Uebrjaska Staats-» Anzeiger und II cerold. W— Jahrgang 3.0 Grund Island Nebr» 24. Dezemver I.)0..) Zweiter (Thcil.) Nummer M. -—j l Ein Lobgesang. Schmäbet mit die Liebe nicht! Sie giebt Leben erst dem Leben! Sie ist unsrer-Tage Licht Und leiht Kraft zu allem Streben! Sie ist’s, die das Menschenherz Wandeln kann zum Heiligthume, Sie erst adelt jeden Schmerz J Und bekleidet Werth der Blume! » Sie nur macht die Welt so schön, Daß wir jauchzend auf ihr weilen, Fliegen kann sie über Höhn Klüfte füllen —- Mseere theilen! Leicht macht sie die schwerste Pflicht In der Hütte, au,i dem Throne! Schmähet mir die Liebe nicht, Denn sie iit des Daseins Krone! .-«-— -- Das Petlentäichchen Eine Begebenheit Von J r m a G o e h r i g e t. Meine Schwiegereltern waren in die Stadt gezogen. Von ihrem stillen Landsitz ——— achtzehn Kilometer in der Runde tein größerer Flecken mit irgend welchen Mrgniigangsgelegem heilen —- zu uns in den Trubel und das jagende Leben der Residenz! Das lonnte als eine That gelten für Leut chen zwischen sechzig und siebzig Jahren. Wir haben’s auch so ange sehen, meine Æwägerin und ich, und unser Theil dazu gedacht, leise und laut. Viel Gutes versprochen wir uns nicht davon. Man soll einen alten Baum nicht oerpflanzenx Die Wurzeln sinden teinen Halt im neuen Erdreich, und der Stamm, der im Heimathboden noch lange ausgehauen hätte, geht in der Fremde ein. Meine Schwägerin Hedwig schalt aanz unverhohleii. Sie durfte sich schon etwas erlauben, denn sie hatte dein alten Hartwiger den ersten En lel geschenkt, und der patriarchalische Sinn war in unserer Familie sehr ausgebildet. Hedwigs Mann, als der erste Sohn, stand im Vorrecht vor meinem Gatten, und ihr Bu-b’ um eine Stufe höher als meiner. Danach hätte auch ich unter-ihr ranairt, wenn wir beiden Frauen uns nicht so gut vertriigexc Aber wir hielten zusam men und wußten wohl, warum wir's thaten. Denn so sehr unsere Männer als Kinder ihrer Zeit dem Fort schritte hulrigtem so lebhaft sie Neuerungen in technischen Dingen schätzten und eingeführt haben woll ten, so bereitwillig sie Wünschen nach verbesserten Waschmaschinen, oder lie ber noch nach irgend welchen raffi nirten ·slochaesck,irren und Vratange· legenheiten nachgaben, in einen Vunlte beharrten sie ans der aller mittelalterlichstsen Ansicht und saßten ihre diesbezügliche Meinung in das unsympathische Wort zusammen: Er soll dein Herr sein. Jn der Familie "Hartiviger galt nur ein Wille, der des Mannes. Mein Schwager und mein eigener Ehegemahl geboten in ihrem Hause wie tleine Despoten. Das hatten sie bei ihrem Vater ge sehen, und es mußte ihnen wohl so eingeleuchtet haben, daß sie’s getreu: Ifckl nachmachten. Der Alte bestärlie ne auch darin. Wir jungen Frauen dachten, daß es die Mutter wohl noch schlimmer gehabt, als wir. Denn unsere Män ner waren im Grunde aereeht, ver langten nichts Undilliges und gönn-· ten uns auch unsere Freuden, nah men wir aus ihre Wünsche Rücksicht Und besonders in einem unterschieden sie sich vom . Vater. Sie hatten Freude an den stillen Abenden da heim und «perlanaten fiir sich keine bessere Gesellschaft als die ihrer Frauen. Der Alte aber soll ein gar aussässiaer Geselle gewesen sein. Das tostete viel heimliche Thränen, denn damals ging es den Hartwiaerg nicht zum Besten. und die Mutter mochte wohl um die Groschen sorgen. die allabendlich in die Tasche des Krug wirtheö fielen »Die Mutter thut mir leid«, sagte Hedwig. »Ein hause hat sie ihre schönen Blumen, ihre frische Tdätia leit im Garten in freier Luft. Die . Mauern hier werden sie driicten, und die Etaaenwohnuna wird ihr wie ein Gefänani vorkommen. Wenn die Kinder n cht