Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 17, 1909, Image 4

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    I- slaeutine Gebt-cis
DIE mag Mo dxr Weichen
U um tm Arius-en Blätter-franz,
staat-, daf; arti-: Bjsck dich mixnos streifte
In deiner Sommerszgse Gang-;
Immh da der Herbst dich k.--.-.«i.:u malte
n faser fes-sc Irr-lexan
aß im das - :-s- nach Ihr ;:.e:rE-.n:««:1.
In dir nuli fu«-nd Miseremsth
eut fiel-ff du du« mng Frost es «T.-·Ea::ert,
II dreis am Läg-den- all dem Ei · .
Es stockt mein THE-. cum Bors. Izu-drei
XVU J
sie leuchtete ae den ans- dcuk E taxin
Ill das-, all das hast du etwas-« (
S- triche, Wuiglkcke Pracht? J
Und blind gnka reli eure-ei diss- txrute, »
Inn dich der Here-stimmt arm gemerkt-Hi
Ins deinen Besten hör« ichs rarmen,
III den vergilbten Blättern euer-:
»Er-I aus verlornem Gmel erkennen,
dein es war ist Menschenbrauchst
Ists- Childeriqs Obiz-.
Erzählung von OIKII Islemi.
Der ksradlstkkönlg Ehxlderrch l.
GEIle war ein sehr lerchtlebiger
Herr. Was er sich, wenigstens im ec
sten Abschnitt seiner Regierung, an
locketen Streichen zu drwxllrgen ge
ruhtb trieb seine Unterthanen zur
Wär-uns Er mußte auf seinen
Thron verzichten und i:1’s Ausland
flüchten
Bei dieser Gelegenheit lernte Einl
dekich, wie dies ja immer so zu gehen
pflegt, seine Freunde in der Noth ken
nen. Von dem ganzen Schwarm sei
ner Hofschranzen blieb ihm Niemand
treu, als Gondebaut, sein Hausmars
sea- Diesek rieth ihm, sich ji«-:
einst Zeit bei dem König von Thü
« als Gast zu laden, und an des
Lea f die Hoffnung auf Wiederein
Mg in feine vorige Herrschaft nach
Kräften zu nähren.
Max-St fragte Childetich den
treuen Hausknarschall wann seiner
Berechnung nach beiläufig die-Stunde
its-Zagen würde, in der eine solche
Hoffnung in Erfijllung gehen könne.
Da nahm Gandebant ein Goldstück
aus seinem Beutel, bog die dünne
Münze so lange mit den Fingern hin
und her, bis sie in zwei Hälften brach.
und sagte dann, indem et eine Hälfte
dasn dem König reichte: »So-bald
ein Abgesandtek von mir vor Euch er
stlpint um die zweite Hälfte dieser
We zu überreichen, wird die
Stunde der Rückkehr angebkochen
ein« —- — —
Bei der Wahl eines neuen Königs
wußte Gondebaut seine Franken so
geschickt zn beeinflussen, daß ein
Mann auf den Thron kam. den die
guten Franken nach wenigen Jahren
ebenfalls davonjagen mußten Jn
der Erkenntnis-, daß selten etwas Bes
seres nachkommt, ließen sie Cbilderitb
Mckberufem was Sande-baut mit
Hilfe der zukückbebaltenen halben
Ioldmünze versprochenertnaßen be
sorgte
. »Damit kaan ich dienen-» Mitl
dieser Frage empfing Herr Landri
kourt, einer der ersten Antiquitäten
händler von Paris, einen vornehmen
Herrn, der eines schönen Morgens in
seinen Laden trat.
»Man bat mich an Sie als den be
sten Miinzenkenner gewiesen nnd ich
komme, um in einer besonders schwie
rigen Sache Ihre Dienste in Anspruch
zu nehmen« antwortete der Herr in
einem Französisch das zwar in der
Form eine ante Schulung, in der
Aussprache aber entschieden englische
Sprechwerlzenae erkennen ließ.
Landricanrt Verneigte sich Zum Zei
chen seiner Tienftbereitschaft
Der Herr leate Hut nnd Hand
schnbe ab um« fuhr fort »Ich bin im
Besitze einer großen nnmismatischen
Seltenheit, die aber iiir mich als
Sammler keinen rechten Werth lmt
da sie unvollständig ist.
