Der verschollene Sohn Roman von M. Beshold W (24. IorisesungJ »Mein Vater war Beamter in Bien,« begann fre, »Ein-e seinem An kenkem er war ein ehrenhafter, pflicht gsetreuer Mann, dem das Wohl seiner Angehörigen mehr galt, als dass eigenes Wohl. Er starb vor einigen Ja ren,! vom Tage seines Todes an emp ing« meine Mutter eine kleine"Pension," außerdem hinterließ mein Vater uns ein kleines Kapital, das er im Lauer der Jahre erspart und in guten Staatspapieren angelegt hatte. Un sere Bedürfnisse waren bescheiden und unser Einkommen reichte hin, sie zu bestreiten. Jch kann hier nicht ver sank-eigen daß mein Bruder uns ei nige Sorge machte; er konnte sich nicht entschliegerh eine bestimmte Laufbahn in wählen. Nicht, daß er träge oder nntiichtig gew. n wäre, ihm graute nur vor der A ·t, die ihn ans Pult fesselte, und eine-andere Anstellung war schwer ff331 finden. Er beabsich tigte allerdings. mit unserem kleinen Kapital ein Geschäft zu gründen, aber mit dreitausend Gulden ließ sich nicht viel anfangen, und auch in diesem Punkte konnte Eduard zu keinem Ent fchluß kommen. - Da brachte er eines Tages den Naturforscher Bruno Win rer m unser you-. Er hatte ihn m einem saffeehassse kennen gelernt und sich rasch mit ihm befreundet, und auch auf meine Mania und mich machte der Doktor durch seine Liebe-IS nirdrgieit einen gewinnenden Ein druck. Er besuchte uns oft, er wurde imkner enger mit uns befreundet und meinen Bruder wußte er durch kleine Gesalligteiten so feft an sich zu tetten. daß — aber Sie haben ja selbst ihn kennen gelernt, Sie werden auch wis sen. wie liebenswürdig er sein konnte. Er ward um meine hand, und waren aushseine Aussichten fiir die Zulunft noch uwid fo glaubte ich doch, den Antrag annehmen zu müssen, zumal da meine Manto und Edugrd mir da: zu riset1,en. Mein Verlobte: glaubte nun auch sich um unsere finanziellen Berliältnifse und die« Pläne meines Bruders beliimmern zu müssen. Er erklärte aus freien Stücken« auf met-» neu Antheil an dem kleinen Kapitales verzichten zu wollen, durch diese wohl-J seile Komödie ·befeftigte er unser Ver-s trauen. Nun war aber, wie ich schoni bemerkte, dieses Kapital zurGritndung eines Geschöstes zu klein« und nach dem Tode unserer Mama fiel auch die Pension fort, es mußte also in irgend einer Weise fiir die Zukunft Eduards gesorgt werden. Das sahen wir Alle sj ein, und Bruno Winter ergriff jede Gelegenheit, auf dieses Thema zurück zukommen. Da machte er uns eines Tages den Vorschlag, durch Spekula tionen an der Börse das Kapital zu vermehren. Wir lannten davon nichts, mein Verlobter wußte aber den Er folg so zu schildern, daß binnen einem Jahre das Vermögen von dreitausend auf mindestens dreißigtausend Gulden angewachsen sein mußte. Wir hätten uns nicht blenden lassen sollen, aber « ei waren ja so viele Leute an der Börse reich geworden, da konnte uns ja auch das Glück blühen, und dann war die Existenz meines Bruders ge sichert. Mama übergab ihm dieWertb papiere, und schon in den näcksn Ta gen legte mein Verlobter uns eine Berechnung vor, laut der wir eine hsbsche Summe gewonnen hatten· Dann aker wurden die Besuche Win ter’s seltener, sein Benehmen tühler und zurückhaltender, und machte ich ihm Vorwürfe darüber, so antwortete er ausweichend Eduard suchte mich zu beruhigen, seine Erklärung, daß ge schäftliche Unaunehmlichleiten den Freund verstinnnten, konnten meine Besorgnisse nicht ganz beseitigen, sie sollten leider sich erfüllen-. Eine ganze Woche lang hatte mein Verlobter fig nicht blicken lassen, Eduard war au J