wären, an denen sie ihre Herzensfreude hat, mir bangte, wie vsie’l·z in der Stadt aushalten soll." »Wenn der Vater wenigstens eine « Wohnung mit einein Garten miethen «wiirde«, meinte ich. »Aber in der Stadt sind die rasend theuer, und in einen Vorort will er nicht ziehen. Ver Mutter mag’s schwer genug wer den- sich hier einzugewöhnent« , » , gewiß, aber danach geht's ja nicht. Die Mutter denkt eben nie an sich und was ihr Thrann will, ge schieht. Hätte sie nur nicht immer nachgegeden, dann würden wiss auch leichter haben. Kelterhaus-» —- meine letu Miste Schweig-tu m ihr -. -—».q-- -.«-.... .. . - »-—».—..--..s..-..·«..--——-· »W Näschen lrauö — »wir schwenken un erquickliche Dinge. Vater wird unsere Männer nach der Despotenseite be einflussen, und das ist sehr bedauer lich, denn sie waren in letzter Zeit schon viel acuieszbarer geworden. Aber nun können wir uns auf den unbe auemsten Umschwung gefaßt machen. Sie werden's beweisen wollen, daß sie nicht unter dein Pautosfel stehen« . Jch theilte ihre Befürchtungen undl blickte mit ibr sorgenvoll in die. Zukunft. Wir sollten Recht behalten. Mit dem Einziig der Schwiegereltern be gann eine böse Zeit fiir uns. Das Miitterlein war zwar lieb und ge dulsdia wie immer, rührend dankbar für jede Aufmerksamkeit, glücklich als Großmutter und ergeben in ihr Loos, Stadtmauern statt grüne Bäume um sich zu haben. Aber der Vater! Jeden Abend aina er aus und jeden Abend mußten unsere Männer mit. Zuerst lonnten sie das Kneipen schlecht vertragen, klagten ain nächsten Morgen über Kopfweh und erklärten, daß sie nicht länger mit spielten. Aber sie gewöhnten sich merkwürdig rasch, fanden Gefallen daran und wurden grob, wenn wir uns über iinsere einsamen Abende be schwerten. s Wir waren in einer iiblen Lage. Unsere Gemüthlichleit, unser hüb s s Familienleben, das gemeinsame Le en nnd Musiziren hatten wir ver loren, und was die Männer statt dessen von ihrer Kneipunterhaltung nach Hause brachten, das wollen wir lieber nicht wissen. » Mürrisch oder traurig gingen wir durch diese Monate, der Haushalt litt, weil er uns nicht mehr freute. Großmütterlein blickte uns mit fragender Sorge ins Auge, wenn wir zu ihr lamen, oder sie ein Stündchen bei uns saß in ihrer stillen, sanften Art. Aber wir wollten unsere Un ruhe nicht in ihren Abend tragen und glaubten, daß wir verbergen könnten, was uns doch in Angst und Noth aus den Augen schaute. So nahte Vaters Geburtstag. Die Kinder lernten kleine Sprüche, und wir Großen kauften Geschenke. Die Mutter fragte mich um ein Geschäft, das eine Perlenstickerei in Leder fas fen würde. Etwas verwundert be gleitete ich sie zu einem Galanterie waarenhändler. Dort packte sie ein altmodifches Cigarrenetui aus, das auf der Jnnenfeite eine wunderfeine Perlenftickerei zeigte. »Ich möchte diese Arbeit aufs Neue in ein Leder etui fassen lassen. Kann das gesche hen?« fragte Mutter ein wenig ver: legen. Es wurde ihr großmüthig ge währt. Als wir den Laden verließen, er wartete ich eine Erklärung fiir diese altmodifche Gabe. Aber das Groß mütterlein sprach eifrig von anderen Dingen und wollte offenbar nicht be fragt werden. Der Geburtstag fand uns Alle bei unseren Eltern versammelt. Vater freute sich an den kleinsten der Kinder und dankte uns sehr liebenswürdig für unsere Gaben. Doch schien er et was verwundert Großrnutters Ge schent zu vermissen. Mein Bub ent deckte es in dem großen Geburtstags tranzkuchen. Jn rofa Seidenpapier war’s eingeschlagen, und ein weißes Zettelchen stat daraus: »Mein lieben Manne von seiner alten Frau,« buch stabirte der Bub. Vater nahm ihm das Päclchen aus der Hand, schlug das Papier zurück, fand