»Was ist das fiir eine Seltenheit?«
»Es ist eine Goldmiinze ans der
Zeit der Merawinger.«
»Ist sie echt ?« i»
» «Un.3weifell)aft.«
»Dann ist der Herr Fu begliickwjins
»Seid-er nur halb«, sagte bedauern
« Tones der Engländer »Ich be
e nämlich nur die eine Hälfte der
kostkzaren Münze«
Ländriconrt sah den Herrn ek
stcmnt an. Er war offenbar sehr ge
spannt
Der Fremde entnahm seiner Geld
tosche ein Stückchen halbrunden asten
Goldblecheå »Hier ist alles, was von
der seltenen Münze in meinem Be
II ist«
»Es käme also daraus an, die seh
Iqtde Hälfte dieser Münze herbeizu
»Oaz wird schwer möglich sein,«
Mit Landen-euer
A ließe mik»die Menschenmis
sq anderen- Oatfte dieser Münze
Ist-se M We Denn wenn ich
, , em. tens
« MMIOMHM und
is REI- Ietiquiefs z
« töttndöndtsr Ieicht-l
Ma- sse-w- fes-;
III-«- «-«k « l
HEFT-IN
In Lächeln Dickie vmsdndriesvrtl
Lippen
«Bitte sehr. Es sos dariibee so
sar eine Urkunde vorhanden sein«
Jch möchte Sie also bitt-en, die Her
» beiichaifung der fehlenden Hälfte use
nigsrens zu versuchen Sollten JIM
Bemühungen atsue Erfoig bleiben
so würde ich Sie gern durch ein-. anj
derei- Nesclsäft daiiir e:itscl)ädinen.«
Landricourt tåesi iiJi nitr zögernd
herbei. »Wenn ais damit eine neue
Knndschnit gewinnt-, so stehe ich gerne
zu Diensten, so aussichtslos mir die
Sache auch erscheint Nur niiißte ich
Sie bitten, mir die halbe Münze fiir
einige Tage anzuvertranen Jud
will sie einigen meiner Geschäft-J
freunde zeigen. Vielleicht weiß einer
van ihnen, wo sich die andere Hälfte
befindet Für die Rücksiellung JU
reS Scham-S in unversehrtem Zustan
de leiste ich natürlich jede gewünschte
Baarschaft-«
»Es-tue einfache Empfangsbestätis
sung genügt mir durchaus.« erklärte
der Engländer, Herrn Landricouri
die halbe Münze reichend.
»Ich danke Ihnen für das bewie
sene Vertrauen mein Herr. —- Wo
hin darf ich das Ergebnis meiner
Nachforschungen berichten?«
»Mein Nanee ist Walter Warne
lev. Ich wohne im Hotel Bristol.
Sie brauchen aber nicht zu mir zu
schicken. denn ich bin selten im Hotel
tu treffen Jn acht Tagen werde
ich selbst kommen und nachfraaen."
»Pie Sie wünschen, mein Herr-«
sagte Landricourt und notirte sich sur
alle Fälle die Adresse des Engliins
der-, worauf sich dieser empfahl
Kaum hatte die Thürklinle hinter
Warnzley sing-schnappt, da breitete
sich ein zufriedenes Lächeln iiber
Landriaurti ganzes Gesicht Er
trat an einen hohen, mit vielen
SWen verfehenen Schrank, zog
eine Lade nach der anderen heraus
und begann in deren wire durchein
ander lieaendem Inhalt zu suchen
Jn diesem wunderlichen Kram
suchte Landricourt nun mit Eifer
und Aufmerksamkeit Sein Gesicht
röthete sich dabei, und der Schweiß
feste sich in glänzenden Perlen an
Stirne und Schläsen an, denn er
fand das Gesuchte nicht, und all er
die lehte Lade erfolglos durchstöbert
hatte, richtete er sich stöhnend aus.
trocknete sich die Stirne und sah grü
belnd zur Decke empor.
Mehrmals ging er nachdenklich in
seinem Laden auf und ab, hierauf
öffnete er die Thür eines kleinen, mit
matten Scheiben versehenen Verschlu
ss, hinter dem sich fein Kontor be
fand, und rief: »Nat)niond —- einen
Mlick!«
Ein an einem Stehpult arbeitender
junger Mann drehte sich unt und
fragte: »Was ist denn, Papa I«
»Ich möchte dich fragen, ab du
nicht ein Armdand gesehen hast, das
ich suche und nicht finden kann. Es
war ein diinnes goldenes Kettchen
mit der Hälfte einer antilen Gold
münze alr« Ilnbängsel.«
Hätte in dein Kontoe nicht ein ge
dämpstes Dämmerlicht geherrscht
tvürde Landrirourt gewiß das sanfte
Erröthen Naninonds bemerkt haben,
als dieser nach einer Pause kopfschüt
telnd erwiderte: »Ich kann mich
eines solchen Armbandes nicht erin
nern «apa."