nur flüchtig ihm begegnet, ich schriebs daher einige Zeilen und bat um Auf tliirung statt seiner kam ein Bries,’ der alle unsere Hoffnun en vernichtet. Brutto Winter hatte an r Börse Un-» glück gehabt und unser ganzes Versuch-s gen verloren. die genaue Berechnung; war dem Briefe beigefügt. Er er-( Mitte, daß er seht nicht mebr dens Muth bade, uns vor die Augen zu: treten« und da er überdies zu der Er-l tenntniß gelomsmen sei, daß unsere4 charaktere nicht mit einander harmo-; nirten, so müsse er mit blutendemT gegen die Verlobung lösen. Das wart Ideen des Briefes, den nichtssagem de Redensarten und bohle Phrasen verbrämten. Wie furchtbar dieser Schlag uns Alle traf, brauche ich wohl nicht zu schildern. Eduard wollte den setritgey der sofort abgereist war, esse-. me tin es nicht und ich fis ebenfalls ziter ich war zu Es Mat, ei soste nicht den An M an ob ich de- Elende-: Ist-se ein troer 'ndett OMMIL m M e f neige . ,dkk Dok Fsym von-Man- au, . l nuni Ich erst-schloß mich kurz, suchte: und fand eine-Stelle als Geiellschsfiss ’ rrn bei einer englischen Familie. die gerade in Wien weilte, und reiste mit dieser bald darauf nach England. Eduard wollte auf seine Rachepliine nicht verzichten, er wußte daß der Doktor Winter hierher gereift warsp unt dein Herrn General o. Steinthal» über das Ende feines Sohnes Mit-s therlung zu machen. er hoffte ihn hier« noch zu finden. Er war inzwischen nicht müßig gewesen, die Verinuthung. daß der Elende uns betrogen und un ser Vermögen einfach in die Tasche ge steckt hatte, wurde mehr und mehr zur Gewißheit, Eduard hoffte überzeugen de Beweise zu erhalten, dann wollte er Winter zwingen, die unterschlaqene Summe herauszugeben Jch konnte mich nicht treiter um die An elegenkzeit kümmern, da ich mich reife ertig ma chen mußte. ich überließ dein Bruder den ganzen Nachlaß unserer Mutter »und reiste ab. Später erhielt ich von hier aus einen ausführlichen Brief Eduards, in dem er mir mittheilte, er hol-e jetzt überreuaenbe Beweise. aber er könne einstweilen noch nichts damit anfangen, da Winter tein Geld besitze. Er war entschlossen, ihm nicht oon der Seite zu weichen, bis er die drei tausend Gulden zurückerhalten hatte, und er sprach in seinem Briese mehr mals die zur-ersichtliche Oeffnung aus« daß er dies erreichen werde. Jch ant wortete aus dieer Brief und mahnte zur Vorsicht, er schrieb dann noch ein mal iiber seine eigenen Pläne und AussichtenL seitdem hörte ich nichts » kneor oon rom Marie schwieg, das Zacken ihrer Lippen ließ erkennen. wie schwer ej ihr wurde, ihre Erregung zu bemeis stern. . »Ich denke, nun wissen wir genug, um uns über diesen Herrn ein Urtheil bilden zu tönnen«. sagte der Doktor »Freilich wird durch Jst-e Mittheilun gen noch nicht bewiesen, daß ein Ver brechen das Leben Ihre-s Bruders en dete, mein Fräulein. aber die Möglich teit dieses Verbrechrens kann nun auch nicht geleugnet werden.« »Und. der Beweis wird schwer zu führen sein«, erwiderte Elsriede"« deren Blick voll inniger Theilnahme aus dem blassen Antliy des Mädchens ruhte. «Hätte man das Alles damals- ge wußt, so würde die Untersuchung strenger geführt worden sein, setzt ist es zu spät.« « »Ja spät?« wiederholte der Dot tor. hinter dessen Brillengläsern es zornig ausblitzte. «Sobald der Na turforscher in Köln eingetroffen ist, muß er gefaßt werden ———« »Er ist schon dort«, unterbrach El friede ihn. «Eugenie hat es mir heute mitgetheilt. Aber ich hege ernste Be denlen gegen ein energischeö Vorgehen, so lange uns Beweise fehlen.