ein schönes Lederzigarrenetui. tnipste es auf und entdeckte die Stute kl. Lange blickte er darauf nieder « — sehr lange. Dann schaute er anf, sein Auge suchte nnd fand m seiner Fran. An Großmutter-:- Wimper hing eine Thräne, und Hedwig schwor darauf, auch Vaters Auge sei feucht gewesen. Jedenfalls ging un ser strenger, alter Herr, das Vorbild eines Despoten, in seiner aufrecht-n Haltung zur Mutter hin, nahm ihre Hand und neigte seinen schönen wei ßen Kopf darüber. Und unser be scheidenes Großmütterlein ließ die ehrerbietige Huldigung mit ruhiger Würde geschehen, legte nur in sanfter Liebtixsnng ihre andere Hand auf des Vaters Haar. Wir Jungen aber standen dabei, wußten nicht wie uns geschah und be griffen erst viel später, daß wir mit unseren Augen den Sieg hoher Weib lichteit über ranhej Männerthurn mit angesehen hatten. Unser Vater selbst gab den Text zu dem Bild. »Es sind fest fast dreißig Jahre her,« sagte er. »Ihr beiden Männ waret Buben von zehn und ach . Jch hab’s damals ein bissel toll ge trieben, jeden Abend ins Wirthshaus und nie vor zwei, drei Uhr heim. Die Mutter mag schwer darunter gelitten haben, gesagt hat sie nichts, auch nicht geschmollt. Würd’ auch nichts gehol fen haben. Aber eines Nachts, eine Woche vor meinem Geburtstag tomm' ich wieder sehr spät heim. Seh’ aber noch aus der Wohnstube Licht schim mern. Jch mach’ die Thür auf, — da sitzt Eure Mutter am Tisch, der Kopf ist ihr auf die Arme gefallen, sie schläft. Jn der rechten Hand hält sie noch das Ding da — die Perlen stickerei. Jch dacht’s mir wohl, daß es für meinen Geburtstag sein sollte. Tagsüber hatte sie ja keine Zeit, schaffte sich tüchtig genug ab. Und am Abend nähte sie fiir die Kinder, für mich und das Haus. Jch wußt’s, weil wir keine Näherin hielten und doch immer alles heil war. Na, und dann, wenn sie alles und jedes be sorgt, die treue Haushälterin, dann saß sie noch auf und stiette ein mith seliges Dingelchen, ihrem Mann zur Geburtstagsfreude, bis ihr die Augen zufielem Und ich — ich hockte unter dessen in der Kneipe, obwohl ich wußte, daß es sie tränkte Geweckt hab’ ich die Frau in der Nacht nicht« ich wollt’ ihr die Ueberraschung nicht verderben. Aber anders ist es von dem Tag an geworden, nicht wahr, Alte? Jns Wirthshaus bin ich nur noch selten gegangen, und das Ctui hab’ ich immer getragen, bis es ganz abgenutzt war. Mir scheint, mit den besten Vorsätzen geht’s eben so, was Mutter? Nun die Perlenstickerei hat ja keinen Schaden genommen, und ihre Sprache versteh’ ich auch heute noch. Das sollst Du merken, gute s Alte!« « Da hielt sich meine lebhafte kleine Schwägerin nicht länger. Sie fiel der Schwiegermutter um den Hals und tiißte sie ab. Dann toars sie sich ih rem Mann in die Arme, der sie reuig an sich drückte, und mein lieber Ehe gemahl folgte dem Beispiel. IUnser Wissen von den Chinesen. Eines der treislichsten neueren Bücher iiber die Chinesen. wenn nicht dts beste, ist das in London erschie nene Wert von Herbert Giles, be titelt: China und die Chinesen. Der Verfasser, welcher früher englischer Ronsul in verschiedenen chinesi schen Hafenstadt-en war nnd jetzt eine Professur fiir chinesische Wissen schaft an der Universität Cambridge bekleidet, gibt in seinem Buche über alle wichtigen Gebiete des öffentlichen und privaten Lebens der Chinesen die überraschendsten Aufschlüsse, die durchaus das Gepräge innerer Wahr heil tragen. Und das ist die Hauptsache, denn der wesentlichste Zug unseres bisheri gen Wissens- von China —- wenn man ein Samtnelsurium von wenigen wah ren und sehr vielen falschen Meinun gen überhaupt ein Wissen nennen will —- ist etwa dieser: Die Chinesen