»Es lag dort in einer der Laden.
Jahrelang habe ich es aufbewahrt
und eg lam niir oft unerwiinscht un
ter die Finger, wenn ich etwas ande
res suchte. Zett. wo ich es brauche
ist es nicht zu finden!«
Ranmond zuckte die Achseln und
begann mit dem Federtialter ans den
Lippen zu trommeln
Papa Landricourt trat wieder zu
dem Schrank und fing noch einmal zu
suchen an. Mit denisellpts Erfolg
wie vorhin Verdrießlich richtete er
fich aus. Er war nämlich überzeugt«
daß das Anhängsel des Armbander
sich vorzüglich zur Ergänzung der
halben Münze des Englanderg hatt-.
verwenden lassen, wenn es nicht gar
die fehlende Hälfte selbst darstelltc.
Und nun war es verschwunden Das
war sehr ärgerlich
Sir Walter Warnåley war schon
ziemlich weit gekommen, als er ent
deckte, daß er seine Handschuhe bei
Landricouri vergessen habe. Da er
noch einen anderen Besuch varhatie
und ohne Handschuhe nicht gewohnt
war,Besuche zu machen, trat er in den
nächsten Hands uhladen, um sich ein
neues Paar zu ausen.
Bier sah sich Wamsleh einer ent
zückend hübschen Verläuserin gegen
über, an der jedes Härchen und jede
Bewegung voll echten Pariser Schick-I
waren. Während das Fräulein den
Engländer bediente, hatte dieser ge
nügend seit, sie zu bewundern, und
kam dabei auch aus ihre wunderbar
zarten, zum Küssen geradezu heraus
sardernden Hiindchen
Warnsleh überlegte, ob er dem Be
gehren, diese süßen Händchen an die
Lippen drücken zu dürfen, in zarten
Worten Ausdruck geben sollte, da er
Ieckie ein dünne-Z Kettchen am Hand
Ielenk der Verläuserin plötzlich eine
» qanz andere Begierde in ihm.
» An diesem Kettchen hing nämlich
als Anhänger die Hälfte einer alten
Goldmünze.
Entschuldigen Sie dieBeriIeekuna,
inein Fräulein, daß Sie ein eigen
ihüniliched Archängsel an Ihrem
Inaba-d haien,1«.laste serv-leh
»Er Wen diese halbe Ists-Fei«
fee-anders Fräulein
»Ja. Sie hat wohl eine besondere
Bedeutung fiir Sie?'«
»Ja der That, mein Herr-. Arm
baiid nnd Illiiinze find mir ein then
res Andenten Die Miinze soll Glück
bringen Für mich ist sie in ihrer
Halhheit irr-in wirklich ein Symbol
meines (,s-Iii.lce.«
»Wenn ich recht verstehe-, sind Sie
also War kiliicklich doch noch nicht
ganz. «
»So ist i·:i«. seufzte dass Fräulein
»Ich wurde mir gerne die Frage
erlauben. nie-J einem io liebenswür
digen Weit-n wie Sie es find, mein
Fräulein zn seinem Glücke fehlen
kam-, wenn diese Frage nicht indis
tret wiire."
»Da-k- diirien Sie getrost fragen,
mein Herr. Mir fehlt zu meinem
Glück nichts als- Geld," kam es von
den Lippen der schönen Verlaufs-in
..Vielleicht tann Ihre Glücksmiinze
Ihnen viel Geld eindringen.«
»Wie wäre das möglich. Das Din
gelchen wird kaum viel werth sein'
»Wer tot-iß. Es wohnt ihr viel
leicht ein Zauber inne, den Sie noch
nicht kennen. Wollen Sie mich du
Münze einmal näher besehen lal
teuf«
»Mit BergniigenA Das Fräulein «
löste das Armhand von ihrem Gelent .
und reichte es dem Fremden »Bist-er !
bittc.« i
Parasan betrachtete die Münze
genau. Mit heimlicher Freude er
kannte er, daß die halbe Münze un
zweifelhaft zu jener Hälfte passen
würde, die er soeben bei Landricourt
snrückaelassen hatte.
»Habt ich es nicht gesagt?« ries er
erfreut, »die Münze bringt Ihnen si
cherlich viel Geld ein. Sie brauche-i
sie’nur zu vertausen.'