« - Der alte here legte die hände uf den Rücken und wanderte «eine Weile aus und nieder, er ging rnit seinen Ge danken zu Rathe, indeß die beiden Mädchen sich leise mit einander unter hielten »Na« ich glaube, es ist das Beste, wenn wir die ganze Geschichte dein Untersuchung-richtet berichten und ihtnjiberlassem weiser-· daraus machen Wlll", tmle et enouly wir-Der aus-s Wort. .Die Frau Brinknmnn ist ja auch in dieser Angelegenheit vernom men worden, man bat ihren Aussage» keinen Glauben geschenkt« vielleicht er halten diese jetzt Werth, der Richter wird das am besten wissen. Dann aber halte ich Verschwiegenbeit für noth wendig, der Rentner Görner ist mit dem Naturfors r sehr befreundet, er könnte ihm Miit ilungen machen und ihn dadurch zur Flucht veranlassen. Deshalb auch ist es nicht rathsam, das; Fräulein Felsing im botel logirt, sie tviire dort der Neugier zu sehr ausge sest; aber wo quartiren wir sie ein?" Er war stehen geblieben. fragend ruhte sein Blick auf Elfriede. »Bei der Majorin v. Bach«, erwi derte sie ohne langes Besinnen, »mei ne mütterliche Freundin wird mitVer gnügen dazu bereit sein-« »Brooo, das Fräulein wird dort vortrefflich aufgehoben sein«, nickte der Doktor: «Erheben Sie keinen Ein wand, mein liebes Kind, Sie müssen sich fest den Anordnungen Jhter Freunde f· gen. Wollen Sie ej über nehmen, gnädiges Fräulein —-« «Augen-blicklich!" unterbrach Eifries de ihn, indem sie sich erhob. »Wie spät ist es?« »Sieben Uhr, ich werde Sie bis an’s haus begleiten und dann Ihren herrn Vater besuchen, der ja wieder einen kleinen Unfall von feinem alten Leiden bat. Die Quackssalbereien der TFrou peß hoben ihm auf die Dauer sdoch nicht geholfen, wie ich ihm das s auch vorauisogte.« — Marie reichte mit Theiinen in den Augen dem Doktor beide Hände »Wie soll ich Ihnen dan ens« sagte sie bewegt, inde ihr Blick bald auf sibm, bald auf lriede ruhte. »Sie schenken mir Bei e so gro Ber "trauen unv- nehmen sich innrer so fee-endlich an —« s Damms Ze- ls net da vorm ihr ist Dort. r erfüllen nur un-, ac sie IMqu- dseTYMZI T M—«—-N-- L,--»---- f -- tann von Dank leine Rede sein Gehen Sie nur lzur Frau Maiorim liebes Kind. mit dem Richter spreche ich heute Abend noch. er wird Sie morgen besuchen, dann erzählen Sie tem Aue-, was Sie uns mitgenka ben, und hören Sie, was er dazu regt Und sollt-e Jhnen einmal ein ge isser Herr Görner in den Weg leu fen, so verrathen Sie ihm nichts-, er ift ein ehrenwerther Mann. aber er lann nicht schweigen Und nun wollen äir gehen, es ist spät genug gen-or n.« - Eifriede ergriff die Hand des tief bewegten Mädchens und zog sie in ih ren Arm, io verließen sie das Haus des Doktors. der ihnen mit raschen Schritten folgte. 21. Elfriede sollte sich in ihrem Ver trauen auf die Liebenswiirdigteit der Majorin nicht getäuscht sehen. Die alte Dame befand sich in selt samer Aufregung, auch empfing Frau Brigitte Elfriede schon an der Haus thiir mit der Bemertung, die Majorin habe eben nach Clemensruh geschickt, um das gnädige Fräulein bitten zu lassen, aber-, als Elftiecse mit der fremden Dame eintrat, drehte die Mo jorin nicht mehr an ihre eigenen An gelegenheiten. Und nachdem Elftiede ihr in gedrängter Kürze die Mitthei langen MsarienI nnd ihre eigenen Wünsche berichtet hatte, hieß die Ma jorin mit herzgervinnender Freund lichetit das Mädchen in ihrem Haufe kvilltommern Frau Brigitte wurde aeruten unso beauftragt, eines der Fremdenzinimer sofort in Ordnung zu bringen, und während dies geschah, unterhielt die alte Dame sich niit Marie, deren vol les Vertrauen sie rasch aewonnen hatte. »So, nun gehen Sie in Ihr Zim mer und ruhen Sie sich dort ein dal des St"ndchen aufs sagte sie, als Frau rigitte meldete, dass die Stube in Ordnung sei, »Sie werden gen-ist das Bedürfnisz fühlen, eine Weile al lein zu sein« um iisr das, was- Sie hier erfahren haben, nachzudenken. ich werde Sie, sobald das Abendbrod aufgetragen ist, bitten lassen« »Sie zürnen mir doch nicht« Ma rna?