i sität, dem Schüler, Kollegen uan Freunde des Geseietten, der vor 14· Jahren am Leibnizlage Etich Schmidtl bei dessen EIntkItO in die Berliner Alademie das Glückan gemes. ( Der Rettor Geh. Rath Schmidt dantte sür das Erscheinen des durch lauchtigsten Kommilitonen, den Eh rengästen, den Spendern, die zu dieser internationalen Stiftung heisteuerten. «und dein Schöpfer des Wertes, das seinen Meister lobt, in dein der Pro sessorentalar teine Bemiintelung, son dern künstlerische Form wurde. »Wie der Mensch die Erde verläßt, wandelt er unter den Schatten«. Und Momrnsen hat sein Dasein ausgelebt, nicht überlebt. Aus Lorbeeren ruhe es sich schlecht, heißt ein echtes Monm sengWort Er blieb der gebietende Führer in dein römischen Weltteiche seiner Arbeit, ist von Gebresten und Depressionen in neuer Arbeit genesen Jugend und Greisenthutn gegeneins ander abwägend, pries er an seinem 80. Geburtstag selbst das Glück, alt zu werden. Die ungeheure Krast und Produktion dieses Willens waren es werth, daß ein rascher Tod ihn vor sechs Jahren von uns nahm. Er steht denn hier als einer der siihrenden Ge lehrten des Jahrhunderts und Euro pas, zugleich als der allergrößte Or ganisator. Schon an seinen jungen Jahren hat Storni zum ersten Male gesehen, was großartige Arbeit ist. Daneben war die Lyrit sitt ihn so etwas wie das Flötenspiel siir Friedrich den Großen, denn wer ein maliLtrriter war, der bleibt es. lind in seltener Verbindung war dieser große Gelehrte zugleich einer der ge bildetsten Männer. Erich Schmidt warf einen flüchtigen Blick aus des Jünglings Aufenthalt in der haupt stadt der Welt, erinnerte an seine Thätigteit bis in die letzten Tage, die der treueste Arbeitsgenosse Mamm sens, die Qslan Hirschseld geschildert hat —- erinnerte schließlich. wie Mommsen den Nobelpreis der Schrift steller der nach 40 Jahren noch leben digen «Rörnischen Geschichte« erhielt, während er selbst bescheiden erklärte eigentlich wußte ich doch damals noch zu wenig· Dann schilderte Erich Schmidt sein Wirken an der Univer sität, seine strengen Collegia. sein Streben zur Erweiterung der Biblio thet. sein Reitorat von 1875, als Mommsen die Matritel als Ehren bries, Adelsbries und Schuldbries pries und in den akademischen Schleu drian segte. Und Mommsen wars schließlich ein deutscher Patriot. Tren nendeg verschwindet gegenüber seinem Eintreten für die Einigung Deutsch lands unter Preußens Fahne, als er mit sliegender Feder von der Schleg wiger Schlacht am Nendsburger Jaurnalistentisch berichtete, gegenüber der Wärme seiner Weiherede aus die Königin Luise. Den deutschen Bür gerroct hat er statt des Professoren schlasroas getragen. So schloß der Nettor mit der Wendung an die Kom militonen: »Dieser Mann des selten sten Weltruhms, einer der größten Arbeiter und Arbeitgeber der Welt« lehrt- die ganze Krast zusammenzu-’ nehmen: «Semper honos nomerique tuum manebit«. Der Reltor hatte unter alademischem Beifall geendet. Vor dem Denkmal aber hausten sich« die Kränze, deren ersten Prins August Wilhelm niedeelegte, und Musik, des Uenezianeks Gabrieti, Unions schle die eindrucksvolle Feier. Der deuefse Appetit »Es war kürzlich an dieser Stelle wiederholt von berühmten Essetn unt fFeinschmeckekn die Rede. Do ziemt