»Sie scherzen, mein Herr«. sagte
die Verläuferin
»Durchaus nicht Sagen Sie mir.
tvas Sie für die Münze verlangen
und ich tanse sie Ihnen ans der
Stelle ab.'«
»Für das bißchen Gold könnte ich
nicht viel erlangen, und den großen
Werth, den die Münze sonst iür mich
bat, würde mir Niemand bezahlen
können Also verlause ich sie über
haupt nicht«
»Die Münze hat aber auch für
mich, und zwar nur für mich. mehr
als ihren Geldwerth«. sagte Warne
ley ernst »Bedenlen Sie, daß Sie
vielleicht nie mehr Gelegenheit haben
werden, sie so vortheilhaft zu ver
äußern. Tie Münze hat sür mich ei
nen Liebhaberwerth, den ich gerne be
zahle« »Und für mich hat sie einen
Liebhaberinnenwertb. der nnbezahls
bar ist« sagte das Fräulenn licht-lind
»Sie ist nämlich sammt dem tlrrn
band ein Geschenk meine-:- Verlobteis ·'
»Ihr Verlobter w.:-d wahrschein
lich nicht böse sein nnd Ihnen ein-.- an
dere Münze schenken. ireint er er
fährt, was sür ein gute-;- isieidiait Sie
mit dieser gemacht haisen «
Die Hartniickiglett Fee Fremden
bewog nun doch das syraniein zu der
Frage: »Was münden Eie denn Für
sdie Münze geben ?«
, ,,Zweihundert Franl.«
s
»Mir ist sie mehr werth«
Also dreihundert«
Das Fräulein schüttelte abwehrend
E Jetl wurde Warnsley hiyig »Es
ist nicht meine Art, inn Dinge, die ich
gerne besisen will, lange zu seilschen.
Ich nenne Ihnen als letztes, aller
dings bedeutend zu hoch gegriffenes
Angebot sünshnnderft Frant.«
»Ich bedanke, mein Herr.«
» »Aber Sie sagten doch, es fehle Its
inen zu Ihrem Glücke nichte- als
Oeld." sagte, über so viel Standhais
tigteit verwundert der Englander
! »Das is: richtig. Doch fünfhundert
Frant sind tin-in der sünszigste Theil
dessen, was mir zu meinem Glücke
fehlt«, erklärte die kleine Pariserin
mit Wichtigteit
’ Warnsley erschrak sast ob der gro
ßen Summe Mit bedauernder
Miene gab er das Armband zurück
und sagte: »Was wallten Sie nur
mit so viel Geld anfangen, mein
Fräulein ?«
»Damit würde ich mir die Zustim
mung des Vaters meines Verlobten
zu unserer Verbeirathung ertausen
So viel verlangt nämlich der alte
Herr Mitgift von seiner künftigen
Schwiegertochter.«
»Nun, sehr bescheiden scheint der
Herr gerade nicht zu sein,« meinte
Wamslen »Ist er denn selbst so
reich?«
»Noch viel reicher. Er ist einer der
Jst-n Antiquitätenhändler von Ps.
g «
»Was Sie sagen! Es ist doch nicht
etwa qar Herr Laiidricourt?«
»Freilich ist er’s. Und sein Sohn
Namen-nd ist mein Verlobten den er
jeyt auf Reisen schicken will, weil er
erfahren hat, daß er eine arme Ver
cäuferin liebt und heirathen will«
Nur rniibiain unterdrückte das
Fräulein bei diesen Worten die Thröi
«Trösten Sie fich, mein Fräulein.’
nnd hoffen Sie,« sagte Wams-ten
mitfühlend »Auch Landrieourt wird
kein steinerne-I Herz haben nnd zuletzt
vielleicht inschgebein wenn Sie. und
Rr Ver-loher nur tapfer sind. Und
seien der Münze möchte ich Ihnen
dein-end Ueberleaung empfehlen Ich
Ieede inte jedenfalls erlauben, in die
hPse; Fasse noch einmal M
sasprechen.«
Er bezahlte seine sdandiåisdk und
ging. «
. .