« fragte Eifriedeg als das Mäd chen sich entfernt hatte. »Zürnen?« erwiderte die Majorin lächelnd. »Wie lönnte ich ras, und welchen Grund hätte ich dafür? Jch bin Dir sogar dankbar, daß Dir den lieben Gast in mein Haus gebracht halt, der erste Eindruck war ein guter, und ich gebe viel darauf.« »Das arme Mädchen! »Sie steht nun ganz allein, sie hat durch die Schuld dieses Mannes Alles verloren, nicht nur-ihr Vermögen, sondern auch ihre Angehörigen.« »Nun. wir werden ja sehen. ob wir ihr nicht in irgend einer Weite Erfatz bieten können. taönne mir nur Zeit, bis ich sie lennen gelernt habe, dann werde ich schon das Rechte finden. Aber nun zu etwas Anderen Bist Du in der Stimmung, eine recht an genehme Nachricht —« »Amt. bat geschrieben?« rief El friede rasch. »Ja, soeben hat der Posibote mir seinen Brief gebracht.« .Er totnmt zurück-t« .Jn den nächsten Tagen«, nickte die alte Dame. und ein Lächeln des Glückes umspielte dabei ihre Lippen. »Ein früherer Brief muß verlor-erac aangen sein, er bezieht lich aus ein ausführliches Schreiben, das ich lei der nicht erhalten bade.« »Und er hat-volle Gewißheit erhal ten-i« fragte Elftiede zögernd rnit be bender Stimme. »Ur-Ue Gewißheit, theurei Kind, denn denle nur« er gonnnt nicht allein zurückl« »Mein Brudert« «Er begleitet ihn.« Mit einein Freudenruf warf El friede sich an die Brust der alten Da znr. deren Arme sie zärtlich umschlos en. --. . -- «---«s «Udct wlc lsl MS Momle frage- - sie, rnit leuchtender-r Blick ihr in die Augen schauend. JDer Doktor Win zer will ia selbst ibn beerdigt ha en —« »Der Doktor Winter scheint mir ein schöner Held zu sein«, unterbrach die Majorin fie. »Was er an Deinem Bruder verbrochen bat, das weiß ich ·reilich noch nicht« aber wir werden? nun bald erfahren, unb ich möchte ietzt wirklich wünschen, daß der elende Mensch seinen Lobn fiir alle diese Schanblbaten erhielte. hier ist der Brief« lies ibn, ich wäre selbst beut-. Abend noch nach Clemenöruh aetorns men, aber ich hielt es für besser, baß Du Deinen Papa vorbereitetest.« Hastig hatte Elfriede den Brief ent faltet. «Tbeure Mnma!« las sie. »Meines letzten ausführlichen Brief wirst Du erhalten haben, ich theilte Dir darir rnit, baß ich die Rettung Ebuards al ziemlich sicher betrachten dürfe, d-« der Matrose, der rnir darüber Mit tbeilnna machte, ihn gesehen und er kannt haben wolle. So schloß ich mir denn einer Erbebition unserer Leut an, die in’g Innere geschickt wurde um einen Transport f von Gira7ies Kameelem Löwen un anderen V stien in Empfang zu nehmen. Ueber diesen interessanten qllstlflua und mei ne kleinen Alter« -de ich spa« ter mündlich be» "« muß kni beute so tue« wie i fa en, b wir Morgen wieder --errei wo len and vorter noch Manch-O saure neu rsi. Die Aqenten unserer Gese schaft sollten nrit be- Tlrieren uns ass halbe-n Wege begegnen, aber wir tre sen schon friiber arti ihnen Iris-en X. Evas uns keineswegs unangenehim war. Und nun denke Dir meine freudige Ueberraschung als icb M oben auf einem der Kameele mein-en Freund Cduard thronen sali. Ich tann Dir die Freude, die wir Beide bei diesem Werderselzen empfanden, nicht beschrei ben, liebe Mutter