er scheinen uns als ein Volk von fast wi derlicher Drolliateit, gemischt mit tie fer Barbarei. Man hat bei uns meist die Vorstellung von ihnen, daß sie in all und jedem so sehr von uns abwei chen. das; sie eher wie die Bewohner eines anderenPlanetem als eineg an deren Landes unserer Erde erscheinen. Jn China ist alles anders als bei unr ——- dieses ist der Kern der landläufigen Anschauungen aller euroviiischen Völ ter von den Chinesen. Diese Anschau ung trird bestärkt durch Darstellungen, in denen man die übrigens wahren Thatsachen liest: Jn China ist die linte Seite der Ehrenvlatz; die gute Sitte verlangt das Ansbehalten der Hüte in der Gesellschaft; die Männer qevraumen immer, Die Frauen nicht; sie besteigen hie Pferde von der rechten Seite; das Mittaqsmahl beainnt mit Jriichtcn und endet mit der Sappe; sie schütteln bei einer Begegnung ihre eigenen Hände, nicht die des anderen; Ehre Biicher beginnen von rechts, die gkeilen laufen von oben nach unten; die Trauersarbe ist weiß, nicht scvn irzx ihre Magnetnndel zeiqt nach Siicscn statt nach Norden usw. Wiles matt-: mit Recht darauf aufmerksam, daß alle diese Gegensätzlichteiten ver schwinden gegenüber den Gleichheiten zwischen chinesischen und eure-peitschen Einrichtungen in zahllosen anderen wan Allgemein verbreitet ist die Ueber zeugung von der unüberwindlichen Schwierigkeit der chinesischen Sprache. Giles weist til-erzeugend nach, daß es kaum eine so leicht erlernt-are Um aangssprache gibt wie das Chinesische mit seinem vollständigen Mangel an all dem, was wir Grammatik zu nen nen pslegen. Jn sechs Monatenj müßte ein mäßig begabter Menschs fließend Chinesisch sprechen konnen.l Etwas ganz anderes ist es mit der; Literatursprache, deren Schwierigkei-i ten schon bei der Schrift beginnen, ims dessen zeigt Giles, daß auch dieses Schwierigkeitendem ernsten Willen eines Schülers des Chinesischen keines uniibersleiglichen Hindernisse ewige-s gensehen ! Die Chinesen sind mehr als irgend ein anderes aus Erden, ein Volk der Literatur. Literarische Bildung, wie die Chinesen sie verstehen, nämlich ausschließlich chinesich-literarische Bil dung, ist derSchliissel zu allen Thiiren des amtlich-en Chinas. Je nach dem Ausfall der literarischen Prüfungen gelangt der Chinese zu den höchsten Aemtern, ioirdLandrath eine-.- Bezirks-, Statthalter einer Provinz, Minister, General oder Admiral. Das kommt ims- lfsnroviiern höchst komisch vor; nnd doch, wenn wir näher zusehen, trag entdecken wir-? Was in China literarische Bildung, das ist in ande ren Ländern die juristische Bildung. Mit Ausnahme der Generäle und Admirale werden ja dort so ziemlich ille höheren Staatsstellen mit Juri sten besetzt, und nsir haben uns an diese Ungeheuerlichkeit genau so ge wöhnt wie die Ghinesen an ihre Lite ratnriMiniiter usw. An der Spitze des llnterrichtswesens sast aller deut schen Länder steht nicht ein Mann des Unterrichts, sondern ein Jurist: an der Spitze der Vertehrsanstalten steht nicht ein Vertehrsmann, sondern ein Jurist; ja selbst die Landwirthirbast wird nicht von einem Landwirt, son dern von einem Juristen verwaltet. Ich zweisle nicht, daß wir hierin den lfhinesen mindestens so komisch er scheinen wie sie uns-. Ueberrasehend und nach meiner Kenntniß ganz neu ist der Aufschluß, den uns Giles iiber den Ursprung des chinesischen Rot-fes gibt. Irgend eine unbeglaubigte Ueberlieferung für den europäischen Verbrauch hat uns ge lehrt, die erobernd in China eindrin aenden Mandschit-Taiaren hätten als ein Zeichen der Unterordnung den un terjochten Chinesen den Zops auser legt. Giles weist aus- chinesischen Quellen nach, daß umgekehrt die