Jnfolge einer lisiclitcn Erkrankung
konnte Wart-isten crit acht Tage späte-r
wieder san seine LIiiinzr denken Er
hatte an diesem Tage einen in Pan-k
ansiisimsen Landsmann in besuchen
nnd wollte nuf drin Heimweng bei
Landriconrt vol-sprechen nnd Lein-r
balbr Münze zurückkwrlnngcn Erin
Landsmann, ein gewisser Trnmsard.
empfing ihn mit gelzcimnißvollcn An
deutungcn über eine ihni zugedacht-s
Ueberraschung-'
»Was haben Sie denn iiir mich.
daß Sie so grbrininiszvoll thun?"
erkundigte sich Wnrnslrn
»Eine große-, aber leicht nnr halbe
Freude-A antwortete Dank-Zorn
»Eine halbe Freude ist immer not-k
nichr als gar keine,« scherzte Waran
len »Bei-süßen Sie mir die halbe
Freude wenigstens dadurch. dass Sie
s mich damit niclit länaer ans die Fol
ter spannen«
»Ich will Sie sosokt glücklich ma
chen.« sagte Dratvsord, aus einer
Schnblasdcs trink-H Selirribtiiches ei
nen kleinen in Seidenmpier gehüll
ten Gegenstand nehmend. »Hier
schenke ich Ihnen eine große Naritiit
fin Jiire Münzeniammlunq-«
War-isten wickeln- das Geschenk
neugierig ans seiner llmhülliing. Der
freudiae Schimmer in seinen Augen
verwandelte sich aber iosort in itnrs
tes Staunen beim Anblick dessen
wag zum Vorichein kam.
»Mir scheint ich hiebr mich verrech
net.« bemerkte DrawsorI »Wie ich
sche, bereitet Ihnen mein Geschenk
nicht einmal eine bale Frei-du« .
»Ist Oft DUCL Ilkvkc Drum-usw
ich kann über thi- Geschenk augen
blicklich nur verblüfft nnd nicht er
freut sein. Wo haben sie um des
Himmels willen das Ding ber?«
»Ich habe es gestern im Laden ei
nes Antiguitatonhändlers entdeckt
Auf meine Erkundignng erklärte mir
der Mann, es iei eine große numsgts
inatisrbe nnd zugleich historische Na
ritöt, nämlich eine halbe Goldmünze,
die einst dem König Cbilderich in der
Verbannnng eingebiindiat wurde »Wir
Zeichen, dasi er in sein verlorene-J
Reich zurückkehren nnd seinen Tbron
wieder besteigen dürfe Tisi ich Ists-re
Liebhaberei iiir seltene Miinzen kenne
erwarb ich das seltene Stiirk iiir Sie«
»Der Händler beißt Landriconri
« nicht wahr?« sragte Wams-im
»Bisher wissen Sie das? Habe-i
Sie diese Münze schon vor mir bei»
ihm gesehen? « -
»Ich habe sie sogar noch iriikier;
gesehen als Landriconrt selbst Erit
von mir bat er sie in Verwabrwg be- J
kommen Er sollte mir die zweite
Hölste dazu verschaffen Statt des
sen bat nun der Spisbnbe auch die
Hälfte verkauft die ich bereits besaß. z
Doch er soll mir sosort Rechenschaft
geben!«
Warnglen cmptabl sich eiligst von
seinem Landsmann nnd machte sich
auf den Weg zu Landricanrt Er
war empört nnd konnte dass Vorgehen
des Antiquitätenböndlerg nur begrei
sen. wenn er animan daß sich Lan
dricourt ihm gegenüber werde recht
setigen können Wiederholt blieb
Barnclev noch aus der Straße ste
hen und priiite die halbe Münze, um
sich zu überzeugendasz er Landrirourt
auch nicht mit einem Gedanken un
recht thue. Es war aber kein Zweisel
möglich. Was ihm sein Landsmann
soeben geschenkt hatte, war sein ur
eigenstes Eigenthum Er nahm sich
dor, Landrirourt gründlich das Hand
wer-c zu legen. Der sollte keinen
Sammler mehr betrügen
Jn Gedanken bereits bei der ichs
nen daridichuliveeläuierin entschloß
er sich, sie auch persönlich nufzusuchen
um sich Gewißheit darüber zu ver
schaften daß seine und ihre Münzen
hälfte zueinander paßten
Er trat in den Laden nnd erklärte
sofort: »Ich komme wearn dir its-in
ze, mein Fräulein!«
»Bei-alten ich vertuuåe iu- nicht.«
antwortete das Fräulein fest. »Von
heute an hat sie übrigens einen noch
höheren Werth sür mich.«
«Wieio.'«
»Heute geht der, der sie mir ge
schenkt hat, ins Ausland Da soll
mir die Münze eine stete Erinnerung
an ihn sein. Jch werde ihn ja fett
so lange nicht sehen." Die Kleine
kämpfte mit Thtiinen
»Bei-beten Sie nur den Muth nist.