und ebenso wen· die tiefe Rührung-, mit der Editor rnre zuhörte. als ich ihm die Sorgen »und die Liebe seiner Angehöricn schilderte. Was er selbft seit r Nacht des Schiffbruchs erlebt hat, ist kaum zu glauben; er wird es später berichten, denn ausführliche Mittw lungen würden hier zu weit führen und mit wenig Werten läßt es sich nicht schildern. Nur das will ich Dir ichon jetzt sagen. dieser Doktor Brutto Winter isi ein Scheusal, das man als marnendes Beispiel auftniipsen sollte! Sollte er noch dort weilen, fo haltet unsere Riiettehr geheim —- Auge in Auge mill Eduard ihm aeaeniibiertre ten, um ihm eine furchtbare Anklage in's Gesicht zu fchleudern Jst er aker wieder til-gereist so soll er nicht weiter verfolgt werden. Eouard will das nicht, und ich aebe ihm Recht, un nöthiae Aufregunan must man ver meiden. Wir trennten uns bald von Der Gesellschaft und da wie im hafen ein Schiff zum Auslauien bereit san den, fo traten wir die-Reife nach Eu ropa sofort an. Das Schiff war nach Marseille bestimmt, aber mir zogen es vor, in Neapel zu tandem da in der französischen Hafenstadt die Erbitte-« tun-g aeaen die Deutschen alle Schrein-I ten übersteigen foll. Jeyt eilen wir! mit Riefenichritten der Heimatd zu,s das fonniae Italien mit seinen beric:i lichen Schätzen tann unsjilcht fesseln« Das- Hetmtveh hat uns Bewe ersann-J Icn der nächsten Woche werden wir ins Köln eintreffen, dort wollen wir zums letzten Mal übernachten, dort auch er warten wir oon unseren Lieben den( ersten Gruß. Im hotel du Nord tref fen uns eure Briefe. wir telearaphiren von dort aus, wann wir in der Hei math ankommen. Ob Eltriede mir auch einen Gruß senden wird's Obl Engenie Riedel meines Freundes noch gedenkt? 4-Estun, auf alle Fragen werden wir ja bald Antwort erhalten! Auf Wie dersehen, theure Mama, meine Ge danken eilen mir voraus. sie weilen täglich bei Dir nnd einer Anderen, deren Namen ich Dir ia nicht zu nen nen brauche. Dein Dich innia lieben-» der Sohn.« . » Elfriede drückte das Papier an ihres Lippen, eine Fülle von »Gutes und Se-( liqteit leuchtete ans ihren Augen. s .Diesen Brief müssen Sie siir heutel mir überlassen«. saate fie, .wenn mei ne Eltern die sreudiae Botschaft nicht schwarz aus weifi sehen: so werden sie an ihre Wahrheit nicht glauben.'« »Nimm ihn nur mit, lieb-es Kind«. nickte die alte Dame, »aber sei vorsieh tig« die unerwartete Freude tönnte Deinem Papa nachthitia sein.« »Ich werde ihn schon vorbereiten. Und wie ist es mit dem Gruß, den die heimtehrenden in Köln erwarten?« s »Nun, ich dente, daß dies nur eines leise Ansraae ist. ob wir sie dort nichts persönlich in Empfang nehmen wol-s len«, sagte die« Majorin lächelnd,: »vielleicht hat der Herr Papa nichts dagegen, wenn Du mich begleitest!« - Eifriede senkte ergliihend die Wim pern, und wohl um ihre Vertraenheit zu oerlxeraen trat fte vor den Spiegel, um sich in den Showl zu hätten. »Ich werde Sie begleiten, Mama«. erwiderte sie, « es muß ja doch in der ersten Stunde des Wiedersehenö aus gesprochen werden. was die Herzen bewegt, unt- — —- also eg bleibt da bei. ich begleite Stet« Die alte Dame schloß sie in ihre Arme und tiifzte sie auf die Stirne, irn nächsten Augenblick eilte Elfriede hinaus, in ihrer freudigen Aufregung vergaß sie sogar die neue Freundin, Irren sie sich so herzlich angenommen e. -- iiiii L,, A-!,--s-s UT Ocllkllli scls txt use III-such Eliriedens in seinem Sessel, die Zei tuna laa vor ibm neben der halbge iiillten Flasche, und die brennende Ci garre bieit er in der hand, ihm ge aeniiber an der