Mandschii-Tataren die Zopftrachi selbst in China einaefiihrt und daß die Ckhinesen sie in freiwilliger Nachah mung der Sitte der Eroberer ange nommen haben· Der Zopf war bei den Mandschu:1ataren nur einTheil ftiiet einer merkwürdigen Gesammt tracht. Der Tatar als Reitersmann, dem sein Pferd das werthvollste Besitz thum war, nahm eine das Pferd nich ahmende Tracht zum höchsten Schmuck des Mannes. Der Zopf ist ein Seiten stiick zum Pserdeschiwanz, und die auch uns wohlbekannten Festgewänder vor nehmer, unter uns weilender Chinesen zeigen Rockärmel die verdeckend iiber die Hand reichen und — in der Form eines Pferdefußes geschnitten sind. Diese Tracht, Zopf undHufiirmeL sind die aus- unvordenllichen Reiten stam mende tatarische Reitertracht. Zu den völlig irrthiimlichenAnschau ringen der Abendländer von den Chi resen gehört auch die, daß sie eine Herde von Sklaven unter dem Regi ment des Kaisers oder vielmehr seines Beamtenlieeres sind. Giles gibt in einem der werthvollen Kapitel seines Buchegt Das demokratische China· eine durchaus abweichende Darstellung der innerpolitiscben Verhältnisse Chi nas. Nr schreibt z. B.: »Wer mit offenen Augen in China gelebt hat, wußt lernerlt haben, welch großes Maß Periönlicher Freiheit selbst von dem niesp:rigsten11nterthanen des- Him mels-sahnng genossen wird. Jeder Chinese tann ganz China durchwun dern, ohne irgend jemand um Erlaub UIR IU D:I!-.’il, Omlc sich Vcl ITAHID clllck Behörde nn oder nbzumelden Kein lRass, wird imn ihm verkennt Voll kommene (·s««ewerl)esreil7eit, lein Milis tät-dienst, sehr geringe Versteueriinx1, keinerlei Gemeindesteuern.« Jn dem Puntte der Ulri- und lemeldrtnn, d. ki. der Ilnbelnnntbeit dieser in Deutsch land für so unentbehrlich wie Wasser nnd Lust nelmltenen Dinae, steht lsliina also aus derselben hohen Stufe persönlicher Freiheit wie England oder die Ber. Staaten. Den Unter qrnnd der politischen Weltanschauung der Chinesen bildet der Ausspruch ih res großenPhilosoPhen Mengtse lMen rius): »Die Bürger sind die Götter; der Kaiser ist der wenigst wichtige von nllen." Es aruselt einem bei dem Gedanken, daß ein Voll mit solchen politischenAnsichten mehr als den drit ten Theil der qesammten Bevölkerung bei Erdballeö ausmacht. Die Chinesen haben sich von ihren Vonzen einreden lassen, die Europäer äßen mit Vorliebe die Augen der chi nesischen Kinder. "Jm Abendland gilt als unerschütterliche Thatsache derVöl kertunde, daß in China der Kinder mord oder, genauer gesagt, der Mord weiblicher Kinder millionensach geübt werde und straflos sei. Giles hat sich nrn diese Frage chinesischer Gesittung oder Barbarei eingehend bemüht, und was er uns darüber mittheilt, ist dazu angethan, uns nicht nur in diesem Punkte, sondern in sehr vielen anderen zur höchsten Vorsicht zu mahnen. Eine besonders trübe Quelle unseres Wissens von den Sitten fern wohnen der Völker sind die Reisebeschreibungen englischer Fräuleins, die ohne irgend welche Sprachlenntnisse in drei oder vier Wochen ein Land bereisen und dann ein schön ausgestattetes Buch iiber ihre Reisen veröffentlichen. Jn ihren Wanderungen durch China er zählt Fräulein Gordon Cumming die schanderhafiesten Geschichten von Kin derthiirmem in die halb oder ganz todte weibliche Säuglinge von den Eltern hineingeworfen werden. Sie hat es zwar nicht selbst gesehen, aber sie er zählt ihre Schauergefchirhten mit größ ter Ausführlichleit. Giles hat mehr als vier Jahre in nächster Nähe der sogenannten Kinderthürme gelebt und versichert uns, daß sie nichts anderes» sind als derBegräbnißplatz todter Kind der beiderlei Geschlechts siir die ärmste sBevöllerung Er fügt hinzu, daß es chinesische