es Isich wohl, odean hinzuweisen daß das »deutsche Voll im All einen zu den Vielessetn qehött, ein weis, daß es einen quten Magen out. Wir ha ben also keine Veranlassung« uns zu entschuldiqen. auch nicht gegenüber deen in manchen Kreisen herrschenden Vorm-theil, daß starte Esset der Et schlafsuna anheimfallen; Wenn das richtia wäre, so wäre das deutiche’ Volt schon längst so erschlafft, daß von ihm teine Spur mehr da wäre, denn die Deutschen waren schon hei ihrem Eintritt in die Geschichte nicht nur wackere Zecher. fanden-auch eis rine Esset. Die alten Germanen aßen mit Vorliebe Pserdefleiseh ais Erin neruna an den Dienst der alten heid--f nischen Gottheiten. Aus demselben Grunde waren Rinden Widder nnd Schafe beliebt, weil sie zu den Opfer thieren gehörten. Da machte aber der Papst Zacharias den Schmausereien ein Ende, indem et an Boniiacius das Gebot ergehen ließ, den Genuß aller an den heidnischen Gottesdienft erin nernden Opferthiere zu untersagen. Nun hielten sieh unsere Vorfahren an Bären, Hirschen und Schweinen schadlos. Im dreizehnten Jahrhun dert aalten an den vornehmsten Tafeln als die feinsten Leckerbissen Kraniche, Störcke nnd Krähen — iiher den Geschmack löszt sich nicht streiten. Zu Anfang des vier-zehnten Jahrhunderts aerieth der Dichter Hadlaub in Berziictuna als er in ei nein Gedicht als den höchsten aller Ganmenaeniisse eine Mahlzeit pries, leider ein feiner Schweinebraten nnd Würfte die größte Rolle spielten. Aus fallend mager war d.1aeqen das Frühstück. das an den Gerichtötagen den Schaffen vorgesetzt wurde: es be stand aus Sappe. zwei Eiern und Knohlanch. Die seitdem It Iris-m s Aus London wird geschrieben: Jn den letzten Wochen haben zwei Frauen »ibr Leben infolge der von den Haar tiinstlern beim Frisiren angewandten Mittel verloren. Jn dem großen Von Harrod geleiteten Geschäft starb eine Dame, die an Herzfchwiicke litt, unter den händen der haarlünftlerim die die Haare der Kundin mit einein als Te trachlorid bezeichneten Kosmetil be bandelte. Die amtliche Unterfuchung bat zwar die Friseufe von aller Schuld freigesprochen, aber das Publikum wurde gleichzeitig oor dem Gebrauch gefährlicher Mittel bei der Behandlun der haare gewarnt. Noch sensatione - ler war der zweite Fall« der sich im Coiffeurgeschijft Leon in einer Neben strasze des Piccadilly zutrua. Dort ließ sich im ersten Stockwerl eine Dame mit dem deutschen Namen Hochleen frisis ren, als auf unerlliirliche Weise ihre Haare in Brand geriethen. Frau Leon und ibre Tochter suchten das Feuer zu löschen, mußten aber, ad auch ihre haare zu brennen anfingen, aus die eigene Rettung bedacht sein« Sie flüch teten sich—s—es war tut-i vor neun Ubr Atends —— mit brennenden Köpfen laut schreiend die Treppe hinab in die Straße, wo sie von der im Linie-Thea ter anwesenden Löfchmannschaft rasch in Behandlung genommen wurden. Miitlerweile batte das Feuer die im Saal zurückgebliebene Mis; Hochlern so entsetzlich zugerichteL daß sie sofort ins Kranlenbaus übergefiihrt werden mußte, wo sie am folgenden Morgen dsetn schrecklichen Brandwunden erlegen i . So vielen stellt sich das Glück direkt in den Weg« aber sie weichen ibrn ausl s-— Du fi- die sekciusiuuivkiiiiii dem-me- Mssmsks . Darm-i m Itbf Adolf Brim.