räulein,« trösteteWarnöley, dem sein
chebedürlnisz plötlich einen herr
lichen Gedanken einsah .,Vielleicht
habe ich es in der Hand, Deren Lan
dricourt so umzustiinnien, daß er fei
nen Sohn überhaupt nicht von Paris
sortschickt.«
»O, wenn Sie dazu imstande wa
ren, meine Dankbarkeit würde gren
senlos sein« "
»Ich bin vielleicht zu noch mehr im
Binde Es ist nicht ganz ausgeschlos
dass ich Herrn Landricourt be
wege, Ihre Verlobung mit seinem
Sohne mit freundlichen Blicken zu he
trachten.«
»Ach. wenn Sie es dahin brächten,
Sie würden mich dadursz wirtlch zu
jedem Opfer vewslichten.«
»Für-den Sie mir siir einen solchen
Dienst auch die halbe Münze non Ih
rem Armbaud opfern F«
»Um-gis Wenn mir der Gebet
selbst stehet wäre, könnte ich ja sein
Mut W tatst-E
- E E «E1ng
Såss Feäglein Wen Sie mit
W nur« das ich Ihre holde Män
se mit einer anderen Hälfte IMMEN
Qh die ickz besitze
Tsik Verläuferin wrllialzkte dem
Wunsche Wenigstens und reichte ihm
ihr Zinnen-nd Wornslen legte beide
Hälften der Münze aus dem Laden
tische zusammen nnd sah mit Freu
den- daß sie liickenlesks zninsmnenpnizi
feu. szjs illrmbnxkd mrfickknbcnd
sagte er: »Ich glaube-, io wie Ich jetzt
aus diesen zwei Bruchitücken eine
ganze Miler gemacht inbe- ie werde
ich alt-S Jlmen und Herrn Landes«
courts Sohn mich ein Paar machen
können Gelingt mit das so net-lau
sen Sie mir also das Anlninniel ihres
Akmbandeiks »P«
.O. dnnn schenke ich es Ihnen
sammt dem Armbnnd!'« jouchzie das
Fräulein
N»Heiien Sie meine Begebelichkeii
nicht Fräulein sonst verlange ich am
Ende mit dem Armband zugleich die
Hand, die es schmückt.« scherzte
Wams-Im und empfahl sich.
o o i
Landrirourt empfing den Englän
der mit so viel Unbefangenheit und
Sicherheit« daß dieser, ganz gegen
seine Absicht, mit den Vorwürfen, die
er ihm zu machen hatte, vorläufig zu
riicktuelt
»Ich bin sehr erfreut uber Jhr
Konntten«, erklärte Landricourt
strahlend »Dein-abi· hatte ich zu Jbs
nen geschickt, unt Sie unt Ihren Ve«
such zu bitten«
»Bei-halb denn? Jst Ihnen viel
leicht meine halbe Münze abhanden
Flammend-" fragte Wams-lett
»Im Gegentheih ich habe die dazu
gehörige Hälfte gefunden —- Hier,
mein Herrl«
Zu Wams-lehr- nraßlosent Staunen
legte Ländrieourt die zwei Hälften
der Münze var ihn aus den Laden
tisch. Er fand keine Worte, seinem
Erstaunen Ausdruck zu geben, son
tdern starrte in stnrnnier Fassung-Zw
ssiqteit die Münze an.
f »Nicht wahr Sie statuten über
lmeine Jirialeit mein Denk-" sprach
iLandrirourt selbstaesällia »Da-z ist
Haber noch nicht Alles1 Der Werth die
ser Münze verdreisacht sich noch da
durch, daß die ergänzende Hälfte von
einer alten llrlunde benleitet ist, aus«
der hervorgeht daß die Münze in
einem grosser- historisehcn Moment in
zwei Oäliten getheilt wurde und irn
Leben des- Begriinders der sranzasis
schen Monarchie eine grosze Rolle
spielte-. Man fand die Miinzhäliten
beide itn Grabe des Königs Cliildei
rich. dass im Jahre 1536 bei Tom-nah
entdeckt wurde.«
Landrironrt legte bei diesen Wor
ten ein vertriebtes. mit til-erzeugenden
cinrissen versehenes und mit Schrift
ziiqen von ehrwiirdigster Unlesbar-«
seit bedecktes Blatt Pergament neben
die Münze.