Wohltätigkeitsanstalten gibt, die die kleinen toten Körper verbrennen und die Asche feierlich bestaiten. Giles behauptet aus seiner genauenKsenntniß von Land nnd Leuten, daß der Kin dermord in China nicht häufiger ist als unter den Völkern in Europa, das heißt also, daf; cr als vereinzeltcs Ber brechen vorkommt, leineswegs aber eine Sitte darstellt. Er liefert aber auch einen zerschmetternden Beweis siir die Verlogenheit der Behauptung von dem chinesischen Kindermassen mord. Jeder Chinese muß sich mit 18 Jahren verheirathen; es ist ihm ge stattet, mehr als eine Frau zu haben, nnd mit Abstufungen nach dem Range sind bis zum Kaiser hinauf zwischen 2 und 72 Frauen gestattet. Wäre bei einem Massenmord der Mädchen im zarten Alter die Aufrechterhaltung die seH Zustande-Z denkbar-? Oder man miißte annehmen, daß in China abwei chend von allen Ländern auf Erden ein ungeheurer Ueberschuß der Gebur ten weihlieher Kinder über die männ lichen stattfindet, wovon nicht das ge ringste bekannt ist. Giles hat festge stellt, daß kein einziger zuverlässiger Reisender, auch kein befragter gebilde ter Chinese den Massenmord weiblicher Kinder anders als in der Form bes kauptet hats er soll in den und den entfernten Bezirken vorkommen! Die Leserinnen möchten wahrschein lich bei dieser Gelegenheit erfahren, wie es in China gegenwärtig mit der Vertriintselung der Füße beim weibli chen Geschlecht steht. Nach Giles Darstellung scheint es damit ähnlich zu gehen wie mit der Entstellung des weiblichen Körpers durch das Kot-fett: Resormbewegung im Osten, Reformbe: wegung im Westen. Seit mehreren Jahren wirkt in China eine aus Chi nesen bestehende Vereinigung unter dem NatuenGesellschaft der natiirlichen Füße. Sie macht Fortschritte, doch kann man noch nicht von einer großen thionalen Bewegung zu Gunsten der natürlichenFiiße sprechen. Versuche zur Beseitigung derFußverkriippelung sind übrigens schon in alten Zeiten in Chi na gemacht worden. 1664 erging von einem der weisesten und größten Kai ser ein strenges Edikt gegen das Ein-« schniiren der Mädchenfiiße. Giles be richtet aber trocken: ,,Vier Jahre spä ter wurde dieses Eoikt aufgehoben.« Im Fekruar 1902 ist abermals-, wie Giles berichtet, ein kaiserlicher Erlaß zu Gunsten der natürlichen Fiifze er gangen; ob die Wirkungen amtlich kedruckten Papieres in China wesent lich größer sind als in Europa, das Nchl OUIUIDAUUL Denschlusx dieserMittheilnnaen bil det ein fiir die Stellung des weiblichen Geschlechts in China oder siir das Pantossellieldenthum der Chinesen ih ren Frauen acaenüber bezeichnendes Geschiclstchem eine der Lieblingsaneki doten der cshinesem »Zehn Pantoffel belden beschlossen unter sich, eine Ges fellschast zum Widerstande gegen die Oberherrschast ihrer Weiber zu bil den. Sie saßen bei ihrer ersten Ver sammlung plaudernd und rauchend da, als plötzlich die zehn Frauen, die von der Gesellschaft Kenntniß bekommen hatten, ins Zimmer traten. Allge meine entsetzte Flucht der Pantoffel helden, neun von ilynen stürzten durch eine Thiir imedinter rund davon, nur einer trotzte standha t dem Ansturm der» Unholdinnen· Die Frauen be gnugten sich mit einem verächtlichen Lacheln über den Erfolg ihrer Helden that und zogen ab. Alsbald beschlossen die neun Ehemänner, den liihnen Zehnten, der nicht davongelaufen war, zu ihrem Präsidenten zu erwählen. Als sie nun zurückkehrten, um ihm den Ehrenposten anzubieten, fanden sie, daß er -— vor Schreck gestorben war.