anderen Seite des Fisches beichöiiiqte seine Gattin sich mit einer Handarbeit. Der Doktor Bitter bitte sich iurz vorher entsetntx es waren wieder, wie das nicht anders sein konnte, derbe Worte zwischen den Beiden gefallen, die den General in eine heitere Stim .nung oersth hatten. Waren doch diese Derbbeiten siir rien iobialen Doktor tein Hindernis Jetoeiem mit dem General gemein Fchastlich eine Flasche des berpönten Weines zu leeren, und schließlich mein te er selbst. es sei so gesiihriich nicht« der sauere Moselwein werde ieinen Schaden thun, wenn man nur mit Sicherheit wisse. hohes reiner Natur-« oein sei. Der General iachte noch darüber. als Elstiede eintrat, er bemerkte iäs eigene sreudige Errettung nicht, a die Mutter batie dafiir ein scharses Fluge; sie ließ den Blick eine Weile riisend auf dem leicht arrötbeten Ani h ihrer Tochter ruhen, die seht eben jlls iich an den Tisch setzte. »Seit Du Deine Schusbesoblenk ntergebracht?« fragte der General, iibgnd er sein Glas wieder stillte. « ie, Du weißt schon —« »Dotwr Bitter bat mir die saurer ·ies ·chte berichtet. Sapperment, icl Bitte das dem Doktor Winter nicht staettaut, aber wer weiß, ob sich Ai - « so verhält, wie es die Wienekin ge · bilderi bat.« Elsriede hatte anwiiiiiiriich di sprauen zutammengezo n, aber im W Augenblick ernnerie sie sich,i daß ihr Vater von dem Briefe Kurki noch nichts wustr. Aus den Mittheilunaen des Fräu lein Feksing geht; zur Genüge IMM daß Doktor Winter ein Betrükr i , tagte sie, »ich kann dies durch e ne andere Thatsache Eberoeifenf «So?' fragte der-General. «Da bin ich doch neugierig.« »Du wirst Dich erinnern, daß er vor feiner Abreise behauptete. eine Professur an der Universität in Prag erhalten zu haben-« »So sagte er. und-ich habe mit ei genen Augen den betreffenden Brief gelesen.« ,.Der Brief war gefälfchh die Be hauptung eine Lüge! »Sapperment, Kind —-" »Ich lann es beweisen, Papa! Eu I geniens Bruder shat in Psrag Erlan Idigunaen eingezogen, einen stttor FWinter kennt man dort nicht; und Hiberdirs ift an der Universität kein I Ledrftuhl frei." »Na, na, wenn das wahr ist ——« » »Das ist wahr, und nun frage ich welchen Werth darf man auf die Mit theilt-eigen legen, die Doktor Winter in Bezug auf Eduard gemacht hät?" Der General schüttelte das silber weifze Haupt dunkle Schatten umfass ten feine Stirne. »Quier wir das«, faate er, »vor-zu dieErinnerungen noch einmal wecken?« »Sie werden erft dann 1zur Ruhe kommen. wenn Herr v. Bach unver richteter Dinge zurückgekehrt ift«, er widerte feine Frau. « »Und ift es denn so sicher, daß er unverrichteter Dinqe zurüdteliren muß?« fragte Elfriede. «Jch bade tiele immer an meinen Hoffnungen festgehalten ——«" »Sapperrnent, was ist da noch zu hoffen, nachdem Uhr und Ring Eduards uns überdracht worden sind?« fiel der General ier in die Rede. »Ich kann auch darin teinen über zeugenden Beweis finden, Papa. Wer bürat uns dafür, daß diefe beiden Gegenstände wirklich das Eigenthum Edmrds waren?« — . »Ich habe sie sofort wieder er tannt." iFortlenuna folgt.) W w. Meine Dampfmaschine Damals war ich noch so jung an Jahren und noch jünger an den Er fahrungen des Alliags, die den ande ren um mich geläufig waren. Jch war Lehrling und stand im er sten Jahre. Schraubenschneiden aus der Maschine. Gerüsthalen abseilen am Schraubstock und Meißel schlei sen auf dem Schleifstein waren neben anderen Dingen, die noch weniger zum Handwerk eines Me chanikers gehörten, so ziemlich alles, was man mir anvertraute. Darum freute ich mich ungemein, als mir der Meister