Warnslen hatte sich inzwischen so
weit von seinem Staunen erholt, unt
die Münzbälften genauer drüer zu
können Er sand. dasi die eine Hälfte «
eine sehr gelungene Nachbildung der»
seinigen war, die er in der Tasche;
hatte, und daß die andere Hälfte eines
sebr geschickt fabrizirte Ergänzung der s
ersten Hälfte war. In einigen unbe
deutenden Abweichungen an der
Bruchkante war jedoch zu erkenneni
daß die Münze, wahrscheinlich auf
galvanodlastischeni Wege-, ini Ganzen
hergestellt und dann in zwei Hälften
gebrochen worden war, um eine mög
lichst natürliche Bruchlinie zu errei
. Hätte Warnsleh nicht gewttßt.!
wo sich die Theile der echten Münze!
befanden, er würde sich wohl habt-w
täuschen lasfen, so vortrefflich war diel
Fälfchung ausgesalten Fest begriff
er auch, warum Landrirourt seinei
echte halbe Münze so rasch zu verkau
sen gewagt hatte. Er hatte ja einen«
ganz hübschen Ersab dafür, vielleicht
sogar in mehreren Exemplaren 1
Schweige-nd barg War-isten die
Münze in seiner Geldbörfe und ließ
die Urkunde unbeschen in der Rock
tasche verschwinden Dann sprach er: ;
»Sie haben sich sehr Viel Mühe gegen j
ben, mein Herr. Jch fürchte nur, Sie f
werden nicht aus Jbre Rechnung kom
men.'
l
i
Landricourt zog die Brauen hoch.
»Mein Dem ich daks Wohl nicht an-i
nehmen, dasz Sie jetzt, nachdem ich
Sie besriedigtshabe, am Preise dieser
Raritöt mökeln wollen, den Sie übri
gens noch gar nicht kennen, mit dem «
Sie sich aber irn Voraus einverstan
den zeigten, indem Sie die Münze
sammt der Urkunde elnsach in die
Tasche steckten« «
»O, ich habe noch mehr in der
Tasche« sagte Warnsley scharf. »zum
Beispiel jene echte Hälfte der Münze,
die ich Ihnen anvertraut habe, und
die Sie, im Vertrauen ans Jhre ge
slungene Fälschnna, aestern einem
»denn verkauftem durch den sie wie
der in meinen Besik kam. Jch glaube
auch die andere Hälfte der Münze so
gut wie in der Tasche zu haben. und
vor Allem habe ich Sie selbst in der
Tasche«
Landricaurt erschrak sichtlich. doch
faßte er ssch bald wieder. So rasch
wollte er sich nicht untertrieaen las
sen· Er naan seine ganze Dreistigs
seit zusammen und erklärte-: »Von
Illem was Iie sagen, verstehe ich
sur sa viel. daß Sie mich der Fäl
ssuna Wchtiaen Uenn Sie aber
an der Echtheit der ane eiteln,
dann brauchen sie sie sa zu ges
aus mit sammt der Urhtnde.'
»Sie vergessen, mein Reben daß
ich in diefern Falle nur sur Heraus
gabe der einen Hälfte der Witze ver
pflichtet wäre. Denn wenn die
Münze fo echt ist, wie Sie mich glau
ben machen wollen, fo ift in die an
dere Hälfte mein Eigenthum Diese
Hälfte Ihrer MiinFe im Vereine mit
meiner echten Hälfte würde geringer-,
eine Anteiqx gegen Eie wegen Ver
untreunng nnd versuchten Betrage-z
sn rechtfertigen«
Jetzt verlor Landrirourt doch feine
Fassung Wenn der Engltjnder die
Anzeige machte, war rr verloren
Man hätte ilnn nicht nur in diesem
Fall einen Betrug nachweisen können.
fondern es miiren auch noch andere
Leute« die er ähnlich bedient hatte,
hinter seine Schliche gekommen und
hätten ihn gerichtlich belannt Das
mußte verhindert werden nni jeden
Preis-. llngemein sanft sagte er nlfoz
»Ich verfichere Ihnen, mein Herr
daß meine Hände rein find, wenn
gleich hier in der That eine Fälfchnnzf
vorzuliegcn scheint. Ich wäre dann
nur feldft das erste Opfer der Fäl
fchung. Ich habe nämlich die fehlen
de Hälfte der Münze von einem Ge
fchiiftsfrennde erwarben Gegen ihn
allein wäre eine Anzeige gerechtfer
tigt. Die Strafe würde freilich nnr
feine zahlreiche Familie treffen. Aus
Rücksicht auf diefe würde ich mich je
denfalls einem Verfahren gegen den
Betrüger nicht anfchließen.«
»Wie heißt denn dieser Geschäft-:
frrnnd2« fragte Warnslen ungläubig
»Ich will feinen Namen nicht nen
nen — feiner armen Familie zu
liebe-«
»Sei-ein« sagte Warnslen nomini
»Jhre humane Rücksichtnahme ehrt
Sie außerordentlich Vielleicht folge
ich Ihrem schönen Beispiel nnd nn
ierlasse die Betragsanzeige Die An
zeiae wegen Verantrennng werde irli
aber jedensalls gegen Sie erstatten.