« D r. E. E n g el W Das energische Bild. Eine» amiisante Anetdote von der kaglkhttklgm Macht ehrenvoller Fa milientraditionen erzählen die »Di IUAUchez chez moi« von dem französi schen General Petit, einem Neffen des Generals Petit, ider unter Eli-apa leon die alte Garde befehligte. Man erinnert sich der erschüttern den Szene, in der Napoleon in Fon tamebleau von seinen getreuen Gar diften Abschied nahm. Nach einer An sprache an feine braven Kriegskame raden rief er aus: »Ich kann euch nicht alle umarmen, aber ich werde euern General umarmen. Kommen fie, Petiti« Und Napoleon umarmte zum letzten Mal den General. Die Szene wurde in zahlreichen Stichen festgehalten. Der Neffe jenes alten Generals Petit aber, der auch Offi zier und später General wurde, war ein sehr eleganter anspruchsvoller Mann. Einmal im Manöver war der General mit der Bequemlichkeit fei nes Quartieres sehr unzufrieden, und er gab feinem Mißfallen der Ordon nanz gegenüber höchst unumwunden Ausdruck. Doch mitten im zornigen Schelten hält er,plötzlich inne, er wird ruhig, ein stiller Stolz gleitet über seine Züge und sein Blick bleibt haften auf einem alten Stiche, der in der Bauernstube an der Wand hing. Dann fährt er gelassen fort: »Im striege geht’s ’Inal nicht anders; ist hier doch ganz bequem.« Die ver hliifste Ordonanz starrt neugierig auf das magische Bild, das diese plötzliche ungewöhnliche Bestätigung der gestrengen Exzellenz vollbracht hatte: eg stellte die Abschiedsszene von Fontainedleau dar mit der Un terschrift: »Der Kaiser umarmt den General PetitC Der General bekam zum Abendessen einen frugalen Kar toffelbrei, aber er fand ihn dennoch leckser und köstlich. Ja am Morgen riitmtse er die Bequemlichkeit des Strohhaufen5, auf dem er übernach tet hatte. Die Ordonanz war nun schlau geworden: für 10 Sous erstand sie das magische Bild, und fortan fand der General während des Ma ndvere in jedem Quartier an der Wand den alten Stich. Es fiel ihm nicht auf, daß seOJ stets dag gleiche Bild war, er bewunderte die patrio- » tifehe Tradition der Landbevöllerung, erinnerte sich, daf-, dieser berühmte General Petit zu seinen Ahnen zählte und war während des Mandvers stets in glänzender Stimmung. Ia fo vergnügt, daf-, er lzum Schluß dem erfinderischen Burschen ein ansehnli che5 Trintgeld in die Hand drückte. —-..-.--.-— Ueber einen Sckjuß mit der Mist gebet wird dein ,,Hoyaner W«oek:enblatt« folgende-J Stückchen erzählt: Jch swiar aus der Jagd und hatte mich hinter eine Heere gesetzt, um mein Jagd-früh stiick zu verzehren Aus der anderen Seite streuten zwei Männer Mist, ein Knecht und ein alt-er Tagelöhner. Sie sahen mich nicht. Ian, der Knecht, der erst Vor Kurzem vom Mijitär frei gelonimen mar, erzählte dem alten Hinnerk von Der schönen Soldaten Zeit. »O, dat tenn’ ick all«, meinte Hinneri. »ick bün in Celle lsin Volke idng beißt beim Militär) wesen, as wi noch hannöversch wören, icl kann di segnen, iri maß ot ’n stummen Soldat!« -— »Sel) on, du liest jo noch nor kein Ziubbeiin ("Gew«eer in ’n Hännen l)ni«, neckte Ver Andere. — » »Tai will ick die iviesen«, ereiierte sich Hinnert, ,,ob irt nicb of Griffe kloppen kann. Nu kunnnandeer mol, du büst nu Schersant un ick Rekrut« -——— nnd dabei stand er mit der Mistforke »Ge weer bei Fuß«. Jan ließ nun den Alten richtiq Gieivebrererzitien ma chen, daß es nur so klapptr. Mich plagte der DeuiveL Was inir in den Sinn fuhr, lam: Der Schersant kom :nc1ndirte: »Le,1t an! Feuers« und in demselben Augenblick knalltse ich meine Jagdslinte ab. So etwas von Verbliissung und Schreck habe ich überhaupt noch nicht gesehen. Ei war wirklich »zum Schießen!« Was ist unsere Pflicht? Was uns besser macht und Keinem wehthuL sit sit It So viele Menschen sind wie ein Baum —- erst muß sie das Schicksal tüchtig schütteln, dann fallen die Früchte nur so von ihnen.