eines Tages eröffnete, daß ich von nun an für einige Monate die Dampfmaschine bekäme. Das klingt schon besser; und es llana auch mir gut in die Ohren. Aber so einfach ist das nicht; darunter ver stand man nämlich sriih Morgens um Joier Uhr ausstehen und den Kessel hei szen, den ganzen Tag Kessel und Ma lschine überwachen und außerdem noch andere Dinge, die weniger mit der Maschine zusammenhingen, z. B. den Gesiellen das Bier und Frühstück holen u. .w. Aber das war mir alles einerlei, denn um meiner Dampfmaschine wil len nahm ich alles gern auf mich. Pro snne Menschen sehen in so etwas nur eine Arbeit, ich aber nicht, da muß man sich—hineinzudeann versuchen. Vorher ein Lehrjunge im ersten " Stadium, dem man meist nur Arbeit gab, um ihn überhaupt zu beschäftigen, den niemand weiter achtet, mit dem man nicht sprach und den man sehr mertwiirdig ansah, wenn er einmal ir gend etwas sagte, denn nach der Mei nung der Aelteren hat man in diesem Stcdium nichts zu sagen, absolut nichts. Aber jÅtt Heizer nannten sie mich, und da tam der Dreher non der gro ßen Bant, wo die großen Schwungrä der serti gemacht wurden. »heizer. heute mu t gehörig einbrennen, ich will doliren.« Oder es lam der Schlei ser: »heizer, Druck, Druck aus den Kessel, ich will noch den Schleisstein abdrehen.« Oder der Schreiner: »Ich brauch’ die Bandsiige nachher-, paß aus, das: nicht wieder die Karte stehen bleibt. Der Schreiner war ein roher Mensch. So nannte er nämlich meine Dampfmaschine· Sie war nicht liber mößig start. Man sagte, iiinf Pferde hätte sie, und wenn irgend einer an ei ner großen Arbeitsmaschine etwas tcästig anhielt, so ging sie langsamer. Ode: toenn in dem ziemlich tleinen Kessel der Druck nachließ, blieb sie auch sticht einmal ganz stehen. Das pas sirte mir aber nicht. Jch wurde roth vor Scham, wenn «-ch nur sah, daß sie nicht mittelm Daz geschah besonders dann, wenn in der großen Stanze die schweren Kesselbleche gestanzt wurden. Und die Kesselschmiede waren auch sahe Menscher-, sie freuten sich, wenn sae vorlarn, und wenn ich dann in Ungst und Sorge bald am Schwung «ad, bald am Ventil drehte und dabei sen Schweiß aus der Stirn hatte, so achten sie mich aus. Das waren sehr ·ohe Menschen« ich verachtete sie. Auch den kleinen Weisen der half an der großen Stanke mit; er mußte jedesmal den hel Wiesen« so da die Kupplung ein eite. Und wenn nn meine Maschine mit einem Ruck lang samer gtn , so rief er fedeirnat: «Jub! abt« Darum wnnte ich ihn nicht leiden, er war auch sonst nicht der beste« und ich glaube, man nannte ihn ziemlich of fen einen dummen Jungen. Aneinem Tag im Februar, da mußten wieder schwere Bleche gestanzt werden. Es war talt, aber schon um ein Viertel vier Uhr war ich im Ke el haus, ganz allein, uns machte ein ie senseuer und fuhr doppelt so viel Koh len an als gewöhnlich, schmierte meine Maschine extra gut, sah die Riemen nach, die Lager an Maschine und Transmission, denn ich wollte nicht dem lleinen Pseiser Gelegenheit geben, «Jub« zu schreien. Schon um sechs Uhr tamen dieKep selschmiede, und wo sie mich sahen, rie fen sie mir zu. Einer ging an die Dampfmaschine und streichelte sie höh nisch. wie man ein altes Pferd strei cheit, und meinte: «Na, na, ob? obi« Ich hörte es wohl und dachte: »Ihr wert-et heute Euer Wunder erleben.