Sie leugnen doch nicht etwa, daiz Sie
meine Hälfte der Münze verkauft ha
beii?«
Laiidrieoiirt fah wirklich keine
Möglichkeit, das zu leugnen Es
blieb nichts iibrig, als den Englander
durch Güte unizustiinmen »Verzei
hen Sie inir den kleinen Fehltriti.
mein Herr Ich will das Geld, das
ich siir die halbe Münze bekommen
bade. gerne zurückgeben Dann ist
Niemand geschädigt Auch ich bade
Familie nnd s-—«
» ..Habeii Eie mehrere Kinder?«
l »Nur einen Sohn. mein Here«
i »Habt-n Sie für den auch so viel
»Der; wie sür die Kinder des Man
nes, der die Flilschiina aiii dein Oe
wissen haben soll 7«
! »Gewiß, mein Dere, freilich « «
l »Nun, was haben Sie an Ihrem
Sohn ans-zusehen ?'·
. »Seine Neigung, in der Liebe
Tbarheiten zu begeben. Mein Sohn
hat sich nämlich heimlich verlobt?««
»Was wollen Sie dagegen ma
Tchm7"
. »Ich werde ihn in’e Ausland
schicken, damit er seine Liebe vergißt«
»Hei-en Sie dem Mädchen etwas
vorzumerien i«
»Nichts, als daß sie als gänzlich
mittellose Person meinen Sohn in
ihre Rede gelockt bat- Für mich ist
dacs iitirigens genug."
»Für mich iit es jetzt auch gewiss
sagte War-idem sich zur Thür wen
dend. »Ich innß gehen, sonst ver
säume ich die .- «t, während welcher
der Staat-Fantoli t zu sprechen ist«
»Aber, mein Herr-, seien Sie doch
nicht so aransainl« bat Laiidriceiirt
«Haben Sie Erbarmen und verzeihen
Sie niir." , f
Tei- Englandek schien nachzudenken
und meinte dann: ,,Ekbarinen gegen
Erbarmen Eine kleine Buße haben
Sie immerhin verdient Jch will sie
Ihnen zum Vortheil Ihre-J nur un
belaunteu Sohnes auferlegen, indem
ich die Nirlitetstattung einer Anzeige
davon abhängig mache, das-, Sie fei
ner Neigung zu jenem armen Mad
chen nicht mehr entgegen sind-«
Landricourt glaubte schon gewon
nen zu haben. »Ich begreiie zwar
Jbr Interesse iiik meinen Sohn und
sein Verhältniss zu einem armen
Mädchen nicht, will aber Ihrem
Wunsche gern entsprechen Dafür
; lassen Sie mir jed. di die Münze und
» die Urkunde da « nicht tvalir?«
! War-isten lächelte. »So leicht bin
lich nicht zu befriedigen, mein Lieber.
Ich gebe sicher. Wenn Sie heute
Ibend kaen Sohn mit feiner Dame
im Familienlreiie regelt-echt ver-loben
wollen, zu welcher Feietlichkeit ich mir
eine Einladung erbitte, dann will ich
Ihnen die beiden Fölschungen aus-ful
gen.«
Landrieourt machte ein Gesicht, als
hätte man ihm Galle eitigeträufelt,
Ersand jedoch keinen anderen Aug-i
weg aus leinee Klemme und sagte
deshalb: »Es lei. Kommen Sie also
ute Idend unt acht illu- in meine
bnung, im ersten Stock dieses Ge
kiiudech um Zeuge der Verlobung zu
ein.'«
»Ich werde piinttlich zur Stelle
sein«. sprach Waruslen nnd ging.
Am Abend fand richtig die Verlo
bung statt. Vier Gliickliche wohnten
ihr bei: Namnond und seine Braut,
Waeiisley, der in den Besit der echten
beiden Hälften der Münze gelangt
war. und Landeicourt, delleu Glück
darin bestand, die Beweis« sei-It at
großen Schlauheit wieder in edit
Ende zu bekommen «