« Heinilich hatte ich nämlich die Sicher heitsventile beschwert, um den Druck im Kessel zu steigern. Und das wirkte. Die Maschine lief nicht schneller, dafür sorgte der Regulator, aber sie zog durch wie ein Pferd, dem man die drppeite Portion hafer zugeschoben hat· s Sie zog durch, und die Kesselschmie ds. merkten bald, baß zu höhnischen Be merkungen tein Anlaß war und auch teine Zeit blieb, denn die Stanze driicks te die fingerdicken Stahlplatten durch, als wenn es Käfescheiben gewesen wä kcsL Der rleme Weiser schrie aoer tros dem von Zeit zu eit »Jub! Jub!« wenn er den he l herunterdrückte, alser es klang schlecht, und er mußte ausserdem bei dem schnellen Arbeiten seiner Maschine seine sieben Sinne bei sammen haben, denn er hatte mit der einen hand ein mächtiges Zahnrad zu kremsem und da mußte man aufs-as en. Jch sreute mich wie ein König, der gesiegt hat, und heimlich streichelte ich meine Dampf aschine, niemand sah eg, aber die ampsmaschine siihlte es ganz gut, und sie ging immer so weiter torrett und unbeirrt, wie sie sonst nie gegangen war. Jch hielt mich sehr viel bei der Ma ickiine aus. ich war stolz aus sie, wie nie zuvor; seht tonnte der kleine Pseiser »Juki« schreien« so viel er wollte, das ärgerte mich jetzt nicht mehr. Se- stand ich wieder einmal, es war gegen els am Vormittag, und drehte arnVentil, obwohl das gar nicht nöthig war. Jch sreute mich und mußte mich irgendwie bethiitigen. Da aus einmal tönte ein schauerlicher Schrei durch die Werkstätte. Einige Männer riesen »abstellen!" hastig drehte ich das Vers-til zu, sosort ging die Maschine lat;gsamer, und schließlich stoppte sie. Alles stand und staunte, und jeht war es ganz still, entsehlich still. Noch wußte ich nicht« was geschehen, auch die anderen wußten es nicht, nur die Kesselschmiede an der Stanze wuß ten eö, und die standen da, treideblaß, und teiner sprach, teiner rührte sich, alle sahen aus den tleinen Pseifer, der war ebenso blaß, und er trat wantend von der großen Stanze weg und kam aus mich zu, ganz langsam, und wie win das mertwiirdig: mich saßte eine Angst, und noch immer wußte ich nicht, was geschehen war. Da mit einem Male sah ich es: es war ihm der Un terarm bis hinter das handgelent ab geauetscht. « Das sah ar nicht so entsehlich aus« ea blutete nfchh man sah tein Fleisch, die Jacke war gar nicht zerrissen und ganz glatt und sauber abgeschnitten, und gerade darum war es vielleicht so gräßlich. Und er tarn zu mir, und er sagte zu mir ganz anders, als er sonst sprach »Was soll ich jetzt machen?« Jch sagte nichts, niemand sprach ein Wort; auch andere hatten es ge höri, aber es gab ihm niemand Ant wort —-— —. Er tonnte auch nicht nicht sprechen, er brach bewußtlos zu sammen und wurde von den anderen weggetragen " Niemand wußte mein Geheimniß, aber es hat lange, sehr lange gedauert, bis ich begriff, daß ich doch unschuldig war, und auch die Dampfmaschine war unschuldig. ch sagte nie mehr »meine Dampsmas ine« und bat, das man mich davon wegthun möchte. Wa rum wußte niemand, aber ich bat so, daß man es thai. Es wußte auch nie mand, Inaer ich in der-Folgezeit halbe Nächte nicht geschlafen, und es irar nahe daran, aß ich ernstlich trank wurde. Bis der tleine Pseiser aus dem Krankenhaus tam und, obwohl er et nen Arm weniger hatte, ziemlich mun ter war. Ja, er war in der Folgezeit selbstbewußter als ie, denn er wurde nun als Lausbursche eingestellt, man tauste ihm gute Kleider, und später stand er so hoch iiber den schwierigen Lehrlingen u d Gesellen, s er sste gar nicht me ansah. Wo immer ich im späteren Leben den Gang von großen Maschinen oder von Unternehmungen leiste, ich nann te sie nicht mehr »meine Maschine«, mein Uniernehmen«, und empfand auch nie mehr flo, wie damals bei mei ner Dampsma chine. I r i h S ii n g e r.